Carolin Löffler Service-Externalisierung GABLER RESEARCH Carolin Löffler Service-Externalisierung Ein wettbewerbsstrategisches Konzept im Management IT-basierter Dienstleistungen Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Freimut Bodendorf RESEARCH Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Dissertation der Universität Erlangen-Nürnberg, 2010 1. Auflage 2011 Alle Rechte vorbehalten © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011 Lektorat: Stefanie Brich | Hildegard Tischer Gabler Verlag ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.gabler.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8349-2963-1 Geleitwort V Geleitwort In entwickelten Ländern kommt der Dienstleistungswirtschaft eine zentrale Rolle zu. Sie trägt weitaus am meisten zum erwirtschafteten Bruttosozialprodukt bei und gibt dem größten Teil der Arbeitnehmer Beschäftigung. Bemerkenswert dabei ist die rasante Entwicklung. Vor 50 Jahren dominierte noch weitestgehend der sekundäre Sektor, d. h. die Erzeugung und Verarbeitung von Sachgütern. Die wesentliche Triebkraft diese Wandels von der Industriegesellschaft zu einer Dienstleistungsgesellschaft ist der ungeheuere Fortschritt im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie. So spricht man heute auch oft von der Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft. Die Wissenschaft trägt diesem bedeutenden Wandel noch sehr unzureichend Rechnung. Die Produktion von Dienstleistungen hat heute in den meisten Fällen den Charakter einer „Kunst“, in der sich jede einzelne Dienstleistungsbranche nach eigenen Vorstellungen übt. Eine theoretische Fundierung einer Produktionssystematik, wie sie in der Industrie und insbesondere auch in der industriellen Informationsverarbeitung seit längerem erreicht wurde, fehlt noch. Das Gleiche gilt für den größeren Zusammenhang im Dienstleistungsmanagement und -engineering. Ein fundiertes Product Life Cycle Management wie in der Industrie wird in der Forschung noch relativ wenig behandelt, insbesondere wenn man an die Integration von Servicestrategie, Serviceinnovation, Servicedesign, Serviceimplementierung, Serviceerbringung und Service-Controlling denkt. Betrachtet man die Erneuerung, Verbesserung oder Erweiterung von Dienstleistungen im Service Life Cycle Management, so stellt man fest, dass meist nicht völlig neue, noch nie dagewesene Dienstleistungen erfunden werden, sondern man sich von vorhandenen Serviceansätzen inspirieren lässt. Dabei wendet sich der Blick häufig nach außen, z. B. in Form von Wettbewerbs- oder Marktanalysen. Dies geschieht u. a. auch in Forschungsansätzen zu Dienstleistungsstrategie und Dienstleistungsinnovation, wie z. B. Open Innovation. Dieses Buch stellt sich der großen Herausforderung, mit wissenschaftlicher Methodik ein integratives Konzept zur Dienstleistungsentwicklung über einen größeren Bereich des Service Life Cycle hinweg aufzubauen. Dabei geht der Blick nicht nach außen, sondern nach innen. Es wird die höchst innovative Idee verfolgt, dass in der existierenden, meist sehr differenzierten Dienstleistungslandschaft der internen Kunden-Lieferanten-Beziehungen im Unternehmen zahlreiche Best Practices zu finden sind, die an anderer Stelle im Unternehmen VI Geleitwort selbst, aber auch in neuer Form für externe Interessenten außerhalb des Unternehmens angeboten werden können. Mit einem derartigen systematischen Ansatz ist die Vorstellung und Erwartung verbunden, dass eine Erneuerung, Verbesserung oder Erweiterung des Dienstleistungsangebots sehr viel effizienter erfolgt als bei klassischen Innovations- oder Entwicklungsprojekten. Um die Erwartungen zu erfüllen, ist es jedoch nötig, die unmittelbar einleuchtende Basisidee dieses Weges in einem Vorgehensmodell greifbar zu machen und die notwendigen Schritte systematisch zu untersuchen. Hierzu ist eine geschickte Kombination von theoretischen Überlegungen und Untersuchungen zur praktischen Umsetzung eine wesentliche Aufgabe und Herausforderung. Dieses Buch nimmt genau diese Herausforderung an und konzentriert sich auf einen neuen strategischen Ansatz im Dienstleistungsmanagement, der „Service-Externalisierung“ genannt wird. Unternehmensinterne Dienstleistungen, die heute eng mit elektronischen Informationsund Kommunikationssystemen verknüpft sind bzw. erst durch Informationstechnologie ermöglicht werden, sind daraufhin zu untersuchen, wo sie in welcher veränderten und angepassten Form an anderer Stelle Nutzen stiften können und wie diese Servicemigration organisatorisch und technisch angegangen werden kann. Dieser Beitrag zum strategischen Dienstleistungsmanagement ist eine gewinnbringende Lektüre sowohl für Lehrende und Lernende im akademischen Bereich als auch für Führungskräfte in der Unternehmenspraxis. Prof. Dr. Freimut Bodendorf Vorwort VII Vorwort Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik II der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Neben den Aufgaben in Forschung und Lehre habe ich während dieser Zeit in Zusammenarbeit mit verschiedenen Unternehmen Projekte im Bereich Servicemanagement kennengelernt. Die Forschungslücke einerseits und die Erfahrungen in Unternehmen andererseits haben zum Thema dieser Arbeit geführt. Eine Dissertation zu verfassen ist eine interessante und anspruchsvolle Herausforderung, die ohne Unterstützung wohl nicht zu meistern ist. Gerade in kritischen Phasen benötigt man den Rat von Experten und die Unterstützung von Familie und Freunden. Daher möchte ich an dieser Stelle für die Unterstützung, die ich während meiner Dissertation erfahren habe, bedanken. Mein Dank gilt meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Freimut Bodendorf, der die Anregung zu diesem Thema gab und die Fertigstellung der Arbeit in vielfältiger Weise gefördert hat. Bedanken möchte ich mich ebenfalls bei Prof. Dr. Kathrin Möslein für das Korreferat. Herzlicher Dank gebührt auch Andreas John, Güven Karakuzu, Katrin Kindermann, Philipp Körber und Christian Zagel für ihre wertvollen Beiträge zu dieser Arbeit. Ich bedanke mich für das Engagement meiner Praxispartner Prof. Dr. Michael Durst, Norbert Franz, Lothar Hübner, Herbert Kindermann, Christian Krassowka, Dr. Stefan Reinheimer, Prof. Dr. Günter Schicker und Miroslav Ures, die mir ihre wertvolle Zeit für Interviews zur Verfügung gestellt haben. Ein großes Dankeschön geht an meine Kollegen und Ex-Kollegen am Lehrstuhl, die in den Stunden größter Verzweiflung immer für mich da waren. Stets hilfsbereit, humorvoll und motivierend sind mir Angelika Helle und Brigitte Knobloch zur Seite gestanden. Carolin Kaiser hatte immer eine Lösung für all meine Probleme, Simone Binner einen unglaublichen Scharfsinn für Methodik und Auswertung. Dr. Stefan Winkler war mein beruhigender Faktor, wenn die Panik auszubrechen drohte - grazie mille! Ein großes Dankeschön geht auch an Dr. Inke Thiessen, die mich besonders während der letzten Wochen durch ihre lebenslustige und aufmunternde Art motiviert hat. Ich habe dank eurer Unterstützung nicht nur meine Dissertation fertigstellen können, sondern auch wertvolle Freunde gefunden. VIII Vorwort Ich danke meinem Freund Mike für seine unermüdliche Unterstützung, lange diskussionsreiche Nächte und seine Ermunterungen, ohne die ich die Arbeit nie fertiggestellt hätte. Bei meiner Schwester Dr. Katja Kessel, Stefanie Stang, Florian Greif und Janine Viol bedanke ich mich für ihren Scharfsinn und ihre Präzision. Besonders herzlicher Dank gebührt meinen Eltern. Ihre uneingeschränkte Förderung meiner Ausbildung und ihre liebevolle Unterstützung hat die Anfertigung der vorliegenden Arbeit erst ermöglicht. Ein herzliches Dankeschön geht an meine liebe Oma Babette Autsch, die mich durch ihre aufgeweckte, unterstützende und mitfühlende Art in jeder Lebenslage unterstützt. Ihre Fähigkeit, im hohen Alter neue Technologien zu verstehen und mit ihrem iPad das Internet zu erobern erstaunt mich immer wieder. Ihr ist diese Arbeit gewidmet. Dr. Carolin Löffler Inhaltsverzeichnis IX Inhaltsverzeichnis Geleitwort .............................................................................................................................. V Vorwort ................................................................................................................................ VII Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................. IX Abbildungsverzeichnis ......................................................................................................... XV Tabellenverzeichnis ............................................................................................................ XIX Abkürzungsverzeichnis....................................................................................................... XXI 1 2 Einführung ...................................................................................................................... 1 1.1 Motivation und Problemstellung............................................................................... 1 1.2 Forschungsgegenstand und Zielsetzung ................................................................. 3 1.3 Adressaten .............................................................................................................. 4 1.4 Aufbau und Methodik der Arbeit .............................................................................. 6 Konzeptionelle Grundlagen ............................................................................................ 9 2.1 Dynamic Capabilities ............................................................................................... 9 2.1.1 Ansatz und Definition ......................................................................................10 2.1.2 Bestandteile ....................................................................................................10 2.1.3 Dynamic Capabilities und Service-Externalisierung .........................................12 2.2 Business Services ..................................................................................................13 2.2.1 Allgemeine Servicedefinitionen .......................................................................13 2.2.2 Entstehung und Entwicklung interner Dienstleistungen ...................................14 2.2.3 Servicegranularität ..........................................................................................17 2.2.4 Dimensionen eines Business Service ..............................................................19 2.2.4.1 Potenzialorientierte Dimension .................................................................20 2.2.4.2 Prozessorientierte Dimension...................................................................22 2.2.4.3 Ergebnisorientierte Dimension .................................................................23 X Inhaltsverzeichnis 2.2.5 2.3 Dienstleistungsmodellierung...................................................................................26 2.3.1 3 Modellierungsmethoden ..................................................................................26 2.3.1.1 Potenzialorientierte Dimension .................................................................28 2.3.1.2 Prozessorientierte Dimension...................................................................28 2.3.1.3 Ergebnisorientierte Dimension .................................................................29 2.3.1.4 Zusammenfassung ...................................................................................30 2.3.2 2.4 Definition eines Business Service....................................................................23 Erweiterte Ereignisgesteuerte Prozesskette ....................................................30 Serviceorientierte Unternehmen .............................................................................34 Konzept der Service-Externalisierung............................................................................37 3.1 Begriffsverständnis und Definition ..........................................................................37 3.2 Ansatz ....................................................................................................................39 3.3 Abgrenzung zu anderen Konzepten im Dienstleistungsmanagement .....................41 3.3.1 Service Outsourcing ........................................................................................41 3.3.2 Service Insourcing ...........................................................................................42 3.3.3 Shared Services ..............................................................................................42 3.3.4 Infraservices ....................................................................................................43 3.3.5 Service-Oriented Architecture .........................................................................43 3.3.6 Software as a Service .....................................................................................44 3.3.7 Zusammenfassung ..........................................................................................44 3.4 Chancen und Risiken .............................................................................................45 3.5 Organisatorische Voraussetzungen........................................................................47 3.5.1 Dienstleistungskultur .......................................................................................47 3.5.2 Aufbau einer serviceorientierten Organisation .................................................51 3.5.2.1 Aufbauorganisation ..................................................................................52 3.5.2.1.1 Transaktionskostenbezug .....................................................................53 3.5.2.1.2 Handlungsempfehlungen ......................................................................55 3.5.2.2 Ablauforganisation ...................................................................................56 3.5.2.2.1 Projektmanagement ..............................................................................56 3.5.2.2.2 Change Management............................................................................59 Inhaltsverzeichnis 4 Fallstudien .....................................................................................................................65 4.1 Auswahl der Unternehmen und Bezugsrahmen .....................................................65 4.2 Multimedia Documentation Service der Siemens AG .............................................67 4.2.1 Ausgangssituation ...........................................................................................67 4.2.2 Gesamtkonzept ...............................................................................................68 4.2.2.1 Dokumentationsprozess ...........................................................................69 4.2.2.2 Informationsmodell ...................................................................................70 4.2.2.3 Integrierte Systemlandschaft ....................................................................72 4.2.3 4.3 Externalisierung des Multimedia Documentation Service ................................73 4.2.3.1 Klassische Dokumentationserstellung im Maschinen- und Anlagenbau ...74 4.2.3.2 My Documentation Manager ....................................................................74 4.2.4 Erkenntnisse ...................................................................................................78 Virtual Prototyping Service der adidas AG ..............................................................81 4.3.1 Ausgangssituation ...........................................................................................81 4.3.2 Grundkonzept..................................................................................................82 4.3.3 Externalisierung des Virtual Prototyping Service .............................................84 4.3.3.1 Produktkatalog .........................................................................................84 4.3.3.2 Sortimentsplanung und Vertrieb ...............................................................86 4.3.3.3 E-Commerce ............................................................................................88 4.3.4 4.4 Erkenntnisse ...................................................................................................89 Developer Garden der Deutschen Telekom AG .....................................................92 4.4.1 Ausgangssituation ...........................................................................................92 4.4.2 Strategiewechsel der Deutschen Telekom AG ................................................93 4.4.3 Developer Garden ...........................................................................................94 4.4.3.1 Externalisierte Services ............................................................................95 4.4.3.2 Entscheidungskriterien für die Externalisierung von Services ...................96 4.4.3.3 Weiterentwicklung ....................................................................................98 4.4.4 4.5 5 XI Erkenntnisse ...................................................................................................98 Zusammenfassung .................................................................................................99 Vorgehensmodell ........................................................................................................101 5.1 Identifikation von Business Services ....................................................................102 XII Inhaltsverzeichnis 5.1.1 Vorbereitungsphase ......................................................................................104 5.1.2 Identifikationsphase.......................................................................................104 5.1.2.1 Benchmarking und Best Practices ..........................................................105 5.1.2.2 Aufbau- und Ablauforganisation .............................................................105 5.1.2.2.1 Orientierung an der Aufbauorganisation ..............................................106 5.1.2.2.2 Orientierung an der Ablauforganisation ...............................................109 5.1.2.3 5.1.3 5.2 IT-Bebauungsplan ..................................................................................111 Detaillierungsphase .......................................................................................112 Beurteilung des Externalisierungspotenzials ........................................................115 5.2.1 Serviceradar ..................................................................................................115 5.2.1.1 Kriterien..................................................................................................115 5.2.1.1.1 Risikoeinstufung ..................................................................................118 5.2.1.1.2 Imitierbarkeit .......................................................................................120 5.2.1.1.3 Service Excellence ..............................................................................122 5.2.1.1.4 Erweitertes Marktpotenzial ..................................................................126 5.2.1.1.4.1 Strategische Bedeutung und Geschäftswertbeitrag ......................126 5.2.1.1.4.2 Klassisches Marktpotenzial ..........................................................130 5.2.1.1.4.3 Möglicher Externalisierungsaufwand ............................................134 5.2.1.2 5.2.2 5.3 6 Visualisierung .........................................................................................135 Evaluation des Nutzens .................................................................................139 5.2.2.1 Qualitative Nutzwertanalyse ...................................................................139 5.2.2.2 Quantitative Kosten-Nutzen-Analyse ......................................................142 Servicemodularisierung ........................................................................................145 5.3.1 Servicearchitektur .........................................................................................145 5.3.2 Modulbildung .................................................................................................148 5.4 Servicemigration und -bündelung .........................................................................156 5.5 Zusammenfassung ...............................................................................................165 Erfolgsfaktorenstudie ...................................................................................................167 6.1 Studiendesign ......................................................................................................168 6.2 Ergebnisse ...........................................................................................................169 6.2.1 Literaturanalyse.............................................................................................169 Inhaltsverzeichnis 6.2.2 Transformation der Erfolgsfaktoren ...............................................................170 6.2.3 Experteninterviews ........................................................................................174 6.2.4 Theoretical Framework und Hypothesengenerierung ....................................179 6.2.5 Online-Befragung ..........................................................................................183 6.2.6 Analyse und Literaturabgleich .......................................................................185 6.3 7 XIII 6.2.6.1 Interne Service-Externalisierung ............................................................187 6.2.6.2 Marktweite Service-Externalisierung ......................................................192 Diskussion der Ergebnisse ...................................................................................196 Schlussbemerkungen ..................................................................................................201 7.1 Zusammenfassung ...............................................................................................201 7.2 Ausblick................................................................................................................204 Literaturverzeichnis ............................................................................................................205 Anhang ...............................................................................................................................225 Abbildungsverzeichnis XV Abbildungsverzeichnis Abbildung 1-1: Forschungsfragen zur Service-Externalisierung ............................................................. 4 Abbildung 1-2: Aufbau der Arbeit ............................................................................................................ 6 Abbildung 2-1: Bestandteile der Dynamic Capabilities ......................................................................... 10 Abbildung 2-2: Externalisierung interner Dienstleistungen ................................................................... 14 Abbildung 2-3: Darstellung unterschiedlicher Servicegranularitäten..................................................... 18 Abbildung 2-4: Dimensionen eines Business Service ........................................................................... 20 Abbildung 2-5: Zusammenhänge zwischen internen Kunden und Service Providern .......................... 22 Abbildung 2-6: Sechs Eckpunkte eines Business Service .................................................................... 24 Abbildung 2-7: Zusammensetzung eines Business Service ................................................................. 25 Abbildung 2-8: Übersicht ausgewählter beschreibender Prozessmodelle ............................................ 27 Abbildung 2-9: Elemente der EPK und eEPK ....................................................................................... 31 Abbildung 2-10: Dienstleistungsprozess: Verpackung und Versand bestellter Ware ........................... 33 Abbildung 2-11: Wandel der Organisationsformen ............................................................................... 34 Abbildung 3-1: Kosten- und kundenorientierte Service-Externalisierung .............................................. 38 Abbildung 3-2: Service-Externalisierung ............................................................................................... 39 Abbildung 3-3: Aufwand der Servicemigration ...................................................................................... 41 Abbildung 3-4: Ebenen einer Unternehmenskultur ............................................................................... 48 Abbildung 3-5: Phasen der Leitbildentwicklung..................................................................................... 49 Abbildung 3-6: Beispiel eines Dienstleistungsleitbildes zur Service-Externalisierung .......................... 51 Abbildung 3-7: Dienstleistungsorganisation am Beispiel der Siemens AG ........................................... 52 Abbildung 3-8: Transaktionskosten und Spezifität ................................................................................ 54 Abbildung 3-9: Projektarten ................................................................................................................... 57 Abbildung 3-10: Regelkreis des Projektmanagements ......................................................................... 59 Abbildung 3-11: Projekt- und Change Management ............................................................................. 60 Abbildung 3-12: Einordnung unterschiedlicher Veränderungsprojekte ................................................. 61 XVI Abbildungsverzeichnis Abbildung 3-13: Akzeptanz und Change Management ......................................................................... 63 Abbildung 4-1: Überblick der Fallstudien ............................................................................................... 66 Abbildung 4-2: Komponenten des Multimedia Documentation Service ................................................ 69 Abbildung 4-3: Multimedia Documentation Serviceprozess .................................................................. 69 Abbildung 4-4: Aufbau des Informationsmodells ................................................................................... 71 Abbildung 4-5: Integrierte Systemlandschaft - Redaktionssystem ........................................................ 73 Abbildung 4-6: My Documentation Manager ......................................................................................... 75 Abbildung 4-7: Nutzeransicht im My Documentation Manager ............................................................. 76 Abbildung 4-8: Konfigurationsbereich des My Documentation Manager .............................................. 77 Abbildung 4-9: Aufwand der Externalisierung des Multimedia Documentation Service ....................... 79 Abbildung 4-10: Systemlandschaft MD-Service und My Documentation Manager .............................. 79 Abbildung 4-11: Organisatorische Auswirkungen der Externalisierung des MD-Service ..................... 80 Abbildung 4-12: Übersicht über die Produktentwicklung ....................................................................... 83 Abbildung 4-13: Klassisches versus virtuelles Katalogbild ................................................................... 86 Abbildung 4-14: Virtuelle Sortimentspräsentation ................................................................................. 88 Abbildung 4-15: Aufwand der Service-Externalisierung des Virtual Prototyping Service ..................... 90 Abbildung 4-16: Entwicklungsprozess von Produkten und Dienstleistungen ....................................... 97 Abbildung 5-1: Vorgehensmodell der Service-Externalisierung .......................................................... 102 Abbildung 5-2: Zusammenspiel der Aufbau- und Ablauforganisation ................................................. 106 Abbildung 5-3: Organigramm und Unternehmensinterne Lieferanten-Kunden-Beziehungen ............ 107 Abbildung 5-4: IT-Bebauungsplan ....................................................................................................... 111 Abbildung 5-5: Dimensionen zur Messung des Externalisierungspotenzials ...................................... 117 Abbildung 5-6: Die CMMI-Reifegrade - angepasst auf Business Services ......................................... 123 Abbildung 5-7: Salience Worth Matrix ................................................................................................. 127 Abbildung 5-8: Aufwand der Servicemigration .................................................................................... 134 Abbildung 5-9: Aufbau des Serviceradars ........................................................................................... 136 Abbildung 5-10: Darstellung des erweiterten Marktpotenzials ............................................................ 137 Abbildung 5-11: Prototypische GUI des Serviceradars ....................................................................... 138 Abbildung 5-12: Beschreibung des Service Sicherheitsberatung ....................................................... 139 Abbildung 5-13: Kriterienbaum: Ableitung der Attribute für die Nutzwertanalyse ............................... 141 Abbildung 5-14: Attribute und Erfüllungsgrade im Beispiel Multimedia Documentation Service ........ 142 Abbildung 5-15: Elemente einer modularen Dienstleistungsarchitektur ............................................. 146 Abbildungsverzeichnis XVII Abbildung 5-16: Ebenen der Serviceentwicklung ................................................................................ 147 Abbildung 5-17: Modell eines modularisierten Service ....................................................................... 150 Abbildung 5-18: Vorgehen der Modulbildung ...................................................................................... 151 Abbildung 5-19: Prozessdimension Virtual Prototyping Service ......................................................... 153 Abbildung 5-20: eEPK des Abnahmevorgangs ................................................................................... 154 Abbildung 5-21: Aufgaben der Servicemigration ................................................................................. 157 Abbildung 5-22: Servicemigration........................................................................................................ 158 Abbildung 5-23: IPW-Modell der Servicemigration.............................................................................. 158 Abbildung 5-24: IT-Architektur Virtual Products .................................................................................. 164 Abbildung 5-25: Überblick über das Vorgehensmodell der Service-Externalisierung......................... 165 Abbildung 6-1: Studiendesign.............................................................................................................. 168 Abbildung 6-2: Prozess zur Transformation der Erfolgsfaktoren ........................................................ 170 Abbildung 6-3: Beispiel für die Aggregation inhaltsgleicher Erfolgsfaktoren ....................................... 171 Abbildung 6-4: Scorecard der Erfolgsfaktoren .................................................................................... 174 Abbildung 6-5: Struktur der qualitativen Befragung............................................................................. 176 Abbildung 6-6: Erfolgsfaktoren nach den Experteninterviews ............................................................. 179 Abbildung 6-7: Theoretical Framework für den Erfolg einer Service-Externalisierung ....................... 181 Abbildung 6-8: Aufbau der Online-Befragung ..................................................................................... 184 Abbildung 6-9: Finales Kausalmodell für die interne Service-Externalisierung ................................... 190 Abbildung 6-10: Reliabilität der Pfadkoeffizienten (t-Werte) ............................................................... 191 Abbildung 6-11: Finales Kausalmodell für die marktweite Service-Externalisierung .......................... 195 Tabellenverzeichnis XIX Tabellenverzeichnis Tabelle 2-1: Modellierungsmethoden zur Potenzialdimension .............................................................. 28 Tabelle 2-2: Modellierungsmethoden der Prozessdimension ............................................................... 29 Tabelle 2-3: Modellierungsmethoden der Ergebnisdimension .............................................................. 30 Tabelle 3-1: Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Service-Externalisierung .................................. 45 Tabelle 3-2: Chancen und Risiken der Service-Externalisierung .......................................................... 45 Tabelle 5-1: Fragen zur Identifikation von Business Services anhand der Aufbauorganisation ......... 108 Tabelle 5-2: Allgemeiner Teil und Teil I des Servicesteckbriefs .......................................................... 114 Tabelle 5-3: Bewertung des Risikos am Beispiel des Service Sicherheitsberatung ........................... 119 Tabelle 5-4: Bewertung der Imitierbarkeit am Beispiel des Service Sicherheitsberatung................... 122 Tabelle 5-5: Bestimmung des 1. Reifegrads am Beispiel des Service Sicherheitsberatung .............. 124 Tabelle 5-6: Bewertung der strategischen Bedeutung und des Geschäftswertbeitrags ..................... 130 Tabelle 5-7: Bewertung des klassischen Marktpotenzials .................................................................. 133 Tabelle 5-8: Bewertung des Externalisierungsaufwands .................................................................... 135 Tabelle 5-9: Nutzenattribute im Beispiel Multimedia Documentation Service ..................................... 144 Tabelle 5-10: Kostenattribute im Beispiel Multimedia Documentation Service ................................... 144 Tabelle 5-11: Chancen und Risiken modularer Servicearchitekturen ................................................. 147 Tabelle 5-12: Kontext-SLAs ................................................................................................................. 161 Tabelle 5-13: Delta zwischen ursprünglichem Servicekontext und Zielkontext .................................. 162 Tabelle 6-1: Anzahl der abgeleiteten Erfolgsfaktoren der Service-Externalisierung ........................... 169 Tabelle 6-2: Identifikation potenzieller Erfolgsfaktoren ....................................................................... 171 Tabelle 6-3: Potenzielle Erfolgsfaktoren für die Service-Externalisierung .......................................... 172 Tabelle 6-4: Position und Erfahrungen befragter Experten ................................................................. 175 Tabelle 6-5: Übersicht der kodierten und gemittelten Expertenaussagen .......................................... 177 Tabelle 6-6: Übersicht der Teilnehmercharakteristika der quantitativen Befragung ........................... 186 Tabelle 6-7: Gründe gegen eine interne Wiederverwendung von Services ........................................ 188 XX Tabellenverzeichnis Tabelle 6-8: Ranking der internen Erfolgsfaktoren nach Einschätzung von Laien und Experten ....... 189 Tabelle 6-9: Angenommene Hypothesen der internen Kausalanalyse ............................................... 192 Tabelle 6-10: Gründe gegen eine externe Wiederverwendung von Services ..................................... 193 Tabelle 6-11: Ranking der externen Erfolgsfaktoren nach Einschätzung von Laien und Experten .... 194 Tabelle 6-12: Angenommene Hypothesen der externen Kausalanalyse ............................................ 196 Tabelle 6-13: Vergleich der Gründe gegen eine Wiederverwendung von Services ........................... 197 Tabelle 6-14: Vergleich der Erfolgsfaktoren einer Wiederverwendung von Services ......................... 198 Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis 3D GS 3D-Gestaltungssystem 3D KS 3D-Kleidungserstellungssystem API Application Programming Interface BPEL Business Process Execution Language BPML Business Process Modeling Language BPMN Business Process Modeling Notation CAD Computer Aided Design CIO Chief Information Officer CMMI Capability Maturity Model Integration CRM Customer Relationship Management ERM Entity-Relationship-Modell EPK Ereignisgesteuerte Prozesskette eEPK Erweiterte Ereignisgesteuerte Prozesskette EVA Economic Value Added GUI Graphical User Interface HTML HyperText Markup Language IDEF Integration Definition for Function Modeling IP Internetprotokoll IPW Implementation of Process-Oriented Workflow IS Informationssystem ISDN Integrated Services Digital Network IT Informationstechnologie JPEG Joint Photographic Experts Group XXI XXII Abkürzungsverzeichnis KMS Katalogmanagementsystem KVS Kollektionsverwaltungssystem LCD Liquid Crystal Display ORS Oberflächen-Rendering-System PDF Portable Document Format PDMS Produktdatenmanagementsystem PHP Personal Home Page Tool PLM Product Lifecycle Management PVS Prototypenverwaltungssystem REBECA Referenzmodellbasiertes (Reverse-) Customizing von Dienstleistungsinformationssystemen RFC Request for Change REST Representational State Transfer RFT Rich Text Format ROI Return on Investment SaaS Software as a Service SDK Software Development Kit SLA Service Level Agreement SMS Short Message Service SOA Service-Oriented Architecture STEP Standard for the Exchange of Product Model Data TQM Total Quality Management UML Unified Modeling Language WAV Waveform Audio File Format XML Extensible Markup Language ZIPOK Zulieferer - Input - Prozesse - Output - Kunden Einführung 1 KAPITEL 1 Einführung 1 Einführung 1.1 Motivation und Problemstellung In einer globalisierten Welt ist es für international tätige Unternehmen eine große Herausforderung, sich gegenüber Wettbewerbern zu differenzieren, Wettbewerbsvorteile auszubauen und Wachstumspotenziale zu generieren. Viele Märkte sind nahezu gesättigt und Produkte sind aus Kostengründen über die Märkte hinweg standardisiert und unterscheiden sich qualitativ und technologisch kaum noch von der Konkurrenz (Welge und Holtbrügge 2006, S. 29; Belz et al. 1997, S. 14f). Der intensive Wettbewerb auf internationalen Märkten erschwert es den Unternehmen zusätzlich, sich allein über das Kernprodukt zu profilieren und Marktanteile langfristig zu sichern (Piller 2000, S. 86; D´Aveni 1995, S. 398). Grundsätzlich gibt es zwei Ansätze, die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens zu steigern: Der ressourcenorientierte Ansatz zielt auf die Steigerung der Produktivität des Unternehmens und die Senkung der Kosten. Die Organisation der internen Dienstleistungserbringer (Marketing, Vertrieb, Beschaffung, Personalverwaltung, IT, usw.) beeinflusst Produktivität und Kosten eines Unternehmens: Interne Dienstleistungen, welche externe Anbieter besser oder kostengünstiger erbringen, werden ausgelagert (outgesourced) (Barth und Zahn 2001, S. 562; Bliesner 2008, S. 961). Dienstleistungen, die mehrere Organisationseinheiten in Anspruch nehmen, werden in Shared Service Centern zusammengefasst, um z. B. eine redundante Beschaffung von materiellen und personellen Ressourcen zu vermeiden (Pérez 2008, S. 24). Durch die Auslagerung bzw. Zentralisierung von internen Dienstleistungen kann sich das Unternehmen auf seine Kernkompetenzen konzentrieren sowie schnell und flexibel auf sich verändernde Umweltbedingungen und Kundenbedürfnisse reagieren. C. Löffler, Service-Externalisierung, DOI 10.1007/978-3-8349-6759-6_1, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011 2 Einführung Der marktorientierte Ansatz stellt den Kunden und dessen Bedürfnisse in den Mittelpunkt des unternehmerischen Handelns. Zusätzlich zum Kernprodukt werden produktbegleitende Dienstleistungen, so genannte Added Services, angeboten. Diese sind auf die Kundenbedürfnisse abgestimmt und bieten Unternehmen die Möglichkeit, Produkte vom Wettbewerb abzugrenzen und sich mit einem ganzheitlichen Angebot zu profilieren – insbesondere in gesättigten Märkten (Cassack 2005, S. 2). In der Automobilindustrie setzt sich z. B. zunehmend die Erkenntnis durch, dass über After Sales Services ein Großteil der Gewinne realisiert werden kann. Diese Erkenntnis verlangt nach einer systematischen Entwicklung von Added Services (Bullinger und van Husen 2006, S. 27; Grönroos 1990, S. 57; Böttcher et al. 2007, S. 184). Konzentriert sich ein Unternehmen jedoch zu stark auf die Erfüllung der Kundenwünsche, kann es schnell in die so genannte Kundenzufriedenheitsfalle geraten: Durch ein umfassendes Angebot an Added Services steigt das Anspruchsniveau des Kunden und er erwartet immer bessere Added Services vom Unternehmen. Um diese Kundenerwartungen zu erfüllen, wird häufig bei der Serviceerstellung die Produktivität im Unternehmen vernachlässigt (Homburg et al. 2008, S. 5). Stellt man die Produktivität in den Vordergrund, verliert man die Ansprüche des Kunden aus den Augen und riskiert den Wechsel seiner Kunden zum Wettbewerb (Ortmann und Zimmer 1996, S. 101). Einige Unternehmen schlagen in ihrer Dienstleistungsstrategie neue Wege ein, um beiden Ansätzen gerecht zu werden: Durch die Wiederverwendung erfolgreicher interner Dienstleistungen kann ein Unternehmen zum einen die Produktivität des Unternehmens steigern. Zum anderen erweitern diese Dienstleistungen als neue Value Added Services für Kunden, Partner oder Lieferanten das Serviceangebot des Unternehmens. Im September 2009 öffnete Wal-Mart seine E-Commerce Plattform "walmart.com" für ausgewählte Einzelhändler. Diese können nun ihre Produkte über die Wal-Mart-Online-Plattform anbieten und verkaufen. Wal-Mart übernimmt den Bezahlprozess. Für das Versenden und das Retourenmanagement sind die Einzelhändler jedoch selbst verantwortlich. Die Auswahl der Einzelhändler basiert in erster Linie auf der Qualität ihres Kundenservice. Da die Logistik nicht von Wal-Mart übernommen wird, muss sichergestellt sein, dass die Einzelhändler diese Services auf hohem Niveau erbringen. Ein zweites Entscheidungskriterium für die Aufnahme in walmart.com ist die Produktpalette der Einzelhändler. Mit diesem E-Commerce-Service für Einzelhändler konnte Wal-Mart sein Sortiment um ca. eine Millionen neue Produkte erweitern und damit seinen Kunden einen „Added Value“ bieten. Zusätzlich verbesserte Wal-Mart seine Wettbewerbsposition gegenüber den E-Commerce-Konkurrenten Amazon und Ebay. Über die nächsten Jahre möchte Wal-Mart seinen Marktplatz für weitere ausgewählte Einzelhändler öffnen (Megna 2009). Louis Naugès, President von Revevol1, bezeichnet dieses Phänomen als Process as a Service und behauptet: „An organization that has a strong expertise in 1 Revovel berät und begleitet Unternehmen bei der Implementierung von Software-as-a-ServiceLösungen. Einführung 3 a specialized complex business process can develop and sell a powerful process as a service to customers all around the world.” (Wainewright 2009). UPS hat sein Leistungsangebot in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und stellt heute „nicht mehr nur Pakete zu, sondern synchronisiert die globalen Wertschöpfungsketten von großen und kleinen Unternehmen“. UPS hat viel Zeit und Geld investiert, um ein hoch effizientes System zur Steuerung der eigenen Logistik zu entwickeln und hat damit die Produktivität dieser Prozesse maßgeblich gesteigert. Später ging man dazu über, diesen bislang internen Service der Logistik-Planung und -Steuerung am externen Markt anzubieten. So offeriert UPS heute verschiedenen Unternehmen Logistikservices, welche Produktions-, Verpackungs- und Lieferprozesse analysieren und die gesamte Wertschöpfungskette planen und betreiben. Heute gibt es sogar einige Unternehmen, „die mit ihren eigenen Produkten nach deren Herstellung nicht ein einziges Mal mehr in Berührung kommen“ (Friedman 2008, S. 212). Aus diesem Grund haben sich bereits mehr als 60 Unternehmen mit ihren Produktionsstätten in direkter Nähe des UPS-Drehkreuzes niedergelassen, um ihre Produkte direkt nach der Fertigstellung an UPS übergeben zu können und Lagerkosten vollständig einzusparen. UPS hat es damit geschafft, das eigentliche Kerngeschäft der Paketzustellung mit der Übernahme der Wertschöpfungslogistik anderer Unternehmen um ein Vielfaches zu erweitern bei gleichzeitiger Produktivitätssteigerung der ursprünglich internen Leistungserbringung (Friedman 2008, S. 209-220). Das Beispiel von UPS zeigt, dass man durch die Wiederverwendung von internen Dienstleistungen die Produktivität im Unternehmen steigern kann. Wal-Mart und UPS haben eine bestehende interne Lösung erweitert und darauf aufbauend nutzenstiftende Dienstleistungen entwickelt, welche Lieferanten, Partnern und Kunden der Unternehmen angeboten werden. Das Vorgehen zur Wiederverwendung solcher bislang intern verwendeten Dienstleistungen wird in dieser Arbeit als Service-Externalisierung bezeichnet. 1.2 Forschungsgegenstand und Zielsetzung Bislang sind nur Einzelfälle erfolgreicher Service-Externalisierungen bekannt. Die Wiederverwendung und Weiterentwicklung von internen Dienstleistungen findet in vielen Unternehmen zufällig oder auf Anstoß von außen statt. Zielsetzung der Arbeit ist es, eine systematische Vorgehensweise für eine erfolgreiche Wiederverwendung von Services zur Steigerung der Dienstleistungsproduktivität und zur Generierung von Value Added Services zu entwickeln. Zentrales Forschungsobjekt ist dabei die interne, IT-basierte Dienstleistung. Fähnrich (2004) stellt in einer Studie fest, dass Dienstleistungen dann IT-basiert sind, wenn der Einsatz von Informationstechnologien für einen effizienten Ablauf von wertschöpfungsrelevanten Prozessschritten zwingend erforderlich ist. Bei internen Dienstleistungen ist dies in der Regel gegeben. Daher konzentriert sich der Ansatz der Service-Externalisierung besonders auf die Effekte und Auswirkungen der Informationstechnologie, die durch die Wiederverwendung von Dienstleistungen entstehen. 4 Einführung Folgende Forschungsfragen werden adressiert (siehe Abbildung 1-1): 1. Wie identifiziert man interne Dienstleistungen in einem Unternehmen? 2. Welche internen Dienstleistungen bergen das Potenzial zur internen bzw. externen Wiederverwendung? 3. Wie modularisiert man IT-basierte Dienstleistungen, um eine höhere Dienstleistungsproduktivität für ein Unternehmen durch Wiederverwendung zu erzielen? 4. Wie gestalten sich Bündelung und Migration von IT-basierten Dienstleistungen vom bisherigen in den neuen Dienstleistungskontext? 5. Welche Erfolgsfaktoren sind zur erfolgreichen Umsetzung einer Service- Externalisierung wichtig? Identifikation Wie identifiziert man interne Dienstleistungen in einem Unternehmen? Potenzialbeurteilung Welche internen Dienstleistungen bergen das Potenzial zur Wiederverwendung? Modularisierung Wie modularisiert man ITbasierte Dienstleistungen? Servicemigration und -bündelung Wie gestalten sich Bündelung und Migration von IT-basierten Dienstleistungen vom bisherigen in den neuen Dienstleistungskontext? Service-Externalisierung Welche Erfolgsfaktoren sind zur erfolgreichen Umsetzung einer Service-Externalisierung wichtig? Abbildung 1-1: Forschungsfragen zur Service-Externalisierung Zur Beantwortung der Forschungsfragen dienen u. a. folgende Teilschritte: x Erhebung des Status Quo wichtiger Trends und Herausforderungen des Managements von internen Dienstleistungen x Entwicklung einer Methode zur Potenzialbeurteilung interner Dienstleistungen x Erarbeitung eines Konzepts zur Verbesserung unternehmensinterner Geschäftsprozesse und externer Kunden-, Partner- bzw. Lieferantenprozesse durch die Wiederverwendung von Dienstleistungen x Spezifikation einer Vorgehensweise zur Migration von Dienstleistungen in einen neuen Kontext mit besonderem Fokus auf die Dienstleistungsressource Informationstechnologie x Analyse und Bewertung der Erfolgsfaktoren für eine Service-Externalisierung 1.3 Adressaten Die Dissertation richtet sich an Wissenschaftler, Lehrende und Studierende aus dem Forschungsbereich Dienstleistungsmanagement und -marketing. Entscheidungsträger von Un-