Literaturbericht Neue Anwendung von Schmelzmatrixproteinen Behandlung der posttraumatischen Ankylose Eine Reihe von Studien konnte den Nutzen von Schmelzmatrixproteinen in der regenerativen Parodontalbehandlung belegen. Eine Schweizer Arbeitsgruppe untersuchte nun Effekte dieser Mediatoren in der Behandlung der posttraumatischen dentalen Ankylose mit Ersatzresorption. T raumatische Läsionen der Zähne verursachen oft irreversible Schäden am parodontalen Ligament, die in der Folge zur Ankylose des Zahnes und zu knöcherner Ersatzresorption führen können. Das Überleben derart geschädigter Zähne wird daher mit drei bis sieben Jahren angegeben. Ankylotische Zähne im wachsenden Kiefer können zu einer lokalen Entwicklungsstörung führen und müssen daher rechtzeitig entfernt werden. In der vorliegenden Studie wurde der Frage nachgegangen, ob die Anwendung von Schmelzmatrixproteinen bei bereits ankylosierten Zähnen eine erneute Ankylose verhindern kann. Studiendesign Mit dem Periotest®-Verfahren wurden Zähne, die ein Frontzahntrauma erlitten hatten, nachuntersucht. Innerhalb eines Untersuchungszeitraums von sechs Jahren wurde bei 16 Patienten eine Ankylose in einem beginnenden Stadium diagnostiziert. Diese Zähne wurden in Lokalanästhesie entfernt, extraoral apikotomiert und retrograd endodontisch nach der Retropost®-Methode (Titanstift) behandelt. Die getrocknete Wurzeloberfläche und die Alveole wurden mit Schmelzmatrixproteinlösung (Emdogain®) touchiert und der Zahn in korrekter Höhe – nicht in Infraposition – replantiert und mit einer semirigiden Schienung für 14 Tage an den Nachbarzähnen fixiert. Ergebnisse Über den Beobachtungszeitraum von bis zu sechs Jahren (24 bis 68 Monate, Mittelwert 54 52,3 Monate) zeigten sieben der 16 behandelten Zähne keine erneute Ankylose. Ein Zahn ging bei einer erneuten Verletzung verloren. Acht Zähne mussten wegen erneuter Ankylose nach durchschnittlich 12 Monaten (Bandbreite 4 bis 26 Monate) entfernt werden. Schlussfolgerung Die Autoren konnten in der beschriebenen Gruppe bei sieben Zähnen eine erneute Ankylose vermeiden. Sechs dieser Zähne hatten präoperativ allerdings nur geringe ankylotische Wurzeloberflächen und positive Werte im Periotest® gezeigt, es handelte sich also um leichtere Fälle. Schwerere Fälle (größere Ankylosebereiche, negativer Periotest®-Wert) hatten ein schlechteres Outcome. In diesen Fällen trat allerdings die erneute Ankylose später auf, als nach den Ergebnissen anderer Untersuchungen zu erwarten gewesen wäre. Weil keine Vergleichsgruppe existierte, betonen die Autoren, den Effekt der Emdogain®-Applikation nicht isoliert bewerten zu können. Sie sind aber der Meinung, dass das beschriebene Konzept eine Möglichkeit darstellt, Zähne mit kleineren ankylotischen Arealen zu behandeln. Diskussion Die vorliegende Untersuchung ist eine Fallbeobachtungsstudie über einen Zeitraum von sechs Jahren. Zur Untersuchung der Effekte der Emdogain®-Anwendung wäre eine Neuauflage der Studie mit einer Kontrollgruppe zu fordern, um einen eventuellen Nutzen belegen zu können. Aufgrund der Inhomogenität der Behandlungsfälle und der geringen Fallzahlen der Studie wären weitere Untersuchungen mit definierten Untergruppen wünschenswert. Yorck Zebuhr, Oralchirurg, Zolling Literatur: Filippi, A.; Pohl, Y.; von Arx, T.: Dental Traumatology, 2006 BZB/Oktober/06