Wissen über Politik – Wissen für Politik - Max-Planck

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MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR GESELLSCHAFTSFORSCHUNG
MAX PLANCK INSTITUTE FOR THE STUDY OF SOCIETIES
Vor 25 Jahren beschloss die Max-Planck-Gesellschaft die Gründung
eines sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts
Max-Planck-Institut für
Gesellschaftsforschung
Paulstr. 3 | 50676 Köln
Redaktion und
Öffentlichkeitsarbeit
Wissen über Politik – Wissen für Politik
Christel Schommertz
Das Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung gilt als weltweit führend
in der Erforschung der Steuerung und Koordination moderner Gesellschaften.
Es übernimmt hier eine Vordenkerrolle und ist zugleich wichtiger Partner für
Forschungseinrichtungen in diesem Bereich. Als unabhängiges Institut der MaxPlanck-Gesellschaft betreibt es Grundlagenforschung und bietet Praktikern aus
Politik und Wirtschaft Erkenntnisse für eine immer komplexer werdende Welt.
Gebäude des MPIfG in der Kölner Südstadt
Die menschliche Gesellschaft ist das
komplexeste Gebilde, das zum Gegenstand wissenschaftlicher Erforschung
gemacht werden kann. Die sozialen
Beziehungen zwischen den Menschen,
aus denen eine Gesellschaft besteht,
und zwischen den Gesellschaften
übertreffen in der Vielfalt ihrer Elemente auch die am höchsten entwickelten Organismen. Und nirgendwo
sonst verläuft die Evolution der Wirklichkeit so rasch wie in der extrem anpassungsfähigen sozialen Welt.
Mit der Gründung des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung 1984 festigte
die Max-Planck-Gesellschaft ihr Interesse an einer Förderung der Sozialwissenschaften
unter ihrem Dach. Wie alle Institute der Max-Planck-Gesellschaft ist das MPIfG der
Grundlagenforschung und Theoriebildung verpflichtet. In der Entwicklung des Forschungsprogramms spiegeln sich die Ergebnisse der empirischen Forschung und der
Theoriebildung ebenso wie die realen Veränderungen in der Organisation von Wirtschaft und Politik im vergangenen Vierteljahrhundert wider.
Das neu geschaffene Institut befasste sich zunächst mit den Möglichkeiten politischer
Steuerung moderner Gesellschaften. Ziel war eine realistische, praktisch anwendbare
sozialwissenschaftlich fundierte Theorie der Steuerung moderner Gesellschaften durch
Zusammenwirken eines interventionistischen Staates und einer sich selbst organisierenden Gesellschaft. Eine zweite Forschungsperiode seit den 1990er-Jahren war eine
Antwort auf die wachsende Bedeutung von Märkten und Wettbewerb selbst in solchen
Sektoren, die früher staatlich geschützt und kontrolliert waren. Das Forschungsinteresse konzentrierte sich auf die neu entstehenden Formen der Mehrebenenpolitik sowie
die Konsequenzen wirtschaftlicher Liberalisierung für Staaten und Regierungen.
Paulstr. 3
Tel. + 49 221 2767-0
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50676 Köln
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www.mpifg.de
Direktoren
Jens Beckert
Wolfgang Streeck
Tel. 0221 2767-130
Fax 0221 2767-430
[email protected]
Das MPIfG im Internet
www.mpifg.de
Heute erfordert der anhaltende Übergang von staatlicher Regulierung zu marktgesteuerten Formen sozialer Ordnung noch größere Aufmerksamkeit gegenüber der
Funktionsweise der Wirtschaft und ihrer Interaktion mit dem Staat und anderen gesellschaftlichen Teilsystemen. Märkte sind zu den Kerninstitutionen der Steuerung von
Güterproduktion und -distribution geworden. Die gegenwärtige Forschung am MPIfG
befasst sich daher mit den sozialen, kulturellen und politischen Voraussetzungen des
Funktionierens von Märkten. Zahlreiche Projekte untersuchen, wie Märkte und Unternehmen in historische, institutionelle, politische und kulturelle Zusammenhänge eingebettet sind. Ziel ist ein empirisch fundiertes Verständnis der sozialen und politischen
Grundlagen – oder auch der „Verfassung“ – moderner Wirtschaftsordnungen sowie
der Zusammenhänge zwischen sozialem, politischem und wirtschaftlichem Handeln.
Zuletzt setzte das Institut mit der Berufung von Jens Beckert neue Akzente auf dem
Gebiet der sozialwissenschaftlichen Erforschung der Wirtschaft.
Dass die Wirtschaft zum Mittelpunkt des Interesses eines Forschungsinstituts geworden
ist, das sich der Gesellschaftsforschung verschrieben hat, ergibt sich aus der derzeitigen
Transformation des „eingebetteten Liberalismus“, der sozioökonomischen Ordnung
nach dem Zweiten Weltkrieg. Solange diese Ordnung intakt war, gehorchte der moderne Kapitalismus politischen Interventionen, die gleichermaßen wirtschaftliche Effizienz und sozialen Frieden förderten. Gegenwärtig jedoch scheint sich die kapitalistische
Wirtschaft weitgehend aus der Obhut von Politik und Staat gelöst zu haben und hat
damit begonnen, dem politischen System ihre eigenen Bedingungen aufzuerlegen. Inmitten eines historischen Prozesses weltweiter Liberalisierung scheinen kapitalistische
Märkte stärker denn je – und auf jeden Fall stärker als nach dem Zweiten Weltkrieg –
die Konditionen festzulegen, unter denen andere soziale Sphären funktionieren. Damit
wird aber das Verstehen der Funktionsweise der Wirtschaft zur Voraussetzung für das
Verstehen weiterer sozialer Lebensbereiche. Dies schließt auch Politik und Staat mit
ein, die zunehmend von einem anscheinend selbstgesteuerten Prozess der Marktausdehnung angetrieben werden, was gerade in der jetzigen Finanz- und Wirtschaftskrise
besonders deutlich wird.
Kollektive und individuelle Kreativität sind die Voraussetzungen für
erstrangige Arbeitsergebnisse.
Die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit der Max-Planck-Institute gründet auf dem
Forschungsverständnis der Max-Planck-Gesellschaft: Max-Planck-Institute entstehen
um weltweit führende Spitzenforscher herum. Diese definieren ihre Themen selbst,
sie erhalten beste Arbeitsbedingungen und haben freie Hand bei der Auswahl ihrer
Mitarbeiter. Die Soziologen Jens Beckert und Wolfgang Streeck leiten heute gemeinsam
das Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung. Zwischen vierzig und fünfzig am
MPIfG beschäftigte wissenschaftliche Mitarbeiter, Doktoranden, Stipendiaten, Gastwissenschaftler und Projektmitarbeiter sind in oft international zusammengesetzten
Forscherteams tätig. Sie sind in die Forschungsplanung einbezogen und entwickeln in
deren Rahmen eigene Projekte. Das MPIfG betreibt keine Auftragsforschung.
Die Direktoren des MPIfG betrachten es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben, ein soziales und intellektuelles Umfeld zu schaffen, das ungehinderten Meinungsaustausch und
Kooperationsbereitschaft fördert. Kommunikation unter Wissenschaftlern, innerhalb
von Forschungsprojekten und über deren Grenzen hinaus, ist hierfür ebenso notwendig wie die Interaktion von Direktoren und Wissenschaftlern am Institut. Gemeinsame
Entscheidungen fördern die kollektive und individuelle Kreativität und ermöglichen,
dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eigenmotiviert erstrangige Arbeitsergebnisse anstreben.
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Das MPIfG betrachtet die internationale Zusammenarbeit als die aussichtsreichste
organisatorische Form vergleichender Forschung. Das Institut ist Teil eines internationalen Netzwerkes von Forschungsinstitutionen und Wissenschaftlern in den Sozialwissenschaften. Es unterhält enge Kooperationsbeziehungen zu einer Reihe von renommierten Instituten mit vergleichbaren Forschungsschwerpunkten in Frankreich,
Italien, den Niederlanden und den USA, darunter die Fondation Nationale des Sciences
Politiques (Sciences Po) in Paris, die London School of Economics, Harvard University
und Universitäten in Mailand und Chicago. Rund 350 Gastwissenschaftler bereicherten
in den letzten Jahrzehnten mit ihren Arbeiten das Forschungsprogramm.
Eine international besetzte, unabhängige wissenschaftliche Evaluierungskommission,
der Fachbeirat, begutachtet die Forschungsarbeit des MPIfG und ihre Ergebnisse alle
zwei Jahre. Das Gremium berät die Direktoren auch bei der Planung neuer Forschungsschwerpunkte. Das MPIfG „gehört zu den drei international besten Forschungseinrichtungen auf seinem Arbeitsgebiet“, resümierte Peter Hall, der Vorsitzende des Fachbeirats des MPIfG, nach Abschluss Evaluierung des Instituts im Februar 2008. Im April
2008 wurde das Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung als einzige soziologische Forschungseinrichtung in Deutschland in Forschungsqualität, Effizienz und
Nachwuchsförderung mit „exzellent“ bewertet. Zu diesem Ergebnis kam die Pilotstudie
„Forschungsrating Soziologie“ des Wissenschaftsrats, der die Bundesregierung und die
Regierungen der Länder in Fragen der Entwicklung von Wissenschaft und Forschung
berät.
Von den jährlich rund 140 Publikationen des Instituts erscheinen etwa 50 Monografien und Aufsätze in international renommierten Verlagen und Fachzeitschriften. Sie
zeugen von der wissenschaftlichen Produktivität der vergangenen Jahre. Für ihre Forschungsleistungen wurden die Wissenschaftler des Instituts vielfach ausgezeichnet.
Eine Reihe von Preisen für Nachwuchswissenschaftler gingen an die Doktorandinnen
und Doktoranden des MPIfG, darunter seit 2004 auch bereits fünfmal die Otto-HahnMedaille der Max-Planck-Gesellschaft für herausragende Doktorarbeiten. 17 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des MPIfG habilitierten sich seit 1990. Viele von
ihnen forschen heute an renommierten deutschen und ausländischen Universitäten.
Ein neues Doktorandenprogramm qualifiziert bestmöglich für eine
berufliche Laufbahn in der Forschung.
Besonderen Wert legt das Institut auf die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. 2007 gründete es gemeinsam mit der Universität zu Köln die IMPRS-SPCE,
die International Max Planck Research School for the Social and Political Constitution
of the Economy. Thema des Graduiertenprogramms für Soziologen, Politologen und
Organisationswissenschaftler ist die Erforschung der sozialen und politischen Grundlagen wirtschaftlichen Handelns. „Mit der IMPRS-SPCE wurde die erste Graduiertenschule im Bereich der Wirtschaftssoziologie und politischen Ökonomie in Deutschland
eingerichtet. Die School wird wesentliche Impulse zur Entwicklung dieser zentralen
Forschungsbereiche setzen und international ausstrahlen,“ erklärt Jens Beckert, Direktor am MPIfG und Sprecher der IMPRS-SPCE. Im Herbst 2009 konnte mit der Pariser
Fondation Nationale des Sciences Politiques (Sciences Po) ein weiterer Partner für das
Doktorandenprogramm gewonnen werden. Durch das Kooperationsabkommen zwischen Köln und Paris können die Nachwuchsforscher der IMPRS-SPCE nun in einem
binationalen Promotionsverfahren (Cotutelle) die Doktortitel zweier Universitäten erwerben.
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Das Max-Planck-Institut für
Gesellschaftsforschung wurde
am 23. November 1984 durch
Beschluss des Senats der MaxPlanck-Gesellschaft gegründet und nahm am 1. Januar
1985 seine wissenschaftliche
Arbeit am Kölner Standort
auf. Gründungsdirektorin war
Renate Mayntz, die das Institut bis 1997 gemeinsam mit
Fritz W. Scharpf leitete. 1995
wurde Wolfgang Streeck als
ihr Nachfolger in das Direktorium berufen. 2005 trat Jens
Beckert die Nachfolge von
Fritz W. Scharpf an.
Die IMPRS-SPCE ist ein international ausgerichtetes Graduiertenprogramm, nicht
nur bei der Auswahl von Stipendiaten und Forschungsprojekten, sondern gerade auch
im Bereich ihrer Ausbildung. Die Nachwuchsförderung ist darauf ausgerichtet, dass
die Doktoranden früh in persönlichen Kontakt und kritischen Austausch mit führenden Wissenschaftlern ihres Fachgebiets treten und Einblicke in die internationale Forschungslandschaft erhalten.
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Vier Direktorenpersönlichkeiten prägten die Arbeit des MPIfG seit seiner Gründung.
In 25 Jahren Forschungsarbeit widmete sich das MPIfG Themen wie dem deutschen
Föderalismus, der Europäischen Integration, Tarifautonomie und Mitbestimmung,
Wohlfahrtsstaat, den sozialen Grundlagen der Märkte und der Entwicklung des Kapitalismus. Als „Theoretiker eines handlungsfähigen Staates“ (Die Zeit, 7.12.2006)
betreiben die Direktoren eine anwendungsoffene Grundlagenforschung. Das MPIfG
stellt auf Basis seiner Forschung Hintergrundwissen für Praktiker in Politik und Wirtschaft bereit. Die Direktoren beteiligen sich an der öffentlichen Diskussion über aktuelle Politikthemen, wie etwa zur Zukunft des Kapitalismus nach der Finanzkrise, und
engagieren sich als wissenschaftliche Berater in politischen Reformkommissionen.
Gründungsdirektorin Renate Mayntz gilt heute in der Profession als die „Grande
Dame“ der Soziologie. Ihre Arbeiten sind richtungsweisend auf dem Gebiet der Gesellschaftstheorie, der politischen Steuerung, Politikentwicklung und Implementation
sowie transnationaler Regulierung. Sie wurde für ihre theoretischen Arbeiten und ihr
Engagement in der Politikberatung mit hoch angesehenen Preisen wie dem ErnstHellmut-Vits-Preis, dem Preis der Deutschen Gesellschaft für Soziologie für ein herausragendes wissenschaftliches Lebenswerk, dem Bielefelder Wissenschaftspreis und
dem Preis der Schader-Stiftung ausgezeichnet. Sie hat an den Versuchen zur Reform
des öffentlichen Dienstes in den 1970er-Jahren mitgearbeitet und war als Beraterin zu
Zeiten der Kanzlerschaft Helmut Schmidts tätig. Nach dem Fall der Berliner Mauer hat
sie auf der Grundlage ihrer einschlägigen Forschungsarbeiten als Gutachterin des Wissenschaftsrats und als Beraterin des Landes Berlin bei der Abwicklung der Akademie
der Wissenschaften der DDR mitgewirkt. Die Form und Funktion wissenschaftlicher
Politikberatung ist bis heute ein Thema ihrer Arbeiten.
Als herausragende Persönlichkeit der deutschen und internationalen Sozial- und Politikwissenschaften hat Fritz W. Scharpf mit seinen Arbeiten und seinem Wirken die
deutsche und europäische Politik wesentlich beeinflusst und damit der sozialwissenschaftlichen Grundlagenforschung zur Umsetzung in politische Entscheidungen verholfen. Er war von 1986 bis 2003 Direktor am MPIfG. Auf den Gebieten der Arbeitsmarktpolitik, der Europapolitik und der Reform des deutschen Föderalismus hat Fritz
W. Scharpf die Diskussion in Deutschland und darüber hinaus nachhaltig geprägt.
Er schuf den Begriff „Politikverflechtungsfalle“ und mahnte schon früh eine Reform
des deutschen Föderalismus an. 2003 und 2004 war Scharpf eines von zwölf sachverständigen Mitgliedern der „Kommission zur Reform der bundesstaatlichen Ordnung“
(Föderalismus-Kommission). Dass die Kommission überhaupt eingesetzt wurde, geht
nicht zuletzt auf seine Arbeiten über den deutschen Föderalismus zurück, die bis in
die 1970er-Jahre zurückreichen. Scharpf hat die Arbeiten und der Kommission mit
großem Engagement mitgestaltet, deren Ergebnis allerdings sieht er als unbefriedigend
an. Für seine Forschungsarbeiten erhielt Fritz W. Scharpf den schwedischen JohannSkytte-Preis, der als der international renommierteste Preis der Politikwissenschaften
gilt, und den Wissenschaftspreis des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft.
Seit 2004 ist er Träger des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesre-
Prof. Dr. Dr. h.c. mult.
Renate Mayntz
Direktorin von 1985 bis 1997
Gründungsdirektorin des
MPIfG
Prof. Dr. Dr. h.c.
Fritz W. Scharpf
Direktor von 1986 bis 2003
publik Deutschland. Er arbeitet heute wie die Gründungsdirektorin Renate Mayntz als
emeritiertes wissenschaftliches Mitglied am Institut.
Wolfgang Streeck, zuvor Professor für Soziologie und industrielle Arbeitsbeziehungen
an der Universität von Wisconsin in Madison, USA, ist seit 2005 Direktor am MPIfG.
Streecks Forschungen liegen an der Schnittstelle zwischen Soziologie, Politikwissenschaft und politischer Ökonomie. Ihr gemeinsames Thema ist das Spannungsverhältnis zwischen demokratischer Politik und kapitalistischer Wirtschaft, wie es sich unter
anderem in der Konstitution des modernen Sozialstaats und in der Regulierung der
Arbeitsbeziehungen und des Beschäftigungsverhältnisses sowie in der Finanzkrise des
Staates im Kapitalismus der Gegenwart widerspiegelt. Seine Bücher und Aufsätze werden vielfach übersetzt. Wolfgang Streeck war Berater im von Bundeskanzler Schröder
gegründeten „Bündnis für Arbeit“ und 2005/06 Mitglied der Regierungskommission
zur Modernisierung der Unternehmensmitbestimmung (Mitbestimmungskommission). Zuletzt war er Mitglied der Zukunftskommission des Landes Nordrhein-Westfalen, die von Lord Dahrendorf geleitet wurde. Die Kommission sollte die Regierung in
Fragen der Zukunftsplanung beraten und Empfehlungen zur Bildungs-, Forschungsund Wirtschaftspolitik sowie zur Solidarität in der älter werdenden Gesellschaft erarbeiten.
2005 wurde Jens Beckert als Nachfolger von Fritz W. Scharpf an das MPIfG berufen.
Mit Beckerts Forschungsansatz erweitert das MPIfG sein Forschungsprogramm um
wirtschaftssoziologische Fragestellungen. Er gilt als einer der führenden Vertreter der
Neuen Wirtschaftssoziologie – ein Forschungsbereich, in dem ergründet werden soll,
wie Märkte und Wirtschaftsorganisationen in historisch-institutionelle, politische und
kulturelle Zusammenhänge eingebettet sind, wie sie entstehen und wie sich ihre gesellschaftlichen Kontexte verändern. „Faktisch haben Märkte nie nach dem Modell der
ökonomischen Theorie funktioniert“, sagt Beckert. In seiner Forschungsarbeit verbindet er Erklärungsansätze der Ökonomie und der Sozialforschung. Er will klären, wie
Akteure unter Bedingungen der Unsicherheit Entscheidungen treffen, also in Situationen, „in denen sie selbst nicht wissen können, welches die beste Handlungsalternative
ist.“ Mit seinen Arbeiten hat Jens Beckert auch im Ausland ein beachtliches Renommee
gewonnen. Seine Forschung gibt Impulse für die interdisziplinäre Zusammenarbeit,
denn mit steigendem Interesse wird heute das Zusammenspiel von Rechtswissenschaft,
Soziologie, Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaft diskutiert.
Die Reputation des MPIfG ist beträchtlich – seine Organisationsstruktur wirtschaftlich
und flexibel.
Mit seinen insgesamt 31 Stellen für wissenschaftliche Beschäftigte sowie 25 Doktoranden- und Postdoktorandenstellen gehört das Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung zu den kleineren der rund 80 Forschungsinstitute der Max-Planck-Gesellschaft. Dennoch ist es eines der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute
in Deutschland. Von der Max-Planck-Gesellschaft erhält es eine jährliche Haushaltssumme von 4,1 Millionen Euro. Das MPIfG wird von zwei Direktoren geleitet. Die
geschäftsführende Leitung wechselt alle zwei Jahre. Die Direktoren tragen für alle Entscheidungen über die wissenschaftlichen Belange des Instituts gemeinsam die Verantwortung. 25 Voll- und Teilzeitbeschäftigte in vier Servicegruppen – Bibliothek, EDV,
Redaktion/Öffentlichkeitsarbeit und Verwaltung/Sekretariate – bilden das infrastrukturelle Rückgrat des Instituts. Die offenen Kooperations- und Kommunikationsstrukturen des Instituts geben ihnen ein hohes Maß an Autonomie bei der Organisation ihrer Aufgaben. Das MPIfG bietet Lehrstellen für die Ausbildungsberufe Kaufmann/-frau
für Bürokommunikation und Fachinformatiker.
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Prof. Dr. Dr. h.c.
Wolfgang Streeck
Direktor seit 1995
Prof. Dr. Jens Beckert
Direktor seit 2005
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