Beispielbild Empirisches Praktikum WS 2007/08 Grundlagen des EEG/EKP Neurophysiologie, Messtechnik und Parametrisierung Neurophysiologie Einzelzellableitungen vs EEG Beide benutzen die Methode der Mittelung (Averaging), aber die verarbeitete Aktivität ist auf unterschiedlichem Level. Single – Unit = Aktionspotentials EEG = ??? Fachbereich, Titel, Datum 2 Woher kommt das Signal, das man von der Skalpoberfläche ableiten kann? Potentiale der EEG-Aktivität beruhen auf... ...elektrochemischer Aktivität der Neurone ...elektrochemischer Aktivität der Muskeln ...elektrische Quellen, die nicht biochemischer Natur sind Elektrochemische Aktivität: EEG beruht auf der Ladungsverschiebungen an der Membran der Neurone (Unterschiede in der Ionenkonzentration) Mechanismus: Inhibitorische oder exzitatorische postsynaptische Potentiale (IPSP, EPSP) Messbarkeit: EPSPs oder IPSPs müssen in größeren Neuronenverbänden synchron auftreten. Dann generieren sie ein elektrisches Feld, welches auf der Skalpoberfläche gemessen werden kann. Primärer Kandidat für die Generierung des EEG Signals sind – aufgrund ihrer Orientierung, Ausrichtung und Vernetzung (Interneurone!) - die Pyramidenzellen in den neocorticalen Zellschichten. Fachbereich, Titel, Datum 3 Ein einfaches Schema zur Generierung des EEG Potentials: Fachbereich, Titel, Datum 4 Ein komplexeres Schema zur Generierung des EEG Potentials: Effekt gleicher Orientierung Summation der EPSPs EPSP Fachbereich, Titel, Datum 5 Woher kommt der Grundrhythmus im EEG ? Alpha-Rhythmus (8-12 Hz): Synchone Aktivierung der Apikaldendriten wird durch den Thalamus vorgegeben. Beta-Rhythmus (13-30 Hz): Unterbrechung des Alpha-Rhythmus durch die Aktivierung der aufsteigenden retikulären Formation. Fachbereich, Titel, Datum 6 Elektroden: Welches Material? Welches Elektrolyt? Welche Befestigung? Welcher Widerstand? Und: Welche Referenz? Da es keinen elektrischen Nullpunkt gibt, können nur Potentialdifferenzen erfasst werden. Dies erfordert einen Referenzelektrode, die an einer möglichst ‚neutralen‘ Referenz angebracht wird. Fachbereich, Titel, Datum 7 Möglichkeiten der Verschaltung von Elektroden: 1. Bipolare Ableitung (Differenz zweier aktiver Elektroden) - + - + 0 + - + - + - + EOG +3 2. Unipolare Ableitung (Differenz mehrerer aktiver Elektroden gegen eine gemeinsame Referenz) +/- Fachbereich, Titel, Datum DifferenzPotential 8 Grundschema der Elektrodenpositionierung: 10-20-System -Berücksichtigt unterschiedliche Schädelmaße -Kodiert die Lateralität und Position der Elektroden Fachbereich, Titel, Datum 9 Ein einfaches Schaltbild für physiologische Ableitungen 2 Elektroden Fachbereich, Titel, Datum erste Verstärkung des Eingangssignal ( x 200) Hauptverstärkung des Eingangssignal ( Transformation in Voltbereich) Filterung Digitalisierung Speicherung 10 Die ‚bösen‘ Artefakte... EEG-Potentiale (Alpha ca. 80µV, ERPs: um 10 µV) werden bedroht durch... 1. Technische Störungen (Netzbrumm, Monitorfrequenz) 2. Bewegungen der Vp (Sprechen, Kopfbewegung, Blase) 3. Kabelwackler 4. Bewegungen der Augen 5. Extrakortikale physiologische Spannungsänderungen Fachbereich, Titel, Datum 11 Typen von Filtern Hochpaßfilter Langsame Drifts Tiefpaßfilter EMG Bandpaßfilter Kombiniert Hoch- und Tiefpaß Bandsperre 50 Hz (Netzbrumm) Fachbereich, Titel, Datum Hz Hz Hz Hz 12 Prinzip der Digitalisierung Durch die Abtastrate wird die zeitliche Exaktheit des EEG festgelegt. Sie liegt im Bereich von 100 Hz bis zu 1kHz! Gefahr :Zu niedrige Abtastrate führt zu Artefakten (Aliasing) Fachbereich, Titel, Datum 13 Averaging : Fachbereich, Titel, Datum X(i) = E(i) + t(i) 14 Jetzt mal im Ernst... Das Mitteln beruht darauf, daß sich die Amplitude des Rauschens (Störreize, Hintergrund-EEG) mit steigender Anzahl der Trials gegen 0 bewegt. ...wenn dem so sein sollte Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, daß der wahre Wert (hier: stimulationsbedingte Aktivität) sich herausheben kann. Gesetz des Signal-Rausch-Verhältnisses: 1 : SQR(n) mit n=Anzahl der Trials Fachbereich, Titel, Datum 15 Bestimmung von Potentialkomponenten Ein ereigniskorreliertes Potential (EKP) ist durch eine Folge von Komponenten charakterisiert, die durch die a) Latenz, b) Amplitude und c) Topographie gekennzeichnet sind. Die Komponenten können einander im Laufe der Zeit überlagern (siehe topographische Änderungen). Die Parametrierung der Komponenten unterliegt sowohl dem Verlauf des Potentials, wie auch individuellen Vorlieben. Fachbereich, Titel, Datum 16 Möglichkeiten der Parametrisierung der EKP-Komponenten Fachbereich, Titel, Datum 17 Ein Kompendium einiger wichtiger EKP-Komponenten ‚psychisch‘ variierbar physikalisch variierbar Glaubenssatz 2: Bei 100ms kann eine Unterteilung in exogene und endogene Komponenten unternommen werden Fachbereich, Titel, Datum 18 Visuell evozierte Potentiale (VEP) Komponenten: N1 (80 ms), P1 (110 ms) und N2 (150 ms) Modulatoren: Kontrast, Luminanz, Gesichtsfeld, Aufmerksamkeit Prozess: Visuelle Verarbeitung von Luminanzunterschieden Generatoren: Extrastriärer Cortex (Die M1-Komponente um 60 ms soll aus V1 stammen) Fachbereich, Titel, Datum 19 Akustisch evozierte Potentiale (AEP) Komponenten: frühe Hirnstammantworten (bis 10ms), mittlere Latenzantworten (10-50ms), und späte cortikale Antworten (N1 um 100 ms) Modulatoren: Lautstärke, Frequenz, Gleichgewicht, Relevanz (ab 40 ms !) Prozess: Aktivität auf einzelnen Stufen der Informationsverarbeitung (I-VII: einzelne Kerngebiete im Hirnstamm, N0 – Nb: Mittelhirn bis auditiver Kortex, N1: supratemporaler Kortex, Gyrus temporalis) Generatoren: s.o. Fachbereich, Titel, Datum 20 EKP – Komponenten der selektiven Aufmerksamkeit: N2, Nd, MMN.. Komponenten: Negative Potentiale ab ca. 100 ms Modulatoren: Relevanz oder einfache physikalische Abweichung Prozess: Verarbeitungsnegativität/Nd = Einleitung höherer Verarbeitung aufgrund eines Selektionsprozesses; MMN/N2= Abweichung vom Kontext Generatoren: unklar: evt. frontaler Cortex Fachbereich, Titel, Datum 21 Komponenten: Positivierungen ab ca. 250 ms Klasse der P3-Komponenten Modulatoren: Relevanz, Wahrscheinlichkeit, Komplexität, Speicheraufwand, Abrufleistung Prozess: P3a (frontal) = Neuheitsdetektor, P3b (parietal) = „context updating“, P3e = Orientierungsreaktion; evt. Aber auch Übergang in eine kontrollierte Verarbeiting, oder ein globaler Hemmungsmechanismus Generatoren: unklar: evt.frontaler Cortex (P3a) oder inferiorer Temporalcortex (P3b) Fachbereich, Titel, Datum 22 Das Bereitschaftspotential Komponenten: Relative präcentrale Negativierung, die einer willkürlichen Bewegung ca. 1000 ms vorausgeht. Modulatoren: Exekutive Hemisphäre, Willkür des Vorbereitungsprozesses, Vorbereitete Hand Prozess: Motorische Vorbereitung Generatoren: motorischer Cortex, SMA Fachbereich, Titel, Datum 23 Weiterführende Literatur Schandry, R : „Grundlagen der Psychophysiologie“, PVU, Kapitel 3 (Messmethodik) & Kapitel 8 (EEG) Rugg, M.D. & Coles, M.G.H. (Eds.) : „Electrophysiology of Mind“, Oxford University Press, Kapitel 1 (Coles & Rugg: Event-related brain potentials: An introduction) & Kapitel 2 (Rugg & Coles: The ERP and cognitive psychology) Rugg, M.D. (Ed.): „Cognitive Neuroscience“, Psychology Press, Kapitel 7 (Kutas & Dale: Electrical and magnetic readings of mental functions) Boller, F. & Grafman (Eds.) „Handbook of Neuropsychology: Volume 1“ (2nd edition), Elsevier, Kapitel 7 (Münte et al.: Event-related brain potentials in the study of human cognition and neuropsychology) Fachbereich, Titel, Datum 24 EEG-Auswertung: Flow Chart Marker-Datei einfügen Segmentieren (alle Trials): Segmentieren (nach Ereignis): 0-Punkt ist Erscheinen des Cues. 200 ms SOA: -100ms – 800 ms Segmentlänge: -100ms – 1400ms Off-Line Filterung: Baselinekorrektur Bandpass 0.3 – 30 Hz -100ms – 0 ms Baselinekorrektur: -100 – 0 ms Artefakt-Korrektur: Averaging Blinzler, Übersteuerungen auf einzelnen Kanälen, Alpha-Aktivität Fachbereich, Titel, Datum 25