Schulentwicklung unter sozialräumlicher Perspektive

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Dr. des. Katrin Huxel
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Schulentwicklung unter sozialräumlicher Perspektive
Die demografische Entwicklung in der deutschen Migrationsgesellschaft führt zu einem kontinuierlichen Anstieg des Anteils von Schülerinnen
und Schülern mit Migrationshintergrund – an allen Schulen, in allen Regionen. Nicht nur in von der Forschung viel beachteten urbanen Räumen,
auch in ländlichen Räumen setzen sich Schulen mit dem migrationsbedingten Wandel in der Schülerschaft auseinander und betten Fragen des
Umgangs mit sprachlicher, ethnischer religiöser und kultureller Heterogenität in ihre Schulentwicklungsprozesse ein.
Hierbei spielen die sozialräumlichen Bedingungen, die die Schulen umgeben, eine wichtige Rolle (vgl. Radtke/Stošić 2009).
Um Schulentwicklung sozialraumorientiert zu gestalten, bedarf es kleinräumiger Analysen regionaler und lokaler Bildungsräume.
(vgl. Zymek 2007; Schroeder 2002, 2009)
Welche Ressourcen stellt der Sozialraum? Wie werden diese von Schulen genutzt und in Entwicklungsprozesse einbezogen?
Wie ist der lokale und regionale Bildungsraum ausgestaltet?
Raumtheoretische Perspektive
Ein raumtheoretische Perspektive auf Schulentwicklung setzt einen Raumbegriff voraus, der sowohl handlungstheoretisch als auch
strukturtheoretisch fundiert und damit in der Lage ist, die Handlungspraxen und die strukturellen Bedingungen, durch die Raum hergestellt wird, in
ihren Wechselbeziehungen zu analysieren. Das sich wechselseitig beeinflussende Verhältnis von Struktur und Handlung als
Konstruktionsbedingungen von Raum fassen Löw u.a. in ihrem Modell vom relationalen Raum als „Dualität von Raum“ (vgl. dies. 2008: 65).
Strukturen und Handlungen werden von Menschen aktiv zu Räumen verknüpft – Löw u.a. sprechen hier von Prozessen des „Spacings“ und der
„Syntheseleistung“ (ebd. 64). „Spacing“ bezeichnet dabei „das Errichten, Bauen oder Positionieren“ (ebd.), mit Syntheseleistung ist die
„gleichzeitige Verknüpfung der umgebenden sozialen Güter und Menschen zu Räumen“ gemeint (ebd.). Die Konstruktion von Räumen aus
Strukturen und Handlungen geschieht also durch aktiv von Menschen vorgenommene Prozesse des Positionierens von Gütern und anderen
Menschen und des räumlichen In-Beziehung-Setzens dieser.
Mit dieser Analyseperspektive lassen sich Wechselbeziehungen zwischen Strukturen (soziale und materielle) des Raums und Praxen im Raum (die
von diesen Strukturen beeinflusst werden, sie aber auch beeinflussen) betrachten; ebenso wie „Wechselbeziehungen zwischen den Strukturen des
Sozialraums und jenen des physischen Raums“ (ebd. 159).
Regionale Schulentwicklung und lokale
Bildungsräume
Eine strukturschwache Mittelstadt, ethnisch
segregiert, hoher Anteil Wohnbevölkerung mit
Migrationshintergrund
Das Forschungsfeld: Eine Kleinstadt im suburbanen Raum, Nähe zum
Oberzentrum, beliebte Wohnlage
• Begründungen für elterliches
Schulwahlverhalten
• Demographische
Zusammensetzung der
Wohnbevölkerung
• Beschreibung lokaler
Bildungsräume:
'Aufgabenverteilung' der Schulen
(vgl. Sikorski 2007),
Übergänge Grundschule weiterführende Schulen
Elterliches Schulwahlverhalten
Analyse der
sozialräumlichen
Strukturen
Analyse der
Handlungen,
durch die Räume
hergestellt und
angeeignet
werden
• Wer hält sich wo auf? Wer bewegt
sich wohin?
• Wer nutzt welche
Ressourcen?
• Ressourcen des
Sozialraums
• Ethnische Segregation/Bildungssegregation
• Perspektiven, Begründungen und
Bewertungen der Akteure
• Analyse von Prozessen des Spacings und der
Syntheseleistung
Ein theoretisch und empirisch begründetes Konzept sozialraumorientierter
Schulentwicklung
Literatur:
Bourdieu (1997): Ortseffekte. In: ders. u.a.: Das Elend der Welt. Konstanz. S. 159-167.
Löw (2001): Raumsoziologie. Frankfurt.
Löw/Steets/Stoetzer (2008): Einführung in die Stadt- und Raumsoziologie. Opladen.
Schroeder (2002): Bildung im geteilten Raum. Münster.
Schroeder (2009): Sozialraumorientierte Schulentwicklung - Begründungen, Einwände und Anregungen. Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete. Jg. 78, H. 2, S. 114-124
Sikorski (2007): Differenzierungsprozesse in städtischen Schullandschaften. Das Beispiel der Hauptschulen. In: ZfP Jg. 53, H. 3. S. 284-298.
Zymek (2007): Einführung in den Thementeil. Die Aktualität der regionalen Schulentwicklung als Gegenstand der empirischen Bildungsforschung. In: ZfP Jg. 53, H. 3. S. 279-283.
Radtke/Stošić (2009): Lokale Bildungsräume. Ansatzpunkte für eine integrative Schulenwticklung. Georgraphische Revue, Jg. 11, H. 1, S. 34-51.
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