Fakultät Architektur Institut für Bauklimatik Professur für Technischen Ausbau und Klimagerechtes Bauen Michael Penseler Verbesserung des sommerlichen Wärmeschutzes im Gebäude der Kleinwachauer Werkstätten Verbesserungen am Bestand Jedes Gebäude wird mit dem Zweck errichtet, eine gewisse Funktion zu erfüllen, sei es das Wohnen, das Arbeiten oder die Freizeitgestaltung. Die Aufgabe der ArchitektInnen und planenden Personen ist es, die Konstruktion so zu gestalten, dass die jeweilige Funktion erfüllt werden kann. Doch was passiert, wenn nach Fertigstellung des Gebäudes festgestellt wird, dass ein Raumklima vorherrscht, welches die Nutzung einschränkt? Im Fall der Kleinwachauer Werkstätten im Nord-Osten Dresdens ist genau das der Fall. Das Obergeschoss heizt sich im Sommer so sehr auf, dass eine entsprechende Nutzung als Werkstatt kaum noch möglich ist. Analyse Im Sächsischen Epilepsiezentrum Radeberg - Kleinwachau leben und arbeiten hauptsächlich Menschen mit speziellen Bedürfnissen. Hitze gilt als einer der Risikofaktoren für epileptische Anfälle.1 Dementsprechend ist eine nachträgliche Verbesserung des sommerlichen Wärmeschutzes besonders relevant. Nacht kann über den Tag kaum gehalten werden. Die leichte Bauweise und die daraus resultierenden geringen Speichermassen führen somit zu den starken TagNacht-Schwankungen. Maßnahmenkatalog Die aus der ersten Simulation gewonnenen Erkenntnisse lassen das Festlegen dreier prinzipieller Stellschrauben für die Verbesserung zu. Durch das aufstellen spezifischer Maßnahmen können sie in einem weiteren Schritt konkretisiert und dann mit Therakles simuliert werden. • A Wärmelastbegrenzung A1 Entfernung Oberlicht A2 Oberlicht abdunkeln A3 Extensive Dachbegrünung A4 Fenster durch Paneele ersetzen A5 Sonnenschutzfolie Fassadenfenster • B Begünstigte Wärmeabführung Nacht B1 Flügelfenster kippen B2 Flügelfenster öffnen B3 Dachfenster nachrüsten • C Speichermasse erhöhen, PCM C1 Betonspeicher C2 Wasserspeicher C3 PCM - Porenbetonwand C4 PCM - Dachkonstruktion Klimatische Raumsimulation - Innen- und Außentemperatur Bestand (Quelle: Therakles) Die aus dem Ausgabediagramm abzulesenden hohen Innenraumtemperaturen lassen sich vor allem durch die eindringende solare Strahlung und die über die Außenbauteile eingeleitete Wärme begründe. Außerdem ist festzustellen, dass der Innenraum über die Nächte abkühlt, aber wesentlich wärmer als der Außenraum bleibt. Die niedrige Raumtemperatur der Simulationsergebnisse Empfehlung Die Temperaturschwankungen des Tag-Nachtzyklus bleiben prinzipiell bestehen. Während der Nacht kühlt der Raum im Vergleich zur Bestandssituation stärker ab. Die erreichte Temperaturdifferenz wird über den Tag gehalten und erhöht sich durch die verringerte Wärmebelastung. Eine Absenkung der Temperaturspitzen um ca. 1,9 Kelvin ist zu verzeichnen. Für die vorgeschlagenen und in die abschließende Simulation eingegangenen Maßnahmen sind keine oder nur geringe Folgekosten zu erbringen. Die zu erbringenden Schritte sind passiv und umweltfreundlich. Die positive Beeinflussung des Raumklimas wirkt sich direkt auf die Behaglichkeit der NutzerInnen aus und eine Einschränkung der Funktionalität der Kleinwachauer Werkstätten kann aufgehoben werden. Dies bestätigt auch das Einlesen der ganzjährigen Daten der abschließenden Simulation in ein Excel-Tool zum Nachweis des Raumklimas. Die Übertemperaturstunden können im Vergleich zum Bestand um 75% - 87% gesenkt werden. Gebäude der Kleinwachauer Werkstätten (Quelle: www.kleinwachau.de) Um die Auswirkungen möglicher Veränderungen im Bereich der Nutzung oder Konstruktion abschätzen zu können, wird in einem ersten Schritt eine klimatische Raumsimulation des Bestandes mit der Software Therakles erfolgen. Anhand der angenäherten Klimawerte des Innenraumes kann in der Folge überprüft werden, wie sich das Verändern einzelner Parameter auf das Innenraumklima auswirkt. aufgestellt werden, um die Speichermasse zu erhöhen. Eine Simulation der kombinierten empfohlenen Maßnahmen zeigt die Veränderung im Bezug auf den Bestand. Beispiel Auswirkungen Gruppe A Wärmelastbegrenzung Nachweis Raumklima Ergebnisse/Fazit Mit Hilfe der Simulationsergebnisse können die einzelnen Maßnahmen im Bezug auf ihren Nutzen und ihre Umsetzbarkeit bewertet werden. Eine Kombination der am sinnvollsten erachteten Maßnahmen soll anhand einer weiteren Simulation zeigen, inwiefern der sommerliche Wärmeschutz im Gebäude der Kleinwachauer Werkstätten verbessert werden kann. Die einzelnen Maßnahmen ergaben unterschiedlich hohe zu erwartende Auswirkungen auf das Innenraumklima. Einige sind mit sehr hohem Montageaufwand (A1), weiterführenden statischen Berechnungen (A3) oder sehr hohem Kostenaufwand (C3) verbunden. Dementsprechend wird eine Kombination unterschiedlicher Schritte empfohlen um das Raumklima behaglich zu gestalten. So kann durch das Abdunkeln des Oberlichtes durch eine Bestreichung mit Farbe oder einer temporären Verbauung mit Holzplatten (A2), dem Aufbringen von Sonnenschutzfolie (A5) und der erhöhten Nachtluftwechselrate durch das Kippen der Flügelfenster eine erhebliche Verbesserung erzielt werden. Obligatorisch können zusätzlich Wasserspeicher (C2) Überschreitungsstunden Innentemperatur DIN 15251 Oberer Grenzwert 1) Kategorie I Kategorie II Kategorie III DIN 4108-2 Anzahl in h 14 1 0 in % 0 0 0 Unterer Grenzwert 2) Anzahl in h 2830 1576 806 in % 1 0 0 3) Sommerklimaregion A B C Bezugs-wert 25 °C 26 °C 27 °C Übertemperaturgradstunden in Kh/a 198 91 34 Wohngebäude 198 91 34 Nichtwohngebäude 198 91 34 PHPP 4) Grenzwert Raumtemperatur 25 °C 26 °C Überschreitungsdauer in h in % 8 bis: 138 79 0 0 Nutzungszeit Montag - Sonntag von: 16 Anmerkungen 1) Anzahl der Stunden in denen die Operative Temperatur über den oberen Grenzwerten nach DIN 15251 (Kategorie I-III) liegt 2) Anzahl der Stunden in denen die Operative Temperatur unter den unteren Grenzwerten nach DIN 15251 (Kategorie I-III) liegt 3) Übertemperaturgradstunden bezogen auf die Operative Temperatur. Abhängig von Klimaregion und Gebäudenutzung (Wohngebäude: max. 1200 Kh/a, Nichtwohngebäude: max. 500 Kh/a) 4) Anzahl der Stunden in denen die Operative Temperatur über 25 °C bzw. 26 °C liegt Die Auswertungen erfolgen über den Zeitraum von einem gesamten Jahr in Abhängigkeit von der Nutzungszeit. 1 K. Mayer. Epilepsie Einschränkungen. http://www.neuro24.de/epilepsie_einschraenkungen.htm. (Stand vom: 06.12.2014) Modul: PRO_WissA, Wintersemester 2014/2015 Seminartitel: Verbesserung des sommerlichen Wärmeschutzes im Gebäude der Kleinwachauer Werkstätten Betreuer: Dipl.-Ing. Martin Pohl Dipl.-Ing. Jens Tetschke