Es geht nicht nur um Honigbienen

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Editorial
Dr. Dorothea Kauhausen-Keller, Redakteurin
Es geht nicht nur um
Honigbienen
Die Druckerschwärze unserer AprilAusgabe mit dem Brennpunkt Bienenvergiftungen war kaum trocken,
da passierte ein schlimmer Fall von
Bienenvergiftung in Leverkusen.
Bis zur Drucklegung war die Ursache
noch nicht bekannt. Jedoch sind bei
einem solchen Desaster niemals nur
die Völker der Honigbiene betroffen.
Wie viele Wildbienen (und andere
Insekten) dem Gift zum Opfer fielen,
weiß niemand. Doch auch ihnen gilt
unser Augenmerk. Den wilden Verwandten unserer Honigbiene haben
wir in dieser Ausgabe einen breiten
Raum gegeben.
Die Medienpräsenz der Honigbienen
ist nach wie vor stark. Selbst in den
ARD-Tagesthemen wurden schon das
Bienensterben und dessen Folgen
für die menschliche Ernährung
thematisiert. Mit Verwunderung,
wenn nicht Erschrecken, sah der
Imker jedoch am Ende dieser Sendung, dass ein „wahrer Bienenfreund“
den hungernden Bienen auf seinem
Balkon ein Schälchen Zuckerwasser
hinstellte. Soll es den Bienen in Zukunft so gehen wie den wild lebenden
Vögeln, die von den Menschen am
Haus gefüttert werden und sich dabei
oft untereinander mit den verschiedensten Krankheiten anstecken?
Ganz zu schweigen von den anderen
Insekten. Mittlerweile stehen viele
von ihnen auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Jede vierte Hummelart ist vom Aussterben bedroht.
Besonders aufgefallen ist der Rückgang der Insekten bei den Schmetterlingen (Tagfaltern). Am bundesweiten
„Tagfalter-Monitoring“ beteiligen sich
bereits mehr als 500 Freiwillige,
die einmal pro Woche eine Strecke
von 200 bis 1.000 m ablaufen und die
dabei entdeckten Schmetterlinge zählen. Die so gesammelten Daten fließen in die Datensammlung der Europäischen Umweltagentur EEA ein, die
regelmäßig die Ergebnisse veröffentlicht. So wissen wir nun, dass von
17 ausgewählten Schmetter­lingsarten
des Grünlands seit 1990 allein acht in
ihrem Bestand um etwa die Hälfte geschrumpft sind. Die Ursachen werden
– wie auch bei den Bienen – vor allem
in der intensiven Landwirtschaft mit
viel Pestiziden und Düngemitteln und
dem starken Rückgang von extensivem Grünland vermutet. Denn viele
Wildbienen und Schmetterlinge bzw.
deren Raupen sind auf bestimmte
Pflanzen angewiesen, die durch
Pflanzenschutzmittel und zu häufige
Mahd immer seltener werden.
Dabei geht es nicht nur um die
schwindende Biodiversität schlechthin. Durch den Rückgang von
Honig- und Wildbienen befürchtet
man finanzielle Einbußen wegen der
verringerten Bestäubung. Aber auch
andere Insekten, wie Schmetterlinge,
Schwebfliegen und einige Käferarten,
sind als Bestäuber tätig. Wieder andere helfen bei der Zersetzung toter
Biomasse und damit bei der Humusbereitung. Oder sie sind Räuber und
helfen bei der Schädlingsbekämpfung, was wiederum Einsparungen
bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln mit sich bringen
könnte.
Der Insektenschwund ist allerdings
nicht nur fatal für die landwirtschaftlichen Erträge. Insekten sind auch
Nahrungsquelle für viele Vogelarten,
deren Bestände – auch aus diesem
Grund – ebenfalls stark schrumpfen.
Uns Imkern liegen – neben unseren
Schützlingen – vor allem deren nahe
Verwandten, die Wildbienen, am
Herzen. Da gibt es – auch in diesem
Heft – manch spannendes Detail zu
entdecken. Faszinierende Bilder vom
Leben der seltenen Mohnbiene hat
Roland Günter eingefangen (Seite 12).
Helmut Hintermeier stellt die Biene
des Jahres, die Garten-Wollbiene, vor
(Seite 32). Dr. Heike Ruff hat diesmal
aktuelle Erkenntnisse der Wissenschaft über Wildbienen für Sie zusammengestellt (Seite 28).
Um die Vielfalt der Hautflügler näher
kennenzulernen, gibt es unzählige
Internetseiten, mit denen man sich
auch in der Artenkenntnis üben
kann. Einige davon gefielen uns besonders gut (Seite 33). Mit der Gestaltung des eigenen Gartens und dem
Bau von Nisthilfen können wir die
Wildbienen unterstützen (Seite 30).
Dabei kommt es auch darauf an, die
speziellen Pflanzen zu kennen und
zu kultivieren, die von den verschiedenen Arten benötigt werden, und
auch den im Boden nistenden Arten
ein Refugium zu bieten. Der Obmann
für Bienenweide und Naturschutz des
Landesverbands Bayerischer Imker,
Robert Dick, und der Wildbienenspezialist Rolf Witt liefern viel Fachwissen dazu (Seiten 15 und 18).
Packen wir es an!
ADIZ / db / IF 5 / 2014 1
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