Financial Engineering - Albust, ReadingSample - Beck-Shop

Werbung
Bachelorarbeit
Financial Engineering
Einführung – Anleitung – Ausblick
von
Stefan Albust
Erstauflage
Financial Engineering – Albust
schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG
Thematische Gliederung:
Anlagen & Wertpapiere
Bachelor + Master Publishing 2014
Verlag C.H. Beck im Internet:
www.beck.de
ISBN 978 3 95684 261 0
Leseprobe
Textbeispiel:
Kapitel 3, Exotische Optionen im Financial Engineering:
Im folgenden Kapitel wird das Herzstück dieser Arbeit beleuchtet. Im Financial Engineering geht
es im Wesentlichen um die Herausforderungen des Marktes und die daraus resultierenden
Wünsche des Kunden. Die individuellsten Vorstellungen und Anforderungen können mittels
strukturierter Produkte befriedigt werden. Um die entsprechenden Produktlösungen, also die
Zertifikate zu erhalten, ist der Einsatz von derivativen Finanzinstrumenten von Nöten. Anhand von
drei Produkten wird aufgezeigt, wie exotische Optionen im Produktkonstruktionsprozess
verwendet werden.
Kapitel 3.1, Protect Aktienanleihe:
Die klassische Aktienanleihe entstand im Jahre 1990, als die Bank Trinkaus & Burkhardt dieses
strukturierte Produkt erstmals zum öffentlichen Vertrieb anbot. Bei diesem Anlageprodukt handelt
es sich nicht um eine klassische Anleihe. Vielmehr wird die Rückzahlung von der Wertentwicklung
einer zugrundeliegenden Aktie beeinflusst. Die Zahlung eines Zinssatzes über die Laufzeit erfolgt
in jedem Fall und unabhängig von der Tilgungsform. Die Protect Aktienanleihe ist eine
Weiterentwicklung dieser Variante und soll im Folgenden genauer betrachtet werden.
Kapitel 3.1.1, Konstruktion und Funktionsweise:
Um die Protect Aktienanleihe verstehen zu können wird vorab das Prinzip der klassischen
Variante nochmals ausführlich dargestellt. Wie der Name bereits vermuten lässt, werden sowohl
anleiheähnliche als auch aktienähnliche Komponenten verwendet. In jedem Fall erhält der Anleger
einen im Voraus festgelegten Kupon, was der Anleihekomponente sehr nahe kommt. Die
Rückzahlung des Kapitals dagegen ist von der Wertentwicklung des Underlyings abhängig. Dies
entspricht somit der Aktienkomponente. Die entsprechenden Bedingungen, ob eine Aktie geliefert
oder das Kapital zurückgezahlt wird, werden im Voraus in den Produktbedingungen fixiert. Da sich
der Kapitalanleger somit in einer Stillhalterposition (Put-Option) befindet, wird er für die
Übernahme dieses Risikos mit einem höheren Zins entschädigt. In oben genannten
Produktbedingungen wird auch die wichtigste Komponente festgelegt: Der Basispreis, bei dessen
Unterschreiten am Bewertungstag die Aktienlieferung in physischer Form erfolgt. Sofern dieser
Wert am Stichtag nicht unterschritten ist, erfolgt die Tilgung der Anleihe zu 100%. Der Kuponzins
einer Aktienanleihe wird überwiegend durch die Volatilität des Basiswertes bestimmt. Je geringer
die Schwankungsbreite der zugrundeliegenden Aktie, desto geringer ist der Zins, den der Anleger
erhält und vice versa. Dies begründet sich auch dadurch, dass hohe Kursschwankungen der Aktie
das Risiko erhöhen, am Laufzeitende nicht das Kapital in Bar, sondern durch Lieferung von Aktien
zu erhalten. Allerdings sollte man beachten, dass der Zins auch als eine Art Puffer wirkt und somit
das Risiko mindert. Dieses Zertifikat begrenzt allerdings auch die Gewinnchancen. So ist der
Maximalertrag durch den Kuponzins definiert. Bei einer Aktienandienung zur Fälligkeit ergibt sich
jedoch ein Totalverlustrisiko. All diese angesprochenen Fakten treffen auf klassische
Aktienanleihen zu. Wo genau liegt nun der Unterschied in der Funktionsweise der beiden
Produkte? Die Protect-Variante beobachtet neben dem Basispreis zusätzlich einen sogenannten
Protect-Kurs, der unter erstgenanntem liegt. Notiert der Basiswert am Bewertungstag nicht unter
dieser Sicherheitsschwelle, findet die Rückzahlung zum Nominalwert von 100% statt. Sofern
allerdings diese, meist sehr tief liegende, Protect-Schwelle unterschritten wird, erfolgt die
Lieferung von Aktien. Der Unterschied wird nun dadurch sichtbar, dass bei der Aktienanleihe
Protect auch dann die Rückzahlung zum Nennwert stattfindet, wenn der Basispreis am
Fälligkeitstag unterschritten ist. Wichtig ist nur, dass die Sicherheitsschwelle am Bewertungstag
nicht unterboten wurde. Ansonsten funktioniert die Protect-Aktienanleihe wie ihr klassisches
Pendant was im ersten Abschnitt dieses Gliederungspunktes erläutert wurde. Ein Beispiel mit
fiktiven Kursen soll die Funktionsweise verdeutlichen. Als Basiswert dient die Allianz SE. Der
Basispreis von 67,90 Euro entspricht 100% des Startkurses der Aktie. Das Protect-Level wird bei
49,30 Euro festgelegt und der Kupon bei 23,25% p.a. Die Laufzeit beträgt ca. neun Monate und
die Anzahl der zu liefernden Aktien bei physischer Lieferung 14,72754 pro 1000 Euro Nennwert.
Notiert die Allianz SE am Bewertungstag nicht unter 49,30 Euro erfolgt die Rückzahlung zu 100%
plus Zinsen. Wird die Sicherheitsschwelle unterschritten erhält der Anleger 14, 72754 Aktien plus
den Zinskupon.
Zur Konstruktion der Protect-Variante werden drei Produkte benötigt. Aus Kundensicht wird ein
Kuponbond gekauft und gleichzeitig zwei Optionen verkauft. Zum einen geht der Kunde eine
Short-Position in einem Plain Vanilla Put ein und zum anderen ebenfalls eine Short-Position in
einem Cash-or-Nothing Put. Die verdienten Optionsprämien dienen wiederum der Finanzierung
der Produktkosten (z.B. Marge) und der Struktur (Kupons). Kapitel 3.1.2, Digitaloption:
Typisch für digitale Optionen, welche auch als binäre Optionen bezeichnet werden, ist das
spezielle Auszahlungsprofil. Dieses ist nämlich in seiner Höhe unabhängig vom Basiswert. Dieser
bestimmt lediglich darüber, ob überhaupt ausgezahlt wird, oder nicht. Kennzeichnend ist somit der
binäre Charakter. Dieser folgert aus der IT-Branche und der dortigen Eigenschaft, dass nur mit
den Zahlen Null und Eins gearbeitet wird.
Digitale Optionen zahlen nur dann aus, wenn zum Fälligkeitstermin der Kurs des Underlyings
oberhalb (Call-Option) bzw. unterhalb (Put-Option) des Ausübungspreises liegt. Nun muss nach
zwei möglichen Varianten dieser Optionen differenziert werden. Entweder kommt es zur
Auszahlung eines fixen Festbetrags, was als Cash-Or-Nothing-Option bezeichnet wird oder der
Assetpreis selbst wird gezahlt, bzw. das Underlying geliefert. Letzteres wird als Asset-Or-NothingOption bezeichnet. Diese Variante ist zudem teurer als eine Standard-Kaufoption, da der
Basispreis nicht gezahlt werden muss. Eine Kombination aus beiden Formen (AoN, CoN) nennt
man Gap-Optionen. Hierbei setzt der Investor auf den Spread zwischen zwei Basiswerten. Das
Auszahlungsprofil entspricht dem einer Cash-Or-Nothing Option. Vergleichbar mit einer
Käuferposition in einem Asset-Or-Nothing-Call und einer Writer-Position in einem Cash-OrNothing-Call ist eine klassische europäische Call-Option. Dabei entspricht der Basispreis der
Auszahlung des Cash-Or-Nothing-Call. Kongruent dazu ist eine europäische Put-Option
paritätisch mit dem Kauf eines Cash-Or-Nothing-Put und zugleich einer Stillhalterposition im
Asset-Or-Nothing-Put. Der Basispreis in dieser Form entspricht der Auszahlung des Cash-OrNothing-Put. Die Bewertung der europäischen Form binärer Optionen lässt sich am einfachsten
mit Hilfe des Black-Scholes-Modells durchführen. Eine Sonderform der digitalen Optionen sind die
One Touch Digitals. Diese entsprechen Optionen mit einem amerikanischen
Auszahlungsmechanismus, denn sie zahlen dann aus, sobald der Basiswert zu irgendeinem
Zeitpunkt innerhalb der Laufzeit den Ausübungspreis erreicht. Ein kurzes Beispiel soll die Funktion
von digitalen Optionen verdeutlichen. Angenommen der DAX steht bei 8.000 Punkten und der
Investor kauft einen All-or-Nothing Put mit Basispreis 7.799 Zählern. Dann erhält er nur dann eine
Auszahlung, wenn der Deutsche Aktienindex unter 7.799 fällt. In allen anderen Varianten erleidet
er einen Totalverlust. Notiert er allerdings darunter, erhält er einen vorab definierten Betrag (Cashor-Nothing) von z.B. 6,30 Euro.
Herunterladen