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Der spanische Kolonialismus in Südamerika
Reihe 5
S2
Verlauf
Material
Klausuren
Glossar
Literatur
Fachwissenschaftliche Orientierung
Durch die zunehmende Vernetzung der Welt (Internet, Telefon, Satelliten-Direktübertragungen von Neuigkeiten aus der ganzen Welt etc.) und schnelle Transportmöglichkeiten in so
gut wie jeden Fleck der Erde scheint es uns heute so, als sei der Planet, auf dem wir leben,
zu einem „globalen Dorf“ zusammengeschrumpft. In der frühen Neuzeit machten die Menschen eine gegenteilige Erfahrung – der Globus schien im „Zeitalter der Entdeckungen“ stetig zu wachsen. Eine dieser „Entdeckungen“ war Südamerika1. Die Gründe für den Aufbruch
der Iberer (die ersten „Westfahrer“ waren Kolumbus, Magellan und da Gama – alles Spanier und Portugiesen bzw. im Dienst einer der beiden iberischen Monarchien stehend) waren wirtschaftlicher, religiöser oder politischer Natur. Was als Fahrt auf der Suche nach Handelsrouten, zu missionierenden Seelen und neuem Herrschaftsraum begann, endete in der
Kolonialisierung eines ganzen Kontinents. Das Zeitalter des Kolonialismus hatte begonnen.
Der Aufstieg Spaniens zur Weltmacht mit einem riesigen Territorium ging erstaunlich
schnell vonstatten: 1492 konnten in der „Reconquista“ die letzten Mauren von der iberischen Halbinsel vertrieben werden – und noch im selben Jahr gingen die spanischen Herrscher zur „Conquista“ über, als sie Kolumbus damit beauftragten, einen Seeweg nach Indien zu finden. Die Konquistadoren Cortés und Pizarro brachten die Reiche der Azteken
(Mexiko) und Inka (Peru) zu Fall. Die Auswirkungen auf die „Entdeckten“ waren dabei zunächst fundamental: Hochkulturen wie die der Azteken, Maya und Inka wurden zerstört,
unzählige Ureinwohner fielen der Ausbeutung und den eingeschleppten Krankheiten der
Europäer zum Opfer. Die Einwanderung aus Europa sowie die Verschleppung hunderttausender Schwarzafrikaner nach Südamerika veränderten das Gesicht des Kontinents tiefgreifend und mit bis heute deutlich sichtbaren Spuren (als Beispiele sei hier nur die Tatsache erwähnt, dass ein Großteil der Einwohner Südamerikas heute spanisch spricht und dem
katholischen Glauben angehört).
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Eroberung mit Rückwirkung
Allerdings hatte all dies nicht nur Auswirkungen auf Südamerika selbst. Es gab ebenso
Rückkopplungseffekte auf das spanische Mutterland bzw. Europa im Ganzen. Die Kartoffel
– die in späteren Jahrhunderten ein so wichtiges Grundnahrungsmittel für viele Europäer
werden sollte – stammt z. B. aus Südamerika. Der flächendeckende Anbau von Kartoffeln,
Mais oder Tomaten prägt bis heute die Landschaft Europas. Die Einfuhr von Tabak hatte erheblichen Einfluss auf die Lebenskultur und Gewohnheiten der Europäer. Ein weiteres Beispiel mag der stetige Strom an Edelmetallen sein, der nicht nur die Piraterie zum Erblühen
brachte, sondern der spanischen Krone auch das Führen von Krieg – nicht zuletzt auch in
Europa – ermöglichte. Die neuen Handelswege rückten den Atlantik zu Ungunsten des Mittelmeeres und der Ostsee ins Zentrum. Davon profitierten die Anrainerstaaten dieses Ozeans, die in Folge zu den mächtigsten Kolonialherren aufstiegen. Da ab diesem Zeitpunkt der
Handel „global“ wurde, d. h. die Kontinente miteinander vernetzte, sprechen manche Wissenschaftler auch davon, dass wir hier den Beginn der Globalisierung (oder zumindest eine
Vorform davon) feststellen können. Sicher ist jedenfalls: Die Ankunft der Spanier in Südamerika prägt die Welt bis heute – auch wenn es das spanische Imperium schon lange nicht
mehr gibt und in Südamerika Nationalstaaten das Erbe der einstigen Kolonialmacht angetreten haben.
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Mexiko wird im Folgenden als Teil „Südamerikas“ gezählt, auch wenn in der Literatur hier oft weiter differenziert wird. Der bis heute spürbare Einfluss der Spanier rechtfertigt dieses Vorgehen im Rahmen der Unterrichtseinheit.
86 RAAbits Geschichte Mai 2014
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Der spanische Kolonialismus in Südamerika
Reihe 5
S3
Verlauf
Material
Klausuren
Glossar
Literatur
Didaktisch-methodische Überlegungen
Der Themenkomplex „spanische Kolonisierung Südamerikas“ birgt die Gefahr des vermeintlich „trockenen“ Geschichtsstoffes ohne Nähe zur Lebenspraxis der Schülerinnen
und Schüler, ohne Bezug zum Jetzt und Heute. Deshalb ist es wichtig, von Beginn an den
Gegenwartsbezug des Themas aufzuzeigen. Filme erwecken vergangene Welten zu neuem
Leben (die methodischen und theoretischen Fallstricke dieser vermeintlichen „Erweckung“
sollen an dieser Stelle nicht behandelt werden) und können somit als idealer Einstieg oder
„Teaser“ für ein Thema wirken. Zudem sollte immer die Wirkmächtigkeit der vergangenen
Ereignisse betont werden. Dass Südamerika heute ist, wie es ist, hat mit seiner Geschichte
und damit maßgeblich mit der spanischen Kolonisierung zu tun. Diese banale Erkenntnis
sollte möglichst oft an die Schülerinnen und Schüler herangetragen werden, ebenso die
Rückwirkungen auf Europa, also den eigenen Kontinent. Weitere Schlagworte, die Interesse wecken bzw. einen starken Gegenwartsbezug haben, sind „Globalisierung“ und „Imperium“. Von der Globalisierung ist heute vielfach die Rede, deshalb sollte auch sie historisch
in den Blick genommen und ihr Zusammenhang mit dem spanischen Weltreich aufgezeigt
werden. Ähnliches gilt für das Imperium – heute vor allem in Bezug auf die USA angewandt.
Doch aktuelle Theorien, z. B. vom langsamen Untergang der amerikanischen Hegemonie
durch hohe Kosten der Aufrechterhaltung des Status Quo sowie durch das Erscheinen eines
mächtigen Herausforderers (China/Asien), können auf Spanien übertragen werden: Kostete
am Ende das spanische Imperium nicht mehr, als es einbrachte? Übertrumpften nicht andere Länder – allen voran England – nicht das iberische Weltreich und lösten es auf der Weltbühne ab? Schnell sind aus rein theoretischen „Spielereien“ hochinteressante Fragen geworden, die über das eigentliche Thema hinausweisen und mehr als nur Faktenwissen
vermitteln.
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Aufbau der Reihe
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Die Reihe beginnt mit der Skizzierung der Verhältnisse in Südamerika vor der Ankunft der
Europäer. Dies geschieht vor allem, um einen Vorher-Nachher-Effekt zu vermitteln. Die so
genannte „präkolumbische Welt“ hörte, etwas überspitzt formuliert, mit dem Eintreffen der
Spanier sozusagen von einer Minute auf die andere auf zu existieren. Daran schließt sich die
Suche nach Gründen und nach den technischen Voraussetzungen für den Aufbruch der Europäer nach Westen an. Sequenz 4 schildert die Inbesitznahme des Kontinents in seiner
„spanischen“ Ausprägung. Die daran anschließenden „biografischen Skizzen“ sollen dazu
dienen, die individuelle Seite der Geschichte zu betonen, d. h. ihr konkrete Gesichter zu geben. Danach wird der Kontakt zwischen Europäern und Ureinwohnern geschildert, der prinzipiell in zwei Formen ablaufen konnte: Konfrontation oder Zusammenarbeit. Eine weitere
interessante – und höchst umstrittene – Frage ist diejenige nach dem Genozid in Südamerika, d. h. kann hier von einem Völkermord an den Ureinwohnern gesprochen werden? Die
Lernenden können ihr bisher erworbenes Wissen (z. B. aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts) in einer entsprechenden Diskussion um dieses Thema anwenden. Den logischen
Abschluss der Reihe bildeten dann die beiden Sequenzen zu den Auswirkungen auf die Kolonie bzw. das Mutterland, die zum Teil bis heute sichtbar sind.
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Methodisch steht die eigenständige Analyse von Texten im Zentrum – damit soll Wissen erarbeitet, mit dem Lehrer diskutiert und schließlich in ein Tafelbild übertragen werden. Letzteres dient der Ergebnissicherung und stellt sicher, dass alle Schülerinnen und Schüler am
Ende der jeweiligen Sequenz einheitliches Faktenwissen in den eigenen Unterlagen haben.
Der kritische Umgang mit Quellen sowie die (durch den Lehrer geleitete) Diskussion sollen
gefördert werden.
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86 RAAbits Geschichte Mai 2014
Der spanische Kolonialismus in Südamerika
Reihe 5
S4
Verlauf
Material
Klausuren
Glossar
Literatur
Materialübersicht
II/F2
Stunde 1
Das präkolumbische Amerika
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1
(Tx)
Südamerika – viele Völker ganz allein?
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(Tx)
Die Azteken: blutige Hochkultur Mexikos
Stunde 2
Von der „Reconquista“ zur „Conquista“
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3
(Tx)
1492 – das spanische „Wunderjahr“
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4
(Tx)
Auf der Suche nach der „Westpassage“
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Stunde 3
Die Inbesitznahme Südamerikas
M
5
(Tx)
Zwei Länder teilen die Welt untereinander auf
M
6
(Tx)
Zwei Wege, eine Kolonie zu „betreiben“
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Stunde 4
Kampf oder Kooperation: Kulturkontakte
M
7
(Fo)
Pizarro erobert Peru
M
8
(Tx)
Vier Formen des Kulturkontakts
M
9
(Tx)
Genozid in Südamerika?
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Stunde 5
Auswirkungen und Wechselwirkungen
M 10
(Tx)
Auswirkungen auf die Kolonie
M 11
(Tx)
Auswirkungen auf das Mutterland
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Lernerfolgskontrolle
M 12
(LEK)
Aufbau des spanischen Kolonialsystems in Mexiko
Minimalplan
Für das Minimalprogramm kann die Stunde 1 entfallen und mit Stunde 2 in die Einheit
eingestiegen werden. Die Schülerinnen und Schüler enthalten dann innerhalb von
vier Stunden einen guten Einblick in die Strukturen des neuzeitlichen Kolonialismus.
86 RAAbits Geschichte Mai 2014
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Der spanische Kolonialismus in Südamerika
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Material
S5
Klausuren
Glossar
Literatur
Vorschlag für ein Tafelbild (M 1)
Südamerika
Isoliert
Kultur
Hochkulturen
(gründen
Reiche, bauen
Städte, Kunst)
Natur
Andere Völker
und Stämme
Vielfalt an Völkern, die teilweise
miteinander verfeindet sind. Insgesamt aber weniger „Druck zu
Innovation“ durch Konkurrenten
und weniger Austausch von Ideen
als in Eurasien-Afrika.
Reich an Bodenschätzen
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Reichtum des Landes weckt die
Gier der Europäer.
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Menschenopfer bringen
Vorwand, die „Wilden“ zu missionieren.
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Vorschlag für ein Tafelbild (M 2)
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Fruchtbar,
geeignet für
Ackerbau
Kein Austausch mit
anderen Kontinenten. Dadurch Anfällig
für Krankheiten „von
außen“.
betreiben
ertragreichen
Ackerbau
sind gut
organisiert
II/F2
„positiv“
haben den
Status einer
Hochkultur
Azteken
werden von
einem einzigen
Herrscher autokratisch
regiert
haben eine
Kriegerkultur
praktizieren
Menschenopfer
„negativ“
Spanier nutzen die waffentechnologische Schwäche sowie die Feindschaft anderer Völker aus, um die
Azteken zu besiegen.
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86 RAAbits Geschichte Mai 2014
Der spanische Kolonialismus in Südamerika
Reihe 5
Verlauf
Material
S 11
Klausuren
Glossar
Literatur
M 6 Zwei Wege, eine Kolonie zu „betreiben“
Spanien und Portugal hatten im Vertrag von Tordesillas die Welt unter sich aufgeteilt. Andere Nationen – wie z. B. England, Frankreich und die Niederlande – akzeptierten diese Entscheidung natürlich nicht. Doch noch waren sie den iberischen Flotten nicht gewachsen und
mussten somit zusehen, wie diese Kolonien und Handelsstützpunkte gründeten. Einzig im
Norden – abseits des spanischen Kolonialzentrums in Mittel- und Südamerika – konnten
sich Engländer und Franzosen festsetzen, in einem Gebiet, das heute zu den USA und Kanada gehört.
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Text: Maximilian Bunk
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Bild: Thinkstock/Hernera/Chen Ping-hung
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achdem Kolumbus 1492 in Amerika gelandet war und Vasco da Gama sechs Jahre
später den Seeweg nach Indien fand, erfuhren die Kolonialreiche der beiden iberischen Königreiche eine schnelle Entwicklung. Die Portugiesen, die sich entlang der
afrikanischen und asiatischen Küsten festsetzen, fanden dort funktionierende Seehandelssysteme und errichteten Forts, Handels- und Militärstützpunkte. Sie partizipierten
an den vorgefundenen Strukturen und sicherten diese lediglich für sich ab bzw. begnügten sich oft mit dem Vasallenstatus, wenn sie auf stärkere Mächte (China, Japan)
trafen. Die Stützpunkte lagen weit auseinander und waren primär dazu gedacht, den
Handel zu kontrollieren und zu schützen. Der Zweck dieses Netzwerk-Imperiums – Waren zu beziehen und gewinnbringend zu verkaufen – wurde erfüllt
und somit begnügten sich die Portugiesen in Asien weitestgehend mit diesem System. Die Spanier in Amerika hingegen fanden keine bereits funktionierenden Seehandelssysteme oder Handelsgüter
vor wie die Portugiesen in Asien. Die Schätze
der Azteken und Inka waren schnell geplündert und verbraucht. Jeder weitere Reichtum (z. B. Landwirtschaft, Plantagen,
Bergwerke) musste hart erarbeitet werden
und erforderte die Herrschaft über das
Land und über die Menschen (als Arbeitssklaven). Nur so konnten die Rohstoffe zu
Geld gemacht werden. Die Portugiesen verfuhren in Brasilien ähnlich. Außerdem setzte
durch das Vorhandensein von Boden und den
Bedarf an Verwaltung des Landes und der Bevölkerung eine Immigration von Spanien und Portugal
nach Südamerika ein.
Aufgaben
1. Lesen Sie den Text genau durch.
2. Versuchen Sie zu erklären, wie das Kolonialsystem in Amerika und das in Asien aufgebaut waren. Worin liegen die Unterschiede?
3. Überlegen Sie, was das Ziel sowohl von Portugiesen als auch Spaniern war. Erläutern
Sie, weshalb sich die Imperien in Amerika und Asien so voneinander unterschieden.
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86 RAAbits Geschichte Mai 2014
Der spanische Kolonialismus in Südamerika
Reihe 5
Verlauf
Material
S 19
Klausuren
Glossar
Literatur
M 10 Auswirkungen auf die Kolonie
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Charakteristisch für Lateinamerika sind […] nicht die
Niederlage und der Verlust der indianischen Kultur,
sondern vielmehr der Prozess der Vermischung von
Rassen und Kulturen […]. Als die mexikanische Regierung […] vorschlug, die Gedenkfeiern im Jahre 1992
zum 500. Jahrestag der Fahrt des Kolumbus unter das
Motto […] „Das Zusammentreffen der Kulturen“ […]
zu stellen, erhob sich sofort ein Sturm der Entrüstung.
Menschenrechtsorganisationen kritisierten die in ihren Augen schönfärberische Formulierung der „Begegnung“. Viel eher, so meinten sie, müsse man […]
von einem Zusammenprall […] und in letzter Konsequenz von einem Genozid sprechen. […] Für die indioder Südamerika? Die Kathedrale Metropolitana
genen Völker sei dies kein Gedenk-, sondern ein Trau- Europa
ist die Hauptkirche der Katholiken in Buenos Aires.
ertag, da die letzten 500 Jahre für sie eine Zeit der
Unterdrückung und Ausbeutung gewesen seien. Darüber hinaus meldeten sich auch die Nachfahren der
afrikanischen Sklaven zu Wort. Sie wiesen auf ihr Schicksal und auf die Tatsache hin, dass sie letztlich
„Amerikaner wider Willen“ seien.
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Doch hinter der Initiative der mexikanischen Regierung verbarg sich die Frage, die unmittelbar zu den
Grundlagen der lateinamerikanischen Geschichte seit 1492 führt. Mit der Begrifflichkeit von der „Begegnung“ bzw. dem „Zusammentreffen“ wollte man […] von der sonst üblichen Bezeichnung „Entdeckung“ und „Eroberung“ abrücken.
Bild: picture-alliance / Helga Lade Fotoagentur
GmbH, Ger
Die Ankunft der Spanier hatte einen gewaltigen Einfluss auf die Entwicklung Südamerikas.
Die Auswirkungen sind heute noch zu sehen und haben den Kontinent für immer verändert.
Die alten Reiche der Inka und Azteken gingen unter und auf den Trümmern entstand eine
völlig neue Gesellschaft.
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Im Kern ging […] es darum, die bis dahin einseitige Betrachtung der Eroberung Amerikas, in der die
Portugiesen und Spanier die aktive, prägende Funktion einnahmen und die indianischen Völker nur
den passiven Part zugeschrieben bekamen, zurückzuweisen. Grundanliegen des mexikanischen Vorschlages war somit, den Beitrag der indianischen Zivilisationen für die Ausformung der lateinamerikanischen Kultur zu würdigen. Denn bereits ein flüchtiger Blick auf die lateinamerikanische Wirklichkeit zeigt, wie stark indianische Einflüsse bis heute nachwirken: Aus der Begegnung von Indianern
und Europäern erwuchs eine neue Kultur. Dieses Mischungsverhältnis, in dem auch die zahlreichen
als Sklaven zwangsweise nach Amerika gebrachten Afrikaner eine wichtige Rolle spielen, ist kennzeichnend für die Kultur Lateinamerikas; und es gibt dem Erdteil seine eigentümliche Stellung innerhalb der Welt. Lateinamerika ist ein Teil des Westens – nicht nur die […] Elite folgt der europäischen
Kultur –, ohne jedoch die indianischen Einflüsse gänzlich preiszugeben.
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Text aus: Peer Schmidt: Die Begegnung der Kulturen. In: Anette Völker-Rasor (Hg.): Oldenbourg Geschichte Lehrbuch. Frühe Neuzeit. Oldenbourg, München 2000, S. 483–484.
Aufgaben
1. Lesen Sie den Text aufmerksam durch.
2. Erklären Sie, was an dem Vorschlag der mexikanischen Regierung kritisiert wurde.
3. Zählen Sie auf, woher die Einflüsse auf das heutige Lateinamerika stammen.
4. Versuchen Sie zu erläutern, was die zentrale Folge der „Begegnung“ zwischen den Kulturen war.
5. Überlegen Sie, welche Spuren der jeweiligen Einflüsse heute noch erkennbar sind. (Recherchieren Sie ggf. im Internet zu den jeweiligen Ländern Südamerikas.)
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