Verleihung des Hamburger Preises und des Hamburger

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Verleihung des Hamburger Preises und der Hamburger Fellowship
Persönlichkeitsstörungen 2012
Beim 9. Hamburger Symposium Persönlichkeitsstörungen wurden am 8. September
2012 der Hamburger Preis und die Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen
verliehen. Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 15.000,- € wird jährlich von den
Asklepios Kliniken Hamburg GmbH gestiftet und von der Gesellschaft zur
Erforschung und Therapie von Persönlichkeitsstörungen (GePs) vergeben. Die
Verleihung der Auszeichnungen erfolgt für wissenschaftliche Arbeiten zum Thema
Persönlichkeitsstörungen, die den Schwerpunkt auf den klinischen Bezug der
Untersuchung legen. Die Preisjury bestand aus Prof. Dr. Stephan Doering
(Juryvorsitzender), Prof. Dr. Anna Buchheim, Prof. Dr. Sven Olaf Hoffmann, Dr.
Birger Dulz (Präsident der GePs) und Dr. Jörg Weidenhammer (Geschäftsführer
Asklepios Medical School).
Die mit 5.000,- € dotierte Fellowship Persönlichkeitsstörungen wird zweckgebunden
für einen Aufenthalt in einer international renommierten Forschungseinrichtung im
Bereich der Persönlichkeitsstörungen vergeben. Frühere Preisträgerinnen waren bei
Prof. Otto F. Kernberg am Personality Disorders Institute der Cornell University New
York sowie bei Prof. Mary C. Zanarini am McLean Hospital in Belmont, das der
Harvard University in Boston assoziiert ist, zu Gast und haben wichtige Impulse für
ihre eigene Forschung mit nach Hause gebracht.
Im Jahr 2012 wurden sechs junge Forscherinnen und Forscher aus Deutschland und
Österreich zur Präsentation ihrer Forschungsergebnisse nach Hamburg eingeladen.
Die Themen der Studien reichten von der Emotionserkennung bei psychopathischen
Patienten bis zur Evaluation stationärer Schematherapie bei Borderline-Patienten. Es
wurden Daten zum Zusammenhang von Borderline Persönlichkeitsstörung mit und
ohne komorbide PTSD und emotionale Vulnerabilität referiert und diagnostische
Aspekte wurden besonders im Hinblick auf die Persönlichkeitsstruktur beleuchtet.
Die Vorträge der fünf Fellowship Berwerber/-innen (eine Bewerberin musste
kurzfristig absagen) waren durchgängig auf einem sehr guten Niveau, so dass es die
Jury nicht leicht hatte, die Fellowship zu vergeben. Ausgezeichnet wurde Frau Dipl.Psych. Dr. Neele Reiß aus der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des
Universitätsklinikums Mainz für ihre Präsentation mit dem Titel Stationäre
Schematherapie für Patienten mit Borderline Persönlichkeitsstörung: Ergebnisse aus
drei Pilotstudien. Damit ging die Fellowship zum zweiten Mal in Folge an die
psychiatrische Universitätsklinik in Mainz.
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Frau Dr. Reiß behandelte mit ihren KollegInnen 91 Borderline Patienten in drei
verschiedenen stationären Settings mit einem speziell entwickelten SchematherapieProgramm. Die Beobachtungsstudien ergaben zum Teil beträchtliche Effekte, wobei
Frau Dr. Reiß zeigen konnte, dass diese erst bei einem längeren
Behandlungszeitraum von vier Monaten zum Tragen kamen und darüber hinaus von
der Erfahrung der beteiligten Gruppentherapeuten abhängig waren. Mit ihrer Arbeit
hat Frau Dr. Reiss wichtige Ergebnisse für den viel zu wenig beforschten Bereich der
stationären Psychotherapie geliefert und darüber hinaus in eindrucksvoller Weise
deutlich gemacht, dass Patienten mit Borderline Persönlichkeitsstörungen längere
Behandlungen benötigen, um eine relevante Besserung zu erleben. Diese
Ergebnisse stellen eine Basis für weitere - idealerweise randomisiert-kontrollierte Studien zu den eingesetzten stationären Behandlungsprogrammen dar, und können
darüber hinaus als gesundheitspolitisches Argument gegen eine immer
weitergehende Verkürzung der Behandlungsdauern bei Patienten mit
Persönlichkeitsstörungen dienen. Frau Dr. Reiß erhält mit der Fellowship
Persönlichkeitsstörungen 2012 die Chance zu einem Aufenthalt in einer
internationalen Forschungseinrichtung im Bereich der Persönlichkeitsstörungen.
Der Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen 2012 ging an Frau Univ.-Prof. Dr.
Babette Renneberg, die seit 2008 den Lehrstuhl für Klinische Psychologie und
Psychotherapie an der Freien Universität in Berlin innehat. Sie wurde für drei
Arbeiten aus ihrer Berliner Gruppe mit den Titeln Perception of social participation in
borderline personality disorder, Rejection sensitivity and borderline personality
disorder und Facial emotional expression in reaction to social exclusion in borderline
personality disorder ausgezeichnet. Frau Renneberg und ihr Team konnten in diesen
Arbeiten zum Ostrazismus, i.e. sozialer Ausgrenzung, zeigen, dass Patienten mit
einer Borderline Persönlichkeitsstörung sich signifikant häufiger als andere Personen
sozial ausgegrenzt und zurückgewiesen fühlen – auch wenn dies objektiv nicht der
Fall ist. Sie reagieren darauf stärker mit negativen Emotionen den anderen
gegenüber und zeigen weniger positive mimische Gesichtsausdrücke und
stattdessen mehr gemischte, d.h. uneindeutige Mimik. Diese empirischen Befunde
zeigen auf, in welcher Weise Verzerrung sozialer Wahrnehmung, Affektivität und
Ausdrucksverhalten bei Borderline Patienten ineinandergreifen, und wie
möglicherweise negative Reaktionen im Gegenüber induziert werden können. Damit
wurde elegant empirisch belegt, was bislang nur aus klinischer Beobachtung und
Theoriebildung bekannt war, dass nämlich Borderline Patienten aufgrund früher
Beziehungserfahrungen dazu neigen, das soziale Verhalten anderer negativ zu
interpretieren und dann auch negativ darauf zu reagieren. Dieses Muster lässt sich
entweder lerntheoretisch als ein Lernprozess mit nachfolgenden dysfunktionalen
Verhaltensmustern oder aber psychoanalytisch als eine projektive Identifikation
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verstehen. Für die klinische Arbeit mit Borderline Patienten ergibt sich daraus ein
vertieftes Wissen um deren ausgeprägte Sensibilität gegenüber Zurückweisungen
und die daraus resultierenden Verhaltensweisen.
In einem Vortrag stellte die Preisträgerin Prof. Dr. Renneberg ihre Arbeiten vor und
nahm das Preisgeld in Form eines Schecks über 10.000,- € von Dr. Jörg
Weidenhammer entgegen. Das Preisgeld ist für weitere Forschungsprojekte im
Bereich der Persönlichkeitsstörungen vorgesehen.
Im September 2013 werden der Hamburger Preis und die Hamburger Fellowship
Persönlichkeitsstörungen 2013 beim 10. Hamburger Symposium
Persönlichkeitsstörungen verliehen. Man darf auf die Präsentationen und die
Preisträger des kommenden Jahres gespannt sein.
Univ.-Prof. Dr. med. Stephan Doering
Juryvorsitzender und Sprecher des Fachausschusses Forschung der GePs
Literatur
1.
Renneberg B, Herm K, Hahn A, Staebler K, Lammers CH, Roepke S (2011).
Perception of social participation in borderline personality disorder. Clin Psychol
Psychother doi: 10.1002/cpp.772. [Epub ahead of print].
2.
Staebler K, Helbing E, Rosenbach C, Renneberg B (2011). Rejection Sensitivity
and Borderline Personality Disorder. Clin Psychol Psychother; 18(4): 275-83.
3.
Staebler K, Renneberg B, Stopsack M, Fiedler P, Weiler M, Roepke S (2011).
Facial emotional expression in reaction to social exclusion in borderline
personality disorder. Psychol Med; 41: 1929-1938.
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Legende zur Abbildung
Abb. 1
Von links: Dr. med. Birger Dulz, Präsident der Gesellschaft zur Erforschung und
Therapie von Persönlichkeitsstörungen (GePs e.V.), Prof. Dr. Babette Renneberg,
ausgezeichnet mit dem Hamburger Preis Persönlichkeitsstörungen 2012, Dr. Neele
Reiß, ausgezeichnet mit der Hamburger Fellowship Persönlichkeitsstörungen 2012
Dr. med. Jörg Weidenhammer, Geschäftsführer Asklepios Medical School. (Foto:
GePs)
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