Christian Hanke Eppendorf von A-Z Das Stadtteillexikon mit Hoheluft-Ost Medien-Verlag Schubert Abendrothsweg Die Villa Abendroth. A Abendrothsweg (1864): Hauptstraße von Hoheluft-Ost, führt von der → Hoheluftchaussee zur → Curschmannstraße; benannt nach Dr. Amadeus August Abendroth (1767–1842), 1811–1814 Hamburger Bürgermeister, 1809– 1811 und 1814–1821 Amtmann von Ritzebüttel (Hamburgischer Besitz rund um Cuxhaven), Gründer des dortigen Seebades. Der Besitz der Familie Abendroth lag von 1833 bis 1875 zwischen → Hoheluftchaussee, → Breitenfelder Straße und Abendrothsweg. Bis 1864 im Volksmund: Kirchenweg. Accise (Akzise): → Zollgrenze 8 Adlerstraße: erster Name des östlichen Teils des → Eppendorfer Wegs, benannt im Rahmen einer Motivgruppe Tiere. Die Adlerstraße wurde 1898 in → Goßlerstraße umbenannt. Akzise-Eiche: rund 200 Jahre alte Eiche an der → Eppendorfer Landstraße vor der Restaurant-Kneipe „Zur alten Mühle“ (siehe → Mühlen). Der Baum mit einem Umfang von fast vier Metern hat schon das Akzisehäuschen gesehen, in dem an dieser Stelle von 1865 bis 1888 Zoll eingetrieben wurde (siehe → Zollgrenze). Von diesem Gebäude hat die Eiche ihren Namen. Albertstraße: Albertstraße hieß die heutige → Geschwister-Scholl-Straße, als sie 1863 von der Witwe des Bauernvogts Albert → Timmermann Alsterbadeanstalten angelegt wurde. 1899 erhielt sie den Namen → Niendorfer Straße, da es in Hammerbrook bereits eine Albertstraße gab. Alma Hoppes Lustspielhaus: größtes Hamburger Kaberett-Theater, 1994 von dem Hamburger Kabarett-Duo „Alma Hoppe“ im ehemaligen, 1927/28 erbauten Gemeindehaus der → Johanniskirche in der → Ludolfstraße 53 gegründet. In „Alma Hoppes Lustspielhaus“ treten neben den Hausherren auch Top-Kabarettisten aus ganz Deutschland auf, wie zum Beispiel Dieter Hildebrandt, Stephan Wald, Hans Scheibner, Thomas Freitag, Hans-Dieter Hüsch und Henning Venske. Der ursprünglich für Veranstaltungen des Stadtteils vorgesehene Theatersaal mit 500 Plätzen diente zwischenzeitlich verschiedenen Theatern als Probebühne und Malsaal. Die Kapazität des Saals wurde mit der Eröffnung von Alma Hoppes Lustspielhaus durch die Aufstellung von Tischen auf 350 Plätze reduziert. Hinter dem aus einer Laune heraus gewählten, von einer Saftmarke herrührenden Namen „Alma Hoppe“ verbergen sich die Hamburger Kabarettisten JanPeter Petersen und Nils Loenicker, die vor ihrer Theatergründung viele Jahre das → Kabarett Mon Marthe als Hausgruppe bespielten. Alster: An der Alster wurde Eppendorf gegründet. Das Wasser von Hamburgs zweitlängstem Fluss gab dem früheren Dorf möglicherweise sogar seinen Namen (→ Eppendorf, Name). Die Alster bildet Eppendorfs Ostgrenze und war einst einer der wichtigsten Transportwege für das Dorf (→ Alsterschifffahrt). 1913 bis 1926 wurde die Alster von der Krugkoppelbrücke bis Fuhlsbüttel und damit auch zwischen Eppendorf und → Winterhude kanalisiert. Dabei entstand das große von Mauerbastionen eingerahmte Becken Die 1895 aus zwei Männerbädern zusammengefasste Eppendorf-Winterhuder Badeanstalt an der Alster. zwischen → Hayns Park und Winterhuder Kai. Der Begradigung fielen ein Nebenarm der Alster, der → Doven Streek, die Landzunge Reiherstieg und die → Alsterbadeanstalten zum Opfer. Alsterbadeanstalten: Das Baden in der Alster war bis ins 20. Jahrhundert hinein selbstverständlich. In Eppendorf entstanden gleich drei Flussbadeanstalten: ein Männer-Schwimmbad um 1840 aus einem freien Badeplatz hinter dem Garten des Senators Hayn (dem heutigen → Hayns Park) durch den Bau eines Badeschuppens, das nach dem Erbauer des Schuppens, dem Kohlenhändler Jacobs, auch Jacobs-Bad hieß. Die Frauen erhielten 1866 ein Stück weiter nördlich bei der Eppendorfer → Mühle eine kleine, durch Planken hermetisch von der Umgebung abgeschlossene Badeanstalt, die 1874 an den letzten Abschnitt des → Tarpenbek zwischen → Eppendorfer Mühlenteich und → Alster nahe der → Borsteler Brücke verlegt und 1876 vergößert wurde. Zwischen beiden Bädern legte man 1869 die Militärbade- und Schwimmanstalt des zweiten Hanseatischen Infanterie-Regiments Nr. 76 an. Dieses Bad erhielt zehn Jahre später sogar ein Schwimmbassin. Die beiden Männerbäder wurden 1895 unter der Regie der Bürgervereine 9 Arbeiterviertel Das idyllisch gelegene Bootshaus Baarmeier am Hayns Park. Arbeiterviertel: Im Westen von Eppendorf, zwischen → Lokstedter Weg, → Fricke-, und → Tarpenbekstraße, entstanden ab den 1870er-Jahren schmucklose Arbeiterquartiere. Die ersten „Stockwerkshäuser“, wie sie der Eppendorfer Schriftsteller Karl → Scheffler nannte, wurden für die Beschäftigten von Fabriken erbaut, die im äußersten Norden Eppendorfs an der → Alster lagen. Bis zum Ersten Weltkrieg war ein dicht bebautes Arbeiterviertel entstanden, in dem überwiegend links gewählt wurde. In den 20er-Jahren bildeten sich typische SPD- und KPD-Straßen heraus. An der Ecke → Tarpenbek- und → Kegelhofstraße (heute → Ernst-Thälmann-Platz) wohnte zeitweise der Vorsitzende der KPD, Ernst → Thälmann. Während der NS-Zeit wurden viele Eppendorfer Arbeiter und Widerstandskämpfer eingekerkert und ermordet (siehe auch → Drittes Reich). An einige erinnerten nach dem Zwei16 ten Weltkrieg an den Häusern, in denen sie wohnten, Gedenktafeln. Als sich auch das Arbeiterviertel von Eppendorf in den 70-/80-Jahren in hochwertigen Wohnraum verwandelte, verschwanden die meisten wieder. Armin-Clasen-Stieg (1982): Die kleine vom → Salomon-Heine-Weg abzweigende Straße wurde nach dem Heimatforscher und Schriftsteller Armin → Clasen benannt. Arnold-Heise-Straße (1948): Straße zwischen → Looge- und → Geffckenstraße, benannt nach dem Senator und Juristen Dr. Johann Arnold Heise (1747–1834). Er war Ehrendoktor der juristischen Fakultät in Kiel und ab 1807 Hamburger Bürgermeister. Das 1922/23 erbaute, schmuckreich gestaltete Holzhaus Nr. 27 steht seit 1982 unter Denkmalschutz. Bis 1948: → Godeffroystraße. Bauern Bauernhöfe prägten das Bild in Eppendorf bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. B Badeanstalten: siehe → Alsterbadeanstalten und → Holthusenbad Bootshaus Barmeier: Hamburgs größtes KanuBootshaus, am → Tarpenbek zwischen → Eppendorfer Mühlenteich und → Alster gelegen. In dem 1925/26 von dem Tischler Fritz Barmeier auf dem früheren Gelände einer Kohlenhandlung errichteten Holzbau finden 370 Kajaks und Kanus Platz. Es dient als einziges großes Bootshaus in Hamburg nur der Lagerung von privaten Booten. 1974 erwarb es die Familie Ditze, 1996 der in Eppendorf aufgewachsene Schauspieler Björg Torke, der sich einen Kindertraum erfüllte und für seine neue Tätigkeit die Schauspielerei an den Nagel hängte. Bauern: Eppendorf wurde über Jahrhunderte vorwiegend von Bauernfamilien und deren Beschäftigten bewohnt, die Getreide anbauten und Viehwirtschaft betrieben. Fünf große Gehöfte prägten das Zentrum des früheren Dorfes zwischen → Johanniskirche, → Eppendorfer Marktplatz und der → Looge. Sie gehörten 1838 den Familien → Pann, → Ellerbrock und → Langloh sowie zwei Zweigen der in Eppendorf dominierenden Familie → Timmermann. 1347 soll es in Eppendorf zehn Höfe gegeben haben. 1811 wurde die Landwirtschaft von den fünf Großbauern (Vollhufnern) und von 15 Kätnern betrieben Kleinbauern, die nur eine Kate besaßen. 1832 zählte man 5 Voll- und 12 Halbhufner sowie 17 Brinksitzer. Ein Bauernvogt, den die Vollhufnerfamilien stellten, regelte Streitigkeiten. Aufgrund der Aufwertung des Grund und Bodens durch den Bedarf an Mietshäusern im Zuge der Indus17 Doven Streek Die Eppendorfer Dorfschule von der Alster aus gesehen. wurde die Schule ins frühere → Mühlengebäude am → Tarpenbek verlegt, weil das alte Küsterhaus zu klein geworden war. 1878 entstand ein neues Schulgebäude für Mädchen am → Schrammsweg, die heutige → Handelsschule Kellinghusenstraße. Die Jungen lernten ab 1886 am Voßberg in Winterhude, bis auch sie ein eigenes Gebäude in Eppendorf bekamen. 1891 konnten sie die Schule → Knauerstraße beziehen. Ein Jahr zuvor war das Küsterhaus, die Eppendorfer Dorfschule, abgerissen worden. Doven Streek: früherer Nebenarm der → Alster. Vor der Kanalisierung der → Alster teilte sich der Fluss ungefähr in Höhe der → Johanniskirche nach Norden in den Hauptlauf auf der Winterhuder und den rund zehn Meter breiten Doven Streek auf der Eppendorfer Seite. Zwi26 schen beiden Wasserläufen befand sich eine Landzunge, die den Namen Reiherstieg trug. Der Doven Streek, der auf einer Karte aus dem Jahre 1774 als „De Schlät“ bezeichnet wird, ist vermutlich die alte Mündung des → Tarpenbek. Ein letzter Rest des Doven Streek bildet die Bucht vor dem Bootshaus → Silwar, den die hölzerne Brücke überquert, die zum → Hayns Park führt. Dreißigjähriger Krieg: Eppendorf wurde während des Dreißigjährigen Krieges mehrfach von Truppen verschiedener Mächte besetzt. Zuerst kamen die → Dänen. Sie wurden 1627 von den kaiserlichen Truppen des Feldmarschalls Tilly vertrieben, die die → Johanniskirche plünderten. Das Gotteshaus blieb auch nicht verschont, als 1643 die Schweden durch Eppendorf zogen. Das Heer des Generals Torstenson lager- Drittes Reich Der Doven Streek, ein Nebenarm der Alster auf der Eppendorfer Seite, verschwand mit der Kanalisierung des Flusses. te bei der Wassermühle (siehe → Mühlen) und legte eine geschlossene Schanze an. Drittes Reich: In Eppendorf stieß die NSDAP entsprechend der gemischten Bevölkerungszusammmensetzung auf unterschiedliche Resonanz. Bei den letzten freien Reichstagswahlen am 6. November 1932 erzielte sie beispielsweise in der → Erikastraße mit 41,8 % das mit Abstand beste Ergebnis dieses Wahllokals. Es folgten DNVP (Deutschnationale) mit 17,4 %, SPD mit 17 % und die liberalen Parteien DDP und DVP mit zusammen 14 %. Die KPD kam auf 5 %. Im Wahllokal → Loogestieg lagen die Liberalen mit 29,7 % vorn, gefolgt von DNVP (23,5 %), NSDAP (21 %) und SPD (18,4 %). Die KPD erzielte 2,9 %. In der → Kegelhofstraße, im Arbeiterviertel des Stadtteils, führte die SPD mit 38,1 % vor der KPD (35,3 %) und der NSDAP (15 %). Die Liberalen erzielten 4,2 % und die DNVP 2,9 %. Die Nationalsozialisten waren an vielen Stellen des Stadtteils präsent. NS-Ortsgruppen hatten ihre Büros in der → Eppendorfer Landstraße 33 (Süd) und 120 (West), in der → Erikastraße 122 (Nord), → Godeffroystraße 10 (Ost) und im → Eppendorfer Weg 211 („Otto Blöcker“). Das NSDAP-Kreisamt saß → Beim Andreasbrunnen 6, die SS-Standarte am → Lehmweg 14, HJ und BDM am → Loogeplatz 14. Viele Eppendorfer Jüdinnen und Juden wurden in die Vernichtungslager verschleppt wie zum Beispiel Hedwig Grünwald aus der → Haynstraße, Paul Mendel aus dem → Loogestieg und sein Nachbar, der Frauenarzt Dr. Berthold Jungmann. Das → Martin-Brunn-Stift wurde zum Judenstift erklärt. Von hier mussten mindestens 140 Menschen in 27 Ebbo die Vernichtungslager fahren. Zwei Eppendorfer Straßen, die nach Juden benannt waren, wurden 1938 umbenannt: die → Unnastraße erhielt die Bezeichnung → Hans-Much-Weg und die → Gabriel-Rießer-Straße den Namen → Lichtwarkstraße. Eine Unnastraße gibt es heute wieder in Eimsbüttel, eine Rießerstraße in Hamm. Das → Falkenried trug während der NS-Zeit nach einem erschossenen Hitlerjungen den Namen OttoBlöcker-Straße. Andere Eppendorfer verloren ihr Leben, weil sie gegen das Regime aufbegehrten, wie zum Beispiel der KPD-Bürgerschaftsabgeordnete Gustav Brandt aus der → Niendorfer Straße, Hermann Spreckels aus der → Tarpenbekstraße, Richard Schönfeld aus der → Frickestraße, der Eppendorfer SPD-Distriktleiter Robert Finnern aus der → Knauerstraße oder die Eppendorfer Mediziner Margaretha Rothe und Friedrich Geussenhainer, die Kontakte zur „Weißen Rose“ unterhielten, der Gruppe um die Widerständler Sophie und Hans Scholl. An die Mediziner erinnert seit 1987 eine Gedenktafel im Praktikumsgebäude des → Universitäts-Krankenhauses Eppendorf, das nach ihnen „RotheGeussenhainer-Haus“ heißt. Gedenktafeln an den Häusern, in denen andere aktive Regimegegner wohnten, entfernten in vielen Fällen neue Hausbesitzer, etwa die Tafeln für Spreckels, Walter → Möller und Ernst → Thälmann. Die ebenfalls entfernte Gedenktafel für den Bäcker Richard Schönfeld befindet sich inzwischen wieder neben dem Hauseingang → Frickestraße 34. Nach Widerstandskämpfern gegen das NSRegime, den Geschwistern Sophie und Hans Scholl, wurde nach dem Krieg die frühere → Niendorfer Straße benannt, die seit 1937 → Tettenbornstraße hieß. Sie erhielt den Namen → Geschwister-Scholl-Straße. Im Zweiten Weltkrieg blieb Eppendorf weit gehend von → Luftangrif28 Hakenkreuzflaggen am Eppendorfer Weg. fen verschont. An die Zeit des Dritten Reiches erinnern auch zwei im öffentlichen Raum befindliche Objekt-Kunstwerke des Eppendorfer Künstlers Gerd Stange: die → Subbühne und die → Verhörzelle. E Ebbo: Erzbischof von Reims → Eppendorf, Name Eben-Ezer-Kirche: Evangelisch-methodistische Kirche am → Abendrothsweg 43. Seit 1897 existiert in Eppendorf eine evangelischmethodistische Gemeinde. Ihr erstes Domizil befand sich in einer Tischlerwerkstatt am → Ep- Ellerbrock Jahrhundert an der heutigen Ecke → Eppendorfer Landstraße und → Schrammsweg. Die Bezeichnung wurde 1899 aufgegeben. Eisenlohrsweg (1929): kleine Straße zwischen → Breitenfelder und → Husumer Straße, benannt nach dem Neurologen Carl Eisenlohr (1847–1896), der ab 1886 als Oberarzt am damals noch im Bau befindlichen Eppendorfer Krankenhaus tätig war. Mitglieder der Sonntagsschule der Eben-Ezer-Kirche. pendorfer Baum. Eine Sonntagsschule unterhielten die Methodisten bereits seit 1893 im Krankenhaus → Bethanien, das methodistische Diakonissinnen gründeten. 1907 wurde die Kirche am → Abendrothsweg eingeweiht, die sich im Erdgeschoss eines damals neu erbauten, der Gemeinde gehörenden Wohnhauses befindet. 1961 erhielt die Kirche eine Orgel. 1995 gründete sich an der Eben-Ezer-Kirche eine ghanaische Gemeinde. Edgar-Roß-Straße (1909): Zwischen → Tarpenbek- und → Erikastraße gelegen, benannt nach Edgar Roß (1807 –1885), einem Hamburger Kaufmann aus einer schottischen Familie. Roß war Vorsitzender des Marineausschuss im ersten deutschen Parlament 1848, von 1858 bis 1874 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft und von 1867 bis 1871 Mitglied im Reichstag des Norddeutschen Bundes. Er galt als energischer Verfechter des Freihandels. Elim: Altenstift in der → Frickestraße 22, 1894/ 95 als Backsteinbau mit Neorenaissancegliederungen erbaut. Ellerbrock: Die Eppendorfer Bauernfamilie besaß einen der fünf Vollhöfe des Dorfes. Familie Ellerbrock war bis 1792 am Rande der → Looge, an der heutigen → Kellinghusenstraße gegenüber der Einmündung → Schrammsweg, ansässig. Später befand sich das Ellerbrocksche Gehöft an der Nordseite der heutigen → Ludolfstraße, etwa in der Mitte zwischen der → Johanniskirche und dem → Eppendorfer Marktplatz. Der Ellerbrocksche Besitz brannte 1880 ab. Partie am früheren Ehlersweg. Ehlersweg: früherer Name für die Nebenfahrbahn der → Eppendorfer Landstraße zwischen → Kümmell- und → Martinistraße. Das Anwesen der Familie Ehlers, nach dem die Straße benannt wurde, befand sich bereits im 18. 29 Fachwerkhäuser Eines der markantesten Fachwerkhäuser Eppendorfs steht an der Ludolfstraße 43. Fachwerkhäuser: Fachwerkhäuser befinden sich in Eppendorf in der Nähe der → Johanniskirche und am → Eppendorfer Marktplatz: das alte Pastorat der → Johanniskirche, → Ludolfstraße 66; das Wohnhaus → Ludolfstraße 43, in dem sich ein Restaurant befindet (lange Zeit der „Brahms-Keller“ und die „Brahmsstuben“); Teile des → Willschen Palais, Ludolfstraße 19; das frühere Haus des → Klostervogts, → Eppendorfer Marktplatz 11 und das Eckhaus → Eppendorfer Landstraße/ → Martinistraße, in dem 1887 die beliebte „Gastwirtschaft zum alten Land-Haus“ eröffnete und heute ein italienisches Restaurant ansässig ist. Der älteste Fachwerkbau Eppendorfs ist der Saal der → Johanniskirche aus dem Jahre 1622. Aus dem 17. Jahrhundert stammen auch Teile des → Willschen Palais. 38 Fähre nach → Winterhude; siehe → Alsterfähre Falkenried (1890): Die zwischen → Lehmweg und → Martinistraße gelegene Straße Falkenried gehört zu drei benachbarten Straßen in Hoheluft-Ost, die nach Tiernamen benannt wurden. Neben dem Falkenried ist nur die → Löwenstraße geblieben. Die → Adlerstraße wurde 1898 in → Goßlerstraße umbenannt (heute der östliche Teil des → Eppendorfer Weges). Das Wort „Ried“ bezeichnet eine Weidefläche, die vorher Waldboden war. Zwischen Falkenried und → Löwenstraße befindet sich die größte Hamburger Wohnanlage in der für die Hansestadt typischen → Terrassenbauweise (siehe → Falkenried-Terrassen). Gegenüber den Terrassen am Falkenried waren von 1892 bis 1999/2000 die Falkenried-Terrassen Blick in die Falkenried-Terrassen. Fahrzeugwerke Falkenried ansässig. Die 1890 bis 1992 von der Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft als neue Straßenbahnwagenfabrik erbauten und von der Hamburger Hochbahn AG weitergeführten Werke erwarben sich einen internationalen Ruf im Fahrzeugbau. Hier befand sich früher auch der Betriebshof der Hamburger Straßenbahnen. Im nördlichen Teil der Straße stand von 1964 bis 1996 ein → Blindenaltenheim. 1934–1945: Otto-Blöcker-Straße (benannt nach einem von Kommunisten erschossenen Hitlerjungen). Falkenried-Terrassen: größter in der → Terrassenbauweise errichteter Gebäudekomplex Hamburgs. Die Falkenried-Terrassen wurden 1890 bis 1903 zwischen → Falkenried und → Löwenstraße als dreigeschossige Kleinwohnungs- häuser mit 30 bis 45 Quadratmeter großen Wohnungen in langgestreckten Doppelzeilen für die Arbeiter der gegenüberliegenden Fahrzeugwerke Falkenried errichtet. Konventionelle Neorenaissanceformen dekorieren schematisch die Fassaden dieser Terrassenbauten. Im Zweiten Weltkrieg mussten vier Terrassenhäuser einem Hochbunker weichen. Neun weitere und zwei Kopfbauten wurden während des Krieges durch Brandbomben zerstört. 1961 erklärte man die Falkenried-Terrassen zum Sanierungsgebiet und wollte sie abreißen. Deshalb kaufte die Neue Heimat 1965 den größten Teil der Wohnungen, die wegen der Abrisspläne vernachlässigt wurden. 1973 gründete sich die Mieterinitiative Falkenried, um den Abriss zu verhindern. Das Umdenken über den Umgang mit Altbauten in den folgenden Jahren und der Protest der 39 Jablonsky Jenisch-Stift genannte, großzügig in einem Park gelegene Seniorendomizil an der →Tarpenbekstraße 93 wirkt wie eine Hotelanlage. Die Architekten Krumbhaar & Heubel bauten es 1893 bis 95 beziehungsweise 1910 als bescheiden gestaltete Putzbauten mit Backsteingliederung. An der Einfahrt zu dem großen Gelände steht ein kleiner Pavillon aus Fachwerk. Das Jenisch-Stift an der Tarpenbekstraße. J Jablonsky: frühere Kultkneipe am → Eppendorfer Marktplatz/Ecke → Heinickestraße. Das Jablonsky wurde 1977 als Rock`n Roll-Kneipe gegründet und 1980 von dem ägyptischstämmigen Musikexperten Abi übernommen, der zuvor Abi`s Jazzclub in Uhlenhorst, einen der bekanntesten Live-Clubs der Stadt, geführt hatte. Durch den Musikmix aus 50er- bis 70er-JahreHits und die „die Kommunikation fördernde Enge“ auf der nur 30 Quadratmeter großen Kneipenfläche avancierte das Jablonsky zu einer der beliebtesten Kneipen Eppendorfs. Die Erdnüsse und das Konfetti, das Abi bei überschäumender Stimmung über seine Gäste ausschüttete, sind legendär. Das Jablonsky wurde 1999 geschlossen, weil Wirt Abi neue Wege gehen wollte. Rund 3 Millionen Menschen haben die Kultkneipe in 19 Jahren besucht. 35 000 Menschen sollen dem Jablonsky ihre Entstehung zu verdanken haben. Jenisch-Stift: aus drei Gebäuden bestehendes Altenstift der 1858 gegründeten „Senator Martin Johann Jenisch wohltätige Stiftung“. Das kurz 54 Jens, Walter (geb. 8.3.1923): Klassischer Philologe und Schriftsteller, aufgewachsen in der → Breitenfelder Straße, besuchte die gleichnamige Haupt- und Realschule. Jens ist seit 1956 Professor in Tübingen. Er schrieb Romane, Hörund Fernsehspiele, Essays und Fernsehkritiken und war von 1976 bis 1982 und 1988/89 Präsident des deutschen PEN-Zentrums. Johanniskirche: Die Johanniskirche, Eppendorfs ältestes Bauwerk an der Ecke → Kellinghusen- und → Ludolfstraße, zählt auch zu den ältesten Kirchen Hamburgs. Sie steht unter Denkmalschutz. Die vermutlich im 12. Jahrhundert aus Holz erbaute Kirche wurde 1267 erstmals erwähnt. Sie brannte im 14. Jahrhundert ab und wurde erneut als Holzbau errichtet. Vor dem Westgiebel entstand außerdem ein frei stehender Rundturm aus Feldsteinen, der 1751 mit Backstein ummantelt und mit einem geschweiften Kupferhelm gekrönt wurde. Ein neues, an den Turm angebautes Kirchenschiff entstand bereits 1622 als Fachwerksaal. 1902–03 ersetzte Architekt Julius Faulwasser die Holzbalkendecke durch ein Tonnengewölbe. Mit der Renovierung von 1961 wurden Details der alten Dorfkirche wiederhergestellt. In der Kirche hängen einige Gemälde aus dem 17. Jahrhundert. Auch das Pastorat von St. Johannis neben der Kirche in der → Ludolfstraße 66 ist alt und steht unter Denk- Johanniskirche Die Johanniskirche und ihre Häuser: direkt neben der Kirche das alte Pastorat, vorn das inzwischen abgebrochene neue Pastorat und in der Bildmitte das Gemeindehaus von 1927/28, heute Alma Hoppes Lustspielhaus. malschutz. Der verbohlte Fachwerkbau stammt aus dem 18. Jahrhundert. Das neue Gemeindehaus aus den Jahren 1927/28 an der → Ludolfstraße 53 beherbergt seit 1994 → Alma Hoppes Lustspielhaus. Zum Kirchspiel St. Johannis/Eppendorf gehörte einst der ganze heutige Nordwesten Hamburgs. 1768 schieden die Dörfer Lokstedt, Niendorf, Schnelsen, Stellingen, Eidelstedt und Hummelsbüttel aus dem Eppendorfer Pfarrverband aus. Als Gegenleistung verzichtete der dänische König und Herzog von → Holstein auf das Recht, jeden zweiten Pastor und Küster von St. Johannis zu bestimmen. Ein Streit um die Einsetzung der Kirchenangestellten zwischen dem Hamburger Rat und dem dänischen König endete 1690 mit diesem Kompromiss, (siehe auch → Dänen). Im 17. Jahrhundert wurde die Johanniskirche mehrfach geplündert. 1627 fiel das kaiserliche Heer im → Dreißigjährigen Krieg über das Eppendorfer Gotteshaus her. 1645 kamen die Schweden und 1659 die Polen im Auftrag der → Dänen. Während die → Franzosen Eppendorf besetzten, diente die Johanniskirche 1814 als Lazarett für 700 Kranke und Obdachlose. Im Laufe der Verstädterung Hamburgs verlor das St. Johannis-Kirchspiel die letzten Nachbargebiete. Seit 1972 ist die Gemeinde nur noch für das Zentrum von Eppendorf zuständig (siehe → Anscharkirche, → Martinuskirche). Eine überragende Rolle spielt die Johanniskirche in ganz Hamburg aber für Trauungen. In den alten Mauern wird so oft geheiratet wie in kaum einem anderen Gotteshaus Hamburgs. Sie ist daher auch als Hochzeitskirche bekannt. 55 Kommunisten Diese einst strohgedeckten Katen aus dem Besitz der Familie Langloh standen noch bis 1919. Kommunisten: siehe → Arbeiterviertel, → Drittes Reich, → Gedenkstätte Ernst Thälmann, → Thälmann, Ernst, → Möller, Walter Kornwindmühle: siehe → Mühlen. Kram- und Viehmarkt: siehe → Eppendorfer Markt Kremper Straße (1902): Die zwischen dem → Abendrothsweg und dem → Eppendorfer Weg gelegene Straße wurde im Rahmen der Motivgruppe Orte in Holstein nach der zwischen Glückstadt und Itzehoe liegenden Kleinstadt Krempe benannt. Kümmellstraße (1932): Straße im Zentrum Eppendorfs zwischen der → Eppendorfer Landstraße und der → Schottmüllerstraße. Die Küm62 mellstraße hat ihren Namen von dem Arzt Dr. Hermann Kümmell (1852 – 1937), der ab 1895 die Chirurgische Abteilung am Eppendorfer Krankenhaus (siehe → Universitäts-Krankenhaus Eppendorf) leitete und 1919 als Professor der Chrirurgie Rektor an der neu gegründeten Hamburger Universität und Erster Dekan von deren medizinischer Fakultät wurde. An der Kümmellstraße liegen das → Bezirksamt HamburgNord und das Kaufhaus → Karstadt. Künstlertheater: siehe → Hamburger Künstlertheater Kulturhaus Eppendorf: Stadtteilkultureinrichtung im Gebäude der früheren → Polizeiwache, → Martinistraße 40. Das 1989 von dem Verein „Bürgerhaus für Eppendorf“ eröffnete Kulturhaus bietet im Soutterain des Hauses → Lenhartzstraße Martinistraße 40 kulturelle Veranstaltungen und Kurse aller Art an. Es wird aus öffentlichen Geldern, den Einnahmen der Veranstaltungen und Spenden finanziert und jährlich von fast 20 000 Menschen genutzt. 1998 wurde das KulturhausBistro eröffnet, in dem anerkannte Asylbewerber arbeiten. In einem Anbau befindet sich das → Stadtteilarchiv Eppendorf. Kunhardtstraße(1921): Straße zwischen der → Kellinghusen- und der → Heilwigstraße, benannt nach dem Richter am Niederngericht Georg Ferdinand Kunhardt (1824–1895), der 1865 bis 1867 Präsident der Bürgerschaft und 1869–1887 Senator war. Zwischen 1920 und 1930 ließ der Eppendorfer Baulöwe Johann Wilhelm → Ruppert an der Kunhardtstraße Wohnblocks errichten, die damals als vorbildlich galten. L Landhäuser: siehe → Sommerhäuser Lehmweg (1864): Hauptverkehrs- und zum Teil belebte Geschäftsstraße zwischen der → Hoheluftchaussee und der Kreuzung → Eppendorfer Baum / → Lenhartzstraße / → Eppendorfer Weg. Über den Lehmweg führte die alte Landstraße von Hamburg nach Eppendorf. Hier befanden sich einst Lehmgruben. 1898 wurde eine Volksschule am Lehmweg 14 eröffnet. In dem roten Backsteingebäude residierte während des → Dritten Reiches die SS. Die Schule ging 1967 in der Schule → Breitenfelder Straße auf. Das Gebäude wird seit 1986 von der Ida-EhreGesamtschule (vormals Jahnschule) für die Oberstufenkurse genutzt. Ein Erweiterungsbau entstand 2000. Lenhartzstraße (1911): Hauptverkehrsstraße zwischen → Eppendorfer Baum und → Tarpenbekstraße. Namensgeber Dr. Hermann Lenhartz (1854 – 1910) leitete das Eppendorfer Krankenhaus (siehe → Universitäts-Krankenhaus Eppendorf) von 1901 bis 1910. Ab 1895 hatte er das von ihm geleitete St. Georger Krankenhaus reformiert. Auch in Eppendorf verbesserte er vieles. Die einst beschauliche Lenhartzstraße wur- Der Lehmweg war schon in früheren Zeiten eine Geschäftsund Wohnstraße. Landstraßenfest: siehe → Eppendorfer Landstraßenfest Langloh: Die Bauernfamilie Langloh besaß 1838 in Eppendorf einen der fünf Vollhöfe. Das Langlohsche Gehöft befand sich südlich der → Johanniskirche im Bereich der heutigen → Kellinghusenstraße. An der Ecke → Faaßweg standen noch bis 1919 strohdachgedeckte Katen aus dem Langlohschen Besitz. 63 Wolfgang-Borchert-Schule Der Woldsenweg kurz nach seiner Anlage. Noch sind die Bäume kaum gewachsen. nannt nach August Friedrich Woldsen (1792 bis 1868), Präses des Hamburger Militär-Kommissariats zur Amtszeit des Bürgermeisters Kellinghusen (1842–1860);(siehe → Kellinghusenstraße) und Begründer zweier mildtätiger Stiftungen. Wolfgang-Borchert-Schule: Haupt- und Realschule in der → Erikastraße 41. Die WolfgangBorchert-Schule wurde 1900 als Volksschule für Mädchen („Erica-Schule“) und für Jungen (Schule → Martinistraße) gegründet. 1964 wurden beide Schulen zusammengelegt. 1969 erhielt die neue Schule den Namen des Dichters Wolfgang → Borchert, der hier die Schulbank gedrückt hatte. WSAP: Wassersportabteilung in der SV Polizei. Die 1923 gegründete Wassersportabteilung ist 92 seit 1931 am → Isekai mit einem Bootshaus ansässig. Die WSAP betreibt Kanu- und Rudersport. Ihre Mitglieder haben zahlreiche vordere Plätze bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften sowie 63 Deutsche, 107 Norddeutsche und 165 Hamburger Meisterschaften errungen. Erich Koschik wurde 1934 Europameister im 1 000 Meter Einerkanadier. Wülffkens Theater → siehe Café Lindtner Z Zinnendorf-Stiftung: Einrichtung für schwerstkranke junge Menschen auf dem Gelände der Stiftung → Anscharhöhe. Das 1991 erbaute Haus Zur alten Mühle Schülerinnen der Erica-Schule, der heutigen Wolfgang-Borchert-Schule, haben sich fürs Gruppenfoto versammelt. der Zinnendorf-Stiftung für 21 Schwerstkranke ist einmalig in Westeuropa. Die Stiftung wurde 1988 von der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland initiiert, nach deren Gründer Johann Wilhelm Ellenberger, Kellner von Zinnendorf, sie benannt ist. Zollgrenze: Zoll wurde von 1861 bis 1888 am südlichen Ende des → Eppendorfer Mühlenteichs erhoben. Nach der Aufhebung der Torsperre am 31.12.1860 verlief die neue Hamburger Zollgrenze, die Acciselinie, unter anderem nördlich von Eppendorf. Hamburg war dem 1834 gegründeten Deutschen Zollverein nicht beigetreten. Die Zolleintreiber saßen zunächst in einem Teil des alten Mühlengebäudes und zo- gen 1865 in ein kleines, hinter der Mühle gelegenes Häuschen um, in dem bis zu jenem Jahr Chausseegeld kassiert wurde (siehe → Alsterkrugchaussee). Mit dem Beitritt Hamburgs zum deutschen Zollgebiet im Jahre 1888, von dem in Hamburg nun nur noch der Freihafen ausgenommen war, entfiel die Zollgrenze am Mühlenteich. Das Accisehäuschen wurde 1901 zusammen mit dem Mühlengebäude abgerissen, als die → Eppendorfer Landstraße hier wegen der Verlegung von Straßenbahnschienen verbreitert wurde. Zur alten Mühle: siehe → Mühlen 93