150529-Job on the TrainingŒBGETEM-Fachtagung-1.1

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Dr. Michael Schonnebeck
Job on the training
Psychosomatische Tagesklinik als
Hilfe für die Rückkehr in den Beruf
Fachtagung Psychische Belastungen und Gesundheit im Beruf
Bad Münstereifel, 29. Mai 2015
Tagesklinik
Job on the training
Nachempfinden des
Büroalltags:
- Pendelwege
- Bürogebäude
- Typische Innenstadtlage
- Parkplatzsuche
- unbeteiligte Passanten und Arbeitnehmer im, am,
um das Gebäude
- Mietnachbarn u.a.: Bauplanung, IT-Consult,
Bayer-Tochter (auch: Heilpraktiker, Zahnklinik,
Jugendaustausch)
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Definitionen
Job on the training
Training on the job
• Arbeitsplatztätigkeiten
• unter Anleitung von
Fachkräften
• in einer Einrichtung der
Aus- / Weiterbildung
• Aus- / Weiterbildungsaktivitäten
• unter Anleitung von
Facharbeitskräften
• am Arbeitsplatz
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http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/on-the-job-training.html?extGraphKwId=86092
Definitionen
Job on the training
Training on the job
• Arbeitsplatztätigkeiten
• unter Anleitung eines
Fachausbilders
• in einer Einrichtung der
Aus-, Fort-, Weiterbildung
• Aus-, Fort- oder
Weiterbildungsaktivitäten
• unter Anleitung einer
Facharbeitskraft
• am Arbeitsplatz
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http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/on-the-job-training.html?extGraphKwId=86092
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(2015)
Die 34,5-Stunden-Woche für Patienten
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Wie geht Berufsorientierung in der
psychosomatischen Rehabilitation?
• Biopsychosozialen Fehlfunktionen:
– Biologisch: niedrige Schmerzschwelle, hohe
psychovegetative Errregbarkeit
– Psychologisch: schlechte Affektsteuerung,
niedriges Selbstwertgefühl, hohe Kränkbarkeit
– Sozial: erschwerte Kontakt- und
Durchsetzungsfähigkeit, Abgrenzungsfähigkeit
• Psychosomatisches Ziel:
Stärkung der psychomentalen Restleistungsfähigkeit:
Selbstbehauptung, Kontaktfähigkeit, Selbstfürsorge,
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Kommunikationskompetenz
Wie geht Berufsorientierung in der
psychosomatischen Rehabilitation?
• konfrontierende Anteile
• unterstützend-haltende Anteile
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Hilfreiche Effekte des Tagesklinik-Settings:
- Angstpatienten: naturalistische Exposition mit
vielfältigen Aspekten des Berufslebens
- Schmerzpatienten: Erprobung der Leistungsfähigkeit
(Wegefähigkeit) und Durchhaltefähigkeit
- Traumapatienten: Annäherung an traumarelevante
Situationen und Orte
- Depressive Patienten: erweitertes Kontakterleben im
vertrauten, berufsnahen Milieu
- Pat. mit Persönlichkeitsstörungen: Dosiertes und
lebensnahes Durchleben der zwischenmenschlichen
Konflikte
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Vorteile der Wohnortnähe für die
berufliche Reintegration:
-
-
Nähe, einfachere Kontaktmöglichkeiten zu Arbeitgebern /
Arbeitsstellen
Soziorehabilititatives Netzwerk der Tagesklinik: persönliche
Kontakte zu beruflichen Rehaeinrichtungen, Arbeitsamt,
Integrationsfachdienst
Regelmäßiger, unkomplizierter Kontakt zu Berufshelfern,
Rehaberatern
Termine vor Ort: Begehungen mit Exposition,
Eingliederungsgespräche, Betriebsbesichtigungen
Betriebsgespräche
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Das Betriebsgespräch
• Trialog: Pat – Therapeut – Betriebsvertreter
• Betriebsvertreter: Vorgesetzte, Betriebsrat,
Betriebsarzt, sonstige
• freiwillig, vertraulich, zielorientiert
• Therapeutische Intention:
– Frühzeitiges Anbahnen der angstbesetzten
Berufsthematik (Exponieren)
– Vertrauensvoller Beistand bei selbstunsicherüberforderten Persönlichkeitsanteilen („Hilfs-Ich“)
– Bearbeitung / Auflockerung von interpersonalen
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Konflikten
Fallvorstellung Hr. Işnapas:
• Pat. arbeitsunfähig seit 19 Monaten
• Sozialmed. Begutachtung DRV : Empfehlung
stationäre Reha
• Stat. Reha 2/09 ,Abbruch nach 9 Tagen
• Sozialmed. Begutachtung DRV : Empfehlung
Wiederaufnahme stat. Reha (gleiche Klinik)
• Antrag auf Erwerbsminderungsrente 8/09
• Jetzt Kostenzusage teilstationäre Reha („Reha vor
Rente“)
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„…die Eltern hätten ihn
…verheiratet…….
Hr. Işnapas, soziobiographische
Angaben:Er selbst
habe dazu weder Ja noch
Nein gesagt. Er sei es
gewöhnt …, dass seine
• Aktuelles Alter: 41
Wünsche … nicht beachtet
werden...“
• Migrationshintergrund
• Seit 5. Lebensjahr in Deutschland
• Im 18. Lebensjahr zwangsverheiratet
• Im gleichen Großbetrieb wie Vater arbeitend
„Der Vater sei ein
(ungelernt)
Diktatortyp gewesen, habe
keine andere Meinung
zugelassen… er habe sich
nie beachtet gefühlt…“
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Realtherapeutisches Vorgehen:
Therapeut:
Vorschlag eines Gesprächs mit betriebsmedizinischer
Abteilung des Unternehmens von Hr. Işnapas
Patient:
ok, aber: nicht mit dem vorbetreuenden Betriebsarzt
Therapeutische Einschätzung:
Wahrnehmungsverzerrung. (Vaterübertragung“)
Therapeut:
Doch! Es lohnt den Versuch, ich stehe Ihnen bei.
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Betriebsgespräch in Tagesklinik (3. Behandlungswoche)
Teilnehmer:
Hr. Işnapas - Ford-Betriebsarzt - PsyTK-Arzt
Sozialarbeiterin
„…Er sei es+ gewöhnt
gewesen,
dass seine Wünsche … nicht
beachtet worden wären. So habe
Gesprächsverlauf:
er sich dem gefügt. ..“
„Der Vater sei
• PsyTK: was ist passiert, warum kam es zum Arbeitsausfall, welche
ein
Reparaturversuche, wie erlebt…
Diktatortyp• Pat: eigentlich will ich arbeiten…; B‘arzt: der Arbeitnehmer ist weiter
gewesen, … willkommen…
er habe sich• PsyTK: was braucht es dass die Arbeit wieder gut läuft? – Pat.: …?... nie beachtet Betriebsarzt: keine gesundheits- und sicherheitsgefährdenden
gefühlt…“ Symptome („kein Schwindel“)
• PsyTK: was nun? Pat.: … ? … B‘arzt: eigentlich haben Sie Ihre Arbeit
am alten Arbeitsplatz doch ganz gut hinbekommen…
• Einigung: Versuch der Rückkehr an alten Arbeitsplatz: Art und Dauer
der Weiterbehandlung, Möglichkeiten einer stufenweisen
Wiedereingliederung…
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– Rekonstruktion
„…Er sei eswelche
gewöhnt
was ist passiert, warum kam es zum Arbeitsausfall,
gewesen, dass seine
Reparaturversuche, wie erlebt…
Wünsche … nicht
– Motivationsklärung:
beachtet worden wären.
Pat: „eigentlich will ich arbeiten…“; Betrieb:So„der
habe er sich dem
gefügt. ..“
Arbeitnehmer ist weiter willkommen…
– Allparteiliche Interessenabwägung:
Ref.: was braucht es dass die Arbeit wieder gut läuft? –
Pat.: …?... - Betriebsarzt: keine …gefährdenden Symptome
(„kein Schwindel“)
– Begleitete Konsensfindung / Selbstwert-Stärkung:
Ref.: was nun? Pat.: … ? … B‘arzt: „eigentlich haben Sie das
am alten Arbeitsplatz doch ganz gut hinbekommen…
– Operationalisierung:
„Der Vater sei ein
Einigung: Versuch der Rückkehr an Diktatortyp
alten Arbeitsplatz;
gewesen, … er
habe sich nie beachtet
Weiterbehandlung, stufenweisen Wiedereingliederung…
gefühlt…“
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Tagesklinischer Verlauf:
• Komplikationslos
• Fast vollständige Symptomremission („kein
Schwindel!“)
• Persönliche Vorsprache des Pat. bei
Betriebsarzt zwecks formaler Einleitung der
stufenweisen Wiedereingliederung (4.BW)
• Beginn der betrieblichen Wiedereingliederung
3 Tage nach Entlassung
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Neutralität:
Neutralität werden die
Im betrieblichen Klärungsgespräch
Meinungen von Patient wie Betrieb gleichermaßen
gehört, gewürdigt, anerkannt. Eine Beurteilung oder
Parteinahme findet nicht statt.
Abstinenz:
•Im Gespräch mit Arbeitgeber / Betrieb gibt es von
therapeutischer Seite keine Zielvorgaben („keine
Reintegrationsquoten…“)
•Entsprechend sollte diese Dialog eher nicht
Reintegrationsgespräch sondern z.B.
„Klärungsgespräch“ oder „Betriebsgespräch“
genannt werden.
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Versorgungsangebote:
vollstationär
168 Std. / Woche
teilstationär
35 Std. / Woche
ambulant
1 Std. / Woche
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Limitierungen der tagesklinischen
Behandlung
• Wunsch des Patienten nach Wohnortferne
und Vollversorgung
• Erfordernis der starken Signalgabe für
dysfunktionale private Milieus („6 Wochen
ohne Mama“)
• Fehlende Vertraulichkeit aufgrund
herausragender sozialer Position des Pat. in
seiner Wohnumgebung (Prominenz)
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Wechsel zwischen Herausnahme und
Konfrontation
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Dr. Michael Schonnebeck
[email protected]
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