Pflegerische Stationsziele

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Universitätsspital Bern
Hôpital universitaire de Berne
FRAUENKLINIK
Im geburtshilflichen Ambulatorium der Frauenklinik Inselspital betreuen wir schwangere Frauen und Wöchnerinnen bis sechs Wochen nach der Geburt, gesunde Frauen
und Frauen mit geburtshilflichen oder medizinischen Risiken.
Die Aufgabe der Hebamme im ambulanten Bereich Geburtshilfe umfasst die bezugspersonenbezogene selbständige ambulante Betreuung der gesunden, schwangeren
Frau während der ganzen Schwangerschaft bis 6 Wochen nach der Geburt, unter
Einbezug des Partners/der Bezugsperson.
Die Hebamme betreut Frauen mit geburtshilflichem Risiko, medizinischen und psychosozialen Problemen in Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen und weiteren Diensten und
Bereichen. (Akupunktur, Anästhesie, Diabetesberatung, Dolmetscherdienst, Ernährungsberatung, Familienplanung, freipraktizierende Hebammen, Gynäkologie, Lebensund Trauerberatung, Pädiatrie, Physiotherapie, Psychosomatik, Sozialberatung,
Stillberaterinnen Tragestelle, Ultraschall.)
Unser pflegerisches Konzept orientiert sich an den 6 Funktionen der Hebammentätigkeit. 1
1.
Die Hebamme betreut die gesunden Frauen (und die Neugeborenen) 1
selbständig, eigenverantwortlich und ganzheitlich von der Empfängnis an,
vor, während und nach der Geburt unter Einbezug der Familie.
Wir handeln im Bewusstsein, dass jede Schwangerschaft für die Frau, für das Paar
ein einmaliges und einschneidendes Ereignis ist.
Wir betrachten die Frau als Individuum und orientieren unser Handeln an ihrem
kulturellen und persönlichen Hintergrund, ihren Ressourcen und an ihren aktuellen
Lebensumständen.
Mit Fachkompetenz betreuen und beraten wir die Frau und unterstützen sie in
ihrer veränderten Situation.
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Berufsdefinition, Funktionen, Ausbildungsziele und Schlüsselqualifikationen des Schweizerischen Roten Kreuzes Juli 1968
AMB. BEREICH GEBH_STATIONSKONZEPT_26.09.2006/VR-CG
Leitsätze:
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2.
Wir gehen davon aus, dass die Schwangerschaft ein physiologischer Prozess
ist, wir fördern diesen und erkennen Abweichungen
Unser Ziel ist eine kontinuierliche Betreuung der Schwangeren um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und Probleme gezielt erfassen zu können.
Wir zeigen der Frau mittels visuellen Hilfsmitteln die physiologischen Veränderungen während der Schwangerschaft, der Geburt und dem Wochenbett.
Mittels Pflegebedarfserfassung erfahren wir die individuelle Situation der Frau
Wir unterstützen die Frau/das Paar in Entscheidungsfindungen wie z. B. Pränataldiagnostik, Geburtsmodelle, Stillen, Wochenbettform und Verhütung indem wir ihnen fachkompetente, umfassende Informationen vermitteln
(„informed choice“).
Wir nehmen unsere Eigenverantwortung wahr und handeln sorgfältig.
Bei Regelwidrigkeiten oder Pathologien ziehen wir die Ärztin/den Arzt oder
andere Fachpersonen bei.
Die Hebamme betreut Frauen und Kinder in geburtshilflichen und medizinischen Risiko- und Krisensituationen in Zusammenarbeit mit den GeburtshelferInnen und Gynäkologinnen/Gynäkologen sowie anderen Spezialärztinnen/Spezialärzten und Fachpersonen.
In enger Zusammenarbeit mit den verschiedenen Fachpersonen streben wir die
bestmögliche physische und psychische Unterstützung an, unter Berücksichtigung der Ressourcen der Frau/des Paares.
Medizinische Möglichkeiten können ethische Fragen aufwerfen und müssen von
allen Beteiligten diskutiert werden. Die zu treffenden Entscheidungen sind
komplex und von weitreichender Bedeutung. Sie werden in einem kontinuierlichen Dialog zwischen allen Beteiligten (Hebammen, Ärztinnen/Ärzte und
Eltern) erarbeitet und haben zum Ziel, Massnahmen zu ergreifen, die im Interesse
des Kindes und der Frau als die Besten erachtet werden.
Leitsätze:
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Die Frau/das Paar ist informiert über die Regelwidrigkeit oder Pathologie die
bei ihr eingetreten ist.
Die Frau/das Paar ist über therapeutische und diagnostische Massnahmen
verständlich informiert und wird in den Mitentscheid über die Ausführung von
entsprechenden Handlungen einbezogen.
Wir schaffen Bedingungen damit die Frau entscheiden kann, unterstützen sie
in diesem Prozess, respektieren Entscheide und ermutigen sie, Gefühle auszusprechen.
Der Frau werden mögliche, spezifische Symptome aufgezeigt. Sie wird aufgefordert, umgehend über Veränderungen zu informieren.
Die Frau/das Paar ist über den möglichen Verlauf der Risikosituation informiert. Wir orientieren sie über den Ablauf einer Notfallsituation.
Wir machen den Partner auf die Bedeutung seiner Rolle bei krisenhaften Ereignissen aufmerksam.
Unsere Aufgabe ist es, Veränderungen einer Situation und Krise zu erkennen,
sowie mittel- und langfristige Entwicklungen vorauszusehen.
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Wir sind die Vertrauenspersonen der Frau und begleiten sie situationsgerecht.
Wir setzen in Notfallsituationen Prioritäten, treffen Entscheidungen und ergreifen Initiative. Wir ziehen rechtzeitig Fachpersonen bei, delegieren Aufgaben,
leiten Informationen weiter und protokollieren die Handlungen und den
Verlauf. In akuten Notfällen wird die Frau auf die Geburtsstation verlegt.
In schwierigen Situationen vermitteln wir der Frau/dem Paar die nötige Ruhe
und das Gefühl von Sicherheit.
Mit der Pflegebedarfserfassung werden individuelle Bedürfnisse der
Schwangeren erfasst.
3.
Die Hebamme erfasst die Frau in ihrem familiären und gesellschaftlichen
Umfeld. Sie erkennt psychosoziale Krisensituationen.
Jeder Mensch hat zu Gesundheit und Krankheit seine eigene, persönliche Einstellung, die durch die Umwelt, seine kulturellen und religiösen Hintergründe insbesondere auch durch sein soziales Umfeld geprägt wird. Demzufolge erfährt
jeder Mensch eine Krankheit oder eine Störung seiner Gesundheit individuell.
Dadurch hat diese eine nur für ihn gültige Bedeutung.
Leitsätze:
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4.
Wir erfassen mittels Pflegebedarfserfassung die familiäre, kulturelle psychosoziale Situation der Familie.
Wir informieren die Frau/das Paar über mögliche körperliche, psychische und
sexuelle Veränderungen während der Schwangerschaft sowie Veränderungen in der Familie und in der Partnerschaft. Wir unterstützen die Frau/das
Paar in diesem Prozess.
Wir stellen eine vertrauensfördernde Atmosphäre her und stehen der Familie
beratend zur Seite.
Wir haben Verständnis für kulturell und religiös bedingte Wahrnehmungen.
Wir bauen durch eine kontinuierliche Betreuung der schwangeren Frau ein
Vertrauensverhältnis auf und können so frühzeitig Krisensituationen erkennen
und bei Bedarf Fachpersonen beiziehen.
Wir schaffen durch unser Wissen, unsere Erfahrung und unser Verhalten
Bedingungen die es der Frau/der Familie ermöglicht, die Situation anzunehmen, aktiv zu gestalten und sich auf die Rollenveränderung vorzubereiten.
Wir erfassen Ängste rund um die Elternschaft und versuchen falsche Vorstellungen abzubauen.
Mit fachlich korrekten Informationen und Empathie begleiten und beraten
wir die Frau und vermitteln ihr Strategien, um den Alltag zu bewältigen.
Die Hebamme fördert die Gesundheit von Mutter, Kind und Familie
Wir stärken die Schwangere im Vertrauen in eine normal verlaufende Schwangerschaft und unterstützen die Frau/das Paar in der Mobilisierung ihrer eigenen
Kräfte.
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Leitsätze:
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5.
Wir informieren die Frau über häufig auftretende Schwangerschaftsbeschwerden und zeigen auf, wie diese gelindert werden können.
Wir sprechen über die Wichtigkeit einer gesunden Ernährung in der Schwangerschaft.
Komplementäre Pflegemethoden und Heilmittel sind Bestandteil unseres Angebotes. Wir setzen sie im Rahmen des Möglichen und auf Wunsch der Frau
ein, um Gesundheit, Wohlbefinden und Selbstheilungskräfte zu unterstützen.
Wir fördern die Entwicklung der Beziehung zwischen Mutter und Kind, indem
wir die Frau ermutigen, Kindsbewegungen bewusst wahrzunehmen.
Die Frau wird in Bezug auf Geburtsvorbereitung, Geburtsmodus, Wochenbett, Stillförderung, Spitalentlassung und Familienplanung individuell beraten
und informiert. Wir orientieren uns dabei an den hausinternen Standards.
In Zusammenarbeit mit der Sozialberatung oder der Familienplanung betreuen wir Frauen, die in arbeitsrechtlichen Fragen Unterstützung brauchen.
Die Hebamme trägt die Verantwortung für die Organisation ihrer Arbeit
und ihres Arbeitgebietes. Sie wirkt als aktives Mitglied in jeder Struktur mit.
Die Hebamme kennt das Organigramm der Klinik und kennt innerhalb ihres Arbeitsbereichs ihre Aufgaben, Kompetenzen und ihre Verantwortung und hält sich
daran.
Leitsätze:
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Wir nehmen die eigenen Kompetenzen wahr, erkennen unsere Grenzen und
arbeiten interdisziplinär.
Wir fühlen uns verantwortlich für alle Situationen die wir antreffen.
Wir nehmen die Eigenverantwortung für unseren Kompetenzbereich wahr
und handeln entsprechend
Wir unterstützen uns gegenseitig im Team, pflegen eine offene KommunikSation und erstellen gemeinsame Ziele zur Vertiefung unseres Fachwissens und
Verbesserung der Organisation unserer Arbeitsabläufe.
Im lebhaften Arbeitsalltag setzen wir Prioritäten und bewahren den Überblick.
Die Hebammen der Triagestelle teilen die Sprechstunden so ein, dass die
Kontinuität der Pflege möglichst gewährleistet ist und die Belastung sinnvoll
aufgeteilt wird.
Wir nützen die Abteilungsrapporte um die notwendigen Informationen zu
erhalten und um eigene Informationen einzubringen.
Wir arbeiten nach den hausinternen Pflegestandards, Pflegekonzepten und
Weisungen.
Wir kennen und nutzen institutionelle und nicht-institutionelle Einrichtungen
und arbeiten mit den verschiedenen Institutionen des Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesens zusammen.
Die Pflegedokumentation beinhaltet den Pflegeprozess. Sie ist ein wichtiges
Instrument, das uns ermöglicht, eine systematische und gezielte Betreuung
anzubieten, pflegerische Leistungen zu erfassen und uns rechtlich abzusichern.
Wir beachten wirtschaftliche und ökologische Prinzipien und tragen Sorge zu
unserer Gesundheit und der Umwelt.
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6.
Die Hebamme fördert die Qualität und die Effizienz der Berufsausübung
und beteiligt sich an der Entwicklung des Berufs.
Die Hebamme ist aktiv an den laufenden Qualitätsentwicklungs- und Forschungsprojekten der Frauenklinik beteiligt. Ihr individuelles Wissen, Können und
Handeln stellt ein wesentlicher Bestandteil der Qualitätssicherung dar.
Leitsätze:
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Wir sind informiert über die laufenden Qualitätsprojekte der Frauenklinik Bern
und beteiligen uns an Erhebungen.
Mündliche und schriftliche Feedbacks der Frauen erlauben uns, Wünsche,
Bedürfnisse und Anregungen zu erfassen und Veränderungen vorzunehmen.
Wir überprüfen laufend die Qualität unserer Arbeit und betrachten Fehler als
Lernsituation.
Wir reflektieren unsere Handlungen in Bezug auf ethische Aspekte. Wir treffen
gemeinsam mit allen Beteiligten Entscheide, die ethisch begründet sind.
Um unsere fachliche Kompetenz zu erhalten nehmen wir regelmässig an Fortund Weiterbildungen teil. Wir integrieren unser Wissen in die tägliche Arbeit
und geben es an Kolleginnen weiter.
Wir sind pflegerischen und medizinischen Forschungsprogrammen gegenüber offen und kritisch eingestellt.
Anhang:
Forschungsstudien müssen durch die Kommission für Ethische Fragen der Medizinischen Fakultät Bern bewilligt werden (siehe Reglement zum Vorgehen bei der
Beurteilung neuer Studienobjekte an der Universitäts-Frauenklinik Bern vom
30.6. 1995).
Das pflegerische Konzept wurde erarbeitet durch:
das Team des ambulanten Bereichs Geburthilfe
Verena Ravenel, Stationsleiterin
Barbara Kunz, Hebamme
Brigitte Bruni, Hebamme
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Zugehörige Unterlagen
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