Reporting Design

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Reporting Design
Status quo und
neue Wege in der
Gestaltung des internen
und externen
Berichtswesens
2013
Reporting Design – Status quo und neue Wege in der internen
und externen Berichtsgestaltung
- eine empirische Studie von KPMG Advisory AG,
FH Oberösterreich und pmOne GmbH
Autoren: Christoph Eisl, Heimo Losbichler,
Lisa Falschlunger, Bianca Fischer, Peter Hofer
Herausgeber: Michael Büttner, Christoph Eisl, Christian
Engelbrechtsmüller, Heimo Losbichler, Andreas SchmidtPöstion, Hannes Wambach
Jänner 2013
1
2
3
4
5
6
Vorwort............................................................................. 4
Zusammenfassung der Ergebnisse.................................... 5
Möglichkeiten der Visualisierung von Finanzdaten...... 8
Grundlagen und Ziele der Studie................................ 11
3.1Zielsetzung.....................................................................................
11
3.2
Methodik........................................................................................ 11
3.3
Studiendemographie Geschäftsberichte........................................ 12
3.4
Studiendemographie Monatsberichte............................................ 12
Status quo der Geschäftsberichterstattung der
Unternehmen im ATX Prime Market......................... 14
4.1Berichtsumfang...................... ...................................................... 14
4.2
Gestaltung von Tabellen................................................................ 16
4.3
Gestaltung von Diagrammen........................................................ 18
Status quo des internen Monatsreportings................ 22
5.1
5.2
5.3
5.4
5.5
Berichtserstellung und genutzte Medien......................................
22
Leseverhalten und Entscheidungsrelevanz................................... 25
Tabellen, Diagramme, Texte.......................................................... 27
Alternative Darstellungsformen.................................................... 33
Zufriedenheit und Änderungswünsche......................................... 34
Neue Wege im Reporting Design mit Hilfe von
Eye-Tracking-Analysen............................................... 37
6.1
6.2
Informationsgestaltung und -wahrnehmung als
Grundlage von Entscheidungen................................................... 37
Eye Tracking als Schlüsseltechnologie zur Optimierung
des Reporting Designs.............................................................. 38
Nachwort und Ausblick............................................ 40
Literaturverzeichnis................................................. 41
4 | Reporting Design 2013
Vorwort
Wie sieht ein optimal gestalteter Finanzbericht aus? Es gibt
nur wenige Unternehmen, die sich in den vergangenen
Jahren nicht diese Frage stellen mussten oder aktuell nicht
vor der Aufgabe stehen, ihr internes Reporting bzw. ihre
Geschäftsberichte zu optimieren. Dies hat einen einfachen,
aber bedeutsamen Grund. Führungskräfte in Unternehmen
und externe Kapitalgeber haben heute eine herausragende
gesellschaftliche Verantwortung. Mit ihren Entscheidungen
gestalten sie die weltweite wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Die Qualität ihrer Entscheidungen beruht maßgeblich auf den ihnen zur Verfügung stehenden Informationen.
In unserer datengeprägten Geschäftswelt wird die Informationsversorgung dieser Personengruppen von umfangreichen,
quantitativen Berichten dominiert. Unternehmensintern in
Form von Managementreports wie Monats- oder Quartalsberichten, nach außen vor allem durch die veröffentlichten
Geschäftsberichte.
Die Empfehlungen zur optimalen visuellen Aufbereitung
von Tabellen und Diagrammen sind jedoch uneinheitlich. Es
fehlen wissenschaftlich fundierte, empirisch abgesicherte Gestaltungsgrundlagen und in der Praxis akzeptierte Standards.
Tabellenanordnungen, Diagrammtypen, Farben oder Achsenskalierungen werden meist individuell und inkonsistent
aufbereitet. Als Folge sind viele Berichte schwer lesbar und
für eine rasche Informationswahrnehmung häufig ungeeignet. Im Extremfall können sie sogar zu Fehlentscheidungen
führen. Darüber hinaus ist der Aufwand für die von Unsicherheit begleitete Berichtserstellung beträchtlich.
Neben inhaltlichen Aspekten spielt die Informationsaufbereitung bei der Berichtsgestaltung eine zentrale Rolle, da 70 %
der menschlichen Sinnesrezeptoren für die visuelle Wahrnehmung vorgesehen sind. Während der Frage richtiger Kennzahlen in Wissenschaft und Praxis seit jeher großer Raum
gegeben wurde, hat sich das Bewusstsein für die Bedeutung
der visuellen Aufbereitung erst in den letzten Jahren entwickelt und in vielen Unternehmen zu einem Umbruch in der
Berichtsgestaltung geführt.
Die vorliegende Studie ist Teil eines gemeinsamen Forschungsprojektes von KPMG, pmOne und dem Studiengang
Controlling, Rechnungswesen und Finanzmanagement der
FH OÖ in Steyr. Ziel des Projektes ist die Entwicklung von
Gestaltungsrichtlinien, die Management- und Geschäftsberichte nachweislich schneller und besser lesbar machen.
Die vorliegende Studie ist empirischer Ausgangspunkt des
Gesamtvorhabens und gibt erstmals einen umfassenden
Überblick über die heute gängige Praxis in der internen Monatsberichtsgestaltung und der externen Geschäftsberichterstattung österreichischer Unternehmen.
Michael Büttner
Heimo Losbichler
Mit Hilfe einer neuen Eye-Tracking-Technologie können
Blicke und Blickverläufe der Berichtsleser aufgezeichnet und
analysiert werden. Eye Tracking ist damit ein Schlüssel für die
empirische Überprüfung der Wirksamkeit unterschiedlicher
Darstellungsformen.
Christoph Eisl
Christian Engelbrechtsmüller
Andreas Schmidt-Pöstion
Hannes Wambach
Gendergerechte Formulierung
Sämtliche personenbezogenen Bezeichnungen in dieser Studie sind geschlechtsneutral zu verstehen.
Sie werden aus Gründen der Kürze und besseren Lesbarkeit verwendet und drücken damit keinerlei Geschlechtspräferenz aus.
Reporting Design 2013 | 5
1. Zusammenfassung der Ergebnisse
Die Studie „Reporting Design – Status quo und neue Wege in der Gestaltung des internen und externen Berichtswesens“ wurde im Frühjahr und Sommer 2012 durchgeführt. Sie gibt Auskunft über
die aktuelle Praxis der internen und externen Berichtsgestaltung. Die Ergebnisse zum internen
monatlichen Reporting beruhen auf 326 Fragebögen von Berichtsempfängern und Berichtserstellern österreichischer Unternehmen. Die Ergebnisse zur externen Berichterstattung beruhen auf der
Analyse der Geschäftsberichte der 40 Unternehmen des ATX Prime Market.
Wesentliche Ergebnisse zur
Geschäftsberichterstattung
Geschäftsberichte stellen ein wesentliches Instrument der
Kommunikation von Unternehmen mit Investoren und der
Öffentlichkeit dar. Die darin dargestellten Informationen
beeinflussen maßgeblich deren Vertrauen. Der angestrebte
„true and fair view“ wird dabei von Inhalt und Darstellungsform gleichermaßen beeinflusst. Die detaillierten Studienergebnisse bezüglich Tabellen, Diagrammen und sonstigen
grafischen Elementen indizieren, dass in den Unternehmen
des ATX Prime Market in Hinblick auf die Berichtsgestaltung
Optimierungspotenzial besteht. Die wesentlichen Studienergebnisse können wie folgt zusammengefasst werden:
1
Durchschnittlich 165 Seiten.
Der durchschnittliche Geschäftsbericht 2010 bzw 2010/11 im
ATX Prime Market umfasst 165 Seiten (Median 149 Seiten).
Der Konzernabschluss beansprucht mit durchschnittlich 87
Seiten dabei mehr Raum als der allgemeine Teil mit 78 Seiten. Die DO&CO Restaurants & Catering AG veröffentlichte
mit 102 Seiten den Bericht mit der geringsten Seitenanzahl,
der Geschäftsbericht der Immofinanz AG war mit 286 Seiten
der seitenmäßig umfassendste Bericht.
2 6.800 Tabellen, Diagramme und sonstige
grafische Elemente.
In den Geschäftsberichten der Unternehmen des ATX Prime
Market werden mehr als 6.800 Tabellen, Diagramme und
sonstige grafische Elemente zur Darstellung von Informationen verwendet. Diese beanspruchen damit im Durchschnitt
mehr als ein Drittel (= 34,9 %) der in den Geschäftsberichten
verfügbaren Nettofläche. Umgerechnet entspricht dies einer
durchschnittlichen Seitenanzahl von 57,5 Seiten pro Geschäftsbericht, die ausschließlich Tabellen, Diagramme und
sonstige grafische Elemente beinhalten. Pro Bericht werden
im Schnitt 119 Tabellen, 21 Diagramme und 39 sonstige grafische Elemente verwendet. Damit wird deutlich, dass der
Gestaltung dieser Elemente große Bedeutung beikommt.
3 Tabellen dominieren.
Von diesen 57,5 Seiten sind wiederum 58,3 % Tabellen
(= 33,5 Seiten), 6,1 % Diagramme (= 3,5 Seiten) und 35,6 %
sonstige grafische Elemente (= 20,5 Seiten). Es ist festzustellen, dass Tabellen insbesondere im Konzernabschluss mit
93,4 % der Fläche grafischer Elemente sehr breiten Raum
einnehmen.
4 Große Unterschiede zwischen
den Unternehmen.
Der Vergleich der Geschäftsberichte zeigt große Unterschiede zwischen den Unternehmen bezüglich der Seitenanzahl
und der visuellen Gestaltung. Tabellen und Diagramme
werden für unterschiedlichste Zwecke eingesetzt und unterschiedlich gestaltet. Von einem etablierten Standard kann
keinesfalls gesprochen werden.
6 | Reporting Design 2013
Wesentliche Ergebnisse zur
Monatsberichterstattung
Informationen sind die Grundlage menschlicher Entscheidungs- und Willensbildung. Die Qualität betrieblicher Entscheidungen hängt damit direkt mit der Qualität der den
Führungskräften zur Verfügung stehenden Informationen
zusammen. Monatsberichte haben, als zentrales Instrument
der regelmäßigen Informationsversorgung des Managements, einen besonders hohen Einfluss auf die Entscheidungsqualität in den Unternehmen. Diese Entscheidungsrelevanz wird durch die Ergebnisse der Studie bestätigt. Im
Vergleich zu Geschäftsberichten sind Unternehmen in der
Gestaltung des Managementreportings frei und können
interne Monatsberichte an die individuellen Bedürfnisse anpassen. Die Studie bestätigt die hohe Aktualität des Themas
und Wunsch und Notwendigkeit wahrnehmungsoptimierter
Reports. Die Kernergebnisse zum Status quo der Monatsberichterstattung in österreichischen Unternehmen sind:
1 Hoher Umfang und Erstellungsaufwand.
Die durchschnittliche Seitenanzahl der Monatsberichte
beträgt 50 Seiten, wobei der Durchschnitt von zwei Unternehmen mit mehr als 1.000 Seiten Umfang verzerrt ist. Der
Median für die Seitenanzahl beträgt 20 Seiten. Bei KMU beträgt der Median lediglich 11 Seiten. Für die Erstellung dieser
Berichtsumfänge benötigen die Unternehmen durchschnittlich 6,5 Personentage, wobei der Aufwand in Konzernen mit
7,9 Tagen wesentlich höher ist als in KMU mit 3 Personentagen.
2 Hohe Entscheidungsrelevanz.
58,3 % der Manager und Controller empfinden den Einfluss
der Monatsberichte auf unternehmerische Entscheidungen
als hoch bzw. sehr hoch. Der hohe Erstellungsaufwand für
die Berichte erscheint gerechtfertigt.
3 Monatsberichte müssen rasch zu lesen
sein.
Monatsberichte werden von den Berichtsempfängern gelesen. Nur 0,4 % geben an, die Berichte nicht zu lesen. Die
Berichte werden am häufigsten jedoch nur 15 bis 30 Minuten
betrachtet. Mehr als die Hälfte (57,5 %) der Berichtsleser liest
die Berichte nur punktuell bzw. kapitelweise.
4 Elektronik vor Papier. Tablets und
Smartphones werden wichtiger.
Während nahezu alle Befragten ihre Berichte am PC oder
Notebook (94 %) betrachten, sind Papierberichte heute nur
mehr zu 70,1 % verbreitet. Tablets (7,5 %) und Smartphones
(7,1 %) sind als Betrachtungsmedium derzeit noch eher die
Ausnahme. Sie weisen aber die höchsten Wachstumsraten
auf. Tablets sollen um 293,3 % auf 29,5 % wachsen, Smart-
phones um 109,9 % auf 14,9 %. Den klassischen Papierbericht wollen in Zukunft nur mehr die Hälfte (52,8 %) der
Befragten einsetzen.
5 Verbesserungsbedarf in der
Informationsgestaltung.
Nur 60,4 % der Befragten sind mit der Aufbereitung von
Diagrammen zufrieden. Während 71,5 % mit der Gestaltung
von Tabellen zufrieden sind, ist dies bei Textinformationen (zB
Kommentaren) nur zu 44,8 % der Fall.
6 Wunsch nach mehr Visualisierung.
Diagramme nehmen heute in vielen Monatsberichten
weniger als 20 % der Gesamtfläche ein. Gleichzeitig konzentrieren sich die Berichtsleser bei Erhalt des Berichts primär
auf Diagramme. 42,0 % der Befragten wünschen sich in
Zukunft mehr Diagramme in der Monatsberichterstattung.
Damit steht die erhöhte Visualisierung an zweiter Stelle der
Wünsche und wird nur durch den Wunsch nach rascherer
Information (46,9 %) übertroffen. Die Studienergebnisse
zeigen aber, dass eine hohe Unsicherheit in der Gestaltung
von Diagrammen besteht.
7 Neue Darstellungsformen wie Small
Multiples und Sparklines sind noch wenig
verbreitet.
Bei den alternativen grafischen Darstellungsformen dominieren Ampeldarstellungen. Diese werden von 49,1 % der
Befragten verwendet. Small Multiples und Sparklines (siehe
Kapitel Präsentation von Geschäftszahlen) werden lediglich
bei 26,1 % bzw. 12,3 % eingesetzt. Die Unterschiede
zwischen KMU, Großbetrieben und Konzernen sind dabei
gering.
8 Hohe Aktualität und viele Projekte
in Planung.
Die hohe Aktualität des Themas zeigt sich durch
die Tatsache, dass 62,9 % der Unternehmen gerade ein Reportingprojekt konkret planen, in der
Umsetzung sind oder ein solches vor kurzem
durchgeführt haben. Die Änderungen werden
dabei nicht laufend umgesetzt, sondern gebündelt und in einem gelegentlichen Rhythmus durchgeführt.
Reporting Design 2013 | 7
Eye Tracking – Die Schlüsseltechnologie in der zukünftigen Berichtsgestaltung
Die Studienergebnisse zeigen sowohl im Bereich der Geschäftsberichte als auch im Bereich der Monatsberichtsgestaltung starke Unterschiede in der Informationsaufbereitung
und das Fehlen etablierter Standards. Gleichzeitig zeigen die
Studienergebnisse den Wunsch nach besser und schneller
aufbereiteten Informationen auf Seite der Berichtsempfänger. Bei den Berichtserstellern wird der Wunsch nach verlässlichen Orientierungsgrundlagen und reduziertem Erstellungsaufwand deutlich.
Mit klassischen Methoden wird das Reporting Design weiter
ein Handwerk nach dem „Trial & Error“-Prinzip bleiben.
Quantitative Informationen werden ohne valide Gestaltungsrichtlinien auf Basis eigener Erfahrungen in Tabellen und
Diagrammen dargestellt, in der Hoffnung, dass die gewählte
Darstellungsform bei den Berichtsempfängern Anklang findet
bzw. zumindest akzeptiert wird.
Der Einsatz neuer Eye-Tracking-Technologien in einem ganzheitlichen Ansatz des Reporting Designs wird diesen Status
quo massiv verändern und zu einer einfacheren, zielgerichteteren Berichtsgestaltung verhelfen.
2. Möglichkeiten der Visualisierung von
Finanzdaten
Die Hauptaufgabe des Berichtswesens ist die Bereitstellung
von Informationen für interne und externe Entscheidungsträger. Im internen Reporting werden Führungskräfte mit
entscheidungsrelevanten Informationen versorgt. Externe
Berichte bieten vor allem Entscheidungsunterstützung für
Investoren. Zur Präsentation von quantitativen Informationen
gibt es in Berichten unterschiedliche Möglichkeiten:
• Tabellen
• Diagramme
• Grafische Tabellen
• Text
• Sonstige Darstellungsformen
Die Form der Informationsdarstellung beeinflusst die Verständlichkeit und Akzeptanz von Berichten in wesentlichem
Ausmaß, weshalb der Wahl der geeigneten Darstellungsform
entsprechende Bedeutung beigemessen werden sollte.
Nachfolgend wird auf die Spezifika sowie die wesentlichen
Vor- und Nachteile der jeweiligen Darstellungsform
eingegangen.
Tabellen sind eine traditionelle und beliebte Darstellungsform. Sie ermöglichen die Darstellung einer großen Menge
an Daten mit verhältnismäßig geringem Platzbedarf. Demzufolge weisen Tabellen den Vorteil einer hohen Informationsdichte auf. Zudem sind sie leicht lesbar und aufgrund
zahlreicher Kombinationsmöglichkeiten vielfältig einsetzbar.
Im Vergleich zu Diagrammen können in Tabellen grundsätzlich
mehr und detailliertere Werte dargestellt werden. Bei der
Präsentation von sehr großen Datenmengen in tabellarischer
Form ist es jedoch schwierig, die wesentlichen Informationen zu erfassen. Die Verwendung von Tabellen wird vor
allem dann empfohlen, wenn es notwendig ist, die exakten
Werte zu kennen. Diagramme sollten hingegen primär dort
eingesetzt werden, wo es darum geht, Trends und Relationen zu visualisieren.
Tabellen bestehen grundsätzlich aus Zeilen und Spalten, in
denen Informationen fest strukturiert, jedoch mit beliebigen
Inhalten und unterschiedlich formatiert dargestellt werden
können. Bei der visuellen Gestaltung von Tabellen stellt sich
ein breites Spektrum an Fragen, zum Beispiel:
Wie werden Spaltenüberschriften formatiert?
Wie werden Einheiten, Vorzeichen und Zahlenformate
gestaltet?
Die Frage des Hierarchiekonzepts, d.h. wie werden Detailwerte und Summen formatiert, werden die Summen
oberhalb der Detailpositionen oder unterhalb angeordnet?
Werden Trennlinien oder Hintergrundfarben zur optischen
Strukturierung verwendet?
Welches Farbkonzept, welche Positionierung von Legenden
und Titel?
Titel
Hintergrund
Bilanz Aktiva
Veränderungsspalte
Monetäre Einheit
in TEUR
Langfristige Vermögenswerte
Sachanlagen
Firmenwerte
Sonstige immaterielle Vermögenswerte
Anteile an assoziierten Unternehmen
Sonstige Finanzanlagen
Kurzfristige Vermögenswerte
Vorräte
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
Sonstige kurzfristige Forderungen
Liquide Mittel
Summe Aktiva
Legende
31.12.2012
%
31.12.2011
%
∆ in %
1.453
500
879
2.693
256
5.781
15,41%
4,8%
8,5%
26,1%
2,5%
56,0%
1.512
500
932
2.413
103
5.460
17,2%
5,7%
10,6%
27,5%
1,2%
62,2%
-3,9%
0,0%
-5,7%
11,6%
148,5%
5,9%
2.966
963
452
163
4.544
28,7%
9,3%
4,4%
1,6%
44,0%
1.302
1.504
412
102
3.320
14,8%
17,1%
4,7%
1,2%
37,8%
127,8%
-36,0%
9,7%
59,8%
36,9%
10.325
100,0%
8.780
100,0%
17,6%
Summe
Abbildung 1: Grundsätzlicher Aufbau von Tabellen mit den angesprochenen Gestaltungsfragen
Strukturspalte
Reporting Design 2013 | 9
Diagramme ermöglichen es, die dargestellten Informationen
auf einen Blick zu erfassen. Sachverhalte können mithilfe
von Diagrammen schneller und prägnanter auf den Punkt
gebracht werden. Als Vorteil kann auch die erhöhte Einprägsamkeit und das gesteigerte Erinnerungsvermögen an die
präsentierten Geschäftszahlen genannt werden. Diagramme
werden zur Darstellung unterschiedlichster Sachverhalte
verwendet. Insbesondere drei Analysezwecke können unterschieden werden:
1. Strukturanalyse: Vergleich unterschiedlicher
Kategorien ohne zeitlichen Bezug, wie beispielsweise Länder, Produkte oder Kunden
2. Zeitvergleich: Vergleich unterschiedlicher Zeitpunkte (zB Bilanzstichtage) bzw. Zeiträume
Monate, Quartale, Jahre)
3. Zeitverlauf: Ebenfalls Vergleich unterschiedlicher
Zeitpunkte bzw. Zeiträume. Der Unterschied zum
Zeitvergleich besteht darin, dass im Zeitverlauf
auch die Entwicklung zwischen den dargestellten
Zeitpunkten bzw. Zeiträumen visualisiert wird.
Für eine effektive Informationsaufbereitung ist schon die
Wahl des geeigneten Diagrammtyps entscheidend. Als
Grundtypen sind folgende Diagramme zu nennen:
• Kreis- bzw. Tortendiagramm
• Balkendiagramm (waagrecht)
• Säulendiagramm (senkrecht)
• Liniendiagramm
Kreis- bzw. Tortendiagramme kommen dann zum Einsatz,
wenn der Anteil einzelner Merkmale an einer Gesamtheit
dargestellt werden soll (= Strukturanalyse). Voraussetzung
ist, dass die Summe der Anteile 100 % ergibt und keine negativen Werte dargestellt werden. Trotz häufiger Verwendung
in der Praxis ist die vorherrschende Meinung in der Literatur,
dass Tortendiagramme zur Präsentation von Geschäftszahlen vermieden werden sollten. Begründungen hierfür sind
beispielsweise der erhöhte Platzbedarf gegenüber anderen
Diagrammtypen und die geringe Informationsdichte.
Außerdem ist es für das menschliche Auge sehr schwer, die
Fläche eines Tortenstücks einzuschätzen und mit anderen zu
vergleichen.
Viele Autoren zum Thema Reporting Design sprechen sich
dafür aus, Tortendiagramme durch Balkendiagramme zu
ersetzen. Das Balkendiagramm ist ein sehr vielseitig einsetzbarer Diagrammtyp. Es kann beispielsweise für Strukturanalysen, Aufzählungen, Rangfolgevergleiche und Benchmarks
verwendet werden. Unterschiede zwischen den zu vergleichenden Werten sind bei Balkendiagrammen besser zu
erkennen als bei Tortendiagrammen.
Vertikale Balkendiagramme werden als Säulendiagramme
bezeichnet. Sie sind vor allem für Zeitvergleiche einzusetzen.
Als weiterer Anwendungsfall für den Einsatz von Säulendiagrammen werden Häufigkeitsvergleiche (Histogramme)
genannt. Ein Vorteil des Säulendiagramms ist, dass auch negative Werte problemlos dargestellt werden können. Säulenund Liniendiagramme werden häufig kombiniert.
Bei der Darstellung einer größeren Anzahl an Werten bzw.
sehr langer Zeitreihen ist das Liniendiagramm dem Säulendiagramm vorzuziehen. Als Vorteil von Liniendiagrammen
ist zu erwähnen, dass Trends und Entwicklungen einfacher
erkennbar sind.
Es gibt noch weitere Diagrammtypen, die jedoch in der
Praxis seltener vorkommen. Beispiele hierfür sind gestapelte
Diagramme, Flächendiagramme, Wasserfalldiagramme, Ringdiagramme, Netzdiagramme und Blasendiagramme.
10 | Reporting Design 2013
Grafische Tabellen integrieren kleine Diagramme in eine
Tabelle. Sparklines bzw. Microcharts werden dazu benutzt,
Zahlen auf platzsparende Weise grafisch zu erklären. Am
häufigsten kommen miniaturisierte Linien- und Balkendiagramme zum Einsatz. Mithilfe von grafischen Tabellen werden die Vorteile von Tabellen und Diagrammen kombiniert:
Die Diagramme bieten einen schnellen Überblick über die
dargestellten Informationen, die Zahlen in der Tabelle liefern
die zugehörigen Details (siehe Abbildung 2).
Umsatzstatistik im deutschsprachigen Raum 2011
Absatz in Tsd. Stk.
Umsatz in Mio. €
EBIT in Mio. €
Österreich
322
60,6%
54.700
61,9%
8.524
15,6%
Deutschland
125
23,5%
25.141
28,4%
3.720
14,8%
Schweiz
84
15,8%
8.542
9,7%
786
9,2%
Gesamt
531
100,0%
88.383
100,0%
13.030
14,7%
Abbildung 2: Grafische Tabelle
Text wird im Wesentlichen verwendet, um Erläuterungen
und zusätzliche Informationen zu den präsentierten Geschäftszahlen zu geben. Weiters kommen Textelemente in
Form von Kommentaren in Kombination mit Diagrammen
zum Einsatz.
Sonstige Darstellungsformen. Zu den sonstigen Darstellungsformen zählen Dashboards, Kennzahlenbäume, Scorecards oder Tachometer.
Reporting Design 2013 | 11
3. Grundlagen und Ziele der Studie
Im Rahmen der empirischen Studie zum Status quo der Gestaltung des externen und internen Berichtswesens wurden einerseits die Geschäftsberichte 2010 bzw. 2010/11 der im ATX Prime Market
notierten Unternehmen untersucht und andererseits wurden im Sommer 2012 326 Berichtsempfänger und Berichtsersteller aus österreichischen Unternehmen mit Firmensitz im In- und Ausland
zu ihrem standardisierten internen Monatsreporting befragt.
3.1. Zielsetzung
3.2. Methodik
Die vorliegende Studie gibt einen Überblick über den aktuellen Stand zum Thema Geschäftsberichterstattung sowie zur
standardisierten internen monatlichen Berichterstattung und
beleuchtet momentane Praktiken. Bei der Monatsberichterstattung wurden sowohl Berichtsersteller als auch Berichtsempfänger befragt.
Die Studie beruht auf einer Analyse der Geschäftsberichte
des ATX Prime Market sowie einer Befragung, welche vom
Studiengang Controlling, Rechnungswesen und Finanzmanagement der FH Oberösterreich in Steyr in Zusammenarbeit mit den Unternehmen KPMG und pmOne durchgeführt
wurde.
Zur Ermittlung der aktuellen Praktiken sowie der Zufriedenheit im Zusammenhang mit dem Reporting eines Unternehmens wurden Geschäftsberichte und Monatsberichte hinsichtlich folgender Themenstellungen geprüft bzw. Personen
diesbezüglich befragt:
Der ATX Prime Market bestand zum Zeitpunkt der Studie aus
40 Unternehmen. Aus der Analyse ausgeschlossen wurden
die AMAG Austria Metall AG (IPO erst im April 2011) und die
Century Casinos Inc. (mangelnde Vergleichbarkeit aufgrund
Bilanzierung nach US GAAP). Bei der EVN AG (Stichtag
30. September) wurde der Geschäftsbericht 2009/10 zur
Analyse herangezogen, da der Geschäftsbericht 2010/11 zum
Zeitpunkt der Studie noch nicht verfügbar war. Folglich wurden die Geschäftsberichte von 38 Unternehmen analysiert.
Gegenstand der Analyse war die Erhebung des Status quo
des Reporting Designs. Im Rahmen der Forschungsarbeit
wurden 4.513 Tabellen, 803 Diagramme und 1.493 sonstige
grafische Elemente einer detaillierten Analyse unterzogen.
Wie umfangreich sind Geschäftsberichte bzw. Monatsreports
und wie sind sie gestaltet?
Welche Informationen werden in Form von Tabellen und
Diagrammen aufbereitet und welche Darstellungsformen
werden dabei genutzt?
Werden neuere Darstellungsformen wie Scorecards, Sparklines, Ampeln und Tachometerdarstellungen verwendet?
Wie ressourcenintensiv gestaltet sich die Erstellung der
Monatsreports und welche Systemunterstützung wird verwendet?
Wie (intensiv) werden Monatsberichte tatsächlich gelesen?
Wie zufrieden sind die Ersteller und Empfänger mit der Aufbereitung und Verständlichkeit ihrer Monatsreports?
Die Umfrage zur Monatsberichterstattung wurde mittels
standardisiertem Internet-Fragebogen durchgeführt. Zielgruppe der Untersuchung waren einerseits Manager aus
unterschiedlichsten Unternehmensbereichen, welche Monatsberichte erhalten und andererseits Führungskräfte und
Mitarbeiter aus den Bereichen Controlling und Rechnungswesen, die Berichte erstellen und auch erhalten. Insgesamt
wurden über 2.256 Aussendungen per E-Mail vorgenommen,
wovon 326 vollständig ausgefüllte und somit auswertbare
Antworten abgegeben wurden. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 14,5 %.
Die Befragung dauerte 20 bis 30 Minuten und umfasste
insgesamt 37 hauptsächlich geschlossene Fragestellungen,
welche fast alle als „verpflichtend zu beantworten“ definiert
wurden, um eine entsprechende Datenqualität gewährleisten
zu können. Die Befragung wurde anonym durchgeführt und
wer in folgende Themenkreise unterteilt:
Fragen zur Demographie (7 Fragen)
Allgemeine Fragen zur Berichterstattung (5 Fragen)
Fragen zu Tabellen und Diagrammen (11 Fragen)
Fragen zur Zufriedenheit und zum Status quo (6 Fragen)
Fragen zur Berichtserstellung und zum
Berichtsempfang (6 Fragen)
Fragen hinsichtlich des Interesses an unterschiedlichen Themengebieten (2 Fragen)
12 | Reporting Design 2013
3.3. Studiendemographie
Geschäftsberichte
3.4. Studiendemographie
Monatsberichte
Im ATX Prime Market befinden sich die wirtschaftlich größten
Unternehmen Österreichs mit einer Umsatzspanne von
34 Millionen bis 23 Milliarden Euro. Die Branchenstruktur ist
nachstehender Abbildung zu entnehmen.
83,4 % der Befragten sind Mitarbeiter in einem Unternehmen mit Geschäftssitz in Österreich, 9,5 % arbeiten für ein
Unternehmen mit Sitz in Deutschland und der Rest (7,1 %)
hat seinen Sitz in einem anderen Land. Neben der Herkunft
wurde auch das Geschlecht abgefragt. Die Studie weist
einen Anteil von 77,3 % Männern und 22,7 % Frauen auf,
wobei sich 50 % der Frauen in einer leitenden Position befinden. Bei den männlichen Befragungsteilnehmern liegt dieser
Anteil bei 66,7 %.
Im ATX Prime befinden sich hauptsächlich Industrie- und
Dienstleistungsunternehmen
Industriegüter und Dienstleistungen
Finanzwesen
Grundindustrie
10,5%
Technologie und Telekom
5,3%
Versorger
5,3%
Verbraucherdienste
Die Umfrage richtet sich an Berichtsersteller (zB Controller)
und an Berichtsempfänger (zB Führungskräfte), wobei der
Anteil an Berichtserstellern überwiegt. Die Verteilung von
Erstellern und Empfängern kann nachstehender Abbildung
entnommen werden.
15,8%
Konsumgüter
Gesundheitswesen
34,2%
21,1%
5,3%
2,6%
n = 38
Abbildung 3: Überblick über Branchen der in die Untersuchung eingeschlossenen Unternehmen nach ATX Klassifizierung
Frage: Inwieweit sind Sie selbst eher Berichtsempfänger
oder Berichtsersteller?
Beide Zielgruppen, Ersteller und Empfänger, nahmen teil.
Ausschließlich Berichtsersteller
Vorwiegend Berichtsersteller
Gleichermaßen
Vorwiegend Berichtsempfänger
Ausschließlich Berichtsempfänger
13,8%
40,2%
35,6%
8,3%
2,1%
n = 326
Abbildung 4: Überblick über die Teilnahme von Berichtsempfängern und
Berichtserstellern
Geantwortet haben überwiegend Leiter aus dem Bereich
Controlling bzw. Mitarbeiter dieses Bereiches. Das bedeutet,
dass mehrheitlich Personen geantwortet haben, welche auch
Verantwortung für die Berichtserstellung tragen. Unter den
Teilnehmern zu finden waren aber auch CEOs/Geschäftsführer und CFOs/kaufmännische Leiter, welche klassisch zu
den Berichtsempfängern zählen. Darüber hinaus sind es die
Führungskräfte, die eine Änderung der Gestaltung im Reporting Design maßgeblich beeinflussen können und damit
von entscheidender Bedeutung für die monatliche Berichterstattung sind.
Reporting Design 2013 | 13
Zusätzlich zum kaufmännischen Bereich wurden speziell
Angestellte aus anderen Abteilungen wie IT oder Revision
befragt, um die Gestaltungspräferenzen anderer Empfängergruppen in die Befragung miteinzubeziehen. Die exakte
Verteilung der Positionen der Teilnehmer ist Abbildung 5 zu
entnehmen.
Frage: Welche der folgenden Positionsbezeichnungen
trifft für Sie am ehesten zu?
68,1% der Befragten kommen aus dem Bereich Controlling.
CEO/Geschäftsführer
4,3%
CFO/kaufmännischer Leiter
15,0%
Leiter Controlling
Leiter Rechnungswesen
Leiter IT
Leiter Fachbereich
37,1%
6,1%
31,0%
0,6%
Sonstiges
0,9%
n = 326
Abbildung 5: Überblick über die Positionen der Studienteilnehmer
Ergänzend zur Position wurde auch das Alter der Studienteilnehmer abgefragt. Die Mehrzahl (81,9 %) der Studienteilnehmer ist zwischen 31 und 60 Jahre alt (siehe Abbildung 6).
Frage: Welcher Altersgruppe gehören Sie an?
Die Befragten kommen aus allen Altersschichten.
Jünger als 31 Jahre
17,2%
Zwischen 31 und 40 Jahren
37,7%
Zwischen 41 und 50 Jahren
31,0%
Zwischen 51 und 60 Jahren
Älter als 61 Jahre
38,0%
16,3%
Transport etc.
Mitarbeiter Controlling
Mitarbeiter IT
Eine große Vielfalt an Branchen konnte mit der Befragung
erreicht werden.
Dienstleistungen
3,7%
0,6%
Frage: Bitte ordnen Sie Ihr Unternehmen auf Basis des
Hauptgeschäftsfeldes einer der folgenden Branchen zu.
Produktion
0,6%
Mitarbeiter RW
An der Studie teilgenommen haben Unternehmen aus
den unterschiedlichsten Branchen (siehe Abbildung 7) und
unterschiedlichen Größenklassen. Die Branchenklassifizierung ist dem SIC Code entnommen. Dementsprechend sind
der Kategorie Transporte etc. auch Kommunikation, Elektrik,
Gas und Gesundheitswesen zuzuordnen. Zu der Kategorie
Finanzwesen etc gehören außerdem Versicherungen und
Immobilien. Unter dem Begriff Landwirtschaft wird auch
Forstwirtschaft und Fischerei vereint.
13,2%
0,9%
Abbildung 6: Überblick über die Altersstruktur der Teilnehmer
n = 326
15,6%
Finanzwesen etc.
8,9%
Großhandel
6,7%
Bauwesen
4,6%
Einzelhandel
4,0%
Öffentliche Verwaltung
3,1%
Bergbau
2,1%
Landwirtschaft
0,6%
n = 326
Abbildung 7: Überblick über die in der Befragung vertretenen Branchen
nach SIC Klassifizierung.
Um einen umfassenden Einblick in die Welt der Berichterstattung zu erhalten, wurden weder branchen- noch größenabhängige Einschränkungen vorgenommen. Dies kann anhand
des breiten Spektrums an Branchen abgelesen werden und
dadurch können generalisierte Aussagen zur Berichterstattung vorgenommen werden.
Mit steigender Unternehmensgröße sind üblicherweise
steigende Anforderungen an das Controlling-System und das
Berichtswesen verbunden. Zur Auswertung größenabhängiger Unterschiede wurde die Unternehmensgröße abgefragt
bzw. ob das Unternehmen Teil eines Konzerns ist. Die überwiegende Anzahl der in der Studie analysierten Antworten
stammt von Konzernunternehmen (siehe Abbildung 8).
Frage: Bitte kreuzen Sie jene Klassifizierung an, die für
Ihr Unternehmen am ehesten zutrifft.
In der Umfrage konnte eine hohe Anzahl an Großbetrieben
erreicht werden.
KMU (bis zu 250 Mitarbeiter)
Großbetrieb ohne Konzernstruktur
Konzernunternehmen
18,1%
10,7%
71,2%
n = 326
Abbildung 8: Überblick über die in der Studie vertretenen Unternehmensgrößen
14 | Reporting Design 2013
4. Status quo der Geschäftsbericht erstattung der Unternehmen im
ATX Prime Market
4.1. Berichtsumfang
Der durchschnittliche Geschäftsbericht 2010 bzw. 2010/11
im ATX Prime Market umfasst 165 Seiten (= arithmetisches
Mittel). Der Konzernabschluss mit durchschnittlich 87 Seiten
beansprucht dabei mehr Seiten als der erste, allgemeine
Teil mit 78 Seiten. Die DO&CO Restaurants & Catering AG
veröffentlichte mit 102 Seiten den Bericht mit der geringsten
Seitenanzahl, der Geschäftsbericht der Immofinanz AG war
mit 286 Seiten der seitenmäßig umfassendste Bericht.
ATX-Geschäftsberichte umfassen durchschnittlich
165 Seiten, mehr als ein Drittel davon werden von
Tabellen, Diagrammen und sonstigen grafischen
Elementen eingenommen.
Die Studie ergab, dass durchschnittlich mehr als ein Drittel
(= 34,9 %) der in den Geschäftsberichten verfügbaren Nettofläche (nach Abzug von Rändern) von Tabellen, Diagrammen
und sonstigen grafischen Elementen (zB Fotos, Organigramme, Landkarten etc.) eingenommen wird. Umgerechnet
entspricht dies einer durchschnittlichen Seitenanzahl von
57,5 Seiten mit ausschließlich Tabellen, Diagrammen und
sonstigen grafischen Elementen pro Geschäftsbericht.
Damit wird deutlich, dass der Gestaltung dieser Elemente
hinsichtlich der Wahrnehmung und optimalen Informationsversorgung von Aktionären und sonstigen Stakeholdern
große Bedeutung beikommt.
Von diesen 57,5 Seiten sind wiederum 58,3 % Tabellen
(= 33,5 Seiten), 6,1 % Diagramme (= 3,5 Seiten) und
35,6 % sonstige grafische Elemente (= 20,5 Seiten), siehe
Tabelle 1. Es ist festzustellen, dass Tabellen insbesondere im
Konzernabschluss mit 93,4 % der Fläche grafischer Elemente sehr breiten Raum einnehmen. Auffallend ist, dass Diagramme im allgemeinen Teil 12,2 % der Fläche einnehmen,
im Konzernabschluss dagegen nur 0,7 %.
Typ
Gesamter Bericht
Seiten
Anteile
Tabellen
33,5
58,3%
Diagramme
3,5
Sonstige
Gesamt
Allgemeiner Teil
Seiten
Konzernabschluss
Anteile
Seiten
Anteile
5,0
18,5%
28,5
93,4%
6,1%
3,3
12,2%
0,2
0,7%
20,5
35,6%
18,7
69,3%
1,8
5,9%
57,5
100,0%
27,0
100,0%
30,5
100,0%
Tabelle 1: Seitenanzahl und beanspruchte Fläche des jeweiligen Typs an der Fläche grafischer Elemente
Reporting Design 2013 | 15
Typ
Gesamter Bericht
Tabellen
Allgemeiner Teil
119
Konzernabschluss
21
Diagramme
21
19
2
Sonstige
39
33
6
Gesamt
179
73
98
106
Tabelle 2: Durchschnittliche Anzahl grafischer Elemente pro Geschäftsbericht
Dass Tabellen die klar bevorzugte Darstellungsform in den
Geschäftsberichten des ATX Prime Market sind, ist nicht nur
bei der beanspruchten Fläche klar ersichtlich, sondern auch
bei der Anzahl.
Wie aus obenstehender Tabelle entnommen werden kann,
werden Tabellen im Vergleich zu Diagrammen und sonstigen
grafischen Elementen in den Geschäftsberichten am häufigsten verwendet.
Anzahl der Diagramme in den Geschäftsberichten des ATX Prime
65
= Median
56
14 14 15 15 15 16 16 16
11 11 13
8
8
8
6
3 5
25
22 23 23 23 24 24
19 19 20 20 20 21 21
30 31 31
39
36 37
Abbildung 9: Überblick über Anzahl der Diagramme pro Geschäftsbericht
Pro Bericht sind im Durchschnitt 119 Tabellen enthalten. Mit
70 Tabellen war der Bericht der Mayr-Melnhof Karton AG jener
Bericht mit der geringsten Anzahl von Tabellen.
Tabellen dominieren. Die Visualisierung über Diagramme könnte noch deutlich verstärkt werden.
Die maximale Anzahl von Tabellen in einem Geschäftsbericht
beträgt 223 Tabellen (Flughafen Wien AG).
In allen 38 Geschäftsberichten werden Diagramme zur
Darstellung von Informationen verwendet. Durchschnittlich
(Median) sind in einem Geschäftsbericht 20 Diagramme
enthalten. Die Bandbreite reicht von drei Diagrammen (Frauenthal Holding AG) bis 65 Diagramme (conwert Immobilien
Invest SE).
16 | Reporting Design 2013
4.2. Gestaltung von Tabellen
Titelkonzept und Legende
Ein aussagekräftiger Titel ist von großer Bedeutung, um die
Informationen rasch zu erfassen und in den richtigen Kontext
zu setzen. In den analysierten Geschäftsberichten kamen
2.894 Tabellen ohne Titel vor. Dies entspricht nahezu zwei
Drittel aller Tabellen. Es ist festzustellen, dass fehlende Titel
im Konzernabschluss häufiger vorkommen als im allgemeinen Teil. Die Studie ergab, dass bei jeder fünften Tabelle im
Text nachgelesen werden muss, um den Inhalt der Tabelle zu
verstehen bzw. um die dargestellten Informationen im richtigen Zusammenhang erfassen zu können. Die Analyse führte
zu dem Ergebnis, dass die Legende in Tabellen standardmäßig links positioniert wird. Die in der Literatur als Alternative
diskutierte Darstellung der Legende in der Mitte der Tabelle
war in keinem der Geschäftsberichte zu finden.
Bei jeder fünften Tabelle muss im Text nachgelesen
werden, um den Inhalt verstehen zu können.
Darstellung von Veränderungen
Sehr hilfreich bei der Interpretation von Informationen in
Tabellen ist die Darstellung von Veränderungen des aktuellen
Jahres zum Vorjahr. Veränderungen können grundsätzlich
absolut oder relativ dargestellt werden. In den Geschäftsberichten des ATX Prime Market werden in 6,1 % aller Tabellen
Veränderungen dargestellt, wobei die Darstellung als relative
Zahl häufiger vorkommt.
relativ
absolut
11,9%
relativ & absolut
11,6%
76,5%
Abbildung 10: Darstellung von Veränderungen in Tabellen
Gesondert wurde erhoben, wie viele Unternehmen in der im
Abschnitt Konzernabschluss dargestellten Bilanz und Gesamtergebnisrechnung Veränderungen der aktuellen Werte
zum Vorjahr zeigen, was den Bilanzleser bei der Analyse
unterstützen würde. Nur ein Unternehmen zeigt in der Bilanz
relative Veränderungen (Raiffeisen Bank International AG) und
nur zwei Unternehmen weisen in der Gesamtergebnisrechnung eine Veränderungsspalte aus (Raiffeisen Bank International AG, Zumtobel AG).
Diesbezüglich wurde auch untersucht, ob in Bilanz und Gesamtergebnisrechnung Strukturspalten zur raschen Analyse
der Anteile der verschiedenen Posten dargestellt werden.
Zwei Unternehmen zeigen in der Bilanz eine Strukturspalte
(RHI AG, Zumtobel AG), ein Unternehmen in der Gesamtergebnisrechnung (RHI AG).
In Bilanztableaus und Gesamtergebnisrechnungen
im Konzernabschluss werden nur äußerst selten
Strukturkennzahlen oder Veränderungen gegenüber
dem Vorjahr ausgewiesen.
Jahre
Jahresabschlussinformationen wie Bilanzzahlen sind Momentaufnahmen. Für ein umfassendes Bild der finanziellen
Situation eines Unternehmens ist der Vergleich zum Vorjahr
bzw. die Darstellung der Entwicklung besonders hilfreich. Es
wurde daher die Anzahl der publizierten Jahre untersucht.
Der Mittelwert der in Tabellen dargestellten Jahre beträgt
1,8 Jahre. 56,6 % aller in den Geschäftsberichten enthaltenen Tabellen stellen Informationen für zwei Jahre bereit.
In 25,6 % der Tabellen wird ein Jahr dargestellt und in 7,6 %
werden mehr als zwei Jahre gezeigt. Die Restgröße
(= 10,2 %) betrifft sonstige Tabellen, in denen keine Informationen für bestimmte Jahre dargestellt werden, sondern
zum Beispiel Produktinformationen oder Angaben über die
Mitglieder des Aufsichtsrats. In den Tabellen der Geschäftsberichte des ATX Prime Market beträgt die Bandbreite des
Zeithorizonts ein bis 24 Jahre (24 Jahre kommen nur in
einem Geschäftsbericht in einer Tabelle vor). Interessant ist
in diesem Zusammenhang auch die Platzierung der aktuellen
Werte und der Vorjahreswerte. Sind zwei Jahre dargestellt,
werden in 90 % dieser Tabellen die aktuellen Werte links
dargestellt. Bei der Darstellung von mehr als zwei Jahren
werden die aktuellen Werte bei 68,7 % an erster Stelle (links)
und bei 31,3 % an letzter Stelle (rechts) platziert. Letzteres
entspricht der Logik einer Zeitreihe.
Monetäre Einheiten
In den Tabellen der Geschäftsberichte des ATX Prime Market
werden monetäre Werte in Millionen Euro, Tausend Euro und
Euro dargestellt. Die Verteilung dieser Werte ist in nachstehendem Diagramm ersichtlich:
Tausend Euro
25,3%
Millionen Euro
Euro
66,7%
8,0%
Abbildung 11: Monetäre Einheiten in Tabellen
In diesem Zusammenhang wurde auch die Anzahl von
Nachkommastellen untersucht. Die Analyse ergab, dass
bei Millionen Euro am häufigsten eine Nachkommastelle
vorkommt, bei Tausend Euro wird keine Nachkommastelle
verwendet und bei Euro werden in den meisten Fällen zwei
Nachkommastellen gezeigt. Festzustellen ist auch, dass in
keinem der 38 analysierten Geschäftsberichte die monetäre
Einheit in allen Tabellen einheitlich war. Bei 10,5 % der Be-
Reporting Design 2013 | 17
richte (entspricht vier Unternehmen) war die Einheitlichkeit
der verwendeten monetären Einheit zumindest in einem der
beiden Teile gegeben. Auch die Einheitlichkeit der Nachkommastellen wurde erhoben, diese konnte nur bei zwei Unternehmen (= 5,3 %) festgestellt werden.
Monetäre Einheiten und Nachkommastellen
werden in Tabellen uneinheitlich verwendet.
Summenkonzept
Die bevorzugte Platzierung von Summen ist unten, 78,9 %
der Summen in Tabellen werden unterhalb der Details gezeigt. Darauf folgt mit 13,5 % die Angabe von zwei Summen
(rechts & unten) in einer Tabelle.
78,9%
unten
rechts & unten
oben
13,5%
2,8%
rechts
2,6%
links & unten
1,4%
links
0,7%
rechts & oben
0,1%
oben & unten
0,1%
Abbildung 12: Platzierung von Summen in Tabellen
Hervorhebungen und Orientierungshilfen
Hinsichtlich gestalterischer Elemente von Tabellen wurde die
Verwendung von Hilfslinien und Hintergrundfarben untersucht. Der Großteil der Tabellen (=79,4 %) weist horizontale
Hilfslinien auf. Ausschließlich vertikale Hilfslinien sind sehr
selten vorzufinden (= 0,5 %), wohingegen die Kombination
von horizontalen und vertikalen Hilfslinien in 9,8 % der Tabellen vorkommt. 8,6 % aller Tabellen weisen einen farblichen
Hintergrund auf (betrifft elf Unternehmen).
18 | Reporting Design 2013
4.3. Gestaltung von
Diagrammen
Diagrammtypen
Die am häufigsten verwendeten Diagrammtypen sind
Säulendiagramme (31,4 %) und Tortendiagramme (29,9 %).
Diagramme werden in den Geschäftsberichten, abgesehen
von einem einzigen Diagramm, ausschließlich in 2D dargestellt. Abbildung 13 (rechts) gibt einen Überblick über alle
verwendeten Diagrammtypen.
Kombinierte Diagramme
9,3%
Balkendiagramme
8,3%
Gestapelte Säulendiagramme
Anzahl
Zeitvergleich
411
Zeitverlauf
73
Gesamt
803
7,6%
1,6%
Gestapelte Balkendiagramme
1,3%
Wasserfalldiagramme
0,6%
Flächendiagramme
0,4%
Microcharts bzw. Sparklines
0,0%
Abbildung 13: Verwendete Diagrammtypen
Diagramme werden zur Darstellung unterschiedlichster Sachverhalte verwendet. Die drei Analysezwecke Strukturanalyse,
Zeitvergleich und Zeitverlauf wurden bereits in Kapitel 2 erläutert. Untenstehende Tabelle zeigt, welche Diagrammtypen
für die jeweiligen Analysezwecke in den Geschäftsberichten
des ATX Prime Market zum Einsatz kommen.
319
9,6%
Liniendiagramme
Säulen- und Tortendiagramme werden in
Geschäftsberichten am häufigsten verwendet.
Strukturanalyse
29,9%
Tortendiagramme
Dashboards
Analysezweck
31,4%
Säulendiagramme
Diagrammtyp
Torten
Säulen
Balken
Kombinierte Diagramme
Gestapelte Säulen
Dashboard
Gestapelte Balken
Wasserfalldiagramme
Säulen
Kombinierte Diagramme
Gestapelte Säulen
Balken
Linien
Gestapelte Balken
Dashboard
Linien
Kombinierte Diagramme
Flächendiagramme
Wasserfalldiagramme
Anteil
75,3%
7 ,8%
6,0%
3,8%
2,8%
2,5%
0,9%
0,9%
55,2%
12,7%
12,7%
11,7%
4,8%
1,7%
1,2%
78,1%
15,1%
4,1%
2,7%
Tabelle 3: Analysezweck und dafür verwendete Diagrammtypen
Kombinierte Diagramme: beispielsweise ein Säulendiagramm kombiniert mit einer Linie; Dashboards: Darstellung mehrerer Diagramme nebeneinander, um einen Überblick zu geben (vgl. http://www.hichert.com/de/consulting/dashboards; http://www.slideshare.net/matthieua/dashboard-definition-examples)
Reporting Design 2013 | 19
Betrachtet man die Einheitlichkeit des Diagrammtyps je Analysezweck in den Geschäftsberichten der Unternehmen des
ATX Prime Market, so ist festzustellen, dass in diesem Punkt
Optimierungspotenzial besteht. Nur in 10 % der Geschäftsberichte wird beispielsweise für alle Zeitvergleiche derselbe
Diagrammtyp verwendet. Bei Strukturanalysen ist dieser
Wert mit 30,6 % größer. Dies ist insbesondere auf die sehr
gebräuchliche Verwendung von Tortendiagrammen zurückzuführen. Die Darstellung von Zeitverläufen erfolgt in der Hälfte
(= 50,0 %) der Geschäftsberichte einheitlich.
Für gleiche Analysezwecke werden vielfach
unterschiedliche Diagrammtypen verwendet und
damit stehen Leser immer wieder vor der neuen
Herausforderung, sich zurecht zu finden.
In Diagrammen dargestellte Informationen
Nahezu alle Unternehmen des ATX Prime Market (= 97,4 %)
stellen aktienbezogene Informationen, wie Aktionärsstruktur
und Entwicklung der Aktie im Zeitverlauf, in Diagrammen dar.
76,3 % der Unternehmen bereiten geschäfts- bzw. branchenspezifische Informationen (zB Passagiere bei Flughafen
Wien AG, Nutzfläche bei conwert Immobilien Invest SE) in
Diagrammform auf. Betrachtet man die grafische Darstellung
von Umsatz- und Ergebnisgrößen, so ist festzustellen, dass
in 73,7 % der Geschäftsberichte Diagramme für die Darstellung von Umsatzgrößen verwendet werden. Im Vergleich
dazu kommen mit 65,8 % Diagramme, die Ergebnisgrößen
zeigen, seltener vor. Mehr als die Hälfte der Unternehmen
nutzen in ihren Geschäftsberichten Diagramme zur Abbildung
allgemeiner wirtschaftlicher Entwicklungen (= 55,3 %) und
mitarbeiterbezogener Informationen (= 52,6 %).
te neben oder unter dem Diagramm bezeichnet, in welcher
die Farben des Diagramms mit dazugehöriger Beschriftung
dargestellt werden. Die Analyse ergab, dass Diagramme mit
direkter Beschriftung mit 54,1 % den überwiegenden Anteil
ausmachen. Folglich ergibt sich ein Anteil von Diagrammen
mit Legende von 45,9 %.
Achsen und Skalierung
In 554 Diagrammen (Balken-, Säulen-, Linien-, Wasserfalldiagramme, kombinierte Diagramme und teilweise Dashboards), das sind 69 %, ist die Darstellung der X- bzw. YAchse grundsätzlich möglich. Tatsächlich dargestellt wird die
X-Achse bei 90,3 % dieser Diagramme, die Y-Achse dahingegen nur bei 67,9 %. Die Analyse der Geschäftsberichte des
ATX Prime Market ergab, dass bei 6,2 % aller Diagramme
die Achse abgeschnitten ist. Dies führt zu einer verzerrten
Präsentation der Daten und einer erschwerten Aufnahme
und Interpretation der Informationen durch den Leser. Es ist
anzumerken, dass im allgemeinen Teil der Geschäftsberichte
6,5 % aller Diagramme abgeschnittene Achsen aufweisen,
wohingegen im geprüften Konzernabschluss nur bei 3,2 %
der dargestellten Diagramme Achsen abgeschnitten wurden. Bei 92,1 % jener Diagramme, die über eine Zeitachse
verfügen, verläuft diese von links nach rechts. Dies entspricht dem allgemein anerkannten Konzept der Darstellung
von Zeitachsen. Hinsichtlich Darstellung von Achsen ist des
Weiteren anzumerken, dass in 14,8 % der Diagramme unterschiedliche Skalen innerhalb eines Diagramms verglichen
werden. In den häufigsten Fällen betrifft das die gleichzeitige
Darstellung von Absolut- und Prozentwerten.
Abgeschnittene Achsen werden immer noch
verwendet, 3D-Effekte nicht (mehr).
Titelkonzept
Ein aussagekräftiger Titel trägt wesentlich zum raschen
Verständnis von Diagrammen und Tabellen bei. 96 % aller in
den analysierten Geschäftsberichten enthaltenen Diagramme
verfügen über einen Titel. Klar formulierte Botschaften sind
lediglich bei fünf Unternehmen vereinzelt zu finden.
Diagramme haben meist keine Botschaft, aber
zumindest einen Titel.
Beschriftung
Die Beschriftung von Diagrammen kann auf zwei Arten
erfolgen: direkte Beschriftung und Legenden. Unter einer
direkten Beschriftung wird einerseits die Beschriftung im
Diagramm (zB direkt im Segment des Tortendiagramms) und
andererseits die Beschriftung außerhalb des Diagramms,
jedoch direkt neben dem zugehörigen Segment verstanden.
Unter einer Legende wird in Bezug auf Diagramme eine Lis-
Jahre
Der Zeithorizont der in Diagrammen dargestellten Informationen reicht von einem bis 61 Jahre. Der Mittelwert liegt bei
2,7 Jahren. In 44,1 % der Diagramme ist ein Jahr dargestellt
und in 6,5 % werden zwei Jahre gezeigt. Knapp die Hälfte
aller in den Geschäftsberichten dargestellten Diagramme
(= 49,4 %) liefert Informationen für mehr als zwei Jahre.
Vergleichend sei erwähnt, dass in Tabellen durchschnittlich
1,8 Jahre dargestellt werden.
20 | Reporting Design 2013
Monetäre Einheiten
Die Analyse zeigt, dass die in Diagrammen am häufigsten
verwendete monetäre Einheit Millionen Euro ist (70,2 %).
Im Vergleich zu Tabellen ist festzustellen, dass Tausend Euro,
die in Tabellen am häufigsten vorkommende monetäre Einheit, bei Diagrammen nur 10,1 % ausmacht.
72,2%
Millionen Euro
Euro
Tausend Euro
Milliarden Euro
15,8%
10,1%
3,9%
Abbildung 14: Monetäre Einheiten in Diagrammen
Hervorhebungen und Orientierungshilfen
Die Untersuchung von gestalterischen Elementen wie Gitternetzlinien, Rahmen und farbige Hintergründen kam zu folgendem Ergebnis: In etwas mehr als der Hälfte der Diagramme
(= 51,7 %), bei denen die Verwendung von Gitternetzlinien
möglich wäre, werden diese nicht dargestellt. Horizontale
Gitternetzlinien finden in 40,8 % dieser Diagramme Anwendung, vertikale Gitternetzlinien in 4,3 % und die Darstellung
von horizontalen und vertikalen Gitternetzlinien kommt in
3,2 % dieser Diagramme vor. In 14,3 % der Diagramme
werden farbige Hintergründe verwendet (12 Unternehmen).
Zehn der im ATX Prime Market notierten Unternehmen
machen bei der Diagrammgestaltung von schwarzen oder
farbigen Umrandungen des Diagrammbereichs Gebrauch
(betrifft 26,8 % aller Diagramme).
Reporting Design 2013 | 21
22 | Reporting Design 2013
5. Status quo des internen
Monatsreportings
Monatsberichte haben einen zentralen Stellenwert in der regelmäßigen Informationsversorgung
des Managements und dessen Entscheidungsqualität. Umso bedeutender ist deren optimale
Gestaltung als auch deren zeitnahe, effiziente Erstellung. Die Studie analysiert den Status quo der
Monatsberichterstattung in österreichischen Unternehmen. Sie gibt allgemein Aufschluss über den
derzeitigen Berichtsumfang, die zeitliche Verfügbarkeit, verwendete Darstellungsformen, Zufriedenheit, Änderungswünsche und erkennbare Trends. Sie zeigt aber auch Unterschiede zwischen
Unternehmensgrößen, Unterschiede zwischen Berichtserstellern und -empfängern als auch die
Prioritäten des Top-Managements im Vergleich zu Mitarbeitern aus dem Controlling und Rechnungswesen.
5.1. Berichtserstellung und genutzte Medien
Berichtsumfang
In der Unternehmenspraxis ist immer wieder die Klage vom
„Information-Overload“ zu hören. In der Studie wurde daher
der Seitenumfang der Monatsberichterstattung untersucht.
Die Analyse ergab folgendes Bild:
Der Monatsreport umfasst im Medianunternehmen 20 Seiten.
Er liegt bei 20 Berichtsseiten. 45 % der Unternehmen finden
mit max. 15 Berichtsseiten das Auslangen. Analysiert man
den Unterschied zwischen KMU, Großbetrieben und Konzernen kann ein größenabhängiger Anstieg des Umfangs
erkannt werden. KMU berichten im Median monatlich mit
11 Seiten, wohingegen Großbetriebe mit 15 Seiten und Konzerne mit 20 Seiten umfangreichere Berichte aufweisen.
Großbetrieb
KMU
Seiten
Der Umfang des Monatsreports beträgt in den befragten
Unternehmen durchschnittlich 50 Seiten, wobei hier einige
wenige Unternehmen mit außergewöhnlich hohen Seitenanzahlen (2x über 1.000 Berichtsseiten) das arithmetische
Mittel stark nach oben drücken. Um den Einfluss dieser
Ausreißer in der Auswertung zu begrenzen, wurde zusätzlich
der Medianwert ermittelt.
Gesamt
Konzern
0 - 15
59,1%
60,6%
39,3%
45,4%
16 - 30
11,4%
33,3%
21,5%
21,5%
31 - 45
13,5%
0,0%
8,4%
7,9%
46 - 60
9,1%
0,0%
7,9%
7,0%
61 - 75
0,0%
0,0%
3,7%
2,6%
76 - 90
4,5%
0,0%
3,3%
3,0%
91 - 105
2,3%
3,0%
4,7%
4,0%
106 - 120
0,0%
0,0%
2,8%
2,3%
> 120
0,0%
3,0%
8,4%
6,3%
100,0%
50 Seiten 100,0%
Ø
23 Seiten
Median
11 Seiten
100,0%
22 Seiten
15 Seiten
Tabelle 4: Umfang der Berichterstattung in Seiten
100,0%
62 Seiten
20 Seiten
20 Seiten
Reporting Design 2013 | 23
Zeitaufwand für die Erstellung
Der durchschnittliche Zeitaufwand für die Berichtserstellung
liegt bei 6,5 Personentagen. Es zeigt sich eine signifikante schwache Korrelation (Korrelationskoeffizient: 0,134,
Signifikanz: 0,041 2-seitig) zwischen Berichtsumfang und
Zeitaufwand für die Erstellung. Der Zeitaufwand für die
Berichtserstellung ist in Konzernen mit durchschnittlich 7,9
Personentagen höher. KMUs benötigen durchschnittlich
3 Personentage.
Frage: Gibt es aktuell wesentliche Änderungen in der
Gestaltung Ihrer Monatsberichte?
Ein Drittel der Unternehmen hat gerade ein
Reporting-Projekt in Planung.
In Planung
32,5%
Kürzlich abgeschlossen
16,0%
Ja
Weiß nicht
14,4%
2,8%
Nein
34,4%
n = 326
Der durchschnittliche Zeitaufwand für die Berichtserstellung liegt bei 6,5 Personentagen.
Die Berichte liegen ca. 10 Arbeitstage nach
Ultimo vor.
Betrachtet man die Arbeitstage nach Ultimo, bis wann die
Berichte ausgegeben werden, wird im Durchschnitt ein Maß
von 10,5 Arbeitstagen angegeben. Hier sind Konzernunternehmen mit 9,7 Arbeitstagen schneller als KMU mit
12,2 Arbeitstagen.
Abbildung 15: Durchgeführte oder geplante Änderungen im Berichtswesen
Frage: Wie oft gibt es kleinere Änderungen in Bezug auf
Inhalt und/oder Darstellung in der Monatsberichterstattung Ihres Unternehmens?
Änderungen in Inhalt oder Darstellung werden gebündelt in
einem gelegentlichen Rhythmus umgesetzt.
Sehr oft
Inhalt
Die große Aktualität des Themas zeigt sich daran, dass
62,9 % der Unternehmen ein Reportingprojekt gerade abgeschlossen haben, in der Umsetzung sind oder ein solches
konkret planen. Die Änderungen werden dabei nicht laufend
umgesetzt, sondern gebündelt und in einem gelegentlichen
Rhythmus oder selten durchgeführt.
Das Thema Reporting ist in den Unternehmen
top-aktuell. Gegenwärtig sind in fast jedem
dritten Unternehmen größere Umstellungen im
Reporting Design in Planung.
57,4%
Gelegentlich
Darstellung
Änderungen im Berichtswesen
6,4%
6,1%
48,5%
29,1%
38,0%
Selten
Sehr selten
7,1%
7,4%
n = 326
Abbildung 16: Häufigkeit der Änderungen im Berichtswesen
Durch welche Anregungen bzw. Informationen die Berichtsgestaltung geleitet wird, ist nachfolgender Abbildung zu
entnehmen.
Frage: Was gibt Ihnen Orientierung für die (Um-)Gestaltung Ihrer Berichte? (Mehrfachantworten möglich)
Orientierung im Hinblick auf das Reporting Design geben
vor allem interne Gespräche und Konzernrichtlinien.
Gespräche mit Berichtsempfängern
79,4%
Konzernvorschriften
38,7%
Literatur
Berater
Testläufe
31,9%
16,6%
10,1%
n = 326
Abbildung 17: Informationsquellen bei Umgestaltungen
24 | Reporting Design 2013
IT-Einsatz
Ein effizienter Softwareeinsatz in der Berichterstattung
trägt maßgeblich zu einer zeitnahen und aussagekräftigen
Informationsbereitstellung bei. Mit welcher Software und in
welchem Ausmaß diese Unterstützung erfolgt, ist jedoch von
Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. In der Studie
wurden einerseits die Erstellungsmedien und andererseits
die Ausgabe- bzw. Verteilungsmedien untersucht.
Zur Erstellung von Berichten wird an erster Stelle Microsoft
Excel genutzt, gefolgt von BI(Business-Intelligence)-Lösungen und ERP-Systemen. Nachfolgender Darstellung sind alle
unterstützenden Programme, entsprechend der Häufigkeit
der Nennung sortiert, zu entnehmen. Bei dieser Frage waren
Mehrfachantworten möglich.
74,2 % der Berichtsempfänger erhalten ihre Berichte in Form
von Word-, Excel- PowerPoint oder PDF-Dateien elektronisch
via E-Mail. 36,5 % der Berichtsempfänger informieren sich
über ein Managementinformationssystem (MIS) und 35,0 %
erhalten den Bericht in der klassischen Papierform.
Frage: Wie erfolgt die monatliche Berichterstattung in
Ihrem Unternehmen? (Mehrfachantworten möglich)
Die meisten Berichtsempfänger erhalten den Monatsreport elektronisch per E-Mail.
Elektronisch
Frage: Durch welche Programme wird die Berichterstattung unterstützt? (Mehrfachantworten möglich)
74,2%
MIS
36,5%
Papierform
35,0%
Sonstiges
4,9%
n = 281
Abbildung 19: Verteilungsform von Berichten
Excel ist das am häufigsten genutzte Medium zur
Berichtserstellung.
Excel
90,8%
BI Lösung
60,1%
ERP-System
44,5%
PowerPoint
Word
Portallösung
Sonstiges
29,8%
22,7%
Betrachtet man in einem nächsten Schritt die Bedeutung von
traditionellen Berichtsmedien wie Papier oder PC/Notebook
im Vergleich zu neuen Technologien wie Tablet-PCs oder
Smartphones, ist zu erkennen, dass die traditionellen Medien
beim Lesen der Berichte derzeit (noch) einen großen Vorsprung haben.
7,7%
1,8%
n = 326
Abbildung 18: Programme, welche die Berichtserstellung unterstützen
Beim Einsatz von BI-Lösungen und ERP-Systemen kann ein
Zusammenhang zur Unternehmensgröße festgestellt werden. Während BI-Lösungen in Großbetrieben mit 85,7 % und
in Konzernen mit 62,9 % Anwendung finden, kommen sie in
KMU nur in 33,9 % der Fälle zum Einsatz. Bei ERP-Systemen
ist der Unterschied geringer: die Anwendungshäufigkeit
beträgt bei KMU 44,1 %, bei Großbetrieben 34,3 % und bei
Konzernen 46,1 %.
Frage: Über welche Medien lesen Sie Ihre Berichte? bzw.
Über welche Medien möchten Sie Ihre Berichte in Zukunft gerne lesen? (Mehrfachantworten möglich)
PC und Notebooks sind das am häufigsten verwendete
Berichtsmedium.
PC oder Notebook
Papier
Tablet-PC Berater
Smartphone
In fast allen Unternehmen werden die Berichte elektronisch verteilt oder stehen über eine
Business-Intelligence-Lösung zur Verfügung. Viele
Berichtsempfänger drucken die Berichte aus und
lesen sie in Papierform.
94,0%
Sonstiges
70,1%
7,5%
7,1%
0,4%
n = 281
Abbildung 20: Verwendung von Berichtsmedien durch Berichtsempfänger
Monatsreports auf dem Tablet-PC oder Smartphone sind noch die Ausnahme, stehen auf der
Wunschliste aber ganz oben.
Aktuell verwenden eher Männer neue Berichtsmedien
(8,7 % der Männer verwenden Tablet-PCs, aber nur 4,1 %
der Frauen. 8,3 % der Männer verwenden Smartphones, im
Vergleich verwenden nur 1,4 % der Frauen Smartphones,
um Berichte zu lesen).
Reporting Design 2013 | 25
5.2. Leseverhalten und
Entscheidungsrelevanz
Werden die, meist aufwändig und unter großem Zeitdruck
erstellten, Berichte auch tatsächlich gelesen oder werden sie
ungelesen beiseite gelegt? Auf welche Bereiche konzentrieren sich die Führungskräfte besonders? Werden die Informationen auch tatsächlich in Entscheidungen berücksichtigt?
Diese und ähnliche Fragen bewegen viele Controller, wenn
es um die monatliche Berichterstattung geht. Nachstehende
Antworten zeichnen ein Bild über das Leseverhalten der
Berichtsempfänger und die Entscheidungsrelevanz von Monatsberichten.
Aufmerksamkeit
Wie intensiv die Zeit der Betrachtung ist, wurde ebenfalls erhoben. Berichte werden in den meisten Fällen nur 15 bis 30
Minuten betrachtet. Nur 5,7 % der Befragten beschäftigen
sich mehr als zwei Stunden mit dem erhaltenen Report.
Zeitaufwand für das Lesen
Frage: Wie viel Zeit wenden Sie durchschnittlich auf, um
einen Monatsbericht zu lesen?
Wie aufmerksam werden Monatsberichte gelesen? Berichte
werden zu 42,0 % von vorne bis hinten gelesen, zu
38,6 % werden diese nur punktuell betrachtet und zu
18,9 % werden nur bestimmte Kapitel gelesen. Mit 0,4%
gibt es fast keine Berichtsempfänger, die den Monatsreport ungelesen in die Schublade legen, wie nachstehender
Abbildung entnommen werden kann. Ausschließlich Berichtsersteller und somit Personen, die keine Berichte erhalten,
werden aus den nachstehenden Auswertungen ausgeschlossen.
Frage: Wie lesen Sie jene Berichte, die Sie erhalten?
Erhaltene Berichte werden gelesen - vielfach nur
punktuell oder kapitelweise.
Ich lese den Bericht von vorne bis
hinten aufmerksam durch.
Ich lese nur punktuelle Informationen.
42,0%
38,6%
Ich lese nur bestimmte Kapitel.
Ich lese den Bericht nicht.
Aus der Sicht der Controller ergibt sich eine Verschiebung der
Plätze eins und zwei. 35,4 % geben an, nur an punktuellen
Informationen interessiert zu sein, während nur 30,0 % den
Bericht aufmerksam von vorne bis hinten durchlesen. Kapitelweise informieren sich 19,8 % der Controller und in 14,7 %
der Fälle sind Controller ausschließlich Berichtsersteller und
erhalten selbst keine Berichte bzw. lesen sie keine Berichte.
18,9%
0,4%
Fast die Hälfte der Befragten beschäftigt sich maximal
30 Minuten mit dem Monatsbericht
Weniger als 15 Minuten
11,7%
15 - 30 Minuten
34,2%
30 - 60 Minuten
28,5%
60 - 120 Minuten
Mehr als zwei Stunden
19,9%
5,7%
n = 281
Abbildung 22: Monatlicher Zeitaufwand für das Lesen der Berichte
Analysiert man ausschließlich die Antworten des TopManagements, so beschäftigen sich diese zum Großteil
zwischen einer halben Stunde und einer Stunde mit dem
erhaltenen Bericht (32,8 %). An zweiter Stelle liegt die
Betrachtungsdauer von 15 bis 30 Minuten (31,1 %). 8,2 %
der befragten Führungskräfte nehmen sich weniger als eine
Viertelstunde Zeit, um die Reports durchzuschauen.
n = 281
Abbildung 21: Leseverhalten von Berichtsempfängern
57,5 % der Berichtsempfänger lesen den
Monats report nur punktuell oder
kapitelweise.
Betrachtet man diese Fragestellung aus dem Blickwinkel
des Top-Managements (CEO/CFO), so geben 59 % an, den
Bericht genau von vorne bis hinten durchzulesen. Bei 27,9 %
werden nur punktuelle Informationen betrachtet, 9,8 % der
Befragten lesen kapitelweise. 3 % der Befragten gaben an,
den Bericht gar nicht zu lesen bzw. keinen zu erhalten. Ein
ähnliches Bild ergibt sich aus der Befragung der Abteilung
Rechnungswesen.
Informationen müssen rasch erfassbar sein.
Fast die Hälfte der Befragten beschäftigt sich
nicht mehr als 30 Minuten mit dem
Monatsbericht.
26 | Reporting Design 2013
Ob ein Zusammenhang zwischen der Zeit, die man sich mit
einem Bericht beschäftigt und dem Leseverhalten besteht,
soll nachfolgende Abbildung darstellen.
Ein Zusammenhang zwischen der Dauer der Beschäftigung mit dem Bericht
und dem Leseverhalten kann nicht festgestellt werden.
42%
33%
35%
25%
17%
8%
30% 27%
14% 13%
7%
< 15
26%
15 - 30
8%
60 - 120
30 - 60
4%
11%
> 120
Dauer der Beschäftigung mit Berichten in Minuten
Aufmerksam
Punktuell
Kapitel
Abbildung 23: Zusammenhang zwischen Berichtsumfang und Leseverhalten
Wegen der gleichmäßigen Verteilung aller Aufmerksamkeitsstufen kann kein Zusammenhang festgestellt werden. Somit
korrelieren der Zeitaufwand und die Genauigkeit der Erfassung nicht signifikant miteinander (Korrelationskoeffizient:
0,052, Signifikanzniveau: 0,416 2-seitig)
Entscheidungsrelevanz
Lösen Monatsberichte tatsächlich Entscheidungen aus bzw.
werden die berichteten Informationen bei Entscheidungen
herangezogen? Die Studie zeigt, dass Monatsberichte eine
hohe Entscheidungsrelevanz haben und der mit der regelmäßigen Erstellung verbundene Aufwand gerechtfertigt werden
kann. Die Einstufung der Entscheidungsrelevanz des Monatsreportings kann nachstehend abgelesen werden.
Frage: Wie stark schätzen Sie die Entscheidungsrelevanz
der Monatsberichterstattung in Ihrem Unternehmen ein?
Das Berichtswesen hat einen hohen Einfluss auf wichtige
Entscheidungen.
Sehr hoch
13,5%
Hoch
44,3%
Durchschnittlich
Gering
Sehr gering
32,8%
7,7%
1,2%
n = 326
Abbildung 24: Einfluss des Berichtswesens auf Entscheidungen
Berichte werden mit einem Prozentsatz von 58,3 % als sehr
entscheidungsrelevant bis entscheidungsrelevant eingestuft.
Nur 8,9 % der Befragten beurteilen Reports als wenig bis
sehr wenig bedeutsam.
Die Entscheidungsrelevanz der Monatsberichte
wird hoch bewertet.
Die Meinung des Top-Managements isoliert betrachtet ergibt
ein ähnliches Bild. 59 % stufen Berichte als sehr entscheidungsrelevant bis entscheidungsrelevant ein, nur 6,5 %
betrachten Berichte nicht als eine Quelle für entscheidungsrelevante Informationen.
Reporting Design 2013 | 27
5.3. Tabellen, Diagramme,
Texte
Die monatliche Managementberichterstattung enthält einen
sehr hohen Anteil an Tabellen. In der Studie wurden die
Befragten gebeten, den Anteil der Berichtsfläche für Tabellen,
Diagramme und Texte einzuschätzen (in Summe mussten
100 % der Berichtsfläche verteilt werden). Abbildung 25 zeigt
die Ergebnisse in komprimierter Form.
Aktueller Einsatz von Tabellen
0 - 20%
21 - 40%
7,7%
13,2%
41 - 60%
29,1%
61 - 80%
30,1%
81 - 100%
19,9%
Aktueller Einsatz von Diagrammen
0 - 20%
67,8%
21 - 40%
41 - 60%
23,9%
6,7%
61 - 80%
1,5%
81 - 100%
0,0%
Aktueller Einsatz von Text
0 - 20%
74,8%
21 - 40%
41 - 60%
17,2%
5,8%
61 - 80%
1,8%
81 - 100%
0,3%
Abbildung 25: Anteil der Berichtselemente im aktuellen Reporting
Der Großteil der Unternehmen verwendet Tabellen in einem
Ausmaß von 61 - 80 %. Der Durchschnitt beläuft sich auf
62,7 %. Dies unterstreicht den großen Umfang der tabellarischen Berichterstattung in der Unternehmenspraxis. Im
Vergleich dazu werden Diagramme und Text in deutlich geringerem Maße verwendet.
Die Monatsreports enthalten sehr viele Tabellen.
Diagramme nehmen bei mehr als zwei Drittel der
Befragten weniger als 20 % der Berichtsfläche
ein.
Neben der Erhebung der Anteile der jeweiligen Berichtselemente wurden auch spezifische Fragen zu Tabellen und
Diagrammen und deren Einsatzgebieten gestellt sowie
subjektive Einschätzungen und Beurteilungen abgefragt.
Nachfolgenden Unterkapiteln können die Erkenntnisse zu
den jeweiligen Themengebieten entnommen werden.
28 | Reporting Design 2013
Tabellen
Tabellen stellen den größten Anteil in der monatlichen Berichterstattung dar. Betrachtet man nachstehende Abbildung,
kann festgestellt werden, dass die Tabellen vielfach einheitlich gestaltet werden und die Befragten mit der optischen
Aufbereitung weitgehend zufrieden sind.
Die Befragten sind mit der Aufbereitung der
Tabellen weitgehend zufrieden.
Es werden bei Tabellen gleiche Zahlenformate verwendet
(zB Umsätze werden immer in TEUR und ohne
Nachkomastelle dargestellt).
50%
Dieselben Farben werden immer für dieselben Sachverhalte eingesetzt (zB Planwerte werden immer in Blau
dargestellt.)
44%
Es wird eine einheitliche Formatierung für Tabellen
verwendet.
In den Tabellen werden Hilfslinien oder farbliche
Hinterlegungen zur Orientierung dargestellt.
24%
39%
39%
27%
Trifft teilweise zu
47%
Trifft eher nicht zu
6%3%1%
16% 6%
5%
13% 6% 2%
25%
44%
29%
Tabellen sind leicht verständlich und lassen keine
Interpretationsspielräume offen.
Trifft weitgehend zu
29%
40%
Die optische Aufbereitung der Tabellen ist ansprechend d.h. Sie empfinden die Gestaltung der Tabellen als schön.
Trifft völlig zu
40%
19%
5% 2%
9%
4%
19% 6% 1%
Trifft gar nicht zu
Abbildung 26: Gestaltung von Tabellen
In 50,3 % der Fälle werden einheitliche Zahlenformate über
alle berichteten Tabellen hinweg verwendet. Das erleichtert
die Lesbarkeit. Zusätzlich geben 43,9 % der Befragten an,
immer dieselben Farben für dieselben Sachverhalte einzusetzen. Das bedeutet, dass fast die Hälfte ein Farbkonzept
verwendet.
Nicht ganz so gut scheint die optische Aufbereitung zu
gefallen. Nur mehr 23,6 % geben in diesem Punkt an, dass
die Aussage völlig zutrifft. Auch eine einheitliche und klare
Interpretierbarkeit ist nicht immer gegeben.
Wertet man die Antworten der Berichtsempfänger und
Berichtsersteller getrennt aus, so fällt auf, dass Berichtsersteller die Situation der Tabellengestaltung durchwegs besser
einschätzen als Berichtsempfänger. Die Frage nach der
Verwendung von gleichen Zahlenformaten wird von Berichtserstellern mit 52,8 % als völlig zutreffend eingestuft, von
den Berichtsempfängern allerdings nur mit 47,3 %. Auch bei
der einheitlichen Verwendung von Farben und einheitlichen
Formatierungen scheint die Wahrnehmung von Erstellern und
Empfängern auseinander zu driften (48,9 % zu 38,0 % bzw.
43,2 % zu 36,7 %).
Neben der Einheitlichkeit und der Verwendung von Hilfslinien usw. wurden auch verwendete Möglichkeiten der
Hervorhebung abgefragt. Diese Frage konnte mit mehreren
Möglichkeiten beantwortet werden. Um Inhalte in Tabellen zu
betonen, werden in Monatsberichten vorwiegend Rahmen,
Hintergrundfarben und Schriftattribute verwendet.
Frage: Welche Möglichkeiten werden in der Tabellengestaltung verwendet, um gewisse Inhalte zu betonen?
(Mehrfachantworten möglich)
Um Inhalte hervorzuheben, kommen vor allem Rahmen,
Farben und Schriftattribute zum Einsatz.
Rahmen
69,9%
Hintergrundfarben
69,0%
Schriftattribute
67,5%
Hilfslinien
59,8%
Schriftfarben
Einrückungen
Schriftarten
42,9%
33,1%
21,5%
n = 326
Abbildung 27: Hervorhebungsmöglichkeiten für Inhalte in Tabellen
Im Durchschnitt und im Median wird eine Kombination aus
vier verschiedenen Alternativen herangezogen. Verbindet
man die Verwendung der verschiedenen Möglichkeiten der
Hervorhebung mit der Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit,
so kann festgestellt werden, dass bei vier Alternativen eine
Grenze erreicht wird. Werden mehr als vier Möglichkeiten zur
Hervorhebung verwendet, steigt die Unzufriedenheit.
Überladene Tabellen mit vielen Hervorhebungsvarianten werden von den Berichtsempfängern
schlecht beurteilt. Weniger ist mehr!
Reporting Design 2013 | 29
Diagramme
Die Fragen zu Diagrammen wurden nur jenen Teilnehmern
zur Beantwortung vorgelegt, die bei der Frage nach den
Anteilen der Berichtselemente in der Berichterstattung bei
Diagrammen einen Wert >0 angaben. Dies entsprach einer
Grundgesamtheit von 269 Befragten für diesen Teil der
Studie.
Auch bei Diagrammen wurde in Analogie zu den Tabellen
eine Eingangsfrage zur grundsätzlichen Gestaltung gestellt.
So ist zB eine einheitliche Skalierung, welche wichtig wäre,
um Dimensionen und Größenunterschiede zu erkennen,
vielfach nicht gegeben. Auch Botschaften, die helfen würden,
die Interpretationsspielräume einzuschränken, werden oft
nicht eingesetzt.
Diagramme weisen vielfach keine Botschaften
auf. Die Befragten sind mit der Verständlichkeit
trotzdem weitgehend zufrieden.
Diagramme und Tabellen werden von Berichtserstellern besser beurteilt als von den Berichtsempfängern.
Zu der Frage nach den Diagrammtypen, welche im Berichtswesen zum Einsatz kommen, wurden folgende Antworten
abgegeben:
Frage: Welche Darstellungsformen werden in Ihrem
Unternehmen für die Gestaltung von Diagrammen
herangezogen?
Am häufigsten kommen Säulen- und Liniendiagramme zum
Einsatz.
Säulendiagramme
35,6%
Liniendiagramme
33,5%
Wasserfalldiagramme
Vergleicht man die Einschätzung der Ersteller mit jenen der
Empfänger so ist die Einschätzung der Ersteller auch bei
Diagrammen immer deutlich besser. Vor allem bei den Themen Zahlenformate, Farben, Skalierung und Verständlichkeit
driften die Bewertungen deutlich auseinander. Dementsprechend sind 51,1 % der Ersteller der Meinung, dass immer
gleiche Zahlenformate verwendet werden, jedoch lediglich
39,8 % der Empfänger. Auch bei den Farben ist der Unterschied der Anteile jener Antworten bei „trifft völlig zu“
12,3 % (48,2 % zu 35,9 %). Bei der einheitlichen Skalierung
und der Verständlichkeit sind die Differenzen mit 1,8 % und
2 % deutlich geringer (21,3 % zu 19,5 % bzw. 26,2 % zu
24,2 %).
Streudiagramm
Diagramme sind leicht verständlich und lassen keine
Interpretationsspielräume offen.
Trifft völlig zu
Abbildung 28: Gestaltung von Diagrammen
Trifft weitgehend zu
n = 269
In den Monatsberichten werden primär Säulen- und Liniendiagramme eingesetzt, die in den Geschäftsberichten
häufig vertretenen Tortendiagramme nur selten. In diesem
Zusammenhang wurde auch der Einsatz von 3D-Effekten
untersucht. Diese kommen auch im internen Reporting eher
selten vor. Immerhin 2,9 % der Befragten gaben an, dass
sie Berichte mit 3D-Grafiken immer bis oft erhalten. 40,5 %
antworteten mit einem gelegentlichen bis seltenen Einsatz
von 3D-Effekten.
34%
49%
46%
Es werden gleiche Farben für dieselben Sachverhalte
eingesetzt, zB werden positive Abweichungen immer in
Grün dargestellt.
Die optische Aufbereitung der Diagramme ist ansprechend
- d.h. Sie empfinden die Gestaltung der Diagramme als
schön.
9,0%
0,8%
Abbildung 29: Häufigkeiten der verwendeten Diagrammtypen
Es werden bei Diagrammen gleiche Zahlenformate (Währungseinheiten, Nachkommastellen) verwendet, zB der
Monatsbericht ist immer in TEUR.
Diagramme weisen eine Botschaft in Form eines Aussagesatzes, einer Erläuterung oder einer Erklärung auf.
10,2%
Tortendiagramme
Es werden gleiche Diagrammtypen für gleiche
Sachverhalte verwendet, zB Zeitentwicklungen immer als
Liniendiagramm.
Die Skalierung wird bei Diagrammen einheitlich dargestellt,
zB Umsätze und Gewinne werden mit derselben Skala
dargestellt.
11,0%
Balkendiagramme
39%
42%
21%
21%
35%
24%
28%
49%
25%
Trifft teilweise zu
12%2%1%
13% 5%
36%
20%
13%
12% 3%2%
25%
7%
10%
23%
53%
Trifft eher nicht zu
16%
Trifft gar nicht zu
3%
19%
6% 1%
3%
30 | Reporting Design 2013
Für die Frage nach dem Inhalt, der in Diagrammen dargestellt
wird, wurde eine offene Frage gestellt. Die meist genannten Inhalte können nachstehender Abbildung entnommen
werden.
Frage: Welche Informationen werden in Form von Diagramen in Ihrem aktuellen Berichtswesen dargestellt?
Top10-Informationen welche in einem Diagramm
dargestellt werden:
Umsatz
69,7%
Ergebnis
61,1%
Liquidität
42,7%
Kosten
29,7%
Personal
24,9%
DB
22,2%
Aufträge
Absatzmengen
20,5%
16,2%
Preis
6,5%
Produktivität
6,5%
n = 185
Abbildung 30: Informationen, die in Diagrammform dargestellt werden
Entsprechend der offenen Fragestellung findet sich ein
breites Antwortspektrum wieder. Dies ist vor allem dadurch
bedingt, dass alle Branchen und Unternehmensgrößen in der
Umfrage berücksichtigt wurden und somit sehr unterschiedliche Kenngrößen zu finden sind. Im Zuge der Analyse wurden
die abgegebenen Antworten in Gruppen zusammengefasst
und sind dem obigen Diagramm zu entnehmen.
Der Umsatz bzw. die Umsatzentwicklung wurde von 69,7 %
der Teilnehmer als eine in Diagrammen dargestellte Größe
definiert und führt damit die Liste der Themengebiete für Diagramme an. Die Darstellung von Ergebnissen jeglicher Form
(Betriebsergebnis, EBIT, EBITDA etc.) liegt auf Platz zwei mit
61,1 %, gefolgt von der Abbildung der Liquidität (Cash Flow,
Working Capital, Cash-to-Cash-Cycle) mit 42,7 %.
Reporting Design 2013 | 31
Tabelle vs. Diagramm
Quantitative Informationen können unterschiedlich dargestellt werden. Im klassischen Reporting Design stehen Controller immer wieder vor der Kernfrage, welche Informationen
besser in Tabellenform und welche besser in Diagrammen
dargestellt werden können.
Diagramme haben nach Einschätzung der Befragten Vorteile im Bereich der Geschwindigkeit der
Informationsaufnahme und der Einprägsamkeit.
Tabellen weisen einen höheren Informationsgehalt im Verhältnis zum Platzbedarf auf.
Nachfolgende Auswertungen beschäftigen sich daher mit
dem Zweck und dem Nutzen von Tabellen und Diagrammen.
Die Ergebnisse können Tabelle 5 entnommen werden. Hervorgehoben (mit dunklen Balken) sind jeweils die Antworten
hinsichtlich der höheren Vorteilhaftigkeit in Bezug auf die
ausgewählten Kriterien.
Tabellen
vorteilhafter
Kriterien
Unentschieden
Diagramme
vorteilhafter
Informationsaufnahmegeschwindigkeit – wo finden
Sie Überblicksinformationen rascher?
12,6%
21,8%
65,6%
Detaillierungsgrad – wo finden Sie benötigte Detailinformationen besser?
91,1%
6,4%
2,5%
Informationsgehalt im Verhältnis zum Platzbedarf
– bei welchem Berichtselement werden mehr Informationen mit demselben Platzbedarf übermittelt?
52,8%
25,8%
21,5%
Einprägsamkeit – bei welchem Berichtselement
können Sie sich Informationen besser und vor
allem länger merken?
11,3%
17,2%
71,5%
Verständnis – welche der beiden Varianten ist für
Sie besser geeignet, um ein Verständnis für die
Materie zu gewinnen
21,8%
39,6%
38,7%
Tabelle 5: Vorteilhaftigkeit von Tabellen und Diagrammen
Wie aus Tabelle 5 zu sehen ist, werden Tabellen von den Befragten bevorzugt, wenn es um Detailinformationen bzw. um
eine Vermittlung von vielen Information auf beschränktem
Platz geht. Diagramme werden präferiert, wenn eine schnelle
Aufnahme von Informationen gewünscht wird bzw. wenn
man anstrebt, Informationen im Gedächtnis zu verankern.
Wenn es darum geht, ein Verständnis für das aufzubereitende Zahlenmaterial zu erlangen, sind viele Befragte unentschieden, aber Diagramme scheinen einen gewissen Vorteil
zu haben. Die Umfrage bestätigt damit die in der Literatur
vorherrschende Meinung.
Die Antworten von Frauen und Männern unterscheiden sich
dabei nur um wenige Prozentpunkte, die häufigste Antwort
bleibt in beiden Fällen dieselbe. Auch die Antworten des TopManagements zeigen im Wesentlichen dasselbe Bild.
Ergänzend zur Frage, für welche Darstellungszwecke Tabellen
und Diagramme geeignet sind, ist es für die Berichtsgestaltung von Interesse, welche Darstellungsformen die Aufmerksamkeit der Berichtsempfänger stärker wecken, d.h. welche
Berichtselemente als erstes bzw. zuletzt betrachtet werden.
Frage: Worauf konzentrieren Sie sich beim Erhalt eines Berichtes primär?
Bitte die Kästchen in eine Reihung bringen, indem Sie die Ziffern 1 - 3 vergeben
Beim Erhalt eines Berichtes platzieren sich Diagramme ganz oben auf der Prioritätenliste.
Diagramme
47,1%
37,5%
Tabellen
Text
30,4%
33,6%
25,4%
Abbildung 31: Reihung der Berichtselemente nach Lesegewohnheiten
Platz 2
28,9%
41,8%
32,9%
Platz 1
22,5%
Platz 3
32 | Reporting Design 2013
Die meisten Berichtsempfänger konzentrieren sich zuerst auf
die dargestellten Diagramme, gefolgt von Tabellen und Textinformationen. Für das Top-Management sind Diagramme noch
wichtiger als für den Durchschnitt der Befragten. CEOs und
CFOs reihten Diagramme zu 55,6 % auf Platz eins.
Das Informationsverhalten der Berichtsempfänger ist sehr unterschiedlich. Dem Top-Management sind Diagramme besonders wichtig.
Darstellung von Veränderungen
Monatsberichte sollen die laufende Standortbestimmung,
häufig in Relation zu Budget und Forecast, erlauben. Daher
ist auch die Darstellung von Abweichungen für eine schnelle
und richtige Interpretation der Ergebnisse ein wesentliches
Kriterium, das durch die Frage nach der Art der Darstellung
(in Prozent und/oder absolut) analysiert wurde.
Frage: Wie werden in Tabellen und Diagrammen Veränderungen bzw. Abweichungen überwiegend dargestellt?
In Tabellen werden Abweichungen und Veränderungen
meist absolut und in Prozent dargestellt.
In absoluten Werten und Prozent
22,4%
13,5%
In absoluten Werten
In Prozent
Keine Abweichungen/Veränderungen
Tabellen
70,3%
30,1%
10,1%
17,2%
1,5%
11,0%
Diagramme
n = 326
Abbildung 32: Darstellung von Abweichungen/Veränderungen
Die Darstellung von Abweichungen und Veränderungen
gegenüber Vorperioden unterscheidet sich zwischen Tabellen und Diagrammen wesentlich. Während in Tabellen meist
ausreichend Platz für absolute und prozentuelle Werte ist,
werden in Diagrammen am häufigsten nur absolute Werte
dargestellt.
Reporting Design 2013 | 33
5.4. Alternative
Darstellungsformen
In jüngster Vergangenheit sind neben klassischen Tabellen und Diagrammen neue Darstellungsformen propagiert
worden. Deren Einsatz in der Praxis wurde unter dem Begriff
„sonstige Berichtselemente“ untersucht:
Ampeldarstellungen sind weit verbreitet, Small
Multiples und Sparklines (noch) deutlich weniger.
Am häufigsten zum Einsatz kommen Ampelsysteme. Small
Multiples, Scorecards und Sparklines werden in etwa von
jedem vierten Unternehmen eingesetzt. Die Anzeige mittels
Tachometer spielt mit 6,1 % nur eine untergeordnete Rolle in
der Berichterstattung. Betrachtet man in diesem Zusammenhang die Anzahl der verwendeten Elemente, kommt man im
Mittelwert auf 1,6 und im Median auf 1.
Darstellungsformen
KMU
Gesamt
Konzern
Großbetrieb
Ampeln
40,7%
54,3%
50,4%
49,1%
Small Multiples
15,3%
23,7%
26,7%
26,1%
Scorecards
25,4%
15,3%
23,7%
24,2%
Sparklines/Microcharts
10,2%
17,1%
12,1%
12,3%
Werttreiberbäume
3,4%
8,6%
7,8%
7,1%
Tachometer
5,1%
8,6%
6,0%
6,1%
44,1%
14,3%
30,6%
31,3%
Keine
Tabelle 6: Einsatz von sonstigen Darstellungsformen nach Größenklasse
34 | Reporting Design 2013
5.5. Zufriedenheit und
Änderungswünsche
Monatsberichte sind ein Kernbereich der Controllerarbeit.
Es fließt viel Energie in die laufende Erstellung. Gleichzeitig
wurden in den letzten Jahren große Anstrengungen in die
Optimierung des Monatsreportings gesetzt. Wie zufrieden
sind nun die Führungskräfte mit der derzeitigen Berichtspraxis? Wird der Aufwand für die Berichtserstellung honoriert
oder gibt es große Änderungswünsche? In welchen Bereichen gibt es die größten Änderungswünsche und welche
Konsequenzen lassen sich daraus für die zukünftige Gestalt
der monatlichen Berichtsgestaltung ableiten?
Die Gesamtbeurteilung der Berichterstattung zeigt ein
differenziertes Bild. Während die Mehrheit (58,3 %) der
Befragten (sehr) zufrieden ist, ist auch eine große Zahl der
Befragten (41,7 %) nur durchschnittlich oder (sehr) unzufrieden. Am schwächsten ausgeprägt ist die Zufriedenheit
in den Bereichen Zeitaufwand für die Erstellung und Systemunterstützung (Effizienz der Berichtserstellung) und die
Aufbereitung der Textinformationen. Jeder fünfte Befragte
ist mit der Informationsaufbereitung in Diagrammform (sehr)
unzufrieden.
Zufriedenheitsanalyse
41,7 % der Befragten sind mit dem Monatsreports nur durchschnittlich oder (sehr) unzufrieden.
Die Zufriedenheit mit dem Reporting wurde nach mehreren
Kriterien abgefragt. Die Antworten sind komprimiert in Tabelle 7 ersichtlich.
Kriterien
Durchschnittlich
Zufrieden
Unzufrieden
Umfang der Berichte
60,4%
27,9%
11,7%
Detailierungsgrad
68,1%
21,8%
10,1%
Zeitliche Verfügbarkeit
55,5%
27,3%
17,2%
Systemunterstützung
45,7%
28,5%
25,8%
Aufbereitung Tabellen
71,5%
19,9%
8,6%
Aufbereitung Diagramme
60,4%
19,3%
20,2%
Aufbereitung Texte
44,8%
28,2%
27,0%
Zeitaufwand der Erstellung
37,1%
32,8%
30,1%
Beurteilung gesamt
58,3%
33,4%
8,3%
Tabelle 7: Zufriedenheit mit dem internen Monatsbericht
Änderungswünsche
Die Studienteilnehmer äußerten in der Befragung eine Reihe
von Änderungswünschen. Fast die Hälfte der Befragten
möchte etwas an der Geschwindigkeit ändern. Außerdem
werden mehr Diagramme und eine bessere inhaltliche Aufbereitung der Berichterstattung vom Großteil der Befragten
gewünscht. Darüber hinaus ist auch die Verbesserung der
optischen Aufbereitung für 35,3 % ein wichtiges Anliegen.
Nur 11,7 % der Befragten sehen keinerlei Änderungsbedarf in der monatlichen Berichterstattung. Bei den Änderungswünschen stehen die
Geschwindigkeit der Berichterstattung und die
Verbesserung der Visualisierung (mehr Diagramme, optische Aufbereitung) an oberster Stelle.
Frage: Was würden Sie an der aktuellen Berichterstattung gerne ändern? (Mehrfachantworten möglich)
Die Umfrageteilnehmer äußerten vielfältige
Änderungswünsche im Monatsreporting.
46,9%
Geschwindigkeit der Berichterstattung
Mehr Diagramme
42,0%
Inhalt der Berichterstattung
40,5%
35,3%
Optische Aufbereitung
30,4%
Mehr Text
21,2%
Weniger Tabellen
Weniger Text
8,0%
Weniger Diagramme
3,1%
Mehr Tabellen
2,1%
Ich möchte keine Änderung vornehmen
11,7%
Abbildung 34: Änderungswünsche der Befragten
n = 326
Reporting Design 2013 | 35
Untersucht man die Wünsche des Top-Managements genauer, so ergibt sich eine andere Verteilung der Änderungswünsche. Bei den CEOs und CFOs steht an erster Stelle
der Wunsch nach mehr Diagrammen mit 49,2 % gefolgt von
einer rascheren Berichterstattung mit 42,6 %. Auf Platz drei
liegt mit 36,1 % die optische Aufbereitung.
Bei den Controllern steht mit 49,5 % die Geschwindigkeit
der Berichterstattung an erster Stelle, gefolgt von inhaltlichen
Änderungen (41 %) und dem Wunsch nach mehr Diagrammen (40,6 %) und verbesserter optischer Aufbereitung
(35,8 %).
Die Änderungswünsche der Abteilung Rechnungswesen
beziehen sich mit 54,5 % in erster Linie auf die inhaltliche
Gestaltung der Berichte, gefolgt von dem Wunsch nach mehr
Diagrammen mit 45,5 %. An dritter und vierter Stelle liegen
die Geschwindigkeit der Berichterstattung mit 40,9 % sowie
mehr Informationen in Textform mit 36,4 %.
Mitarbeiter von Fachabteilungen dürften insgesamt betrachtet am zufriedensten mit den Berichten sein. In dieser Gruppe gaben 24,1 % der Befragten an, dass keine Änderung der
Berichterstattung in irgendeiner Form vorgenommen werden
sollte. Diese Meinung teilen in der Abteilung Rechnungswesen 22,7 %, innerhalb der Führungspositionen (CFO/CEO)
13,1 % und bei den Controllern lediglich 8,5 % der Befragten.
Neue Verteilung von Berichtselementen
Stellt man die Ergebnisse der Änderungswünsche mit jenen
der Frage nach der gewünschten Gewichtung der Berichtselemente in % gegenüber, ist wiederum der starke Wunsch
nach mehr Diagrammen ablesbar.
Gewünschter Einsatz von Tabellen
0 - 20%
12,6%
21 - 40%
28,2%
41 - 60%
33,1%
61 - 80%
81 - 100%
19,3%
6,7 %
Gewünschter Einsatz von Diagrammen
0 - 20%
38,0%
21 - 40%
41 - 60%
61 - 80%
81 - 100%
42,9%
13,5%
5,2%
0,3%
Gewünschter Einsatz von Text
0 - 20%
70,2%
21 - 40%
41 - 60%
24,8%
4,3%
61 - 80%
0,6%
81 - 100%
0,0%
Abbildung 35: Gewünschter Anteil der Berichtselemente im Monatsbericht.
Betrachtet man die gewünschte Gewichtung von Tabellen, ist
ein deutlicher Rückgang dieses Berichtselements feststellbar.
Die Verteilung verschiebt sich von 61 - 80 % auf nur mehr
41 - 60 % und beträgt im Durchschnitt nur mehr 50,1 %. Diagramme sollen im Durchschnitt um 61,7 % zunehmen und
somit 29,6 % der Berichterstattung ausmachen. Bei Textelementen ergibt sich kaum eine Verschiebung.
36 | Reporting Design 2013
Nachstehende Abbildung verdeutlicht den Zusammenhang
zwischen aktuellen und gewünschten Anteilen.
Frage: Bitte schätzen Sie die Anteile der Fläche von
folgenden Berichtselementen in Ihrem Monatsbericht?
bzw. Wie würde Ihre Wunschgewichtung hinsichtlich der
Fläche dieser Berichtselemente für die Übermittlung von
Informationen aussehen?
Neue Berichtsmedien
Aktuell werden die meisten Monatsberichte am PC oder
Notebook oder als Papierausdruck gelesen. Der Trend geht
jedoch, unabhängig von der betrieblichen Funktion der
Befragten, deutlich in Richtung neuer Medien bzw. mobiler
Geräte. Für die Zukunft wünschen sich 29,5 % der Befragten
Monatsreports (auch) auf ihrem Tablet-PC und immerhin
14,9 % auf dem Smartphone. Dieser Trend stellt aufgrund
der kleinen Displaygrößen neue Anforderungen an die Informationsaufbereitung.
Durchschnittlich werden ca. 60% mehr Diagramme und
ca. 20% weniger Tabellen gewünscht.
Tabellen
50,1%
18,3%
Diagramme
aktuell
29,6%
Frage: Über welche Medien lesen Sie Ihre Monatsberichte? bzw. Über welche Medien möchten Sie Ihre Berichte
in Zukunft gerne lesen? (Mehrfachantworten möglich)
17,7%
19,3%
Text
Sonstiges
62,7%
1,3%
1,0%
gewünscht
Alte Berichtsmedien sollen in Zukunft neuen Technologien
Platz machen.
n = 326
Abbildung 36: Durchschnittlicher Anteil der Berichtselemente im Monatsreport
Daraus kann abgeleitet werden, dass der Anteil von Tabellen
in Zukunft sinken wird. Dennoch werden sie mit ca. 50 %
weiterhin den größten Teil der Monatsberichterstattung
ausmachen.
Die Länge der Berichte hat keinen signifikanten Einfluss
auf die Verteilung von Tabellen oder Diagrammen. Zwischen
Konzernen, Großbetrieben und KMUs besteht ebenfalls
kein wesentlicher Unterschied in der Einsatzhäufigkeit von
Tabellen in den Monatsberichten. Dieser beträgt in allen drei
Fällen ca. 62 % und bei Diagrammen und Texten schwankt
der Wert jeweils zwischen 17 und 19 %.
Die Wunschgewichtung ist jedoch stark von den Personengruppen abhängig. Die größte Affinität für Tabellen haben Leiter/Mitarbeiter aus dem Rechnungswesen. Diese wünschen
sich für die Zukunft Berichte mit 61,5 % Tabellen, wohingegen Leiter/Mitarbeiter aus anderen Abteilungen nur mehr
44,4 % der Berichtsfläche in Tabellenform wünschen.
Papier
52,3%
70,1%
94,0%
88,3%
PC oder Notebook
Tablet-PC
Smartphone
Sonstiges
aktuell
7,5%
29,5%
1,3%
14,9%
0,4%
1,1%
gewünscht
n = 326
Abbildung 37: Verwendung traditioneller und neuer Berichtsmedien
Ein starker Trend sind Monatsreports auf mobilen Geräten wie Tablet-PCs oder Smartphones.
Daraus ergeben sich neue Anforderungen an die
Informationsaufbereitung.
Reporting Design 2013 | 37
6. Neue Wege im Reporting Design mit
Hilfe von Eye-Tracking-Analysen
6.1. Informationsgestaltung und -wahrnehmung
als Grundlage von Entscheidungen
Wir leben in einer datengeprägten Welt, in der die optimale
visuelle Aufbereitung von Informationen wichtiger ist denn
je. Dies gilt für alle Lebensbereiche, insbesondere jedoch für
den Bereich der Wirtschaft. Führungskräfte und Kapitalgeber
erhalten Informationen zur wirtschaftlichen Lage des Unternehmens primär in Form von Finanzberichten (Managementberichte, Geschäftsberichte, Finanzpräsentationen). Angesichts der Tragweite und Nachhaltigkeit der auf dieser Basis
getroffenen Entscheidungen ist das wirtschaftliche Potenzial
richtig aufbereiteter Informationen fundamental.
Bericht unterschiedliche Diagrammtypen oder überhaupt
ungeeignete Diagrammtypen verwendet, abgeschnittene
Achsen und uneinheitliche Skalierungen sowie Zahlenformate erschweren eine rasche Informationsaufnahme.
Abbildung 39 gibt ein Beispiel für eine ungeeignete Visualisierung im Geschäftsbericht eines führenden börsennotierten Unternehmens. In diesem Beispiel wird ein negatives
Segment (Segment 5) in einem Kreisdiagramm dargestellt
und bleibt damit für viele Berichtsleser „verborgen“.
EBITDA by segments
5
Information steuert Reaktion.
4
3
Die Qualität der Entscheidungen von Führungskräften und
Investoren hängt direkt mit den ihnen zur Verfügung stehenden Informationen zusammen, da Informationen die
Grundlage menschlicher Entscheidungs- und Willensbildung
sind: Information steuert Reaktion. Die folgende Abbildung
veranschaulicht den Zusammenhang zwischen Information,
Wahrnehmung und Entscheidungsfindung.
Berichtswesen
Wahrnehmungsprozesse
Entscheidung
Umsetzung
Wirkung
Abbildung 38: Informationsgestaltung und -wahrnehmung als Grundlage
von Entscheidungen
Neben inhaltlichen Aspekten spielt in diesem Prozess die
Informationsaufbereitung eine zentrale Rolle. Gesamt
70 % der menschlichen Sinnesrezeptoren sind für die visuelle Wahrnehmung vorgesehen. Infolgedessen beeinflusst die
visuelle Wahrnehmung wesentlich unser Denken und Entscheiden. Geeignete Visualisierung erleichtert die Informationswahrnehmung, beschleunigt den Wahrnehmungsprozess
und entlastet Berichtsempfänger kognitiv.
Studie zum Status quo untermauert Bedarf und
Wunsch nach Veränderung im Reporting Design.
Mangelhaftes Reporting Design hingegen fördert Wahrnehmungsprobleme wie die selektive oder verzerrte Wahrnehmung von Informationen, optische Täuschungen und
Information Overload. Die durchgeführte Analyse der ATXGeschäftsberichte zeigt in Bezug auf das Reporting Design
vielfach Handlungsbedarf. So sind beispielsweise viele
Tabellen und Diagramme ohne Nachlesen im Text schwer
verständlich. Für gleiche Analysezwecke werden im selben
1
2
1 Osteuropa 41 %
2 Westeuropa 17 %
3 Südeuropa 54 %
4 Nordamerika 2 %
5 Beteiligungen und Sonstiges -14 %
Abbildung 39: Negativbeispiel eines Diagramms aus dem Geschäftsbericht eines führenden Unternehmen im ATX Prime Market
In der Umfrage zur Monatsberichterstattung äußern die
Befragten vielfache Änderungswünsche in Bezug auf ihre
Managementreports. 42 % wünschen sich eine verstärkte
Visualisierung („mehr Diagramme“), 35 % möchten allgemein die optische Aufbereitung verbessern. Auch das
WHU-Controllerpanel weist darauf hin, dass die Controller in
deutschen, österreichischen und Schweizer Unternehmen
vielfach „Layoutveränderungen“ im Reporting geplant haben,
wobei eine stärkere grafische Orientierung und eine stärkere
Verdichtung der Informationen im Mittelpunkt stehen.
Während der Frage der Auswahl richtiger Messgrößen in
den Wirtschaftswissenschaften großer Raum gegeben
wird (vgl. dazu die Diskussionen zu Balanced Scorecard,
Wertsteigerungskennzahlen etc.), fehlen für die Darstellung
quantitativer Informationen wissenschaftlich fundierte, empirisch abgesicherte Gestaltungsgrundlagen und akzeptierte
Standards. Demzufolge begleitet viele Berichtsersteller eine
große Unsicherheit in Bezug auf die richtige Gestaltung der
Reports. Ästhetisches Empfinden und persönliche Vorlieben,
Konzern- und Corporate-Identitiy-Vorgaben, softwaretechnische Möglichkeiten und zeitliche Einschränkungen bei der
Berichtserstellung prägen die konkrete unternehmensspezifische Ausgestaltung.
38 | Reporting Design 2013
6.2.Eye Tracking als Schlüsseltechnologie zur
Optimierung des Reporting Designs
Das Reporting Design zielt darauf ab, Informationen im internen und externen Berichtswesen derart zu illustrieren, dass
diese verständlicher, attraktiver und überzeugender werden
und Wahrnehmungsanomalien weitgehend vermieden werden. Tabellen, Diagramme und Texte sollen derart gestaltet
werden, dass die Informationen von den Berichtslesern
möglichst effizient und effektiv aufgenommen werden. Effizienz und Effektivität lassen sich über die Geschwindigkeit
der Informationsaufnahme und dabei auftretende Wahrnehmungsprobleme messen.
Das Reporting Design ist eine relativ junge Forschungsdisziplin, wenngleich einzelne Aspekte bereits in den 1970er- und
80er-Jahren untersucht wurden. Zelazny beispielsweise
analysierte in den 70er-Jahren Themen wie dreidimensionale
Grafiken, abgeschnittene Achsen oder die Verwendung von
Titeln. Davis beschäftigte sich mit der Frage, wie Grafiken
aufgebaut werden sollten, um Täuschungen des Lesers zu
vermeiden. Tufte und Few legten mit ihren Arbeiten zur empfängerorientierten Aufbereitung quantitativer Daten ebenfalls
einen Grundstein für die weitere Entwicklung dieser Forschungsdisziplin. Im deutschsprachigen Raum erreichten vor
allem die SUCCESS-Regeln von Hichert hohe Bekanntheit.
Es ist jedoch anzumerken, dass die Gestaltungsempfehlungen der Autoren durchaus divergieren. Beispielsweise
werden die Eignung bestimmter Diagrammtypen, die Verwendung von Y-Achsen oder Gitternetzlinien sowie Ampelfunktionen im Rahmen des Farbkonzeptes unterschiedlich
gesehen. Die Autoren verbindet der fehlende empirische
Beleg für die Wirksamkeit ihrer Gestaltungsempfehlungen
im Sinne einer besseren Wahrnehmung durch die Entscheidungsträger.
Mitarbeiter nach Regionen
Österreich
21,20%
EU-27 (excl. Österreich)
34,20%
Sonstiges Europa
15,40%
Restliche Welt
29,20%
Eye-Tracking-Kamera
Abbildung 40: Testsetting einer Eye-Tracking-Analyse
Die visuelle Wahrnehmung kann mit einem
Blickaufzeichnungsgerät und der entsprechenden
Software analysiert werden.
Die visuelle Wahrnehmung kann mit Hilfe von Eye Tracking
analysiert werden. Eye Tracking ermöglicht die Aufzeichnung
und Analyse der Blicke und des Blickverlaufs von Testpersonen und liefert wichtige Erkenntnisse bei der Optimierung
der Informationsaufbereitung. Ein Blickaufzeichnungsgerät,
wie in Abbildung 40 dargestellt, zeigt, wo die Berichtsleser
hinsehen. Ob die Informationen tatsächlich wahrgenommen
(verarbeitet, interpretiert) werden, kann mit einfachen Fragestellungen abgetestet werden.
Eye Tracking wird seit vielen Jahren in unterschiedlichen Einsatzgebieten verwendet, zB für Website Usability Studien,
im Marketing zur Werbungsgestaltung, Produktdesign oder
Platzierung von Waren, im E-Learning, zur Analyse des Leseverhaltens in Printmedien, in der Psychologie und Verhaltenstheorie usw. In Zusammenhang mit dem Reporting Design
ist der Einsatz dieser Technologie jedoch neu.
Eine Analyse des Blickverlaufs (Fixationen und Sakkaden) ermöglicht eine objektive Beurteilung der Effektivität verschiedener Designelemente bzw. des gesamten Berichtsaufbaus.
Abbildung 41 zeigt den Blickverlauf eines Probanden, der ein
Ringdiagramm analysiert, das in der Legende die Zahlenwerte für den Anteil der Mitarbeiter in den einzelnen Regionen
beinhaltet. Die blauen Kreise liefern durch ihre Größe eine
Aussage über die Dauer der Fixation. Sie sind entsprechend
des Blickverlaufs durchgehend nummeriert. Blickwechsel
(Sakkaden) werden mittels Linien dargestellt.
Reporting Design 2013 | 39
45
183
2
174
Eye Tracking ermöglicht die wissenschaftlich fundierte Überprüfung von Gestaltungsalternativen.
1
125
20
249
Ö
2
20
249
EU-27 (excl. Österreich)
20
34,20%40249
38
9
175
562
208
131
Restliche Welt
44
29,20%
864
Abbildung 41: Blickverlauf eines Probanden bei einem Ringdiagramm mit
Zahlenwerten in der Legende
Dieses Beispiel wurde in Anlehnung an ein Diagramm aus
einem ATX-Geschäftsbericht gestaltetet. Mit Hilfe der EyeTracking-Analyse kann gezeigt werden, dass Diagramme ihre
Wirkung auch komplett verfehlen können. Wie in Abbildung
41 am Blickverlauf zu sehen ist, wurden vom Probanden
lediglich die Zahlenwerte in der Legende betrachtet und das
Ringdiagramm gänzlich ignoriert.
Abbildung 42 zeigt die Zusammenfassung der Blickverläufe
aller Probanden. Je häufiger und je länger Bereiche angesehen werden, desto heller sind sie. Gänzlich schwarze
Bereiche wurden durch die Probanden gar nicht betrachtet.
Es zeigt sich, dass nicht alle Diagramme Nutzen stiften. Bei
einem Ringdiagramm, bei dem die Zahlenwerte direkt bei
der Legende stehen, betrachtete kein einziger Proband das
Diagramm. Eine einfache Tabelle wäre wesentlich effektiver
gewesen.
Österreich
21,20%
EU-27 (excl. Österreich)
34,20%
Sonstiges Europa
15,40%
Restliche Welt
29,20%
Abbildung 42: Zusammenfassende Analyse der Blickverläufe aller Probanden
Mit Hilfe von Eye-Tracking-Analysen kann der Zusammenhang zwischen der Gestaltung und Wahrnehmung von
Informationen in Management- und Geschäftsberichten nach
wissenschaftlichen Kriterien untersucht werden. Damit gelingt es, Leitlinien im Hinblick auf folgende Themenstellungen
zu entwickeln:
• Wahrnehmungsoptimierter Einsatz von Diagrammen, Tabellen und Texten sowie alternativer
Gestaltungsformen, wie Sparklines/Microcharts
und Small Multiples
• Seitengestaltung und optimale Informationsdichte
• Vermittlung von Botschaften (Überschriften,
Hervorhebungen, Erläuterungen,…)
• Verwendung geeigneter Schriftarten und -größen
• Entwicklung eines Farbkonzepts
• Entwicklung eines Strukturkonzepts (Darstellung
von Plan-, Ist-, Vorjahres-, Forecast-Informationen
sowie Monats-, kumulierten und Jahreswerten)
• Eindeutigkeit und Vereinheitlichung (zB
Bezeichnungen, Abkürzungen, Zahlenformate,
Darstellung von positiven/negativen
Veränderungen)
• Vereinfachung der Inhalte (zB Vermeidung von
Redundanzen und ablenkenden Details)
Mit Hilfe von Eye-Tracking-Analysen können Unternehmen
ihr internes und externes Reporting optimieren. Empirisch
abgesicherte Guidelines für das Reporting Design tragen zu
einer objektiv verbesserten Wahrnehmung und auch subjektiv höherer Zufriedenheit bei den Führungskräften und
Entscheidungsträgern bei.
Mit klassischen Methoden wird das Reporting Design weiter
ein Handwerk nach dem „Trial & Error“-Prinzip bleiben.
Informationen werden ohne gesichertes Feedback auf Basis
eigener Erfahrungen in Tabellen und Diagrammen dargestellt, in der Hoffnung, dass die gewählte Darstellungsform
bei den Berichtsempfängern Anklang findet bzw. zumindest
akzeptiert wird. Der Einsatz neuer Eye-Tracking-Technologien
in einem ganzheitlichen Ansatz des Reporting Designs wird
diesen Status quo massiv verändern und zu einer einfacheren, zielgerichteteren Berichtsgestaltung verhelfen.
40 | Reporting Design 2013
Nachwort und Ausblick
Die Ausgestaltung des externen und internen Berichtswesens ist eine herausfordernde und komplexe Aufgabenstellung mit drei Bereichen: klar definiert und durchgängig, eine
wahrnehmungsorientierte Optimierung sowie eine reibungslose technische Umsetzung.
Um dieses Ziel zu erreichen, sind eine breite Projekterfahrung und ein effizientes Projektmanagement notwendig.
Stark unterschiedliche Wahrnehmungsmuster bei Entscheidern erfordern einen professionellen Support.
Nur so kann aus einem natürlich gewachsenen und dezentral gesteuerten Reporting ein effektives Berichtswesen der
neuen Generation entstehen.
Reporting Design 2013 | 41
Literaturverzeichnis
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Meyer (1999), Visualisierung von Informationen - Verhaltenswissenschaftliche Grundregeln für das Management, 1. Auflage,
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Schäffer/Weber/Mahlendorf (2012): WHU Controller Panel – Controlling in Zahlen, Vallendar 2012
Seitz (2010), Wissenschaft und Statistik – Tipps und Tricks zur Gestaltung von Tabellen, 2. Auflage, Wiesbaden
Tufte (2006): Beautiful Evidence, 1st Edition, Connecticut
Tufte (2008): Envisioning Information, 1st Edition, Connecticut
Waniczek (2009), Richtig berichten – Managementreports wirksam gestalten, 1. Auflage, Wien
Weber/Malz/Lührmann (2008), Excellence im Management-Reporting - Transparenz für die Unternehmenssteuerung,
1. Auflage, Weinheim
Zelazny (2009), Wie aus Zahlen Bilder werden - Der Weg zur visuellen Kommunikation - Daten überzeugend präsentieren,
6. Auflage, Wiesbaden
42 | Reporting Design 2013
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