Z 8398 C Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in Deutschland Bonn, den 6. März 1980 Politik ohne Illusionen Der Frieden ist nicht sicherer geworden, wie es die SPD/FDP-Koalition jahrelang behauptet hat. Jetzt geht es darum, die Konsequenzen zu ziehen. Helmut Kohl und Franz Josef Strauß haben in der großen außenpolitischen Debatte des Bundestages den Weg gezeigt. M In den nächsten Wochen geht es darum, unserer Bevölkerung klarzumachen, wo die entscheidenden Unterschiede zwischen der bisherigen falsch verstandenen Entspannungspolitik der Regierung Schmidt, die das Problembewußtsein durch schöngefärbte, illusionäre Darstellung der Zusammenhänge zerstört hat, und einer realistischen Entspannungspolitik liegen, wie sie von der Union seit Jahr und Tag gefordert wird. fc Wenn jetzt von Opfern gesprochen wird, die wir n ach der sowjetischen Aggression in Afghanistan % unsere Sicherheit und damit für den Frieden in der Welt leisten müssen, dann ist die Union bereit, dabei Mitverantwortung zu übernehmen. Aber Gemeinsamkeit zwischen Regierung und Opposition kann sich nicht darin erschöpfen, daß Wir über die Opfer reden, bereit sind, Opfer zu bringen, während zur gleichen Zeit SPD und FDP Wahlgeschenke verteilen. fc Der deutsche Beitrag für Frieden, Freiheit und Sicherheit darf nicht über das süße Gift des Schul(Weiter auf Seite 2) • BUNDESTAG Auszüge aus den Reden von Helmut Kohl und Franz Josef Strauß in der außenpolitischen Debatte Seite 5 • KOALITION Jusos gegen WahlkampfSeite 9 abkommen • PROZESSKOSTEN Mit dem Unionsentwurf wurde das Gesetz erheblich verbessert Seite 11 • LANDWIRTSCHAFT Alternative der CDU/CSU zum Regierungsentwurf Seite 12 • ARGUMENTE Leidensweg Steuerpolitik Seite 13 • SPORT Gute Gründe für OlympiaBoykott / Antwort von Helmut Kohl an den Vorsitzenden des Beirates der Aktiven Im Bundesausschuß für Leistungssport des DSB Seite 15 • DOKUMENTATION Recht sichert die Freiheit / Karlsruher Erklärung zur Rechtspolitik der Union Grüner Teil UiD 9 • 6. März 1980 • Seite 2 INFORMATION CDU und DAG einig: Rückkehr zur bruttolohnbezogenen Rente Zu einem Spitzengespräch über aktuelle, wirtschafts- und gesellschaftspolitische Fragen trafen auf Einladung der CDU der Bundesvorstand der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) und das Präsidium der CDU Deutschlands im Konrad-AdenauerHaus zusammen. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die sozialpolitischen und steuerpolitischen Erfordernisse der 80er Jahre. CDU und DAG sprachen sich übereinstimmend für die Rückkehr zur bruttolohnbezogenen dynamischen Rente aus, die leistungsbezogen ist und vor staatlicher Willkür schützt. Übereinstimmung bestand auch in der Forderung nach einer ausreichenden Berücksichtigung der Zeiten der Kindererziehung im Rahmen der 84er Reform und in der Ablehnung einer Mindestrente mit Bedürftigkeitsprüfung. Ausführlich diskutierten die Gesprächspartner die notwendigen steuerpolitischen Maßnahmen. Fragen der Vermögensbildung, der Betriebsverfassung und der Ladenschlußgesetzgebung wa- i ren weitere Themen. Beide Seiten sind sich darin einig, daß keine Veranlassung besteht, die geltende Regelung des Ladenschlußgesetzes zu verändern, i Ehescheidungsrecht noch unvollkommen Zu den Entscheidungen des Bundesver- I fassungsgerichts im Ehescheidungsrecht und zum Versorgungsausgleich erklärte der Vorsitzende des innen- und rechtspolitischen Arbeitskreises der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Benno Erhard, die Karlsruher Entscheidungen hätten leider nur in wenigen, aber wichtigen Fragen des neuen Scheidungsund Scheidungsfolgenrechts zu einer verfassungsrechtlichen Klarstellung ge- ' führt. Schon hierbei sei deutlich geworden, daß namentlich beim Versorgungsausgleich in einigen Einzelpunkten ergänzende gesetzgeberische Regelungen unausweichlich seien. Es bleibe abzuwarten, ob nach den anhängigen, jetzt noch nicht entschiedenen Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht . weitere zusätzliche Änderungen verfassungsrechtlich geboten seien. Es sei zu hoffen, daß das Bundesverfassungsgericht über die noch anhängigen Fragen möglichst bald entscheidet. Köpplers Kernmannschaft Fortsetzung von Seite 1 denmachens geschehen, d. h. die Union ist nicht dazu bereit, die höheren Ausgaben mit einer abermaligen Aufstokkung des Schuldenberges zu finanzieren und damit die Stabilität unserer Währung zu gefährden. (Ausführliche Auszüge aus den Reden von Helmut Kohl und Franz Josef Strauß auf den Seiten 5 bis 8 dieser Ausgabe.) Mit einer sechsköpfigen „Kernmannschaft" zieht die nordrhein-westfälische CDU in den Landtagswahlkampf. Neben dem Ministerpräsidenten-Kandidaten Heinrich Köppler, unter dessen Führung die CDU in den 70er Jahren wieder zur wählerstärksten politischen Kraft im größten Bundesland wurde, und Kurt H. Biedenkopf, der sich bereit erklärt hat, das Wirtschaftsministerium zu übernehmen, gehören dem Füh- UiD 9 • 6. März 1980 • Seite 3 rungsteam die erfahrenen Abgeordneten Konrad Grundmann, Theodor Schwefer, Hans-Ulrich Klose und Wolf9ang Brüggemann an. Auf der Listenkonferenz der CDU NRW am 23. Februar in Essen erhielt das Spitzensextett das einmütige Vertrauen der 120 rheinischen und westfälischen Delegierten, y. Heinrich Köppler zeigte sich vor den Delegierten der CDU zuversichtlich, Jaß die Wahl am 11. Mai die politische Wende in Düsseldorf bringen werde. ..Wenn wir noch einen Prozentpunkt im Wahlkampf zulegen, ist uns die absolute Mehrheit der Mandate im neuen Landtag sicher!" Der vorsichtige Optimismus der Union an Rhein und Ruhr hat eine solide Basis. Auch nach 15monatiger Amtszeit ist es SPD-Ministerpräsident Johannes Rau noch nicht gelungen, die Bekanntheits- und BeliebtheitsWerte der CDU-Spitzenkandidaten zu erreichen. Im Regierungslager von SPD u nd FDP wird immer noch fieberhaft (und vergeblich) nach dem „Amtsbonus" des Kühn-Nachfolgers gefahndet... Weiter Volksfrontpolitik an den Hochschulen ftund 110 000 Studenten haben sich in d en letzten Wochen an den Wahlen zu lr >ren Vertretungsorganen beteiligt. Vor allem an nordrhein-westfälischen und n iedersächsischen Hochschulen wurden neue Studentenparlamente gewählt. Dabei entfielen auf die einzelnen Studentengruppen folgende Stimmanteile: *CDS J USOS Gemäßigte Unabhängige Sozialistische Basisgruppen 21,8% 18,0% 13,8 % 9,6 % Sozialistischer Hochschulbund (SHB) MSB-Spartakus Sozialliberaler Hochschulverband (SLH) Liberaler Hochschulverband (LHV) Unorganisierte Linke „Gewerkschaftliche Orientierung" (MSB-nah) GRÜNE Volksfrontlisten (JUSOS mit DKP) K-Gruppen (maoistisch) R F S (rechts-außen) 9,0 % 7,4 % 4,7 % 4,5 % 2,8% 2,6% 2,5% 1,6% 1,0% 0,7 % Besonders ins Auge fällt, daß es den orthodoxen Kommunisten gelungen ist, wieder einige Quoten gutzumachen, stellte Stephan Eisel, Bundesvorsitzender des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) fest. Dies ist eine Folge der Volksfrontpolitik der Jungsozialisten, die zwar mit den DKPGruppen MSB und SHB Koalitionen eingehen, mit dem RCDS aber jede Zusammenarbeit ablehnen. Auffällig ist auch die Stärkung der Position des Sozialistischen Hochschulbundes (SHB), der — einst von der SPD gegründet — an den Hochschulen die Politik der DKP betreibt. Obwohl von der Bundesregierung als verfassungsfeindlich eingestuft, gelingt es dem SHB immer wieder, die mehr oder weniger stillschweigende Unterstützung der SPD und ihrer Untergliederungen zu erhalten. Bundesjugendring bei der CDU Zu einem Gespräch über aktuelle und grundsätzliche jugendpolitische Fragen kamen im Konrad-Adenauer-Haus in UiD 9 • 6. März 1980 • Seite 4 Bonn der Vorstand des Deutschen Bundesjugendrings unter der Leitung seines Vorsitzenden Josef Hoberg und Generalsekretär Heiner Geißler zusammen. Im einzelnen diskutierten die Teilnehmer über die Reform des Jugendhilferechts, über die Bildungsplanung und die Förderung der Jugendarbeit auf Bundesebene. der Polizei überprüfen und auswerten zu lassen? 2. Was wird die Bundesregierung aufgrund der Feststellung der Gewerkschaft ÖTV, die Fehlerquote beim Alcotest liege bei 40% und das Verfahren reiche zum Führerscheinentzug nicht aus, unternehmen? Für die CDU betonte Heiner Geißler, es müsse sichergestellt sein, daß das Jugendhilfegesetz Subsidiarität und Elternrecht gewährleiste. Die Vertreter des Bundesjugendringes unterstrichen nachdrücklich, daß durch das Jugendhilfegesetz ein partnerschaftliches Zusammenwirken zwischen freien und öffentlichen Trägern im Sinne der Gleichrangigkeit gewährleistet werden sollte. Die vom ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten Kühn gewünschte Einbürgerung von Ausländerkindern „per Postkarte" hat bei den unionsregierten Bundesländern wenig Gegenliebe gefunden. Nordrhein-Westfalen, das sich die Anregung durch einen Gesetzesentwurf im Bundesrat zu eigen gemacht hatte, fand jetzt im Innenausschuß des Bundesrates nur die SPD-regierten Bundesländer auf seiner Seite. Der Gesetzentwurf hätte vom Bundesrat angenommen werden müssen. Dann erst hätte der Bundestag entscheiden können. Die Jugendvertreter wiesen ferner darauf hin, daß die Zuwachsraten für die allgemeine Förderung der Jugendarbeit aus dem Bundesjugendplan in den letzten Jahren zu gering gewesen seien. Der CDU-Generalsekretär sagte dem Bundesjugendring Unterstützung bei der Durchsetzung dieses Anliegens zu. Klarheit für Kraftfahrer Zu Pressemeldungen über skandalöse Fehlerquoten beim Alcotest der Polizei erklärt der verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU, Dieter Schulte, beim Alcotest für Kraftfahrer durch die Polizei liege eine unzumutbare Beweisunsicherheit, zumal an Ort und Stelle der Führerschein sofort einbehalten werde. Hier müsse im Interesse der Autofahrer schleunigst Klarheit geschaffen werden. Die CDU/CSU richtet folgende Fragen an die Bundesregierung, die in der kommenden Woche im Bundestag von ihr zu beantworten sind: 1. Was hat die Bundesregierung bisher getan, um mögliche Fehlerquoten beim Alcotest Nicht „per Postkarte" Erhöhung der Kilometerpauschale Für eine Erhöhung der Kilometerpauschale angesichts der gestiegenen und weiter steigenden Benzinpreise hat sich der Unionsabgeordnete Stutzer ausgesprochen. Er hielt es aus sozialen Gründen für nicht vertretbar, daß von den Berufspendlern, die „mit Sicherheit in ihrer Mehrzahl nicht zu den sozial Starken in unserer Gesellschaft gehören". Opfer verlangt werden, die über das normale Maß hinausgehen, ohne daß ihnen von seiten der Regierung geholfen werde. Die Bundesregierung habe eine Erhöhung der Pauschale sogar für den Fall abgelehnt, daß die Benzinpreise noch weitersteigen sollten. UiD 9 • 6. März 1980 • Seite 5 AUSSENPOLITISCHE DEBATTE Schmidts Unentschlossenheit schadete den deutschen Interessen In der außenpolitischen Debatte im Deutschen Bundestag sprach als erster Parlamentarier Helmut Kohl. Er warf dem Bundeskanzler vor, er sei dem eigenen Anspruch, Wonach der Westen mit einem abgestimmten Krisenmanagement auf die Ereignisse in Afghanistan reagieren müsse, nicht gerecht geworden. Statt dessen habe es unter den Europäern Mißtrauen und Irritationen gegeben. Weiter stellte Helmut Kohl fest: Muß sich der Bundeskanzler, wenn er sich in einer ruhigen Stunde Rechenschaft gibt, nicht selber eingestehen, daß die Politik, die er in diesen Wochen Mitgetragen hat, die Sowjetunion ermutigt hat? Mußte die sowjetische Führung nicht den Eindruck gewinnen, daß v iele Europäer bereit sind, Afghanistan zu vergessen, wenn die Sowjetunion nur eine irgendwie geartete neue Entspannungsgeste anbietet? Jeder von uns im Bundestag ist natürlich für Entspannung oder, wie Bundesa ußenminister Genscher neuerdings formuliert, für realistische Entspannung. F ür uns ging es immer um realistische Entspannung. Aber wir können doch nicht so tun, als sei die Welt im Februar "•980 noch die gleiche wie im Februar 1 979 — obwohl wir im Blick auf die sowjetische Rüstungspolitik die Bundesregierung schon damals auf diese Entwicklung hingewiesen haben. Ich gehe ein Stück weiter. Muß die Sowjetunion aus ihrer Erfahrung und ihrem Denken nicht einfach genügend Zeit verstreichen lassen, um so mit neuen westlichen Vorleistungen rechnen zu können, für die sie nur eine Gelegenheit erbringen muß, nämlich ihre Bereitschaft zu neuen Gesprächen? Hat sich der Bundeskanzler unter diesem Gesichtspunkt die Frage vorgelegt, welch hohen Preis wir für das weitere Hinauszögern von Entscheidungen und Gegenmaßnahmen einmal zahlen müssen? Hat er überlegt, was ein deutscher Olympiaboykott im Mai noch wert ist — im Vergleich zu dem Verlust an Vertrauen, an Verärgerung und Enttäuschung in weiten Teilen der amerikanischen Bevölkerung? Die Politik dieser Bundesregierung ist eine jämmerliche Antwort. Wir, die CDU/CSU, sind der Auffassung, daß eine solche Politik den deutschen Interessen schadet, daß sie unsere Sicherheit gefährdet, die Sowjetunion ermutigt und damit den Frieden gefährdet. Die Gespräche des Kanzlers in Washington bieten die Chance, die deutsch-amerikanische Freundschaft neu zu beleben, die westliche Allianz zu stärken — durch Maßnahmen und nicht durch Worte. Der Anfang muß hier im Bundestag erfolgen. Helmut Schmidt sollte dankbar sein, wenn ihm die stärkste politische Gruppierung in der Bundesrepublik Deutschland in dieser zen- UID 9 • 6. März 1980 • Seite 6 tralen Frage ihre Unterstützung anbietet. Wir erwarten von ihm eine überzeugende Aussage über das Gesamtkonzept seiner Politik, Klarheit über Ziele, die er gemeinsam mit den westlichen Bündnispartnern und vor allem mit den USA verfolgen will. Wir erwarten eine unmißverständliche Aussage über den Beitrag, den er im Rahmen der Arbeitsteilung im westlichen Bündnis zu leisten bereit ist. Ich sprach über die Diskussion zum Olympiaboykott und stelle mit Bedauern fest, daß nach der Debatte im Bundestag die Diskussion über die Frage der deutschen Haltung verwirrter sein wird als vorher. Wir verlangen eine Aussage über den deutschen Beitrag zur Verbesserung der Verteidigungsfähigkeit des westlichen Bündnisses und der Bundeswehr im besonderen und über den deutschen Anteil an steigenden Lasten, die die USA auch für unsere Sicherheit weltweit tragen müssen. Ich hätte schon begrüßt, wenn der Bundeskanzler uns auch ganz offen gesagt hätte, in welch eine Richtung wir etwa in wenigen Wochen beim Nachtragshaushalt Entwicklungen zu erwarten haben. Das, was beispielsweise Bundesfinanzminister Matthöfer dazu sagt, kann doch sicherlich nicht das letzte Wort der Bundesregierung sein. Wir erwarten und verlangen vom Bundeskanzler, daß in seinen Gesprächen mit dem amerikanischen Präsidenten verbindliche Zusagen für die Bereitschaft der Bundesrepublik getroffen werden, auch unsere Außenhandelspolitik in dem von ihm immer wieder beschriebenen Ziel zu überprüfen, um die Solidarität mit den USA auch in der Beschränkung des Exports strategisch wichtiger Güter und Waren mit beson- derem technischem Know-how unter Beweis zu stellen. Ein Teil dessen, was wir erwarten — dies will ich einräumen —, ist wenigstens andeutungsweise zu hören gewesen. Aber es genügt nicht. Wir erwarten ein klares Wort über den deutschen Beitrag zur politischen und wirtschaftlichen Stabilisierung im Nahen und Mittleren Osten und in anderen Regionen der Dritten Welt. Herr Bundeskanzler, jeder weiß, daß in Washington klare Erwartungen auf die Bundesrepublik Deutschland zukommen. Jeder weiß doch, daß wir für unsere Sicherheit und damit für den Frieden in der Welt höhere Lasten bringen müssen, höhere Opfer bringen müssen. Wir alle sprechen seit Wochen von den notwendigen Opfern, die auf uns, auf unsere Mitbürger zukommen. Wir — Franz Josef Strauß und ich — haben dem Kanzler im Gespräch und öffentlich wiederholt unsere Bereitschaft erklärt, dabei Mitverantwortung zu übernehmen. Aber Gemeinsamkeit zwischen Regierung und Opposition kann sich nicht darin erschöpfen, daß wir über die Opfer reden, bereit sind, Opfer zu bringen, während SPD und FDP Wahlgeschenke verteilen. Nach unserer Verfassung ist es die Aufgabe des Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland, die Richtlinien der Politik zu bestimmen, d. h. auch, uns und den Bürgern dieses Landes zu sagen, worauf es ankommt und was auf sie zukommt. Wann wird Helmut Schmidt dies endlich tun? Es liegt in unserem gemeinsamen Interesse und im Interesse aller Bürger der Bundesrepublik Deutschland, daß seine Gespräche mit dem amerikanischen Präsidenten erfolgreich verlaufen. Er muß in diesem Sinne handeln. Wir wünschen ihm und damit uns Erfolg. UiD 9 • 6. März 1980 • Seite 7 Die Folgen falsch verstandener Entspannungspolitik Franz Josef Strauß sagte in der Debatte u. a.: Natürlich steht die Rote Armee jetzt 500 km vom Indischen Ozean weg. Ein Teil ihrer Pazifikflotte ist von Wladiwostok in die jetzt wiederhergestellten amerikanischen Marinebasen in Südvietnam verlegt worden. Im Süden der arabischen Halbinsel finden heute beträchtliche militärische Vorgänge statt: Einige tausend Kubaner, einige tausend Soldaten der Nationalen Volksarmee, einige tausend Sowjetrussen in Südjemen. Dort fließt etwas anderes Zusammen, als zwei Haltungen zur Olympiade. Hier fließen nämlich zwei 9roße Krisenherde zusammen, der Krisenherd Ferner Osten und der Krisenherd Mittlerer Osten und Afrika. N'er ist zu berücksichtigen, daß unsere Militärische Sicherheit von unserer wirtschaftlichen Sicherheit nicht getrennt w erden kann. Sicherlich sind wir durch den Einmarsch der Russen in Afghanistan in unserer militärischen Sicherheit nicht akut bedroht. Das hat auch niemand behauptet. Trotzdem möchte ich tür uns hier nochmals festhalten, daß Entspannung geographisch unteilbar sein muß, auch wenn der Spannungs9rad in verschiedenen geographischen Legionen verschieden hoch sein mag. ^er Spannungsgrad im Mittleren Osten Um Iran herum ist natürlich wesentlich höher als der in Europa. Die Problematik der Entspannung ist aber geographisch unteilbar. Deshalb können wir u ns den Inhalt des Begriffes „Entspannungspolitik" auch nicht von der anderen Seite vorschreiben lassen. Der Ge- genstand der Entspannungspolitik darf nur das sein, was beide Seiten einvernehmlich festgelegt haben. Wir würden sicherlich den höchsten Orden für vorbildliche Entspannungspolitik bekommen, wenn wir z. B. aus der NATO austräten oder wenn wir unseren Grund und unseren Boden amerikanischen Truppen nicht mehr für die Verteidigung Europas zur Verfügung stellten. Das wäre in der Moskauer Propaganda sicherlich ein die Entspannung ungeheuer fördernder Akt. Dann ginge aber natürlich die Rechnung nicht mehr auf, daß Entspannung auch Sicherheit gewährleisten muß. Dazu kommt auch, daß Entspannung automatisch aufhört, wenn man einen Prozeß der politisch-psychologischen Selbstneutralisierung mit Abbau der moralischen und materiellen Verteidigungsbereitschaft einführte. Hierzu sage ich — und zwar nicht aus Gründen der Rechthaberei — dies: Was die Entspannungspolitik falsch verstandener Art leider angerichtet hat, ist die Zerstörung des Problembewußtseins durch schöngefärbte, rosarotillusionär malende Darstellung der Zusammenhänge aus den Reihen der Regierungsparteien und der Bundesregierungen der letzten zehn Jahre. Wie sehr man sich täuschen kann, will ich an folgendem verdeutlichen. Der Herr Bundesaußenminister hat im Oktober eine Rede vor einem großen Wirtschaftsverband gehalten. Er sagte: „Die zukünftige Entwicklung wird deshalb auch davon bestimmt sein, daß die Sowjetunion und die anderen osteuropäischen Staaten immer stärker in die weltwirtschaftliche Interdependenz hineingezogen werden. Deshalb werden sich auch die sozialistischen Länder auf lange Sicht der Einsicht nicht ver- UiD 9 • 6. März 1980 • Seite 8 schließen, daß eine auf stabile Verhältnisse gerichtete Entwicklung eher Vorteile bringt als expansive und in ihrer Substanz und Beständigkeit zweifelhafte Zugewinne in der Dritten Welt, die zunehmend noch mit hohen militärischen Kosten und mit politischen Risiken erkauft werden." Hier hat der Außenminister Genscher eine Bewertung der sowjetischen Politik vorgenommen, wie er sie gerne hätte, aber nicht so, wie sie in Wirklichkeit ist. Dieser sowjetischen Politik liegen nämlich andere Motive als etwa der Wunsch zugrunde, in die weltwirtschaftlichen Interdependenzen möglichst eng verflochten zu werden. Das Hauptmotiv ist vielmehr, möglichst viel machtpolitische Vorteile aus der Entspannung herauszuholen. In diesem Zusammenhang habe ich noch die Bitte, daß von seiten der Mitglieder der Bundesregierung auch einmal ein Wort gesagt wird, wie sie die zur Zeit in Mittelosteuropa und Südosteuropa ablaufenden militärischen Verlegungen beurteilen. Es gibt darüber doch eine Fülle von echten Erkenntnissen. Es spricht alles dafür, daß die Sowjetunion zumindest die Vorbereitungen dafür trifft, dann, wenn die politische Führung es für richtig hält, in Südosteuropa, im Balkanraum tätig zu werden. Ich behaupte nicht, daß sie diesen Beschluß gefaßt hat. Ich behaupte nicht, daß es so kommen wird. Aber die militärischen Vorbereitungen werden so getroffen, daß eine solche Aktion innerhalb kürzester Zeit unternommen werden kann. Ich glaube, wir müssen uns deshalb auch von zwei liebgewordenen Vorstellungen weitgehend freimachen. Das eine ist die Vorstellung, daß die Sowjetunion eine solche Aktion bei der Schwerfälligkeit militärischer Planwirt- schaft nur nach einer langfristigen, gründlichen Vorbereitung unternehmen kann. Die Erfahrungen in Afghanistan zeigen, daß sie in einer wesentlich kürzeren Zeit Verbände über große Entfernungen hinweg verlegen kann. Eine weitere Vorstellung müssen wir zumindest kritisch überprüfen, nämlich die Vorstellung, daß die Sowjetunion ein militärisches Risiko scheue. Ich bin nicht der Meinung, daß die Sowjetunion den dritten Weltkrieg willIch bin auch nicht der Meinung, daß sie eine Politik betreibt, die bewußt darauf angelegt ist, diesen Weltkrieg herbeizuführen. Aber sie scheut angesichts des Versagens des Westens — Stichwort Angola Mitte der 70er Jahre — heute vor Aktionen weniger zurück als noch vor fünf oder zehn Jahren. Sie hat die Frage, ob der Westen reagiert — in dem Fall beschränkt sich das auf die Amerikaner — immer mit großer Behutsamkeit geprüft. Die Erfahrungen der letzten zehn Jahre haben die Führung der Sowjetunion offensichtlich zu der Überzeugung gebracht, daß sie in der Lage ist, Aktionen zu unternehmen, die früher mit größeren Risiken verbunden waren. Dagegen glaubt sie heute, daß diese Risiken in diesem Umfange nicht mehr vorhanden sind. Erfolgreiche CDU-Anzeigenwerbung Die Mitte Januar von der CDU in verschiedenen Zeitschriften und Tageszei' tungen gestartete Anzeigenaktion im Vorfeld des Bundestagswahlkampfes findet reges Interesse. Bisher haben 6 000 Bürger Coupons mit der Bitte um weiteres Informationsmaterial an die Bundesgeschäftsstelle in Bonn zurückgeschickt. 430 bekundeten, Mitglied der CDU werden zu wollen. UID 9 • 6. März 1980 • Seite 9 KOALITION Jusos setzen weiter auf Verleumdung Die Jungsozialisten fürchten einen fairen Wahlkampf, erklärt Bundesgeschäftsführer Ulf Fink. Sie setzen weiterhin auf persönliche Verleumdung des politischen Gegners. Nur so kann die Erklärung des stellvertretenden JusoBundesvorsitzenden Piecyk verstanden werden, der sich gegen das unterschriftsreife Wahlkampfabkommen der Bundestagsparteien ausgesprochen hat. Die Jusos erblicken offenbar in der demokratischen Gemeinsamkeit kein erhaltenswertes Prinzip. Wer in den Kommunisten den „politischen Gegner", in der CDU/CSU jedoch den „politischen Feind" sieht, will die Auseinandersetzung nicht mehr als demokratischen Streit führen. Es ist noch keine vierzehn Tage her, seit die Jusos in Schleswig-Holstein ihre ungeheuerliche „Büsumer Erklärung" von 1975 bekräftigt haben, in der es heißt, Politiker wie Bundespräsident Karl Carstens und Franz Josef Strauß seien für die Demokratie gefährlicher als eine Handvoll wildgewordener Terroristen. Die Erklärung des stellvertretenden Juso-Vorsitzenden unterstreicht, wie notwendig es ist, daß die demokratischen Parteien ein Wahlkampfabkommen schließen. Krasser Verstoß gegen Fairneßgebot In einer vom BMF mit 400 000 Exemplaren auf den Markt gebrachten, aus Steuermitteln finanzierten Broschüre „Bundeshaushalt 1980" wird die finanzpolitische Haltung der Opposition verdreht und falsch wiedergegeben. Hierzu erklärt der finanzpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion Hansjörg Häfele, gewiß sei es der Regierung erlaubt, in ihrer Öffentlichkeitsarbeit ihre Meinung darzulegen. Das dürfe indessen nicht in eine polemische Auseinandersetzung mit der Opposition ausarten. Insbesondere dürfe die Regierung nicht — wie es in dieser Schrift geschehe — unter Verdrehung der Aussagen der Opposition den Eindruck zu erwecken versuchen, die Opposition betreibe auf dem Feld der Finanzpolitik lediglich Obstruktion. Ein solch krasser Verstoß gegen das Fairneßgebot im Umgang der Bundesregierung mit den politischen Parteien, insbesondere mit der Opposition, sei mit größtem Nachdruck zurückzuweisen. Wieder dilettantische Gesetzesarbeit der Regierung Anläßlich der Anhörung von Sachverständigen zu dem arbeitsrechtlichen EG-Anpassungsgesetz der Bundesregierung kritisieren der Obmann der Fraktion der CDU/CSU im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung, Otto Zink, und das Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung, Haimo George, daß die Regierungskoalition das sog. arbeitsrechtliche EG-Anpassungsgesetz jetzt „in gestrecktem Galopp" über die Runden zu bringen versuche. Die Union habe frühzeitig erkannt, daß der Gesetzentwurf, der darauf abziele, den verfassungsrechtlichen Gleichberechtigungs- und Gleichbehandlungsgrundsatz im Arbeitsleben zu verstärken und zu sichern, in dieser Form nichts bringe, am allerwenigsten den Frauen im Erwerbs- und Arbeitsleben. Sie habe daher eine öffentliche Anhörung beantragt. Wie recht sie damit hatte, zeigt der bisherige Verlauf: Der Gesetzentwurf UiD 9 • 6. März 1980 • Seite 10 stieß — aus sehr unterschiedlichen Gründen — auf einhellige Ablehnung. Dennoch wird die Unionsfraktion an der Verbesserung des Gesetzentwurfes der Bundesregierung weiter mitarbeiten, um doch noch eine Lösung zu erreichen, die den Frauen zu ihrem Recht verhilft. Energiesparen: Schlechtes Beispiel der Regierung Auf Antrag der Haushaltsgruppe der CDU/CSU-Fraktion hat sich der Haushaltsausschuß des Bundestages mit der unglaublichen Absicht der Bundesregierung befaßt, für sich selbst gerade zu dem Zeitpunkt PS-stärkere Dienstkraftwagen zu beschaffen, in dem sie die Bevölkerung zu einem verbrauchsbewußteren Verhalten bei der Fahrzeugbeschaffung und der Fahrweise auffordert. Der Haushaltsausschuß hat die Bundesregierung aufgefordert, die neuen Höchstgrenzen für PS-Stärken nicht auszuschöpfen und durch die Beschaffung von Dienstkraftwagen mit sparsamerem Verbrauch ihrerseits der Bevölkerung ein Beispiel zum Energiesparen zu geben. Der Haushaltsausschuß wird die Beschaffungspraxis der Bundesregierung weiter beobachten. Bis zur Sommerpause muß die Bundesregierung dem Haushaltsausschuß berichten, in welchen Fällen bis zu diesem Zeitpunkt für wen Dienstkraftwagen mit welchen PS-Stärken angeschafft worden sind. Mittelstandsfeindliche SPD Günter Jansen, SPD-Landesvorsitzender von Schleswig-Holstein, der im Wahlkreis Ostholstein kandidiert, erklärte wörtlich: „Die SPD muß zusammen mit den Gewerkschaften den steinigen Weg einer konkreten Umvertei- lungspolitik gehen. Da geht es an die Privilegien nicht nur der Unternehmer. Da gilt es denn auch, den Widerstand von Ärzten, von Bodenspekulanten, von Bankiers, von leitenden Angestellten, vom Beamtenbund und von all jenen zu brechen, die bei einer gerechten Umverteilung zuerst zur Kasse gebeten werden." SPD-Massenaustritt in Gelsenkirchen Innerparteiliche Streitigkeiten haben in Gelsenkirchen offenbar zu einem Massenaustritt von SPD-Mitgliedern geführt. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem SPD-Ortsverein Horst Süd erfuhr, haben in dieser Woche 94 Sozialdemokraten aus Protest gegen die Leitung ihres Unterbezirks ihre Mitgliedsbücher zurückgegeben. Rund weitere 100 SPDMitglieder wollen sich angeblich diesem Schritt anschließen. Wiedervereinigung ist Verfassungsauftrag Zu den deutschlandpolitischen Vorstellungen der deutschen Jungdemokraten erklärte der stellvertretende Sprecher der CDU, Christoph Müllerleile: Die deutschen Jungdemokraten schlagen ihre Partei, die FDP, wo immer sie sie treffen können. Die Forderung nach einer eigenen Staatsbürgerschaft für die Bevölkerung in der DDR kommt einer Anerkennung der deutschen Teilung und damit einem Vorstoß gegen das Grundgesetz gleich. Es ist abwegig, wenn sich die FDP-Jugendorganisation in diesem Zusammenhang Gedanken über eine entsprechende Grundgesetzänderung macht. Die Verfassungsväter haben festgelegt, daß das Wiedervereinigungsgebot des Grundgesetzes unabänderlich ist. UID 9 • 6. März 1980 • Seite 11 PROZESSKOSTEN Mit dem Unionsentwurf wurde das Gesetz erheblich verbessert Der Deutsche Bundestag behandelte in der 2. und 3. Lesung den Regierungsentwurf eines Gesetzes über die Prozeßkostenhilfe sowie den CDU/CSU-Gesetzentwurf über die außergerichtliche Rechtsberatung und Vertretung für Bürger mit geringem Einkommen und das Beratungshilfegesetz. CDU-MdB Manfred Langner qualifizierte die zur zweiten und dritten Lesung vorliegenden Entwürfe als wesentlich einfacher, verständlicher und kostensparender gegenüber den seinerzeitigen Regierungsvorlagen. Er begrüßte, daß sich die Koalition nach der ersten Lesung bereitgefunden hat, bürgerfreundlichere Gesetze zu gestalten, die die Betroffenen und Gesetzesanwender auch verstehen und handhaben können. In der ersten Lesung zur Prozeßkostenhilfe hatten die Koalitionsvertreter Kritik an den zu komplizierten Regelungen des Regierungsentwurfs noch abgewehrt, jetzt konnte die Grundkonzeption des Unionsentwurfs durchgesetzt werden. Folgende Vereinfachungen wurden erzielt: 1. Die anstelle des bisherigen Armenrechts in die Zivilprozeßordnung eingearbeitete Prozeßkostenhilfe beschränkt sich auf die bisherige Zahl der Paragraphen, während der Regierungsentwurf viel mehr und längere Vorschriften vorsah. Die Bestimmungen sind größten- teils sprachlich verständlicher gestaltet worden, Überflüssiges ist weggelassen, Verweisungen beschränkt worden. 2. Das Verfahren ist einfacher und bürgerfreundlicher gestaltet. Dem Antragsteller werden Gänge zu weiteren Behörden (z. B. Sozialamt, Finanzamt, Gemeindeverwaltung) erspart. 3. Prozeßkostenhilfe und die außergerichtliche Rechtsberatung für Bürger mit geringem Einkommen sind aufeinander abgestimmt worden. 4. Bürger mit geringem Einkommen können, anders als es der Regierungsentwurf vorsah, entsprechend dem Unionsentwurf unmittelbar einen Anwalt aufsuchen ohne Umweg über das Gericht. Damit ist das Prozeß- und Beratungsrecht behutsam verbessert und ergänzt worden. Klar festgehalten und gegenüber dem geltenden Recht durch die Selbstbeteiligung durch Raten oder Schutzgebühr sogar unterstrichen ist der Grundsatz, daß Rechtsberatung und gerichtliche Streitentscheidung justizielle Dienstleistungen sind, die Kosten verursachen, die der Bürger aufzubringen hat oder an denen er sich angemessen zu beteiligen hat. Aber ebenso klar und unmißverständlich normieren die neuen oder veränderten Vorschriften des Prozeß- und Beratungsrechts, daß derjenige, der in Not geraten ist oder der mit geringem Einkommen auskommen muß, nicht gehindert sein darf, sein Recht zu suchen. UiD 9 • 6. März 1980 • Seite 12 • LANDWIRTSCHAFT Alternative der CDU/CSU zum Regierungsentwurf Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat den von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzentwurf zur Änderung der Einkommensbesteuerung der Land- und Forstwirtschaft abgelehnt. Die Fraktion hält den von SPD und FDP unterstützten Gesetzentwurf für ungenügend, weil — nicht mehr Steuergerechtigkeit und Transparenz, sondern lediglich eine erhebliche steuerliche Mehrbelastung für die Bauern herbeigeführt wird; — nicht mehr Steuervereinfachung und weniger Bürokratie, sondern bedenkliche Komplizierungen des Steuerrechts und erhebliche Mehrkosten für die Finanzverwaltung und die Steuerpflichtigen bewirkt wird; — nicht mehr steuerliche Gerechtigkeit erzielt wird, sondern eine stärkere Belastung vor allem der kleinen landwirtschaftlichen Betriebe; — innerhalb der Europäischen Gemeinschaft zu Lasten der deutschen Bauern neue Wettbewerbsverzerrungen errichtet werden. Dazu MdB Reinhard Meyer zu Bentrup: Die steuerliche Mehrbelastung und die zusätzlich entstehenden Belastungen aus Buchführungsauflagen werden zusammen rund 1,5 Mrd. DM ausmachen. Das sind 70—75% des Nettoinvestitionsvolumens der deutschen Landwirtschaft. Die Mehrbelastung trifft die Bauern besonders hart, weil ihre Einkommenssituation ohnehin schlecht ist. Am Ende der 8. Legislaturperiode sind ihre durchschnittlichen Einkommen niedriger als am Anfang. Die von SPD und FDP befürworteten Steuerpläne der Bundesregierung erfordern zusätzlich 400 Finanzbeamte mit einem durchschnittlichen Aufwand von 32 Mill. DM jährlich. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat den Plänen der Bundesregierung ihr eigenes Konzept entgegengestellt. Dieses Konzept baut auf folgenden Grundsätzen auf: 1. Im Sinne der Steuergerechtigkeit muß es zu einer ausgewogenen Besteuerung zwischen den landwirtschaftlichen Betrieben entsprechend ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit kommen. Die Lösung muß verfassungskonform im Verhältnis von Landwirten und Nichtlandwirten sein. 2. Entsprechend dem Auftrag des Landwirtschaftsgesetzes ist die Steuerpolitik auch Mittel der Einkommenspolitik.. 3. Durch die Steuerpolitik dürfen keine neuen Wettbewerbsverzerrungen in der EG bewirkt werden. 4. Einer zusätzlichen Gewinnermittlungsart bedarf es nicht; Steueraufkommen und Verwaltungsaufwand müssen in einem vertretbaren Verhältnis zueinander stehen. 5. Die Investitionskraft der Landwirtschaft darf nicht geschwächt werden. UiD 9 • 6. März 1980 • Seite 13 ARGUMENTE Leidensweg Steuerpolitik Fragen Sie doch einmal: Was habe ich bisher von der Steuerpolitik der Regierung gehabt? Sind meine Steuern —• weniger geworden? *- geblieben oder — gestiegen? Wie fing es einst an? ..Unser Ziel ist es, ein gerechtes, einfaches und überschaubares Steuersystem zu schaffen" (Bundeskanzler Brandt, Regierungserklärung vom 28. Oktober 1969). Dann wurde geschwärmt: ..Historische Aufgabe für die SPD" (Bundesfinanzminister Alex Möller, SPD, ..Vorwärts", 14. Mai 1971). eines der bedeutendsten und umfassendsten Reformvorhaben nicht nur dieser Legislaturperiode, sondern der deutschen Nachkriegsgeschichte..." (Doppelminister Professor Schiller, Bulletin der Bundesregierung, 23. Juni 1971.) Und heute? Nun, nach zehn Jahren gibt es mehr Unzufriedene als damals. Wie kam es dazu? Plötzlich: Für einen Augenblick zerriß der Nebel — die wahren Ziele wurden sichtbar »Wenn wir unter diesen gegebenen Umständen strukturverändernde Politik machen wollen — was ja gestern zur Genüge beschworen wurde —, dann müssen wir auch den Mut haben, die Grenzen der Belastbarkeit zu erproben." (Jochen Steffen, SPD-Parteitag, 18. bis 20. November 1971.) Der Parteitag folgte Steffen und beschloß massive Steuererhöhungen. Das war der Wendepunkt. Jetzt sollen die Steuern die Gesellschaftsordnung verändern helfen. Gleichzeitig soll der Staatsanteil am Sozialprodukt kräftig erweitert werden. Und die Folgen? 1 10 Jahre SPD/FDP-Regierung haben eine Ausdehnung der Staatstätigkeit gebracht, wie es sie in Deutschland im Frieden noch nie gab: zwischen 45 und 47 % vom Bruttosozialprodukt. WD 9 - 6. März 1980 • Seite 14 • In nur 10 Jahren wurde ein Berg von 400 Mrd. DM Schulden aufgebaut. Trotz häufiger Steuererhöhungen (Steuern auf Umsatz, Mineralöl, Tabak, Branntwein usw.) stiegen die Ausgaben schneller als die Einnahmen. Heute tickt die Zeitbombe von Zinsen und Tilgungen. Sie werden bald zu den größten Ausgaben des Bundes gehören. • In 10 Jahren wurde das Geld für die Herausforderungen der 80er Jahre vertan — auch für mehr Sicherheit — und den produktiven Kräften bürokratische Fesseln angelegt. • In 10 Jahren ist die Lohnsteuer zur drückendsten aller Steuern geworden. • In 10 Jahren wurde das Steuerrecht durch ständige Änderungen zum Steuerdschungel. Nicht einmal Fachleute finden sich zurecht. Wütende Proteste der Leidtragenden halfen nichts. Auch von Steuervereinfachung ist keine Spur zu sehen. Im Gegenteil: Die sinnlose Mehrarbeit für Bürger und Wirtschaft nimmt immer mehr zu. Das zeigt: Bürokratie und (demokratischer) Sozialismus sind untrennbar. Diese Ruhmestaten haben vier SPD-Finanzminister zuwege gebracht. Möller, Schiller, Helmut Schmidt (jetzt Bundeskanzler), Hans Apel. Also, was haben wir von der Steuerpolitik? Höhere Steuern, weniger Gerechtigkeit, keine Vereinfachung. Wie geht es weiter? Weil der Staat seine kranken Finanzen immer noch nicht saniert hat, aber nicht ewig auf Pump leben kann, hängen immer höhere Steuern wie ein Damoklesschwert über uns: 1980 wird wieder ein Rekordjahr der heimlichen Steuererhöhungen. Jeder Arbeitende wird es spüren. Vorschläge der CDU/CSU, die das verhindern sollten, haben SPD und FDP brüsk zurückgewiesen. Scheinheilig und falsch sind die Gründe der Regierung. Nicht die Überschuldung wird abgebaut — wie behauptet —, sondern erneut wird mehr Geld ausgegeben. Fast 10 Mrd. DM heimlicher Steuererhöhungen werden dafür dem Steuerzahler aufgebürdet. 1981 werden die heimlichen Steuererhöhungen 20 Mrd. DM betragen. Aber SPD und FDP wollen davon nur einen Teil (17,4 Mrd. DM) zurückgeben. Also: echte Steuersenkungen hat die Regierung überhaupt nicht vor. Was kommt, ist ein verspäteter und nur teilweiser Abbau von Steuererhöhungen. Aber: wieder wird nur Flickwerk angeboten. Die Ungerechtigkeiten eines zu steilen Einkommensteuertarifs bleiben. Die hohe Progression wird weiterhin Leistung und Investitionen bestrafen. Die CDU/CSU hat dagegen Vorschläge, die leistungs-, familien- und investitionsfreundlich sind. Nur das ist der Weg, die drückende Steuerlast schrittweise zu mindern und unsere Wirtschaft auf vollen Touren zu halten. UiD 9 • 6. März 1980 • Seite 15 SPORT Gute Gründe für Olympia-Boykott 'n einem an den Parteivorsitzenden Helmut Kohl gerichteten offenen Brief hat der Vorsitzende des Beirates der Aktiven im Bundesausschuß für Leistungssport des Deutschen Sportbundes, Thomas Bach, den Beschluß der Sprecher der Olympischen SommerF achverbände, der sich gegen einen Boykott der Olympischen Spiele 1980 in Moskau wendet, er•äutert und unterstützt. Helmut Kohl hat dem Vorsitzenden des Beirates jetzt u. a. geantwortet: Oehr geehrter Herr Bach, die CDU ^ hat großes Verständnis für die Motive, insbesondere der betroffenen Sport's'-, und wir haben allen Respekt für 'hren Wunsch, nach jahrelangen intensiven Vorbereitungen an Olympischen Spielen teilzunehmen. Gleichwohl sind w "r der Überzeugung, daß unter den 9egenwärtigen Umständen eine Teilnahme an Olympischen Spielen in Moskau nicht empfehlenswert ist, und wir sj nd uns dabei bewußt, daß wir damit d ©n Aktiven ein großes Opfer auferlegen. y*1 Gegensatz zu der von Ihnen angegebnen Begründung deuten alle aus der Sowjetunion vorliegenden Informatione n darauf hin, daß eine Nichtteilnahme Jter Sportler aus den Ländern des freien bestens an den Olympischen Spielen ln Moskau für die Führung im Kreml außerordentlich unangenehm wäre, weil d amit der Wert der Spiele in Moskau auch in den Augen der Bevölkerung der Sowjetunion entscheidend herabgemindert würde. Die Sowjetunion muß begreifen, daß sie nicht gleichzeitig Krieg führen und Olympische Spiele des Friedens veranstalten kann. Wenn wir — auch durch die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Moskau — mehr oder weniger resignierend über Afghanistan hinweg zur Tagesordnung übergehen — machen wir die nächste sowjetische Aggression wahrscheinlicher. Deshalb muß der Westen energisch und solidarisch auf Afghanistan reagieren. Dabei versteht sich, daß ein Boykott der Olympischen Spiele allein eine unzureichende und dann ungeeignete Reaktion wäre; eingebettet in ein Bündel von weiteren politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen gewinnt indes auch eine Nichtteilnahme an Olympischen Spielen in Moskau eine wesentliche Bedeutung zur Sicherung des Friedens. Wir hoffen noch immer, daß die Sowjetunion durch einen Rückzug ihrer Truppen aus Afghanistan die Voraussetzung für eine Teilnahme auch unserer Sportler an den Olympischen Spielen in Moskau schafft. Wir hoffen außerdem, daß die für die olympische Bewegung Verantwortlichen andernfalls sich für eine Verlegung der Spiele von Moskau in eine andere Stadt in einem Land, das nicht Krieg führt, entscheiden. UID 9 - 6. März 1980 • Seite 16 UNION BETRIEBS GMBH 5300 BONN ARGELANDERSTRASSE 173 POSTVERTRIEBSSTOCK Z 8396 C GEBOHR BEZAHLT ZITAT Wolken im Bundestag Helmut Schmidt war die Bundestagsdebatte über Afghanistan und die Folgen lästig, er ließ es sich anmerken. Schwerer wiegt, daß er offenbar am liebsten das ganze Thema beiseite schieben würde. Wer seine Regierungserklärung hörte, konnte sich am Ende fragen, ob es überhaupt eine Weltkrise gebe. Die sowjetische Intervention müsse beendet werden, sagte er. Doch was dafür zu tun sei, damit beschäftigt er sich ungern. Wenn die Rede auf Sanktionen kommt, legt er lieber dar, was alles nicht gehe. Allerdings, der Teilnahme an einem Olympia-Boykott will er sich später nicht verschließen; jedoch überließ er es Außenminister Genscher, das dem Volk verständlich auszudrücken. Von der Gefahr des „Appeasement" sprach er in normalem Ton. Vor Überreaktionen hingegen warnte er mit erhobener Stimme — warum? Es fehlt ja sogar an einfachen Reaktionen. Was soll der beschwörende Aufruf zu „fried- UiD lichen" Mitteln der Krisenlösung, da doch an kriegerische im Westen niemand denkt? Der Kanzler sprach viel vom Frieden, der zu bewahren sei. Gut, aber bewahren? Herrscht in Afghanistan etwa Friede, oder führt dort nicht die Sowjetunion einen grausamen Eroberungskrieg? Seltsam unwirkliche Züge hat die Welt, die der Bundeskanzler in seiner Rede zeichnete. Genscher zog einige realisti' schere Striche. Aber auch er hielt sich zu sehr an papierene Scheintatsachen. Die deutsch-französische Deklaration rühmte er — sie gehört zu dem unerschöpflichen Vorrat an Wortkunststük' ken, mit denen sich die Westeuropäer Taten ersparen wollen. Es bestätigt sich immer mehr: Die Bundesregierung denkt und wünscht sich über Afghani' stan hinweg; der Sowjetunion soll eine Schranke erst vor das nächste Afghani' stan gesetzt werden. Aber wie, wenn gerade das die Sowjetunion darin bestärkte, bei ihr passender Gelegenheit den nächsten Streich zu führen? Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. 2. 1980 Union in Deutschland — Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands. Für den Inhalt verantwortlich: Heinz Winkler, 5300 Bonn, Konrad-Adenauer-Haus, Tel. (0 22 21) 54 41. Verlag: Unions Betriebs GmbH, 5300 Bonn, Argelanderstraße 173, Tel. (0 22 21) 221081. Vertrieb: Tel. (02221) 544-304Verlagsleitung: Peter Müllenbach, Dr. Uwe Lüthje. Bankverbindung: Sparkasse Bonn, Konto-Nr. 7 504152, BLZ 380 500 00, Postscheckkonto Köln, Nr. 2214 31-502, BLZ 370100 50. Abonnementspreis jährlich 40,- DM. Einzelpreis 1,- DM. Druck: WA-Druck, Düsseldorf.