Messgeräte für Strom und Spannung Die mechanischen Messgeräte nutzen aus, dass auf einen stromdurchflossenen Leiter im Magnetfeld eine Kraft wirkt. Grundprinzip: Magnetfeld Kraft Strom Die Kraft ist die Lorentzkraft: r r r FL = q (v × B) Die Ladung q ist mit dem Strom verknüpft. Betrachtet man einen Draht der Länge L, dann ist q = it = i L v wenn sich die Elektronen mit der Geschwindigkeit v bewegen. Stehen v und B senkrecht aufeinander, dann ist die Kraft F = iLB proportional zur Stromstärke elektr. Messtechnik 41 Drehmoment auf eine Leiterschleife: F N S B -F Durch die drehbare Leiterschleife (Abmessungen a x b) im Magnetfeld fliesst ein Strom. Die beiden magnetischen Kräfte F und -F üben zusammen ein Drehmoment auf die Leiterschleife aus. Sie dreht sich um ihre Achse. elektr. Messtechnik 42 Grösse des Drehmoments: F θ B b -F Kraft: v v v F = i L× B Für die Stirnseiten (Länge b) gilt: F = ib sin (θ ) Der Betrag der Kraft ist auf beiden Seiten gleich gross, die Richtung des Stromes kehrt ihr Vorzeichen um. Die Anteile beider Seiten kürzen sich. Für die Längsseiten (Länge a) gilt: F = iaB Das Drehmoment D ist dann: b D = 2 iaB sin (θ ) = iabB sin (θ ) = iAB sin (θ ) 2 elektr. Messtechnik 43 Drehspulmesswerk Das Drehspulmesswerk nutzt die Kräfte, die ein stromdurchflossener Leiter im Magnetfeld erfährt. Durch eine drehbare Spule, bestehend aus mehreren Leiterschleifen wird die Kraftwirkung erhöht. Diese Kraft wird durch eine Feder mechanisch kompensiert. Skala Zeiger Weicheisenkern N Permanent Magnet S Spule Feder gleichförmiges radiales Magnetfeld Die Spule habe N Windungen. Dann ist das elektr. Drehmoment: De = NiabB sin (θ ) Der Winkel θ ist , bauartbedingt, immer 90o, und damit De=NiabB. Das mechanische Drehmoment der Feder ist: Dm = kϕ ϕ ist der Ausschlagwinkel. elektr. Messtechnik 44 Im Gleichgewicht gilt: De = Dm NiabB = kϕ NabB ϕ= i k Der Ausschlag nimmt linear mit dem Strom zu. Die Empfindlichkeit ist E= dϕ NabB = = const. k di Mit dem Drehspulinstrument können Ströme >10-9A gemessen werden. Diese Instrumente werden noch relativ häufig benutzt als Universalinstrument zur Messung von Strom, Spannung und Widerstand. Die Zeigerbewegung wird gedämpft durch: • Reibung • Trägheit • die von der Bewegung der Spule induzierte Spannung Das Messwerk wird so ausgelegt, dass bei einer Stromänderung der neue Wert möglichst schnell, aber ohne Überschwingen erreicht wird. Nach dem selben Prinzip funktionieren das • Drehmagnetmesswerk • Dreheisenmesswerk • andere elektr. Messtechnik 45 Messung von Strom und Spannung Strommessung: Innenwiderstand Ri Messgerät RM I Rb Lastwiderstand UL Das Strommessgerät muss in den Kreis geschaltet werden. Sein Innenwiderstand RM beeinflusst die Strommessung. ohne Messgerät: mit Messgerät: I M ≈ Ib UL Ib = Ri + Rb UL Ib = Ri + Rb + RM wenn RM << Ri + Rb Der Innenwiderstand eines Strommessers sollte möglichst niedrig sein. elektr. Messtechnik 46 Kurzschlusstrom: Rb = 0 UL IK = Ri ohne Messgerät UL IM = Ri + RM mit Messgerät Ri 1 IM = = I K Ri + RM 1 + RM Ri für für RM << Ri → IM ≈ IK RM = Ri 1 → IM = IK 2 Damit kann der Kurzschlusstrom bestimmt werden. elektr. Messtechnik 47 Spannungsmessung: Innenwiderstand I Ri Messgerät Rb Lastwiderstand UL UM RM Über das Ohm'sche Gesetzt sind Strommesser auch für Spannungsmessungen geeignet. U M = RM I Durch entsprechende Eichung der Skala können Spannungen direkt abgelesenb werden. ohne Last gilt: IRi + IRM − U L = 0 angezeigt wird: U M = RM I U M = U L − IRi UM ≈ UL wenn IRi klein Die Anzeige des Instruments ist die Leerlaufspannung vermindert um den Spannungsabfall am Innenwiderstand. Die Messung ist nur richtig, wenn dieser Term vernachlässigt werden kann. Der Strom über das Messwerk muss daher niedrig , sein Widerstand entsprechend hoch sein. Der Widerstand eines Spannungsmessers sollte möglichst hoch sein. elektr. Messtechnik 48 1 UM IRM = = U L I (Ri + RM ) 1 + Ri RM RM >> Ri RM = Ri → UM ≈ UL → UM 1 = UL 2 Wenn ein Verbraucher Rb angeschlossen ist, zeigt das Spannungsmessgerät die am Verbraucher anliegende Spannung an. Damit sie nicht verfälscht wird, muss der Widerstand des Messwerks gross gegen den Widerstand des Verbrauchers sein. Die Angabe des Innenwiderstands eines Spannungsmessers wird auf den Messbereichsendwert bezogen. z.B. 40kΩ/V im 10 V Bereich bedeutet RM=400kΩ elektr. Messtechnik 49 Widerstandsmessung: Um nach dem Ohm'schen Gesetz einen Widerstand zu bestimmen, muss gleichzeitig eine Strom und eine Spannungsmessung vorgenommen werden. Es gibt 2 mögliche Messchaltungen, die beide einen systematischen Fehler beinhalten: Spannungsfehler: I Rx A RA V RV Der Spannungsabfall am Widerstand RA wird mitgemessen. U = Rx I + RA I = (Rx + RA )I U Rx = − R A I Die Schaltung ist geeignet für Rx>>RA elektr. Messtechnik 50 Stromfehler: I A Rx RA V RV Die Strommessung wird verfälscht durch das Spannungsmessgerät. I = I Rx + I RV U U + I= Rx RV U Rx = U I− RV Die Schaltung ist geeignet für Rx<<RV elektr. Messtechnik 51 Messbereichserweiterung Messwerke haben einen festen maximal zulässigen Strom und damit einen festen Messbereich. Um diesen zu erweitern, muss das Messwerk mit Widerständen beschaltet werden. Strommessung: Um den Messbereich für Strommessungen zu erweitern, muss der zu messende Strom aufgeteilt werden. Über das Messwerk fliesst nur der zulässige Strom, der Rest fliesst über einen Parallelwiderstand: IM RM I Ip Rp I = IM + I p ; UM = U p RM I M = R p I p = R p ( I − I M ) IM R p = RM I − IM elektr. Messtechnik 52 Spannungsmessung: Um den Spannungsmessbereich zu erweitern, muss man an einem Vorwiderstand einen Teil der zu messenden Spannung abfallen lassen. IM RM I RV Ip UV Rp UM U = UV + U M U = RV I + (R p || RM )I RM R p U RV = − (R p || RM ) ; R p || RM = I RM + R p elektr. Messtechnik 53 Begrenzerschaltungen Messwerke sollten gegen Überlastung geschützt sein. Mit Halbleiterdioden kann dies erreicht werden. Diodenkennlinie: IAK IAK UAK -100 -50 -25 1 UAK Si Diode Zener Diode Die Diode lässt nur einen Strom in Vorwärtsrichtung zu. Zener Dioden nutzen den steilen Stromanstieg in Sperrichtung. der definierte Knick liegt bei der sog. Zener Spannung. elektr. Messtechnik 54 Begrenzerschaltungen: unterdrückter Anfangsbereich RV IM RM U unterdrückter Endbereich. RV U IM RM IAK Überlastschutz: RV U elektr. Messtechnik RM 55 Kenngrössen von Wechselstrom und Wechselspannung Sei x(t) ein zeitlich veränderliches Signal. Mittelwert: T 1 x = ∫ x(t )dt T 0 Dies entspricht dem Gleichspannungsanteil eines Signals. Gleichrichtwert: T 1 x (t ) = ∫ x(t ) dt T 0 Quadratischer Mittelwert: T 1 x 2 (t ) = ∫ x 2 (t )dt T 0 Effektivwert: xeff = x 2 (t ) elektr. Messtechnik 56 Beispiel: u (t ) = uˆ sin (ωt ) Mittelwert: T 1 u = ∫ uˆ sin (ωt )dt = 0 T 0 Gleichrichtwert: T 2 1 u = ∫ uˆ sin (ωt )dt = uˆ = 0.637uˆ T 0 π Effektivwert: T u 2 eff uˆ 2 1 2 = ∫ (uˆ sin (ωt )) dt = 2 T 0 ueff = elektr. Messtechnik uˆ = 0.707uˆ 2 57 Messen des Gleichrichtwertes Die Wechselspannung kann z.B. mit einer Diode gleichgerichtet werden: UD UM U~ RM Die nichtlineare Diodenkennlinie ergibt eine nichtlinear geteilte Skala. Die Schaltung liefert auch nur den halben Gleichrichtwert. Doppelweggleichrichtung: U~ U~ Durch Verwendung eines Transformators werden Kennlinieneffekte vermieden. elektr. Messtechnik 58