Außerschulische Lernorte in der politischen und historischen Bildung

Werbung
Dietrich Karpa/ Bernd Overwien/ Oliver Plessow (Hrsg.):
Außerschulische Lernorte in der
politischen und historischen Bildung
Reihe: Erfahrungsorientierter Politikunterricht,
Band 8
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte Angaben sind im Internet über
http//dnb.ddb.de abrufbar.
Immenhausen bei Kassel : Prolog-Verlag, 2015
Das vorliegende Buch ist auf umweltschonendem,
FSC®-zertifiziertem Papier gedruckt.
© 2015 by PROLOG-VERLAG Immenhausen bei Kassel
Druck: docupoint GMBH, Magdeburg
Printed in Germany
Dietrich Karpa/ Bernd Overwien/ Oliver Plessow (Hrsg.):
Außerschulische Lernorte in der
politischen und historischen Bildung
Inhaltsverzeichnis
1
Dietrich Karpa/ Bernd Overwien/ Oliver Plessow
7
Zur Einführung
Teil 1
Zur Theorie außerschulischer Lernorte in der politischen und historischen Bildung
2
Dietrich Karpa
10
Kooperation will gelernt sein –
Ein Interview mit Prof. Dr. Bernd Overwien zur Bedeutung
außerschulischer Lernorte in der politischen Bildung
3
Oliver Plessow
17
„Außerschulisch“ – Zur Bedeutung eines Begriffs aus geschichtsdidaktischer Sicht
4
Markus Bernhardt
33
Wahrnehmungskompetenz im außerschulischen Umgang
mit Geschichte
Teil 2
Praxis außerschulischer Lernorte in der politischen und historischen Bildung
Teil 2.1
Außerschulische Lernorte und politische Bildung
5
Christine Bänninger/ Stefanie Gysin/ Patrick Isler-Wirth:
46
Bildung an außerschulischen Lernorten im Kontext einer
Nachhaltigen Entwicklung
6
Oliver Emde
Politische Rundgänge als außerschulische Lernarrangements
59
7
Markus Müller-Henning
87
Archivpädagogik und Demokratisierung
8
Klaus Moegling/ Theresia Brandt
109
Zwischen Ökonomie und Ökologie. Der Konflikt um die
Salzlaugenentsorgung von Kali+Salz –
Ein fächerübergreifender Unterrichtsversuch an einem
außerschulischen Lernort
9
Oliver Emde/ Maria Grüning:
124
Die KasselAssel-Kinderreporter –
Alternative Kinderöffentlichkeiten durch neue Medien
Teil 2.2
Außerschulische Lernorte und historische Bildung
10
Hans-Peter Klein
142
„Wir sind in Oswiecim gewesen und haben Auschwitz
gesehen – Lernort Auschwitz“
11
Gunnar Richter
151
Die Gedenkstätte Breitenau in Guxhagen als außerschulischer Lernort
12
Mirjam Schmid
162
Historisches Lernen vor Ort: Theorie und Einblick in eine
kompetenzorientierte Materialsammlung
13
Susanne Urban
173
Dokumente erkunden, Schicksale recherchieren, Erinnerung gestalten. Der International Tracing Service (ITS) als
außerschulischer Lern- und Gedächtnisort
14
Anna Schnädelbach
Materielle Kultur im außerschulischen Lernort Museum –
Ein Lehrangebot im Bereich Didaktik der Geschichte an
der Universität Kassel
186
15
Sabrina Schude/ Nils Köhler
Arbeit für den Frieden! Kriegsgräberstätten als Ausgangspunkt geschichtlichen und kulturellen Lernens
Übersicht über die Schriftenreihe
‚Erfahrungsorientierter Politikunterricht‘
193
1
Dietrich Karpa/ Bernd Overwien/ Oliver Plessow
Zur Einführung
Außerschulische Lernorte sind für die Politik- und die Geschichtsdidaktik aus ihren
Gegenstandsgebieten heraus, die einen deutlichen Bezug zum gesellschaftlichen
Umfeld bzw. zum außerschulischen Kontext besitzen, eine zentrale didaktische Herausforderung. Insbesondere auch, wenn man die Handlungs- bzw. Erfahrungsorientierung und den Projektzugang zum Unterrichten in der politischen und historischen
Bildung ernst nimmt, sind außerschulische Lerngelegenheiten unverzichtbar für die
schulische und vor allem die gesellschaftswissenschaftlich orientierte Bildung.
Hierbei wird die Attraktivität außerschulischer Lernorte aus der Sicht der Lernenden durch die Fremdheit des Ortes und der Objekte, die Begegnung mit den Expertinnen und Experten, neuen Perspektiven auf die Thematik, durch informelle
bzw. non-formale Lernangebote und – wenn vorgesehen – durch die Möglichkeit
zum selbstständigen Recherchieren und Beobachten gewährleistet.
Auch die Möglichkeit zum interdisziplinären Untersuchen und vernetzten Denken hinsichtlich der Fachgebiete Politik, Geschichte und Wirtschaft sowie der Einbezug anderer Fachgebiete, wie z.B. Chemie und Biologie, und von Nichtfächern,
wie z.B. Psychologie und Medizin, dürften einen Teil der Anziehungskraft außerschulischer Lernorte für die Lernenden, aber auch den Wert aus der Perspektive der
Bildungsintentionen der Lehrenden ausmachen. Der Lernort außerhalb der Schule
trennt nicht nach Fächern, sondern hier vernetzen und überlagern sich unterschiedliche Fachrichtungen, so wie sich die soziale Wirklichkeit eben mehrperspektivisch
darstellt.
Außerschulische Lernorte sind dadurch definiert, dass sie einerseits auf schulisches Lernen bezogen sind, das außerhalb des Schulgeländes stattfindet, andererseits
aber auch Aktivitäten von nicht-schulischen Bildungsakteuren wie Vereinen, Volkshochschulen, Parteien und Vergleichbarem meinen können, die in Kooperation mit
der Schule, aber eben auch völlig schulfern erfolgen können.1
Karpa/ Lübbecke/ Adam (2015) weisen darauf hin, dass außerschulische Lernorte
Erfahrungen beinhalten, die die Schule ansonsten nicht bieten kann. Dies sei allerdings vor allem dann zielführend und wirkungsvoll, wenn eine intensive Vorbereitung und Nachbereitung der Erfahrungen während des Erkundens und Erforschens
im außerschulischen Lernort stattfindet.
Gefahren von pädagogisch betreuten außerschulischen Lernorten liegen insbesondere in möglichen inhaltlichen Überwältigungsversuchen von Seiten der Expertinnen und Experten, einer zu starken Durchstrukturierung des außerschulischen
Besuchs, so dass eigene Erfahrungen und informelles bzw. non-formales Lernen
nicht stattfinden können, sowie im Nicht-Ernstnehmen der außerschulischen Partner
vor Ort2.
1
2
Vgl. den Theoriebeitrag von Oliver Plessow im Rahmen des vorliegenden Bandes.
Vgl. das Interview mit Bernd Overwien im vorliegenden Band.
Der Beitrag von Markus Bernhardt3 macht deutlich, dass Lernende in außerschulischen Lernorten, wie z.B. Museen und Archiven, der Macht der Bilder ausgesetzt
sind und daher deren Wahrnehmungskompetenz unter dem Einbezug kultureller
Zuschreibungen zu schulen ist.
Der vorliegende Band vereinigt insgesamt vierzehn Beiträge. Auf drei das Feld
theoretisch umreißende Texte folgen insgesamt elf Praxisbeiträge aus den Bereichen
der Politik- und Geschichtsdidaktik fast zu gleichen Anteilen.4 Bei diesen Projekten
außerschulischen Lernens dürfte deutlich werden, dass außerschulische Lernorte für
einen erfahrungsorientierten Zugang zum Lernen prädestiniert sind. In diesem Zusammenhang geht es um einen Erfahrungsbegriff, der Aktion und Reflexion miteinander niveauvoll verbindet. Dies wird bereits in der Planung der Fragestellungen,
Beobachtungsperspektiven, empirischen Untersuchungsmethoden sowie Ergebnissicherungen angelegt. Aber erst über die systematische Auswertung und kritische
Diskussion der in die Schule hereingeholten Ergebnisse außerschulischer Lernorte
kann die Verbindung aus Aktion und Reflexion gesichert gelingen.
Literatur
Bernhardt, M.: Wahrnehmungskompetenz im außerschulischen Umgang mit Geschichte. Im vorliegenden Band.
Emde, O./ Grüning, M. (2014): Alternative Kinderöffentlichkeiten durch neue Medien. In: Karpa, D./ Eickelmann, B./ Grafe, S. (Hrsg.) (2014): Digitale Medien
und Schule. Zur Rolle digitaler Medien in Schulpädagogik und Lehrerbildung.
Immenhausen bei Kassel, 316-332.
Karpa, D./ Lübbecke, G./ Adam, B. (2015): Außerschulische Lernorte – Theoretische
Grundlagen und praktische Beispiele. In: Dieselben (Hrsg.): Außerschulische
Lernorte. Theorie, Praxis und Erforschung außerschulischer Lernorte. Immenhausen bei Kassel, im Druck.
Karpa, D.: Kooperation will gelernt sein – E-Mail-Interview mit Prof. Dr. Bernd
Overwien zur Bedeutung außerschulischer Lernorte in Schule und Lehrerbildung.
Im vorliegenden Band.
Plessow, O.: ‚Außerschulisch‘ – Zur Bedeutung eines Begriffs aus geschichtsdidaktischer Sicht. Im vorliegenden Band.
3
4
Vgl. den Theoriebeitrag von Bernhardt im vorliegenden Band, der die Wahrnehmungsthematik für
das außerschulische Lernen am Beispiel geschichtsdidaktischer Überlegungen fokussiert.
Die vorliegenden Beiträge stellen in der Mehrheit die z.T. leicht modifizierten Beiträge der OnlineThemenausgabe von www.schulpaedagogik-heute.de mit einem politik- und geschichtsdidaktischen
Schwerpunkt dar. Der Beitrag von Emde wird hier erstveröffentlicht, und der Beitrag von Emde/
Grüning wurde zuvor schon in Karpa, D./ Eickelmann, B./ Grafe S. (Hrsg.) (2014): Digitale Medien
und Schule. Immenhausen bei Kassel, 316 ff. veröffentlicht.
Teil 1
Zur Theorie außerschulischer
Lernorte in der politischen und
historischen Bildung
2
Dietrich Karpa
Kooperation will gelernt sein –
Ein Interview mit Prof. Dr. Bernd Overwien zur
Bedeutung außerschulischer Lernorte in Schule und
Lehrerbildung
Zusammenfassung: Praktiker weisen u.a. im Zusammenhang von Globalem Lernen und BNE immer wieder auf die Notwendigkeit hin, handlungs- und kompetenzorientiert zu arbeiten und dabei vielfältige Kooperationen einzugehen. Vielerorts gehören solche Kooperationen bereits zur schulischen Praxis und zur Arbeit
von Nichtregierungsorganisationen (NGO). Erkundungen außerhalb der Schule
finden etwa in vor- und nachbereiteten Besuchen von Ausstellungen und Aktivitäten statt, die mit BNE und Globalem Lernen inhaltlich verbunden sind. Es wird
hier aber auch betont, dass Kooperation gelernt sein will und Kooperationen nicht
immer die Erwartungen beider Seiten treffen. Zu unterschiedlich sind die Arbeitskulturen von Schulen und NGO. Einige Beispiele zeigen die Möglichkeiten.
Schlüsselwörter: Außerschulische Lernorte, globales Lernen, Bildung für nachhaltige Entwicklung
Cooperation is a Thing to be Learned
Abstract: In the context of Global Learning and ESD, practitioners consistently
underline the necessity to work action and competence oriented and to enter into
diverse collaborations. In many places, such cooperation already forms part of
schools' practices and of the work of Non-Governmental Organisations (NGOs).
Explorations outside of schools take place for instance through prepared and afterwards evaluated visits of exhibitions and activities related to the contents of
ESD and Global Learning. It must however be emphasized that cooperation is a
thing to be learned and that cooperation does not always answer both sides' expectations. Working cultures of schools and NGOs are simply too different.
Keywords: schools and extra-school partners, global education, education for sustainable development
1. Herr Overwien, wie beurteilen Sie grundsätzlich die Relevanz außerschulischer Lernorte für den Schulunterricht und innerhalb der Lehrerbildung?
Lernorte außerhalb der Schule in die schulischen Lernprozesse einzubeziehen, kann
diese bereichern und in vielen Fällen sowohl zusätzliche Lerngelegenheiten, als auch
Vertiefungen des Lernens bieten. Naheliegender Weise ist es beispielsweise im Biologieunterricht ratsam, sich Phänomene aus dem schulischen Unterricht im real existierenden Zusammenhang anzusehen, soweit möglich auch experimentell tätig zu
werden. Im Fach Politik und Wirtschaft kann es sinnvoll sein, einen Betrieb unter
verschiedenen Aspekten zu erkunden. Ein gut vorbereiteter Parlamentsbesuch in der
Landeshauptstadt oder auch in Berlin oder Brüssel kann ebenso schulisches Lernen
sinnvoll ergänzen wie ein Gerichtsbesuch. Damit sind einige „Klassiker“ im Bereich
außerschulische Lernorte angesprochen, die auch in Fächer verbindende Überlegungen einbezogen werden können.
Innerhalb der Lehrerbildung sollte auf die Nutzung außerschulischer Lernorte
vorbereitet werden. Die Nutzung eines solchen Lernortes ist ja nicht ohne Vorüberlegungen und Einbindungen in Unterricht sinnvoll. Es bedarf der Vorbereitung, wie
sie aus methodischen Überlegungen der Erkundung bekannt ist, und es bedarf auch
der Nachbereitung und damit der Integration in Unterrichtszusammenhänge. An der
Universität Kassel arbeiten wir zum einen mit dem Verein Kopiloten e.V. zusammen. In Kooperation mit der Universität wurde hier ein konsumkritischer Stadtrundgang entwickelt, der auch von Schulen genutzt wird. Das Projekt KasselAssel –
Kinderreporter5 brachte Schülerinnen und Schüler mit kommunalpolitischen Fragen
in Kontakt. Kinder stellten Kommunalpolitikern ihre Fragen und veröffentlichten die
Antworten im Internet. An beiden Projekten sind bzw. waren in allen Phasen Lehramtsstudierende an Planung und Durchführung beteiligt. Darüber hinaus besuchen
Studierende des Sachunterrichts, des Faches Politik und Wirtschaft oder der Biologie regelmäßig das Tropengewächshaus der Universität Kassel in Witzenhausen.
2. Wie ist der Zusammenhang zwischen außerschulischem Lernen und
informellem Lernen?
Der Begriff des informellen Lernens ist in Deutschland noch nicht breit bekannt, im
Gegensatz zu den englischsprachigen Ländern. Es geht hier schlicht um die Tatsache, dass Lernen nicht nur in organisierter Form stattfindet, also formal in Schulen
und Universitäten oder nonformal in der Volkshochschule oder in vielfältigen Kursen anderer Anbieter. Es liegt auf der Hand, dass sowohl im Rahmen von Freizeitaktivitäten, als auch bei Problemlösungen in der Arbeit bedeutsame Lernprozesse stattfinden. Ein solches Lernen bezeichnet man als informelles Lernen. Dies ist nicht
automatisch besser als formelles Lernen, es ist anders, kann durchaus auch fehlerhaft
sein und ist biographisch oft sehr bedeutsam. Formales Lernen bildet natürlich in
5
Vgl. http://www.kasselassel.de/
vielen Fällen die Grundlage von informellen Lernprozessen, auch hier gilt die altbekannte Aussage vom „Lernen lernen“.
Außerschulische Lernorte haben das Potential, informelles Lernen mit formalem
Lernen zu verbinden. So kann in Exploratorien oder ähnlichen Einrichtungen, wie
dem Mathematikum in Gießen, dem Phaeno in Wolfsburg, dem MultimarWattforum in Tönning, sehr eigenständig informell etwas über Mathematik, Naturwissenschaften oder über Zusammenhänge im Lebensraum Wattenmeer gelernt
werden. In diesen vorbereiteten Lernumgebungen können aber auch vorbereitete
Erkundungsaufträge dazu dienen, bestimmten Fragen nachzugehen.
3. Welche Rahmenbedingungen halten Sie für unabdingbar bei der Implementierung außerschulischer Lernorte?
Es muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass Kooperationen mit außerschulischen Lernorten nicht immer die Erwartungen beider Seiten treffen. Zu unterschiedlich sind die Arbeitskulturen von Schulen und anbietenden Nichtregierungsorganisationen etwa zum globalen Lernen. Deshalb und auch aus Gründen der Qualitätssicherung wurde beispielsweise im Land Berlin eine Vereinbarung zwischen
der Bildungsbehörde und der Vereinigung der Nichtregierungsorganisationen geschlossen, die deren Angebote für Schulen transparenter macht und verdeutlicht, wer
schulischen Standards gerecht werden kann. Dazu gehört eine Reihe von Qualitätskriterien, denen die in einer offiziellen Liste verzeichneten Organisationen genügen
müssen.
So müssen die Anbieter verlässliche Strukturen und eine kompetente Durchführung ihrer Angebote gewährleisten. Sie verpflichten sich zu einer Orientierung an
Menschenrechten und sehen in Menschen aller Kontinente handelnde Subjekte und
nicht Objekte von Hilfe. Sie weisen alle Formen von Diskriminierung zurück, was
sich auch in den Veranstaltungsformen und Inhalten ausdrücken soll. Die Angebote
sollen sich im Übrigen am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung orientieren und
eine Verbindung von Sozialem, Politik, Umwelt und Wirtschaft im lokalen und globalen Kontext anstreben. Ziel ist die Steigerung der Urteilsfähigkeit der Lernenden,
eine Überwältigung und moralisch/ideologisch gebundene Beeinflussung der Schülerinnen und Schüler muss ausgeschlossen sein.
Seitens der Schule ist eine angemessene Vor- und Nachbereitung des Besuchs eines außerschulischen Lernortes Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit. Ein
Besuch eines außerschulischen Lernortes als „Wandertag“ wird den Potentialen
solcher Orte kaum gerecht.
4. Welche Rolle spielen Orte außerhalb der Schule in den Konzepten „Globales Lernen“ und „Bildung für nachhaltige Entwicklung“?
Im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) gibt es verschiedene
geeignete Lernorte, wie etwa das bereits erwähnte Multimar Wattforum. Auch Jugendherbergen mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt sind in diesem Kontext zu nennen
oder als weiteres Beispiel der Waldkronenpfad im Nationalpark Hainich in Thüringen. Im Feld des globalen Lernens sind botanische Gärten als Beispiel zu sehen,
besonders solche, die über ein Tropengewächshaus verfügen. Das Projekt „WeltGarten“ in Witzenhausen6 verknüpft verschiedene Methoden globalen Lernens und
bezieht sich ausdrücklich auch auf den Rahmen einer BNE. In Kooperation von
Nichtregierungsorganisationen und dem dort vorhandenen universitären Lernort
Tropengewächshaus, wird an drei Lernorten gearbeitet: dem Tropengewächshaus,
einer ethnographischen Sammlung im Kontext der ehemaligen deutschen Kolonialschule und einem Weltladen in der nahen Innenstadt des Ortes. Jährlich kommen
mehr als 2.500 Schülerinnen und Schüler, und mittels entsprechender Materialien
kommen sie bereits orientiert und vorbereitet nach Witzenhausen. Dort treffen sie
auf didaktisch erprobte Lernarrangements und Strukturen.
Im Tropengewächshaus finden die Kinder und Jugendlichen an verschiedenen
Stationen schülergerechte Materialien vor, die den dort stehenden Kaffeestrauch, die
Kakaopflanze, die Banane, die Ölpalme oder Parfümpflanzen in ökologischer, ökonomischer und auch sozialer Hinsicht erklären. Bei der Bearbeitung der Stationen
stehen den jungen Leuten Expertinnen und Experten zur Verfügung. So gewinnen
sie im Tropengewächshaus ein Bild über tropische Pflanzen und Produkte und ihre
Beziehungen zu unserer Welt. Sie erfahren, dass sowohl in der Geschichte als auch
in den aktuellen Wirtschaftsbeziehungen die „verschiedenen Seiten der Welt“ nicht
zu trennen sind. In der ethnographischen Sammlung geht es um einen kritischen
Blick auf den Kolonialismus. Am geschichtlichen Ort kann dies anhand von Ausstellungsobjekten geschehen. Im Weltladen lernen die Schüler etwas über die dort
vorzufindenden Produkte und können Bezüge zwischen den Pflanzen im Tropengewächshaus, kolonialen Strukturen und Entwicklung und Konsumprodukten herstellen.
(……..)
Bestellung
des gesamten Buches bei www.prolog-verlag.de bei Amazon oder im Buchhandel
Schriftenreihe Erfahrungsorientierter Politikunterricht, Band 8
Dietrich Karpa/ Bernd Overwien/ Oliver Plessow (Hrsg.):
Außerschulische Lernorte in der politischen und historischen Bildung.
ISBN 978-3-934575-70-7, 205 S., 25.80 EUR
6
http://www.weltgarten-witzenhausen.de/
Herunterladen