Qo{ in der Halle der Kreissparkasse Köl n Thema l30 PAPSTGESCHICHTE IM SPIEGEL April l987 ,,: ,:..::::.:::.. . ...::aa::. ., Die Münzen des Kirchenstaates bilden geld- und kulturgeschichtlich ein hochinteressantes Gebiet. Bevor sich der italienische Nationalstaat '1861/70 zusammenschloß, war das Land in zahlreiche kleine Territorien zersplittert, die sich oft erbittert bekämpften. Der Kirchen- staat mit seinen umfangreichen Besitzungen war häufig als ein wesentlicher Machtfaktor in die Auseinandersetzungen auf derApenninhalbinsel verstrickt. Durch seine Stellung als Oberhaupt der christlichen Kirche gritf der Papst nicht selten in die Politik der europäischen Großmächte ein. Kaum ein Land verfügt über eine so kontinuierliche Munzprägung und einen so großen Typenreichtum wie der Kirchenstaat. Da die Päpste - immerhin gab es mehrals 260 Nachfolger auf dem Stuhle Petri ihr Amt - qewöhnlich erst in fortgeschrittenem Alter äntraten und deshalb nur kurz regierten, gibt es zahlreiche verschiedene Wappen auf ihren Münzen. Viele Rückseitendarstel- lungen nehmen Bezug auf historische Erei.gnisse oder religiöse Themen. Oft sind die Prägestempel von bedeutenden Künstlern der jeweiligen Epochen geschnitten. Neben ihrem Geldcharaktersollten die Münzen der Päpste der religiösen Sache dienen und das Gedankengut der Kirche verbreiten' Nicht nur die großen Piaster und Scudi, auch die kleinen Münzen sind ausgesprochen repräsentativ und dekorativ gestaltet. Es ist auffallend wie viele Gepräge des Kirchenstaates, mit Ösen versehen, als Amulett und Schmuck dienten. Anfänge und Mittelalter Der Niedergang des weströmischen Reiches im 5.Jh. hattezu einem politischenVakuum in Italien geführt, das auch die jeweiligen byzantinischen Kaiser nicht ausfüllen konnten. Die Vorbild wurde Anfang des 7. Jahrhunderts gewählt. Um 600 besaß die römische Kirche durch viele und reiche Schenkungen weiten Grundbesitz in ltalien, auf den Mittelmeerinseln, in Dalmatien, in Nordafrika und im vorderen Orient. Viele alte Aufzeichnungen erwähnen ausdrücklich den uneigennützigen Gebrauch der Güter. Das im 7. und 8. Jahrhundert in Oberitalien entstandene Langobardenreich übte einen steten Druck auf Rom und das Patrimonium Pefrl (übernommener Begriff vom Grundbesitz des römischen Kaisers) aus. Die Päpste suchten einen Verbündeten und wandten sich an die Franken. Papst Zacharias (741752) unterstütze Pippin und sicherte ihm die fränkische Königswürde. Papst Stephan ll reiste sogar an den fränkischen Hof, um dort um militärische Unterstützung gegen die Langobarden zu bitten. Danach wurde das Pippinsche Schenkungsversprechen gegeben. Nach der Niederwerfung der Langobarden sollte das Patrimonium, der Grundbesitz der Päpste, folgende Gebiete erhalten: Um Gaeta, Tivoli und Todi sowie Bologna und Ferrara. die Küste von Ravenna bis Ancona und die anstoßende Romagna (Ducat von Rom, Pentapolis, Exarchatvon Ravenna). Die Päoste baten schließlich Karl den Großen um Hilfe, dem 773-774 die endgültige Unterwerfung des Langobardenreiches gelang. ln dieser Zeit ließ Papst Hadrian | (772-779\ die erste päpstliche Münze schlagen' Der Denaro - damals das einzige Nominal - ist eine kleine Silbermünze nach fränkischem Fuß. Auf diesen frühen päpstlichen Münzen werden auch die jeweiligen fränkischen Kaiser genannt, so Lothar (840-855) zusammen mit Papst Leo lV (847-855). Einfälle der Westgoten, Vandalen, Hunnen, Ostgoten und zuletzt der Langobarden hqtten das Land politisch zerstört und wirtschaftlich entkräftet. Mit der Zeit wurde der Papst zum Vertreter auch der politischen lnteressen in ltalien gegenüber allen fremden Einflüssen. Bis 685 lag-allerdings die Bestätigung derrechtmäßigen Papstwahl beim byzantinischen Kaiser und danach für kuze Zeit beim Exarchen von Ravenna, dem Statthalterdes byzantinischen Kaisers in ltalien. In Rom verteidigten die Bürgerdie republikanische Ordnung bis ins ausgehende Mittelalter auch gegenüber den Päpsten und dem Adel. Der letzte Senat nach altrömischem Leo lV,847-855 Denar, Rom Vs.: Monogramm ausLEO PA (Leo PaPa' tlmschift: + SCS PETRVS Papst Leo) Monogramm aus HiJMP. Umschri'ft: + HLOTHARIYS (Kaiser Lothar) Rs. : fohannes lX.898'900 Denar, Rom Vs.: Büste Petri, darumSCS PETRVS Rs.: Monogramm aus IOHANS, Umschri/t: + LANTVERT M' (Kaiser Lambert) Der schnelle Zerfall des Karolingerreiches spiegelt sich auch in den Münzen der Päpste wieder. Der Denarvon Johannes lX (898-900) bezeichnet den unbedeutenden Lokalfürsten Lambert von Spoleto als Kaiser. Lambert, der Sohn von Wido ll von Spoleto, war 892 von Papst Formosus zum Mitkaiser von Wido ll gekrönt worden, obwohl beide über Spoleto hinaus kaum Anerkennung gefunden hatten. Die erste Prägeperiode der Päpste ging mit den Denaren des Papstes Benedik Vll (974983) zu Ende, die Otto I und ll als Kaiser enivähnen. Mit einer Ausnahme wurden alle Münzen in Rom geprägt. Zwischen 772 und 985 sind 35 Päpste und att'ei Gegenpäpste als Münzherren belegt. Nach und nach trat eine politische Schwäche des Papsttumsein, dieauch von einem Zerfall der päpstlichen Besitzungen begleitet wurde. Die politische Macht ging in der Stadt Rom auf die Adelsgeschlechter über. Der Senat von Rom übte von 1203 bis ins 15. Jh. das Münzrechtaus.Als neue Münzeinheiten traten der Grosso, der Mezzogrosso und weitere kleinere Nominale aul. Der Prögungen des Senats von Rom Vs. : Grosso, ca. 1251-1265 Löw e n. /., SENATVS.P.Q.R (Senat und Volkvon Rom) Romav.v., ROMA CAP' MLINDI (Rom, Hauptstadt der Welt) P.s.: Sitzende 1. Senaturtatvon Karlvon Aniou' 1263-1266 Grosso Vs.: Löwe mit Wappen von Aniou, KAROLVS.S.P.Q.R (Karl, Senat und Volk von Rom) Rs.: Roma Grosso war eine Silbermünze im Wert von 12 Denarii. lm 14. und 15. Jh. wurden vom römischen Senat Gold-Dukaten nach dem Münzfuß und Münztypus der venetianischen Zecchine (benannt nach der Münzanstalt Zecca) geprägt. lm Jahre 1194 übernahm der Staufer Heinrich Vl das normannische Erbe in Stiditalien und Sizilbn, das dann unter l(aiser Friedrich ll seine Blütezeit erreichte. Die Erbstreitigkeiten nach dem Tode Friedrichs ll nutzte Papst Clemens lV um zur Bildung eines poli- tischen Gegengewichts das französische Haus Anjou auf den Thron von Neapel zu berufen. Damit trat neben den deutschen Kaisern eine weitere aufstrebende Macht den Kampf um den Besitz ltaliens an. Später kamen noch Spanier und die Habsburger hinzu. ltalien blieb bis zur Grtindung des italienischen Königreichs und dem Ende des Kirchenstaa- tes im Jahre 1870 der Zankapfel fremder europäischer Mächte. Nach einer Unterbrechnung von fast 300 Jah- ren wurden in der Sedlsvakanzvom November 1268 bis September 1271 wieder die ersten päpstlichen Münzen geschlagen. Münzstätte war die Zecca di Patrimonium in Mterbo. Gleichzeitig war es auch das erste Mal, daß der Camerlengo (Kardinalstaatssekretär), der nach dem Tode eines Papstes bis zur Wahl eines neuen die kirchlichen Geschäfte führte, Münzen prägen ließ. Dieser Brauch setzte sich abererst Mitte des 15. Jh. endgültig durch, er wird bis heute praktiziert. Als erster Papst nahm Bonifaz Vlll (12941 303) dann die Münzprägung wiederauf, und zwar in der französischen Besitzung Pont de Sorgues. In Avignon, Carpentras und der Grafschaft Venaissin prägten die Päpste bis Zeitweise gab es auch sogenannte Gegen- päpste, die zum Teil eigene Münzen geprägt haben. Der letzte Gegenpapst hieß Felix V (1 439-1 449). lm 15. Jh. bemühten sich viele Päpste, die Kreuzzugsidee gegen die Türken wiederaufleben zu fassen, um das bedrohte Byzanzzu unterstützen. Dennoch wurde Byzanz 1453 von den Türken erobert. fohannes XXII, 13 16-13 34 Grosso tomese, Pont de Sorgues Vs.: Der Papst segnend v.v. JOHES: PAPA: )Oil COMES: VENASINI (...Graf von Venaissin) Rs.: Blumenkreuz, Text aus Joh. XI, 17: .Wir sagen Dir Dank, allmöchtiger Gott ..." InnozenzXll (1691-1 700) rund 400Jahre lang Münzfuß Dozzina. Liard und Patard. zum Teil nach französischem lm 14. Jh. war Frankreich unter Philipp lV (1285-1314) die beherrschende euro- päische Macht, sie konnte die Wahl französisch gesinnter Päpste durchsetzen. In den Jahren 1309 bis 1377 residierten 7 Päpste in Avignon. Es war die Zeit von Dante, Petrarca und Katharina von Sienna. Diese forderten immer wieder die Päpste zur Rückkehr nach Rom auf, denn Rom blieb das geistige Zentrum der christlichen Kirche. Papst Urban V (1362-1370) besuchte 1367-1370 Rom und ließ dort päpstliche Münzen schlagen: den Bolognino romano. Diese kleine vollwertige Silbermtinze wurde bis unter Paul lV (1555-1559) ausgeprägt. Nach 1464 nannte man sie Baioca PL Baiocchi\, ihr Gehalt verschlechterte sich bis 1590 zu Billon. Papst Benedikt Xlll (1724- 1730) ließ den ersten Baiocco in Kupfer schlagen. Der halbe Baiocco (Mezzo Baiocco) war schon um 1 600 in Kupfer ausgegeben worden. Auf den Baiocco entfielen lünt Quattrini. arban Y, 1362-1370 Bolognino romano, Rom Ys.: Büste von vome, URB: PP: QNTS (Papst Urban der Fiinfte) Rs.: Ins Kreuz gestelltU.R.B.l'. darum:lN ROMA. Erste päpstliche högung in Rom seitfast 400 Jahren. ffiffi Paul II. 1464-1471 Ducato papale (Gold), Rom Vs. : päpstliches llappen Rs.: Schweifituch der Hl. Veronika Sixtus IV, 1471-1484 Fiorino di camera (Gold), Rom Rs.: St. Petrusfischt Renaissance und Neuzeit In ltalien schufen AlexanderVl (1492-1503) und Julius ll (1503-1513) erstmalig den Kirchenstaat im heutigen Sinne. Julius ll erwarb Rimini, Faenza, Ravenna und Cervia zurück und unterwarf Perugia, Bologna, lmola, Forli, Modena, Reggio, Parma und Piacenza. Dort wurden auch päpstliche Münzen geprägt. Diese eroberten oberitalienischen Städte verblieben zum Teil für nur 20 Jahre beim Kirchenstaat, da sie meist als päpstliche Lehen an Nepoten (Verwandte) gegeben wurden, die hierfür ihre Dynastien erbliche Heaogtümer errichteten. In den nächsten 150 Jahren waren viele Päpste bestrebt, ihren Nepoten weltliche Besitztr.imerzu Lasten der Kirche zu schenken oder zu kaufen. Einige Päpste scheuten nicht einmal davor zurück, Kriege anzuzetteln oder zu führen, um Heaogtümer zu erobern. wffi fufius II, 1503-1513 Ducato papale (Gold), Bologna (Bologna wurde von lulius unterworfen, die pöpstliche Münze 1506 wieder eröffnet) Rs.: St. Petrus Clemens VIIL 1592-1605 Testone 1598, Fenara (anläJllich der Einziehung Ferraras nach dem Aussterben der legitimen Linie des Hauses Este) rc@ Hadrian VI. 1522-1523 Mezzo Giulio, Parma III gab 1545 die Stadt an seine Familie Famese) Vs.: St. Thomas Rs.: Feueraltar. PARMEN. SERVATI Iulius III, 1550-1555 (Papst Paul Giulio. Rom Gepnigt Rs.: Roma hält Kranz 1550 anltitllich des Friedens nach .Diener Parmas" dem Krieg in Parma lGiser rangen lGrl und der französische König Über der Sicherung und Enrueiterung ihrer weltlichen Macht und ihren politischen Verstrickungen in und um ltalien haben nur wenige Päpste die Notwendigkeit der kirchlichen Emeuerung gesehen und energisch betrieben. Die Reformation in Deutschland und anderen Ländern war nicht mehr aufzuhalten. Die europäischen Machtverhältnisse hatten sich wieder verändert, der Kirchenstaat fiel gegenüber den europäischen Nach derWahl KarlsVzum deutschen Franz I um Vorherrschaft in Oberitalien. Unter diesem Streit litt der Kirchenstaat fürchterlich, 1527 wurde Rom von deutschen und spanischen Truppen erobert und geplündert (Sacco di Roma,). Die Einwoh nezah I von Rom ging von ca. 90 000 auf 32 000 zurück. Der Vertrag von Cambrai brachte 1528 eine Beru- higung. IIL 1534-1549 Bianco, Bologna Rs.: Löwe, Wappentier von Bologna. "Bologna, Mutter der Wissenschaften". Daneben das Wappen des Legaten von Bologna, Kardinal Ciocchi del Monte. Der Bianco war bis 1799 die typischste Münze von Bologna. Paul -.. Erste Repabblica Romana, I 79 8- I 799 Scudo o.J. Roma hält Lanze mit Freiheitsmütze sowie Fasces (Rutenbündel mit Axt, Zeichen der römischen Consules, Symbol des wehrhaften Zus ammenhalts repub likanischer Kräfte) Mächten wie Spanien, Frankreich und Österreich in eine gewisse Bedeutungslosigkeit. Noch zweimal vergrößefte sich der Kirchenstaatwesentlich.lm Jahre 1597 starbdie legitime Linie des Hauses Este in Ferraraaus, und Papst Clemens Vlll zog das Lehen ein. Dazu fiel nach dem Tode von Franz M. della Rovere 1631 Urbino, Sinigaglia und Montefeltro an den Kirchenstaat. der nunmehr mit über 42.000 kmz seine größte Ausdehnung hatte. Die Päpste konnten trotz aller politischen Bedrängnisse durch Habsburg, Spanien und Frankreich ihre Territorien bis in die Zeit Napoleons halten. lm Jahre 1 791 okkupierte Frankreich Avignon und die Grafschaft Venaissin. lm Frieden von Tolentino (19.7.1797\ mußten Avignon, das Venaissin, die Legationen, Bologna und Ferrara an Napoleon abgetreten werden, es kam zur Bildung der Cisalpinischen Republik.lm Jahre 1798 wurden Rom und die Mark Ancona zur Rep ubblica Romana umgebildet. Das Dekret Napoleons vom 2.4.1808 ver- anlaßte die Einbeziehung der Provinzen Ancona, Urbino, Macerata und Camerino in das Königreich ltalien. Der Rest wurde am 17.5.1809 dem französischen Kaiserreich Zweite Repubblika Romana, I 848- I 849 16 Baiocchi 1849 Adler über Fasces Die Restauration des Kirchenstaates dauerte nur 33 Jahre. Ende des Revolutionsjahres 1848 floh Pius lX nach dem Mord an seinem Minister Rossi nach Gaeta. In Bologna und Rom wurde die zweite Repubblica Romana ausgerufen. Am 3.7.1849 wurde der Kirchenstaat zum erreichte 1815 in Wien die Rückgabe von letzten Male wiedererrichtet. 1859 spaltete sich Bologna ab und schloß sich dem Königreich Sardinien an. Wegen des deutschJranzösischen Kriegeszog Frankreich 1 870seine Ancona, Macerata, Fermo, der Legationen, Truppen besetzten die Stadt und riefen sie zugeschlagen. Der päpstliche Staatssekretär Consalvi Camerino, Pontecorvo, Benevent, der Mark Ravenna und Bologna an Papst Pius Vll. ln ltalien zählte man zu dieser Zeit über 18 Mio. Einwohner, davon 2,5 Mio. im Kirchenstaat. ln der Stadt Rom selbst lebten ca. 130.000 Menschen. Schutztruppen aus Rom ab. ltalienische zur Hauptstadt des Königreiches ltalien aus. Damit endete die weltliche Macht der Päpste. Erst der Lateranvertrag vom 1 1.2.1929 legte die heutigen päpstlichen Territorien fest und erkannte den Papst als Souverän des Stafo della Cittä del Vaticano (Vatikanstadt) an. Münzgeschichtliche Entwicklung in der Neuzeit Die ersten Münzausgaben der Päpste bis um 1500 wurden bereits in den Text zur geschichtlichen Entwicklung des Kirchenstaates eingef lochten. Julius ll führte 1504 eine Münzreform durch. Der Giulio (10 Baiocchi) löste den bislang höchsten ausgeprägten Wert, den Grosso Papale (12 Denarii) ab. Der Giulio (abgeleitet vom jeweiligen Papstnamen auch Leone, Clemente, Paolo, S,sto genannt) wurde bis zum Jahre 1865 geprägt, zuerst in 920/1000 Silber mit einem Gewicht von 3,95 g. Unter Leo X (1513-21) und später Gregor XII\ 1572-1585 Testone, Ancona Rs.: Chistus und Maria Magdaleza NOLI ME TANGERE ("Rühre mich nicht an, denn ich fuüus II, bin noch nicht aufgefahren zum Vatet''. Johannes XX, 17) 1503-1513 Giulio, Ancona Rs.: St. Petrus und Paulus Paul IV, 1555-1559 Grosso, Rom Rr..'S. PAWVS - ALMAROMA (Rom als Nöhrmutter) prägte man den Doppio Giulio 1: 29 Baiocchi), den man auch Qurnto di scudo romana nannte. Die ursprüngliche Bezeichnung als Grosso stand nunmehrftlr eine Silbermünze im Werte von 5 Baiocchi. Einige Päpste ließen auch den Mezzo Grosso, also 2 1 / 2 Baiocch| sch lagen. Die erste größere Silbermünze war der Testone, eine Münzeinheit, die bereits in vielen europäischen Ltindern beliebt war. Leo X (1513-21) führte den Testone auch im Kirchenstaat ein, er entsprach zuerst 21/2 Giulü. Paul lll (1 534-1 549) setzte seinen Wert mit 3 Giulii (: 30 Ba'occh i) fest. Der letzte Testone wurde unter GregorXy'l (1 831 -1 846) ausgeprägt. Innerhalb des Kirchenstaates gab es bis zur Münzreform 1815 kein einheitliches Währungssystem. In Bolognaführte Paul lll (15341 549) den Bianco (Pl. Bianchi) im Werte von 10 Bolognini oder einer halben Lira ein. Der Bianco war die typischste Münze von Bologna und wurdefast unverändert bis unter Pius Vl (1 778-99) dort geprägt. Nach '1508 hatte Julius ll die Münze in Rom auf 15 Jahre an die Augsburger Firma Ulrich Fugger u. Brüderverpachtet. Sein Nachfolger Leo X kündigte die Konzession mit dem Hinweis, daB die Firma inzwischen Jacob Fugger und Neffen hieße. 1518 wurde eine neue Capitula (Vertrag) abgeschlossen. Hadrian Vl (1522-23) gab ein persönliches auf 1 5 Jahre gültiges Monopol für alle Prägungen der Münzstätte Rom an Engelhard Schauer, den FaktorderFugger. ClemensVll (1 523€4) hob die Münzverleihung am 14.9.1524 wiederauf. In den Tagen des Sacco di Roma (1527) schlug Schauer aus Silbergeschirr und Reli- quiensilber Notmünzen. Alle Münzen der Fugger-Bank sind an der Webergabel tl[ zu erkennen. Sie existieren von Julius ll, Leo X, Hadrian Vl, Sedisvakanz 1523 und Clemens Vll. Julius II, 1503-1513 Giulio, Rom Nach der Verpachtung der Münze zwischen 1508 und 1510 an das Bankhaus Fugger. Rs.: Petrus und Paulus, links im Feld die Webergabel, das Zeichen der Fugger. Ende des 16. Jh. kamen die großen Silbermünzen auf. Gregor Xlll (1572-85) prägte für Bologna einen Ducato da un oncia, es sind heute nur noch 3 Exemplare bekannt. Mit Sixtus V (1585-90) begann in Rom die Ausprägung der Plasfra im Werte von 10 1/2 Giulii 105 Baiocchi). Die letäe Piastra wurde während der Sedisvakanzvon 1740 geprägt und ab 1753 durch den Scudo Romano im Werte von 100 Baiocchi abgelöst. Nach dem Sacco di Roma (,|527) bis zu der napoleonischen Invasion, für einen Zeitraum von über250Jahren, kann manvon derBlütezeit des päpstlichen Münzwesens sprechen. In dieser Zeit arbeiteten bedeutende Künst- Die Weberyabel, Zeichen der Fugger (vergrößert) (- derGoldschmied und MedailleurBenvenuto Cellini, fürdie päpstliche Münze, Viele prächtige Münzen wurden auch von den bekannten Medailleuren P.P. Borner, F. de Saint Urbain und mehreren Mitgliedern der ler. wie Familie Hameranus geschnitten. Clemens VII,1523-1534 Doppio Carlino (15 Baiocchi), während der Belagerung (Sacco di Roma) in der Enge I sburg geprdgt. Rs.: Chistus zieht Petrus aus dem Wasser "llarum hast du gezweifelt?" Die Stempel wurdenvon dem be rühmten B i ld hauer und Medail leur. B enevenuto C ellini, ge s chn i tten. Innozens XI, 1676-1689 Piastra, Rom Fs.: Der Apostel Matthäus. Geprägt aufdie Inthronisierung am 21. Sept. 1676, dem Festtag des Hl. Matthäus. Der Stempel wurde von lohannes Hameranus geschnitten. Pius W, 1775-1799 "Sampierrino" (2 1/2 Baiocchi), Fermo und "Madonnina" (5 Baiocchi), Civita Vecchia, 1797 Die Madonna und St. Petrus gaben diesen Kupfermünzen die Namen. Die politischenWirren zuAusgang des 18.Jh. füh rten kurzvor derzwangsweisen Auf lösung des Kirchenstaates durch Napoleon auch noch zur Ausprägung von Kupfermünzen zu 5 Baiocchi, die aufgrund ihrer Darstef lung auf der Vorderseite Sa mpietrino und Madonnina genannt wurden. Mele Münzstätten, die seit langem geschlossen waren, prägten für ein oder zwei Jahre diese Kupfermünzen. ln der Repubblica Romana | (1 798/99) und ll (1848/49) wurden in Rom (l), Bologna (l u. ll) und Ancona (l u. ll) eigene Münzen geprägt. 21/2und Nach der Wiedererrichtung des Kirchen- staates im Jahre 1815 blieben Bologna und Rom die einzigen Münzstätten. Am 18. Juni '1866 führte Pius lX (1846-78) die Lire-Währung ein, die der lateinischen Münzunion entsprach. Durch den Verlust der weltlichen Souveränität gab es zwischen '1870 und 1929 kein päpstliches Geld. Pius 5 Lire 1870, Silber, und 4 Soldi Pius WII, 1829-1830 Baiocco Romano 1829, Kupfer IX, 1846-1878 Mün{ufi 1868, Kupfer, nach dem I der Lateinischen Münzunion. Münzen der Vatikanstadt nach 1929 Pius XI. 1922-1939 20 Centesimi 1929 (Nickel) Rs.: H!. Paulus Erste Ausgabe nach Erlangung der Souverönitöt. Die ersten Münzen der Vatikanstadt wurden über viele Jahre unverändert geprägt. Pius XII, Lira auf das erste außerordentliche Heilige Jahr 1933/34 (Nickel) Vs.: Wappen, darunter Jahreszahl, in der Umschrift Al.l.IYB. Rs.: 1939-1958 100 Lire zum Heiligen I0 Lire zum Hetligen Jahr 1950 lahr 1950 (Gotd) Rs.: Papst öffnet die Heilige Madonna auf Mondsichel (Aluminium) Kardinrile knien in der Rs.: Papst und ffirte. ge öfne ten He i ligen ffi rte. ffiww Paul W, 1963-1978 10, 50 und 100 Lire zum Heiligen Jahr 1975 Arche Noahßymbolfiir den Frieden im Herm (Schlafender in Stadtmauem)/ Symbol fi)r die Taufe (der wunderbare Fischfang). (Aluminium und Stahl) Beispiele fi)r die zum Teil sehr modeme Gestaltung der vatikanischen Münzen. 10 I ) I I, 26. 8. I 9 7 I -2 t.g. I 97 1000 Lire 1978 (Sitber) Einzige Münze dieses Papstes, der nur J Tage lang regierte. Johannes Paul j Johannes Paul 1000 Lire II, seit I97t 1986 (Silber) papst Rs.: Predigender Unregelmäßige Anlässe Zweite Sedisvakanz IgZt 500 Lire 1978 (Silber) Vs.: Vl/appen des Kardinals Jean Wllot Rs.: Taube des I l für Münzprägungen im Kirchenstaat Schon früh hatte der Kirchenstaat erkannt. Hl. Geistes daß sich mit Hilfe des Geldes als ,,Werbeträ- Vatikanstadt Seit '1929 werden Jahr für Jahr Münzen geprägt, die in Nennwert, Größe und Metall mit den italienischen übereinstimmen. Auf der Vorderseite befindet sich gewöh nlich das Papstportrait, auf der Rücksaite das papstwappen oder Darstellungen zu einem besonderen Jahresthema. In den Sedisvakanzen werden stets Münzen mit dem Wappen des ClmgrlepOo . (Kardinalstaatssekretäfl ge- prägt. Obwohl diese Münzen in ltalien Kurswert besitzen, werden sie heute hauptsächlich für Pilger und Sammler produziert und gewöhnlich in Sätzen verkauft. 11 ger" Gedankengut unter das Volk bringen läßt. Deshalb prägten die päpste zu öen unterschiedlichsten Anlässen Münzen. so daß die Bevölkerung ein wenig an den Festen und Ereignissen teilhaben konnte. Unregelmäßige Anlässe zur prägung von besonderen Münzen lassen sich nach den folgenden Themen zusammenstellen: - Marienverehrung - Stadtpatrone und Heilige - Apostolische Nachfolge und Autoritätsansprüche der Kirche - Aussagen über die kirchliche Haltung zum sozialen Verhalten und zum Geld - Krieg und Frieden - Ehrung von Städten - Handel und Wirtschaft Marienverehrung Paal III 1534-1j49 Alexander yII, I 65S-1662 Paolo (Giulio), Rom Rs.: Giuli.o, gepnigt in der Engelsburg, Rom ,^ >enr, ere J.ungrau Madonna mit Kind wird einKind empfansen, "Oh fungfrau, deine Ehre ist die Geburt sre wrd Ihm einen Sohn gebären ünO s'ie wrc lnm den Namen Immanuel, Gon mit deines Sohnes,' Jesaia III. 14 Alteste Darsteltun[ Mariens mir dem Kinde auf päpst I ichen Münzen. .. .. ung, geben" JesajaWI, 14 Alexander WI hat die Konstitution über die unb efl e ckte Empftingnis Maie ns, *rrrl i. Innozens XI, 1676-16g9 Sixtus V, ISBS-1590 Testone, Rom Rs.: Testone, Rom Madonna mit Kind im Architektunahmen Rs.: Personifizierter -NttNeUAM DEFTCT "Unter Deinem Schutz" n A iema I s ul d ie oh n Glaube mit Kreuz ET (oer Gt üii mächt ig werden) M i ss i o n s t ä t igkeit gep i i ra iägt Darstellung von Heiligen \ Urban VIII, 1623-1644 Testone 1632 St. Petrus mit Schlüssetpaar Benedikt XIV, 1 740-1 7SB Grossi, Rom St. Petrus und 12 St. Paulus Paul IIL 1534-1i94 Giulio, Macerata St. Paulus mit Schwen Alexander VIII r689-1691 Testone 1690, Rom Testone o. I., Rom Vs.: Wappen Rs.: St. Bruno und St. Opiter Stempel von Albertus Hameranus Rs.: Hl. Bruno auf Wolken Der HI. Bruno entstammte einer Kölner Adelsfomilie Hardefust. Er setzte dem kirchlichen Verfalt im 10. Jh. den Welnenicht entgegen und legte sich Schweigepflicht auf. Bruno starb in Kalabiien am 6.10.1101, am 6.10.1689 wurde Alexander WII zum Papst gewdhlt. Gregor XVI, 1831-1846 Scudo romano 1834 Die Darstellung Jesu im Tempel. 50 Baiocchi 1832, Bologna Rs.: St. Romualdus Kirchliche Haltung zum Sozialen und zum Geld 13 Innozens XII, 1 691 -1700 Links: Mezza nasta 1693, Rom pelikan, nöhrt seine Jungr, 'i;;;;r1';;; P.F. i"iir* eigenen Blut.."Nichtfi)r sich, sondem-fur die anderen"' auf die Almosenierteituns durch Innozens' P.t.: Adter mit Jungen "Die Kirche bedeckt und schützt" ^i H;;r;ii B;;;r. neinii: Trstone t6%, AiÄ Ehrung von Städten Handel und Wirtschaft I Clemens Alexander VIII, 1 689-169 Testone 1690 aufdie Förderung der Landwirtschaft in der RomagnaStemoel von Albertus Hameranus Clemens XI, 1700-1721 Mezza Piastra 1705- Stadtansicht vonlJrbino, der Geburtsstadt des Papstes Stempel von Ennenigildo Hameranus. XII, 1730-1740 Testone 1736, Rom Giulio 1734' Rom Rs.; AAAFF, (Auro Argento Aere Flando Feriundo Rästitutum Commercium) Auf die Münzreform 1734 geprtigt' Die Auf die W'iederhentellung der "Via Clementina- r'on Rom nach Ancona Rs.: "Die Bequemlichkeit der Strafie ist -. D ie D arste llung ist w iede rhe rye sre I I t Abküiune AAAFF der drei Münzbeamten' ctie fi)r die P-rägung von Gold, Silber und En ver- einer Münze des Kaisers Traian (97-l I7 n. Chr.) auf den Bau " onwoniich-raren,Jindet sich schon auf Münzen der römischen Republik undfrühen Kaiseaeit. der Via Traiana nachemPfunden' Stempel von Otto Hametanus. 14 Krieg und Frieden I nnozens VIII, I 484- I 492 Kupfer-Cav.allo, geprögt 1485 in Aquila anlöJ3lich der Uberyabe der Stadt an den Papst v'tihrend des Aufstandes der Barone gegen König Ferrante I von Neapel. Rs. : A d I e r, AQUILANA.LIBERTAS. (Freiheit fi)r Aquila) Innozens XI, 1676-1689 Piastra 1677, auf den Krieg gegen die Türken. Rs.: Petersdom "Die ffirten der Hölle werden sie nicht überuinden". (Matthtius XW, 18) Innozens XII, 1691-1700. Piastra 1696, Rom Rs.: Consistorium "Erwird Frieden gebieten den Völkern" (Zacharias Stempel geschnitten von Ferdinand de Saint Urbain. Testone 1695, Rom Mahnung zum Frieden "Betet um das, was dem Frieden dient". (Psalm 122, 6 u. 7) Innozens XII, I 691 -1700 Giulio 1694, Rom Rs.: Mörser, "Ich werde den Krieg von der Erde vertreiben" (Hinweis auf die Friedensb e mühunge n Liga Augusta) 15 IX, I0) Mezza Piastra 1697, auf den Frieden von Ryswijk Rs.: Papst betet. "Es werde Frieden durch Deine Kraft" Pius Xl verkündete 1933 ein außerordent- \llliederkehrende An lässe für Münzprägungen Wiederkehrende Anlässe, zu denen Münzen äääiääf*Jro"", sind die Sedisvakanzen' die üäiiöä"-iän* ünd die Besitzersreifung der ffiit-ict im Lateran durch den Papst als Bischof von Rom. öäääi"tä u"iiige Jahr (Anno Jubitaei),wu.rde uJn sönit"z Vill 1300 verkündet' Weitere i"Iärtä tän irnächstalle 50 Jahre, späteralle bäänt". oie erste Münze auf ein kirchliches *utde von Nikolaus V 1450 ge- JroäiäÄi äönüii"n. Diese Münzen zeigen in de.r R.ege] äiä ääiiiqe rur Porta sancta) als Svmbol des Jubiläums. Die Mehrzahl der Münzen wuroen iülb?tiü"s o;iHeilisen Tür s-epräst, es sibt aber auch Münzen zur Schließung' iicÄes Heitiges Jahraus Anlaß der neunzehnWiederkehr des Todes hundertjähiigen -öie.ö vünzen sind an der Jahreszahl Chiüti. igCC-g+ und AN.JUB. statt des Pontifikatsiä-nräJzu erkennen. Papst Johannes Paul ll äef 1 983zur 1 g50.WiederkehrdesTodesvon CnrislüÄ erneut ein außerordentliches Heilioes Jahr aus. öäi Fäostnanm nach seinerWahlals Bischof von Rdm Besitz von der Basilika im Lateran' Clemens lXführte am 3. Juli 1667 den Brauch ein, während der Prozession zum Lateran rrriuhzen an die Bedürftigen zu verteilen, die die Aufschrift ,, Sacrosan ctae Basilicae Late ra' nensrs Possesslo" trugen Weitere 1 3 Päpste setzten diese Tradition lort' Sedisvakanzen Sedisvakanz 1669 Piastra, Rom Barberini Vs.: Wappen des Camerlengo Kardinal Antonio fu.: Toube ' Sedisvakanz 1829 Scudo romano, Bologna Vs.: Wappen des Camerlengo Francesco GolelJl i't., Elcitetio zeigt auf Kirche, daneben Tiara 16 Prägungen zu den Heiligen Jahren Innozens XII, 1691-1700 Clemens X, 1670-1676 Piastra zum Hl. lahr 1675. Rom Verschlossene Heilige ffirte. "Die Türen waren verschlossen, und Friede sei mit euch." (lohannes XX, 19) Mezza Piastra 1699, Rom, aufdie Ankündigung des Hl. Jahres 1700 Rs.: "Bereitet den Weg des Herm" Jesaja XL, 3 Clemens VIIL 1592-1605. Testone zum Hl. Jahr 1600 Urban VIIL 1623-1644. Giulio zum Hl. Jahr 1625 Innozens VII, 1691-1700. Giulio zum Hl. Jahr 1700. Geöffnere ffirte Clemens X. 1670-1676 Piastra zum Heiligen Jahr 1675, Rom Rs.: Hl. Pforte im Petersdom, darüber auf Spruchband: "Der Herr liebt die Tore Zions mehr als alle WohnunsenJakobs" Psalm LXXXVII. 2 17 WW Alexander VIII, 1 689-1 69 I Pius VIIL 1800-1823 1801, Rom Letzte Ausgabe einer Sacrosanctae Basilicae LateranensisMünze (Kupfer) Quattino Giulio 1689, Rom Rs.: "Besitznahme der heiligen LateranBasilika" (durch den Papst als seinen römischen Bßchoßsitz) Da diese Münzen bei den Zeremonien an das volkverteilt wurden, handelt kleine Werte. lm ausgehenden 18. Jh. wardasSilbergeldim Kirchenstaat seh r knapp geworden. Zu r Bele- bung des Wirtschaftslebens wurden unter Papst Pius Vl ab 1785 vom SAGRO MONTE DELLA PIETA Dl ROMA und von der BANCO Dl SANTO SPIRITO Dl ROMA gedruckte Scheine (Cedola) zuerst mit kleinen Nennwerten und später bis zu 1500 bzw. 3000 Scudi ausgegeben. Die letzten Ausgaben erfolgten sogar noch nach der Besetzung durch die Franzosen. Später gab die französische Verwaltung in Rom eigenes Papier1 798 heraus, das nur über die kleinen Werle Baiocchi und Paoli (: 10 Baiocchi) lautete. Auch unter den Päpsten Gregor )O/l und Pius lX kam es zu verschiedenen Ausgaben von Papiergeld, die alle selten sind. Finanzen der Päpste Die Apostolische Kammer, an deren Spitze Clemens XI' sich nur um der Kämmerer stand, warfür die päpstlichen Finanzen zuständig. Die jährlichen Einkünfte von Papst Johannes )C(ll (1316-1334) berechnete man mit rd. 230.000 Gold-Dukaten, seine Ausgaben mit rd. 233.000 Dukaten. Den Transfer dieser gewaltigen Summen besorgten die Bankhäuser. Die Gelderflossen aus mehreren Einnahmequellen. Da waren zunächst die Einkünfte aus cien eigenen Klöstern und Bistümern und ihren Ländereien. Bistümer und Klösterwurden anläßlich ihrer Besetzung durch den Aoostolischen Stuhl zum Servllium herangezögen. Bei der Verleihung niederer Kirchenämter mußten Annaten entrichtet werden. Eine weitere unregelmäßige Einnahme waren die soq. Zehnten. Zusätzlich wurden von der qanzei Christenheit Steuern für Kreuzzüge ö.ä. verlangt. Für bestimmte Sachleistungen mußten Subsldlen gezahlt werden. Beson- Papiergeld geld mit der Jahreszahl es ders die rücksichtslose Durchsetzung der Forderungen erregte häufig Anstoß. Alexander VII, 165 5-1 667 1700-1721 Giulio, Rom Testone 1703, Rom Tisch mit Geldsäcken: "Entweder es herrscht, oder es dient" Tisch mit Geld: "Mit demwachsenden Geld wachsen auch die Sorgen". (Horaz, Carmina III. Buch, Ode XW, 17) (Horaz, Epistel, Bd. I, X,47) 18 Enorme Gelder wurden aufgewendet für einen gewaltigen Beamtenapparat, der nicht zuletzt wiederum Gelder eintreiben sollte. Große Summen verschlangen vor allem die Kriege in ltalien, aber auch der Unterhalt des päpstlichen Hofes und der Kurialen. Allein das Krönungsmahl Clemens Vl (1342-1352\ kostete 1 5.000 Goldgulden. Den Nachlaß der Kardinäle, Bischöfe, Abte, Pröpste und Dekane reseruierten sich die Päpste in Form derSpol'en. Ab dem 13. Jh. dehnten die Päpste die Exspektanzen stark aus. Diese Exspektanzen waren rechtsverbindliche Zusagen der VerIeihung von kirchlichen Amtern, sobald diese Amter vakant würden. Daf ürzah lte derAnwärtererhebliche Gebühren. ZurZeit derRenaissance begannen die Päpste mit einem groß angelegten Verkauf von Amtern in der Kurie, in derArmee, in der Polizei und anderen Stellen. Diese Notare, Schreiber. Anwälte oder Archivare mußten ihre Kaufsumme wieder enivirtschaften, und so stiegen die Gebühren (Sporteln) für jede kleinste Leistung ins Uferlose an. 1471 gab es 650 käufliche Amter. Innerhalb von ca. 60 Jahren stieg die Zahl auf 4500 an. Eine weitere Einnahmequelle waren die Monti. Ein Monte war eine regelmäßige Einnahme wie z.B. die Salzsteuer, Zolleinnahmen oder Erträge aus den Alaunwerken. Die jährlichen Einnahmen wurden in ihrer Höhe für Zinszahlungen (Zinssatz ca. 8-10 o/o p.a.) an die Käufer der Monti garantiert. So steigerten die Päpste ihre Einnahmen von 350.000 Dukaten unter Julius ll (1 503-1 5'13) auf 420.000 Dukaten unter Leo X (1513521) und bis auf über 700.000 Dukaten '1 unter Paul lll (1534-1549). Um die Kosten für den Neubau der peterskirche in Rom zu decken, hatten die päoste Julius ll und Leo X einen vollkommenen Ablaß für die ganze Christenheit ausgeschrieben. Zum Ablaßkommissar für einen erheblichen Teil Deutschlands ernannte Leo X den Ea- bischof von Brandenburg und Mainz, Albrecht von Brandenburg. Die Hälfte der aufgebrachten Summe sollte nach Rom, die andere Hälfte an den Ezbischof selbst fließen. Die geldliche Abwicklung lief über das Bankhaus Fugger, das zu dieser Zeit auch die päpstliche Münze in Rom gepachtet hatte. Die Ablaßtheologie reduzierte sich auf den Spruch: ,,Soba/d das Geld im Kasten klingt, die See/e aus dem Feuer springt." Gegen diese grobe Verdinglichung wandte sich 1517 Martin Luther. lm 18. Jh. ließ die Vetternwirtschaft und das Finanzunwesen nach, die Beamten erhielten ihre Amter als Bestellung durch den papst. Als 1870 die ltaliener Rom besetzten, übernahmen sie auch die Schulden der päpste. Der Verlust des Territoriums bedeutete aber gleichzeitig eine Sanierung der Finanzen, nicht zuletzt durch den Peterspfennig der Katholiken. Da derVatikan und die Vatikanbank bis heute keine Bilanzen verötfentlichen. sind Gerüchte und Spekulationen sowohl über den Reichtum als auch über die Armut der Kirche häufig. Klaus Bronny Literatamerzeichnis zur Papstgeschichte und zur Geschichte der Stadt Rom von: B.: Kühner, H.: Seppellsch^waiger: Schwaiger, S.: Fuhrmann, H.: Pastor. L von: Gregorovius, F.: Morton' H V.: Ranke, L. M-oser. Die Geschichte der P(jpste. Die Römischen Päpste in (len letzten viet Jahrhundeilen. Emil Vollmer Verlas. Wiesbaden Das Papsttum. Epochen und Gesrall?r. Südwest Verlag, München lag3 Neues Pspstlexikon Fischer 1965 Geschichie der PäFste. Von den Anrtingen bis zur Gegenwart Kösel-Verlag KG, München 1964 Geschichte der Pdpste im 20. lahrhunäerr. dtv 1968Von Petrus zu Joiannes Paul ll. Das papsttum: Gestalt und Gestalten Beck'sche Schwarze Reihe 223. München 1980 Geschicfue der Pdpste^seir dem Ausgang dcs Mittelalters (16 Bände). Verlag Herder. Freiburgl2 1955 Geschichte der Südt Rom im Mittetaltq vom V. bis zum *Vl. Jahrhindeit Verlag C.H. Beck, München 1978 Rom. l4tanderungen durch Vergangenheit un(l Gegen|9afi, Droemer Knaur. München2 1957 Standardwerke über pöpstliche Münzen CNI: Muntoni. F Pagani. -A,.: Serafini, C. Corpus Nummorum ltalicorum. Roma 1910-1943 Le Monete dei Papi e degli Stati Pontilict. Roma 1972 Monete italiane dall'invasione napoleonica qi giorni nostro Milano 1962 Le monete e le bolle plumbee pontificie del Medagliere Vaticano. Milano l9l0-1928 19 .Bologna Peruoia Adria la2 F\ Viterbo 'Kgr Pontecorvo o Tyrrhenisches Meer Die Ausdehnung des Kirchenstaates um 1700 f1 W Gaeta o Pius Vl,1775-1799 Medaille Besuch in Augsburg 1782. Dies war der letzte Besuch eines Papstes in Deutschland vor Johannes Paul IL au"f seinen Die Ausstellung wurde ermöglicht durch Leihgaben aus einer privqten Sommlung. Diese Broschüre wird kostenlos abgegeben