Sonderbeilage Sonnabend, 17. September 2011 Börsen-Zeitung Nr. 180 B1 Exchange Traded Funds Wenn zu viel zu wenig ist Nachfrage nach eher mehr als nach weniger ETF – Unterschiedliche Präferenzen erfordern in sich schnell verändernden Märkten andere Lösungen Börsen-Zeitung, 17.9.2011 In den vergangenen zwei bis drei Jahren ist ein Thema im Zusammenhang mit Exchange Traded Funds (ETF) immer wieder diskutiert worden: Gibt es zu viele oder zu wenige ETF? Weltweit liegt die Anzahl der ETF bei rund 3 000. In Deutschland ist die Marke 800 bei den auf Xetra gelisteten ETF längst durchbrochen worden. Nimmt man die Mehrfachlistings quer durch Europa hinzu, so ergeben sich über 4 000 Listings bei 1 200 ETF in Europa insgesamt. Nach Auffassung mancher Beobach- mender Aufmerksamkeit. Die anhaltende Unsicherheit insbesondere in den letzten Tagen führt nun dazu, dass Investments in Aktien-ETF und zum Teil auch in Renten-ETF abgebaut werden und geldmarktnahe oder ETF auf den Eonia bevorzugt werden. Letztere erlauben es, Liquidität einfach und kostengünstig zu parken. Zurzeit ist es schwierig, irgendwelche verlässlichen Aussagen zur zukünftigen Entwicklung der Kapitalmärkte zu treffen. Seit Anfang August hat die Schuldenkrise die Wertpapiermärkte (mal wieder fest) im Griff. Waren zu Anfang des Jahres noch Aktien oder ETF auf Emerging Markets stark gefragt, so änderte sich dies zugunsten europäischer Standardmärkte im Mai und Juni. Hintergrund waren die in den Emerging Markets aufkommenden Inflationsbefürchtungen, allen voran in China und Brasilien. Mit der Herabstufung der USA auf „AA +“ am 5. August kommt hinzu, dass ein Double Dip bzw. eine neuerliche Rezession nicht nur die USA treffen würde, sondern die gesamte Weltwirtschaft. Und ganz besonders Emerging Markets. Folge: Andere Themen und damit andere ETF sind gefragt. Flucht in Large Caps Als im März 2000 die JahrhundertTech-Blase platzte, gab es im Vorfeld durchaus schon starke Bewegungen aus den meist überbewerteten und marktengen Internetaktien in liquidere Anlagen und ETF. Damit begann der eigentliche Siegeszug der Exchange Traded Funds, die es seit 1993 in den USA gibt, auch wenn ETF erstmals 1989 in Kanada aufgelegt wurden. So auch in den vergangenen Wochen: Die Favoriten von gestern wie exotische Schwellenländer wurden gegen Standardaktienmärkte getauscht. Insbesondere Dax-ETF erfreuten sich stark zuneh- Größenbeschränkungen Immer mehr Dachfondsmanager nutzen ETF. Dies ist in einer Studie der Ratingagentur Morningstar gerade erst einmal mehr bestätigt worden. Dabei stehen insbesondere Fondsmanager von auf ETF speziali- „Bei der Vielzahl von ETF auf ein und denselben Index wird der Markt und die Nachfrage das Überleben des einzelnen ETF regeln.“ sierten Dachfonds vor einer großen Herausforderung: Sie dürfen ETF nur bis zu einem gewissen prozentualen Anteil am ETF Fondsvermögen selbst erwerben. Bei der Konzentration auf nur ein Thema im Dachfonds müssen zudem unterschiedliche Emittenten aufgenommen werden. Vor diesem Hintergrund ist es institutionellen Investoren daran gelegen, mehr als nur einen ETF zu einem Thema zu haben. Hinzu kommt, dass sich seit der Lehman Pleite auch das Anlegerverhalten generell verändert hat. Stand früher alleine die Streuung über Länder, Branchen, Regionen oder Rohstoffe im Vordergrund, so ist heute die Diversifikation über Anbieter gang und Nie waren ETF besser als heute Von Juergen Fritzen B4 B2 Volatilität als eigene Anlage-Klasse nutzen Von Heike Fürpaß-Peter B5 B2 In die Konsumkraft der Schwellenländer investieren Von Thorsten Michalik B5 Renten-ETF machen Anleihen einfach investierbar Von Blanca König B3 Alpha-Suche ist mit der Erfolgsstory ETF nicht beendet Von Carsten Riester B6 Transparenz sichert dauerhaft das Vertrauen der Anleger Von Rainer Riess B4 Mit Strategieindizes besser als der Markt sein Von Konrad Sippel Mit nur einem Trade das Risiko kostengünstig breit streuen Von Andreas Fehrenbach B1 pitalmärkte, die andere Vorgehensweisen von Investoren erfordern, sondern auch die stete Weiterbildung von Anlegern (Financial Education). Besonders deutlich wird das bei den Themen ETF auf festverzinsliche Wertpapiere und Short-ETF. Gerade Letztere finden immer mehr Anhänger, da sie es dem eher kurzfristig handelnden Investor erlauben, von fallenden Kursen zu profitieren. Natürlich setzen Short-ETF, mit oder ohne Hebel, den risikobewussten und aufgeklärten Anleger voraus. Das Gleiche gilt übrigens auch für die umgekehrte Variante, also Leveraged-ETF. Aber es sind nicht nur StrategieETF, die im Fokus von Anlegern stehen: In einem Umfeld extrem niedriger Zinsen werden für viele Anleger Dividenden interessant. Als natürliche Konsequenz ist die Nachfrage nach ETF auf Dividendenstrategien gestiegen. Zwischenfazit – Es gibt offensichtlich Nachfrage nach Themen, die ETF zum Teil noch nicht abdecken oder wo ein oder zwei ETF-Anbieter alleine den Kundenwunsch und das veränderte Kundenverhalten nicht befriedigen können. Also gibt es zu wenige Exchange Traded Funds. Kosten im Niedrigzinsumfeld AUS DEM INHALT Wenn zu viel zu wenig ist Von Thomas Meyer zu Drewer sich eine ähnliche Vorgehensweise langsam herauszuarbeiten. Zwar bemühen sich viele ETF-Anbieter darum, in den eigenen Private-Banking-Einheiten besonders stark und prominent vertreten zu sein, aller- Verkürzte Anlagehorizonte Wie auch schon in der Vergangenheit geht mit starken Marktbewegungen eine Verkürzung der Anlagehorizonte einher. Im Jahre 2008, nach dem Zusammenbruch Von von Lehman Brothers, erThomas Meyer reichten die Volatilitäzu Drewer ten neue, bis dahin noch nicht gekannte Höchststände. Am 16. Oktober 2008 notierte der VDax bei 74, der VIX stieg über 81. Anlageentscheidungen wurden mit imHead of mer kürzeren HalteperiComStage ETFs oden getätigt. Hinzu kommen die vielen ter und Kommentatoren gibt es da- Trendfolgemodelle, die sich seitdem her nicht nur zu viele ETF insge- etabliert haben. Außerdem wurde samt, sondern mitunter auch zu für viele Investoren regelbasiertes Riviele ETF auf ein und demselben In- sikomanagement immer mehr zur dex. Das bekannteste Beispiel ist der Selbstverständlichkeit. Da ETF für Euro Stoxx 50, bei dem die Anzahl viele dieser Anwendungen sehr geeigder vergebenen Lizenzen das Dut- net sind, oder sie gar erst ermöglizend längst überschritten hat. Was chen, erschließen sich ETF immer hat es also auf sich mit dem Zuviel? mehr Einsatzgebiete. Und die Nachfrage nach neuen, zusätzlichen ETF Oder dem Zuwenig? steigt weiter. Bewährte Aussagen schwierig gäbe. Wie ein Blick in diese Sonderbeilage der Börsen-Zeitung sofort verrät, gibt es inzwischen ETF-Themen, die vor wenigen Jahren noch undenkbar waren. Dazu beigetragen haben nicht nur sich verändernde Ka- Nicht nur Privatanleger tun sich schwer in einem Umfeld, in dem die Inflationsrate für Deutschland 2,4 % beträgt, der Ertrag aus einer zehnjährigen Bundesanleihe aber auf 2,3 % gefallen ist. So geschehen im Juli 2011. Das Resultat war eine real negative Verzinsung. Damit geraten aber auch Kosten in den Vordergrund, denn Wertentwicklung ist immer nach Kosten (und Steuern). Anleger, die sich dieser Mechanik bewusst sind, suchen nach immer neuen Möglichkeiten, mittels ETF Kosten weiter zu reduzieren. Die Forderungen nach einem erweiterten, über ETF abzudeckenden Anlagehorizont werden lauter und resultieren in entsprechenden Angeboten. Ganz deutlich wird diese Entwicklung bei ETF auf festverzinsliche Wertpapiere: Nach Plain-Vanilla-Bond-ETF und ETF auf verschiedene Laufzeitsegmente folgten Pfandbrief-ETF und Corporate-Bond-ETF. Inzwischen ist das Produktspektrum angekommen bei High-Yield-EmergingMarkets-Bonds, in US-Dollar oder lokalen Währungen. An neuen Konzepten wird gefeilt. Nicht mehr wegzudenken Open Architecture ist ein Begriff, der seit etwa Mitte der 90er Jahre nicht mehr aus dem Vokabular der aktiven Fondswelt wegzudenken ist. Zeitweise war es sogar Mode, den hauseigenen Fondsanbieter als Kontraindikator zu sehen oder mittels Open Architecture nachzuweisen, dass eine vollkommene Unabhängigkeit von institutseigenen Meinungen bestand. Bei ETF scheint dings gibt es diesbezüglich zunehmend Vorbehalte von der Kundenseite. Immer mehr vermögende Privatkunden wünschen eine Streuung über ETF-Anbieter. Keine Sorge, hier soll nicht die alte Diskussion um aktiv versus passiv aufgegriffen oder aufgewärmt werden. Dass das aktive Verwalten von Fonds gerade auch wegen der Kostenstruktur schwierig sein kann, soll nicht in Abrede gestellt werden. Viel eher geht es um operative Kosten. Für viele institutionelle Anleger spielen Kosten inzwischen eine so große Rolle, dass kleinere Mandate nur noch passiv mit ETF abgebildet werden. Denn dadurch werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Das Fondsmanagement kann sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren und die Performance verbessert sich allein dadurch, dass Kosten gar nicht erst entstehen. Der Privatanleger kann diesem Trend mittlerweile folgen: Preisgünstige oder oft sogar kostenlose ETFSparpläne zur regelmäßigen Abdeckung von Basisanlagen und sehr aktive Anlagen in Bereichen, in denen sich der Anleger gut auskennt oder wo er mit hoher Konfidenz für sich eine zusätzliche Wertentwicklung generieren kann. Fazit: Was heißt das nun alles für die Ausgangsfrage, ob es nämlich zu viele oder zu wenige ETF gibt? Auch wenn es darauf sicherlich keine letztgültige Antwort gibt, so sollte das Geschilderte doch gezeigt haben, dass es eher Nachfrage nach mehr als nach weniger ETF gibt. Und genau das ist die Erfahrung, die wir in unseren täglichen Kundengesprächen machen. Für institutionelle Anleger stellt sich die Frage ohnehin eher anders: Meist nutzen sie die mehr oder minder gleiche Anzahl an ETF, nur die abgedeckten Themen verändern sich. Die Möglichkeit, einfach und schnell zwischen ETF umallokieren zu können, ist aber gerade die wesentliche Eigenschaft von ETF. Bei der Vielzahl von ETF auf ein und denselben Index wird der Markt und die Nachfrage das Überleben des einzelnen ETF regeln. Ein wenig wie mit Autos Im Endeffekt ist es mit ETF ein wenig wie mit Autos: Fahre ich einen feschen 4-Zylinder in Silber, so brauche ich in dem Moment weder ein Auto mit einem größeren Motor, noch ein rotes, grünes, schwarzes „Die Forderungen nach einem erweiterten, über ETF abzudeckenden Anlagehorizont werden lauter und resultieren in entsprechenden Angeboten.“ oder weißes Fahrzeug. Morgen mag das schon ganz anders aussehen. Und so ist das auch bei ETF: Unterschiedliche Präferenzen erfordern in sich schnell und stark verändernden Märkten andere Lösungen. Daher gibt es eher ein Zuwenig an ETF als ein Zuviel. B 2 Börsen-Zeitung Nr. 180 Sonderbeilage Sonnabend, 17. September 2011 Mit Strategieindizes besser als der Markt sein Portfolio stabiler aufstellen – Investments gegen starke Schwankungen absichern – Breites Angebot verfügbar Börsen-Zeitung, 17.9.2011 Investoren wissen sehr genau, warum Alpha im griechischen Alphabet vor Beta steht. Übersetzt in die Sprache der Investoren steht der erste Buchstabe für Zusatzrenditen gegenüber der allgemeinen Marktentwicklung. Diese sind in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Denn die Aktienmärkte schwanken erheblich stärker, und der langfris- diten gegenüber dem Markt zu erzielen oder die Investments zumindest gegen starke Schwankungen abzusichern. Short- und Leveraged-Indizes Die hohen Marktschwankungen und ein damit steigendes Anlagerisiko sowie ein fehlender stabiler Aufwärtstrend an den Aktienmärkten im vergangenen Jahrzehnt erfordern von den Anlegern, unabhängig vom jeweiligen MarktVon umfeld Renditen zu erKonrad Sippel zielen. Ein Weg hat die Investoren dabei in neue Regionen, wie die Emerging Markets, oder neue Anlageklassen, wie Rohstoffe oder Volatilität, geführt. GleichzeiExecutive Director tig versuchen sie, die Product Development Marktschwankungen bei Stoxx Limited über inverse und gehebelte Investments auszutige Aufwärtstrend, wie er die nutzen. Hierbei unterstützen sie vor Märkte beispielsweise noch in den allem Short- und Leveraged-Indizes. neunziger Jahren auszeichnete, Die Indizes bilden die Wertentwickträgt nicht mehr. Während sich mit lung des jeweils zugrunde liegenden reinen Marktinvestments in Dax Marktes invers oder gehebelt auf tägoder Euro Stoxx 50 damals noch at- licher Basis ab. Der ShortDax® beispielsweise kortraktive jährliche Renditen erzielen ließen, notieren der deutsche und eu- reliert börsentäglich über einen Beropäische Aktienmarkt heute weiter- trachtungszeitraum von mehr als 20 hin unter den Höchstständen, die sie Jahren mit – 99,89 % zum Dax® und zum Ende des New-Economy-Booms bietet Investoren damit auf Tagesbavor rund zehn Jahren erreicht hat- sis fast exakt die spiegelbildliche Wertentwicklung des deutschen ten. Anleger müssen daher ihre Invest- Wirtschaftsbarometers. Langfristig mentstrategien verfeinern. Die ho- kann die Performance der Shorthen Marktschwankungen mit Verlus- und Leveraged-Indizes jedoch stark ten über nahezu alle Industrieseg- von der spiegelbildlichen oder gehemente hinweg, wie beispielsweise in belten Wertentwicklung des jeweils der Finanzkrise, haben zusätzlich zugrunde liegenden Index abweidie Anforderungen an das Risikoma- chen. Dies hat mehrere Gründe. Aufnagement erhöht. In der wachsen- grund der täglichen prozentualen Beden Anzahl unterschiedlicher Strate- trachtungsweise wirken sich identigieindizes finden Investoren die rich- sche absolute Änderungen – je nach tigen Instrumente, um ihr Portfolio Indexstand – unterschiedlich aus. stabiler aufzustellen und Zusatzren- Beispielsweise stehen gleiche abso- lute Entwicklungen im Index bei Abwärtsbewegungen für eine prozentual größere Wertänderung. Darüber hinaus werden bei der Berechnung der Short-Indizes auch Zinseinnahmen berücksichtigt, weshalb sie zusätzliche Erträge erzielen und positiv von der spiegelbildlichen Index- „Mit verschiedenen Indizes auf Volatilität und entsprechenden Indexprodukten können Investoren ihrem Portfolio eine Position in Volatilität einfach beimischen.“ entwicklung abweichen. Es empfiehlt sich also, diese Investments eher kurzfristig einzusetzen und genau zu beobachten. Intensive Nutzung Investoren akzeptieren diese Besonderheiten von Short- und Leveraged-Indizes. So zählen Exchange Traded Funds (ETF) auf diese Indizes regelmäßig zu den Produkten mit den höchsten Handelsumsätzen an der Deutschen Börse. Im ersten Quartal dieses Jahres schafften es beispielsweise sowohl ein ETF auf den ShortDax als auch ein Produkt auf den LevDax in die Liste der zehn am meisten gehandelten Indexfonds. Dabei erreichten sie Monatsumsätze von durchschnittlich mehr als 500 bzw. mehr als 300 Mill. Euro. Die hohen Handelsumsätze sind zudem ein Indiz dafür, dass Investoren mit den ETF vornehmlich kurzfristige Marktschwankungen taktisch nutzen. Beispielsweise lassen sich mit ihnen auch in einem breit aufgestellten Portfolio einfach und effizient einzelne Regionen und Ländermärkte je nach ihrer volkswirtschaftlichen Entwicklung oder charttechnischen Überlegungen über- oder untergewichten. Seit dem Ausbau der globalen Indexfamilie von Stoxx im Frühjahr dieses Jahres finden Investoren hierfür eine breite Auswahl an Short- und Leveraged-Indizes für die wichtigsten Aktienmärkte der Welt. Die stark gestiegenen Marktschwankungen lassen sich jedoch nicht allein über Short- und Leveraged-Produkte für höhere Renditen nutzen. Vielmehr wird Volatilität als eigene Anlageklasse immer wichtiger. Denn das Auf und Ab an den Märkten nimmt gerade in Krisenzeiten erheblich zu. Kurz nach der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 wechselten sich beispielsweise Tagesgewinne und -verluste auf Rekordniveau innerhalb kurzer Zeit ab. Das Portfolio lässt sich daher mit einer Position in Volatilität wirksam diversifizieren und gegen Kursstürze absichern. Wer beispielsweise seinem europäischen Aktienportfolio beim Ausbruch der Griechenland-Krise im Frühjahr 2010 eine Position in Volatilität beigemischt hatte, konnte die Wertentwicklung glätten und eine erhebliche Outperformance gegenüber einem reinen Aktieninvestment realisieren. Besonderheiten zu beachten Mit verschiedenen Indizes auf Volatilität und entsprechenden Indexprodukten können Investoren ihrem Portfolio eine Position in Volatilität einfach beimischen. Allerdings gibt es bei einem Investment in Volatilität mehrere Besonderheiten dieser Anlageklasse zu beachten. Beispielsweise schwankt die Volatilität langfristig um einen Mittelwert, weshalb sich Volatilität vor allem für taktische Investments eignet. Zudem ist die historische von der er- warteten, impliziten Volatilität zu unterscheiden. Historische Volatilität Die historische Volatilität misst die Marktschwankungen anhand der realisierten historischen Wertentwicklung. Sie ist daher nicht aussagekräftig für künftige Entwicklungen und reagiert zeitverzögert auf sich verändernde Marktsituationen. Die implizite Volatilität beschreibt dagegen die Erwartung der Marktteilnehmer, wie sie sich aus den Preisen an den liquiden Optionsmärkten ergibt. Sie reagiert unmittelbar auf sich verändernde Markterwartungen und eignet sich besonders gut zur Absicherung des Portfolios. Die verschiedenen Volatilitätsindizes bilden die Markterwartungen über unterschiedliche Zeiträume ab. Die Volatilitätsindizes auf den Dax und der VStoxx berechnen so die Volatilitätserwartungen beginFortsetzung Seite B 3 Mit nur einem Trade das Risiko kostengünstig breit streuen Über ETF Trendfolgemodelle einfach auf ganze Märkte anwenden zinspolitik beendet ist und der ersten Zinsanhebung von 1 auf 1,25 % Anfang April weitere folgen werden. Betrachtet man die Auswirkungen dieser Zinspolitik auf verschiedene Assetklassen, zeigen sich starke Unterschiede, insbesondere zwischen Aktien- und Renteninvestments. Von einem über 20-jährigen Zinssenkungszyklus in Europa haben die Performances von Rentenindizes profitiert. Über einen Zeitraum von Dezember 1990 bis August 2010 erzielte der deutsche Rentenindex REXP aufgrund von starken Kurssteigerungen eine durchschnittliche jährliche Total-Return-Rendite von über 13 %. Im gleichen Von Zeitraum fiel die RenAndreas Fehrenbach dite fünfjähriger Bundesanleihen auf unter 1,5 %. Auf diesem Niveau waren die Ertragspotenziale aus dem negativen Zinstrend ausgeVorsitzender der schöpft. Geschäftsführung Im Umfeld steigender der ETFlab Investment Zinsen wird die Total ReGmbH turn Performance von Renten, insbesondere öffentlichen und privaten Haushalte von mittel und lang laufenden Papie– um nur einige Probleme der Spa- ren, spürbar unter Druck geraten. nier zu nennen. In Portugal sieht die Anders zeigt sich das Bild bei den AkLage nicht besser aus. Trotz eines be- tien. Eine Zinserhöhung werten Anaschlossenen harten Sparprogramms lysten zunächst als positives Signal setzte die Ratingagentur Moody’s An- für die Unternehmen. Der Schritt fang Juli die Kreditwürdigkeit portu- wird als Bestätigung für eine robuste giesischer Staatsanleihen gleich um Konjunktur gesehen, die ohne weitevier Stufen herab, von Baa1 auf Ba2 ren geldpolitischen Stimulus aus– auf „Non-Investment Grade“ bzw. kommt. „Ramschniveau“. Dass sich die Lage Griechenlands noch dramatischer geKein Geheimnis mehr staltet, ist kein Geheimnis. Spätestens seit Harry Markowitz Anfang der fünfziger Jahre die moGefahr steigender Preise derne Portfoliotheorie begründete, Völlig anders präsentiert sich da- ist es kein Geheimnis mehr, dass gegen Deutschland. Ein reales Wirt- eine gute Diversifikation Grundlage schaftswachstum von 3,6 % im Jahr jeder Geldanlage ist. Mit ihr kann 2010 und weiter stabile Prognosen nicht nur das Risiko vermindert, sonvon 3,2 % und 1,8 % für die Jahre dern auch der Ertrag gesteigert wer2011 und 2012. Dazu fallende Ar- den. Ein wichtiger Baustein dieser beitslosenquoten von knapp 12,0 % Theorie sind die unterschiedlichen im Jahr 2005 auf aktuell 7,0 % im Korrelationen zwischen Assetklaszweiten Quartal 2011 – Tendenz sen und Märkten. Wer breit streut, weiter sinkend. Als Folge des rasan- nivelliert sein Risiko. Im Idealfall ten Wachstums schwebt über all wird der Verlust in einem Instruden rosigen Aussichten für Deutsch- ment durch den Gewinn eines andeland die Gefahr steigender Konsu- ren kompensiert oder sogar übermentenpreise. Lag die Inflationsrate kompensiert. Exchange Traded bundesweit 2010 noch bei 1,15 %, Funds (ETF) bieten dabei die Mögprognostiziert die DekaBank für lichkeit, kostengünstig und effizient 2011 eine Inflation von rund 2,6 %, in ganze Märkte zu investieren. Das womit sich der Preisauftrieb dem Risiko gegenüber einem Einzelinvestjüngsten Höchststand vom Oktober ment wird mit nur einem Trade breit 2008 annähert, als kurz vor Aus- gestreut. Beim Aufbau eines ETFbruch der Weltwirtschaftskrise die Portfolios sind somit Korrelationen Preise in Deutschland um 2,8 % zu- zwischen ganzen Märkten wichtig und können den Anleger bei der risilegten. Traditionell ist in der deutschen kobezogenen Optimierung der InÖffentlichkeit die Sorge um die Geld- vestments unterstützen. wertstabilität stark verankert, und somit ist das Interesse an einem geldBörsenerfahrung bestätigt politischen Gegensteuern der Europäischen Zentralbank (EZB) sehr Mit Blick auf die langfristigen Korgroß. Die Notenbanker der EZB ste- relationen wird die allgemeine Börcken jedoch in einer Zwickmühle: senerfahrung bestätigt. Aktien und Sie sollten die Zinsen wegen steigen- Renten sind mit ca. – 0,4 negativ korder Inflation anheben, zugleich ver- reliert, eignen sich also gut, um ein schärfen sie damit die Lage der strau- stabiles Portfolio aufzubauen. Durch chelnden Länder. Viele Experten eine geschickte Beimischung von Aksind sich aber einig, dass die zweijäh- tien zu einem bestehenden Rentenrige Phase krisenbedingter Niedrig- portfolio können Ertragspotenziale Börsen-Zeitung, 17.9.2011 Der Aktienmarkt verkraftet die Zinswende, darin sind sich Experten einig. Doch welche Folgen ergeben sich für Renten? Die Ertragspotenziale aus einem über 20-jährigen Zinssenkungszyklus scheinen ausgeschöpft. Unterschiedlicher könnten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den europäischen Ländern kaum sein. Eine Arbeitslosigkeit von über 20 %, konjunkturelle Stagnation, Häuserpreise auf Talfahrt und eine ausufernde Verschuldung der gesteigert und gleichzeitig das Risiko konstant gehalten oder sogar gesenkt werden. Korrelationen sind jedoch nicht so stabil, wie man früher angenommen hat, sie können sich in bestimmten Marktphasen sogar umkehren. Je nach Marktsituation können sich verschiedene Investments zunächst parallel bewegen und zu einem späteren Zeitpunkt auseinanderlaufen. Für das erste Halbjahr 2010 weisen europäische Staatsanleihen beispielsweise eine positive Korrelation von +0,5 zum Euro Stoxx 50 auf. Diese Richtung kehrt sich im zweiten Halbjahr um auf eine negative Korrelation von – 0,3. Das Ausnutzen von Korrelationsschwankungen kann unter Performance-Gesichtspunkten vorteilhaft sein. Richtiges Timing wichtig Neben einer ausgewogenen Diversifikation spielt insbesondere bei Aktieninvestments das richtige Timing eine wichtige Rolle. Trendfolgemodelle sind nützliche Hilfen, um die Problematik des richtigen Zeitpunkts für Wertpapierkäufe und -verkäufe in den Griff zu bekommen. Dabei wird versucht, aus dem Marktverhalten der Vergangenheit Schlüsse auf zukünftige Kursbewegungen zu ziehen. Ziel ist es, die viel zitierte Börsenregel „The trend is your friend“ optimal zu nutzen. Grundlage der Untersuchungen sind dabei historische Kursdaten, fundamentale Werte und Handelsvolumina. Durch die Berechnung und Kombination von Indikatoren sollen Signale generiert werden, die möglichst frühzeitig nachhaltige Trendwechsel voraussagen. Die einfachsten Trendfolgeindikatoren sind gleitende Durchschnitte. Eine Anlagestrategie kann sich beispielsweise wie folgt darstellen: Schneidet der Kurs des Dax seinen 100-Tages-Durchschnitt von unten nach oben, liegt ein Kaufsignal vor – der Investor kann in den ETFlab DAX investieren. Ein Verkaufssignal liegt vor, wenn der Kurs des Index seine Durchschnittslinie entsprechend von oben nach unten durchbricht – dem Investor steht der Geldmarkt-ETF ETFlab Deutsche Börse EUROGOV® Germany Money Market zur Verfügung. Über die letzten zwölf Jahre hätte diese Strategie eine Total Return Performance von 12,34 % pro Jahr erzielt, bei einer Volatilität von 10,96 %. Von Februar 1999 bis Juli 2011 hätte eine reine Buy-and-hold-Strategie auf den Dax eine Total Return Performance von lediglich 3,43 % pro Jahr realisiert, bei einer Volatilität von 21,06 %. Somit erhielt der Anleger beim Trendfolgemodell die dreifache Performance wie bei der reinen Buy-and-hold-Strategie, bei halbem Risiko. Kritisch zu betrachten sind Fehlsignale in Seitwärtsphasen und die damit verbundenen Transaktionskosten, die das Gesamtergebnis der Strategie schmälern können. Über die Nutzung von ETF lassen sich Trendfolgemodelle einfach auf ganze Märkte und Assetklassen anwenden. Sonderbeilage Sonnabend, 17. September 2011 Börsen-Zeitung Nr. 180 B3 Renten-ETF machen Anleihen einfach investierbar Breites Spektrum für vielfältige Anlageziele – Portfolio flexibel an Marktumfeld anpassbar – Bei der Auswahl lohnt sich ein genauer Blick ßerbörslich, also direkt über die Market Maker, handeln. Manche Rentenindizes sind sehr breit aufgestellt. So begibt eine Aktiengesellschaft oft eine Vielzahl von Anleihen, die sich je nach Kapitalbedarf in der Laufzeit unterscheiden. Zudem ist der Kreis der Emittenten weitaus größer als bei Aktien. Neben AktiengesellschafVon ten zählen Staaten oder Blanca König staatsähnliche Institutionen zu den wichtigsten Emittenten von Anleihen. Beispielsweise setzt sich der Barclays Capital Euro Aggregate CFA, Renten-Strategin in BlackRocks Portfolio Index aus mehr als 3 200 einzelnen AnleiManagement Team hen von ca. 620 verschiein London denen Emittenten zusammen. Das Ausfallrisen wie Gold ausgebaut und nutzen siko einzelner Emittenten lässt sich insbesondere Exchange Traded so breit streuen. Dank der hohen DiFunds (ETF), um ihre Portfolien tak- versifikation können Anleger das Ritisch umzuschichten. Besonders be- siko-Rendite-Profil ihrer Anleihengehrt sind derzeit ETF auf deutsche Position verbessern. Staatsanleihen und Indexfonds auf Unternehmensanleihen, die FinanztiSchwierige Aufgaben tel ausschließen. Mit einem insgesamt verwalteten Vermögen von ETF-Anbieter stellt die Vielzahl mehr als 40 Mrd. Euro machen Ren- der Anleihen dagegen vor schwieten-ETF ca. ein Fünftel der insge- rige Aufgaben. Anleihen haben zum samt in europäischen ETF angeleg- Teil hohe Mindestinvestitionen, was ten Gelder aus. eine hohe Anlagesumme für die phyInvestoren schätzen das breite An- sische Abbildung aller 3 200 Anleigebot an Renten-ETF, da es ihnen hen voraussetzt. Die Indexabbildung ermöglicht, ihr Portfolio flexibel an sehr breiter Indizes erfolgt daher oft das Marktumfeld anzupassen. Denn über eine Auswahl der im Index entRenten-ETF lassen sich so einfach haltenen Anleihen. Dieser Ansatz und flexibel wie Aktien handeln. wird Sampling oder Optimierung geBei der Auswahl der Exchange Tra- nannt. Der ETF-Anbieter erwirbt ded Funds lohnt jedoch ein genauer hierbei beispielsweise nicht alle AnBlick: Je nach Anbieter und Anlage- leihen eines Emittenten, die im jeklasse werden verschiedene Metho- weiligen Index enthalten sind. Stattden gewählt, um die Indizes abzu- dessen gewichtet er einzelne Papiere höher, bis das Gewicht des Emittenbilden. ten im Fondsvermögen wieder seinem Anteil im jeweiligen Index entRückgriff auf Indexpreise spricht. Risikokriterien wie Laufzeit Anleihen unterscheiden sich unter oder Verzinsung der ausgewählten anderem durch ihren Handel von Ak- Anleihen werden ebenfalls an den Intien. Bei Rentenpapieren findet die- dex angepasst. Auch die Liquidität spricht dafür, ser direkt zwischen den Kreditinstituten statt und nicht wie bei Aktien den Index über eine Auswahl der Anüber die Börse. Für die Preisfeststel- leihen abzubilden. Denn manche Anlung muss der ETF daher auf Index- leihen befinden sich im Besitz einipreise zurückgreifen. Diese werden ger großer Investoren und werden von Investmentbanken gestellt, die kaum gehandelt. Der PortfoliomanaAnleihen außerbörslich handeln. ger greift dann auf andere RentenpaUm den fairen Preis der Indexanlei- piere desselben Emittenten zurück, hen zu bestimmen, greifen die Ban- um die Indexpositionen abzubilden ken auf ihre eigene Handelsabtei- und die Handelskosten gleichzeitig lung zurück. Wichtig ist auch, wie gering zu halten. Die breite Diversifidie Indizes die Geld-Brief-Spanne be- kation über viele Emittenten bleibt so bestehen. werten. Beispielsweise nutzen einige Indizes den Geldkurs. Andere berechnen Klarer Trend zu erkennen dagegen den sogenannten Mittelkurs, also den Mittelwert zwischen Ähnlich wie bei der vollständigen Geld- und Briefkurs. Ein zu Mittel- Replikation werden die im Index entkursen bewerteter Renten-ETF weist haltenen Anleihen auch bei der betypischerweise eine symmetrische schriebenen Sampling-Methode phyGeld-Brief-Spanne auf. Dagegen zah- sisch im Portfolio des ETF gehalten. len Anleger bei einem zu Geldkursen Alternativ greifen mehrere Anbieter bewerteten ETF beim Kauf die volle auf Derivate wie Swaps zurück, um Spanne. Dafür fallen dann beim Ver- Rentenindizes abzubilden. Bei ihnen kauf keine oder nur geringe Kosten sollten Anleger neben der Zusaman. Anleger können die Renten-ETF mensetzung des Index auch den sowohl über die Börse als auch au- vom ETF gehaltenen WertpapierBörsen-Zeitung, 17.9.2011 Die Risikobereitschaft vieler Anleger hat infolge der Finanz- und Schuldenkrise abgenommen. Vielfach haben sie Positionen in deutschen Staatsanleihen, Unternehmensanleihen oder auch anderen Anlageklas- Strategieindizes Fortsetzung von Seite B 2 nend mit dem jeweiligen Handelstag für einen konstanten Zeitraum von 45 bzw. 30 Tagen. Der im vergangenen Herbst erstmals berechnete Euro Stoxx 50 Investable Volatility Index bestimmt die Volatilitätserwartung dagegen für einen Zeitraum von drei Monaten mit einem Startwert in der Zukunft. Hierdurch ergeben sich Performance-Vorteile. Denn über längere Zeiträume verläuft die Future-Kurve flacher. Dies hilft, die Kosten bei der Abbildung des Indexkonzepts über Futures auf Volatilität zu reduzieren. Besser diversifizieren Investoren finden in Short-, Leveraged- und Volatilitätsindizes ein reichhaltiges Instrumentarium, um ihr Portfolio taktisch zu steuern oder besser zu diversifizieren. Einige Strategieindizes erleichtern Investoren auch das Risikomanagement. Beispielsweise wechselt der im Juni erstmals berechnete Euro Stoxx 50 Volatility-Balanced Index dynamisch zwischen einer Position im europäischen Aktienmarkt und einem Investment in die Volatilität des Aktienmarktes. Die Allokation zwischen den beiden Anlageklassen orientiert sich daran, ob die Volatilitätserwar- tungen im Markt steigen oder fallen. Die Folge: Anleger verbinden mit dem Index ein Aktieninvestment mit einer effektiven Risikoabsicherung in einem unsicheren Marktumfeld. Alternativ können Investoren über die Risk-Control-Indizes ihr Risikoniveau in den jeweils abgebildeten Märkten konstant halten. Die Indizes halten das Risikoniveau kontinuierlich bei einer Volatilität von jeweils 5, 10, 15 oder 20 %, indem entsprechend zwischen Geld- und Aktienmarkt gewechselt wird. Mittlerweile finden Investoren auf die wichtigsten regionalen und Ländermärkte der Welt Risk-Control-Indizes. Damit können sie die einzelnen Positionen in ihrem Portfolio einfach entsprechend definierter Risikobudgets steuern. Das Risikomanagement erleichtert sich erheblich. Die dynamische Entwicklung der Aktienmärkte mit immer kürzeren Zyklen und einem zuletzt fehlenden langfristigen Aufwärtstrend stellt neue Anforderungen an das Risikomanagement und die Anlagestrategien der Investoren. In den sich ständig verbessernden Methoden von Strategieindizes und einem sich über die wichtigsten weltweiten Märkte erstreckenden Angebot finden sie jedoch ein Instrumentarium, mit dem sie diese Herausforderungen effektiv meistern können. korb analysieren und das Emittentenrisiko des Swap-Anbieters bewerten. Auch ist zu überprüfen, ob und wie der Swap mit der Hinterlegung von Wertpapieren abgesichert wird. Die Zu- und Abflüsse in Renten-ETF seit Jahresanfang zeigen einen klaren Trend hin zu physischen Abbildungsmethoden. Anleger sind insbesondere bei Rentenanlagen nicht bereit, ein zusätzliches Risiko durch die Struktur des ETF einzugehen. Auswahlkriterien Die am häufigsten angewendeten Auswahlkriterien bei Rentenindizes sind die Währung, in der eine Anleihe emittiert und zurückgezahlt wird und – ähnlich wie bei Aktien die Marktkapitalisierung – das ausstehende Volumen der Anleihen. Hinzu kommen Länderkriterien, Laufzeit, Rating und Emittent aber auch Art der Anleihe, wie beispielsweise Staats- oder Unternehmensanleihen. Insbesondere durch die hohe Staatsverschuldung vieler Länder der Eurozone rücken die Länderkriterien und die Auswahl entsprechend des Ratings in den Fokus der Anleger. Beispielsweise haben ETF, die ausschließlich deutsche Staatsanleihen halten, in der Krise profitiert. Einige Indizes und ETF beinhalten zudem nur Staatsanleihen aus dem Euroraum, die mit Investment Grade bewertet werden. Anleger investieren mit ihnen beständig in ein Portfolio aus Anleihen mit hoher Kreditwürdigkeit. Beispielsweise sind Anleihen Griechenlands aus diesen Indizes und ETF gefallen, nachdem zwei Ratingagenturen im April bzw. Juni 2010 die Bonität von Griechenland unter Investment Grade herabgestuft hatten. Die Folge: Anleger haben nicht an den Kursverlusten griechischer Anleihen des vergangenen Jahres partizipiert. Im Bereich der Unternehmensanleihen unterscheiden Indizes und ETF vielfach zwischen Anleihen mit Investment Grade und dem hochverzinslichen Segment der High-YieldAnleihen. Ausschlaggebend hierfür ist das Rating der drei führenden Ratingagenturen, S & P, Moody’s und Fitch. Der Anleger erhält so ein klar abgrenzbares Risikoprofil und kann die Risiken, die mit der höheren Verzinsung der High-Yield-Anleihen verbunden sind, einschätzen. Zusätzlich lassen sich Unternehmensanleihen bestimmter Branchen auswählen. So schließen einige Indizes beispielsweise Anleihen von Finanzdienstleistern aus, wodurch sich gerade in der Finanzkrise das Risikoprofil verbessern ließ. Zinsmeinungen umsetzen Da sich Indizes auf bestimmte Laufzeitsegmente konzentrieren, können Investoren mit ihnen aktiv Zinsmeinungen umsetzen. Zum Beispiel können Anleger, die steigende Zinsen erwarten, mit ihnen einfach in kurz laufende Papiere investieren. Die konstanten Laufzeiten ermöglichen auch das sogenannte Asset Liability Management (ALM) über ETF. Anleger können die Laufzeit der Anlagen gezielt auf die Verpflichtungen abstimmen. So lassen sich Risiken aus sich verändernden Zinssätzen erheblich senken und sicherstellen, dass die Rentenpositio- nen unabhängig vom Zinsumfeld die jeweiligen Verpflichtungen decken. Beispielsweise richten Pensionskassen ihre Anlagen auf die jeweiligen Pensionsverpflichtungen aus. Sie profitieren auch davon, dass einige Indizes ausschließlich Anleihen in einer Währung aufnehmen. Bestehen beispielsweise allein Verpflichtungen in Euro, lassen sich Währungsrisiken durch eine Anlage in der europäischen Gemeinschaftswährung ausklammern. Andererseits können Investoren den Währungsfokus der ETF nutzen, um ihre Marktmeinung zur Entwicklung der Wechselkurse umzusetzen. Das ausstehende Volumen der Anleihen ist dagegen wichtig, um eine hohe Liquidität und damit möglichst geringe Handelskosten sicherzustellen. Denn generell steigt das Handelsvolumen mit der Größe der Anleiheemission. Lebhafte Nachfrage Eine hohe Kosteneffizienz, ein liquider Handel und ihre breit diversifizierten Positionen machen ETF zu attraktiven Instrumenten für die Anlage in festverzinsliche Wertpapiere. Indizes „zerlegen“ das breite Anleiheuniversum durch vielfältige Auswahlkriterien in Segmente mit verschiedenen Risikoprofilen. RentenETF bieten Anlegern damit die Flexibilität, Risiken passgenau zu ihren Bedürfnissen einzugehen und die gewünschte Verzinsung zu erzielen. Wie gern Anleger diese Flexibilität mittlerweile nutzen, zeigt die hohe Nachfrage: Allein iShares verwaltet in Europa über 20 Mrd. Euro in seinen mehr als 40 Renten-ETF. B 4 Börsen-Zeitung Nr. 180 Sonderbeilage Sonnabend, 17. September 2011 Transparenz sichert dauerhaft das Vertrauen der Anleger ETF-Markt besitzt in Europa noch große Möglichkeiten – Privatinvestoren sind zur Erschließung des Wachstumspotenzials wichtig bewegte sich das durchschnittliche monatliche Handelsvolumen schon bei 14 Mrd. Euro – und hat sich somit innerhalb von zehn Jahren versiebzigfacht. Das Fondsvermögen erhöhte sich im selben Zeitraum von 0,4 Mrd. auf 173 Mrd. Euro – es ist also sogar um den Faktor 430 gewachsen! Von Auch die ProduktvielRainer Riess falt von ETF hat rasant zugenommen. Im Jahr 2000 startete die Deutsche Börse das XTF-Segment mit zwei Produkten. Derzeit umfasst das Angebot 858 börsengelistete Indexfonds. Die PaManaging Director, lette reicht dabei inzwiDeutsche Börse AG schen von ETF auf Aktien und Anleihen bis hin zu dukte entwickelt. Der Erfolg der ETF ETF auf Rohstoffe oder Währungen. begann in den USA Anfang der neunDiese Spitzenstellung der Deutziger Jahre an der New Yorker Börse schen Börse im Handel von ETF wird Amex. Mit der Einführung des SPDR uns regelmäßig von unabhängiger von State Street Global Advisors gab Seite bestätigt. Seit 2005 werden es erstmals ein fortlaufend handelba- jährlich die Global ETF Awards verres Produkt, das den gesamten geben. Wir sind stolz, in diesem Jahr S & P 500-Index nachbildete. ETF – zum siebten Mal in Folge – den erspunkteten von Anfang an mit hoher ten Platz einzunehmen in den drei Liquidität und Transparenz sowie Kategorien „Exchange with Largest mit sehr niedrigen Kosten. Number of ETF Listed Products Europe“, „Most Proactive ETF Exchange Europe“ und „Largest ExSiegeszug begann 2000 change for ETFs Europe (Dollar In Europa begann der Siegeszug Turnover)“. der börsengehandelten Indexfonds im Jahr 2000. Die Deutsche Börse Von Xetra profitieren AG führte als Pionier diesseits des Atlantiks das XTF®-Segment ein, das Die Investoren – sowohl institutioseitdem sehr hohe Wachstumsraten nelle als auch private Anleger – profiverzeichnete: Im ersten Jahr lag der tieren beim Handel von ETF im XTFmonatliche Umsatz mit börsengehan- Segment der Deutschen Börse vom delten Indexfonds noch bei relativ modernen und extrem zuverlässigen geringen 0,2 Mrd. Euro. Mitte 2011 elektronischen Handelssystem XeBörsen-Zeitung, 17.9.2011 Börsengehandelte Indexfonds oder Exchange Traded Funds (ETF) haben sich innerhalb des letzten Jahrzehnts ohne Zweifel zu einem der weltweit erfolgreichsten Finanzpro- tra®. 45 Teilnehmer aus 18 Ländern haben momentan Zugang zum Handel von ETF, Exchange Traded Commodities (ETC), Aktien, aktiv gemanagten Fonds und Zertifikaten auf Xetra. Der ausländische Orderflow liegt beim Handel von ETF und ETC bei über 70 %. Von dieser Bündelung der Liquidität auf Xetra profitieren Investoren enorm: Die indirekten Kosten, die rund 80 % der Gesamttransaktionskosten ausmachen, werden praktisch ausschließlich durch die Liquidität der gehandelten Produkte bestimmt. Anleger kommen beim Handel von ETF über Xetra also in den Genuss von besonders niedrigen Handelskosten. Die Deutsche Börse unterstützt diesen Liquiditätspool durch attraktive Anreizmodelle für Liquiditätsspender und ein wettbewerbsfähiges Preismodell. „We make markets work“ Der Leitspruch der Deutschen Börse lautet „We make markets work“. Transparenz und Liquidität sind zwei der wichtigsten Voraussetzungen für das effiziente Funktionieren von Finanzmärkten. Deswegen hat die Deutsche Börse eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um eine hohe Transparenz für die Investoren zu gewährleisten. Jeder Emittent, der im XTF-Segment vertreten ist, ist verpflichtet, mindestens alle 60 Sekunden einen sogenannten indikativen Nettoinventarwert (iNAV®) zu berechnen. Die Deutsche Börse selbst berechnet im Auftrag einer Vielzahl von Emittenten die iNAVWerte der im XTF-Segment vertretenen ETF und macht den Anlegern diese Informationen auf ihrer Inter- netseite zugänglich. So können die Marktteilnehmer jederzeit den „fairen“ Wert eines ETF mit der aktuellen Geld-Brief-Spanne im Markt vergleichen. Ein weiterer Beitrag der Deutschen Börse zur Herstellung von Transparenz ist das sogenannte Xetra-Liquiditätsmaß (XLM). Die Deutsche Börse misst als einziger Handelsplatz weltweit die Liquidität von Finanzinstrumenten in den drei Dimensionen Orderbuchbreite, Orderbuchtiefe und Sofortigkeit. XLM fasst die impliziten Kosten, die beim Handel eines ETF entstehen würden, in einer einzigen Kennzahl zusammen. Blue-Chip-ETF, zum Beispiel auf Dax® oder Euro Stoxx 50®, gehören zu den liquidesten Werten des deutschen Finanzmarktes überhaupt. Ja, sie sind sogar liquider als die größten DaxWerte. Die Deutsche Börse veröffentlicht die XLM-Werte aller ETF monatlich auf ihrer Internetseite sowie quartalsweise in ihrem Newsletter Facts & Figures. Um weiterhin eine hohe Liquidität für die Anleger sicherzustellen, ist es wichtig, einer Fragmentierung des ETF-Handels entgegenzuwirken. Gegenwärtig findet mehr als die Hälfte des europäischen ETF-Handels außerbörslich, also intransparent und unreguliert statt. Der Handel von börsengelisteten Indexfonds könnte daher noch liquider werden, wenn ein Teil dieser Umsätze auf eine transparente und regulierte Börsenplattform gebracht werden würde. Für Investoren würde dies zu nochmals geringeren Gesamttransaktionskosten führen. Während der ETF-Handel in Europa von professionellen Investoren dominiert wird, spielen Privatinvestoren zum Beispiel in den USA ungefähr eine ebenso große Rolle wie institutionelle Anleger. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass – wenn die Rahmenbedingungen stimmen – der ETF-Markt in Europa noch ein großes Potenzial besitzt. Schon heute zählen ETF auch hier zu den erfolgreichsten Finanzinstrumenten des letzten Jahrzehnts – dies hat sich auch durch die Finanzkrise seit 2008 nicht geändert. Für die kommenden Jahre erwarten Analysten darüber hinaus Wachstumsraten zwischen 20 und 30 % für das in ETF investierte Vermögen. Um dieses Wachstumspotenzial zu erschlie- ßen, ist die Gruppe der Privatinvestoren sehr wichtig. Und für Privatanleger wiederum ist eine hohe Transparenz der Anlageprodukte von großer Bedeutung. Damit sich also das Wachstum der börsengehandelten Indexfonds weiter entfalten kann, bedarf es einer Bündelung der Liquidität auf regulierten und sicheren Börsenplätzen sowie der Bewahrung von Transparenz und Verständlichkeit. Deshalb befürwortet die Deutsche Börse für den ETF-Markt Standards, die durch Selbstregulierung festgelegt werden. Denn eines ist sicher: Nur Transparenz sichert dauerhaft das Vertrauen der Anleger in ETF. Nie waren ETF besser als heute Märkte und Themen in einem Produkt abbilden einheitlichen Standards zum Anlegerschutz. Ucits limitiert das Kontrahentenrisiko synthetisch replizierender ETF durch eine Begrenzung des Swap-Anteils auf maximal 10 % des Fondsvolumens bzw. setzt strenge Maßgaben für die Qualität und Höhe der Besicherung der Inhaberschuldverschreibung. Zusätzlich haben sich die meisten AnbieVon ter entweder selbst noch Juergen Fritzen strengere Grenzen auferlegt oder das Risiko durch einen täglichen Reset des Swap reduziert. Weitere ProduktinnoGründungspartner vationen sind die Verteiund Geschäftsführer lung des Kontrahentenrivon Crossflow sikos auf mehrere Financial Advisors Swap-Partner und/oder die Hinterlegung von Sicherheiten (Collateral). Emittenten verwaltet. Wichtigste Auch bei physisch replizierenden Gründe für diesen Erfolg sind ge- ETF, deren Emittenten Wertpapierringe Verwaltungsvergütungen, leihe betreiben, ist es Standard, dass enge Spreads und die hohe Liquidi- der Kontrahent das Ausfallrisiko tät der ETF. durch Hinterlegung von liquiden Wertpapieren mit guter Bonität reduziert. Auch kritische Fragen Den ETF-Anbietern sind die unerDie erfolgsverwöhnte ETF-Com- wünschten Risiken ihrer Produkte munity wird allerdings seit einigen nicht erst vor einigen Monaten beMonaten mit zunehmend kritischen wusst geworden. Fast alle EmittenFragen über unerwünschte ETF-Risi- ten verbessern kontinuierlich mit hoken konfrontiert. Investoren zwei- her Innovationskraft das Rendite-Rifeln zwar nicht an den nach wie vor siko-Profil ihrer ETF. Die Motivation der Anbieter in der herausragenden Qualitäten von ETF, sie hegen aber spätestens jetzt aktuellen Phase der Marktverdränden verständlichen Wunsch, die mit gung ist, das eigene Produkt gegendieser beliebten Anlageform verbun- über dem ETF der Wettbewerber atdenen Risiken vollständig und trans- traktiver zu machen. Die hierbei gezeigte Kreativität hat die Produkte parent aufgezeigt zu bekommen. Bei ETF werden zunächst drei pro- zwar sicherer, aber nicht zwangsläuduktspezifische Risiken unterschie- fig einfacher gemacht. Neben einer den. Als erstes geht der Investor be- hohen Anzahl an Neuemissionen hawusst das Marktrisiko des Underly- ben vor allem die neuen Produkting ein, um mit dem ETF an der Per- strukturen dazu geführt, dass der formance-Entwicklung eines Index Markt unübersichtlicher und die zu partizipieren. Ob der ETF auch ETF-Selektion anspruchsvoller und die versprochene Indexperformance zeitintensiver wurde. Diese Entwickliefert, ist das zweite – das Replikati- lung hat darüber hinaus Befürchtunonsrisiko. Dieses resultiert aus der gen ausgelöst, das schnelle WachsPerformance-Differenz zwischen der tum des ETF-Segments könnte in eiWertentwicklung des Underlying nem Krisenszenario zur Verstärkung und des ETF. Um das Replikationsri- negativer Trends bis hin zur Gefährsiko zu minimieren, haben die ETF- dung der Systemstabilität führen. Anbieter verschiedene Abbildungsmethoden und Produktstrukturen Panikverkäufe blieben aus kreiert, aus denen sich als dritte Risikoart ein Kontrahentenrisiko ergeAls plausible Reaktion auf Crashben kann. Dieses entsteht aus der Szenarien wird eine panische Flucht Art und Weise der verwendeten Me- der Investoren aus den ETF vermuthode zur Replikation des zugrunde tet, was die Rückgabe eines erhebliliegenden Index. chen Teils der ausgegebenen AnteilBei synthetischen ETF entsteht scheine innerhalb sehr kurzer Zeit das Kontrahentenrisiko entweder bedeuten würde. Ein solcher „Reaus einem Swap, den der ETF mit ei- demption Run“ müsste negative Ausner Investmentbank eingeht, um so wirkungen auf die Kurse des Underdie Indexperformance in den ETF zu lying sowie der Collaterals des ETF transportieren, oder aus einer besi- haben. Um das Krisenverhalten von cherten Inhaberschuldverschrei- ETF-Investoren genauer zu betrachbung, die die gleiche Aufgabe wie ten, haben wir geprüft, welchen Einder Swap erfüllt. Auch physisch repli- fluss der Zusammenbruch von Lehzierende ETF können ein Kontrahen- man Brothers im September 2008 sotenrisiko beinhalten, nämlich dann, wie die Natur- und Atomkatastrophe wenn Wertpapierleihe zur Perfor- in Japan im März 2011 auf die Entmance-Steigerung eingesetzt wird. wicklung explizit betroffener ETF In diesem Fall verleiht der ETF die hatte. dem Index zugrunde liegenden WertSowohl nach Lehman als auch papiere an eine interessierte Gegen- nach dem japanischen Erdbeben ist partei. eine verstärkte Rückgabe von ETFAnteilen ausgeblieben, es ist sogar das Gegenteil eingetreten. Anstelle Innovative Lösungen der erwarteten Panikverkäufe kam Zur Minimierung dieser Risiken ha- es zu Mittelzuflüssen bei ETF auf jaben die ETF-Emittenten in den ver- panische Aktienindizes. Beim größgangenen Jahren innovative Lösun- ten ETF auf den MSCI Japan, dem gen erarbeitet. Die überwiegende iShares MSCI Japan, wuchs die Zahl Mehrheit der in Europa domizilierten der ausstehenden Fondsanteile nach ETF erfüllt die Anlage- und Pflichtin- wenigen Handelstagen um unerwarformations-Richtlinien nach Ucits tete 30 %. Beim größten Financial Fortsetzung Seite B 5 und entspricht somit bereits EU-weit Börsen-Zeitung, 17.9.2011 Der europäische Exchange-TradedFunds-(ETF-)Markt hat sich in den vergangenen elf Jahren sehr erfolgreich entwickelt. Inzwischen werden alleine in Europa etwa 243 Mrd. Euro in über 1 300 Produkten von 41 Sonderbeilage Sonnabend, 17. September 2011 Börsen-Zeitung Nr. 180 B5 Volatilität als eigene Anlage-Klasse nutzen Ein sich auf den S&P 500 VIX Futures Enhanced Roll Index beziehender ETF ermöglicht es, Volatilität einfach und kostengünstig in Depots aufzunehmen che Finanzinstrumente zu verteilen, deren Kurse sich möglichst unterschiedlich entwickeln. Dies hat in der Theorie den Vorteil, dass zum Beispiel bei Kursverlusten am amerikanischen Aktienmarkt nicht das gesamte Wertpapierdepot an Wert verliert, weil das Portfolio etwa auch Anleihen und Rohstoffe Von beinhaltet. Investoren Heike Fürpaß-Peter sollten ihr Portfolio daher in der Art zusammenstellen, dass es keine andere Kombinationsmöglichkeit von Wertpapieren gibt, die bei gleichem Risiko eine Head of Lyxor ETFs höhere erwartete RenPublic Distribution – dite beziehungsweise Germany & Austria bei gleicher erwarteter Rendite ein niedrigeres nen Jahren haben zwischenzeitliche Risiko aufweisen. Solche Portfolios massive Kursverluste vielen Anle- werden in der Wissenschaft als „effigern das Risiko einer Aktienanlage ziente Portfolios“ bezeichnet – sovor Augen geführt. Dementspre- weit die Theorie. chend hoch ist heute die Bereitschaft, die Wertentwicklung des eigeAuf einmal war alles anders nen Aktienportfolios zu stabilisieren. Ansatzpunkt ist dabei häufig die Mit dem Fall von Lehman Portfoliotheorie nach Markowitz – Brothers im Herbst 2008 schien auf fast jeder Investor hat schon einmal einmal alles anders – und die Börsenvon ihr gehört. Seine Theorie ist kurse setzten im Gleichschritt zu eispannend, aber auch komplex, wenn ner historischen Talfahrt an. Aktienman jedes Detail verstehen möchte. indizes, die Märkte großer IndustrieFür den eigenen Anlageerfolg ist nationen abbildeten, waren genauso es jedoch ausreichend, wenn man betroffen wie solche aus Emergingden Kern der Theorie versteht und Markets-Ländern, Unternehmensandanach handelt. Grundsätzlich ist es leihen fielen genauso ins scheinbar entscheidend, sein Kapital auf sol- Bodenlose wie Rohstoffe. Kurz geBörsen-Zeitung, 17.9.2011 Unsicherheit prägt seit jeher das Geschehen an der Börse. Aktienkurse steigen oder fallen teilweise dramatisch, wobei die Richtung ihrer Änderung überrascht. In den vergange- sagt: Angst und Unsicherheit sorgten für einen kollektiven Bärenmarkt, und es zeigte sich, dass in der alten Börsenweisheit „In der Baisse fällt alles – außer der Korrelation“ viel Wahrheit steckt. Gemeint ist damit Folgendes: Solange es an den Finanzmärkten ruhig zugeht, entwickeln sich verschiedene Anlageklassen oft unterschiedlich. So steigen Aktienindizes häufig, wenn Anleihen im Kurs zurückgehen, und Rohstoffpreise entwickeln sich meist unabhängig von Aktien und Anleihen. Während ruhiger Börsenzeiten ist es daher sinnvoll, sein Wertpapierdepot breit zu diversifizieren und nicht sprichwörtlich alle Eier in einen Korb zu legen. Kommt es allerdings zu einer Krise, kann mitunter auch ein breit diversifiziertes Portfolio keine Stabilität bieten, denn plötzlich fallen alle risikobehafteten Anlageformen im Gleichklang. Eine mögliche Lösung für diesen Umstand bietet die Nutzung von Volatilität als eigene Asset-Klasse. Grundsätzlich ist Volatilität ein Maß für die Schwankung von Aktienkursen und dient häufig als Risikomaß. Man unterscheidet zwischen der historischen (realisierten) und der impliziten (erwarteten) Volatilität. Die historische Volatilität beschreibt die über einen bestimmten Zeitraum in der Vergangenheit aufgetretene Schwankung eines Wertpapiers, wie zum Beispiel einer Aktie. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass die historische Volatilität lediglich die Schwan- In die Konsumkraft der Schwellenländer investieren An wachsender Mittelschicht über ETF auf Sektoren-Indizes partizipieren ein Engagement über börsennotierte Indexfonds oder Exchange Traded Funds (ETF). Mit ETF beispielsweise kann ein genau definiertes Anlageziel – ein Land, eine Region, ein Sektor – durch Abbildung des zugrunde liegenden Index abgedeckt werden. Gleichzeitig soll das Einzelwertrisiko durch die Streuung über alle im Index befindlichen WertVon papiere reduziert werThorsten Michalik den. In den USA, dem größten ETF-Markt der Welt, haben sich börsennotierte Indexfonds auf Basis von Schwellenländer-Indizes bereits durchgesetzt: Nach AnVerantwortlich gaben des Analysehaufür db X-trackers ses Morningstar haben Schwellenländer-ETF strebenden Staaten nach Angaben dort in den vergangenen zwei Jahdes Internationalen Währungsfonds ren Nettomittelzuflüsse von jeweils (IWF) seit 2006 – also inklusive der mehr als 15 Mrd. US-Dollar verzeichFinanzkrise – durchschnittlich 6,4 % net. In den Jahren 2007 bis 2010 hap. a. expandiert sind, legten die In- ben Schwellenländer-ETF jeweils dustrieländer nur um gut 1 % pro mehr Nettomittelzuflüsse als aktiv Jahr zu. Dieser Trend scheint sich verwaltete Fonds in diesem Anlagefortzusetzen. Auch für 2011 und segment verbucht. Ende 2010 wur2012 erwartet der IWF für Schwel- den weltweit nach Angaben von Morlenländer ein deutlich stärkeres Wirt- ningstar 720 Mrd. US-Dollar in schaftswachstum. Der Anteil der Schwellenländer-ETF verwaltet. Auch nur für Europa betrachtet ist Schwellenländer am Welt-Sozialprodukt dürfte nach einer Prognose der die Entwicklung sehr positiv verlauWeltbank in den kommenden zehn fen. Nach Angaben von Deutsche Bank Global Index Research werden Jahren von 25 auf 50 % steigen. Dieses derzeit überdurchschnittli- per Anfang September 2011 rund che Wachstum kann ein guter Grund 24,8 Mrd. Euro in Schwellenländerfür Anleger sein, Schwellenländern Aktien-ETF verwaltet. Insgesamt bein einem Portfolio einen Platz einzu- treut die ETF-Branche in Europa akräumen. Einfach umsetzen lässt sich tuell ein Vermögen von 209 Mrd. Börsen-Zeitung, 17.9.2011 In Schwellenländern, allen voran in den Ländern Ostasiens, ist die Wirtschaft in den vergangenen Jahren deutlich schneller als in etablierten Industrieländern gewachsen. Während die Volkswirtschaften der auf- Nie waren ETF besser Fortsetzung von Seite B 4 Sector ETF, dem Financial Selected Sector ETF von SPDR, wurden sogar 50 % der Anteile gegenüber der Zeit vor Lehman zusätzlich kreiert. Eine sehr wahrscheinliche Erklärung für diese Entwicklung ist, dass Marktteilnehmer die ETF aufgrund ihrer hohen Liquidität zum Zeitpunkt der externen Schocks leerverkauften und sich dann nach der Marktkonsolidierung mit den Stücken eingedeckt haben. Hinzu kommen diejenigen Investoren, die umschichten oder frisches Geld in stark gefallene Märkte investieren. Unbestritten ist, dass die Creations und die damit einhergehende erhöhte Nachfrage nach den Wertpapieren des Underlying sogar Markt unterstützende Wirkung gehabt haben. Die untersuchten ETF er- wiesen sich entgegen den Erwartungen sowohl nach der Lehman-Pleite als auch nach der Katastrophe in Japan, eher als stabilisierendes Element. Gleiches gilt übrigens auch für die aktuelle Krise. Bei den großen ETF auf den Dax gab es seit Anfang Juli auch nach den Kursabschlägen neue Nettomittelzuflüsse von bis zu 20 %. Aufgrund ihres überlegenen Designs sind und bleiben ETF erste Wahl um ganze Assetklassen, Märkte und Themen in einem Produkt abzubilden und handelbar zu machen. Für die wenigen Schwachpunkte haben die Emittenten effektive Lösungen entwickelt, um die unerwünschten Risiken ihrer Produkte zu minimieren. Deshalb waren ETF seit ihrem Bestehen nie besser als heute. Euro, wobei hier auch die Anlageklassen Anleihen, Geldmarkt und Rohstoffe inbegriffen sind. Wie geht es weiter? Wird das starke Wachstum der Schwellenländer-ETF vor allem im Aktien-Segment weitergehen? Um das zu beantworten, muss man realistischerweise sagen, dass sich viele Schwellenländer mit den Folgen eines langen Aufwärtstrends konfrontiert sehen. Viele Zentralbanken heben die Leitzinsen weiter an, um den teilweise starken Preisauftrieb, ausgelöst durch das starke Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre und gestiegene Löhne, im Zaum zu halten. Steigende Zinsen machen es aber für lokale Unternehmen generell schwieriger, zu expandieren. Zudem hat sich das Wachstumstempo in den Industrieländern, allem voran in den USA, der Eurozone und Japan, erheblich abgekühlt. Dies hat zur Folge, dass in nächster Zeit Exporte asiatischer Unternehmen nach Europa und den USA aller Voraussicht nach abnehmen, wenn in den Industrieländern beispielsweise weniger Fernseher und Computer gekauft werden. Stetig steigende Einkommen Jedoch sind nicht alle Teile der Wirtschaft in Schwellenländern in gleichem Maße von der schwankenden Konjunktur betroffen. Ein Beispiel sind Unternehmen, die Konsumgüter des täglichen Bedarfs für die lokale Bevölkerung herstellen oder vertreiben. Sie sind nur indirekt tangiert, wenn sich beispielsweise die Exporte abschwächen. Bereits in der Vergangenheit hat der private Konsum in den Schwellenländern deutliche Steigerungen verzeichnet. Die Konsumenten in Indonesien – dem nach der Zahl der Bevölkerung viertgrößten Land der Welt – zum Beispiel gaben 2007 fast 90 % mehr aus als 1995. Eine Folge der stetig zunehmenden Haushaltseinkommen: Mehr als 130 Millionen Haushalte in Schwellenländern werden nach einer Studie der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group bis 2015 in ihren Ländern der Mittelschicht angehören. Dazu zählen nach der Definition des Unternehmens alle Haushalte, deren jährlich zur Verfügung stehendes Haushaltseinkommen zwischen 9 und 14 000 US-Dollar liegt. Dies bedeutet, dass es in den Ländern Brasilien, China, Indien, Indonesien, Mexiko, Russland, Südafrika und der Türkei künftig 70 % mehr Fortsetzung Seite B 6 kungsbreite eines Basiswertes beschreibt, aber keine Aussage darüber treffen kann, in welche Richtung sich die Kurse in der Zukunft bewegen werden. Die implizite Volatilität hingegen ist die von den Marktteilnehmern erwartete Schwankungsintensität. In ruhigen Börsenzeiten ist die erwartete Schwankungsbreite in der Regel niedrig. Bei einem starken Kursrückgang oder unübersichtlicher Nachrichtenlage steigt die erwartete Schwankungsbreite entsprechend. Nicht nur Risikomaß Damit eignet sich Volatilität sehr gut zur Absicherung gegen Crashs an den Aktienmärkten und steht nicht nur als Risikomaß, sondern zunehmend auch als eigenständige Asset-Klasse im Fokus vieler Investoren. Ein Investment bietet sich daher nicht nur zur Absicherung von Positionen an, sondern Volatilität erscheint auch als geeignete Beimischung für jedes Aktiendepot, mit der sich das Risiko-Rendite-Profil deutlich verbessern lässt. Die klassischen Methoden zum Handel von Volatilität beruhen auf Optionsstrategien wie beispielsweise dem Kauf eines Straddle. Um allerdings ausschließlich ein Exposure gegenüber der Volatilität und nicht gegenüber dem jeweiligen Basiswert zu erhalten, wären häufige und entsprechend kostenintensive Anpassungen der Portfoliogewichte notwendig. Eine andere Möglichkeit ist der Weg über spezielle Volatilitätsindizes. Der wohl bekannteste ist dabei der CBOE-Volatility-Index, kurz VIX genannt, der von der Chicago Board of Exchange (CBOE) berechnet wird und die implizite Volatilität der Optionen auf den S & P 500 abbildet. Während eine direkte Investition in den VIX nicht möglich ist, existieren entsprechende Futures auf den Index. Da Futures jedoch eine begrenzte Laufzeit haben, müssen bei einer langfristigen Investition regelmäßig auslaufende Futures verkauft und längerlaufende Kontrakte nachgekauft werden; dies wird häufig auch als Rollvorgang bezeichnet. Ist der neue Kontrakt dabei teurer als der auslaufende, entstehen für Anleger Rollverluste. Dieses häufig auftretende Problem umgeht der S & P 500 VIX Futures Enhanced Roll Index, indem er in ruhigen Marktphasen in ein Portfolio aus länger laufenden Futures investiert. Nehmen die Kursschwankungen allerdings zu, schichtet der Index in Kontrakte mit ein bis zwei Monaten Laufzeit um, die stärker auf Anstiege der Volatilität reagieren. Das stellt sicher, dass der Index in Phasen hoher Volatilität so stark wie möglich auf die Bewegungen des S & P 500 reagiert. Zugleich werden die Rollverluste in ruhigen Marktphasen minimiert. Klingt zuerst kompliziert Ein neuer Lyxor Exchange Traded Fund (ETF), der sich auf den S & P 500 VIX Futures Enhanced Roll bezieht, eröffnet Investoren nun die Möglichkeit, die Anlage-Klasse Volatilität auf einfache und kostengünstige Weise in ihre Depots aufzunehmen. Was hat es mit diesem Index, der beim ersten Lesen kompliziert klingen mag, auf sich? Der Index misst die erwarteten Kursschwankungen in Form der impliziten Volatilität am US-amerikanischen Aktienmarkt. In der Vergangenheit stieg der Index meist dann, wenn Angst die Märkte erfasste und die Kurse auf breiter Front fielen. Dies liegt daran, dass in Baisse-Phasen grundsätzlich höhere Kursschwankungen erwartet werden. Aus diesem Grund war Volatilität in der Vergangenheit negativ mit den Aktienmärkten korreliert. Investoren eröffnet dieser Zusammenhang eine interessante Möglichkeit, ihre Portfolios effizienter zu gestalten. So hätte zum Beispiel seit Oktober 2006 eine Investmentkombination bestehend aus Aktien des US-Standardwerte-Index S & P 500 (90 %) und dem S & P 500 VIX Futures Enhanced Roll Index (10 %) eine um 18 % höhere Rendite erzielt als das Aktienengagement allein. Gleichzeitig wies das Mischportfolio geringere Wertschwankungen auf. Gegenüber anderen Möglichkeiten, systematisch in Volatilität zu investieren, bietet der ETF zudem einen wichtigen Vorteil. Futures sind Terminkontrakte mit begrenzter Laufzeit. Daher müssen bei der direkten Investition in einen Futures-Index regelmäßig auslaufende Futures verkauft und längerlaufende Kontrakte nachgekauft werden. Dies wird auch als Rollvorgang bezeichnet. Ist der länger laufende Kontrakt dabei teurer als der auslaufende, entstehen Anlegern beim Rollen Verluste. Der S & P 500 VIX Futures Enhanced Roll Index umgeht dieses Problem, indem er in ruhigen Marktphasen in ein Portfolio aus länger laufenden Futures investiert. Nehmen die Kursschwankungen am Markt allerdings zu, schichtet der Index in Kontrakte mit lediglich ein bis zwei Monaten Laufzeit um, die stärker auf Volatilitätsanstiege reagieren. Beruhigen sich die Märkte wieder, werden erneut längerlaufende Futures gekauft. Dieses Vorgehen stellt sicher, dass der Index in Phasen hoher Volatilität so stark wie möglich auf die Bewegungen des VIX reagiert und zugleich die Rollverluste in ruhigen Marktphasen minimiert werden. Auf diese Weise ermöglicht der neue Index, der unabhängig von S & P berechnet wird, eine systematische Investition in Volatilität, und Investoren profitieren von der Möglichkeit, über einen einzelnen Ucits-konformen Investmentfonds einen Zugang zu Volatilität als Asset-Klasse zu erhalten. B 6 Börsen-Zeitung Nr. 180 Sonderbeilage Sonnabend, 17. September 2011 Alpha-Suche ist mit der Erfolgsstory ETF nicht beendet Aktiv gemanagte Konzepte weiterhin wichtig – Ausreichend großer Markt für beide Philosophien – Kombination könnte langfristig interessant sein sprechen die vergangenen Wachstumsraten noch immer gute Erfolgsaussichten, zum anderen lassen sich aber gerade für neue Anbieter meist nur noch mit Spezialitäten oder neuen Indexkonzepten Marktanteile gewinnen. Die wirklich lukrativen „Massekonzepte“, wie etwa auf die renommierten Aktienindizes, sind derweil weitgehend besetzt. Neue Anbieter können hier allenfalls durch attraktivere Konditionen auf sich aufmerksam machen, was zunächst nicht ausreiVon chen wird, um nennensCarsten Riester wert Volumen zu generieren. Spezielle Nischenindizes oder auch neue Assetklassen stehen zwar Leiter Dachfondsmana- derweil noch nicht im gement bei der W & W Fokus, können aber über höhere Gebühren Asset Management schon mit geringeren VoGmbH lumina den betriebswirtschaftlichen Break-even das Bewusstsein der Anleger gescho- erreichen. Zudem besteht die ben haben. Aber was verbirgt sich Chance, einen der künftigen (Anhinter dem Erfolg dieser Produkte? lage-)Trends als First Mover und Haben aktive Manager tatsächlich nicht als Nachahmer zu besetzen. Bezüglich ihrer Verwendung sind keine Berechtigung mehr und ist damit auch die Suche nach Alpha für be- ETF vielseitig geeignet, grundsätzendet erklärt? Dies alles sind nur ei- lich ist deren Einsatz aber zumeist einige Fragen, die in der Diskussion ner Benchmark-Philosophie geschul„ETF versus aktives Management“ im- det. Sinn und Zweck des ETF muss es folglich nicht sein, einzelne mer wieder gestellt werden. Märkte relativ outzuperformen, sondern lediglich eine Index-PerforNeue Anbieter und Produkte mance abzubilden. Dem Investor erDer ETF-Boom scheint noch im- öffnet dies unter anderem die Mögmer nicht beendet. Nach wie vor lichkeit, sich dauerhaft oder tempodrängen neue Anbieter und Pro- rär dem jeweiligen Index gegenüber dukte an den Markt und lassen dabei neutral zu positionieren. Insbesonvermeintlich keinen Wunsch offen. dere die Vielfältigkeit der ETF sowie Kein Wunder, denn zum einen ver- der herrschende Wettbewerbsdruck Börsen-Zeitung, 17.9.2011 Kostengünstig, liquide und transparent – drei Schlagworte, mit denen zuletzt sehr erfolgreich auf ein Produkt aufmerksam gemacht wurde. Passiv, komplex und risikoreicher als man denkt, werfen häufig Kritiker ins Feld. Die Rede ist von Exchange Traded Funds (ETF), börsengehandelten Indexfonds, die sich in den vergangenen Jahren zunehmend in haben jedoch in jüngster Zeit dazu geführt, dass das ETF-Universum deutlich heterogener geworden ist. Die neue ETF-Generation setzt mehr auf innovativere (Nischen-)Indizes oder Konzepte mit derivativem Overlay (Leveraged, Short). „Erfüllungsgehilfen“ Zudem wird diese Evolution mehr als bislang Einfluss auf den Einsatz von ETF haben. So dürfte sich das Produkt neben der Funktion als „Beta 1“-Investment zunehmend zu einem aktiven Portfoliobaustein weiterentwickeln, mit dessen Hilfe Alpha generiert werden soll. Gegenüber dem aktiven Manager, der die Position als Alpha-Lieferant bis dato nahezu ausschließlich für sich in Anspruch nehmen konnte, bietet der ETF den Vorteil, dass die Selektion der im replizierten Index zusammengefassten Werte in der Regel nach klar definierten und somit transparenten Richtlinien erfolgt. Der Investmentstil und -prozess des aktiven Managers wird hingegen auch künftig sogar bei konsistenter Umsetzung intransparenter bleiben. Damit sind ETF durchaus als „Erfüllungsgehilfen“ für aktive Ansätze geeignet. Darüber hinaus besteht das Problem, dass nur wenige aktive Manager ihre Benchmarks dauerhaft schlagen. Somit ist im direkten Vergleich ein Index-Investment häufig die bessere Alternative. Gerade in Bereichen, in denen keine ausreichend fundierte Expertise vorliegt oder kein verlässlich guter aktiver Manager bekannt ist, kann ein ETF zur Abdeckung des Marktes durchaus von Vorteil sein. Und dies bei einem meist einfacheren Handling und da- mit auch flexibleren Handlungsmöglichkeiten als beim aktiv gemanagten Fonds. All die Überlegungen bezüglich relativer Performance bzw. aktiv und passiv gemanagter Konzepte spielen beim privaten Anleger nicht die elementare Rolle. Der Wunsch nach absolutem Return steht hier im Vordergrund. Auch dies mag einer der Gründe sein, warum vor allem private Anleger am ETF-Markt noch weniger aktiv sind als Institutionelle. Ein Fokus auf passive Instrumente scheint derweil im Retail-Geschäft wenig sinnvoll. Stattdessen dürften kombinierte Vertriebsansätze aus aktiven und passiven Produkten aussichtsreicher sein. Auch wenn ETF vielfach als einfache und transparente Produkte dargestellt werden, so ist deren Analyse ein durchaus diffiziles Unterfangen. So gilt es zunächst, einige grundsätzliche Fragen, zum Beispiel nach der Replikationsmethode, zu stellen. Soll der ETF eine voll replizierende Strategie verfolgen, oder dürfen auch synthetische, also swapbasierte Konzepte herangezogen werden? Gerade an ETF, die sich auf solche Swapkonstruktionen stützen, wurde in letzter Zeit zunehmend Kritik laut. Dabei geht es vor allem um (Kontrahenten-)Risiken, die sich aus einer Swapkonstruktion ergeben. Gerade in den letzten Jahren ist die Zahl der synthetischen Konzepte deutlich gewachsen und liegt absolut weit vor den voll replizierenden Fonds. In Bezug auf das verwaltete Volumen sind die physisch replizierten Produkte noch in Führung. Ein klares Votum für die eine oder andere Methode kann derweil nicht abgegeben werden. Es sollte jedoch je- dem Anleger klar sein, dass je nach Konstruktion neben klassischen Marktpreisrisiken auch andere Risiken in ETF liegen können. Dies gilt im Übrigen auch für voll replizierende Konzepte, in denen beispielsweise durch Wertpapierleihe separat zu bewertende Elemente in die Analyse eingehen müssen. Vielfach noch am Anfang Letztlich führt hier das kompetitivere Umfeld zu einer zunehmend semiaktiven Ausgestaltung der eigentlich passiv deklarierten Produkte. Neben der Replikationsmethode sollten zudem andere Kennzahlen wie etwa die (Gesamt-)Kostenstruktur oder auch der Tracking Error kritisch hinterfragt und verglichen werden. Gerade Letzterer kann in gewissen Maßen Auskunft darüber geben, wie passiv der jeweilige ETF wirklich agiert. Für das operative Handling sollten zudem die Liquidität und das Fondsvolumen hinterfragt werden, da diese Einfluss auf Handel und Preisfeststellung haben können. Fazit – Gerade die Analyse von ETF steht vielfach noch am Anfang. Hier werden sich in Zukunft weitere Beurteilungskriterien herauskristallisieren müssen. Es bleibt allerdings schon heute festzuhalten, dass auch ETF trotz ihrer Vorzüge nicht gänzlich frei von Risiken bzw. offenen Fragen sind. Der vielfach zu vernehmende Ruf nach mehr Transparenz in der Finanzindustrie wird daher auch diese Produkte ereilen. Dessen ungeachtet haben sich ETF in der Investmentlandschaft klar etabliert. Eine Fortsetzung der positiven Entwicklung scheint programmiert, auch wenn dies zu einer Sättigung des Marktes in Bezug auf Anbieter und Produkte führen wird. Zudem wird es von Bedeutung sein, inwieweit es gelingen wird, die Nachfrage auch auf Seiten der privaten Anleger zu erhöhen. Eine Lösung könnte hier die Ausweitung des Angebots beispielsweise bei ETF-basierten Dachfondskonzepten oder standardisierten Vermögensverwaltungen sein. All diese Entwicklungen sollten jedoch immer nur in Ergänzung zum bestehenden Angebot am Markt zu sehen sein. Aktiv gemanagte Konzepte werden daher auch weiterhin eine wichtige Bedeutung haben. Die Suche nach Alpha ist mit der Erfolgsstory „ETF“ keinesfalls zu Ende. Einzig die Qualität des aktiven Managers muss mehr denn je überdurchschnittlich gut sein. Sollte es den aktiven Managern hier nicht gelingen, ihre Referenzindizes dauerhaft zu schlagen, ist eine weitere Verlagerung hin zu passiveren Produkten die unausweichliche Folge. Vielleicht eröffnen sich aber gerade durch den Boom der ETF perspektivisch ganz neue Chancen für die aktiven Manager. Letztlich bleibt festzuhalten, dass der Markt ausreichend groß ist, dass beide Philosophien überleben werden. Eine Kombination aus beiden Welten könnte langfristig durchaus interessante Perspektiven für den Anleger bereithalten. Schwellenländer-Konsumkraft Fortsetzung von Seite B 5 Haushalte geben wird, die Einkommen für zusätzliche Konsumausgaben zur Verfügung haben. Die größten Zuwächse werden dabei in Indonesien (+ 115 % Mittelschicht-Haushalte), Indien (+ 91 %) und China (+ 83 %) erwartet. Die Studie geht davon aus, dass bis 2015 Schwellenländer für 30 % des weltweiten privaten Konsums stehen. Indexunternehmen reagieren Um die Entwicklung einzelner Sektoren wie beispielsweise der beschriebenen Konsumgüterbranche abzubilden, haben mittlerweile Indexunternehmen reagiert. Bisher war es üblich, Aktien nach dem Hauptsitz des jeweiligen Unternehmens regional zuzuordnen. Nun werden dieselben Aktien auch nach ihrer jeweiligen Branchenzugehörigkeit sortiert und in Sektoren-Indizes zusammengefasst. So gibt es in der MSCI-Indexfamilie eine Gruppe von zehn Sektoren-Indizes, die Schwellenländermärkte abdecken. Sie enthalten entsprechend dieselben Aktien wie der bekannte MSCI-Emerging-Markets-Index, der als Grundlage für die meisten ETF in diesem Segment genutzt wird. Die grundsätzliche Überlegung hinter der Konstruktion von Sektoren-Indizes ist folgende: Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass sich in unterschiedlichen Phasen eines Konjunkturzyklus bestimmte Sektoren besser als der breite Markt entwickeln. Daher kann es sinnvoll sein, diese Branchen je nach Wirtschaftsentwicklung mit Hilfe von Sektor-ETF stärker zu gewichten. Beispielsweise hat nach Angaben des Informationsdienstleisters Bloomberg der MSCI-Emerging-Markets-Sektor-Index für langlebige Konsumgüter wie beispielsweise Autos auf Sicht von einem Jahr per Ende Juni 2011 die beste Wertentwicklung aller zehn Sektoren-Indizes gezeigt. Auf Sicht von drei Jahren und fünf Jahren zählten dagegen die Indizes für Werkstoffe und Gesundheitswesen zu den besten Sektoren. Bislang unerschwinglich Im Detail werden von den einzelnen MSCI-Indizes die Sektoren Basiskonsumgüter (zum Beispiel Nahrungs- und Genussmittel), langlebige Konsumgüter (zum Beispiel Autos, Elektrogeräte, Bekleidung), Finanzwerte, Gesundheitswesen, Informationstechnologie, Telekommunikation, Versorger, Energieerzeugung, Industriewerte sowie Industrie-Rohstoffe (zum Beispiel Chemie, Industriegase, Metalle) abgedeckt. Als einzige Gesellschaft bietet db X-trackers ETF auf alle MSCI-Sektoren-Indizes im Bereich Schwellen- länder an. In der aktuellen Situation einer sich abschwächenden Weltwirtschaft insgesamt kann es nun sinnvoll sein, speziell Unternehmen zu betrachten, die von der beschriebenen wachsenden Mittelschicht in vielen Schwellenländern profitieren. Denn mit steigenden Einkommen werden viele Produkte des täglichen Bedarfs gekauft, die bislang für den Großteil der Bevölkerung nicht erschwinglich waren. Davon profitieren beispielsweise Unternehmen, die im MSCI-Emerging-Markets-Consumer-Staples-Index zusammengefasst sind. Der Index bildet die Entwicklung der Aktien von 64 Unternehmen aus 15 Schwellenländern ab, die Lebensmittel, Getränke oder Körperpflegeprodukte herstellen oder zum Beispiel Supermärkte betreiben. Die meisten Unternehmen, die in diesem Index vertreten sind, kommen aus den Ländern Brasilien, Mexiko, China und Südkorea. Von höheren Konsumausgaben profitiert beispielsweise die chinesische Hengan International, der landesweit größte Hersteller von Sanitärtüchern und Babyhygieneartikeln in China. Mit steigendem Familieneinkommen werden beispielsweise mehr Einwegwindeln und hochwertige Babypflegeartikel gekauft. Die Umsätze von Hengan International stiegen im Geschäftsjahr 2010 um 24 % auf umgerechnet 1,2 Mrd. Euro. Der Gewinn erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 15 % auf 217 Mill. Euro. Neue Möglichkeiten Ein anderes Segment, das vom steigenden Konsumniveau profitiert, ist die Lebensmittelindustrie. Fomento Económico Mexicano (Femsa) ist der im lateinamerikanischen Raum führende Hersteller alkoholfreier Getränke. Die mexikanische Gesellschaft ist der nach Umsätzen weltgrößte Abfüller von Coca-Cola-Produkten. Das Unternehmen ist im Lebensmittelsegment dabei gut diversifiziert: Femsa betreibt auch die am schnellsten wachsende Einzelhandelskette in Lateinamerika und ist zweitgrößter Anteilseigner am niederländischen Brauereiriesen Heinecken. Fazit: Im Segment Schwellenländer-Aktien haben sich sowohl in den USA wie auch in Europa ETF als Anlagevehikel fest bei Investoren etabliert. Die Entwicklung von Schwellenländer-Indizes auf Sektoren eröffnet nun neue Möglichkeiten in der Depotkonstruktion. So wird in vielen aufstrebenden Märkten eine stark wachsende Mittelschicht registriert. Von dem steigenden Einkommen profitieren vor allem lokale Konsumgüterunternehmen, die in entsprechenden Indizes zusammengefasst und über ETF investierbar sind.