Das IS-LM-Modell in der offenen Volkswirtschaft II IK Einkommen, Beschäftigung und Finanzmärkte (Einheit 7 & 8) Friedrich Sindermann JKU 10.05. & 17.05.2011 Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 1 / 26 Überblick Überblick Zentrale Frage: Wie verändern sich Gütermarkt und Finanzmärkte in einer offenen Volkswirtschaft? Gleichgewicht auf dem Gütermarkt Gleichgewicht auf den Finanzmärkten Das IS-LM-Modell in der offenen Volkswirtschaft Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 2 / 26 Gleichgewicht auf dem Gütermarkt Nachfrage nach inl. Gütern Konsumenten aus Inland können ausl. Güter nachfragen (Importe IM) Konsumenten aus Ausland können inl. Güter nachfragen (Exporte X ) daher Unterscheidung: Nachfrage nach inländischen Gütern: Z = C + I + G − IM/ε + X inländischer Nachfrage C + I + G Wechselkursänderung beeinflusst nicht Ausmaß der inländischen Nachfrage, sondern nur Zusammensetzung für inländische Produzenten relevant ist Nachfrage nach inl. Gütern Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 3 / 26 Gleichgewicht auf dem Gütermarkt Bestimmungsfaktoren von Importen und Exporten Bestimmungsfaktoren von Importen IM = IM( Y , ε ) (+) (+) Erhöhung des inl. Einkommens ⇒ Importe steigen Aufwertung der inl. Währung ⇒ Importe steigen Bestimmungsfaktoren von Exporten X = X( Y ∗ , ε ) (+) (−) Erhöhung des ausl. Einkommens ⇒ Exporte steigen Aufwertung der inl. Währung ⇒ Exporte fallen Aufwertung (ε ↑): ausl. Güter werden relativ zu inl. Gütern günstiger Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 4 / 26 Gleichgewicht auf dem Gütermarkt Grafische Darstellung offener Gütermarkt inländische Nachfrage − Importe = inl. Nachfrage nach inl. Gütern (AA) mit höherem Einkommen steigen Importe ⇒ flacher als inl. Nachfrage Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 5 / 26 Gleichgewicht auf dem Gütermarkt Grafische Darstellung offener Gütermarkt + Exporte = Nachfrage nach inl. Gütern (ZZ) Nettoexporte = Differenz zwischen inl. Nf. und Nf. nach inl. Gütern YTB : ausgeglichene Handelsbilanz Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 6 / 26 Gleichgewicht auf dem Gütermarkt Gleichgewicht am offenen Gütermarkt inländische Produktion = Nachfrage nach inländischen Gütern Y = C (Y − T ) + I (Y , i) + G − IM(Y , ε)/ε + X (Y ∗ , ε) Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 7 / 26 Gleichgewicht auf dem Gütermarkt Erhöhung der inl. Staatsausgaben G ↑⇒ Y ↑ Y ↑⇒ C ↑, I ↑, IM ↑ IM ↑ bei X ⇒ NX ↓ kleinerer Multiplikatoreffekt als bei geschlossener VW! Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 8 / 26 Gleichgewicht auf dem Gütermarkt Erhöhung der ausl. Nachfrage Y ∗ ↑⇒ X ↑ ⇒ NX ↑ bei jedem gegebenen Y X ↑⇒ Y ↑⇒ C ↑, I ↑, IM ↑ Importe steigen immer weniger als Exporte, da nur Teil der zusätzlich generierten Nachfrage in Importe geht Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 9 / 26 Gleichgewicht auf dem Gütermarkt Auswirkungen einer Abwertung Wie wirkt sich eine Abwertung auf die Nettoexporte aus? NX = X( Y ∗ , ε ) − IM( Y , ε )/ε (+) (−) (+) (+) 3 Wirkungskanäle: ε ↓⇒ X ↑ ε ↓⇒ IM ↓ ε ↓⇒ 1/ε ↑, d.h. Wert der importierten ausl. Güter gemessen in inl. Gütern steigt an ⇒ Gesamteffekt auf NX ist unklar Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 10 / 26 Gleichgewicht auf dem Gütermarkt Auswirkungen einer Abwertung II Marshall-Lerner-Bedingung (MLB): Abwertung führt im Gesamteffekt zu einem Anstieg der Exporte d.h. Importe und Exporte reagieren stark auf Wechselkursänderung und Mengenänderung dominiert damit den Gesamteffekt gilt die MLB, so können die Effekte auf die Nettoexporte zusammengefasst werden: NX = NX ( Y ∗ , Y , ε ) (+) (−) (−) Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 11 / 26 Gleichgewicht auf dem Gütermarkt Abwertung und Budgetkonsolidierung Ziel: Budgetdefizit abbauen, ohne kontraktiven Effekt auf BIP Vorgehensweise: 1 Reduktion der Staatsausgaben (G ↓) 2 Abwertung (NX ↑) Potenzielle Probleme? Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 12 / 26 Gleichgewicht auf dem Gütermarkt Annahme: konstante Preise vereinfachende Annahme: inländisches und ausländisches Preisniveau verändert sich nicht, d.h. P P∗ =1⇒ε=E Gleichgewichtsbedingung am Gütermarkt lautet nun: Y = C (Y − T ) + I ( Y , i ) + G + NX ( Y ∗ , Y , E ) (+) Friedrich Sindermann (JKU) (+) (−) (+) Offene VW 2 (−) (−) 10.05. & 17.05.2011 13 / 26 Gleichgewicht auf den Finanzmärkten Zusammenhang zwischen Wechselkurs und Zinssatz Zinsparität: (1 + it ) = (1 + it∗ ) EEet t+1 Annahme: Wechselkurserwartungen sind gegeben e d.h. Et+1 = Ee (1 + i) = (1 + i ∗ ) EEe (Zeitindizes weggelassen) Umstellen nach E : E= 1+i e 1+i ∗ E Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 14 / 26 Gleichgewicht auf den Finanzmärkten Zusammenhang zwischen Wechselkurs und Zinssatz i ↑⇒ E ↑ Anstieg des inl. Zinssatzes führt zu Aufwertung der heimischen Währung bis Zinsparität wieder erfüllt wichtig: dabei ändern sich Wechselkurserwartungen per Annahme nicht i ∗ ↑⇒ ZP nach oben E e ↑⇒ ZP nach rechts Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 15 / 26 Gleichgewicht auf den Finanzmärkten Gleichgewicht auf den Finanzmärkten inländisches Geld nur für Transaktionen im Inland benötigt (vereinfachende Annahme) ⇒ Gleichgewichtsbedingung “Geldangebot = Geldnachfrage” bleibt gleich: M P = YL(i) Aus Zinsparität folgt zusätzlich: E= 1+i e 1+i∗ E Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 16 / 26 IS-LM-Modell in der offenen Volkswirtschaft IS-LM-Modell in der offenen Volkswirtschaft 3 Gleichgewichtsbedingungen Gütermarktgleichgewicht: Produktion abhängig von i und E Y = C (Y − T ) + I (Y , i) + G + NX (Y ∗ , Y , E ) Geldmarktgleichgewicht: Zinssatz bestimmt durch M P = YL(i) Zinsparität: positive Beziehung zwischen i und E E= Friedrich Sindermann (JKU) 1+i e 1+i ∗ E Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 17 / 26 IS-LM-Modell in der offenen Volkswirtschaft IS-LM-Modell in der offenen Volkswirtschaft Nach Einsetzen der Zinsparität in die Gütermarktgleichgewichtsbedingung erhält man 1+i e IS: Y = C(Y − T) + I(Y, i) + G + NX(Y∗ , Y, 1+i ∗E ) LM: M P = YL(i) Hinter IS-Kurve stecken nun 2 Kanäle: i ↑⇒ I ↓ (Zinskanal, direkter Kanal) i ↑⇒ E ↑⇒ NX ↓ (Wechselkurskanal, indirekter Kanal) Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 18 / 26 IS-LM-Modell in der offenen Volkswirtschaft IS-LM in offener VW (grafisch) Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 19 / 26 IS-LM-Modell in der offenen Volkswirtschaft Fiskalpolitik in der offenen Volkswirtschaft Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 20 / 26 IS-LM-Modell in der offenen Volkswirtschaft Fiskalpolitik in der offenen Volkswirtschaft IS: G ↑⇒ Y ↑⇒ C ↑, I ↑ LM: Y ↑⇒ M d ↑⇒ i ↑ IS: i ↑⇒ I ↓ ZP: i ↑⇒ E ↑ 2 Effekte auf Nettoexporte: Y ↑⇒ NX ↓ E ↑⇒ NX ↓ negativer Effekt auf NX und unsicherer Effekt auf Investitionen Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 21 / 26 IS-LM-Modell in der offenen Volkswirtschaft Geldpolitik in der offenen Volkswirtschaft Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 22 / 26 IS-LM-Modell in der offenen Volkswirtschaft Geldpolitik in der offenen Volkswirtschaft LM: M P ↓⇒ B s > B d ⇒ P B ↓⇒ i ↑ IS: i ↑⇒ I ↓⇒ Y ↓ ZP: i ↑⇒ E ↑ 2 Effekte auf Nettoexporte: i ↑⇒ Y ↓⇒ NX ↑ (Zinskanal) i ↑⇒ E ↑⇒ NX ↓ (Wechselkurskanal) unsicherer Effekt auf NX und negativer Effekt auf Investitionen Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 23 / 26 IS-LM-Modell in der offenen Volkswirtschaft Feste Wechselkurse Zahlreiche Länder halten ihre Wechselkurse nicht vollkommen flexibel, sondern binden diese mehr oder weniger fest an eine andere Währung einen Währungskorb aus unterschiedlichen Währungen Zahlreiche unterschiedliche Abstufungen möglich, z.B. Schwankung innerhalb einer Bandbreite erlaubt stärkste Form der Wechselkursbindung: gemeinsame Währung (Euro) Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 24 / 26 IS-LM-Modell in der offenen Volkswirtschaft Feste Wechselkurse und Zinsparität Zinsparität: (1 + it ) = (1 + it∗ ) EEet t+1 bei festen Wechselkursen: (1 + i) = (1 + i ∗ ) EE ⇒ i = i ∗! Konsequenzen: Änderung der Geldnachfrage ⇒ Änderung des Geldangebots durch ∗ ZB, so dass Zinssatz konstant bleibt und M P = YL(i ) gilt Volkswirtschaft mit festen Wechselkursen verzichtet damit auf autonome Geldpolitik Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 25 / 26 IS-LM-Modell in der offenen Volkswirtschaft Fiskalpolitik bei festen Wechselkursen expansive Fiskalpolitik bedeutet Anstieg der Geldnachfrage bei konstantem Geldangebot ⇒ Zinsanstieg Zinsanstieg, würde eine Aufwertung der Währung bedeuten ⇒ Zentralbank muss mit Ausweitung der Geldmenge reagieren, um Zins konstant zu halten Fiskalpolitik wirkt damit stärker als bei flexiblen WK Friedrich Sindermann (JKU) Offene VW 2 10.05. & 17.05.2011 26 / 26