Finanz- und Risikomanagement 1 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Vorlesungsinhalte 1. Basisgüter und Grundbegriffe - 2. Einteilung nach Art der Basisgüter Einteilung nach Börsen- oder OTC-Handel Einteilung in Spot-Geschäfte oder Termingeschäfte Einfache Terminkontrakte (Forward, Future, europäische Option) - 3. Forward Future Margin bei Börsengeschäften Europäische Optionen Optionen Arbitrage (No-Arbitrage Prinzip) Ein einfaches Marktmodell (oder das Ein-Perioden Modell) - Berechnung der Optionsprämie im einfachen Marktmodell (Duplizierendes Portfolio, ) Berechnung des Forward-Preises im einfachen Marktmodell Random Walk-Theorie oder der Kursverlauf von Aktien logarithmische Rendite und einfache Rendite Das Black-Scholes Modell für die logarithmische Rendite Simulation eines Aktienkursverlaufes 4. Das Binomial Modell 5. Eigenschaften von Aktienoptionen 6. Die Black-Scholes-Formel und Sensitivitäten 7. Strategien mit Optionen 2 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 1: Basisgüter Basisgüter auf Finanzmärkten einteilen in ¾ Aktien (z.B. Aktie auf Daimler, BASF,…) oder Aktienindizes (z.B. DAX, TecDAX, EURSTOXX50,…) ¾ Anleihen (z.B. Bundeswertpapiere, Länderanleihen, Industrieanleihen,…) ¾ Devisen (z.B. EUR gegen USD, USD gegen GBP, …) ¾ Waren (z.B. Stahl, Schweinebäuchen, Getreide, Rohstoffe,…) 3 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 1: Börsen/OTC-Handel Finanzgeschäfte kann man je nachdem wo die Produkte gehandelt werden einteilen in ¾ Börsengeschäfte Börse ist ein organisierter Markt für Aktien, Anleihen, Devisen oder Waren. An der Börse werden für alle gehandelten Produkte ein Kaufkurs („Geldkurs“) und ein Verkaufskurs („Briefkurs“) angegeben. Treffen sich Geld- und Briefkurs, so kommt ein Geschäft zustande. Die Produkte an der Börse sind standardisiert. - Parkettbörse - Elektronische Börse ¾ OTC-Geschäfte (OTC = „Over The Counter“ = „über den Tresen“): Individuell abgesprochene Transaktionen zwischen zwei FinanzmarktTeilnehmern. 4 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 1: Parkettbörse (I) 5 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 1: Parkettbörse (II) 6 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 1: Parkettbörse (II) 7 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 1: Elektronische Börse 8 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 1: Spotgeschäft/Termingeschäft Finanzgeschäfte kann man je nachdem, ob Basisgüter oder in die Zukunft reichende Kontrakte (z.B. Optionen oder Futures) gehandelt werden, einteilen in • Spot-Geschäfte: Austausch Basisgüter gegen Geld zum aktuellen Zeitpunkt • Termingeschäft: Beim Termingeschäft liegen Vertragsabschluß und Vertragserfüllung zeitlich auseinander. 9 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 2: Forward (I) Ein Forward ist ein Vertrag zwischen zwei Parteien, ein bestimmtes Basisgut (z.B. Aktie, eine Währung, eine Ware) zu einem zukünftigen Zeitpunkt T zu einem jetzt schon festgelegten Preis K zu kaufen bzw. zu verkaufen. Derjenige Kontrahent, der die Aktie zum Zeitpunkt T verkauft, hat eine short Position inne (short forward contract). Derjenige Kontrahent, der die Aktie zum Zeitpunkt T kauft, hat eine long Position inne (long forward contract). Ein Forward Kontrakt ist immer ein OTC-Kontrakt, d.h. Laufzeit und Verkaufspreis können individuell zwischen den beiden Vertragspartnern ausgehandelt werden. 10 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 2: Forward (II) Aufgabe 3 Ein Investor geht eine short forward position in einem Devisen-Forward ein. Darin verpflichtet er sich 100.000 GBP gegen USD zu einem Wechselkurs von 1,5 USD pro GBP zu verkaufen. Welchen Gewinn oder Verlust macht er, wenn am Ende der Laufzeit der Wechselkurs bei a) 1,49 USD pro GBP steht. b) 1,52 USD pro GBP steht. 11 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 2: Future ¾ Im Unterschied zum Forward ist ein Future aber standardisiert, d.h nur bestimmte - Basisgüter, - Laufzeiten - Verkaufspreise ¾ Future wird nur an einer Börse gehandelt. ¾ Schon während der Laufzeit eines Futures muss zu festgesetzten Zeitpunkten Geld (Margin) an die Börse für unrealisierte Verluste bezahlt werden. 12 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 2: Marginzahlung bei Börsen-Termingeschäften • Margin (engl.: "Spanne") bezeichnet eine Sicherheitsleistung, die bei börsengehandelten Termingeschäften wie Futures oder Optionen durch die jeweilige Börse vom einzelnen Handelsteilnehmer verlangt wird. • Der Sinn der Margin besteht darin, sicherzustellen, dass der Inhaber einer Kauf- oder Verkaufspostion (Long oder Short) seiner Verpflichtung auch dann nachkommen wird, wenn der Kursverlauf für ihn ungünstig ist. • Initial Margin (engl. „Einschuss-Spanne“): Wird bei Abschluss des Geschäfts fällig. • Additional Margin (engl. „Nachschuss-Margin“): Kann jederzeit mittels eines "Margin Call" abgerufen werden, wenn sich das Geschäft für den Investor negativ entwickelt. 13 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 2: europäische Option Eine Option ist ein Vertrag zwischen zwei Parteien. Der Käufer einer Option erwirbt das Recht (aber nicht die Plicht!) ¾ ein bestimmtes Basisgut – das „Underlying“ ¾ in einer vereinbarten Menge – der Kontraktgröße ¾ zu einem festgelegten Preis – dem Strike Preis ¾ zu einem festgelegt Zeitpunkt – dem Ausübungstermin zu kaufen (Call-Option) oder zu verkaufen (Put-Option). 14 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 2: europäische Option – Call Option Call-Option: Underlying (z.B. Aktien), Kontraktgröße M, Strike-Preis K, Laufzeit T t=0 Optionskäufer Aktienkurs Aktienkurs K K t=T T t Ausübung T t keine Ausübung M Aktien Optionskäufer Optionsverkäufer Optionsprämie (Geld) Optionsverkäufer Optionskäufer Optionsverkäufer Strike*M (Geld) 15 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 2: europäische Option – Put Option Put-Option: Underlying (z.B. Aktien), Kontraktgröße M, Strike-Preis K, Laufzeit T t=0 Optionskäufer Aktienkurs Aktienkurs K t=T Optionsverkäufer Optionsprämie (Geld) K T t T Keine Ausübung Optionskäufer Optionsverkäufer t Ausübung M Aktien Optionskäufer Optionsverkäufer Strike*M (Geld) 16 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 2: Optionen Bemerkungen ¾ Beim Optionshandel gibt es vier Arten von Marktteilnehmern: • • • • Käufer einer Call-Option Verkäufer einer Call-Option Käufer einer Put-Option Verkäufer einer Put-Option ¾ Der Käufer einer Option hat nur ein Recht aber keine Pflicht (im Gegensatz zum Käufer eines Futures oder Forwards) ¾ Optionen werden sowohl an Börsen als auch OTC gehandelt. Bei Börsen gehandelten Optionen gibt es nur bestimmte (von der jeweiligen Börse festgelegte Underlyings, Laufzeiten Strike-Preise) ¾ Neben den „europäischen“ Optionen gibt es auch • „amerikanische“ Optionen: Amerikanische Optionen können nicht nur am Ende ihrer Laufzeit ausgeübt werden, sondern jederzeit während ihrer Laufzeit • „Bermuda“ Optionen: Bermuda Optionen haben nicht nur einen Ausübungstermin, sondern können an mehreren Terminen ausgeübt werden. 17 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 2: Optionen Aktuelles Beispiel (Optionen auf Hypo-Real Estate Aktien am 08.10.2008) Derzeitiger Preis der Aktie beträgt an der Börse XETRA: 4,83 EUR Auszug aus den aktuellen Angaben an der Terminbörse EUREX • Name des Underlyings Laufzeit der Option Kontraktart Gehandelte Kontrakte Put-/Call-Ratio Hypo Real Estate Okt 08 Call 6 64,16 Hypo Real Estate Okt 08 Put 385 Hypo Real Estate Nov 08 Call 0 Hypo Real Estate Nov 08 Put 180 Hypo Real Estate Dez 08 Call 4 Hypo Real Estate Dez 08 Put 438 Put-/Call Ratio: unendlich 109,5 Verhältnis zwischen Verkaufs- und Kaufoptionen an der jeweiligen Börse. Die Put-/Call-Ratio ist ein Indikator für die Marktstimmung und liegt in der Regel bei knapp unter 1. 18 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 2: Optionen Aufgabe 4 Ein Spekulant setzt darauf, dass der Kurs der Amazon-Aktie in den nächsten 2 Monaten ansteigen wird. Er hat 2000 USD in bar zur Verfügung. Er überlegt sich entweder • • eine Call-Option auf Amazon zu kaufen oder die Amazon-Aktien direkt zu kaufen. • • Der Aktienkurs der Amazon-Aktie beträgt derzeit 20 USD. Eine Call-Option auf Amazon mit einem Strike von 22,5 USD wird an der Börse derzeit für 1 USD angeboten Der Spekulant hat also 2 Alternativen: 1. Alternative: Kauf von 100 Amazon Aktien 2. Alternative: Kauf von 2000 Call-Optionen auf Amazon Welchen Gewinn oder Verlust macht der Spekulant, wenn sich der Aktienkurs von Amazon in 2 Monaten auf a) 27 USD erhöht? b) 15 USD fällt ? 19 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 2: Arbitrage Arbitrage bezeichnet das Erzielen von Gewinnen durch die Ausnutzung von Kursunterschieden für dasselbe Produkt. Der Kursunterschied kann z.B. durch den Handel an verschiedenen Märkten oder verschiedenen Terminprodukten auf das selbe Basisgut erfolgen. Aufgabe 6 Händler A in New York bietet an Euros zu einem Kurs von 1,39 USD pro EUR zu kaufen. Gleichzeitig bietet Händler B in Frankfurt Euros zu einer Rate von 1,35 USD pro EUR zum Verkauf an. Wie kann ein Investor, der kein Geld hat, zu einem kleinen Vermögen kommen? 20 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 2: Arbitrage Aufgabe 7 Angenommen Händler A bietet in New York an Euros in einem Jahr für eine Rate von 1,58 USD pro EUR zu kaufen. Gleichzeitig bietet Händler B in Frankfurt Euros zum sofortigen Verkauf bei einem Wechselkurs von 1,60 USD pro Euro an. Weiterhin sei angenommen, dass US-Dollars zur Zeit mit einer jährlichen Zinsrate von 4% geliehen werden können und Euros zu einem jährlichen Zinssatz von 6% angelegt werden können. Wie kann ein Investor, der kein Geld hat, zu einem kleinen Vermögen kommen? 21 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 2: Arbitrage Bemerkungen - Arbitrage Möglichkeiten sind nur kurze Zeit am Markt vorhanden. Aufgrund der verstärkten Nachfrage gleichen sich Preisunterschiede an verschiedenen Märkten sehr schnell aus. - Bei der Bewertung von Optionen und Forwards wird deswegen vom sogenannten „No-Arbitrage Prinzip“ ausgegangen No-Arbitrage Prinzip Es ist auf dem Finanzmarkt nicht möglich einen risikolosen Gewinn ohne eigenen Kapitaleinsatz zu erzielen mit anderen Worten "There is no such thing as a free lunch" 22 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 2: Arbitrage Folgerung aus dem No-Arbitrage Prinzip Haben zwei Portfolios (Ansammlung von Basisgütern und Terminkontrakten) morgen den gleichen Wert, wie immer sich der Markt von heute auf morgen entwickelt, dann haben sie auch heute den gleichen Wert. Beweis der Folgerung Wenn die Folgerung nicht zutreffen würde, dann könnte man heute das teurere Portfolio verkaufen und das billigere kaufen. Morgen verkauft man dann das ursprünglich billigere wieder und kauft das ursprünglich teurere zurück. Damit ist die Ausgangssituation wieder hergestellt und es bleibt ein risikoloser Gewinn, der gleich der Differenz der beiden Portfoliowerte ist. 23 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Ein einfaches Marktmodell Angenommen es gibt nur zwei Zeitpunkte t = 1 und t = 0. Ein Investor kann sein Geld sowohl in Aktien (risikoreiche Anlage), Anleihen oder Sparbuch (risikofreie Anlage), Forwards auf Aktien und Optionen auf Aktien anlegen. Wert der Aktie zum Zeitpunkt t: Wert der risikofreien Anlage zum Zeitpunkt t: Wert des Forwards zum Teitpunkt t: Wert der Call-Option zum Zeitpunkt t: Wert einer Put-Option zum Zeitpunkt t: Vermögen des Investors zum Zeitpunkt t: S(t) A(t) F(t) C(t) P(t) V(t) Für einen Investor der x Aktien, y risikofreie Anlagen, z1 Call-Optionen und z2 Forwards besitzt berechnet sich der Wert seines Portfolios zum Zeitpunkt t als V(t) = x·S(t)+y·A(t)+z1·C(t)+z2·F(t) 24 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Ein einfaches Marktmodell Annahmen: 1. Zufälligkeit: Der zukünftige Aktienkurs S(1) ist eine Zufallsvariable, die mindestens zwei verschieden Werte annehmen kann. Der zukünftige Wert der risikofreien Anlage A(1) ist bekannt. 2. Positivität: Alle Aktienkurse und alle Werte einer risikofreien Anlage sind immer positiv. 3. Liquidität und Short-Selling: Ein Investor kann jede beliebige (ganzzahlige, rationale, negative oder postive) Anzahl x von Aktien, y von risikofreien Anlagen z1 von Optionen und z2 von Forwards besitzen. Also x, y, z1,,z2 ∊ ℝ 4. Einheitlicher Zinssatz: Ein Investor kann Geld für denselben Zinssatz Geld aufnehmen und Geld anlegen. 5. Es gibt keine Transaktionskosten. 6. Es gilt das No-Arbitrage Prinzip. 25 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Ein einfaches Marktmodell Bestimmung der Optionsprämie im einfachen Marktmodell: Basisgut = Aktien ohne Dividendenzahlung Vorgehen in zwei Schritten: 1. Zum Zeitpunkt t=1 Konstruktion eines Portfolios V(1) = x·S(1)+y·A(1) mit Wert C(1), also V(1)=C(1) (Konstruktion eines Duplizierenden Portfolios) 2. Zum Zeitpunkt t=0 muss aufgrund des No-Arbitrage Prinzipes ebenfalls gelten V(0) = x·S(0)+y·A(0) = C(0) (Bewertung der Option) 26 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Ein einfaches Marktmodell Bestimmung der Optionsprämie im einfachen Marktmodell: Basisgut = Aktien ohne Dividendenzahlung Beispiel: Für die risikolose Anlage gelte A(0)=100 und A(1)=110. Der Wert der Aktie zum Zeitpunkt t = 0 sei S(0)=100 Euro und 120 mit einer Wahrscheinlichkeit p S(1)= für 0<p<1 80 mit einer Wahrscheinlichkeit von 1-p Für den Wert einer Call-Option mit Strike-Preis 100 zum Zeitpunkt t=1 gilt dann: 20, wenn die Aktie im Kurs steigt C(1)= 0, wenn Aktie im Kurs fällt Gesucht ist die Optionsprämie, d. h. der Wert der Call-Option zum Zeitpunkt t = 0. 27 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Ein einfaches Marktmodell Bestimmung der Optionsprämie im einfachen Marktmodell: Basisgut = Aktien ohne Dividendenzahlung Fortsetzung des Beispiels: 1. Konstruktion eines duplizierenden Portfolios x·120+y·110, wenn die Aktie im Kurs steigt x·S(1)+y·A(1)= x·80+y·110, wenn die Aktie im Kurs fällt Um x·S(1) + y·A(1) = C(1) zu erhalten muss man das LGS (lineare Gleichungssystem): x·120 + y·110 = 20 x·80 + y·110 = 0 lösen. ⇒ x = 1/2 und y = -4/11 2. Bewertung der Option Aufgrund des No-Arbitrage-Prinzipes muss dann auch gelten x·S(0)+y·A(0)=C(0); also 1/2·100 - 4/11·100 = 13,6364 = C(0); 28 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Ein einfaches Marktmodell Bestimmung der Optionsprämie im einfachen Marktmodell: Basisgut = Aktien ohne Dividendenzahlung Bemerkung Die Wahrscheinlichkeiten p und 1-p für den Fall oder Anstieg des Aktienkurs wurden für die Bewertung der Option nicht verwendet. - In einem Modell mit mehreren Zeitschritten, müsste zu jedem Zeitpunkt das Duplizierende Portfolio angepasst werden, was hohe Transaktionskosten verursacht und deshalb für viele Marktteilnehmer nicht praktikabel ist. Aufgabe 9 Angenommen die risikofreie Anlage und die Aktie besitzen die Werte wie im Beispiel. Berechnen Sie den Wert einer Call-Option mit Laufzeit bis t=1 und Strike-Preis 90 EUR (bzw. 110 EUR) 29 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Ein einfaches Marktmodell Bestimmung eines Aktien Forward-Preises K im einfachen Marktmodell: Basisgut = Aktien ohne Dividendenzahlung Satz 1: Unter den Annahmen 1. bis 6. entspricht der Forward-Preis K der Höhe des Rückzahlungsbetrages eines Kredites (Kreditbetrag inkl. Zinsen) der für den Kauf der entsprechenden Aktien zum Zeitpunkt t = 0 aufgewendet werden musste. Aufgabe 11 Angenommen der Wert meines Sparbuches zum Zeitpunkt t = 0 sei A(0) = 100 EUR und der Wert einer bestimmten Aktie, die keine Dividenden zahlt, zum Zeitpunkt t=0 sei S(0) = 50 EUR. Zum Zeitpunkt t=1 sei mein Sparbuch 110 EUR wert. Zeigen Sie dass dann unter den Vorraussetzungen 1. bis 6. der Forward-Preis K der Aktie gleich 55 EUR ist. 30 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Random Walk-Theorie Frage: Sind Aktienkurse prognostizierbar? Antwort: Nein! Das Auf und Ab der Aktienkurse ist ein Zufallsprozess (Random Walk) Aktienkurs der Deutsche Bank AG vom 14.09.2007 - 14.09.2008 120 100 80 60 40 20 0 14.09.07 14.12.07 14.03.08 14.06.08 14.09.08 31 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Random Walk-Theorie Rendite eines Aktienkurses: Ertrag eines Aktiengeschäftes über einen gewissen Zeitraum. Bei Aktien ohne Dividendenzahlung gibt es zwei Möglichkeiten, die Rendite zu berechnen: 1. einfache Rendite 10% = (Endkurs - Anfangskurs) / Anfangskurs ⇒ Endkurs = (1+einfache Rendite) · Anfangskurs einfache Tagesrendite Aktien Deutsche Bank 14.09.2007 15.09.2008 8% 6% 4% 2% 0% -2% -4% -6% -8% -10% 32 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Random Walk-Theorie 2. logarithmische Rendite 10% = (Endkurs - Anfangskurs) / Anfangskurs ⇒ Endkurs = e logarithmische Rendite · Anfangskurs logarithmische Tagesrendite Aktien Deutsche Bank 14.09.2007 15.09.2008 8% 6% 4% 2% 0% -2% -4% -6% -8% -10% 33 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Random Walk-Theorie Vorteile logarithmische Rendite: Um einfache und logarithmische Renditen besser miteinander vergleichen zu können, schreiben wir die Formel für die einfache Rendite als einfache Rendite = Endkurs / Anfangskurs – 1 Und betrachten einfache Rendite und logarithmische Rendite in Abhängigkeit vom Kursverhältnis Endkurs / Anfangskurs Kursverhältnis Endkurs/Anfangskurs a) Einfache Rendite Endkurs/Anfangskurs-1 logarith. Rendite ln (Endkurs/Anfangskurs) 0,1 - 90 % -2,3 0,5 - 50 % - 0,693 0,9 - 10 % - 0,105 1,0 0% 1,1 10% 0,095 1,5 50 % 0,405 2,0 100 % 0,693 5,0 400 % 1,609 10,0 900 % 2,303 - 0,0 Logarithmische Renditen sind symmetrisch um Null; einfache Renditen sind asymmetrisch um Null 34 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Random Walk-Theorie Vorteile logarithmische Rendite: b) Additivitätseigenschaft von logarithmischer Rendite: z.B. Kurs der deutschen Bank Aktie Datum Aktienkurs Deutsche Bank Einfache Rendite über vergangenen Monat Logarithmische Rendite über vergangenen Monat 16.06.2008 61,94 - - 15.07.2008 49,94 -19,37 % - 0,2153 15.08.2008 60,67 21,49 % 0,1946 15.09.2008 54,21 -10,65 % 0,1126 Datum Aktienkurs Deutsche Bank Einfache Rendite über letzten drei Monate Logarithmische Rendite über letzten drei Monate 16.06.2008 61,94 - - 15.09.2008 54,21 -12,48 % 0,1333 Wird ein Zeitraum in Teilzeiträume unterteilt, so ist die logarithmische Rendite über den gesamten Zeitraum gleich der Summe der logarithmischen Renditen über Teilzeiträume. Aufgrund der Additivitäts- und der Symmetrieeigenschaft werden in der Finanzmathematik fast ausschließlich logarithmische Renditen über Teilzeiträume verwendet. 35 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Random Walk-Theorie Statistische Verteilung der logarithmischen Rendite Häufigkeitsverteilung logarithmische Tagesrenditen Deutsche Bank Aktie 14.09.2007 - 15.09.2008 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 -6,85% -3,10% 0,65% 4,40% Die logarithmische Rendite ist annähernd normalverteilt 36 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Random Walk-Theorie Statistische Verteilung der logarithmischen Tages-Renditen vom 14.09.2007 - 15.09.2008 Klassen Mittelwert μtäglich = - 0,002 Empirische Standardabweichung σtäglich = 0,0218 Betrachtet man anstatt den täglichen Renditen wöchentliche Renditen so erhält man einen Mittelwert von μWoche = - 0,01 = μtäglich·5 und eine empirische Standardabweichung σwöchentlich = 0,0487 = σwöchentlich· 5 -0,0760 bis 0,0685 -0,0685 bis -0,0610 -0,0610 bis -0,0535 -0,0535 bis -0,0460 -0,0460 bis -0,0385 -0,0385 bis -0,0310 -0,0310 bis -0,0235 -0,0235 bis -0,0160 -0,0160 bis -0,0085 -0,0085 bis -0,0010 -0,0010 bis 0,0065 0,0090 bis 0,0140 0,0140 bis 0,0215 0,0215 bis 0,0290 0,0290 bis 0,0365 0,0365 bis 0,0440 0,0440 bis 0,0515 0,0515 bis 0,0590 0,0590 bis 0,0665 0,0665 bis 0,0740 absolute Häufigkeit 1 2 2 1 4 7 12 26 44 43 44 27 16 11 6 6 2 1 3 2 37 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Random Walk-Theorie Aufgrund der bisherigen statistischen Analysen in diesem Kapitel scheint die folgende Modellannahme für die Entwicklung eines Aktienkurses gerechtfertigt: Black-Scholes Modell: ⎛ St ⎞ Für die Rendite Rt = ln⎜⎜ ⎟⎟ einer Aktie mit Kurs S t zum Zeitpunkt t und Kurs S 0 zum ⎝ S0 ⎠ Startzeitpunkt t = 0 wird angenommen • Rt ~ N ( μ t , σ 2t ) , wobei μ und σ > 0 Konstanten sind. Für den Erwartungswert der Rendite im Interval [0, t] gilt also: E(Rt) = μ t Der Parameter μ gibt die mittlere Rendite für die Zeiteinheit t=1 an. Er wird Drift genannt. • Für die Varianz der Rendite im Interval [0, t] gilt: Var (Rt) = σ 2 t Die auf die Zeiteinheit t=1 bezogene Standardabweichung σ heißt Volatilität der Aktie· 38 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Random Walk-Theorie Aufgabe 13 Für eine Aktie wird das Black-Scholes Modell mit Drift μ = 0,15 und Volatilität σ = 0,35 bezogen auf ein Jahr angenommen. a) Wie hoch ist der Erwartungswert für die wöchentliche Drift? b) Wie hoch ist die Volatilität bezogen auf eine Woche? c) Wenn zum Zeitpunkt t = 0 der Aktienkurs 250 EUR betrug, in welchem Intervall liegt dann der Aktienkurs mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 % nach einer Woche? d) Mit welcher Wahrscheinlichkeit übersteigt der Kurs 270 EUR? 39 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Random Walk-Theorie Die Normalverteilungsannahme der logarithmischen Renditen eines Aktienkurses bedeutet, dass der Aktienkurs log-normalverteilt ist. Man kann mit Mitteln der partiellen Integration zeigen, dass dann gilt: E ( St ) = S 0e und 2 ⎛ ⎜ μ +σ ⎜ 2 ⎝ ⎞ ⎟t ⎟ ⎠ ⎛ σ2 2 ⎜⎜ μ + 2 2 ⎝ 0 Var ( St ) = S e ⎞ ⎟t ⎟ ⎠ (e σ 2t ) −1 40 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Random Walk-Theorie Simulation eines Aktienkurses im Black-Scholes-Modell: 1. Schritt: Generiere mit einem Zufallszahlengenerator standardnormalverteilte Zufallszahlen ε. z.B. - Erzeugung von [0,1]-gleichverteilter Zufallszahlen z1, z2. - anschließend Konvertierung in standardnormalverteilte Zufallsvariablen ε1, ε2 mittels ε 1 = − 2 ln( z1 ) ⋅ sin (2π ⋅ z 2 ) ε 2 = − 2 ln( z1 ) ⋅ cos(2π ⋅ z 2 ) 2. Schritt: Für t1 = 0 und t2 = 1 setze ε= Rt2 − μ ⋅ t 2 σ ⋅ t2 ⇒ St 2 = St1 e 3. Schritt: ⎛ St2 ⇒ Rt2 = ln⎜ ⎜ St ⎝ 1 (Box-Müller Methode) ⎞ ⎟ = μ ⋅ t2 + σ ⋅ t2 ⋅ ε ⎟ ⎠ μ ⋅t 2 +σ ⋅ t 2 ⋅ε Wiederhole 1. Schritt und 2. Schritt für t2 = 2 und t1 = 1 usw. 41 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Random Walk-Theorie Simulation eines Aktienkurses im Black-Scholes Modell: gleichverteilte gleichverteilte normalverteilte normalverteilte simulierter simulierter tatsächlicher tgl. Volatilität Datum Zufallszahlen Zufallszahlen Zufallszahl Zufallszahl Aktienkurs 1 Aktienkurs 2 Aktienkurs -0,002 0,0218 16.09.2008 0,61 0,00 0,01 0,99 54,11 55,29 51,74 17.09.2008 0,32 0,33 1,33 -0,72 55,59 54,32 50,31 18.09.2008 0,59 0,77 -1,02 0,11 54,26 54,34 50,28 Letzter Kurswert 54,21 19.09.2008 0,01 0,46 0,80 -2,89 55,11 50,92 57,50 22.09.2008 0,95 0,42 0,16 -0,29 55,19 50,50 55,56 23.09.2008 0,24 0,42 0,81 -1,47 56,06 48,81 53,83 24.09.2008 0,18 0,58 -0,84 -1,64 54,94 47,00 55,50 25.09.2008 0,44 0,79 -1,25 0,30 53,35 47,21 56,00 26.09.2008 0,48 0,44 0,45 -1,13 53,77 45,97 54,90 29.09.2008 0,25 0,90 -0,98 1,35 52,52 47,24 50,65 30.09.2008 0,84 0,01 0,03 0,59 52,45 47,76 49,53 01.10.2008 0,68 0,88 -0,62 0,62 51,65 48,31 49,69 02.10.2008 0,07 0,70 -2,19 -0,79 49,14 47,39 49,69 03.10.2008 0,15 0,59 -1,06 -1,62 47,92 45,66 53,01 06.10.2008 0,59 0,14 0,78 0,66 48,65 46,22 47,85 07.10.2008 0,89 0,25 0,49 0,00 49,07 46,13 43,58 08.10.2008 0,16 0,10 1,13 1,56 50,20 47,64 38,94 09.10.2008 0,48 0,00 0,02 1,21 50,11 48,81 37,21 10.10.2008 0,65 0,84 -0,77 0,51 49,18 49,26 31,23 13.10.2008 0,10 0,12 1,47 1,55 50,68 50,85 35,00 14.10.2008 0,43 0,23 1,29 0,18 52,02 50,95 38,75 15.10.2008 0,83 0,70 -0,58 -0,20 51,27 50,63 33,92 16.10.2008 0,05 0,34 2,08 -1,25 53,54 49,17 31,87 17.10.2008 0,67 0,22 0,89 0,15 54,48 49,23 32,61 18.10.2008 0,95 0,17 0,27 0,14 54,70 49,29 19.10.2008 0,97 0,58 -0,11 -0,20 54,46 48,98 20.10.2008 0,46 0,43 0,53 -1,14 54,98 47,68 21.10.2008 0,72 0,29 0,79 -0,20 55,82 47,38 22.10.2008 0,09 0,60 -1,30 -1,74 54,16 45,53 23.10.2008 0,86 0,19 0,51 0,19 54,66 45,63 24.10.2008 0,28 0,26 1,59 -0,10 56,48 45,44 25.10.2008 0,26 0,36 1,27 -1,03 57,95 44,34 26.10.2008 0,76 0,81 -0,70 0,27 56,96 44,51 27.10.2008 0,14 0,22 1,95 0,34 59,32 44,75 28.10.2008 0,93 0,01 0,02 0,39 59,23 45,04 29.10.2008 0,38 0,93 -0,57 1,26 58,38 46,20 tgl. Drift 42 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Random Walk-Theorie Simulation eines Aktienkurses im Black-Scholes Modell: 80 echt Kurs 70 60 50 40 30 20 16.09.08 07.10.08 28.10.08 18.11.08 09.12.08 30.12.08 20.01.09 43 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Random Walk-Theorie Simulation eines Aktienkurses im Binomialmodell über einen Zeitraum [0,T]: 1. Schritt: Das Zeitintervall [0,T] wird in n Teilintervalle der Länge T/n eingeteilt. Der Aktienkurs ändert sich also nur zu den Zeitpunkten T/n, 2T/n, …, 2. Schritt: In jedem Teilintervall steigt der Aktienkurs unabhängig von den anderen Teilintervallen entweder um den Faktor u=e T n μ ⋅ +σ ⋅ T n oder er fällt um den Faktor d =e 3. Schritt: T n μ ⋅ −σ ⋅ T n Die Aufwärtsbewegung trete mit der Wahrscheinlichkeit p=1/2 ein, die Abwärtsbewegung trete ebenfalls mit der Wahrscheinlichkeit 1-p = 1/2 ein. uuS uS S udS Baum für 2-Perioden-Binomialmodell dS ddS 44 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 3: Random Walk-Theorie Simulation eines Aktienkurses im Binomialmodell: Aufgabe 18 Für die Aktie der Deustschen Bank sei die Drift μ = −0,002 und die Volatilität σ = 0,0218 bezogen auf einen Tag (historische berechnete Werte über den Zeitraum 14.09.2007 bis 15.09.2008). Simulieren Sie die Entwicklung des Aktienkurses für den Zeitraum 16.09.2008 bis 18.09.2008 im Binomialmodell. Kurs am 15.09.08 16.09.08 17.09.08 18.09.08 Wahrscheinlichkeit 57,5276323 0,125 56,3997876 55,2940547 54,21 55,0733203 0,375 52,7237171 0,375 50,4743554 0,125 53,9935931 52,9350343 51,6900545 45 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 4: Das Binomial Modell Rückblick: Einfaches Marktmodell (Ein-Perioden Modell) Aktie Option uS Cu S C dS Cd Wir setzen zur Vereinfachung 1 = A(0) = Geld für die risikolose Anlage und A(1) = (1+i), wobei i der jeweils gültige Zinssatz ist. Um ein das duplizierende Portfolio aus Aktie und Geldanlage bzw. –aufnahme zu erhalten muss gelten: C −C x ⋅ uS + y ⋅ (1 + i ) = Cu ⇒ x ⋅ dS + y ⋅ (1 + i ) = Cd x= y= u d (u − d )S uCd − dCu (u − d )(1 + i ) d.h. das duplizierende Portfolio muss Cu − Cd Aktien und uCd − dCu Geld enthalten. (u − d )S (u − d )(1 + i ) Der Preis der Option zum Anfangszeitpunkt ist dann: C= [(1 + i ) − d ]Cu + [u − (1 + i )]Cd (u − d )(1 + i ) 46 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 4: Das Binomial Modell Übertragung auf das n-Perioden Binomialmodell ¾ Der Baum eines n-Perioden Binomialmodells entsteht durch „Aneinandersetzen“ der Bäume von Ein-Perioden Binomialmodellen. ¾ Simulation des Aktienkurses im Binomialmodell ¾ In jedem Ein-Perioden-Modell kann der Optionspreis am Anfang der Periode berechnet werden. ¾ Optionspreise zum Ausübungszeitpunkt T können im n-Perioden Binomialmodell ebenfalls leicht berechnet werden. ¾ Man erhält den Optionspreis zum Zeitpunkt t = 0 durch „Rückwärts arbeiten“ im Binomialbaum 47 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 4: Das Binomial Modell Aufgabe 19 Die logarithmische Rendite der Aktie X habe eine Jahresdrift von μ = 0,155 . Die jährliche Volatilität betrage σ = 40% . Der Aktienkurs der Aktie X notiere an der Frankfurter Börse bei 78 Euro. Der risikofreie Zinssatz zu dem Geld aufgenommen oder angelegt werden kann sei 3,35 % p.a. Eine Call-Option auf diese Aktie mit Strike 85 Euro und einem Verfallstermin in 5 Monaten kostet an der Börse EUREX 6,57 EUR. Überprüfen Sie diesen Preis mit Hilfe eines 5-Perioden Binomialmodells. 48 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 4: Das Binomial Modell Lösung Aufgabe 19 1. Schritt: Umrechnung Jahresdrift auf Monatsdrift 1 μ jährlich = 0,155 ⇒ μ monatlich = 0,155 ⋅ 12 Umrechnung von Jahresvolatilität in Monatsvolatilität 1 σ jährlich = 0,4 ⇒ σ monatlich = 0,4 ⋅ 12 Umrechnung von Jahreszins auf Monatszins (1 + imonatlich )12 = (1 + i jährlich ) ⇒ 1 + imonatlich = 12 1,0335 2. Schritt: Berechnung des Faktors u für Aufwärts- und d für Abwärtsbewegung u=e 3. Schritt: 0 ,155 0 , 4 + 12 12 = 1,14 ; d = e 0 ,155 0 , 4 − 12 12 = 0,9 Aufstellen eines 5-Perioden Binomialmodells für die Aktie X 49 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 4: Das Binomial Modell Lösung Aufgabe 19 3. Schritt: Aufstellen eines 5-Perioden Binomialmodells für die Aktie X 150,18 131,74 115,56 101,37 88,92 78 118,57 104 91,23 80,03 70,2 93,6 82,11 63,18 63,18 64,82 64,82 56,86 58,34 51,18 46,06 50 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 4: Das Binomial Modell Lösung Aufgabe 19 4. Schritt: Berechnung der Optionpreise an den Kontenpunkten [(1 + i ) − d ]⋅ 65,18 + [u − (1 + i )]⋅ 33,57 = 46,97 (u − d )(1 + i ) 101,37 19,13 78 6,28 80,03 5,30 max(ST − K ;0 ) = 118,57 − 85 93,6 8,60 max(ST − K ;0 ) = 93,6 − 85 82,11 3,67 63,18 1,57 63,18 0,67 [(1 + i ) − d ]⋅11,19 + [u − (1 + i )]⋅ 2,64 = 6,28 (u − d )(1 + i ) 118,57 33,57 104 19,24 91,23 10,31 70,2 2,64 max(ST − K ;0 ) = 150,15 − 85 131,74 46,97 115,56 31,03 88,92 11,19 150,18 65,18 64,82 0,00 max(ST − K ;0) = 0 64,82 0,00 56,86 0,00 58,34 0,00 max(ST − K ;0 ) = 0 51,18 0,00 46,06 0,00 max(ST − K ;0 ) = 0 51 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 4: Das Binomial Modell Aufgabe 20 Wir nehmen an, dass die logarithmische Rendite der Deutschen Telekom Aktie eine Jahresdrift von μ = 0 hat. Die jährliche Volatilität beträgt σ = 41,18% . Der Aktienkurs der Deutschen Telekom notiert derzeit an der Börse XETRA 11,69 Euro. Der risikofreie Zinssatz zu dem Geld aufgenommen oder angelegt werden kann ist 3,906 % p.a (EURIBOR). Eine Put-Option auf diese Aktie mit Strike 13 Euro und einem Verfallstermin in 6 Wochen kostet an der Börse EUREX 1,80 EUR. Überprüfen Sie diesen Preis mit Hilfe eines 3-Perioden Binomialmodells. Wieviel würden Sie für eine Call-Option mit gleichem Strike und gleicher Lauf Zeit verlangen? Lösung Aufgabe 20 1. Schritt: Umrechnung von Jahresvolatilität in 2-Wochen-Volatilität 2 σ jährlich = 0,4118 ⇒ σ 2− wöchentlich = 0,4118 ⋅ 52 Umrechnung von Jahreszins auf 2-Wochenzins (1 + i2− wöchentlich )26 = (1 + i jährlich ) ⇒ 1 + i2− wöchentlich = 26 1,0391 2. Schritt: Berechnung des Faktors u für Aufwärts- und d für Abwärtsbewegung u=e 0 , 4118⋅ 2 52 = 1,084 ; d =e − 0 , 4118⋅ 2 52 = 0,9224 52 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 4: Das Binomial Modell Lösung Aufgabe 20 3. Schritt: Aufstellen eines 3-Perioden Binomialmodells für die Telekomaktie 14,89 13,74 12,67 11,69 12,67 11,69 10,78 10,78 9,95 9,17 53 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 4: Das Binomial Modell Lösung Aufgabe 20 4. Schritt: Berechnung des Optionspreises der Put-Option an den Knotenpunkten [(1 + i ) − d ]⋅ 0,00 + [u − (1 + i )]⋅ 0,33 = 0,03 (u − d )(1 + i ) max(K − ST ;0 ) = 0 12,67 0,33 max (K − ST ;0 ) = 13 − 12,67 10,78 2,22 max (K − ST ;0 ) = 13 − 10,78 9,17 3,83 max (K − ST ;0 ) = 13 − 9,17 13,74 0,17 12,67 0,67 11,69 1,44 14,89 0,00 11,69 1,29 10,78 2,18 9,95 3,03 54 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 4: Das Binomial Modell Lösung Aufgabe 20 Für eine Call-Option gilt: 14,89 1,89 max (ST − K ;0 ) = 14,89 − 13 12,67 0,00 max(ST − K ;0 ) = 0 10,78 0,00 max(ST − K ;0 ) = 0 9,17 0,00 max(ST − K ;0 ) = 0 13,74 0,93 12,67 0,45 11,69 0,22 11,69 0,00 10,78 0,00 9,95 0,00 55 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 4: Das Binomial Modell Amerikanische Optionen im n-Perioden Binomialmodell ¾ Simulation des Aktienkurses im Binomialmodell ¾ Berechnung des Optionspreis am Laufzeitende, wie bei Europäischen Optionen ¾ Berechnung des Optionspreises an den restlichen Knotenpunkten, als den größeren der folgenden Werte: - ¾ Wert, der sich über das Binomialmodell für eine europäische Option ergibt die Auszahlung bei einer vorzeitigen Ausübung Man erhält den Optionspreis zum Zeitpunkt t = 0 durch „Rückwärts arbeiten“ im Binomialbaum Amerikanische Optionen sind immer mindestens soviel wert, wie die entsprechenden Europäischen Optionen. 56 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 4: Das Binomial Modell Aufgabe 22 Wir nehmen an, dass die logarithmische Rendite der Deutschen Telekom Aktie eine Jahresdrift von μ = 0 hat. Die jährliche Volatilität beträgt σ = 41,18% . Der Aktienkurs der Deutschen Telekom notiert derzeit an der Börse XETRA 11,69 Euro. Der risikofreie Zinssatz zu dem Geld aufgenommen oder angelegt werden kann ist 3,906 % p.a (EURIBOR). a) Berechnen Sie den Wert einer amerikanische Call-Option auf diese Aktie mit Strike 13 Euro und einem Verfallstermin in 6 Wochen mittels eines 3-Perioden Binomialmodells. b) Berechnen Sie den Wert einer amerikanischen Put-Option auf diese Aktie mit Strike 13 Euro und einem Verfallstermin in 6 Wochen mittels eines 3-Perioden Binomialmodells. 57 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 4: Das Binomial Modell Optionen mit einer kontinuierlichen Dividendenzahlung im n-Perioden Binomialmodell Wir nehmen der Einfachheit halber an, die Aktie zahle pro Zeitintervall eine Dividende in Höhe von q (in %). ¾ Simulation des Aktienkurses im Binomialmodell, mit u=e T n μ ⋅ +σ ⋅ T n (1 + q ) und d =e T n μ ⋅ −σ ⋅ T n (1 + q ) ¾ Berechnung des Optionspreises am Laufzeitende ¾ Berechnung des Optionspreises an den Knotenpunkten ¾ Man erhält den Optionspreis zum Zeitpunkt t = 0 durch „Rückwärts arbeiten“ im Binomialbaum 58 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 5: Eigenschaften von Aktienoptionen Es gibt insgesamt 6 Faktoren, die den Wert einer Aktienoption beeinflussen: ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ Der derzeitige Aktienkurs der zugrundeliegenden Aktie, der Strike-Preis der Option, die Laufzeit der Option, die Volatilität der zugrundeliegenden Aktie, der risikofreie Zinssatz zu dem Geld angelegt oder aufgenommen werden kann, Dividenden, die während der Laufzeit der Option erwartet werden. In diesem Abschnitt sollen die Auswirkungen auf den Optionspreis untersucht werden, wenn sich einer dieser Faktoren ändert. 59 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 5: Eigenschaften von Aktienoptionen 1. Auswirkungen des derzeitigen Aktienkurs der zugrundeliegenden Aktie auf den Optionspreis: ¾ ¾ 2. Mit steigendem Aktienkurs steigt auch der Wert einer Call-Optionen Mit steigendem Aktienkurs fällt der Wert einer Put-Option Auswirkungen des Strike-Preises auf den Optionspreis: ¾ ¾ 3. Mit steigendem Strike-Preis fällt der Wert einer Call-Optionen Mit steigendem Strike-Preis steigt der Wert einer Put-Option Auswirkungen der Laufzeit der Option auf den Optionspreis: ¾ ¾ Mit zunehmender Laufzeit steigt der Wert einer amerikanischen Call-Optionen Mit zunehmender Laufzeit steigt der Wert einer amerikanischen Put-Option Bei europäischen Optionen ist hier keine Aussage möglich 60 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 5: Eigenschaften von Aktienoptionen 4. Auswirkungen des Volatilität der zugrundeliegenden Aktie auf den Optionspreis: ¾ ¾ 5. Mit steigender Volatilität steigt auch der Wert einer Call-Optionen Mit steigender Volatilität steigt auch der Wert einer Put-Option Auswirkungen des risikolosen Zinssatzes auf den Optionspreis: ¾ ¾ 6. Mit steigendem Zinssatz steigt der Wert einer Call-Optionen Mit steigendem Zinssatz fällt der Wert einer Put-Option Auswirkungen von Dividendenzahlungen auf den Optionspreis: Der Wert einer Aktie wird nach einer Dividendenzahlung geringer aus diesem Grund gilt: ¾ ¾ Mit zunehmenden Dividenden fällt der Wert einer Call-Optionen Mit zunehmenden Dividenden steigt der Wert einer Put-Option 61 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 5: Eigenschaften von Aktienoptionen Sei Cta der Wert einer amerikanischen Call-Option und Cte der Wert einer europäischen CallOption zum Zeitpunkt t. Weiterhin sei Pt a der Wert einer amerikanischen Put-Option und Pt e der Wert einer europäischen Put-Option zum Zeitpunkt t. Außerdem ist St der Wert der Aktie zum Zeitpunkt t, K der Strike-Preis und T die Laufzeit der jeweiligen Option Schranken für amerikanische Optionspreise: Dann gilt immer 1. Cta ≥ Cte und Pt a ≥ Pt e 2. Cte ≤ Cta ≤ St und Pt a ≥ K 3. max(0, St − K ) ≤ Cta und max(0, K − St ) ≤ Pt a 62 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 5: Eigenschaften von Aktienoptionen Schranken für europäische Optionspreise: Sei i > 0 der risikolose Zinssatz, dann gilt für Aktien ohne Dividendenzahlung: 1. ⎞ ⎞ ⎛ ⎛ 1 1 e ⎟ ⎟⎟ ≤ Pt e ⎜ und max⎜⎜ 0; S t − max 0 ; K ≤ C K S − t t T −t T −t ⎟ ⎜ (1 + i ) ⎠ ⎠ ⎝ ⎝ (1 + i ) 2. Cte ≤ St und Pt e ≤ 1 K (1 + i )T −t Put-Call-Parität für europäische Optionen auf dividendenlose Aktien Man kann vom Wert einer europäischen Call-Option auf eine dividendenlose Aktie auf den Wert der entsprechenden europäischen Put-Option schließen. Es gilt immer: Cte − Pt e = S t − 1 ⋅K T −t (1 + i ) Herleitung erfolgt wieder über das No-Arbitrage-Prinzip 63 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 5: Eigenschaften von Aktienoptionen Put-Call-Parität für amerikanische Optionen auf dividendenlose Aktien Für amerikanische Optionen kann man lediglich obere und untere Schranken für die Differenz zwischen Call- und Put-Preis angeben: Es gilt immer: 1 St − K ≤ C − Pt ≤ St − ⋅K T −t (1 + i ) a t a Herleitung erfolgt wieder über das No-Arbitrage-Prinzip Aufgabe 27 Eine amerikanische Call-Option auf eine dividendenlose Aktie mit Strike-Preis 20 USD und Laufzeit 5 Monate ist derzeit 1,5 USD wert. Angenommen der derzeitige Aktienkurs liegt bei 19 USD und der risikolose Zinssatz betrage 10 %. Geben Sie eine obere und eine untere Schranke für eine Put-Option auf die gleiche Aktie, mit gleicher Laufzeit und gleichem Strike, wie die Call-Option an. 64 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 6: Die Formel von Black und Scholes Im Gegensatz zum vorhergehenden Abschnitt, indem das Zeitintervall [0,T] in n Teilintervalle der Länge T/n eingeteilt wurde und der Aktienkurs nur zu den Zeitpunkten T/n, 2T/n, …, T simuliert wurde, gehen wir jetzt davon aus, dass der Aktienkurs ein stetiger Prozess ist. Mann kann zeigen, dass der Preis aus dem Binomialmodell gegen die sogenannte „Black-Scholes-Formel“ konvergiert. T n μ ⋅ +σ ⋅ T n T n μ ⋅ −σ ⋅ T n Es liege ein n-Perioden Binomialmodell mit u n = e und d n = e vor, wobei μ die Jahresdrift und σ die Jahresvolatilität der jeweiligen Aktie beschreibt. Der risikolose Zinssatz wird mit i bezeichnet. Bezeichnet man mit C0,n den aus dem Binomialmodell bestimmten Preis einer europäischen Call-Option mit Strike-Preis K und Laufzeit T auf eine dividendenlose Aktie, die zum Zeitpunkt t=0 den Kurs S hat, dann gilt: lim C0,n = C0BS = SΦ (d1 ) − n →∞ wobei ⎛ S (1 + i )T ⎞ σ 2 ⎟+ ln⎜⎜ T ⎟ K ⎠ 2 d1 = ⎝ σ T und 1 KΦ (d 2 ) T (1 + i ) d1 − d 2 = σ T ist und Φ, die Verteilungsfunktion für eine standardnormalverteilte Zufallsvariable bezeichnet. 65 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 6: Die Formel von Black und Scholes Der Ausdruck C0BS = SΦ (d1 ) − 1 KΦ (d 2 ) T (1 + i ) heißt Black-Scholes Formel für den Preis einer europäischen Call-Option auf eine dividendenlose Aktie. Bemerkungen: Den Preis für die Black-Scholes Gleichung erhält man auch, wenn man als Modell für die Aktienkursentwicklung das Black-Scholes-Modell zugrunde legt (siehe Kapitel 3) und nach dem No-Arbitrage-Prinzip vorgeht. - In der Black-Scholes-Formel taucht der Drift-Parameter μ nicht auf. Sein Verschwinden erklärt sich ähnlich wie das Verschwinden der Wahrscheinlichkeit für die Aufwärtsbewegung oder Abwärtsbewegung im Binomialmodell. - Weil es nie lohnend ist eine amerikanische Call-Option vorzeitig auszuüben, ist Preis für eine amerikanische Call-Option C0BS auch der 66 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 6: Die Formel von Black und Scholes Myron Scholes und Fisher Black - 1973 veröffentlichten sie "The Pricing of Options and Corporate Liabilities" - 1995 Death of Fisher Black Robert Merton - weitere Beiträge zur Bewertung von Optionen - 1997 Verleihung des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften an Myron Scholes und Robert Merton 67 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 6: Die Formel von Black und Scholes Vorraussetzungen zum Beweis der Black-Scholes Formel: ¾ Der Aktienkurs bzw. die Rendite des Aktienkurses entwickelt sich gemäß dem Black-Scholes Modell. ¾ Der Leerverkauf („Short-Selling“) von Aktien ist immer möglich ¾ Es gibt keine Transaktionskosten ¾ Die Aktien zahlen keine Dividenden während der Laufzeit der Option ¾ Es gibt keine Arbitrage Möglichkeiten ¾ Der Handel von Aktien ist stetig möglich (d.h. jeder Bruchteil einer Aktie ist handelbar) ¾ Der risikofreie Zinssatz, zu dem Geld angelegt oder aufgenommen werden kann ist konstant über die gesamte Laufzeit der Option Aufgabe 28 (vgl. Aufgabe 19) Die jährliche Volatilität der Aktie X betrage σ = 40% . Der Aktienkurs der Aktie X notiere an der Frankfurter Börse bei 78 Euro. Der risikofreie Zinssatz zu dem Geld aufgenommen oder angelegt werden kann sei 3,35 % p.a. Eine Call-Option auf diese Aktie mit Strike 85 Euro und einem Verfallstermin in 5 Monaten kostet an der Börse EUREX 6,57 EUR. Überprüfen Sie diesen Preis mit Hilfe des Black-Scholes Modells. 68 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 6: Die Formel von Black und Scholes Über die Put-Call-Parität erhält man die Black-Scholes Formel für den Preis einer europäischen Put-Option als: P0BS = − SΦ(− d1 ) + 1 KΦ(− d 2 ) T (1 + i ) Aufgabe 31 Eine europäische Put-Option auf die BMW-Aktie hat Restlaufzeit von einem Jahr und einen Ausübungspreis von 40 EUR. Der jährliche Marktzins betrage 6%, der heutige Aktienkurs 38 EUR. Außerdem finden wir für die BMW-Aktie eine geschätzte Volatilität von 25%. Wieviel ist die Put-Option wert? Aufgabe 33 Um welchen Betrag ändert sich der Wert, der in Aufgabe 31 erwähnten Put-Option auf die BMWAktie, wenn der Aktienkurs der BMW Aktie sich um einen EUR erhöht? Für die Lösung von Aufgabe 33 benötigen wir die sogenannten „Griechen“ (Greeks) des Optionspreises 69 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 6: Die Formel von Black und Scholes 6.1. Sensitivitäten des Optionspreises nach Black und Scholes (Griechen) Unter den Sensitivitäten des Optionspreises versteht man die partiellen Ableitungen des Optionspreises nach den Inputvariablen S (Aktienkurs), σ (Volatilität) und i (risikolose Marktzins). Bildet man die Ableitungen aus der Formel für Black und Scholes so erhält man: Name Delta Δ Vega υ Rho ρ Partielle Ableitung Formel für europ. bzgl. Call-Option Aktienkurs S Φ(d1 ) Volatilität σ S ⋅ T ⋅ N (d1 ) Risikoloser K ⋅ Φ (d 2 ) T T −1 Zinssatz i (1 + i ) Formel für eurpo. Put-Option Φ(d1 ) − 1 S ⋅ T ⋅ N (d1 ) K −T ⋅ Φ (− d 2 ) T −1 (1 + i ) wobei N(x) die Dichtefunktion der Standardnormalverteilung im Punkte x bezeichnet. 70 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 6: Die Formel von Black und Scholes 6.1. Sensitivitäten des Optionspreises nach Black und Scholes (Griechen) a) Delta einer Option: Tangentensteigung des Optionspreises im Punkt S0, d.h. ändert sich der Aktienkurs S0 um einen „kleinen“ Wert dS, so ändert sich der Optionswert um den Betrag dC = Φ(d1) = ∆ Stellt sich ein Anleger also das folgende Portfolio zusammen: 1 Option auf die Aktie X - ∆ Aktien X dann ändert sich der Wert Π des Portfolios bei einer kleinen Änderung des Aktienkurses näherungsweise um den Wert ∂Π ∂C0 ∂ (ΔS0 ) = Δ − Δ = 0 = − ∂S ∂S ∂S solange also die Aktienkursänderung gering ist, ist das genannte Portfolio „risikolos“. 71 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 6: Die Formel von Black und Scholes Aufgabe 32 Angenommen Sie sind der Verkäufer von 100 Call-Optionen auf die Aktie der Deutschen Bank mit einem Ausübungspreis von K = 90 EUR und einer Restlaufzeit von 9 Monaten. Der aktuelle Aktienkurs notiere bei 91,05 EUR und die Jahresvolatilität der Aktie betrage 29%. Der risikofreie Zinssatz betrage 3 % p.a. und wir nehmen an, dass keine Dividenden gezahlt werden. Wieviele Aktien müssen Sie kaufen, damit ihre Gesamtposition gegenüber kleinen Aktienkursveränderungen risikoneutral wird? 72 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 6: Die Formel von Black und Scholes 6.1. Sensitivitäten des Optionspreises nach Black und Scholes (Griechen) a) Delta einer Option: - Für eine Call Option gilt immer: 0 < Δ <1 - Für eine Put-Option gilt immer: -1< Δ <0 - Für Call-Optionen gilt: Für S0 sehr groß, (also S0 → ∞ ), ist Δ → 1. - Für Put-Optionen gilt : Für S0 sehr groß, (also S0 → ∞ ), ist Δ → 0. 73 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 6: Die Formel von Black und Scholes 6.2. Sensitivitäten des Optionspreises nach Black und Scholes (Griechen) b) Delta eines Portfolios: Das Delta eines Portfolios, bestehend aus n verschiedenen Optionen oder Aktienpositionen auf eine bestimmte Aktie berechnet sich als, n ∂Π = ∑ ωi Δ i ∂S i =1 wobei Π den Gesamtwert des Portfolios darstellt, ωi die Anzahl der unterschiedlichen Optionstypen und Δi die Deltas der unterschiedlichen Optionstypen. Aufgabe 37 Angenommen ein Aktienhändler einer Bank managed ein Portfolio, das aus den folgenden Positionen besteht: • 100.000 gekaufte Call-Optionen auf eine Aktie X mit einem Strike-Preis von 55 EUR und einer Laufzeit von 3 Monaten. Das Delta dieser Optionen liege bei 0,533. • 200.000 verkaufte Call-Optionen auf Aktie X mit einem Strike-Preis von 56 EUR und einer Laufzeit von 5 Monaten. Das Delta dieser Optionen liege bei 0,468. • 50.000 verkaufte Put-Optionen auf Aktie X mit einem Strike-Preis von 56 EUR und einer Laufzeit von 2 Monaten. Das Delta dieser Optionen liege bei -0,508. Wieviel Aktien X muss der Händler kaufen um sein Portfolio Delta-neutral zu stellen? 74 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 6: Die Formel von Black und Scholes 6.2. Sensitivitäten des Optionspreises nach Black und Scholes (Griechen) c) Dynamische Delta-Hedging Strategie: Weil sich auch das Delta einer Option ändert, wenn sich der zugrundeliegende Aktienkurs ändert, müssen für die Erhaltung eines Delta-neutralen Portfolios ständig Aktien zu- oder verkauft werden. Aufgabe 38 Ein Händler einer Bank hat für 300 000 EUR 100 000 Call-Optionen auf eine dividendenlose Aktie X verkauft. Der Strike-Preis dieser Optionen liege bei 50 EUR, der derzeitige Aktienkurs der Aktie X betrage 49 EUR. Der risikolose Zinssatz, zudem Geld angelegt oder aufgenommen werden kann, betrage 5% p.a. Die Volatilität der Aktie X sei 20% pro Jahr und die Laufzeit der Option betrage 20 Wochen (= 0,3846 Jahre). a) Wie hoch ist der Black-Scholes Preis aller Call-Optionen? b) Um wie viel hat die Bank die Call-Optionen über dem theoretischen Black-Scholes Preis verkauft? c) Wieviele Aktien muss der Händler kaufen, um sein Portfolio Delta-neutral zu gestalten? 75 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 6: Die Formel von Black und Scholes 6.2. Sensitivitäten des Optionspreises nach Black und Scholes (Griechen) c) Dynamische Delta-Hedging Strategie: Zu Aufgabe 38 Ein Händler einer Bank hat für 300 000 EUR 100 000 Call-Optionen auf eine dividendenlose Aktie X verkauft. Der Strike-Preis dieser Optionen liege bei 50 EUR, der derzeitige Aktienkurs der Aktie X betrage 49 EUR. Der risikolose Zinssatz, zudem Geld angelegt oder aufgenommen werden kann, betrage 5% p.a. Die Volatilität der Aktie X sei 20% pro Jahr und die Laufzeit der Option betrage 20 Wochen (= 0,3846 Jahre). d) Angenommen der Aktienkurs sinkt innerhalb einer Woche auf 48,12 EUR, wie viele Aktien muss der Händler kaufen oder verkaufen, um das Gesamtportfolio wieder Delta-neutral zu haben? e) Was kostet ihn insgesamt der Zu- bzw. Verkauf der Aktien? f) Simulieren Sie den Aktienkurs mit einer Drift von 13 % in Zeitschritten von einer Woche und berechnen Sie für jede neue Woche die Kosten des Delta-Hedges um Delta-Neutralität herzustellen. 76 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 6: Die Formel von Black und Scholes 6.2. Sensitivitäten des Optionspreises nach Black und Scholes (Griechen) c) Dynamische Delta-Hedging Strategie: Zu Aufgabe 38 Woche Aktienkurs Delta zusätzlich zu kaufende Aktien Kosten für zusätzlichen Aktienkauf Kumulative Kosten inkl. Zinsen 0 49,00 0,52 52.011,01 2.548.539,29 2.548.539,29 1 48,12 0,46 -6.355,08 -305.806,29 2.245.125,34 2 47,37 0,40 -5.790,69 -274.305,11 1.972.927,77 3 50,25 0,59 19.628,96 986.355,03 2.961.134,81 4 51,75 0,69 9.683,02 501.096,47 3.465.010,93 5 53,12 0,77 8.107,00 430.643,77 3.898.907,36 6 53,00 0,77 -250,41 -13.271,78 3.889.295,53 7 51,87 0,71 -6.522,93 -338.344,33 3.554.602,14 8 51,38 0,67 -3.196,68 -164.245,51 3.393.693,38 9 53,00 0,79 11.257,40 596.642,09 3.993.521,18 10 49,88 0,55 -23.659,71 -1.180.146,38 2.817.123,56 11 48,50 0,41 -13.734,40 -666.118,47 2.153.649,56 12 49,88 0,54 12.975,07 647.196,66 2.802.867,88 13 50,37 0,59 4.813,40 242.450,82 3.047.949,79 14 52,13 0,77 17.792,06 927.499,99 3.978.310,93 15 51,88 0,76 -897,70 -46.572,54 3.935.472,88 16 52,87 0,86 10.607,46 560.816,17 4.499.983,33 17 54,87 0,98 11.349,51 622.747,43 5.126.954,96 18 54,62 0,99 1.167,41 63.763,74 5.195.531,43 19 55,87 1,00 1.012,76 56.582,93 5.256.991,48 20 57,25 1,00 0,00 0,00 5.261.926,28 77 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 7: Strategien mit Optionen Call- bzw. Put-Optionen spiegeln die Erwartung wider, dass der Kurs des Basiswertes steigt bzw. fällt. Mit Kombinationen aus Put- und Call-Optionen können auch andere Komplexe Kurserwartungen modelliert werden. 7.1 Long Straddle Unter einem Straddle versteht man den gleichzeitigen Kauf einer europäischen Put-Option und einer europäischen Call-Option jeweils mit Laufzeit T und Strike-Preis K. Die beiden Optionen bilden ein Portfolio mit dem Wert Πt=Ct+Pt. Der Wert des Portfolios am Verfallstag beträgt: ⎧ ST − K ; ST > K Π T = max(K − ST ,0 ) + max(ST − K ;0 ) = ⎨ ⎩ K − ST ; ST ≤ K Der Kauf eines Straddles lohnt also, wenn sich der Kurs des Basiswerts signifikant von K unterscheidet, etwa wenn der Kurs deutlich steigt oder fällt. 78 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 7: Strategien mit Optionen 7.2 Long Strangle Unter einem Strangle versteht man den gleichzeitigen Kauf einer europäischen Call-Option mit Laufzeit T und Ausübungspreis K1 und einer europäischen Put-Option mit Laufzeit T und Ausübungspreis K2 >K1. Die beiden Optionen bilden ein Portfolio mit dem Wert Πt=Ct+Pt. Der Wert des Portfolios am Verfallstag beträgt: ST ≥ K 2 ⎧ ST − K 2 ; ⎪ Π T = max(K1 − ST ,0 ) + max(ST − K 2 ;0 ) = ⎨ 0; K 2 > S T > K1 ⎪K − S ; ST ≤ K 2 ⎩ 1 T Der Käufer eines Strangles erwartet sehr große Kursschwankungen. Ein Strangle ist auf jeden Fall preiswerter als ein Straddle, da die Gewinnchancen kleiner sind. 79 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring Kapitel 7: Strategien mit Optionen 7.2 Long Butterfly Spread Unter einem Butterfly Spread versteht man den gleichzeitigen Kauf einer europäischen Call-Option C1 mit Ausübungspreis K1 und einer europäischen Put-Option P1 mit Ausübungspreis K2 sowie dem Verkauf einer europäischen Call-Option C2 und einer europäischen Put-Option P2 beide mit Ausübungspreis K. Alle vier Optionen haben eine Laufzeit T. Kürzer formuliert besteht ein Portfolio Π, das einen Long Butterfly Spread nachbildet aus long Call K1, long Put K2, short Call K, short Put K Der Wert des Portfolios am Verfallstag beträgt: Π T = max(K 2 − ST ,0 ) + max(ST − K1 ;0 ) − max(ST − K ;0 ) − max(K − ST ;0 ) Der Käufer eines long Butterfly Spreads erwartet stagnierende Kurse um den Wert K bzw. nur geringe Kursschwankungen. 80 Finanz- und Risikomanagement, Prof. Dr. Gabriele Gühring