LOCAL HEROES & GLOBAL PLAYERS Geschäftsmodelle der Sharing Economy zwischen Gewinn und Gemeinsinn 2.11.2015 Dr. Rahel Falk Was ist eine „Sharing Economy“? 1) Weitergabe von persönlichem Besitz zwecks Wiederverwendung 2) Gemeinschaftliche Konsummodelle, bei denen nicht Besitz, sondern Nutzen im Vordergrund steht – „nutzen statt besitzen“ 3) Gemeinschaftliche(r) Produktion/Konsum, Vermögensbildung, Investition/Finanzierung, bei denen nicht (nur) Gewinn, sondern (auch) Zweck im Vordergrund steht – „not for profit, but for purpose“ @1 - Wiederverwendung - Tauschen, Schenken, Wiederverkauf von privatem Besitz - Online und Offline - Vorwiegend Consumer-to-Consumer (C2C) Geschäftsmodelle (B2C): - 2nd Hand Verkauf im klassischen Ladengeschäft - Entgeltpflichtige Vermittlung von Angebot und Nachfrage via Internetplattformen oder Kleinanzeigen (Vermittlungsprovision, Einstellgebühren) @1) Wiederverwendung - Effekte Ökologisch weniger Müll Geringerer Ressourcenverbrauch Sozial Billiger gesellig Höheres Qualitätsbewusstsein Ökonomisch Wettbewerb über Qualität statt über Preise Reparaturwerkstätten Recycling & Upcycling @2) Nutzen statt Besitzen - Gemeinschaftlicher Konsum über ProduktDienstleistungssysteme Geschäftsmodelle: - Entgeltliches Verleihen & Vermieten langlebiger Konsumgüter - Pay-per-Use Dienste @2) Entgeltliches Verleihen/Vermieten Anbieter Business (B) Private Konsumenen (C) Öffentliche Hand (G) Kurzfristig: Renting (z.B. Ski, Instrumente, Werkzeug, CarSharing…) Sharing Plattformen Sequentielle Nutzung (z.B. private Autos, Wohnungen, Parkplätze) Public Sharing Kommunaler Verleih (z.B. Fahrräder, DVDs, Bücher, Spiele) Langfristig: Leasing (z.B. Kopierer, Möbel, Autos …) Pooling Plattformen Simultane Nutzung (z.B. Mitfahr- u. Mitwohnportale @2) Pay-per-Use Dienste Anbieter Business (B) Private Konsumenten (C) Öffentliche Hand (G) Servitization (z.B. im Verlagswesen, Softwarebereich, Musikportale) Leistungserstellung durch Privatpersonen mit Privatmitteln Entgeltpflichtige Bereitstellung öffentlicher Infrastruktur (z.B. Öff. Verkehr, Bäder, gemeinschaftliche Waschküchen,…) (z.B. Private Transportdienste für Güter oder Personen) @2) Nutzen statt Besitzen Chancen Neue Produkte Dienstleistungen Neue Einkommensquellen Risiken & Erosion Geschäftsmodelle alter Druck auf reguläre Jobs, Einkommen und Steueraufkommen Nur wer hat kann teilen und Digital Divide Kostenersparnis erhöht Unklare Auswirkung auf Konsummöglichkeiten Umwelt Mögliche Rebound-Effekte @ 3) Gemeinschaftliche ökonomische Aktivitäten - Produktion & Konsum, Investieren & Finanzieren - häufig zugunsten gemeinnütziger Ziele - Not (only) for profit, but for purpose - Typischerweise Umweltschutz oder soziale Belange (Betreuung, Integration, Bildung) - Genossenschaftswessen als Historischer Vorläufer Bspl. 1: Produktion & Konsum (Güter) Versorgungsgemeinschaften/Gemeinschaftshöfe Geschäftsmodel: - Kooperation auf lokaler Ebene zwischen bäuerlichem Produzenten und Verbrauchern - Abnahmegarantie für befristeten Zeitraum, z.B. 1 Jahr (Gemüse, Getreide, Fleisch, Milch, Wein) - Gegen Einblick/Mitsprache in Produktion (meist ökologisch); z.T. Mitarbeit (jedenfalls möglich) Bspl. 2: Produkt. & Konsum (Dienstlst.) Seniorengenossenschaften Geschäftsmodel: - alltagsnahe Dienstleistungen für ältere Menschen: Fahrdienste, Einkaufen, Gärtnern, … - Gegen Zeitgutschriften, die bei eigener Hilfsbedürftigkeit eingelöst werden können - „Professionalisierte Nachbarschaftshilfe“ Beispiele für Investieren & Finanzieren Crowd Funding: Viele Einzelne finanzieren ein Projekt/Unternehmen mit jeweils geringen Beträgen Crowd Lending (Anleihe): z.B. Erweiterungsinvestition des Schuhproduzenten GEA im Waldviertel Beispiel für Crowd Investing (Beteiligung) z.B. Expansionsphase von Refill Express (Wiederbefüllen von Tonerkartuschen und Tintenpatronen) mit rd. 80 tsd. € von 83 Investoren Resumée: Wie fair ist die Sharing Economy? • Vielzahl an Geschäftsmodellen • Hohes Soziales Innovationspotential (Partizipation & gesellschaftlicher Mehrwert) • Herausforderung: persönliche, gewerbliche und gesellschaftliche Sphären weniger trennscharf • Neujustierung der Rahmenbedingungen • Die Sharing Economy ist so fair wie wir sie gestalten