BTM2 WS 2009/10 Geradlinige Bewegung Projektbeschreibung In diesem einführenden Projekt steht das Kennenlernen des Open-Source-Programms EJS1 im Vordergrund. Anhand der kinematischen Gleichungen zur geradlinigen Bewegung wird Schritt für Schritt die Erstellung einfacher Animationen mit EJS vorgestellt. Zu verschiedenen Bewegungsszenarien werden die zugehörigen Weg-Zeit-, Geschwindigkeits-Zeit- und Beschleunigungs-Zeit-Diagramme erstellt. Stichworte Kinematik, Massenpunkt, eindimensionale Bewegung, Download/ Installation EJS Teilprojekte 1. Grafische Darstellung eines zeitabhängigen Beschleunigungsvorgangs mit linearer Beschleunigungsfunktion 2. Grafische Darstellung eines Bremsvorgangs mit konstanter Verzögerung 3. Grafische Darstellung eines zeitabhängigen Beschleunigungsvorgangs mit exponentieller Beschleunigungsfunktion 4. Grafische Darstellung eines Beschleunigungsvorgangs mit Gangwechseln 5. Grafische Darstellung eines Auffahrunfalls 1 Easy Java Simulation: http://www.um.es/fem/Ejs/ Unterlagen zum Praktikum Prof. Dr. Ulrike Zwiers 1/15 BTM2 WS 2009/10 Geradlinige Bewegung Download/ Installation des Programms EJS http://www.um.es/fem/Ejs/ Bei dem Programm EJS handelt es sich um ein frei über das Internet erhältliches Open-Source-Programm zur automatisierten Generierung von Java-Applets. Die erstellten Simulationen sind plattformunabhängig, wobei keine Vorkenntnisse in der Programmiersprache Java erforderlich sind. Der Java-Code wird von EJS automatisch generiert, so dass sich der Anwender auf die Eingabe und Organisation der Modellgleichungen und eine geeignete Visualisierung konzentrieren kann. Programmversion: EJS 4.1 (veröffentlicht am 19. Juli 2009) Vorraussetzung: Java Runtime Environment (ab JRE 1.5) Interessante Links: • http://www.um.es/fem/Ejs/ EJS-Homepage; das Programm EJS steht hier zum kostenlosen Download bereit • http://en.wikipedia.org/wiki/EJS englischsprachiger Wikipedia-Eintrag • http://www.compadre.org/OSP/ Webseite des Open Source Physics-Projekts; hier können gut dokumentierte EJS-Beispiele heruntergeladen werden • http://www.phy.ntnu.edu.tw/ntnujava/index.php NTNUJAVA Virtual Physics Laboratory; Forum mit zahlreichen EJS- und Physlets-Beispielen Unterlagen zum Praktikum Prof. Dr. Ulrike Zwiers 2/15 BTM2 Geradlinige Bewegung WS 2009/10 1. Beschleunigung mit linearer Beschleunigungsfunktion Die Beschleunigung einer Rakete steigt während der Startphase innerhalb von 180 s vom Anfangswert 10 m/s2 auf den Endwert 130 m/s2 zeitproportional an. a) Welche Geschwindigkeit hat die Rakete am Ende der Startphase? b) Welche Entfernung hat sie zu diesem Zeitpunkt vom Startort? c) Skizzieren Sie die Funktionen s(t), v(t) und a(t)! d) Erstellen Sie die Diagramme aus Teil c) mit Hilfe des Programms EJS! Lösungshinweise zu Teil a) a(t) = a0 + pt 1 v(t) = a0 t + pt2 2 ⇒ a(0) = 10 m/s2 = a0 ⇒ a(180 [s]) = 130 m/s2 = 10 m/s2 + p · 180 [s] ⇒ p ≈ 0.67 m/s3 ⇒ v (180 [s]) ≈ 12.6 [km/s] = a0 zu Teil b) 1 1 s(t) = a0 t2 + pt3 ⇒ s (180 [s]) ≈ 813.24 [km] 2 6 zu Teil c) s 0 0 t v a 0 a0 0 0 t Unterlagen zum Praktikum Prof. Dr. Ulrike Zwiers 0 t 3/15 BTM2 WS 2009/10 Geradlinige Bewegung 1. Beschleunigung mit linearer Beschleunigungsfunktion (Forts.) zu Teil d) Nach dem Starten des Programms öffnet sich das nebenstehende Fenster. Die Bedienoberfläche von EJS besteht im Wesentlichen aus drei Arbeitsbereichen (Workpanels), die der Erstellung einer Animation bzw. Simulation dienen, sowie einer Taskleiste für allgemeine Funktionen (Öffnen/ Speichern von Dateien, etc.). Im Bereich Description kann eine HTML-basierte Modellbeschreibung vorgenommen werden. Neben einfachem Text können hier auch Bilder und Multimedia-Elemente EJS Startbildschirm eingefügt werden. Die Definition und Initialisierung von Variablen sowie die Implementierung von Gleichungen wird im Bereich Model vorgenommen. Der Bereich View dient der Visualisierung eines Modells. Darstellungen in Form zwei- und dreidimensionaler Diagramme und Animationen sind ebenso möglich wie die Erstellung interaktiver Bedienoberflächen (GUI, graphical user interface). Zu Beginn eines neuen EJS-Projektes sollte zunächst eine zumindest kurze Beschreibung verfasst werden. Im vorliegenden Fall wird EJS als reines Plotprogramm genutzt, d.h. es werden keine Eingaben im Bereich Model vorgenommen. Alle für die Erzeugung der Diagramme erforderlichen Eingaben sind im Bereich View zu tätigen. Zunächst ist ein Ausgabefenster zu generieren. Unterlagen zum Praktikum Prof. Dr. Ulrike Zwiers 4/15 BTM2 WS 2009/10 Geradlinige Bewegung 1. Beschleunigung mit linearer Beschleunigungsfunktion (Forts.) zu Teil d) (Forts.) Hierzu wählt man unter Interface das Element PlottingFrame und erzeugt durch copy&paste eine entsprechende Instanz in der linken Spalte (Tree of elements). Durch Doppelklicken auf den erzeugten Eintrag öffnet sich ein Fenster, in dem die Größe des Ausgabefensters, die Anordnung der Diagramme, etc. vorgegeben werden können. Anschließend werden drei Diagrammfenster (PlottingPanel) generiert, denen jeweils ein analyticCurve-Objekt zugeordnet wird. Die analyticCurveObjekte erfordern als Eingabe die jeweilige Funktionsgleichung sowie die Grenzwerte der Laufvariablen (hier: Zeit t). Abschließend sollten die Achsen beschriftet und die physikalischen Einheiten der dargestellten Größen angegeben werden. Unterlagen zum Praktikum Prof. Dr. Ulrike Zwiers 5/15 BTM2 Geradlinige Bewegung WS 2009/10 2. Bremsvorgang mit konstanter Verzögerung Ein PKW fährt mit der Geschwindigkeit v0 = 100 km/h. Er wird gleichförmig abgebremst und kommt nach 70 m zum Stillstand. a) Mit welcher Verzögerung av wird der Wagen abgebremst? b) Skizzieren Sie die Funktionen s(t), v(t) und a(t)! c) Erstellen Sie die Diagramme aus Teil b) mit Hilfe des Programms EJS! Lösungshinweise zu Teil a) a = const ⇒ v(t) = v0 + av t ⇒ s(t) = v0 t + 21 av t2 t = tend (1) in (2) ⇒ v0 + av tend = 0 (1) 1 ⇒ send = v0 tend + av t2end 2 (2) 1 v02 ⇒ send = − 2 av v02 1002 2 2 ⇒ av = − ≈ −5.51 m/s m/s =− 2send 2 · 70 · 3.62 zu Teil b) s send 0 0 a 0 v v0 tend t 0 tend t av 0 tend t Unterlagen zum Praktikum Prof. Dr. Ulrike Zwiers 0 6/15 BTM2 WS 2009/10 Geradlinige Bewegung 2. Bremsvorgang mit konstanter Verzögerung (Forts.) zu Teil c) Alternativ zu der zur vorherigen Aufgabe vorgestellten Vorgehensweise (direkte Eingabe der darzustellenden Funktionsgleichungen im View-Bereich) können Diagramme auch durch Zugriff auf Gleichungen, die im Model-Bereich definiert wurden, erzeugt werden. Dies mag auf den ersten Blick vergleichsweise umständlich erscheinen, zumal ergänzende Eingaben, wie die Deklaration von Variablen, vorzunehmen sind. Der volle Funktionsumfang von EJS als universelles Simulationswerkzeug lässt sich jedoch nur unter Verwendung der Elemente des Model-Bereichs nutzen. Die nachfolgend vorgestellte Vorgehensweise dient als Einstieg in die Programmierung mit EJS. Zunächst sind die erforderlichen Variablen zu definieren und mit (Anfangs-) Werten zu belegen. Sämtliche während einer Animation/ Simulation verwendeten Variablen sind – wie nebenstehend für das vorliegende Beispiel gezeigt – im Vorfeld zu definieren. Es wird an dieser Stelle nicht zwischen sich während eines Programmdurchlaufs ändernden Größen (Variablen) und solchen mit konstanten Werten (Parametern) unterschieden. Bei den Variablen kann es sich um skalare oder mehrdimensionale Größen vom Typ double, int, boolean, string oder object handeln. Im Unterbereich Initialization können Gleichungen eingegeben werden, deren numerische Lösung die Anfangswerte für vordefinierte Variable liefert. Im vorliegenden Fall ist dies nicht erforderlich. Unterlagen zum Praktikum Prof. Dr. Ulrike Zwiers 7/15 BTM2 WS 2009/10 Geradlinige Bewegung 2. Bremsvorgang mit konstanter Verzögerung (Forts.) zu Teil c) (Forts.) Die Modellgleichungen werden im Unterbereich Evolution definiert (ր Abbildung oben links). Wird ein Modell durch gewöhnliche Differentialgleichungen (ODE, ordinary differential equations) beschrieben, so ist der untere Bereich anzuklicken. Wird ein Modell jedoch durch algebraische Gleichungen oder Funktionsgleichungen, wie im vorliegenden Fall, beschrieben, so erfolgt die Eingabe in Form von Java-Code und der obere Bereich ist entsprechend anzuklicken. Zu jeder Simulation sollte ein Abbruchkriterium definiert werden, um „Endlosläufe“ zu vermeiden. Zum Beispiel könnte das betrachtete Zeitintervall begrenzt werden. Oder es wird ein Ereignis definiert, bei dessen Eintreten die Simulation gestoppt wird. Im vorliegenden Fall sollten die Funktionen s(t), v(t) und a(t) nur bis zum Erreichen der Geschwindigkeit v(tend ) = 0 ausgewertet werden. Dies kann über eine if− Abfrage in Kombination mit der vordefinierten Funktion _pause() realisiert werden (ր Abbildung oben rechts). Befehlszeilen sind mit einem Semikolon abzuschließen. Es dürfen nur zuvor definierte Variable verwendet werden. Zur Erstellung von Animationen/ Funktionsplots ist die unabhängige Variable (hier: Zeit t) fortlaufend zu variieren. Unterlagen zum Praktikum Prof. Dr. Ulrike Zwiers 8/15 BTM2 WS 2009/10 Geradlinige Bewegung 2. Bremsvorgang mit konstanter Verzögerung (Forts.) zu Teil c) (Forts.) Nachdem die Variablen definiert und die Modellgleichungen eingegeben sind, können die zugehörigen Diagramme erstellt werden. Hierzu wird im Bereich View zunächst ein PlottingFrameObjekt generiert, dem drei Diagrammfenster (PlottingPanel) zugeordnet werden. Zu jedem Diagramm wird ein Trace-Objekt erzeugt, dem die jeweils darzustellenden Variablen zugewiesen werden. Unterlagen zum Praktikum Prof. Dr. Ulrike Zwiers 9/15 BTM2 Geradlinige Bewegung WS 2009/10 3. Beschleunigung mit exponentieller Beschleunigungsfunktion Zum Beschleunigen eines Körpers wird ein Linearantrieb eingesetzt. Die Taktfrequenz für die Schrittmotorsteuerung wird hierzu gemäß der Funktion f (t) = f0 1 − e−λt/f0 erhöht (f0 = 5000 Hz, λ = 50 Hz/ms). Jeder Taktimpuls bewirkt eine Verschiebung des Körpers um d = 0.0125 mm. a) Bestimmen Sie die Geschwindigkeit v(t), die Beschleunigung a(t) und die Position s(t) des Körpers! b) Mit welcher Geschwindigkeit bewegt sich der Körper nach einer Sekunde? c) Welche Position erreicht der Körper nach zwei Sekunden? d) Skizzieren Sie die Funktionen s(t), v(t) und a(t)! e) Erstellen Sie die Diagramme aus Teil d) mit Hilfe des Programms EJS! Lösungshinweise zu Teil a) v(t) = df = df0 1 − e−λt/f0 a(t) = dλe−λt/f0 f0 −λt/f0 e −1 s(t) = df0 t + λ zu Teil b) v(1 [s]) ≈ 0.225 [km/h] zu Teil c) s(2 [s]) ≈ 118.75 [mm] Unterlagen zum Praktikum Prof. Dr. Ulrike Zwiers 10/15 BTM2 Geradlinige Bewegung WS 2009/10 3. Beschleunigung mit exponentieller Beschleunigungsfunktion (Forts.) zu Teil d) s 0 a dλ v df0 0 t 0 0 t 0 0 t zu Teil e) Bei der Erstellung der nebenstehenden Diagramme ist auf einer geeignete Skalierung zu achten. Unterlagen zum Praktikum Prof. Dr. Ulrike Zwiers 11/15 BTM2 Geradlinige Bewegung WS 2009/10 4. Beschleunigungsvorgang mit Gangwechseln Die Geschwindigkeit eines PKW beträgt 4 s nach dem Anfahren im 1. Gang 25 km/h, nach weiteren 4 s im 2. Gang 45 km/h, nach weiteren 6 s im 3. Gang 65 km/h und nach weiteren 12 s im 4. Gang 90 km/h. Es ist jeweils von konstanten Beschleunigungswerten auszugehen. a) Zeichnen Sie das v(t)-Diagramm! b) Wie groß ist die mittlere Beschleunigung? c) Berechnen Sie die Momentanbeschleunigungen in den einzelnen Gängen! d) Welche Strecke legt das Fahrzeug während des gesamten Anfahrvorgangs zurück? e) Erstellen Sie das Diagramm aus Teil a) mit Hilfe des Programms EJS! Lösungshinweise zu Teil a) v [km/h] 90 60 30 0 0 4 8 14 Unterlagen zum Praktikum Prof. Dr. Ulrike Zwiers 26 t [s] 12/15 BTM2 WS 2009/10 Geradlinige Bewegung 4. Beschleunigungsvorgang mit Gangwechseln (Forts.) zu Teil b) ā = 90 vend = m/s2 ≈ 0.96 m/s2 tges 26 · 3.6 zu Teil c) a1 ≈ 1.74 m/s2 a2 ≈ 1.39 m/s2 a3 ≈ 0.93 m/s2 a4 ≈ 0.58 m/s2 zu Teil d) sges = 402.99 [m] zu Teil e) Das nebenstehende GeschwindigkeitsZeit-Diagramm lässt sich problemlos mit den bisher vorgestellten Methoden unter Verwendung skalarer Datentypen erstellen. Alternativ könnten aber auch vektorielle Variablen definiert werden, die eine kompaktere Programmierung ermöglichen. Unterlagen zum Praktikum Prof. Dr. Ulrike Zwiers 13/15 BTM2 WS 2009/10 Geradlinige Bewegung 5. Auffahrunfall Zwei Wagen fahren mit konstant 126 km/h im Abstand von 12 m hintereinander her. Plötzlich muss der vordere Wagen bremsen. Seine Verzögerung beträgt 6 m/s2 . Nach einer Reaktionszeit von einer Sekunde beginnt auch der hintere Wagen zu bremsen. Seine Verzögerung beträgt 8 m/s2 . a) Ermitteln Sie, ob und ggfs. wann es zum Zusammenstoss der beiden Fahrzeuge kommt! b) Stellen Sie den Vorgang mit Hilfe des Programms EJS graphisch dar! Lösungshinweise zu Teil a) anfänglicher Abstand d0 = 12 m Reaktionszeit tr = 1 s Bremsbeginn W1 t=0 Bremsbeginn W2 t = tr Bremsweg W1 Bremsweg W2 1 s⋆W1 (t) = v0 t + a1 t2 2 1 s∗W2 (t) = v0 t + a2 t2 2 für t ≥ 0 für t ≥ tr Nur Funktionen gleicher Definitionsbereiche können miteinander kombiniert werden! Die Bremsweg-Funktionen der beiden Wagen müssen ab demselben Zeitpunkt und für den gleichen örtlichen Bezugspunkt definiert sein, ehe sie zur Berechnung des Abstandes verwendet werden können. modifizierter Weg W1 gesamter Weg W2 1 sW1 (t) = sW1,0 (tr ) + vW1,0 (tr )t + a1 t2 2 1 sW2 (t) = sW2,0 (tr ) + v0 t + a2 t2 2 Unterlagen zum Praktikum Prof. Dr. Ulrike Zwiers für t ≥ tr für t ≥ tr 14/15 BTM2 Geradlinige Bewegung WS 2009/10 5. Auffahrunfall (Forts.) zu Teil a) (Forts.) Anfangswerte 1 sW1,0 (tr ) = v0 tr + a1 t2r 2 vW1,0 (tr ) = v0 + a1 tr sW2,0 (tr ) = v0 tr Abstandsfunktion d(t) = d0 − (sW2 (t) − sW1 (t)) Bed. für Aufprall d(t∗A ) = 0 für t ≥ tr d(t) = 9 [m] − 6 [m/s] t + 1 [m/s2 ] t2 = 0 ⇒ tA = 3 [s] + tr = 4 [s] (Zeitpunkt des Aufpralls) zu Teil b) Unterlagen zum Praktikum Prof. Dr. Ulrike Zwiers 15/15