Die Behandlung von Wirbelkörperbrüchen

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Ratgeber
Die Behandlung von
Wirbelkörperbrüchen
Moderne Verfahren führen zu
einer raschen Schmerzreduktion
Wirbelkörperbrüche erforderten früher nicht selten aufwendige Stabilisierungsoperationen
und machten es notwendig, dass die Patienten wochen- oder gar monatelang ruhiggestellt
werden mussten. Heutzutage dagegen gibt es effizientere Verfahren, mit deren Hilfe die Betroffenen schneller wieder schmerzfrei werden und zu einer verbesserten Mobilität gelangen.
W
irbelbrüche können den Dornfortsatz, den Wirbelkörper
oder den Wirbelbogen betreffen. Meistens sind sie in der unteren
Brustwirbelsäule oder der oberen Lendenwirbelsäule lokalisiert. Die Therapie
eines Wirbelbruchs hängt von der Art
und dem Ausmaß der Verletzung ab.
Entscheidend ist die Frage, wie stabil
oder instabil die Fraktur ist. Ein stabiler
Wirbelbruch stellt keine Gefahr für das
Rückenmark dar. Bei einer instabilen
Wirbelfraktur dagegen besteht die Möglichkeit, dass verschobene Knochenfragmente das Rückenmark gefährden.
Ziel ist es, die Wirbelsäule
zu stabilisieren
Die Behandlung einer Wirbelfraktur zielt
darauf ab, die Stabilität und die normalen Achsenverhältnisse der Wirbelsäule
wiederherzustellen. Stabile Wirbelkörperbrüche werden im Allgemeinen konservativ behandelt. Das gilt auch für
Frakturen der Dorn- und Querfortsätze.
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Zu den unterstützenden Therapieformen gehören Schmerztherapie, Krankengymnastik, Elektrotherapie sowie
Hydro- und Balneotherapie. Handelt es
sich um eine Verletzung der Halswirbelsäule, so kann diese mit einer Halswirbelstütze ruhiggestellt werden.
Ziel ist es, Druck und Belastung von den gebrochenen
­Wirbelkörpern zu nehmen
Instabile Wirbelbrüche werden in der
Regel auf operativem Wege therapiert.
Ziel der Operation ist es, den Bruch zu
richten und so die normale Form der
Wirbelsäule wiederherzustellen. Die herkömmliche operative Operationsmethode besteht darin, den Bruch mithilfe von
Schrauben, Stangen und/oder Platten
zu stabilisieren. Bei Brust- und Lendenwirbelsäulenverletzungen lässt sich ein
vom Rücken her eingebrachter Fixateur
(interner Knochenspanner) einsetzen.
Bei Halswirbelkörperfrakturen bietet
sich eine Plattenosteosynthese unter
Verwendung von Beckenkammspann an.
Ziel dieser Maßnahmen ist es, Druck und
Belastung von den gebrochenen Wirbelkörpern zu nehmen, sodass die Möglichkeit besteht, den Patienten bald nach
der Operation zu mobilisieren.
Bei osteoporotischen
Wirbelbrüchen kommt eine
­Osteosynthese nicht infrage
Eine operative Fixierung kommt allerdings bei osteoporotischen Brüchen in
der Regel nicht infrage. Denn der Knochen ist bereits so porös geworden,
dass er keinen Halt mehr für Osteosynthesehilfsmittel bietet. In solchen Fällen
können minimalinvasive Operationsmethoden wie die Vertebroplastie und
die Kyphoplastie einen Ausweg. Beide
Verfahren eignen sich für Brust- und
Lendenwirbelsäule. Die Vertebroplastie, auch Osteoplastie genannt, findet
in der Regel unter örtlicher Betäubung
statt. Der Zugang zu den geschädigten
Wirbeln erfolgt vom Rücken aus unter
Wie kommt es zu Wirbelkörperbrüchen?
Verschiebung der Wirbelsäulenstatik
Wirbelkörperbruch
Wirbelkörperbrüche sind häufig auf
Unfälle im Straßenverkehr zurückzuführen. Daneben spielen auch Sport- und
Arbeitsunfälle oder Verletzungen im
Haushalt eine wesentliche Rolle.
Von diesen verletzungsbedingten sind die
pathologischen Wirbelbrüche zu unterscheiden, die in der Regel erst im fortgeschrittenen Lebensalter auftreten. Mögliche Ursachen sind Knochentumore
oder Skelettmetastasen. Ein ganz entscheidender Faktor ist jedoch die Osteoporose. Bedingt durch eine verminderte Knochensubstanz, genügt bereits ein
einfacher Sturz auf das Gesäß oder das Heben von zu schweren Lasten, um
sich einen Wirbelkörperbruch zuzuziehen. Dieses Risiko ist bei Osteoporosepatienten äußerst hoch und übersteigt das einer Oberschenkelhalsfraktur bei
weitem. Im Anschluss an einen Wirbelbruch kann es nicht nur zu erheblichen
Schmerzen kommen. Da der Wirbel sich in den allermeisten Fällen nicht selbst
stabilisieren kann, sackt er aufgrund der Osteoporose weiter in sich zusammen und wird schließlich völlig flach. Die Wirbelsäule erhält an dieser Stelle
einen Knick. Wenn in der Folge aufgrund von Überlastungen weitere angrenzende Wirbel einbrechen, entsteht der bekannte „Witwenbuckel“.
laufender Röntgen- oder CT-Kontrolle.
Über einen kleinen Hauteinstich wird
eine Hohlnadel eingeführt und im Wirbelkörper platziert. Anschließend wird
über die Hohlnadel Knochenzement
injiziert. Zunächst noch sehr flüssig,
verteilt sich dieser Zement in der gesamten Knochenmasse und härtet innerhalb weniger Minuten vollständig
aus. Während einer Sitzung können
mehrere Wirbelkörper mit Zement ausgefüllt und stabilisiert werden.
Knochenzement wieder aufgefüllt. Eine
spezielle Form der Kyphoplastie ist die
Radiofrequenz-Kyphoplastie. Durch die
Verwendung der Radiofrequenzenergie
wird erreicht, dass der Knochenzement
eine noch höhere Viskosität (Zähigkeit)
bekommt. So lässt sich das Risiko minimieren, dass Zement in den sensiblen
Bereichen austritt.
Mithilfe eines Ballons wird
ein Hohlraum geschaffen
Erfahrungsgemäß führen sowohl die
Vertebroplastie als auch die Kyphoplastie zu einer raschen Verringerung
der Schmerzen. Indem die Wirbelkörper von innen stabilisiert werden, lassen sich Mikrobewegungen reduzieren, die dazu führen könnten, dass die
Nervenfasern der Knochenhaut irritiert
werden. Da der Zement in die feinen
Gänge des Knocheninnern eindringt,
umschließt er die löchrige Struktur,
ohne sie zu zerstören. Außerdem gelten beide Verfahren als relativ schonend und führen zu deutlich verkürzten Klinikaufenthalten.
Die Kyphoplastie wird sowohl unter Vollnarkose als auch unter Lokalanästhesie
durchgeführt. Die Besonderheit dieses
Verfahrens besteht darin, dass ein Ballon in den eingebrochenen Wirbel eingebracht und mit einem Kontrastmittel
angefüllt wird. Dadurch wird der Wirbel
wieder aufgerichtet. In vielen Fällen gelingt diese Aufrichtung so weit, dass die
natürliche Höhe und der normale Grad
der Kyphosierung annähernd erreicht
wird. Anschließend wird der Ballon
wieder entfernt. Der Hohlraum, den er
hinterlassen hat, wird mit zähflüssigem
Die Schmerzen werden
schnell reduziert
von Klaus Bingler
ORTHOpress 2 /2011 59
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