Marktbericht - Deutsche Oppenheim Family Office

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Marktbericht
3. Quartal 2016
Marktbericht 3. Quartal 2016
Stand 30.06.2016
InhaltsverzeichnisSeite
Globales Investmentumfeld
04
Ökonomische Rahmenbedingungen 09
Anleihen 13
Aktien 15
Rohstoffe 18
Beteiligungen24
Portfolioausrichtung 30
Rechtliche Hinweise 31
Stefan Freytag, Tobias Fuhrmann, Oliver Leipholz, Felix Meynen, Dr. Christoph Pitschke, Stefan Rädler, Dr. Stefan Tilch
03
Globales Investmentumfeld
Globales Investment-Universum
„Past performance is not necessarily indicative of future results“ – dieser DisclaimerHinweis zählt mittlerweile bei jeder Performancedarstellung zum Compliance-Standard
eines Vermögensverwalters.
Eine der wesentlichen Fragestellungen bei der Ausrichtung der strategischen Vermögens­
aufteilung beinhaltet die Schätzung von langfristigen, validen Ertragsschätzungen für die
Zukunft für die wichtigsten Assetklassen. Dabei wird natürlich häufig die Schätzung bzw.
die Annahme durch die Erfahrungen der Vergangenheit beeinflusst. Eine Extra­polierung
von Vergangenheitsdaten kann dann in die Irre führen, wenn sich die jüngste Vergangenheit durch besondere Trends bzw. Umfeldbedingungen auszeichnet, die nicht beliebig in die Zukunft weitergeführt werden. Langfristige Renditeschätzungen sind nicht zu
verwechseln mit Kapitalmarktprognosen und werden oft durch „prognosefreie“ Kapital­
marktmodelle (z. B. Risikoprämienmodell) erzeugt. Aber sollte man wirklich wesentliche
fundamentale Grunddaten in seiner langfristigen Schätzung gänzlich ignorieren?
Eine bemerkenswerte Analyse zu diesem Thema veröffentlichte kürzlich das McKinsey
Global Institute unter dem Titel „Diminishing Returns: Why investors may need to
lower their expectations“ (http://www.mckinsey.com/industries/private-equity-and-principal-investors/our-insights/why-investors-may-need-to-lower-their-sights).
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die letzten 30 Jahre Aktien- und Anleihen­
märkte in den USA und Westeuropa reale Erträge abwarfen, die deutlich über deren
100-jährigen Durchschnitt lagen. Ein Zusammentreffen von verschiedenen Wirtschafts­
trends führte zu diesen außergewöhnlichen Erträgen. Ein massiver Rückgang der
Inflation und damit verbunden der Rückgang der Zinsen auf historische Tiefststände,
ein durch positive demographische Trends, Produktivitätsgewinne und Wachstum in
Emerging Marktes getriebenes Weltwirtschaftswachstum und noch stärker steigende
Unternehmensgewinne, die durch positive Globalisierungseffekte und sinkende Steuern und Automatisierungs­offensiven gespeist waren, erzeugten diese „goldene aera“.
Für die Anleihemärkte waren es vor allem sinkende Inflationsraten und Kapitalgewinne
auf langfristige Anleihen, die zu überdurchschnittlichen Erträgen geführt haben.
Reale Anleihenerträge, 10-Y-US-Treasury Bonds, annualisiert %
Quelle: McKinsey Global Institute
1,3
1,8
5,0
0,6
2,5
1,7
1915 – 2014
1965 – 2014
Realrenditen
(nominal minus Ex-post-Inflation)
„Langfristige“ normalisierte Renditen
04
Treiber
erhöht 30-Jahres-Renditen
Effekt
reduziert 30-Jahres-Renditen
höhere nominale
Kapitalgewinne
(aufgrund rückläufiger Rendite
niedrigere
Nominalrenditen
niedrigere
Ex-post-Inflation
Inflation
– 30 Jahre = 2,9%
– 50 Jahre = 4,3%
1985 – 2014
Realrenditen
(nominal minus
Ex-post-Inflation
2,5
1,7
1915 – 2014
1965 – 2014
Treiber
erhöht 30-Jahres-Renditen
Effekt
reduziert 30-Jahres-Renditen
höhere nominale
Kapitalgewinne
(aufgrund rückläufiger Rendite
Realrenditen
(nominal minus Ex-post-Inflation)
niedrigere
Nominalrenditen
1985 – 2014
niedrigere
Ex-post-Inflation
Inflation
– 30 Jahre = 2,9%
– 50 Jahre = 4,3%
„Langfristige“ normalisierte Renditen
Realrenditen
(nominal minus
Ex-post-Inflation
Die Aktienmärkte profitierten vor allem durch sinkende Inflation und steigende Gewinn­
margen.
Reale Aktienerträge, USA, annualisiert %
Quelle: McKinsey Global Institute
0,3
0,1
1,1
8,9
2,5
6,5
5,6
1915 – 2014
Treiber
erhöht 30-Jahres-Renditen
Effekt
reduziert 30-Jahres-Renditen
1965 – 2014
Anstieg der
KGVs (angetrieben durch
die rückläufige
Inflation und
„Langfristige“ normalisierte Renditen steigende
Margen)
Realrenditen
(nominal minus Ex-post-Inflation)
Steigerung
der Nettomarge
niedrigeres
reales
BIP-Wachstum
Andere
1985 – 2014
Realrenditen
(nominal minus
Ex-post-Inflation
Diese Trends werden in naher Zukunft auslaufen oder haben sich schon verändert. Die
Inflation und die Zinsen sind weltweit am Nullpunkt und werden tendenziell wieder
Die Wirtschaftseinflüsse
verändern
steigen. Das Weltwirtschaftswachstum
ist gering,
da diesich:
Ausweitung der Beschäfti­
Entwicklung
in
den
letzten
30
Jahren
–
Erwartungen
für dieDigitalisierung
nächsten 20 Jahre
gung und die Produktivitätsfortschritte abgewürgt werden.
und dis­
ruptive Technologien führen zu neuen Gewinnern, aber auch zu vielen Verlierern in
der etablierten Unternehmerszene. Der Druck neuer Gesellschaften aus den Emerging
Markets und neuen Plattformen drückt auf die Margen, die sich z.T. auf Rekordniveaus
Quelle: McKinsey Global Institute
befinden.
5
6
7
Inflation wurde9gezähmt
Letzen 30
Nächsten 20
Fiel von 10 % in
vielen Ländern in
den frühen 1980er
Jahren auf unter
2 % nach 2008
Eher steigt sie,
anstatt zu fallen,
da sich die
Wirtschaft erholt
Das BIP-Wachstum
10
Zinsen auf einem historischen
Tief
Letzen 30
Normalzinsen für
10-jährige Staatsanleihen sanken von
über 10 % in den
1980er Jahren auf etwa
2 % oder weniger
in vielen Ländern
Nächsten 20
Wenig Möglichkeit
weiter zu fallen,
aber künftig zu
erwartende
Steigerungen sind
ungewiss
Unternehmensgewinne unter Druck
Letzen 30
Nächsten 20
Letzen 30
Nächsten 20
robustes Wachstum
ohne große
neue Märkte,
Emerging Markets
05
(nominal minus
Ex-post-Inflation
(nominal minus Ex-post-Inflation)
die rückläufige
Inflation und
„Langfristige“ normalisierte Renditen steigende
1915 – 2014
1965 – 2014 Anstieg der
Margen)
KGVs (angeRealrenditen
trieben durch
(nominal minus Ex-post-Inflation) die rückläufige
Steigerung
der Nettomarge
niedrigeres
reales
BIP-Wachstum
1985 – 2014
Andere
Realrenditen
(nominal minus
Ex-post-Inflation
Inflation und
„Langfristige“ normalisierte Renditen steigende
Margen)
Die Wirtschaftseinflüsse verändern sich:
Entwicklung in den letzten 30 Jahren – Erwartungen für die nächsten 20 Jahre
Die Wirtschaftseinflüsse verändern sich:
Quelle: McKinsey
Global Institute
Entwicklung in den letzten 30 Jahren – Erwartungen für die nächsten
20 Jahre
Inflation wurde9gezähmt
Letzen 30
7
10
Zinsen auf einem historischen
Tief
6
Normalzinsen
für
5
10 Wenig Möglichkeit
10-jährige
ZinsenStaatsauf einem historischen
Tief
weiter zu fallen,
anleihen sanken von
aber künftig zu
über 10 % in den
erwartende
Letzen
30 etwa
1980er
Jahren auf
Nächsten 20
Steigerungen
sind
2Normalzinsen
% oder weniger
für
ungewiss
Wenig
Möglichkeit
in vielen Ländern
10-jährige
Staatsweiter zu fallen,
anleihen sanken von
aber künftig zu
über 10 % in den
erwartende
1980er Jahren auf etwa
unter Drucksind
Steigerungen
2 %Unternehmensgewinne
oder weniger
ungewiss
in vielen Ländern
Letzen 30
Nächsten 20
7
Eher steigt sie,
Fiel von 10
% in
Inflation
wurde9gezähmt
anstatt zu fallen,
vielen Ländern in
da sich die
den frühen 1980er
Wirtschaft erholt
Jahren auf unter
Letzen 30
Nächsten 20
2 % nach 2008
Eher steigt sie,
Fiel von 10 % in
anstatt zu fallen,
vielen Ländern in
da sich die
den frühen 1980er
Wirtschaft erholt
Jahren auf unter
Das BIP-Wachstum
2 % nach 2008
Letzen 30
5
6
Nächsten 20
Quelle:Nächsten
McKinsey Global
20Institute
Letzen 30
ohne große
robustes Wachstum
Das BIP-Wachstum
Produktivitätsaufgrund der starken
steigerungen könnte
ProduktivitätsWachstum schwächer
steigerungen und
Letzen
30
Nächsten
20
sein, da das
mehr
Beschäftigung
Beschäftigungswachsohne große
robustes Wachstum
tumProduktivitätssich verlangsamt
aufgrund der starken
steigerungen könnte
ProduktivitätsWachstum schwächer
steigerungen und
sein, da das
mehr Beschäftigung
Beschäftigungswachstum sich verlangsamt
Nächsten 20
neue Märkte,
Emerging Markets
UnternehmensgewinneUnternehmen
unter Druckund
Low-Cost-Arbeit,
globale Lieferketten
Wettbewerb durch
und sinkende
neue Technologien
Letzen 30
Nächsten
20
Unternehmenssteuern
könnten
die Margen
reduzieren
erhöhen
Margen
neue die
Märkte,
Emerging
Markets
Low-Cost-Arbeit,
globale Lieferketten
und sinkende
Unternehmenssteuern
erhöhen die Margen
Unternehmen und
Wettbewerb durch
neue Technologien
könnten die Margen
reduzieren
Selbst in dem positiven „Wachstumserholungsszenario“ geht die Studie davon aus,
dass die Aktienerträge in den nächsten 20 Jahren bis zu 2 % p. a. geringer ausfallen
werden, als in den letzten 30 Jahren. Bei den Erträgen für Anleihen ist der erwartete
Historische und
Erträge
für Aktien
Anleihen in den USA und Westeuropa
Unterschied
mit erwartete
rund 3 - 4 %
p. a. sogar
nochund
spürbarer.
%
9Historische
8
%
7
9
6,5
6
8
Global Institute
und erwartete Erträge für Aktien und Anleihen in den USAQuelle:
undMcKinsey
Westeuropa
US-Aktien
7,9
Europäische-Aktien
7,9
US-Anleihen
4,0 - 6,5
US-Aktien
7,9
Europäische-Aktien
4,0 - 6,0
7,9
US-Anleihen
4
6
Quelle: McKinsey Global Institute
6,5
Europäische-Anleihen
5,9
5,0
4,9
5
7
Europäische-Anleihen
4,0 - 6,5
4,0 - 6,0
3
5
5,9
5,0
4,9
2
4
1,7
0 - 2,0
0 - 2,0
1,6
1
3
0
2
1
0
Letzen Nächsten
30
20
Letzen Nächsten
30
20
0 - 2,0
1,7 Letzen Nächsten
30
20
0 - 2,0
1,6 Letzen Nächsten
30
20
Wachstums Erfahrungs-Szenario
historische reale Renditen
langsames Wachstumsszenario
Durchschnittliche Rendite der letzen 100 Jahre
Letzen Nächsten
Letzen Nächsten
Letzen Nächsten
Letzen Nächsten
30
20
30
20
30
20
30
20
historische reale Renditen
Wachstums Erfahrungs-Szenario
langsames Wachstumsszenario
Durchschnittliche Rendite der letzen 100 Jahre
06
US-Inflation und FED Fund Rate
In einer anderen Analyse hat der Vermögensverwalter Robeco eine 5 Jahresprognose
für zahlreiche Assetklassen unter dem Titel „Expected Returns 2016 - 2020: Behind the
curve – The price of normalization“ veröffentlicht. Auch hier werden die Themen In­
flation, mögliche Rezessionstendenzen, Demographie und distruptive Technologien
mit ihrem Einfluss auf die Kapitalmärkte analysiert. Aufgrund des relativ kurzen Zeit­
horizonts sind die Ertragserwartungen gerade für Anleihen im negativen Bereich und
stellen Anleger vor besondere Fragestellungen. Generell bleibt auch in dieser Studie
die Grundaussage für Kapitalmarktinvestoren: Es wird eher schlechter als in der Ver­
gangenheit!
Erwartete nominelle Erträge 2016 - 2020 und deren Veränderung zur Vergangenheit
Verbraucherpreise
Inflation
Renditen
Risiko
Langfristig
%
Volatilität
%
3,00
Mittelfristige
Einflüsse
Makro
Renditen
Bewertung 2016 - 2020
%
=
=
1,75

– 3,00

1,50
Anleihen
Qualitativ hochwertige Staatsanleihen
4,50
5
-/-
Bargeld oder Geldmarkt
3,50
3
+
-/-
Inflationsgebundene Staatsanleihen
4,25
6
+
-/-

– 2,25
Investment-Grade-Anleihen
5,25
6
=
=

– 1,75
geringe Volatilität inv-Grade-Rating
Anleihen
5,25
4

– 1,75
Schwellenmarktanleihen
6,00
10
=
=

0,50
High-Yield-Anleihen
6,25
12
+
-/-

0,50
Entwickelte Märkte
8,00
18
=
-/-
=
5,50
Small Cap Aktien
8,25
22
5,75
Value Aktien
9,00
20
6,50
Momentum Aktien
9,00
22
6,50
Aktien mit niedriger Volatilität
8,00
13
5,50
8,25
25
-/-
Private Equity
8,00
25
=
Commodities
4,00
25
+
=

2,25
Indirekte Immobilien
7,00
20
-/-
-/-

3,00
Direkte Immobilien
6,00
10
-/-
=
=
3,00
Hedge Fonds
4,75
10
=
2,50
Equity
Emerging Markets
+

6,00
=
5,50
Alternativen
Quelle: Robeco
07
Welche Bedeutung haben diese Schätzungen für die Anleger und deren Vermögens­
verwalter?
Viele Anleger und Entscheidungsträger sind in den letzten 30 Jahren am Kapitalmarkt
aktiv gewesen und wurden durch die relativ hohen Erträge in ihrer Erwartungshaltung
geprägt.
Die Reduzierung des zu erwartenden Kapitaleinkommens trifft zuerst das gesamte
Anlagevermögen, das von Arbeitnehmern direkt oder indirekt zur Altersversorgung
aufgebaut wurde und noch wird. Eine länger anhaltende Phase unterdurchschnittlicher
Erträge bedeutet harte Einschnitte und Anpassungen in Bezug auf Verbrauchsmög­
lichkeiten oder Zeitpunkt des Ausscheidens aus dem Erwerbsleben. Ein 30 jähriger
müsste z. B. 7 Jahre länger arbeiten oder fast doppelt so viel sparen, um eine um 2 %
p. a. geringere Ansparrendite zu kompensieren. Öffentliche und private Pensionsfonds
werden größere Funding-Risiken ausgesetzt und auch Stiftungen werden ihre Förder­
möglichkeiten überdenken müssen.
Die Vermögensverwaltungsindustrie muss noch sophistizierter zu Werke gehen, um
attraktive Erträge zu erwirtschaften. So wird es gerade im Aktienmarkt neue Gewinner
im Bereich Pharmazie, Medien und IT geben, die es durch gutes Research zu identifi­
zieren gilt.
08
Ökonomische Rahmenbedingungen
Historische und erwartete Erträge für Aktien und Anleihen in den USA und Westeuropa
%
Quelle: McKinsey Global Institute
9
US-Aktien
vorherigen
7,9
Europäische-Aktien
beschrieben
sind
7,9
US-Anleihen
Europäische-Anleihen
Wie
im
Abschnitt
die außergewöhnlich hohen Erträge
8
von Aktien und Anleihen der letzten Jahrzehnte auf verschiedene Wirtschaftstrends
7
zurückzuführen.
Wir wollen versuchen diese zu beleuchten, um daraus Erkenntnisse für
4,0 - 6,5
6,5
die zukünftige
Entwicklung
abzuleiten.
4,0 - 6,0
6
5,9
5,0
4,9
5
Rückgang der Inflation/Zinsen
4
Die Nominierung von Paul Volcker zum Vorsitzenden der US-Notenbank FED markierte
3
nach
den beiden Ölkrisen der 1970er Jahre den Wendepunkt in der US-Inflation. Unter
seiner Führung wurden die Zinsen aggressiv angehoben, um die Inflation, welche in der
0 - 2,0
0 - 2,0
2
Spitze
bei knapp 15 % lag, unter Kontrolle zu bringen.
In der Folge1,6
sank die Inflation
1,7
massiv
auf rund 4 % und befindet sich seitdem in einem flachen Abwärtstrend. Ähnlich
1
agierten seinerzeit europäische Notenbanken.
0
Aus der unten
Abbildung
lässt sich Letzen
gut erkennen,
dass Letzen
die Leitzinsen
Letzen befindlichen
Nächsten
Letzen Nächsten
Nächsten
Nächsten
30 und
20 2000 ausnahmslos
30
20über der Inflationsrate
30
20
30 unter
20 der
zwischen 1980
lagen. Dass
Clinton-Administration
der WarenkorbWachstums
und dieErfahrungs-Szenario
Methodik der Inflationsberechnung ge­
historische reale Renditen
ändert wurden,
wodurch
die
Inflation
weiter
sank,
sei hier zumindest erwähnt – wenn­
langsames Wachstumsszenario
Durchschnittliche Rendite der letzen 100 Jahre
gleich wir hier nicht auf die zahlreichen, durchaus berechtigten Kritikpunkte an der
Inflationsmessung eingehen wollen. Dies ist seit Anfang des Jahrtausends nicht mehr
so deutlich, spätestens seit 2009 gar nicht mehr der Fall.
US-Inflation und FED Fund Rate
%
Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung
25
20
15
10
5
0
Inflation
20
13
12
/
09
20
12
/
05
20
12
/
01
20
12
/
7
12
/
19
9
3
19
9
12
/
12
/
19
8
9
5
19
8
12
/
19
81
12
/
7
19
7
12
/
19
73
12
/
12
/
19
69
–5
Leitzins
Speziell seit 2009 haben die Notenbanken zusätzlich ihre Bilanzen über diverse An­
leiheankaufprogramme
exponentiell
verlängert.
Diese
zusätzliche
Nachfrage verbilligt
Grenzsteuersätze
für die höchsten
und
niedrigsten
Einkommen
den Produktionsfaktor Kapital im Verhältnis zur Arbeit und ist damit zumindest teilweise
für die Persistenz der Arbeitslosigkeit in Europa mitverantwortlich. Durch die Käufe hat
%
die
Notenbank die Zinsen nochmals gedrückt, zunächst bei den Pfandbriefen, dann
Quelle: Wikipedia
100
bei Staatsanleihen und nun bei Unternehmensanleihen. Die Notenbanken sind
also –
90
wenig
überraschend – extrem expansiv, was ceterus paribus mittelfristig die Inflation
ansteigen
lassen sollte. Ob und wie die Notenbanken jemals ihre extrem expansive
80
Geldpolitik zurückfahren können (oder dies überhaupt wollen), wird extrem kontrovers
70
diskutiert. Es steht jedoch zu befürchten, dass dies nicht ohne massive wirtschaftliche
60
Verwerfungen
vonstattengehen wird.
50
40
30
09
7
4,0 - 6,5
6,5
4,0 - 6,0
6
5,9
5,0
4,9
5
4
3
2
0 - 2,0
1,7
Globalisierung
0 - 2,0
1,6
1
In den vergangenen 30 Jahren hat die Globalisierung die Welt enorm verändert. Arbei­
0
ten,
die keine hohe Spezialisierung erfordern, wurden ins Ausland verlagert. Gesunkene
Letzen Nächsten
Letzen
Nächsten
Letzen
Letzen Nächsten in
Transportkosten
haben z. B. dazu
geführt,
dass heute
derNächsten
Großteil der Textilindustrie
30
20
30
20
30
20
30
20
Asien produziert.
Die
Verlagerung
ganzer
Branchen hat
einerseits
die Arbeitsmärkte
in
den entwickelten
Ländern
belastet
und
somit
die
Löhne
für
geringer
qualifizierte
Be­
Wachstums Erfahrungs-Szenario
historische reale Renditen
rufe gedrückt.
Andererseits
wurden Arbeitsplätze
den der
Emerging
Markets geschaffen.
langsames
Wachstumsszenario
Durchschnittlichein
Rendite
letzen 100 Jahre
Dort kam die Bevölkerungsentwicklung hinzu, dank derer die arbeitsfähige Bevölke­
rung, besonders in China, deutlich anstieg. Auch dies wirkte dämpfend auf die dortigen
Löhne und somit stützend auf die Gewinne der dort produzierenden Unternehmen.
Der zunehmende Wohlstand in den Emerging Markets führte auch sukzessive zur Ent­
wicklung von Dienstleistungen
und stärkerem
in diesen Ländern. Besonders
US-Inflation
und FEDKonsum
Fund Rate
Markenprodukte aus den Industrieländern standen dabei auf den Einkaufszetteln. So­
mit profitierten genau die Unternehmen welche in den Emerging Markets produzieren
%
und
dadurch bereits ihre Kosten gesenkt hatten.
Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung
25
20
Produktivität
und Automatisierung
Technologisch hat sich die Welt in den letzten Jahrzehnten ebenfalls grundlegend geän­
15
dert. So sind heute Email und Smartphone nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken – im
Gegensatz zum PC, der am Anfang der IT-Revolution stand. Die Automatisierung hat
10
die Industrie eklatant verändert. Einerseits fielen einfach strukturierte Jobs weg, ande­
rerseits entstanden hochspezialisierte neue Berufsgruppen. Wenn Sie beispielsweise
5
ein
Automobilwerk besuchen, werden Sie vermutlich mehr Roboter als Arbeiter im
Werk antreffen. Nur so waren die Produktivitätssteigerungen der vergangenen Jahr­
0
zehnte
zu erreichen. Doch auch ehemalige Staatsbetriebe wie die Post haben aufgrund
des Wettbewerbs hohe Steigerungen der Produktivität verzeichnet.
20
13
12
/
09
20
12
/
05
20
12
/
20
12
/
7
19
9
3
12
/
19
9
12
/
19
8
9
5
12
/
12
/
19
8
19
81
12
/
12
/
19
7
7
19
73
12
/
12
/
19
69
Steuern, Investitionen, Deregulierung und Einkommen
01
–5
Daneben wurden in den letzten Jahrzehnten die Steuern deutlich gesenkt, wie in der
nachfolgenden
am Beispiel der US-Einkommenssteuer-Grenzsteuersätze
Inflation Abbildung
Leitzins
aufgezeigt wird:
Grenzsteuersätze für die höchsten und niedrigsten Einkommen
%
Quelle: Wikipedia
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
1910
1920
höchster
10
1930
1940
niedrigster
1950
1960
1970
1980
1990
2000
2010
Grenzsteuersätze für die höchsten und niedrigsten Einkommen
%
Quelle: Wikipedia
100
90
80
70
60
50
Gleichzeitig gingen die Ausgaben des Staates für Investitionen – u. a. Bildung und
40
Infra­
struktur – im selben Zeitraum um 4 % des BIP zurück. Die Unternehmensinvesti­
30
tionen
blieben hingegen durchschnittlich unverändert im Bereich von knapp 4 % des
BIP.
20 Plakativ ausgedrückt hat der Staat Investitionen gekürzt, um die Steuern senken zu
können.
Während jedoch von niedrigen (Spitzen-) Steuersätzen nur wenige profitieren,
10
belasten z. B. geringe Investitionen in Bildung die breite Bevölkerung.
0
Vor allem
internationale
Konzerne
profitierten
davon,
indem
sie1990
über legale
Gewinn­
1910
1920
1930
1940
1950
1960
1970
1980
2000
2010
verlagerung mittels Holding- und Lizenzstrukturen einer Steuererhebung weitgehend
entgehen.
So zahlt z. B. Apple nach eigenen Angaben auf seine Auslandsgewinne im
höchster
niedrigster
Durchschnitt 2,8 % Steuern.
Durchschnittliche Effektivbesteuerung von US-Unternehmen 1947 - 2011
%
50
Quelle: Federal Reserve/Wikipedia
40
30
20
10
0
1947
1955
1963
1971
1979
1987
1995
2003
2011
Darüber hinaus wurden bis Ende des letzten Jahrzehnts vor allem Regulierungen abge­
baut. Bei den ehemaligen Staatsbetrieben mit Infrastruktur- und Serviceangeboten, im
Warenverkehr (EU und Freihandelszonen wie z. B. die NAFTA seien hier erwähnt) oder
auch in der Reise- und Niederlassungsfreiheit wurden viele Hürden abgebaut. All dies
führte tendenziell zu sinkenden Preisen für Dienstleistungen (z. B. Telefongebühren)
und in der Folge zu Lohndruck.
Gini-Koeffizient für die USA
In Kombination haben alle diese Faktoren dazu geführt, dass die Ungleichheit der Ein­
kommen
deutlich zugenommen hat. Am Beispiel der USA lässt sich dies gut über den Gini%
Quelle:veröffentlicht
Bloomberg, eigene Darstellung
0,49
Koeffizienten
darstellen, welcher seit 1969 vom U.S. Census Bureau
wird.
0,47
Dieser
misst das Ausmaß, zu welchem die Verteilung von Einkommen zwischen Einzelper­
sonen
oder Haushalten innerhalb einer Volkswirtschaft von einer perfekten Gleichvertei­
0,45
lung
abweicht.
Bei einem Wert von 0 haben alle das gleiche Einkommen, bei einem Wert
0,43
von
1
liegt
alles
Einkommen bei einer Person, wohingegen alle anderen nichts verdienen.
0,41
0,39
Lag der Gini-Koeffizient für die USA 1969 noch unter 0,39 so stieg er bis auf 0,48
0,37
(Stand
2014, letzter Wert).
/2
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0
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12
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0,35
11
Gini-Koeffizient für die USA
%
0,49
Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung
0,47
0,45
0,43
0,41
0,39
0,37
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12
12
12
/1
96
9
/1
97
3
0,35
Die zunehmende Ungleichverteilung der Einkommen hat eine Verschiebung von konsum­
affinen Personen, hin zu Personen mit tendenziell höheren Sparquoten zur Folge. Der ge­
ringere Konsum hat insgesamt ein niedrigeres Wirtschaftswachstum zur Folge, was wie­
derum niedrigere Inflation, niedrige Zinsen und expansive Notenbanken nach sich zieht.
Das Gefühl der Mittelschicht, Verlierer der letzten Jahrzehnte gewesen zu sein, trügt
nicht. Der zusätzliche Wohlstand hat sich vor allem auf Unternehmensgewinne und ein­
zelne Personen beschränkt, wohingegen die breite Masse reale Einbußen hinnehmen
musste. Deswegen kann die Notenbankpolitik auch nicht die Wachstumsprobleme lö­
sen, wenngleich sie den Staaten hilft, ihre Zinslast gering zu halten, bzw. – wie im Falle
Deutschlands – über die (geringe) Inflation sogar zu verringern. Die individuell diffuse
Wahrnehmung des Abstieges lässt sich am Zulauf neuer, ehemals kleiner Parteien ab­
lesen, welche gleichzeitig den Vertrauensverlust in die bisherigen Politiksysteme wi­
derspiegelt. Egal ob linke (Syriza in Griechenland, Podemos in Spanien) oder rechte
Parteien (Front National in Frankreich, UKIP in Großbritannien oder die AfD in Deutsch­
land) – Randgruppierungen erhalten deutlichen Zulauf. Und nicht nur in Europa sind
radikalere Aussagen und Leitmotive en vogue, wie sich am vermutlichen Präsident­
schaftskandidaten der Republikaner in den USA ablesen lässt.
Ausblick
„If something cannot go on forever, it will stop.”1 Dieses Zitat des amerikanischen Öko­
nomen Herbert Stein, beschreibt sehr gut, warum uns eine Wiederholung der oben
genannten Entwicklungen auf längere Sicht äußerst unwahrscheinlich erscheint. Wie
offensichtlich wird, sind hohe Investitionen zum Erhalt der Infrastruktur notwendig. Die
demographische Entwicklung wird in den nächsten Jahren bereits für einen Rückgang
der erwerbsfähigen Bevölkerung in weiten Teilen der Industrieländer (inklusive China)
sorgen. Auch eine weitere Deregulierung staatlicher Leistung scheint derzeit eher un­
wahrscheinlich. Für den Zusammenhalt der Gesellschaften wird es des Weiteren wichtig
sein, die entstandene Ungleichheit zu reduzieren sowie die Steuergerechtigkeit zu er­
höhen. Erst dadurch wird mittelfristig eine Steigerung des Wirtschaftswachstums wieder
möglich werden. Diese – sehr optimistische – Variante der Zukunft wäre somit von einer
allmählichen Wiederherstellung vergangener Durchschnitte der oben aufgezeigten Fak­
toren gekennzeichnet. Wählt man eine weniger optimistische Auflösung der derzeitigen
Ungleichgewichte, so würde sich die Situation zunächst unverändert fortsetzen (also
die Ungleichheit zunehmen) und der Weg wäre bereitet für eine weitgehende Spaltung
der Gesellschaft, welche früher oder später für die aktuelle Gesellschaftsstruktur zur
Zerreißprobe wird. Für das BIP-Wachstum dürfte diese, von Unsicherheit und abrupten
Veränderungen geprägte Variante, deutliche Einschnitte mit sich bringen.
12
1 Herbert Stein war US-Ökonom und u. a. wirtschaftlicher Berater der Nixon Administration.
Siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Herbert_Stein.
Anleihen
Anleiheperformance im langfristigen Vergleich
Der Renditezuwachs von Anleihen erreichte in den letzten dreißig Jahren ein sehr be­
achtliches Niveau. So betrug die reale Durchschnittsperformance von zehnjährigen
amerikanischen Staatsanleihen im Zeitraum 1985 - 2014 beeindruckende 5 %. Dies ist ein
im langfristigen Vergleich ausgesprochen hoher Wert. Betrachtet man den hundertjäh­
rigen Zeitraum von 1915 - 2014, so betrug die durchschnittliche Gesamtrendite lediglich
1,7 % pro Jahr. In der Zeitspanne 1965 - 2014 stieg die Durchschnittsrendite auf 2,5 %.
Vergleicht man die Nominalrenditen im 30- und im 50-Jahreszeitraum, so zeigt sich,
dass die Gesamtrendite im 30-Jahreszeitraum mit 5 % doppelt so hoch war wie im
50-Jahreszeitraum. Der Performanceanstieg von +2,5 % verteilt sich zu gleichen Tei­
len auf den Anstieg der Nettokursgewinne abzüglich Renditerückgang um +1,2 % und
den Rückgang der langfristigen Inflationsrate, der +1,3 % zur Performance beitrug. Zu­
sammenfassend ist festzuhalten, dass letztlich die langfristig rückläufige Inflationsrate
die Hauptursache für die überdurchschnittliche Performancesteigerung von Anleihen
im angesprochenen Zeitraum war. Die sinkende Inflationsrate führte zu einer höheren
Realrendite und im Zeitablauf zu niedrigeren Nominalzinsen, die wiederum überdurch­
schnittliche Kursgewinne generierten.
Dieser Trend wird bei genauerer Analyse der Renditezusammensetzung im Zeitraum
1985 - 2014 bestätigt. Die nominale Performance betrug im Betrachtungszeitraum
7,9 %. Hieraus errechnet sich abzüglich einer Inflationsrate von 2,9 % eine reale Per­
formance von 5 %. Die Inflationsrate war damit deutlich niedriger als im 50-Jahreszeit­
raum, wo sie durchschnittlich 4,3 % betrug. Die Nominalperformance von 7,9 % setzt
sich aus nominalen Kursgewinnen von 2 % und nominalen Kuponzahlungen von 5,9 %
zusammen. Somit trugen hohe Kuponzahlungen rund 75 % zur auskömmlichen No­
minalperformance bei, während die verbleibenden 25 % aus Kursgewinnen generiert
wurden. Diese Auswertung bestätigt das Ergebnis des oben durchgeführten Zeitraum­
vergleichs, wonach die langfristig rückläufige Inflationsrate der wichtigste Werttreiber
für überdurchschnittliche Performancezuwächse bei Anleihen im Betrachtungszeitraum
war.
Performanceanalyse für Anleihen
Quelle: McKinsey Global Institute
Gesamte reale
Rendite auf 10-jährige
US-Staatsanleihen
5.0
Nominale Rendite
Nominale Kursgewinne
(aufgrund fallender Renditen)
2.0
7.9
Nominale Kupons
Ex-post Inflationsrate
5.9
2.9
Variablen in Abhängigkeit von den ökonomischen Bedingungen
Aktienrisikoprämie im Zeitablauf
13
%
13
Quelle: Deutsche Bank
Volkswirtschaftliche Ursachen der überdurchschnittlichen Anleiheperformance
Das BIP-Wachstum in den Industrieländern wurde in den vergangenen dreißig Jahren
durch einen positiven Demographieverlauf und überdurchschnittliche Produktivitätszu­
wächse beschleunigt. Die Unternehmensgewinne stiegen durch diese Trends deutlich
an. Gleichzeitig gelang es den Industriestaaten, durch Effizienzsteigerungen und glo­
balen Handel den Spielraum für Preiserhöhungen zu begrenzen und damit die Inflation
niedrig zu halten. Auch die positive Demographieentwicklung leistete in den meis­
ten Industrieländern einen wichtigen Wachstumsbeitrag. Dieser Trend war großenteils
durch eine Migrationsbewegung getragen, die zum einen für zusätzliche konsumptive
Nachfrage sorgte und zum anderen den Spielraum für Lohnerhöhungen gerade in den
unteren Einkommensgruppen begrenzte. Die hieraus resultierende niedrige, langfris­
tige Inflationsrate versetzte die wichtigsten Zentralbanken in die Lage, die Leitzinsen
dauerhaft niedrig zu halten und durch quantitative Lockerungsmaßnahmen die Kon­
junktur zu beleben. All diese Faktoren schufen die Rahmenbedingungen für robustes
Wachstum bei niedriger Inflation und niedrigen Zinsen. Somit stellt sich die Frage, mit
welchen Durchschnittsrenditen Anleihekäufer in Zukunft rechnen sollten.
Langfristiger Ausblick für Anleiherenditen
Die langfristige Entwicklung der Anleiherenditen ist im Prinzip von den gleichen Fak­
toren abhängig wie das langfristige Wirtschaftswachstum. In den letzten Jahren haben
wir in den meisten Industrieländern das Phänomen eines geringen Wirtschaftswachs­
tums in Kombination mit niedriger Inflation und demzufolge niedrigen Zinssätzen be­
obachtet.
Zahlreiche Faktoren sprechen dafür, dass die realen Anleiherenditen auch auf Sicht
der nächsten 5 Jahre niedrig bleiben werden. So wird das langfristige Wirtschafts­
wachstum voraussichtlich niedriger ausfallen als im Durchschnitt der vergangenen drei
Jahrzehnte. Außerdem haben die meisten Industrieländer nach der Finanzkrise von
2008 ihre Verschuldung deutlich erhöht und sind gezwungen, ihre strukturellen Bud­
getdefizite in den nächsten Jahren zu reduzieren. Dies wiederum führt zu niedrigerem
Wachstum und geringeren Zinsen.
Die Erwerbsquote wird sich voraussichtlich stabilisieren und somit keinen wesentlichen
Einfluss auf die Renditen ausüben. Die Inflationsrate wird sich von dem derzeitigen
Niedrigniveau moderat erhöhen. Die Auswirkungen der quantitativen Lockerungs­
programme der Notenbanken werden sich in den nächsten Jahren weiter abschwä­
chen und nur noch geringen Druck auf die Renditen ausüben. Schließlich sorgt die
zunehmend ungleiche Verteilung von Einkommen aus Arbeit und Vermögen indirekt
für ein niedrigeres Wirtschaftswachstum. Zusammengefasst spricht vieles dafür, dass
die Anleiherenditen sich wieder in Richtung ihres langfristigen Durchschnittsniveaus
von 1,7 % bewegen werden.
14
Aktien
Stehen uns magere Aktienjahre bevor?
Wie wir in den vorherigen Abschnitten bereits ausgeführt haben, werden sich die wäh­
rend der letzten 20 Jahre vorherrschenden positiven Rahmenbedingungen, welche die
Wertentwicklung für Renten und Aktien begünstigten, nach vorne blickend möglicher­
weise eintrüben. Auf welche Weise sich diese und die damit verbundenen wichtigsten
Treiber auf die Unternehmensentwicklung und die Bewertung von Aktien auswirken,
möchten wir im Folgenden näher betrachten.
Die sich nachteilig entwickelnde demografische Entwicklung in den Ländern der west­
lichen Hemisphäre droht sich negativ auf das Weltwirtschaftswachstum auszuwirken.
Eine alternde Weltbevölkerung geht einher mit dem Auslaufen eines der positiven
Wachstumstreiber der letzten Jahrzehnte, der wachsende Anteil der erwerbsfähigen
Bevölkerung. Das Ausmaß dieses Effekts variiert von Land zu Land – in den USA ist das
Bevölkerungswachstum beispielsweise im letzten Jahrzehnt auf 0,9 % zurückgefallen
(von 1,1 % in den beiden Jahrzehnten zuvor). Über die nächsten 20 Jahre wird mit ei­
nem weiteren Rückgang auf 0,7 % gerechnet. Angaben des Bureau of Labor Statistics
zufolge ist ein Drittel der Arbeitskräfte heute 50 Jahre oder älter. Die Vereinten Na­
tionen sagen voraus, dass der Anteil der arbeitsfähigen Bevölkerung in den USA von
aktuell 66 % in den nächsten 20 Jahren auf 60 % schrumpfen wird. McKinsey Global In­
stitute Research prognostiziert in Folge dessen – unter der Annahme gleichbleibenden
Produktivitätswachstums – über die kommenden 50 Jahre eine Verlangsamung des BIP
Wachstums von 40 %.
Die in den vergangenen Jahrzehnten beobachteten Produktivitätsfortschritte sind ins
Stocken geraten, dem Wachstum in China scheinen Grenzen gesetzt. Nordamerikani­
sche und westeuropäische Unternehmen konnten in der Vergangenheit am deutlichs­
ten vom wachsenden globalen Gewinnpool profitieren. Nach vorne blickend verursa­
chen neue Mitbewerber aus den Emerging Markets, die günstigere Kostenstrukturen
aufweisen und geringere Renditen zu Gunsten von Marktanteilsgewinnen akzeptie­
ren, zunehmenden Wettbewerbsdruck. Kleine und mittelgroße Unternehmen, denen
es früher an Vertriebsmöglichkeiten fehlte, können heute über online Plattformen wie
Alibaba, ebay und Amazon ihre Kunden weltweit bedienen und sind in der Lage, mit
deutlich größeren Firmen zu konkurrieren.
Die beschriebene Veränderung der Wettbewerbslandschaft, einhergehend mit stei­
genden Kosten (in manchen Emerging Markets sind die Lohnkosten in den vergan­
genen Jahren deutlich angestiegen) beeinflusst die Gewinnmarge der Unternehmen.
McKinsey Global Institute Research rechnet mit einem deutlichen Rückgang der Ge­
winne nach Steuern. Westeuropäische Unternehmen könnten besonders stark betrof­
fen sein, da diese im Vergleich zu US amerikanischen Unternehmen stärker in kapital­
intensiven Branchen exponiert sind.
Weitere ungünstige Entwicklungen wie bspw. die im Abschnitt „Ökonomische
Rahmenbedingungen“ behandelte zunehmende Ungleichverteilung der Einkommen
oder auch das Stopfen von Steuerschlupflöchern z. B. der US-Regierung beeinträchti­
gen das Umsatz- und Gewinnwachstum der Unternehmen.
Im Folgenden wollen wir einen genaueren Blick auf zwei weitere Faktoren werfen, wel­
che die Bewertung und damit die Performance an den Aktienmärkten nachhaltig be­
einflussen, namentlich das Zinsniveau und die Inflation.
Die Bewertung von Aktien reflektiert den Gegenwartswert (present value) von in der
Zukunft anfallenden Gewinn- bzw. Cash-Strömen (earnings streams). Die Höhe des
Zinssatzes, mit dem diese Zahlungsströme abdiskontiert werden, besteht aus dem
sogenannten risikofreien Zins (als sicher geltende Staatsanleihen) zuzüglich der
Aktienrisikoprämie. US-amerikanische Ökonomen wie Burton Malkiel argumentie­
ren, dass steigende Zinsen zu höheren Diskontierungssätzen und damit niedrigeren
Aktienkursen führen werden. Doch ist dieser Zusammenhang tatsächlich gegeben?
15
Performanceanalyse für Anleihen
Quelle: McKinsey Global Institute
Nominaleverhält.
Kursgewinne
Die Vergangenheit zeigt, dass sich der Diskontierungssatz prozyklisch
Er steigt
(aufgrund fallender Renditen)
stark in Phasen von Rezessionen und fällt in Phasen von Konjunkturerholungen.
Die
2.0
Nominale Rendite
beiden Bestandteile des Diskontierungssatzes
verhalten sich gegenläufig: Während
Gesamte
reale
sich
in wirtschaftlich
prosperierenden
Phasen die Zinsen auf eher
hohem Niveau be­
7.9
Nominale Kupons
Rendite auf 10-jährige
wegen,
liegt
die
Risikoprämie
auf
niedrigem
Niveau
(das
Eingehen
von Aktienrisiken
US-Staatsanleihen
wird in diesen Phasen vergleichsweise
weniger
belohnt).
Trübt
sich
das wirtschaftli­
5.9
Ex-post Inflationsrate
che
Bild
dagegen
ein,
senken
die
Zentralbanken
die
Zinsen,
während
die
Risikoprämie
5.0
2.9
für Aktieninvestments in wirtschaftlich
schwierigeren Zeiten steigt. Das gegenläufige
Verhalten der beiden Komponenten führt daher zu recht konstanten Diskontierungs­
sätzen,
die
sich in denvonvergangenen
50Bedingungen
Jahren meist zwischen 6 und 8 % bewegten.
Variablen
in Abhängigkeit
den ökonomischen
Die Entwicklung der Risikoprämie in den vergangenen Jahrzehnten, insbesondere ihr
Ansteigen in Rezessionszeiten, ist in folgender Abbildung dargestellt.
Aktienrisikoprämie im Zeitablauf
%
Quelle: Deutsche Bank
13
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1
–1
Equity Risk Premium (over 10y yield, pp)
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19
19
19
33
–3
Recession
Möglicherweise betrachten die Investoren jedoch die Staatsanleiherenditen nicht als
angemessene Schätzung für den risikolosen Zins – dies gilt wohl vor allem in der ge­
genwärtigen, von massiver Zentralbankliquidität geprägten Situation, die zu deutlichen
Verzerrungen an den Anleihenmärkten führte.
Inflation versus KGV im historischen Verlauf für den S&P 500
Diese Beobachtungen sind übrigens konsistent mit der Tatsache, dass die meisten Un­
ternehmen ihre sogenannten „hurdle rates“, also die Mindestrenditeanforderungen für
%
Investmentprojekte,
nicht gesenkt haben. Projekte, die zwar gegenwärtig mit niedri­
Quelle: BEA,
Finance LP,
Deutsche Bank
30 Eigenkapitalkosten kalkuliert werden können, verlieren
gen
in Haver,
der Bloomberg
Erwartung
langfristig
steigender „cost of equity“ an Attraktivität bzw. sind dann nicht mehr rentabel. Dies ist
sicherlich mit ein Grund für die Investitionszurückhaltung der Unternehmen bei gleich­
25
zeitig steigenden Aktienrückkaufaktivitäten („share buy backs“).
13
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16
Es
bleibt festzuhalten, dass die ultra-niedrigen Zinsen die Diskontrate nicht nachhaltig
20
„drücken“ konnten – andernfalls wären die Kurs-Gewinn-Verhältnisse heute wesentlich
höher als sie sich gegenwärtig darstellen. Andererseits zeigt der Blick in die Vergan­
15
genheit,
dass einsetzende Zinserhöhungszyklen nicht schrecken sollten. Sechs der letz­
ten acht Zinserhöhungszyklen der FED hatten keinen erkennbar nachhaltig negativen
Effekt
auf den Aufwärtstrend an den Aktienmärkten. Schließlich reflektieren höhere
10
Zinsen sich verbessernde Wachstumsaussichten, daher sollten auch die Bewertungs­
faktoren der Aktien steigen. Ist in erster Linie höhere Inflation die Motivation für die
%
Quelle: Deutsche Bank
13
11
9
7
5
3
Zinserhöhung (wie es z. B. in den USA 1976 der Fall war), signalisiert dies ein nahendes
1
Ende
des aktuellen Wirtschaftszyklus, was die Aktienkurse wiederum belasten sollte.
–1
20
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19
33
Fallende Inflationsraten hatten in den vergangenen Jahren einen positiven Effekt auf
– 3 Entwicklung an den Kapitalmärkten. Es ist jedoch davon auszugehen, dass – auch
die
wegen des massiven Eingreifens der Zentralbanken – die Inflation in absehbarer Zeit
wieder anziehen wird. Was bedeutet dies für die Aktienbewertungen? Höhere Inflation
führt zu geringeren KGVs, da die Investoren ihre Cash Flow-Erwartungen an die Unter­
Equity Risk Premium
yield, pp)reale Gewinnwachstum
Recession
nehmen reduzieren.
Um(over
das10y
gleiche
erzielen zu können, müssen
die Unternehmen einen größeren Teil der Gewinne investieren, ceteris paribus sinken die
erwarteten Cash Flows. Des weiteren verlangen die Investoren höhere Nominalrenditen,
um die Sorge über mögliche Kaufkraftverluste künftiger Dividendenzahlungen auszuglei­
chen, d. h. die oben angesprochene Diskontierungsrate steigt, die Bewertungen fallen.
Inflation versus KGV im historischen Verlauf für den S&P 500
%
Quelle: BEA, Haver, Bloomberg Finance LP, Deutsche Bank
30
25
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S&P 500 Trailing P/E
Core PCE Infl (rhs)
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19
19
19
29
5
Recession
Steigende Inflationsraten wirkten sich in der Vergangenheit negativ auf die Bewer­
tungsfaktoren aus. In Phasen schwacher Inflation, wie in der ersten Hälfte der 60er
Gegenläufige
Entwicklung
Rohstoffund jedoch
Aktienmarkt
seit Jahresanfang 2016
Jahre
sowie seit 1998,
war derbeim
negative
Einfluss
überschaubar.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die diskutierte Eintrübung der für die Entwick­
%
lung
der Aktienmärkte positiv wirkenden Rahmenbedingungen das Potential besitzt, die
Quelle:
Bloomberg, eigene
Darstellung
115
Renditechancen
an den Aktienmärkten zu begrenzen. Dies bedeutet
natürlich
nicht,
dass
man die Assetklasse Aktien gänzlich „abschreiben“ sollte. Allerdings ist eine dem sich
ändernden
Umfeld Rechnung tragende Anpassung der Erwartungshaltung notwendig.
110
105
Quellen:
100
„Diminishing returns: Why Investors may need to lower their expectations“, McKinsey Global Institute, May 2016.
“Do Higher Rates mean Lower Equity Multiples?” , Deutsche Bank research, Binky Chadha, Parag Thatte,
95
John Tierney, September 2014.
“Cycles in the Equity Discount Rate and the Risk Premium”, Deutsche Bank research, Binky Chadha, Parag
90
Thatte, John Tierney, April 2015.
85
17
25
Rohstoffe
20
15
10
Totgesagte leben länger ...
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20
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20
13
Nachdem
die Assetklasse Rohstoffe auch 2015 und damit das fünfte Jahr in Folge mit
5
negativer Performance beendet hat, war die Erwartungshaltung der Investoren am Jahresanfang 2016 sehr gedämpft.
Doch zumS&P
großen
Erstaunen
der
Marktteilnehmer
kann
der Rohstoffmarkt, im Vergleich
500 Trailing
P/E
Core
PCE Infl (rhs)
Recession
zu den meisten Aktienindizes (hier S&P 500), bisher eine positive Kursentwicklung im
ersten Halbjahr 2016 vorweisen.
Gegenläufige Entwicklung beim Rohstoff- und Aktienmarkt seit Jahresanfang 2016
%
Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung
115
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100
95
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01.01.2016
01.02.2016
01.03.2016
Bloomberg Commodity Index, USD
01.04.2016
01.05.2016
01.06.2016
S&P 500, USD
Über alle Rohstoffsektoren hinweg konnten die Rohstoffpreise seit Jahresanfang zuleWeltmarktanteile Rohstoffe China (in % der globalen Nachfrage)
gen. Als die größten Gewinner sind jedoch die Energierohstoffe und die Edelmetalle
mit Kurszuwächsen von >30 % bzw. >20 % (in USD) seit Jahresanfang zu nennen.
%
Jahrelang
litt der Rohstoffmarkt unter dem nachlassenden Wachstum der
Quelle:WeltwirtLBBW Research
50
schaft. Besonders die fortlaufend schwachen Konjunkturzahlen aus China, darunter
45
z. B. die Industrieproduktion, brachten den Rohstoffmarkt immer wieder unter Druck.
40
Der
Grund liegt auf der Hand. Nachdem China bei vielen Rohstoffen zu einem der
größten
Nachfrager geworden ist, hat dessen wirtschaftliche Entwicklung naturgemäß
35
einen
starken
Einfluss auf die Preisbildung an den Rohstoffmärkten.
30
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01.01.2016
01.02.2016
01.03.2016
Bloomberg Commodity Index, USD
01.04.2016
01.05.2016
01.06.2016
S&P 500, USD
Weltmarktanteile Rohstoffe China (in % der globalen Nachfrage)
%
Quelle: LBBW Research
50
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N
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A
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m
0
2015
Die zusätzliche Aufwertung des US-Dollars und die immer noch vorhandenen Überkapa­
Break-even-Preise US-Schieferöl nach Regionen
zitäten in einigen Rohstoffteilmärkten machten den Giftcocktail für den Rohstoffmarkt
in den letzten Jahren perfekt.
%
Ähnlich
wie in den Vorjahren fragen sich die Investoren, ob wir den
bei
den
Quelle: Tiefpunkt
Rystad Energy, Stand
März
2016
100
Rohstoffpreisen gesehen haben und der jüngste, positive Trend an den Rohstoffmärkten
90
nachhaltig ist.
80
70
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Besitzt Rohöl weiteres Erholungspotenzial?
50
40
Besonders
Rohöl steht dabei im Fokus. Das weltweite Rohölangebot übertraf im letz­
30 Jahr deutlich die Nachfrage und schickte die Notierungen auf Talfahrt.
ten
20
Auch im laufenden Jahr dürfte das Thema US-Rohölproduktion durch „Fracking“ das
10
dominierende Thema bleiben. Die Chancen auf eine Produktionskürzung durch die
0
OPEC-Mitglieder
stehen weiterhin schlecht und nachdem Saudi Arabien de facto seine
Rolle als Swing-Produzent
an
dieFord
USA verloren
hat, fokussieren
sich die Marktteilnehmer
Bakken
Eagle
Niobra
Permian
Permian
Delaware
Midland
weiterhin vor allem auf die US-Rohölproduktionsdaten.
2013
2014
2015
Die US-Schieferölindustrie hatte sich im Umfeld sinkender Rohölpreise besser geschla­
gen als von vielen erwartet. Vor allem Saudi Arabien hatte durch eine Ausweitung der
Produktion versucht, seine Marktanteile zu verteidigen bzw. auszubauen.
Doch die US-Schieferölindustrie ist ein harter Gegner. Lag deren Break-even-Preis in
den letzten Jahren bei deutlich über 60 USD/Barrel, so konnte durch technischen Fort­
schritt, Preisverhandlung
mit Dienstleistern
weitere
Effizienzmaßnahmen
der Preis
Entwicklung
der „Rig und
Counts“
in den
USA
für die Förderung von einem Barrel Rohöl stark nach unten gedrückt werden.
„Rig Counts“
1.800
1.600
1.400
Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung
19
20
2000
2005
2010
in
iu
m
Pa
lla
d
er
Pl
at
Si
lb
d
ol
G
le
öl
Ko
h
as
Ro
h
Er
dg
nk
Zi
ic
ke
l
r
N
A
lu
25
Ku
pf
e
Bl
m
in
iu
m
30
ei
35
0
2015
15
10
5
2000
2005
2010
2015
iu
m
in
A
%
Pa
lla
d
Pl
at
er
Si
lb
d
ol
G
le
öl
Ko
h
Ro
h
as
Er
dg
nk
N
Zi
ic
ke
l
r
Ku
pf
e
ei
Bl
Break-even-Preise US-Schieferöl nach Regionen
lu
m
in
iu
m
0
Quelle: Rystad Energy, Stand März 2016
100
90
80
70
Break-even-Preise US-Schieferöl nach Regionen
60
50
40
%
Quelle: Rystad Energy, Stand März 2016
100
30
90
20
80
10
70
0
60
Bakken
Eagle Ford
Niobra
Permian
Delaware
50
2014
2013
40
Permian
Midland
2015
30
20
10
Bei
aktuellen Preisniveaus von ca. 50 USD/Barrel muss nun mit ansteigender Aktivität
0
gerechnet werden. Eine gute Indikation ist die Bohraktivität.
Bakken
Eagle Ford
Niobra
Permian
Permian
Entwicklung der „Rig Counts“ in den Delaware
USA
Midland
Baker Hughes, ein Öl-Servicedienstleister in den USA veröffentlicht auf wöchentlicher
2013
2014
Basis diese
sogenannten
„Rig 2015
Counts“. Das ist die Anzahl der aktiven Bohrungen nach
„Rigund
Counts“
Öl
Gas, die eine gute Indikation zukünftiger Fördermengen erlauben. Hier ist nach
Darstellung
dem
eineBloomberg,
leicht eigene
steigende
1.800 herben Absturz im letzen Jahr nun zum dritten Mal in Folge Quelle:
Aktivität zu verzeichnen.
1.600
1.400
1.200
Entwicklung der „Rig Counts“ in den USA
1.000
800
„Rig Counts“
Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung
1.800
600
1.600
400
1.400
200
1.200
0
1.000
11 / 2008
11 / 2009
11 / 2010
11 / 2011
11 / 2012
11 / 2013
11 / 2014
11 / 2015
11 / 2016
11 / 2015
11 / 2016
800
600
400
200
0
Stetig steigende Rohölnachfrage aus Indien
11 / 2008
11 / 2009
11 / 2010
11 / 2011
11 / 2012
11 / 2013
11 / 2014
in mbd
20
4.50
4.00
Quelle: Bloomberg, DZ BANK
4.00
10
0
Bakken
2013
Eagle Ford
2014
Niobra
Permian
Delaware
Permian
Midland
2015
Sollten die Rig Counts in den nächsten Monaten weiter ansteigen und damit die
US-Rohölproduktion wieder zunehmen, sollte das Potenzial für weitere Kursgewinne
bei Rohöl im laufenden Jahr begrenzt sein. Die Ölpreise dürften bis zum Jahresende
daher eher seitwärts tendieren.
Entwicklung der „Rig Counts“ in den USA
Doch hierbei dürfen nicht die drastischen Sparmaßnahmen der Energieunternehmen
„Rig Counts“
außer
Acht gelassen werden. So wurden in den letzten Quartalen Investitionen in die
Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung
1.800
Suche und Erschließung neuer Vorkommen radikal reduziert und
mehr als 200.000
Jobs
weltweit
gestrichen.
Dieser
Trend
hält
noch
immer
an.
Auch
die technisch an­
1.600
spruchsvollen, teuren Deepwater (Tiefsee)-Projekte sind bei Preisen unter 50 USD nicht
1.400
profitabel
und werden gestrichen.
1.200
Die potenziell höhere US-Rohölproduktion durch „Fracking“ wird mittel- bis langfristig
1.000 in der Lage sein die weltweit steigende Nachfrage zu decken, zumal der Energie­
nicht
hunger
der Welt keinesfalls rückläufig ist.
800
600 globale Energienachfrage wird Schätzungen zufolge pro Jahr um weitere 1,5 %
Die
ansteigen.
Aufstrebende Volkswirtschaften, darunter z. B. Indien, haben einen stetig
400
wachsenden Energiebedarf. Treiber dieser Entwicklung sind das starke Wachstum der
200
indischen
Volkswirtschaft (> 7 % p. a.), einhergehend mit einem steigenden Pro-KopfVerbrauch
der Bevölkerung u. a. durch den steigenden Wunsch nach Motorisierung.
0
Die 11Rohölnachfrage
sollte
aber nicht
nur 11
wegen
ver­
/ 2008
11 / 2009 in
11 /Indien
2010
11 / 2011 perspektivisch
11 / 2012
11 / 2013
11 / 2014
/ 2015 des
11 / 2016
brauchsgetriebenen Anstiegs anziehen, sondern auch wegen des geplanten Ausbaus
der strategischen Rohölreserve. Angesichts dieser Situation ist langfristig die Saat für
steigende Rohölpreise bereits bereitet.
Stetig steigende Rohölnachfrage aus Indien
in mbd
Quelle: Bloomberg, DZ BANK
4.50
4.00
4.00
3.56
3.50
3.00
2.50
2.53
2.65
2.78
2.81
2009
2010
3.11
3.17
2012
2013
3.28
2.93
2.38
2.00
2006
2007
2008
Indien – Rohölproduktnachfrage (in mbd)
2011
2014
2015
2016
(YTD)
Poly. (Indien – Rohölproduktnachfrage (in mbd))
Goldbestände der Exchange Traded Funds (ETF´s, ETC´s) in USD
Tonnen
1.800
USD
Quelle: Thomson Reuters, Bloomberg, LBBW Research
1.400
21
Stetig steigende Rohölnachfrage aus Indien
in mbd
Gold verzeichnet steigende Nachfrage
Quelle: Bloomberg, DZ BANK
4.50
Auch Gold konnte seit Jahresanfang ein Comeback feiern. Der Preis für eine Feinunze
4.00
des
USD
4.00 Edelmetalls stieg von 1.061,42 USD (Stand 31.12.2015) auf aktuell 1.335
(Stand 24.06.2016).
3.56
3.50
Die
Geldpolitik der amerikanischen Notenbank und die Erwartung zukünftiger Leit­
3.28
zinsanhebungen lasteten im vergangenen Jahr auf 3.11
der Goldpreisentwicklung
wie ein
3.17
Damoklesschwert.
Negative Konjunkturdaten2.93
aus China, in Einklang mit einer Verschie­
3.00
2.81
bung der Leitzinsanhebungen der
und der drohende „Brexit“ sorgten jedoch für
2.78 Fed
2.65
ein Comeback des
Goldes
am
Jahresanfang.
2.53
2.50
2.38
Im Zuge der Marktturbulenzen ist Gold wieder als „sicherer Hafen“ gesucht. Der wich­
tigste
Treiber für den Kursanstieg war die Investmentnachfrage. Diese ist in den ersten
2.00
drei Monaten
Jahres
um mehr
300 Tonnen
gestiegen.
2006 des
2007
2008
2009 als
2010
2011
2012
2013 Eine
2014parallele
2015 Entwick­
2016
(YTD)des
lung des Goldbestands börsengehandelter Goldprodukte (physisch besichert) und
Goldpreises ist nicht ungewöhnlich. Über die letzten Jahre haben Abflüsse der ETF´s
Rohölproduktnachfrage
(in mbd)
Poly. (Indien – Rohölproduktnachfrage (in mbd))
und ETC´sIndien
für –sinkende
Goldnotierungen
gesorgt.
Goldbestände der Exchange Traded Funds (ETF´s, ETC´s) in USD
Tonnen
USD
Quelle: Thomson Reuters, Bloomberg, LBBW Research
1.800
1.700
1.300
1.600
1.200
1.500
1.100
1.400
1.000
2014
ETCs / ETFs in Tonnen (linke Skala)
22
1.400
2015
Goldpreis in USD (rechte Skala)
5
Korr
4
elatio
n=0
.93
3,5
3
2
Das Wachstum der Weltbevölkerung
erhöht den globalen Holzverbrauch. Die
steigende Nachfrage geht voraussichtlich
mit weiterer Entwaldung einher.
Finanzkrise
Statistische Anpassung
der Datenbasis durch den
Zusammenbruch der UDSSR
1
0
1960
1970
1980
1990
3,0
2,5
2000
2010
2020
2030
2040
2050
Doch nicht nur die Investmentnachfrage nach Gold ist stark gestiegen. Auch an der
Terminbörse drehte die Stimmung von bearish auf bullish. Anfang Januar 2016 über­
wogen wieder die Wetten auf steigende Notierungen und erreichten Ende April 2016
mit 174.000 Kontrakten den höchsten Stand seit Sommer 2011.
Netto-Position der Money Manager am US Terminmarkt
Tsd. Kontrakte
USD
Quelle: Bloomberg, LBBW Research
1.700
175
1.600
150
1.500
125
1.400
100
1.300
75
1.200
50
1.100
25
1.000
0
6
01
6
/2
04
01
5
02
/2
01
5
/2
12
01
5
09
/2
5
01
/2
07
/2
01
5
Netto-Position (Long-Short, Tsd. Kontrakte; rechte Skala)
05
01
4
/2
02
01
4
/2
12
01
4
10
/2
4
01
/2
07
01
4
/2
01
05
/2
01
03
/2
01
12
/2
01
10
/2
01
08
/2
06
3
– 50
3
800
3
– 25
3
900
Gold (USD/ Feinunze)
Minenförderung dürfte in den nächsten Jahren rückläufig sein
Auf der Angebotsseite dürfte die Minenproduktion rückläufig sein. Ähnlich wie bei
Rohöl führte der Goldpreisrückgang der letzten Jahre zu einem Investitionsstopp der
Minenindustrie. Zwar brachte der jüngste Goldpreisanstieg eine spürbare Entlastung
für die Branche. Ein Umsteuern der Unternehmen ist jedoch bisher nicht zu erkennen.
Daher werden fehlende Investitionen der letzten Jahre sich in den Fördermengen be­
merkbar machen.
Wir sind für Gold und Goldminen weiter positiv eingestellt. Angesichts der hohen Zahl
an Long-Positionen am Terminmarkt muss jedoch kurzfristig mit einer Gegenreaktion
gerechnet werden. Der Rückgang von größeren Long-Positionen geht in der Regel mit
sinkenden Goldpreisen einher.
23
Beteiligungen
Wald und Forst als Investitionsalternative für Family Offices
Das aktuelle Niedrigzinsumfeld, das sich zuletzt in Negativzinsen der 10-jährigen
Staatsanleihe der Bundesrepublik Deutschland gezeigt hat, stellt nicht nur Stiftungen,
Versicherungen und Pensionskassen sondern auch private Familienvermögen in der
Erwirtschaftung laufender Erträge und realer Vermögenszuwächse vor große Heraus­
forderungen. Vor dem Hintergrund dieses Anlagedilemmas und aufgrund einer star­
ken Sachwertpräferenz beschäftigen sich große Familienvermögen zunehmend mit der
Erweiterung ihres Anlageuniversums und ziehen hierfür neben liquiden Anlagen zu­
nehmend alternative Investments in Betracht. Eine Betrachtung des Vermögens wohl­
habender Privatpersonen weltweit zeigt, dass der Anteil alternativer Investments am
Gesamtvermögen in den letzten Jahren relativ konstant zwischen 6 % und 10 % und in
2014 bei 14 % liegt.2
Damit hat diese Anlageklasse in der Strategischen Asset Allocation vermögender Pri­
vatpersonen insbesondere gegenüber der mit 27 % recht hohen Position der Cashbzw. Liquiditätshaltung großes Potenzial. Von privaten Investoren wird zunehmend der
Wunsch nach alternativen Investments bzw. Sachwertinvestitionen geäußert.
Im Segment der alternativen Investments weisen Immobilien aufgrund der Möglichkeit
der Erzielung einer stabilen Cash- und Wertkomponente eine besondere Attraktivität
auf. Als Sub-Investmentkategorie von Immobilien kann Wald und Forst eine interes­
sante Portfolioergänzung darstellen. Als Waldinvestments können alle Investitionen
bezeichnet werden, bei denen ein Grundstück erworben wird, auf welchem ein Wald
oder eine Forstplantage begründet wurde.3 Mit Wald wird nicht nur in Grund und Bo­
den, sondern auch in den nachwachsenden Rohstoff Holz investiert. Die Gesamtrendite
aus Waldinvestitionen setzt sich wie auch bei Immobilien aus zwei Renditekomponen­
ten zusammen: Wertentwicklung und laufende, bzw. operative Rendite.4
Im Gegensatz zu herkömmlichen mit Gebäuden bebauten Grundstücken entfällt bei
Waldinvestitionen allerdings jegliche planmäßige Abschreibung. Durch das fortlau­
fende biologische Wachstum können mit Wäldern von Jahr zu Jahr Erträge aus Holz­
produktion erwirtschaftet werden. Die Haupterträge stammen in der Regel aus dem
Verkauf von Rundholz, die Nebenerträge in der Regel aus Jagdverpachtung oder Pach­
terträgen von Betreibern erneuerbarer Energieanlagen (Windkraft, Photovoltaik o. ä.).
Die regionalen Gegebenheiten, wie klimatische Bedingungen und der Anschluss an
die jeweiligen Absatzmärkte sind zentrale Erfolgsfaktoren. Zudem wächst Holz kon­
tinuierlich und verursacht durch diese Eigenschaft keine Lagerkosten.5 Der Erntezeit­
punkt kann gezielt gesteuert werden und erst bei der Baumfällung wird der geerntete
und verkaufte Anteil liquiditäts- und ertragswirksam. Mit einer zeitlichen Staffelung der
Holz­ernte können Wertbestände über konjunkturelle Tiefs erhalten oder sogar gestei­
gert und bei guter Holznachfrage umso höhere Erlöse erzielt werden. Dies setzt jedoch
gute kaufmännische und forstliche Kenntnisse voraus. Aufgrund der mit der Holzernte
und dem Verkauf von Holz verbundenen operativen und preislichen Risiken ist Wald
als unternehmerische Anlage zu sehen. Entscheidend ist es, die Unterschiede zu den
klassischen Immobilien zu kennen und sich der spezifischen Chancen und Risiken von
Waldinvestitionen bewusst zu sein.
2 Vgl. CapGemini, S. 16.
3 Vgl. Salm-Boscor.
4 Vgl. von Schmidt, S. 256.
24
5 Aquila Capital Investment GmbH, Sachwerte – Investitionen in Wald, S. 9.
Risiken
Die Transparenz des Marktgeschehens ist auf dem Markt für Waldliegenschaften und
Forstbetrieben schon auf den ersten Blick erkennbar sehr beschränkt. Eine geordnete
und allgemein verfügbare Berichterstattung über getätigte Transaktionen, die verkauf­
ten Waldstücke und die vereinbarten Kaufpreise gibt es nicht. Öffentlich zugänglich ist
lediglich der Teil des Angebotes, der über die Medien verbreitet wird. Oft sind Partner
von Grundstücksgeschäften aber explizit daran interessiert, dass die Bedingungen und
die vereinbarte Kaufpreise nicht öffentlich bekannt werden.6
Die Intransparenz des Marktes macht eine entsprechend sorgfältige Ankaufsprüfung
bzw. Due Diligence erforderlich, um die maßgeblichen Investitionsrisiken zu identifi­
zieren. Die größten Risikofaktoren bei Waldinvestments lassen sich in Management-,
Markt- und biologische Risiken differenzieren, die in der nachfolgenden Abbildung
aufgeführt sind.
Risiken von Waldinvestitionen 7
Faktor
Indikator
Asset Manager vor Ort
+ Dienstleister
Unzureichende
Bewirtschaftungs- und
Beratungsleistungen
Maschinen
+ Infrastruktur
Produktionskosten
zu hoch
Holzpreise
Preisvolatilität, Markt­
zugang und -anteil
Preise für Waldgrund­
stücke
Liquidität,
Bewertungsthematiken
Holzwachstum
Produktionsmengen
und/oder -qualitäten
werden verfehlt
Schadensereignisse
(Kalamitäten)
Schädigung des Wald­
bestands mit Auswirkun­
gen auf Ertragslage und/
oder Wertentwicklung
Managementrisiken
Marktrisiken
Biologische Risiken
Gerade nach der Begründung von Forstplantagen kann es Jahrzehnte dauern, bis aus
so genannten „Durchforstungen“ die ersten Geldrückflüsse anfallen. Bis dahin fallen
meist nur Ausgaben für die laufende Bewirtschaftung an. Positive Nettorückflüsse er­
folgen meist erst bei der Schlussernte, dann aber im großen Stil. Diese spezielle Liqui­
ditätsfolge mahnt in zweierlei Hinsicht zur Vorsicht: Es sollte sichergestellt sein, dass
die Eigentumsrechte an der Waldinvestition vorbehaltlos garantiert sind. Gerade bei
Investitionen in Schwellen- oder Entwicklungsländern kommt es leider immer wieder
6 Vgl. Löffler, S. 3.
7 Quelle: Aquila Capital Investment GmbH, Sachwerte Investitionen in Wald, S. 14.
25
vor, dass kurz vor der geldbringenden Schlussernte die Besitz- oder Eigentumsrechte
von Behörden oder Grundstücksnachbarn in Frage gestellt werden. Dadurch können
wichtige Erlöse rasch in falsche Hände geraten. Anleger sind deshalb gut beraten, sich
bei ihren Engagements auf Länder mit hoher Eigentumsgarantie zu konzentrieren.8
Weiterhin sollten wenn immer möglich Waldinvestitionen gesucht werden, bei denen
die Erträge nicht alle auf einmal, sondern gestaffelt anfallen. Dies wird am besten durch
Wälder oder Forstplantagen gewährleistet, die unterschiedliche Altersklassen aufwei­
sen. Damit sich eine regelmäßige Ernte der einzelnen Altersklassen aber auch lohnt,
müssen die Bestände wiederum eine ausreichende Größe bzw. kritische Masse aufwei­
sen. Geeignete Waldstücke haben eine Mindestausdehnung von einigen tausend bis
zu einigen zehntausend Hektaren.
Chancen
Der klassischerweise zeitintensive Produktionszyklus des Holzes wird auch in den kom­
menden Jahren, in denen die Weltbevölkerung bis 2050 voraussichtlich auf rund 9 Mrd.
Menschen ansteigen wird, nur langsam auf die erhöhte Nachfrage reagieren können.
Zum einen steigt durch den prognostizierten Bevölkerungswachstum der Verbrauch
forstwirtschaftlicher Produkte: Brenn-, Bau-, und Energieholz, und Holzhalbwaren wie
Faserstoffe und Papier werden vermehrt benötigt, was zu einer Preissteigerung führt.
Zum anderen steht die Gewinnung landwirtschaftlicher Flächen mit dem Erhalt bewal­
deter Gebiete in direkter Konkurrenz. Bei einem Anstieg der weltweiten Bevölkerung
steigt auch die Nachfrage nach Lebens- und Futtermitteln, die eine Erschließung zu­
sätzlicher Agrarflächen zur Folge hat. Der zunehmende globale Holzverbrauch korre­
liert deshalb positiv mit der steigenden Weltbevölkerung und führt in der Konsequenz
zu einer fortschreitenden Entwaldung, was nachfolgend verdeutlicht wird.
Korrelation zwischen wachsender Weltbevölkerung und Holzverbrauch9
Weltbevölkerung in Mrd.
Globaler Holzverbrauch in Mrd. m3
10
5,0
9
be
Welt
8
völke
rung
7
6
5
Korr
4
elatio
aler
Glob
.93
n=0
Finanzkrise
Statistische Anpassung
der Datenbasis durch den
Zusammenbruch der UDSSR
1
0
1960
1970
1980
1990
2000
erbra
4,5
)
4,0
Das Wachstum der Weltbevölkerung
erhöht den globalen Holzverbrauch. Die
steigende Nachfrage geht voraussichtlich
mit weiterer Entwaldung einher.
3,0
2,5
2010
2020
2030
2040
8 Vgl. Salm-Boscor, http://www.salm-salm.de/landundforstwirtschaft/index.html.
26
tzung
3,5
3
2
Holzv
chä
uch (S
9 Quelle: Arbaro Fund (2016) basierend auf Statistiken der Weltbank, FAO und OECD.
Netto-Position der Money Manager am US Terminmarkt
2050
Die weltweite, aber vor allem zentral-europäische Fläche von Wald ist stark limitiert
und tendenziell sinkend, dies allerdings bei steigender Produktivität der Waldbewirt­
schaftung. Neben der klassischen Schnittholzproduktion haben sich in den letzten Jah­
ren zahlreiche andere Nutzungsarten wie die Energieholzproduktion erschlossen.10 Die
Nachfrage nach Holz als erneuerbare Rohstoffquelle ist durch begrenztes und nur lang­
sam wachsendes Angebot in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Ferner lassen
langfristig anziehende Energiepreise steigende Erträge aus Wald und Forst erwarten.
Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der eine relativ hohe Unabhängigkeit von der all­
gemeinen konjunkturellen Entwicklung bietet. Investitionen in Wald zeichnen sich durch
eine geringe Korrelation mit traditionellen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen aus.
Sie korrelieren auch mit anderen Sub-Anlageklassen im Sachwertebereich wie beispiels­
weise Immobilien oder Landwirtschaft nur geringfügig.11
Wald als etablierte Anlageklasse
Institutionelle Investoren und insbesondere Pensionskassen wurden durch die Einfüh­
rung des Employee Retirement Income Security Act (ERISA) in 1974 gesetzlich zu ei­
ner angemessenen Portfoliodiversifikation angehalten. Dies führte zu einer deutlichen
Zunahme von Investitionen in alternativen Investments wie Immobilien und auch Wald.
Seit der Umsetzung des ersten institutionellen Waldinvestments zu Beginn der 80erJahre in den USA ist das Investitionsvolumen der Anlageklasse kontinuierlich gestiegen.
Die Assets under Management von so genannten Timberland-Investment-Manage­
ment-Organisationen (TIMOs) haben sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt.
TIMO ist der Oberbegriff für professionelle Anbieter von Waldinvestments, die zumeist
über Fonds in die Anlageklasse investieren und deren Managementleistungen von der
Fondsgeschäftsführung zum Teil bis in die Bewirtschaftung der Waldflächen hineinrei­
chen.12 Mit mehr als 120 Mrd. US-Dollar investiertem Kapital hat sich Wald zu einer
international etablierten Anlageklasse entwickelt.13 Im Jahr 1987 wurde vom National
Council of Real Estate Fiduciaries (NCREIF) der NCREIF Timberland Index ins Leben
gerufen, der bekannteste Index für US-Waldinvestitionen.14
Waldinvestoren sind zu fast 90 % institutionelle Marktteilnehmer wie Pensionskassen,
Versicherungen, Stiftungen oder kirchliche Einrichtungen, welche das attraktive Risi­
ko-Rendite-Profil im Vergleich zu Anleihen, Aktien und Immobilien schätzen. Die Tim­
berland Investment Ressources LLC hat 2012 im Rahmen einer weltweiten Umfrage
einen Anteil von Family Offices als Investoren von 9,1 % festgestellt.15 Für Deutschland
gibt es keine solche Erhebung. Nach Beobachtung der Deutsche Oppenheim Family
Office AG liegt der Anteil privater Investoren unterhalb dieser Marke.
Mit Waldinvestitionen können auch weitere nicht monetäre Anlageziele erfüllt werden,
wie Nachhaltigkeitsaspekte und der Umweltschutzgedanke, denn neben der Holz­
produktion stellt Wald eine Vielzahl wichtiger Ökosystemleistungen bereit, wie die
Bindung von Kohlenstoff und die Regulierung des Wasserhaushalts. Gleichzeitig ist
der Wald Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere und in weiten Teilen der Welt auch
Arbeitsplatz für den Menschen. Mit Waldinvestitionen lässt sich daher auch eine soziale
10 Vgl. Salm-Boscor, http://www.salm-salm.de/landundforstwirtschaft/index.html.
11 Aquila Capital Investment GmbH, Sachwerte-Investitionen in Wald, S. 9.
12 Aquila Capital Investment GmbH, Sachwerte - Investitionen in Wald, S. 1.
13 IWC International Woodland Company, Global Timberland Investable Universe, 2009.
14 Siehe hierzu: https://www.ncreif.org/timberland-returns.aspx.
15 Chung-Hong Fu, Ph. D., / Timberland Investment Resources, Timberland Investments – A Primer, June 2012.
27
Rendite bzw. eine Wirkung erzielen, weshalb Waldinvestments zunehmend von Impact
Investment-Anbietern aufgenommen werden.16
Investoren stehen heute unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung, in die Anlage­
klasse Wald und Forst zu investieren. Die Wahl des Zugangsweges richtet sich haupt­
sächlich nach den steuer- und aufsichtsrechtlichen Regularien des jeweiligen Inves­
torentyps sowie nach dem Anlagehorizont, der erforderlichen Liquidität sowie den
vorhandenen In-House-Ressourcen. Grundsätzlich sind alle nachfolgend dargestellten
Zugangswege geeignet, regional diversifizierte Investitionen zu ermöglichen.
Investitionsmöglichkeiten in Wald und Forst 17
Vehikel
Strategie/
Beschreibung
Möglichkeit der Liqidität
Einfluss- der Innahme
vestition Voraussetzungen
Charakteristika
Club Deal
Ankauf einer
Waldfläche
mit einem
oder mehreren
Co-Investoren
hoch
niedrig
Hohe In-House-Forst­
wirtschaft-Kompe­
tenz, hoher Mindest­
kapitaleinsatz, Fokus
auf Entscheidungs­
freiheit oder extrem
lange Laufzeit
Hoher Kapitalauf­
wand, um einen eigen­
ständigen Betrieb
(Mindestfläche) kaufen
zu können, Asset
Management Partner
trotzdem nötig
Dachfonds
Investition in
verschiedene
Waldfonds/
Zielfonds
niedrig
niedrig
Geringer Kapital­
einsatz oder Fokus
auf minimales Risiko
Wenig Aufwand mit
hoher Diversifikation,
aber deutlich höheren
Kosten
Direktinvestment/
„klassischer“
Waldfonds
Einkauf und
mittel
Management
von Wald­
flächen durch
eigenes Fonds­
manage­ment
niedrig
Hohe In-House-Forst­ Sehr viel Aufwand
wirtschaftkompetenz nötig, um ein diver­
sifiziertes Portfolio
managen zu können
ETF/Equity-Fonds
Anteile von
niedrig
börsennotier­ten
REITs, Forst­
wirtschaftsETFs oder
Betrieben der
Holzindustrie
hoch
Hohe Risiko­bereit­
schaft, Fokus auf
Liquidität
Limitierte Investitions­
ziele und -strategien
auf dem Markt ver­
fügbar, positive Port­
folioeffekte deutlich
geringer ausgeprägt
Managed
Account
Spezialmandat hoch
mit Investment
Manager/TIMO
niedrig
Hohe In-House-Forst­
wirtschaft-Kompetenz
des Managers, hoher
Mindestkapitaleinsatz
Maßgeschneidertes
Portfolio, beste An­
passung und beste
Portfolioeffekte
Waldmisch­
fonds mit
bestimmter
Strategie und
Konditionen
niedrig
Moderater Mindest­
kapitaleinsatz oder
Fokus auf breit diver­
sifiziertes Portfolio
Limitierte Kontrolle,
aber kritische Größe,
um große Flächen
kaufen zu können
mittel
16 Siehe http://www.finance-in-motion.com/press/release/press-release-timber-fund-to-turn-profit-capture-co2-saveold-growth-forests/
28
17 Quelle: Aquila Capital Investment GmbH, Sachwerte - Investitionen in Wald, S. 10.
Der Direkterwerb von Waldflächen ist für private Investoren bzw. Familien nur in Aus­
nahmefällen sinnvoll und erfordert eine kritische Masse an zusammenhängenden Flä­
chen sowie eine spezifische Fachkompetenz und hohe Aufmerksamkeit in Bezug auf
die laufende Bewirtschaftung. Der indirekte Weg über die Einschaltung eines professi­
onellen Investmentmanagers ist für Family Offices daher effizienter und eher zu emp­
fehlen als der Direkterwerb. Kritischer Erfolgsfaktor ist allerdings, einen Investmentma­
nager zu finden, der über die erforderliche Expertise, die Ressourcen, Netzwerke und
Marktzugang verfügt, um eine breite regionale Diversifikation bei gleichzeitig professi­
oneller Bewirtschaftung darzustellen.
Fazit
In der Anlageallokation deutscher privater Investoren und Familien spielen Waldinves­
titionen aktuell noch eine sehr untergeordnete Rolle. Als Sachwertinvestition wird Wald
und Forst im aktuellen Niedrigzinsumfeld als Anlagemöglichkeit auch für private Inves­
toren allerdings zunehmend interessanter. Vor dem Hintergrund der Charakteristika
sowie der Chancen und Risiken ist ein zunehmendes Interesse an dieser Anlageklasse
zu beobachten. Der steigende Bedarf einer wachsenden Weltbevölkerung und die viel­
seitige Verwendung von Holz (Energie, Papier, Bauholz, etc.) sind die wesentlichen
Rahmenbedingungen für die kommenden Jahrzehnte. Waldinvestitionen haben damit
das Potenzial zur Portfolioergänzung, Diversifikation und Stabilisierung großer Ver­
mögen und können eine interessante Investitionsmöglichkeit für private Investoren,
bzw. Family Offices darstellen. Die entscheidenden Faktoren für eine Investition sind
allerdings der Zugangsweg und die einer Investition folgende Bewirtschaftung. Die
Bewertung und Auswahl eines geeigneten Managementpartners mit integrierter und
nachhaltiger Forstwirtschaft ist eine notwendige Bedingung, um langfristig erfolgreich
zu sein und um den vielfältigen Anforderungen eines Waldinvestments gerecht zu wer­
den.
Quellen:
Aquila Capital Investment GmbH: Sachwerte – Investitionen in Wald, Autoren: Nils von Schmidt / Johannes
von Hertell, 30.11.2015.
Allianz Global Investors: Gründe für alternative Investments, 2015. www.allianzglobalinvestors.de.
Arbaro Fund (2016) basierend auf Statistiken der Weltbank, FAO und OECD .
CapGemini/RBC Wealth Management: World Wealth Report 2015; https://www.worldwealthreport.com/
Chung-Hong Fu, Ph. D., / Timberland Investment Resources, Timberland Investments – A Primer, June 2012.
IWC (International Woodland Company), Global Timberland Investable Universe, 2009.
Löffler, Hubertus: Der Markt für größere Waldgrundstücke, Eine empirische Studie für Deutschland und
Österreich, Dissertation, Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre der Technischen Universität München, 2005.
Salm-Boscor, http://salm-salm.de/landundforstwirtschaft/index.html.
von Schmidt, Nils: Sachwert Wald – ein nachhaltiger Portfoliobaustein, in: Immobilien und Finanzierung,
8/2016, S. 255-257.
29
Portfolioausrichtung
Aktien
Anleihen
30
Europa:
übergewichten
USA:
neutral
Asien:
neutral
EUR-Anleihen:
untergewichten
EUR-Duration:
kürzer
Rohstoffe
untergewichten
US-Dollar
neutral
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