Leslie Lamport gewinnt Turing-Preis 2014 Andreas Loos geschaltet werden, wenn Botschaften ein- oder ausgehen – werden Zeitmarken erstellt, mit denen die Botschaften markiert werden, die die Prozessoren untereinander austauschen. So lässt sich hinterher rekonstruieren, wer wann was errechnet hat, und man kann die Einzelergebnisse zu einem konsistenten Gesamtergebnis zusammenbauen. Die Arbeit Time, Clocks, and the Ordering of Events in a Distributed System von 1978 wurde zu einer der meist zitierten Arbeiten der Informatik. Lamport hat auch die Sicherheit in verteilten Systemen erforscht und dafür sogenannte Einmalschlüssel entwickelt, Passwörter, die zum Beispiel aus einem Zeitstempel, der Lösung einer Aufgabe oder aus älteren Schlüsseln generiert werden und die nach einmaliger Verwendung ungültig werden. Leslie Lamport (Foto: Photothèque d’Inria) In der Mathematik kennt man ihn vor allem wegen des LA vor dem TEX: Leslie Lamport ist der Erfinder von LATEX. Mitte der 1980er Jahre veröffentlichte er das Makropaket, das Donald E. Knuths TEX erst alltagstauglich machte. Nun hat Leslie Lamport, 73 Jahre alt, den Turing-Preis der Association for Computing Machinery (ACM) erhalten, den wichtigsten Preis in der Informatik – allerdings nicht für LATEX, sondern für seine fast 200 anderen Arbeiten, teils sehr tiefgründige Ergebnisse aus der theoretischen Informatik. (Auf seiner Webseite hat Lamport eine wunderschön kommentierte Bibliografie zusammengestellt.) Seit mehreren Jahrzehnten befasst sich Leslie Lamport nämlich vor allem mit dem verteilten Rechnen, sogenannten Distributed Systems: Auf mehreren Prozessoren, die untereinander kommunizieren können, werden Rechnungen durchgeführt, ohne dass ein übergeordneter Prozessor die Arbeiten überwacht und koordiniert. Lamports Ziel ist es, verteilte Systeme und die Algorithmen, die auf ihnen laufen, so zu konstruieren und zu organisieren, dass sich in dem anscheinend chaotischen Durcheinander von selbst eine klare und wohldefinierte Ordnung aufbaut. Dazu entwickelte er unter anderem die Temporale Logik, in der eine Zeitabhängigkeit in Aussagen eingebaut werden kann, weiter zu einer „Temporalen Logik der Aktionen“. Damit lassen sich gleichzeitig laufende Algorithmen analysieren. Viele seiner Arbeiten hat Lamport in kleine Rahmenhandlungen eingebettet. Ein berühmtes Beispiel ist das Byzantine Generals Problem: Einige Generäle, die untereinander per Boten kommunizieren, wollen den Zeitpunkt festlegen, an dem sie gemeinsam losschlagen wollen – sie können sich aber nicht sicher sein, ob sich Verräter unter ihnen befinden. Lamport zeigte 1982 zusammen mit Robert Shostak und Marshall Pease, dass sich die Generäle tatsächlich trotz aller Störenfriede einigen können, wenn sie ihre Botschaften protokollieren. Leslie Lamport wurde 1941 in New York geboren. Er studierte am Massachusetts Institute of Technology und an der Brandeis University (M.A. 1963, PhD 1972). Von 1970 bis 1977 arbeitete er für Massachusetts Computer Associates, dann für SRI International (bis 1985) und schließlich für Digital Equipment Corporation und Compaq (bis 2001). Seit 2001 ist Leslie Lamport bei Microsoft Research tätig. Dr. Andreas Loos, Freie Universität Berlin, Institut für Mathematik, Arnimallee 7, 14195 Berlin. [email protected] Der Wissenschaftsjournalist und Mathematiker Dr. Andreas Loos hat mit einer Arbeit in kombinatorischer Optimierung an der Universität Magdeburg promoviert. Seit 2011 entwickelt er im Rahmen des Projektes „Panorama der Mathematik“ an der FU Berlin eine breitgefächerte Darstellung der Mathematik für Bachelorstudenten. Um dem Durcheinander in verteilten Systemen entgegenzuwirken, hat er bereits in den 1970er Jahren unter anderem die sogenannten Lamport Timestamps entwickelt. Mit Hilfe von „logischen Uhren“ – im Prinzip Zählern, die in jedem Prozessor laufen, und immer weiterDOI 10.1515/dmvm-2014-0033 NOTIZEN 71 Unauthenticated Download Date | 11/2/17 2:01 AM