1 Beispiel 4 (Einige Karikaturen zur Rolle der Stichproben) Beispiel 4 (aus Newsweek, October 21, 1996, p. 13.) 2 Beispiel 4’ aus der Süddeutschen Zeitung vom 6.2.2000: Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) misst die Einschaltquoten im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF), das sind vor allem die TV-Sender. Sie weiß zwar nicht, was die rund 80 Millionen Menschen in Deutschland gesehen haben, aber sie weiß, sekundengenau, was rund 13.000 von ihr ausgewählte Menschen in 5640 Haushalten gesehen haben. Bei denen steht ein Gerät, das registriert, welches Programm eingeschaltet ist. Jeder Bewohner meldet sich mit Knopfdruck an, wenn er zusieht, und ab, wenn er den Raum verlässt. Sollte er jedenfalls. Tut er aber nicht immer. Oder warum sonst kennt man persönlich niemanden, der in der Werbepausen nicht zum Klo geht oder umschaltet, aber die GfK-Zahlen sinken nur um rund 20 Prozent? Gemach, sagt Michael Darkow, Chef-Fernsehforscher der GfK. Ja, sagt er, die Menschen vergessen, sich abzumelden, aber sie vergessen auch, sich anzumelden, das gleicht sich aus. Außerdem sind 20 Prozent ein Mittelwert. Sie entstehen, wenn ein Fünftel der Leute den kompletten Werbeblock verpasst und der Rest komplett zusieht. Aber auch, wenn alle für 20 Prozent der Zeit umschalten oder rausgehen. Statistik. Um zu prüfen, ob die Zahlen stimmen, überrascht die GfK ihre Versuchskaninchen mit Kontrollanrufen, fragt, was sie gerade machen und vergleicht das später. Andere Umfrageinstitute fragen andere Leute nach ihrem TV-Konsum. Die Ergebnisse wichen kaum voneinander ab, sagt Darkow. Um zu wissen, wie viel Möhren in einer Gemüsesuppe sind, muss man auch nicht den ganzen Topf leeressen. Es reicht, den Inhalt eines Löffels zu untersuchen – jedenfalls, wenn man vorher gut umgerührt hat. Eine gewisse Größe sollte der Löffel schon haben, sonst erwischt man leicht eine karottenfreie Zone. Aber ab einer bestimmten Löffelgröße entspricht der Anteil der Karottenpartikel im Löffel einigermaßen dem im ganzen Topf. Absolute Sicherheit gibt es nicht. Immer wieder wird man eine untypische Portion mit zu viel Wurst erwischen. Die Statistiker können nur errechnen, wie wahrscheinlich es ist, dass das vorkommt. Die amerikanischen Meinungsforscher von Nielsen benutzen für all das ein interessantes Wort: „Schätzung“. In der Tat: Die GfK schätzt die Zuschauerzahlen. Weil sie das auf wissenschaftlicher Grundlage tut, kann man auch „Hochrechnung“ sagen. Das Wort „Quote“ aber ist so gefährlich schön, weil es eine absolute Wahrheit vorgaukelt. Die GfK-Zahlen sagen nicht, was alle Menschen in Deutschland sehen. Nicht EU-Ausländer, die hier leben, erfasst sie nicht, auch keine Türken. Weil es methodisch schwierig ist und weil die Mehrzahl der Sender und Werbungtreibenden es nicht will. Was die Menschen sehen, wenn sie nicht zuhause sind, sondern bei Freunden, im Hotel oder in Büros, erfasst die GfK auch nicht. Das wurmt Sender wie n-tv kollossal, die viele Zuschauer außerhalb der Privatwohnung vermuten, in Hotels und Büros. … Ende Auszug SZ 6.2.2000 3 Beispiel 4’’ (Die Grundidee einer Vollerhebung am Beispiel einer Befragung aller, d.h. der Grundgesamtheit) Der Unterschied von Vollerhebung und Stichprobe (Teilerhebung) wird durch folgendes absurdes Beispiel illustriert. Zu der Frage, wer der unbekannte Spender einer bestimmten Geldsumme sei, erhielt der Autor folgende e-mail: Beginn der E-mail: Subject: Mitleid mit Don Kohleone? (fwd) Date: Mon, 28 Feb 2000 09:26:35 +0100 (NFT) From: Frank Zimmermann <[email protected]> To: [email protected] CC: [email protected] Habt Mitleid! Liebe Bundesbürger(innen), liebe potenzielle Spender(innen), lasst uns alle unserem verdienten Kanzler der Einheit dieses unseres Landes helfen, sein Ehrenwort zu halten. Dr. Helmut Kohl kann nicht die Namen der Spender nennen, die ihm die paar Millionen DM gegeben haben, weil er ihnen sein Ehrenwort gab, und Ehre steht ja über Gesetz, wie jeder Ganove weiß. Wenn wir deshalb alle diejenigen ausfindig machen, die Dr. Helmut Kohl NICHT drei Millionen DM gegeben haben, bleiben nur noch die Spender übrig. Die Schurken sind gestellt, und Dr. Helmut Kohl hat sein Ehrenwort gehalten. So einfach ist das. Die Nicht-Geständnisse werden praktischerweise in der Bundestagsfraktion der CDU/CSU gesammelt und ausgewertet. Um eine möglichst große Verbreitung zu erreichen, muß diese e-mail daher an so viele Freunde und Bekannte wie möglich weitergegeben werden, wobei der untere Abschnitt wahlweise an die Bundestagsfraktion der CDU/CSU ([email protected]) oder an Noch-Chefaufklärer Schäuble ([email protected]) geschickt werden. ------------------------------------------------------------------Ich erkläre mit elektronischem Ehrenwort hiermit, dass ich NICHT drei Millionen DM in bar dem Ex-Kanzler, Ex-Vorsitzenden der CDU, Ex-Ehrenvorsitzenden der CDU Dr. Helmut Kohl gegeben habe. ______________________________ (hier eigenen Namen einsetzen)” Ende der E-mail Sofern jeder der in Frage kommenden Spender diese Post erhält und beantwortet, ist eine solche Befragung eine Vollerhebung. Die Vor- und Nachteile einer Vollerhebung sind gerade mit diesem absurden Beipiel offensichtlich.