Baugruppentest Im Auge des Chamäleons Schrägblickinspektion verbessert die Fehlererkennung Bild: Fotolia, florence vanpoulle Schrägblickmodul „Chamäleon“ zur Integration in AOI-Systeme. AOI-Systeme sind im Fertigungsprozess von elektronischen Baugruppen zu einem unverzichtbaren Bestandteil für die Qualitätssicherung geworden. Dem Anwender steht eine breite Palette von Systemvarianten zur Verfügung. Die besten Ergebnisse bei gleichzeitiger Unabhängigkeit in Bezug auf Leiterplattenlayout und Bestücksituation leistet die Schrägblickinspektion. Autor: Jens Kokott 26 elektronikJOURNAL 09a/2009 www.elektronikjournal.com Baugruppentest Der Einsatz von Schrägblickinspektion ist für die Prüfung von Lötstellen an PLCC-Bauteilen notwendig und bietet zudem eine höhere Inspektionsqualität an Pins sämtlicher anderer IC-Bauformen, zum Beispiel SO, QFP und mehr. Bei letztgenanntem Lötstellentyp ist die Fehlererkennung zwar prinzipiell auch mit orthogonaler Betrachtung möglich, jedoch hat die Layout-Situation an der Lötstelle einen maßgeblichen Einfluss auf die Erkennungssicherheit. Abhilfe kann eine schräge Betrachtungsweise schaffen, die zusätzliche Bildinformationen zur Auswertung liefert. Doch schräg alleine genügt nicht. Neben einem erhöhten Zeitaufwand durch zusätzliche Bildaufnahmen und das oftmals wesentlich kleinere Betrachtungsfeld kann auch bei einer Schrägblickprüfung die Bauteilanordnung auf der Leiterplatte die Betrachtung der zu prüfenden Lötstellen behindern. Mit dem drehbaren Schrägblickmodul „Chamäleon“ hat Göpel Electronic ein Gerät entwickelt, das im Zusammenspiel mit einer intelligenten Prüffunktion eine Layout-unabhängige und sichere Fehlererkennung ermöglicht. Lifted Leads gehören zu kritischen Fehler bei der Fertigung elektronischer Baugruppen. Sie entstehen zum Beispiel durch hochgebogene Pins im Vergleich zu Nachbarpins oder durch verminderte Benetzung. Im elektrischen Test (ICT, Boundary Scan, Funktionstest) ist durchaus ein elektrischer Kontakt der Pins zum Pad möglich – im realen Einsatz kann es jedoch zu Unterbrechungen und damit zum Funktionsausfall der Baugruppe kommen. Erschwert wird die Erkennung dadurch, dass sich Lifted Leads in ihrem Erscheinungsbild sehr stark unterscheiden. Lotmenge, die Abmessungen des Pads und die Pinhöhe haben maßgeblichen Einfluss auf die Ausprägung der Lötstelle und damit auf die Lifted Leads. Lernen anhand von Beispielen Als Basis für die Entwicklung eines leistungsfähigen Schrägblickmoduls hat Göpel Electronic einen Katalog erstellt, der vielfältige Erscheinungsformen von Lifted Leads und deren Kombinationen beinhaltet. Danach suchte man in enger Zusammenarbeit mit Anwendern reale Muster für die einzelnen Kategorien. Mehrere tausend Beispiele von Lifted Leads ermöglichten die Entwicklung eines Aufnahmeverfahrens mit hoher Erkennungsrate. Das verwendete Schrägblickmodul verfügt über ein Betrachtungsfeld von 42 mal 42 Millimeter und liefert Bilder mit hoher Schärfentiefe bei einer Auflösung bis zu 10,5 Mikrometer pro Bildpunkt. Die Aufnahmen waren Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Algorithmus, der die automatische Erkennbarkeit dieses Die AOI-Systeme der Opticon-Serie sind optional mit dem drehbarem Schrägblick-Modul „Chamäleon“ verfügbar. Fehlertyps unter sämtlichen Rahmenbedingungen ermöglicht. Besonderer Wert wurde auf eine IPC-nahe Lötstellenanalyse gelegt, die nur bei einer seitlichen Betrachtungsweise der IC-Pins möglich ist. Diese Methode bietet zusätzlich den Vorteil, dass sich zwei gegenüberliegende Pin-Reihen eines IC gleichzeitig prüfen lassen. Selbst bei Bauelementen mit Pins an allen vier Seiten sind nur zwei um 90 Grad versetzte Inspektionen notwendig. Das Ergebnis überzeugte: Tests an allen verfügbaren Lifted-Lead-Mustern konnten mit dem Ergebnis einer hundertprozentigen Fehlererkennung ohne Erhöhung der Pseudofehlerrate abgeschlossen werden. Beliebig drehbar Weitere Überlegungen galten dem Einsatz in kritischen Bestücksituationen – zum Beispiel Verdeckung durch höhere Bauteile – und die Prüfung von Bauelementen in beliebigen Winkellagen. Als Ergebnis ist die Blickrichtung in Ein-Grad-Schritten über einen Bereich von 360 Grad drehbar. Dadurch lassen sich nicht nur gewinkelte Bauteile leichter prüfen – auch Lötstellen, die durch andere Module verdeckt sind, können durch eine Drehung um wenige Grad leicht eingesehen werden. Mit der Möglichkeit der Integration in Inline- und in Stand-Alone-AOI-Systeme eignet sich die Technologie auch für geringe Losgrößen. (stu) ■ Der Autor: Jens Kokott, Bereichsleiter AOI/AXI-Systeme bei Göpel Electronic. Auf einen Blick Sicher und Variabel Alle Abbildungen: Göpel Mit der hohen Erkennungsrate und den flexiblen Einsatzmöglichkeiten ist das Chamäleon von Göpel Electronic ein wertvolles Qualitätssicherungswerkzeug in der Leiterplattenherstellung. Die Kompatibilität mit verschiedenen Systemen ermöglicht den Einsatz auch im Bereich der Kleinserienfertigung. In Österreich und in der Schweiz werden die Göpel-Geräte von ad+t vertrieben. Verdeckung von IC-Pins durch THT-Bauteile bei möglicher Schrägblick-Inspektion. www.elektronikjournal.com infoDIREKT www.elektronikjournal.de 801ejl6009 Link zu Göpel Electronic, ➤ Halle A1, Stand 239 VORTEIL Hohe Erkennungsrate bei flexiblem Drehbereich. elektronikJOURNAL 09a/2009 27