Abschlussbericht Praktikum im Rahmen des PROMOS‐Stipendiums

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Abschlussbericht Praktikum im Rahmen des PROMOS‐Stipendiums an der LMU München Praktikumsort: Labor Professor Wolf‐Dietrich Heyer Section Microbiology University of California, Davis (USA) Zeitraum: 1.07.2011 – 21.12.2011 Bereits im Sommer 2010, also ein Jahr vor dem Beginn meiner Zeit in Davis habe ich mich nach einem geeigneten Ort für die Anfertigung meiner Masterarbeit umgeschaut. Für mein Studium ist es obligatorisch, eine praktische Forschungsarbeit über einen Zeitraum von 6 Monaten zu absolvieren, wobei sowohl das Forschungsgebiet als auch die Institution frei wählbar sind. Diese praktische Erfahrung soll dem Studenten helfen, selbstständiges, wissenschaftliches Arbeiten zu erlernen und sich so für den Titel Master of Science zu qualifizieren. Da ich während meines Studiums nicht im Ausland war, beschloss ich, eine Institution in einem englischsprachigen Land zu finden. Zunächst musste ich mich für ein Forschungsgebiet entscheiden, wobei mir schnell klar wurde, dass ich gerne auf dem Gebiet der DNA Reparatur arbeiten wollte, da ich mich für dieses Thema schon in den Vorlesungen besonders interessiert hatte. Ausgehend davon begann ich meine Suche nach geeigneten Laboren, indem ich zunächst nach aktuellen wissenschaftlichen Publikationen recherchierte. Ausgehend von den Artikeln, die mir besonders interessant erschienen, besuchte ich die jeweiligen Internetseiten der Autoren, wobei ich mich auf Labore in den USA und Großbritannien beschränkte. Auf den Webseiten konnte ich mich weiter über die Forschung der Arbeitsgruppen informieren und ich entschied mich bei einigen, eine E‐Mail an den Arbeitsgruppenleiter zu schreiben. In dieser schilderte ich kurz meinen bisherigen Werdegang und mein Vorhaben, für sechs Monate eine praktische Forschungsarbeit durchführen zu wollen. Gleichzeitig drückte ich mein Interesse aus, in eben dieser Arbeitsgruppe forschen zu wollen. Leider bekam ich, verglichen mit der Anzahl der angeschriebenen Personen, relativ wenige Antworten. Einer der Professoren war Wolf‐Dietrich Heyer von der UC Davis, der im Department Microbiology eine Forschungsgruppe leitet, die sich mit dem Thema DNA Reparatur durch Homologe Rekombination nach DNA Doppelstrangbrüchen beschäftigt. Die Forscher um Professor Heyer haben in den letzten Jahren einige hochangesehene Publikationen veröffentlichen können und sind auf diesem Forschungsgebiet unter Experten weltweit bekannt. Professor Heyer war gleich interessiert und bat mich um Lebenslauf und Referenzschreiben von Arbeitsgruppen, in denen ich zuvor schon im Labor gearbeitet hatte. Offensichtlich gefielen ihm diese Dokumente so gut, dass er mich kurz darauf um ein Telefoninterview bat. Auf diesem Wege besprachen wir mögliche Forschungsprojekte und weitere Details über einen möglichen Aufenthalt in Davis. Schnell wurden wir uns einig und ich begann mich Anfang Dezember um alle bürokratischen Details zu kümmern. Für einen Studenten der Biochemie ist es wichtig, möglichst früh viel Arbeitserfahrung im Labor zu sammeln, da selbstständiges und sorgfältiges Arbeiten eine wichtige Voraussetzung für gute Ergebnisse bei Experimenten sind. Hierzu gehört die Planung und Vorbereitung der Versuche, die praktische Arbeit an der Laborbank und natürlich auch die Auswertung der Ergebnisse. Zudem ist ein gewisses wissenschaftliches Verständnis vonnöten, um in der Lage zu sein, eigene Hypothesen aufzustellen und diese durch Experimente bestätigen oder ablehnen zu können. Da ich bisher nur für kurze Zeiträume im Rahmen von Praktika im Labor gearbeitet hatte, wollte ich die sechs Monate nutzen, noch selbstständiger zu werden und mich so auf eine mögliche Karriere als Wissenschaftler vorzubereiten. Zudem war meine Erwartung, noch tiefer in das Forschungsgebiet eintauchen zu können und dadurch auch selber Fragen adressieren zu können. Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Meine Betreuerin hatte zwar immer ein offenes Ohr für Fragen und Probleme meinerseits, andererseits ließ sie mir sehr viel Raum um eigenständig Probleme zu lösen und Ideen zu entwickeln. Meine anfängliche Unsicherheit hat sich über die Zeit in Vertrauen in mich selbst und meine Fähigkeiten als Wissenschaftler zu arbeiten, gewandelt. Aufgrund unserer wöchentlichen Meetings und Vorträge, bin ich inzwischen auf unserem Forschungsgebiet viel mehr bewandert, kann Expertengesprächen folgen und zu Diskussionen beitragen. Mit der Arbeit an meinen Projekten wurde ich nicht „nur“ als Praktikant gehandelt sondern konnte zum Fortschritt der Forschung im Labor beitragen. Auch dieser Umstand führte dazu, dass ich auch in Zukunft auf diesem Gebiet weiterarbeiten möchte und ich mich somit leichter für einen Berufsweg entscheiden werden kann. In Vorbereitung auf das Praktikum absolvierte ich den DAAD Sprachtest wodurch ich auch bestätigt bekam, dass meine Sprachkenntnisse ausreichend sind, um in den USA zu leben und zu arbeiten. Zudem verfasste ich zwei Research Proposals um mich auf meine Projekte vorzubereiten. Somit startete ich nicht bei null, sondern hatte schon einen gewissen Wissenshintergrund. Kulturell habe ich mich natürlich durch das Lesen von Reiseführern vorbereitet, wobei die Erfahrung zeigt, dass man jedes Vorurteil durch eigenes Erleben bestätigen oder aufheben kann. Von Anfang an bekam ich meine eigenen zwei Projekte zugewiesen. Diese sind Teil der Forschung meiner Betreuerin und tragen also aktiv zum Fortschritt der Arbeitsgruppe bei. Zum einen beschäftigte ich mich mit den Mediatorproteinen Rad55‐Rad57 in der homologen Rekombination im Modellorganismus Hefe, zum anderen mit dem humanen Tumorsuppressorprotein BRCA2. Bei diesen Proteinen ist die Funktionsweise in der Interaktion mit dem zentralen Reparaturprotein Rad51 nicht vollständig aufgeklärt und verstanden. Meine und die Arbeit meiner Betreuerin zielt also darauf ab, noch mehr Einsicht in die biochemische Funktion der Proteine zu gewinnen. Hierfür ist es zunächst vonnöten, durch Methoden der molekularen Genetik die Gene in Vektoren einzubringen und zu modifizieren. In der ersten Zeit beschäftigte ich mich also mit der Klonierung von Genen, wobei ich molekularbiologische Techniken anwandte. Nach der Klonierung war es vonnöten mit Hilfe von biochemischen Techniken die Proteine zu produzieren und zu isolieren. Darauffolgend werden biochemische Experimente zusammen mit den Proteinen und Einzelstrang‐DNA durchgeführt, um die Funktion der Proteine weiter zu erforschen. Zusätzlich zu der praktischen Durchführung der Experimente war es auch meine Aufgabe, diese im Voraus zu planen und im Nachhinein zu analysieren. Meine Betreuerin leistete Hilfestellung bei Fragen oder zeigte mir vorher unbekannte Techniken. Meine im Studium angeeignete Laborerfahrung half mir, mich schnell selbst im Labor zurechtzufinden. Einige der während Praktika erlernten Techniken waren mir bereits vertraut und mussten mir nicht gezeigt werden. Mein theoretischer Wissensstand half mir ebenfalls, wissenschaftlich zu arbeiten und Fragen zu stellen. Ohne mein vorhergehendes Studium wäre es mir sicher nicht möglich gewesen, so schnell selbstständig zu arbeiten und Zusammenhänge zu verstehen. Da ich meine Experimente selbst plante und durchführte, konnte ich arbeiten so viel und wann ich wollte. Zudem ist es im Labor oft der Fall, dass lange Inkubationszeiten nötig sind, wodurch lange Arbeitstage zur Routine werden. Bezüglich der Menge der Arbeit war ich in jedem Fall ausgelastet, wobei auch meine Wissensgier dazu beitrug, dass ich oft bis abends im Labor stand. Da beim wissenschaftlichen Arbeiten Versuche oft nicht das gewünschte Ergebnis zeigen oder auch manchmal nicht funktionieren, muss man viele Dinge wiederholen und kann dem vorher aufgestellten Zeitplan nicht mehr folgen. Da meine Zeit von sechs Monaten verhältnismäßig kurz war, wollte ich so viele Ergebnisse wie möglich erzielen und war deshalb immer ausgelastet. Durch die tägliche Arbeit im Labor habe ich einige neue Techniken gelernt, die ich vorher noch nicht kannte. Meist zeigte mir meine Betreuerin die praktische Ausführung und ließ mich dann unter ihrer Aufsicht die Experimente selbst durchführen. So konnte ich mir durch „learning by doing“ Techniken aneignen ohne die erfolgreiche Durchführung des Experiments aufgrund von Anfängerfehlern zu gefährden. Meistens ist bei solchen Versuchen nur ein bestimmtes Feingefühl und vor allem Konzentration wichtig. Zusätzlich habe ich gelernt, wie man seine Fortschritte am besten und möglichst verständlich für alle Zuhörer in einer Bildschirmpräsentation vorstellt und so sein Wissen vermitteln kann. Auch meine Fähigkeit, wissenschaftlichen Diskussionen aktiv beizuwohnen hat sich deutlich verbessert. Trotz vieler Rückschläge und Frustration, die leider beim wissenschaftlichen Arbeiten nicht zu vermeiden sind, bin ich doch jeden Tag gern zur Arbeit gegangen. Ich war nie gelangweilt oder fühlte mich fehl am Platz. Durch das Praktikum wurde mir nochmal klar, wie viel Spaß mir die Arbeit im Labor macht und dass ich mir vorstellen kann, diesen Beruf auch in Zukunft auszuüben. Bis auf wissenschaftliche Probleme bezüglich nichtfunktionierender Experimente hatte ich keine größeren Schwierigkeiten während meines Praktikums. Alle meine Kollegen waren immer sehr nett und hilfsbereit, es gab nie Kontroversen oder größere Unstimmigkeiten. Durch das sehr lockere und freundliche Klima war es möglich innerhalb des Labors Freundschaften aufzubauen, die mich persönlich bereichert haben. Zudem konnte ich Kontakte aufbauen, die mir in der Zukunft sicherlich weiterhelfen werden. Sei es für mögliche Berufsaussichten oder auch nur zu wissen, dass man an einem Ort Menschen kennt, die man immer wieder aufsuchen kann. So war es möglich, eine Basis im Ausland aufzubauen, an die ich wieder zurückkehren kann. Da ich beschlossen hatte, in einer Wohngemeinschaft zu wohnen, hatte ich auch Kontakt zu anderen Einheimischen, die nichts mit meiner Arbeit im Labor zu tun hatten. Das Wohnen und der sprachliche Austausch mit jungen amerikanischen Studenten gaben mir einen Einblick in den Alltag dieser Menschen in einer typischen amerikanischen Collegestadt. Über das Internet ist es heutzutage sehr einfach, Wohngemeinschaften zu finden. In den meisten größeren Städten kann man über die Domain www.craigslist.com adäquate und bezahlbare Wohnmöglichkeiten finden. Zudem konnte ich das Land kennenlernen, indem ich an Wochenenden oft verreiste. Dadurch konnte ich auch in Kontakt mit anderen Menschen treten und viel über Mentalität und Lebensweise in den USA lernen, was meinen persönlichen Horizont erweiterte. Dies würde ich auch jedem zukünftigen Praktikanten oder Studenten empfehlen. Nur durch Reisen oder Freizeitaktivtäten abseits der täglichen Arbeit erfährt man mehr über das Land, die Menschen und auch die Kultur. Ich würde immer empfehlen, in Wohngemeinschaften zu wohnen, auch wie dies eine günstige Alternative zum Alleine wohnen darstellt. Durch Teilnahme an diversen Sportkursen und dem Besuch von kulturellen Ereignissen wie Konzerte trifft man auf viele andere Menschen und fühlt sich sehr bald heimisch. In den letzten sechs Monaten habe ich viele neue Menschen kennengelernt, wovon einige Freunde geworden sind, die mir trotz der weiten Entfernung erhalten bleiben werden. In Zukunft werde ich sicher öfters in die USA reisen, sei es um Freunde zu besuchen oder auch nur das Land zu bereisen, welches mir vor meinem Aufenthalt immer als beinah unerreichbar vorkam. Meine Neugier noch mehr kennenzulernen wurde geweckt und ich plane schon jetzt, weitere Bundesstaaten zu besuchen. Ich könnte mir auch immer wieder vorstellen, für einige Zeit dort zu wohnen, auch wenn man als junger Europäer viele Unterschiede feststellen kann. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten bietet im Grunde wirklich alles was man sich vorstellen kann. Alles kann man kaufen und das Leben wird einem so angenehm wie möglich gemacht. Auf der anderen Seite hatte ich oft das Gefühl, dass die Menschen weniger frei denken oder handeln ohne sich selbst darüber bewusst zu sein. Das Leben wird durch viele Restriktionen und Vorgaben eingeschränkt oder besser gesagt, auf Bahnen gelenkt, die die Einwohner selten verlassen. Sicherlich gibt es viele Abweichler und Andersdenker, aber oft hatte ich das Gefühl, vieles wird ohne Beanstandung hingenommen. Auf der anderen Seite ist die Freundlichkeit der meisten Menschen wirklich beachtlich, auch wenn man manchmal zwischen echter Freundschaft und „nur“ Höflichkeit nur schwer zu unterscheiden vermag. Dennoch machen einem die positiven Aspekte einer durch und durch Dienstleistungsgesellschaft das Leben sehr einfach und angenehm. Die Gesellschaft ist deutlich geprägt durch die amerikanischen Werte und vielen Menschen merkt man an, dass sie großes Vertrauen in ihr Land haben und wirklich stolz sind. Andererseits macht sich das auch oft in der Ignoranz für den Rest der Welt bemerkbar, es gibt viele Vorurteile zum Beispiel über Europa oder auch den Rest der Welt. Dennoch ist die das scheinbar selbstverständliche Zusammenleben viele ethnischer Kulturen sehr erfreulich und beachtlich. Dadurch kann man nicht nur die amerikanische, sondern auch viele andere Kulturen der ganzen Welt ein wenig besser kennenlernen. Leider macht sich die gebeutelte amerikanische Wirtschaft vor allem in größeren Städten sehr stark bemerkbar. Arbeitslosigkeit und Leerstand sind ein großes Thema und in diesem Jahr konnte man überall Demonstrationen gegen das Finanzsystem miterleben. Dennoch ist es erstaunlich, dass die meisten Menschen immer noch auf Kredite vertrauen und immer nur die Kreditkarte hingehalten wird. Vermutlich wird sich das auch in Zukunft nicht ändern. Durch meinen Austausch mit vielen Menschen und der täglichen Arbeit im Labor kann ich mich inzwischen ohne Probleme auf Englisch unterhalten. Auch schriftlicher Austausch ist kein Problem, wobei natürlich manchmal das Wörterbuch seinen Beitrag leisten muss. Vor allem auch die persönlichen Hemmungen, sich auf einer Fremdsprache zu unterhalten konnte ich ganz abbauen. So kann ich mir auch in Zukunft vorstellen, in einem anderen Land zu arbeiten und zu leben. Auf Grund der vielen positiven Erfahrungen und meinem Fortschritt in der Arbeit konnte ich mir ein klareres Bild von meiner beruflichen Zukunft machen. Mein Professor hat mir geholfen, einige interessante Möglichkeiten für eine PhD Position nach meinem Masterstudium aufzutun. Da mein Interesse für die Forschung nur größer geworden ist, hat mich dieser Aufenthalt nur in der Entscheidung, mit einer PhD Position den Doktorgrad zu erwerben, bestärkt. Die Arbeitsgruppe um Professor Heyer würde ich jedem, der Interesse an diesem Forschungsbereich hat, nur wärmstens empfehlen. Die Arbeitsatmosphäre war immer durchweg positiv und die Arbeit hat immer Spaß gemacht. Das Labor ist technisch gut ausgestattet und verfügt über Möglichkeiten, viele verschiedene Arten von Techniken anzuwenden. Selbstverständlich hängt eine mögliche Aufnahme immer von Kapazitäten und finanziellen Mitteln ab. Von der Zusammenarbeit mit Student und Arbeitsmarkt war ich durchweg zufrieden. Freundliche und schnelle Kommunikation sowie Hilfsbereitschaft haben den bürokratischen Aufwand so klein wie möglich gehalten. Die mir zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel haben mir sehr geholfen bzw. mir den Aufenthalt erst ermöglicht. Die Erfahrung des Auslandspraktikums möchte ich nicht missen und kann sie nur jedem Interessierten ans Herz legen. 
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