Microsoft PowerPoint - 06_Scheidung II

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Vertiefung im Internationalen
Privatrecht
Internationales Familienrecht
§ 5 – Scheidung (II)
Vertiefung IPR - § 5 Scheidung (II)
Probeklausur: Fragen?
Abschlussklausur:
bitte anonym verfassen
Antrag auf Vorkorrektur nicht notwendig
23. Mai 2016
Dr. Susanne L. Gössl, LL.M. (Tulane)
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Vertiefung IPR - § 5 Scheidung (II)
Vorlesungsüberblick
1. Wiederholung Grundlagen des IPR
2. Eheschließung
3. Allgemeine Ehewirkung
4. Namensrecht
5. Ehescheidung
6. Eingetragene Lebenspartnerschaft
7. Faktische Lebensgemeinschaft
8. Kindschaft
9. Intersexualität
10. Wiederholung
23. Mai 2016
Dr. Susanne L. Gössl, LL.M. (Tulane)
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Vertiefung IPR - § 5 Scheidung (II)
Fall 1:
Die Deutsch-Spanierin F und der Deutsch-Spanier M sind verheiratet.
Beide sind in Deutschland geboren und aufgewachsen.
Nach einigen Jahren beschließen sie, sich scheiden zu lassen und fragen
sich, ob eine Rechtswahl, und wenn ja, welche, sinnvoll wäre.
Anmerkung: Nach spanischem Recht ist eine Scheidung nach drei
Monaten Eheleben sofort möglich.
23. Mai 2016
Dr. Susanne L. Gössl, LL.M. (Tulane)
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Vertiefung IPR - § 5 Scheidung (II)
Vorüberlegungen
23. Mai 2016
Dr. Susanne L. Gössl, LL.M. (Tulane)
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Vertiefung IPR - § 5 Scheidung (II)
Art. 46d EGBGB Rechtswahl
(1) Eine Rechtswahlvereinbarung nach Artikel 5 der Verordnung (EU) Nr.
1259/2010 ist notariell zu beurkunden.
(2) Die Ehegatten können die Rechtswahl nach Absatz 1 auch noch bis
zum Schluss der mündlichen Verhandlung im ersten Rechtszug
vornehmen. § 127a des Bürgerlichen Gesetzbuchs gilt entsprechend.
23. Mai 2016
Dr. Susanne L. Gössl, LL.M. (Tulane)
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Vertiefung IPR - § 5 Scheidung (II)
Problem: doppelte (doppelte) Staatsangehörigkeit
23. Mai 2016
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Vertiefung IPR - § 5 Scheidung (II)
Rom III-VO
Artikel 1 Anwendungsbereich
(1) Diese Verordnung gilt für die Ehescheidung und die Trennung ohne
Auflösung des Ehebandes in Fällen, die eine Verbindung zum Recht
verschiedener Staaten aufweisen.
[…]
23. Mai 2016
Dr. Susanne L. Gössl, LL.M. (Tulane)
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Vertiefung IPR - § 5 Scheidung (II)
Rom III-VO
Erwägungsgrund (22) Wird in dieser Verordnung hinsichtlich der
Anwendung des Rechts eines Staates auf die Staatsangehörigkeit als
Anknüpfungspunkt verwiesen, so wird die Frage, wie in Fällen der
mehrfachen Staatsangehörigkeit zu verfahren ist, weiterhin nach
innerstaatlichem Recht geregelt, wobei die allgemeinen Grundsätze der
Europäischen Union uneingeschränkt zu achten sind.
Problem: Verweis auf Art. 5 I 2 EGBGB?
23. Mai 2016
Dr. Susanne L. Gössl, LL.M. (Tulane)
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Vertiefung IPR - § 5 Scheidung (II)
23. Mai 2016
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Vertiefung IPR - § 5 Scheidung (II)
23. Mai 2016
Dr. Susanne L. Gössl, LL.M. (Tulane)
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Vertiefung IPR - § 5 Scheidung (II)
Falllösung
1. Anwendbarkeit der Rom III-VO
Problem: Auslandssachverhalt bei (doppelter) doppelter Staatsangehörigkeit
Anwendung von Art. 5 Abs. 1 EGBGB (-), aber wohl autonom zu bestimmen
bei
2. Art. 8 lit a.: deutsches Recht
1 Jahr Trennungszeit notwendig
3. Art. 5 Abs. 1 lit. c
Wahl spanischen Rechts möglich?
-
Erwägungsgrund (22)
Art. 5 Abs. 1 EGBGB vs. „Garcia Avello“ und „Hadadi“ (EuGH, 16.7.2009 - C-168/08 )
Überlegung: Art. 46d Abs. 2 EGBGB
notarielle Beurkundung notwendig
oder Rechtswahl im Prozess (+ Rechtsunsicherheit)
Alternative: Klage in Spanien
23. Mai 2016
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Fragen?
23. Mai 2016
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Fall 2 (Probeklausur Fall 1):
Der Iraner M und die Pakistanerin F sind in Deutschland aufgewachsen
und leben dort zusammen. Beim Urlaub in Pakistan heiraten sie. M und F
schließen im Anschluss eine notariell beurkundete Rechtswahl, welche
das Scheidungsstatut dem pakistanischen Recht unterstellt. Nach einigen
Jahren des Ehelebens lernt der M die D kennen und beschließt, diese
heiraten zu wollen, erzählt F aber nichts davon. Auf der nächsten Reise
nach Pakistan erklärt M der F gegenüber dreimal hintereinander das Wort
„talaq“. Im Anschluss kehren beide nach Deutschland zurück. M zieht
nicht aus. Am Tag nach der Ankunft geht F, die keine Scheidung möchte,
zum Händler H und erwirbt ein Sofa im Wert von 300 €. Sie vereinbaren
Barzahlung bei Übergabe.
Von wem kann H bei Übergabe Zahlung der 300 € verlangen?
23. Mai 2016
Dr. Susanne L. Gössl, LL.M. (Tulane)
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Vorüberlegungen
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Wilhelm Wengler
23. Mai 2016
Dr. Susanne L. Gössl, LL.M. (Tulane)
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I. Anspruch H gegen F auf Zahlung der 300 € bei Übergabe
II. Anspruch H gegen M auf Zahlung der 300 € bei Übergabe
1. Anwendungsbereich der Rom I und Rom II-VO (-)
2. Anwendbarkeit von Art. 14 EGBGB
- Vorfrage: „Ehe“
Eheschließung (+)
- aber Vorfrage: Scheidung
h.M. selbstständige Anknüpfung, d.h. lex fori
a) Anwendungsbereich der Rom III-VO: Privatscheidung (+), [a.A.
vertretbar, dann analoge Anwendung der Rom III-VO]
b) Rechtswahl Art. 5 Abs. 1 lit c. Rom III-VO, Art. 46d EGBGB (+)
c) Art. 10 Var. 2 Rom III-VO
diskriminierender Zugang, str. ob abstrakt
oder konkret zu verstehen, kann hier aber offen bleiben, da F die
Scheidung nicht will
deutsches Sachrecht anwendbar (Art. 11 Rom III)
d) § 1564 S. 1 BGB
Scheidungsmonopol der Gerichte --> (-)
Zwischenergebnis: keine Scheidung, daher Art. 14 EGBGB ist einschlägig
3. Art. 14 Abs. 1 Nr. 2 EGBGB [gemeinsame StA (-)] gemeinsamer
gewöhnlicher Aufenthalt
dt. Recht
§ 1357 BGB (+)
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Dr. Susanne L. Gössl, LL.M. (Tulane)
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Formulierungsvorschlag für die Überleitung (Vorfragenproblematik):
„Art. 14 EGBGB setzt voraus, dass eine „Ehe“ vorliegt, M und F also
verheiratet sind. Sie haben in Pakistan (wirksam) geheiratet. Weiterhin
dürfte die Ehe nicht geschieden worden sein, was etwa dadurch
geschehen sein könnte, dass M der F gegenüber dreimal gegenüber das
Wort „talaq“ ausgesprochen hat. Die Frage, ob eine wirksame Scheidung
vorliegt, stellt eine Vorfrage dar, welche nach h.M. selbstständig, d.h. nach
dem Kollisionsrecht der lex fori anzuknüpfen ist, d.h. sich in Deutschland
nach dem nach deutschem Kollisionsrecht bestimmten Recht richtet.“
23. Mai 2016
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Vertiefung IPR - § 5 Scheidung (II)
Literatur zur Rom III-VO:
• Helms, Reform des internationalen Scheidungsrechts durch die Rom
III-Verordnung, FamRZ 2011, 1765 ff.
• Rauscher, § 8 V. (S. 199 ff.)
Zur Vorfrage
• Kropholler, IPR, § 32 (S. 221 ff.)
Zur Vertiefung zur Vorfragenproblematik
• Wengler, Die Vorfrage im Kollisionsrecht, RabelsZ 8 (1934), 48 ff.
• Gössl, Die Vorfrage im Internationalen Privatrecht der EU, ZfRV 2011,
65 ff.
23. Mai 2016
Dr. Susanne L. Gössl, LL.M. (Tulane)
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