Reduzierte Schlafqualität in der Herz- und Thoraxchirurgie Niederländische Forscher des Erasmus Medical Center in Rotterdam haben die Schlafqualität von Patienten nach einem chirurgischen Eingriff im Herz- und Thoraxbereich untersucht. Das Ergebnis: Patienten klagen in den ersten Tagen nach der Operation über Schlafprobleme. Ursachen hierfür sind Umgebungsfaktoren der Station, das Verhalten der Pflegenden und auch der operative Eingriff an sich. Erstaunlich: Auch noch vier Wochen nach dem Eingriff war die Schlafqualität reduziert. Die Forscher haben zwischen Januar und Mai 2013 insgesamt 72 Patienten (81% männlich) mit einem Durchschnittsalter von 58 Jahren vor und nach einem chirurgischen Eingriff am Herz- und Thoraxbereich begleitet und sie zu ihrer Schlafqualität befragt. Die Studienteilnehmer beantworteten präoperativ, die drei ersten postoperativen Tage und einen Monat nach der Operation diverse Fragebögen zur Schlafqualität und Schlafstörungen: Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI). Fragebogen zu unterschiedlichen Aspekten des Schlafs z.B. Dauer des Schlafs, Schlafunterbrechungen. Epworth Sleepiness Scale (ESS). Fragebogen zur Ermittlung der Tagesschläfrigkeit (auch im klinischen Kontext). Factors Influencing Sleep Quality (FISQ). Fragebogen zur Ursachenforschung bestehender Schlafstörungen im klinischen Umfeld. Verran-Snyder-Halpern Sleep Scale (VSH). Skala zur Ermittlung der Schlafqualität bei Patienten mit kardio-thorakal-chirurgischen Eingriffen. Begünstigende Faktoren für eine Störung des Schlafs Die Forscher identifizierten eine Fülle an Faktoren, die eine Unterbrechung des Nachtschlafs begünstigten. Laut Factors Influencing Sleep Quality (FISQ) sind folgende Faktoren für eine Störung des Schlafs im Krankenhaus ursächlich: Ungemütliche Positionierung im Bett und zugleich nicht in der Lage sein einen Positionierungswechsel durchzuführen Schmerzen Veränderte Einschlafrituale und ein vom häuslichen Umfeld abweichendes Procedere vor dem Zubettgehen sowie als auch die Tatsache nicht in seinem eigenen Bett zu liegen Lärm u.a. verursacht durch Pflegende auf der Station Störungen durch andere Patienten z.B. Husten, Schnarchen Notwendige pflegerisch-medizinische Tätigkeiten, die in der Nacht getätigt werden Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, das es in der ersten postoperativen Nacht zu den meisten Schlafstörungen kam. Dies ist nicht weiter erstaunlich, da hier ein großer Überwachungs- und Betreuungsbedarf besteht. Neben der regelmäßigen Kontrolle der Vitalzeichen, ist u.a. eine Kontrolle des Wundverbandes und ableitender Wunddrainagen von großer Bedeutung. Die Schlafqualität war hingegen während der dritten postoperativen Nacht am geringsten. Die Ursache hierfür kann nur vage beantwortet werden: Eventuell ist eine Reduktion der Schmerzmittelgabe ursächlich für die reduzierte Schlafqualität. Nach einem Monat ist die Schlafqualität noch immer reduziert Laut dem Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) war die Schlafqualität selbst nach einem Monat im Vergleich zum präoperativen Status reduziert. Die Patienten klagten so über mehr Schlafstörungen, eine verlängerte Einschlafzeit und einen verringerten Schwung bei der Erledigung von Alltagstätigkeiten. Die subjektive Schlafqualität war selbst 30 Tage postoperativ verschlechtert. Auch gaben die Patienten an einen größeren Bedarf bei der Einnahme von Schlafmedikamenten zu haben. Was letztendlich ursächlich für die langfristige Reduktion der Schlafqualität ist, so die Forscher, soll in Zukunft weiter untersucht werden. Jedoch wird der Bedarf der Patientengruppe in puncto Beratung zu einer gesunden Schlafhygiene deutlich. Hier kann freiberuflich Pflegenden aufgrund des großen Erfahrungsschatzes in ihrer Praxis ein großer Stellenwert zukommen. Empfehlungen für freiberuflich Pflegende Freiberuflich Pflegende sollten sich in erster Linie die Tatsache, dass von ihnen ein potentielles Störpotential ausgehen kann, ins Gedächtnis rufen. Ein kardio-thorakaler Eingriff stellt einen drastischen, als lebensbedrohlich empfundenen Einschnitt im Leben eines Menschen dar. Das dadurch auch die Schlafqualität in Mitleidenschaft gezogen wird, ist nur verständlich. Freiberuflich Pflegende sind gegenüber den Bedürfnissen ihrer Patienten aufmerksam, um dadurch den Schlaf, welcher eine enorme Bedeutung für die Erholung und Genesung hat, positiv zu beeinflussen. Hat ein Pflegeempfänger z.B. Probleme eigenständig Lagewechsel durchzuführen, sollte mit ihm gemeinsam eine sinnvolle Lösungsstrategie für die kommende Nacht gesucht werden. Freiberuflich Pflegende sollten pflegerischen und medizinischen Interventionen unter dem Aspekt der potentiellen Lärmauswirkungen Beachtung schenken. So können sie im Team die Diskussion anstoßen welche pflegerischmedizinischen Maßnahmen im Nachtdienst tatsächlich durchgeführt werden müssen und welches Lärm- bzw. Störpotential von ihnen ausgeht. Ferner können diese Interventionen dahingehend verändert werden, sodass der Nachtschlaf der Patienten weniger gestört wird und damit an Qualität gewinnt. Quelle: Pröpper J, van Valen R, van Domburg RT, Brunott M, Bogers AJJC (2015) Quality of Sleep at the Ward after Cardiothoraric Surgery. Open Journal of Nursing 5: 529-537.