Eppendorf - Medien

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Christian Hanke
Eppendorf
von
A-Z
Das Stadtteillexikon
mit Hoheluft-Ost
Medien-Verlag Schubert
Abendrothsweg
Die Villa Abendroth.
A
Abendrothsweg (1864): Hauptstraße von
Hoheluft-Ost, führt von der → Hoheluftchaussee
zur → Curschmannstraße; benannt nach Dr.
Amadeus August Abendroth (1767–1842),
1811–1814 Hamburger Bürgermeister, 1809–
1811 und 1814–1821 Amtmann von Ritzebüttel
(Hamburgischer Besitz rund um Cuxhaven), Gründer des dortigen Seebades. Der Besitz der Familie Abendroth lag von 1833 bis 1875 zwischen
→ Hoheluftchaussee, → Breitenfelder Straße und
Abendrothsweg. Bis 1864 im Volksmund: Kirchenweg.
Accise (Akzise): → Zollgrenze
8
Adlerstraße: erster Name des östlichen Teils
des → Eppendorfer Wegs, benannt im Rahmen
einer Motivgruppe Tiere. Die Adlerstraße wurde 1898 in → Goßlerstraße umbenannt.
Akzise-Eiche: rund 200 Jahre alte Eiche an
der → Eppendorfer Landstraße vor der Restaurant-Kneipe „Zur alten Mühle“ (siehe → Mühlen). Der Baum mit einem Umfang von fast vier
Metern hat schon das Akzisehäuschen gesehen,
in dem an dieser Stelle von 1865 bis 1888 Zoll
eingetrieben wurde (siehe → Zollgrenze). Von
diesem Gebäude hat die Eiche ihren Namen.
Albertstraße: Albertstraße hieß die heutige →
Geschwister-Scholl-Straße, als sie 1863 von der
Witwe des Bauernvogts Albert → Timmermann
Alsterbadeanstalten
angelegt wurde. 1899 erhielt sie den Namen
→ Niendorfer Straße, da es in Hammerbrook
bereits eine Albertstraße gab.
Alma Hoppes Lustspielhaus: größtes Hamburger Kaberett-Theater, 1994 von dem Hamburger Kabarett-Duo „Alma Hoppe“ im ehemaligen,
1927/28 erbauten Gemeindehaus der →
Johanniskirche in der → Ludolfstraße 53 gegründet. In „Alma Hoppes Lustspielhaus“ treten neben den Hausherren auch Top-Kabarettisten aus
ganz Deutschland auf, wie zum Beispiel Dieter
Hildebrandt, Stephan Wald, Hans Scheibner,
Thomas Freitag, Hans-Dieter Hüsch und Henning
Venske. Der ursprünglich für Veranstaltungen des
Stadtteils vorgesehene Theatersaal mit 500 Plätzen diente zwischenzeitlich verschiedenen Theatern als Probebühne und Malsaal. Die Kapazität des Saals wurde mit der Eröffnung von Alma
Hoppes Lustspielhaus durch die Aufstellung von
Tischen auf 350 Plätze reduziert. Hinter dem aus
einer Laune heraus gewählten, von einer Saftmarke herrührenden Namen „Alma Hoppe“ verbergen sich die Hamburger Kabarettisten JanPeter Petersen und Nils Loenicker, die vor ihrer
Theatergründung viele Jahre das → Kabarett
Mon Marthe als Hausgruppe bespielten.
Alster: An der Alster wurde Eppendorf gegründet. Das Wasser von Hamburgs zweitlängstem
Fluss gab dem früheren Dorf möglicherweise
sogar seinen Namen (→ Eppendorf, Name). Die
Alster bildet Eppendorfs Ostgrenze und war einst
einer der wichtigsten Transportwege für das Dorf
(→ Alsterschifffahrt). 1913 bis 1926 wurde die
Alster von der Krugkoppelbrücke bis Fuhlsbüttel
und damit auch zwischen Eppendorf und →
Winterhude kanalisiert. Dabei entstand das große von Mauerbastionen eingerahmte Becken
Die 1895 aus zwei Männerbädern zusammengefasste
Eppendorf-Winterhuder Badeanstalt an der Alster.
zwischen → Hayns Park und Winterhuder Kai.
Der Begradigung fielen ein Nebenarm der Alster,
der → Doven Streek, die Landzunge Reiherstieg
und die → Alsterbadeanstalten zum Opfer.
Alsterbadeanstalten: Das Baden in der
Alster war bis ins 20. Jahrhundert hinein selbstverständlich. In Eppendorf entstanden gleich drei
Flussbadeanstalten: ein Männer-Schwimmbad
um 1840 aus einem freien Badeplatz hinter dem
Garten des Senators Hayn (dem heutigen →
Hayns Park) durch den Bau eines Badeschuppens, das nach dem Erbauer des Schuppens,
dem Kohlenhändler Jacobs, auch Jacobs-Bad
hieß. Die Frauen erhielten 1866 ein Stück weiter
nördlich bei der Eppendorfer → Mühle eine kleine, durch Planken hermetisch von der Umgebung
abgeschlossene Badeanstalt, die 1874 an den
letzten Abschnitt des → Tarpenbek zwischen →
Eppendorfer Mühlenteich und → Alster nahe der
→ Borsteler Brücke verlegt und 1876 vergößert
wurde. Zwischen beiden Bädern legte man 1869
die Militärbade- und Schwimmanstalt des zweiten Hanseatischen Infanterie-Regiments Nr. 76
an. Dieses Bad erhielt zehn Jahre später sogar
ein Schwimmbassin. Die beiden Männerbäder
wurden 1895 unter der Regie der Bürgervereine
9
Arbeiterviertel
Das idyllisch gelegene Bootshaus Baarmeier am Hayns Park.
Arbeiterviertel: Im Westen von Eppendorf,
zwischen → Lokstedter Weg, → Fricke-, und →
Tarpenbekstraße, entstanden ab den 1870er-Jahren schmucklose Arbeiterquartiere. Die ersten
„Stockwerkshäuser“, wie sie der Eppendorfer
Schriftsteller Karl → Scheffler nannte, wurden für
die Beschäftigten von Fabriken erbaut, die im
äußersten Norden Eppendorfs an der → Alster
lagen. Bis zum Ersten Weltkrieg war ein dicht
bebautes Arbeiterviertel entstanden, in dem überwiegend links gewählt wurde. In den 20er-Jahren bildeten sich typische SPD- und KPD-Straßen
heraus. An der Ecke → Tarpenbek- und → Kegelhofstraße (heute → Ernst-Thälmann-Platz) wohnte zeitweise der Vorsitzende der KPD, Ernst →
Thälmann. Während der NS-Zeit wurden viele
Eppendorfer Arbeiter und Widerstandskämpfer
eingekerkert und ermordet (siehe auch → Drittes Reich). An einige erinnerten nach dem Zwei16
ten Weltkrieg an den Häusern, in denen sie wohnten, Gedenktafeln. Als sich auch das Arbeiterviertel von Eppendorf in den 70-/80-Jahren in
hochwertigen Wohnraum verwandelte, verschwanden die meisten wieder.
Armin-Clasen-Stieg (1982): Die kleine vom
→ Salomon-Heine-Weg abzweigende Straße
wurde nach dem Heimatforscher und Schriftsteller Armin → Clasen benannt.
Arnold-Heise-Straße (1948): Straße zwischen
→ Looge- und → Geffckenstraße, benannt nach
dem Senator und Juristen Dr. Johann Arnold Heise
(1747–1834). Er war Ehrendoktor der juristischen
Fakultät in Kiel und ab 1807 Hamburger Bürgermeister. Das 1922/23 erbaute, schmuckreich gestaltete Holzhaus Nr. 27 steht seit 1982 unter
Denkmalschutz. Bis 1948: → Godeffroystraße.
Bauern
Bauernhöfe prägten das Bild in Eppendorf bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts.
B
Badeanstalten: siehe → Alsterbadeanstalten
und → Holthusenbad
Bootshaus Barmeier: Hamburgs größtes KanuBootshaus, am → Tarpenbek zwischen → Eppendorfer Mühlenteich und → Alster gelegen. In dem
1925/26 von dem Tischler Fritz Barmeier auf dem
früheren Gelände einer Kohlenhandlung errichteten Holzbau finden 370 Kajaks und Kanus Platz.
Es dient als einziges großes Bootshaus in Hamburg
nur der Lagerung von privaten Booten. 1974 erwarb es die Familie Ditze, 1996 der in Eppendorf
aufgewachsene Schauspieler Björg Torke, der sich
einen Kindertraum erfüllte und für seine neue Tätigkeit die Schauspielerei an den Nagel hängte.
Bauern: Eppendorf wurde über Jahrhunderte
vorwiegend von Bauernfamilien und deren Beschäftigten bewohnt, die Getreide anbauten und
Viehwirtschaft betrieben. Fünf große Gehöfte
prägten das Zentrum des früheren Dorfes zwischen → Johanniskirche, → Eppendorfer Marktplatz und der → Looge. Sie gehörten 1838 den
Familien → Pann, → Ellerbrock und → Langloh
sowie zwei Zweigen der in Eppendorf dominierenden Familie → Timmermann. 1347 soll es in
Eppendorf zehn Höfe gegeben haben. 1811
wurde die Landwirtschaft von den fünf Großbauern (Vollhufnern) und von 15 Kätnern betrieben
Kleinbauern, die nur eine Kate besaßen. 1832
zählte man 5 Voll- und 12 Halbhufner sowie 17
Brinksitzer. Ein Bauernvogt, den die Vollhufnerfamilien stellten, regelte Streitigkeiten. Aufgrund
der Aufwertung des Grund und Bodens durch
den Bedarf an Mietshäusern im Zuge der Indus17
Doven Streek
Die Eppendorfer Dorfschule von der Alster aus gesehen.
wurde die Schule ins frühere → Mühlengebäude
am → Tarpenbek verlegt, weil das alte Küsterhaus zu klein geworden war. 1878 entstand ein
neues Schulgebäude für Mädchen am →
Schrammsweg, die heutige → Handelsschule
Kellinghusenstraße. Die Jungen lernten ab 1886
am Voßberg in Winterhude, bis auch sie ein eigenes Gebäude in Eppendorf bekamen. 1891
konnten sie die Schule → Knauerstraße beziehen. Ein Jahr zuvor war das Küsterhaus, die
Eppendorfer Dorfschule, abgerissen worden.
Doven Streek: früherer Nebenarm der →
Alster. Vor der Kanalisierung der → Alster teilte
sich der Fluss ungefähr in Höhe der → Johanniskirche nach Norden in den Hauptlauf auf der
Winterhuder und den rund zehn Meter breiten
Doven Streek auf der Eppendorfer Seite. Zwi26
schen beiden Wasserläufen befand sich eine
Landzunge, die den Namen Reiherstieg trug. Der
Doven Streek, der auf einer Karte aus dem Jahre
1774 als „De Schlät“ bezeichnet wird, ist vermutlich die alte Mündung des → Tarpenbek. Ein
letzter Rest des Doven Streek bildet die Bucht
vor dem Bootshaus → Silwar, den die hölzerne
Brücke überquert, die zum → Hayns Park führt.
Dreißigjähriger Krieg: Eppendorf wurde
während des Dreißigjährigen Krieges mehrfach
von Truppen verschiedener Mächte besetzt.
Zuerst kamen die → Dänen. Sie wurden 1627
von den kaiserlichen Truppen des Feldmarschalls
Tilly vertrieben, die die → Johanniskirche plünderten. Das Gotteshaus blieb auch nicht verschont, als 1643 die Schweden durch Eppendorf
zogen. Das Heer des Generals Torstenson lager-
Drittes Reich
Der Doven Streek, ein Nebenarm der Alster auf der Eppendorfer Seite, verschwand mit der Kanalisierung des Flusses.
te bei der Wassermühle (siehe → Mühlen) und
legte eine geschlossene Schanze an.
Drittes Reich: In Eppendorf stieß die NSDAP
entsprechend der gemischten Bevölkerungszusammmensetzung auf unterschiedliche Resonanz. Bei den letzten freien Reichstagswahlen am
6. November 1932 erzielte sie beispielsweise
in der → Erikastraße mit 41,8 % das mit Abstand
beste Ergebnis dieses Wahllokals. Es folgten
DNVP (Deutschnationale) mit 17,4 %, SPD mit
17 % und die liberalen Parteien DDP und DVP
mit zusammen 14 %. Die KPD kam auf 5 %. Im
Wahllokal → Loogestieg lagen die Liberalen mit
29,7 % vorn, gefolgt von DNVP (23,5 %),
NSDAP (21 %) und SPD (18,4 %). Die KPD erzielte 2,9 %. In der → Kegelhofstraße, im Arbeiterviertel des Stadtteils, führte die SPD mit 38,1 %
vor der KPD (35,3 %) und der NSDAP (15 %).
Die Liberalen erzielten 4,2 % und die DNVP 2,9
%. Die Nationalsozialisten waren an vielen Stellen des Stadtteils präsent. NS-Ortsgruppen hatten ihre Büros in der → Eppendorfer Landstraße
33 (Süd) und 120 (West), in der → Erikastraße
122 (Nord), → Godeffroystraße 10 (Ost) und
im → Eppendorfer Weg 211 („Otto Blöcker“).
Das NSDAP-Kreisamt saß → Beim Andreasbrunnen 6, die SS-Standarte am → Lehmweg
14, HJ und BDM am → Loogeplatz 14. Viele
Eppendorfer Jüdinnen und Juden wurden in die
Vernichtungslager verschleppt wie zum Beispiel
Hedwig Grünwald aus der → Haynstraße, Paul
Mendel aus dem → Loogestieg und sein Nachbar, der Frauenarzt Dr. Berthold Jungmann. Das
→ Martin-Brunn-Stift wurde zum Judenstift erklärt.
Von hier mussten mindestens 140 Menschen in
27
Ebbo
die Vernichtungslager fahren. Zwei Eppendorfer
Straßen, die nach Juden benannt waren, wurden 1938 umbenannt: die → Unnastraße erhielt
die Bezeichnung → Hans-Much-Weg und die →
Gabriel-Rießer-Straße den Namen → Lichtwarkstraße. Eine Unnastraße gibt es heute wieder in
Eimsbüttel, eine Rießerstraße in Hamm. Das →
Falkenried trug während der NS-Zeit nach einem
erschossenen Hitlerjungen den Namen OttoBlöcker-Straße. Andere Eppendorfer verloren ihr
Leben, weil sie gegen das Regime aufbegehrten, wie zum Beispiel der KPD-Bürgerschaftsabgeordnete Gustav Brandt aus der → Niendorfer
Straße, Hermann Spreckels aus der → Tarpenbekstraße, Richard Schönfeld aus der → Frickestraße, der Eppendorfer SPD-Distriktleiter Robert
Finnern aus der → Knauerstraße oder die Eppendorfer Mediziner Margaretha Rothe und
Friedrich Geussenhainer, die Kontakte zur „Weißen Rose“ unterhielten, der Gruppe um die
Widerständler Sophie und Hans Scholl. An die
Mediziner erinnert seit 1987 eine Gedenktafel
im Praktikumsgebäude des → Universitäts-Krankenhauses Eppendorf, das nach ihnen „RotheGeussenhainer-Haus“ heißt. Gedenktafeln an
den Häusern, in denen andere aktive Regimegegner wohnten, entfernten in vielen Fällen neue
Hausbesitzer, etwa die Tafeln für Spreckels,
Walter → Möller und Ernst → Thälmann. Die
ebenfalls entfernte Gedenktafel für den Bäcker
Richard Schönfeld befindet sich inzwischen
wieder neben dem Hauseingang → Frickestraße
34. Nach Widerstandskämpfern gegen das NSRegime, den Geschwistern Sophie und Hans
Scholl, wurde nach dem Krieg die frühere →
Niendorfer Straße benannt, die seit 1937 →
Tettenbornstraße hieß. Sie erhielt den Namen →
Geschwister-Scholl-Straße. Im Zweiten Weltkrieg
blieb Eppendorf weit gehend von → Luftangrif28
Hakenkreuzflaggen am Eppendorfer Weg.
fen verschont. An die Zeit des Dritten Reiches
erinnern auch zwei im öffentlichen Raum befindliche Objekt-Kunstwerke des Eppendorfer Künstlers Gerd Stange: die → Subbühne und die →
Verhörzelle.
E
Ebbo: Erzbischof von Reims → Eppendorf,
Name
Eben-Ezer-Kirche: Evangelisch-methodistische Kirche am → Abendrothsweg 43. Seit
1897 existiert in Eppendorf eine evangelischmethodistische Gemeinde. Ihr erstes Domizil befand sich in einer Tischlerwerkstatt am → Ep-
Ellerbrock
Jahrhundert an der heutigen Ecke → Eppendorfer Landstraße und → Schrammsweg. Die Bezeichnung wurde 1899 aufgegeben.
Eisenlohrsweg (1929): kleine Straße zwischen → Breitenfelder und → Husumer Straße,
benannt nach dem Neurologen Carl Eisenlohr
(1847–1896), der ab 1886 als Oberarzt am
damals noch im Bau befindlichen Eppendorfer
Krankenhaus tätig war.
Mitglieder der Sonntagsschule der Eben-Ezer-Kirche.
pendorfer Baum. Eine Sonntagsschule unterhielten die Methodisten bereits seit 1893 im Krankenhaus → Bethanien, das methodistische Diakonissinnen gründeten. 1907 wurde die Kirche
am → Abendrothsweg eingeweiht, die sich im
Erdgeschoss eines damals neu erbauten, der
Gemeinde gehörenden Wohnhauses befindet.
1961 erhielt die Kirche eine Orgel. 1995 gründete sich an der Eben-Ezer-Kirche eine ghanaische Gemeinde.
Edgar-Roß-Straße (1909): Zwischen → Tarpenbek- und → Erikastraße gelegen, benannt
nach Edgar Roß (1807 –1885), einem Hamburger Kaufmann aus einer schottischen Familie. Roß war Vorsitzender des Marineausschuss
im ersten deutschen Parlament 1848, von 1858
bis 1874 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft
und von 1867 bis 1871 Mitglied im Reichstag
des Norddeutschen Bundes. Er galt als energischer Verfechter des Freihandels.
Elim: Altenstift in der → Frickestraße 22, 1894/
95 als Backsteinbau mit Neorenaissancegliederungen erbaut.
Ellerbrock: Die Eppendorfer Bauernfamilie
besaß einen der fünf Vollhöfe des Dorfes. Familie Ellerbrock war bis 1792 am Rande der →
Looge, an der heutigen → Kellinghusenstraße
gegenüber der Einmündung → Schrammsweg,
ansässig. Später befand sich das Ellerbrocksche
Gehöft an der Nordseite der heutigen →
Ludolfstraße, etwa in der Mitte zwischen der
→ Johanniskirche und dem → Eppendorfer
Marktplatz. Der Ellerbrocksche Besitz brannte
1880 ab.
Partie am früheren Ehlersweg.
Ehlersweg: früherer Name für die Nebenfahrbahn der → Eppendorfer Landstraße zwischen → Kümmell- und → Martinistraße. Das
Anwesen der Familie Ehlers, nach dem die Straße benannt wurde, befand sich bereits im 18.
29
Fachwerkhäuser
Eines der markantesten Fachwerkhäuser Eppendorfs steht an der Ludolfstraße 43.
Fachwerkhäuser: Fachwerkhäuser befinden
sich in Eppendorf in der Nähe der → Johanniskirche und am → Eppendorfer Marktplatz: das
alte Pastorat der → Johanniskirche, → Ludolfstraße 66; das Wohnhaus → Ludolfstraße 43,
in dem sich ein Restaurant befindet (lange
Zeit der „Brahms-Keller“ und die „Brahmsstuben“); Teile des → Willschen Palais, Ludolfstraße 19; das frühere Haus des → Klostervogts,
→ Eppendorfer Marktplatz 11 und das Eckhaus
→ Eppendorfer Landstraße/ → Martinistraße,
in dem 1887 die beliebte „Gastwirtschaft
zum alten Land-Haus“ eröffnete und heute ein
italienisches Restaurant ansässig ist. Der älteste
Fachwerkbau Eppendorfs ist der Saal der →
Johanniskirche aus dem Jahre 1622. Aus dem
17. Jahrhundert stammen auch Teile des →
Willschen Palais.
38
Fähre nach → Winterhude; siehe → Alsterfähre
Falkenried (1890): Die zwischen → Lehmweg
und → Martinistraße gelegene Straße Falkenried gehört zu drei benachbarten Straßen in
Hoheluft-Ost, die nach Tiernamen benannt wurden. Neben dem Falkenried ist nur die → Löwenstraße geblieben. Die → Adlerstraße wurde
1898 in → Goßlerstraße umbenannt (heute der
östliche Teil des → Eppendorfer Weges). Das
Wort „Ried“ bezeichnet eine Weidefläche, die
vorher Waldboden war. Zwischen Falkenried und
→ Löwenstraße befindet sich die größte Hamburger Wohnanlage in der für die Hansestadt
typischen → Terrassenbauweise (siehe → Falkenried-Terrassen). Gegenüber den Terrassen am
Falkenried waren von 1892 bis 1999/2000 die
Falkenried-Terrassen
Blick in die Falkenried-Terrassen.
Fahrzeugwerke Falkenried ansässig. Die 1890
bis 1992 von der Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft
als neue Straßenbahnwagenfabrik erbauten und
von der Hamburger Hochbahn AG weitergeführten Werke erwarben sich einen internationalen
Ruf im Fahrzeugbau. Hier befand sich früher auch
der Betriebshof der Hamburger Straßenbahnen.
Im nördlichen Teil der Straße stand von 1964
bis 1996 ein → Blindenaltenheim.
1934–1945: Otto-Blöcker-Straße (benannt nach
einem von Kommunisten erschossenen Hitlerjungen).
Falkenried-Terrassen: größter in der →
Terrassenbauweise errichteter Gebäudekomplex
Hamburgs. Die Falkenried-Terrassen wurden
1890 bis 1903 zwischen → Falkenried und →
Löwenstraße als dreigeschossige Kleinwohnungs-
häuser mit 30 bis 45 Quadratmeter großen Wohnungen in langgestreckten Doppelzeilen für die
Arbeiter der gegenüberliegenden Fahrzeugwerke Falkenried errichtet. Konventionelle Neorenaissanceformen dekorieren schematisch die
Fassaden dieser Terrassenbauten. Im Zweiten
Weltkrieg mussten vier Terrassenhäuser einem
Hochbunker weichen. Neun weitere und zwei
Kopfbauten wurden während des Krieges durch
Brandbomben zerstört. 1961 erklärte man die
Falkenried-Terrassen zum Sanierungsgebiet und
wollte sie abreißen. Deshalb kaufte die Neue
Heimat 1965 den größten Teil der Wohnungen,
die wegen der Abrisspläne vernachlässigt wurden. 1973 gründete sich die Mieterinitiative
Falkenried, um den Abriss zu verhindern. Das
Umdenken über den Umgang mit Altbauten in
den folgenden Jahren und der Protest der
39
Jablonsky
Jenisch-Stift genannte, großzügig in einem Park
gelegene Seniorendomizil an der →Tarpenbekstraße 93 wirkt wie eine Hotelanlage. Die Architekten Krumbhaar & Heubel bauten es 1893 bis
95 beziehungsweise 1910 als bescheiden gestaltete Putzbauten mit Backsteingliederung. An
der Einfahrt zu dem großen Gelände steht ein
kleiner Pavillon aus Fachwerk.
Das Jenisch-Stift an der Tarpenbekstraße.
J
Jablonsky: frühere Kultkneipe am → Eppendorfer Marktplatz/Ecke → Heinickestraße. Das
Jablonsky wurde 1977 als Rock`n Roll-Kneipe
gegründet und 1980 von dem ägyptischstämmigen Musikexperten Abi übernommen, der
zuvor Abi`s Jazzclub in Uhlenhorst, einen der
bekanntesten Live-Clubs der Stadt, geführt hatte.
Durch den Musikmix aus 50er- bis 70er-JahreHits und die „die Kommunikation fördernde
Enge“ auf der nur 30 Quadratmeter großen
Kneipenfläche avancierte das Jablonsky zu einer der beliebtesten Kneipen Eppendorfs. Die
Erdnüsse und das Konfetti, das Abi bei überschäumender Stimmung über seine Gäste ausschüttete, sind legendär. Das Jablonsky wurde 1999 geschlossen, weil Wirt Abi neue Wege gehen wollte. Rund 3 Millionen Menschen haben die Kultkneipe in 19 Jahren besucht. 35 000 Menschen
sollen dem Jablonsky ihre Entstehung zu verdanken haben.
Jenisch-Stift: aus drei Gebäuden bestehendes
Altenstift der 1858 gegründeten „Senator Martin
Johann Jenisch wohltätige Stiftung“. Das kurz
54
Jens, Walter (geb. 8.3.1923): Klassischer
Philologe und Schriftsteller, aufgewachsen in der
→ Breitenfelder Straße, besuchte die gleichnamige Haupt- und Realschule. Jens ist seit 1956
Professor in Tübingen. Er schrieb Romane, Hörund Fernsehspiele, Essays und Fernsehkritiken und
war von 1976 bis 1982 und 1988/89 Präsident
des deutschen PEN-Zentrums.
Johanniskirche: Die Johanniskirche, Eppendorfs ältestes Bauwerk an der Ecke → Kellinghusen- und → Ludolfstraße, zählt auch zu den
ältesten Kirchen Hamburgs. Sie steht unter Denkmalschutz. Die vermutlich im 12. Jahrhundert aus
Holz erbaute Kirche wurde 1267 erstmals erwähnt. Sie brannte im 14. Jahrhundert ab und
wurde erneut als Holzbau errichtet. Vor dem
Westgiebel entstand außerdem ein frei stehender Rundturm aus Feldsteinen, der 1751 mit Backstein ummantelt und mit einem geschweiften
Kupferhelm gekrönt wurde. Ein neues, an den
Turm angebautes Kirchenschiff entstand bereits
1622 als Fachwerksaal. 1902–03 ersetzte Architekt Julius Faulwasser die Holzbalkendecke
durch ein Tonnengewölbe. Mit der Renovierung
von 1961 wurden Details der alten Dorfkirche
wiederhergestellt. In der Kirche hängen einige
Gemälde aus dem 17. Jahrhundert. Auch das
Pastorat von St. Johannis neben der Kirche in der
→ Ludolfstraße 66 ist alt und steht unter Denk-
Johanniskirche
Die Johanniskirche und ihre Häuser: direkt neben der Kirche das alte Pastorat, vorn das inzwischen abgebrochene neue
Pastorat und in der Bildmitte das Gemeindehaus von 1927/28, heute Alma Hoppes Lustspielhaus.
malschutz. Der verbohlte Fachwerkbau stammt
aus dem 18. Jahrhundert. Das neue Gemeindehaus aus den Jahren 1927/28 an der →
Ludolfstraße 53 beherbergt seit 1994 → Alma
Hoppes Lustspielhaus. Zum Kirchspiel St. Johannis/Eppendorf gehörte einst der ganze heutige
Nordwesten Hamburgs. 1768 schieden die Dörfer Lokstedt, Niendorf, Schnelsen, Stellingen,
Eidelstedt und Hummelsbüttel aus dem Eppendorfer Pfarrverband aus. Als Gegenleistung verzichtete der dänische König und Herzog von →
Holstein auf das Recht, jeden zweiten Pastor und
Küster von St. Johannis zu bestimmen. Ein Streit
um die Einsetzung der Kirchenangestellten zwischen dem Hamburger Rat und dem dänischen
König endete 1690 mit diesem Kompromiss, (siehe auch → Dänen). Im 17. Jahrhundert wurde
die Johanniskirche mehrfach geplündert. 1627
fiel das kaiserliche Heer im → Dreißigjährigen
Krieg über das Eppendorfer Gotteshaus her.
1645 kamen die Schweden und 1659 die Polen
im Auftrag der → Dänen. Während die → Franzosen Eppendorf besetzten, diente die Johanniskirche 1814 als Lazarett für 700 Kranke und Obdachlose. Im Laufe der Verstädterung Hamburgs
verlor das St. Johannis-Kirchspiel die letzten
Nachbargebiete. Seit 1972 ist die Gemeinde nur
noch für das Zentrum von Eppendorf zuständig
(siehe → Anscharkirche, → Martinuskirche). Eine
überragende Rolle spielt die Johanniskirche in
ganz Hamburg aber für Trauungen. In den alten
Mauern wird so oft geheiratet wie in kaum einem anderen Gotteshaus Hamburgs. Sie ist daher auch als Hochzeitskirche bekannt.
55
Kommunisten
Diese einst strohgedeckten Katen aus dem Besitz der Familie Langloh standen noch bis 1919.
Kommunisten: siehe → Arbeiterviertel, →
Drittes Reich, → Gedenkstätte Ernst Thälmann,
→ Thälmann, Ernst, → Möller, Walter
Kornwindmühle: siehe → Mühlen.
Kram- und Viehmarkt: siehe → Eppendorfer
Markt
Kremper Straße (1902): Die zwischen dem
→ Abendrothsweg und dem → Eppendorfer
Weg gelegene Straße wurde im Rahmen der
Motivgruppe Orte in Holstein nach der zwischen
Glückstadt und Itzehoe liegenden Kleinstadt
Krempe benannt.
Kümmellstraße (1932): Straße im Zentrum
Eppendorfs zwischen der → Eppendorfer Landstraße und der → Schottmüllerstraße. Die Küm62
mellstraße hat ihren Namen von dem Arzt Dr.
Hermann Kümmell (1852 – 1937), der ab 1895
die Chirurgische Abteilung am Eppendorfer Krankenhaus (siehe → Universitäts-Krankenhaus Eppendorf) leitete und 1919 als Professor der
Chrirurgie Rektor an der neu gegründeten Hamburger Universität und Erster Dekan von deren
medizinischer Fakultät wurde. An der Kümmellstraße liegen das → Bezirksamt HamburgNord und das Kaufhaus → Karstadt.
Künstlertheater: siehe → Hamburger
Künstlertheater
Kulturhaus Eppendorf: Stadtteilkultureinrichtung im Gebäude der früheren → Polizeiwache, → Martinistraße 40. Das 1989 von dem
Verein „Bürgerhaus für Eppendorf“ eröffnete
Kulturhaus bietet im Soutterain des Hauses →
Lenhartzstraße
Martinistraße 40 kulturelle Veranstaltungen und
Kurse aller Art an. Es wird aus öffentlichen Geldern, den Einnahmen der Veranstaltungen und
Spenden finanziert und jährlich von fast 20 000
Menschen genutzt. 1998 wurde das KulturhausBistro eröffnet, in dem anerkannte Asylbewerber
arbeiten. In einem Anbau befindet sich das →
Stadtteilarchiv Eppendorf.
Kunhardtstraße(1921): Straße zwischen der
→ Kellinghusen- und der → Heilwigstraße, benannt nach dem Richter am Niederngericht
Georg Ferdinand Kunhardt (1824–1895), der
1865 bis 1867 Präsident der Bürgerschaft und
1869–1887 Senator war. Zwischen 1920 und
1930 ließ der Eppendorfer Baulöwe Johann
Wilhelm → Ruppert an der Kunhardtstraße
Wohnblocks errichten, die damals als vorbildlich
galten.
L
Landhäuser: siehe → Sommerhäuser
Lehmweg (1864): Hauptverkehrs- und zum Teil
belebte Geschäftsstraße zwischen der → Hoheluftchaussee und der Kreuzung → Eppendorfer
Baum / → Lenhartzstraße / → Eppendorfer Weg.
Über den Lehmweg führte die alte Landstraße
von Hamburg nach Eppendorf. Hier befanden
sich einst Lehmgruben. 1898 wurde eine Volksschule am Lehmweg 14 eröffnet. In dem roten
Backsteingebäude residierte während des →
Dritten Reiches die SS. Die Schule ging 1967 in
der Schule → Breitenfelder Straße auf. Das Gebäude wird seit 1986 von der Ida-EhreGesamtschule (vormals Jahnschule) für die Oberstufenkurse genutzt. Ein Erweiterungsbau entstand
2000.
Lenhartzstraße (1911): Hauptverkehrsstraße
zwischen → Eppendorfer Baum und → Tarpenbekstraße. Namensgeber Dr. Hermann Lenhartz
(1854 – 1910) leitete das Eppendorfer Krankenhaus (siehe → Universitäts-Krankenhaus Eppendorf) von 1901 bis 1910. Ab 1895 hatte er das
von ihm geleitete St. Georger Krankenhaus reformiert. Auch in Eppendorf verbesserte er vieles. Die einst beschauliche Lenhartzstraße wur-
Der Lehmweg war schon in früheren Zeiten eine Geschäftsund Wohnstraße.
Landstraßenfest: siehe → Eppendorfer
Landstraßenfest
Langloh: Die Bauernfamilie Langloh besaß
1838 in Eppendorf einen der fünf Vollhöfe. Das
Langlohsche Gehöft befand sich südlich der →
Johanniskirche im Bereich der heutigen →
Kellinghusenstraße. An der Ecke → Faaßweg
standen noch bis 1919 strohdachgedeckte Katen aus dem Langlohschen Besitz.
63
Wolfgang-Borchert-Schule
Der Woldsenweg kurz nach seiner Anlage. Noch sind die Bäume kaum gewachsen.
nannt nach August Friedrich Woldsen (1792 bis
1868), Präses des Hamburger Militär-Kommissariats zur Amtszeit des Bürgermeisters Kellinghusen (1842–1860);(siehe → Kellinghusenstraße) und Begründer zweier mildtätiger Stiftungen.
Wolfgang-Borchert-Schule: Haupt- und Realschule in der → Erikastraße 41. Die WolfgangBorchert-Schule wurde 1900 als Volksschule für
Mädchen („Erica-Schule“) und für Jungen (Schule
→ Martinistraße) gegründet. 1964 wurden
beide Schulen zusammengelegt. 1969 erhielt die
neue Schule den Namen des Dichters Wolfgang
→ Borchert, der hier die Schulbank gedrückt
hatte.
WSAP: Wassersportabteilung in der SV Polizei.
Die 1923 gegründete Wassersportabteilung ist
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seit 1931 am → Isekai mit einem Bootshaus ansässig. Die WSAP betreibt Kanu- und Rudersport.
Ihre Mitglieder haben zahlreiche vordere Plätze
bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften sowie 63 Deutsche, 107 Norddeutsche und 165 Hamburger Meisterschaften errungen. Erich Koschik wurde 1934 Europameister
im 1 000 Meter Einerkanadier.
Wülffkens Theater → siehe Café Lindtner
Z
Zinnendorf-Stiftung: Einrichtung für schwerstkranke junge Menschen auf dem Gelände der
Stiftung → Anscharhöhe. Das 1991 erbaute Haus
Zur alten Mühle
Schülerinnen der Erica-Schule, der heutigen Wolfgang-Borchert-Schule, haben sich fürs Gruppenfoto versammelt.
der Zinnendorf-Stiftung für 21 Schwerstkranke ist
einmalig in Westeuropa. Die Stiftung wurde
1988 von der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland initiiert, nach deren Gründer Johann Wilhelm Ellenberger, Kellner von
Zinnendorf, sie benannt ist.
Zollgrenze: Zoll wurde von 1861 bis 1888
am südlichen Ende des → Eppendorfer Mühlenteichs erhoben. Nach der Aufhebung der Torsperre am 31.12.1860 verlief die neue Hamburger Zollgrenze, die Acciselinie, unter anderem
nördlich von Eppendorf. Hamburg war dem
1834 gegründeten Deutschen Zollverein nicht
beigetreten. Die Zolleintreiber saßen zunächst in
einem Teil des alten Mühlengebäudes und zo-
gen 1865 in ein kleines, hinter der Mühle gelegenes Häuschen um, in dem bis zu jenem Jahr
Chausseegeld kassiert wurde (siehe → Alsterkrugchaussee). Mit dem Beitritt Hamburgs zum
deutschen Zollgebiet im Jahre 1888, von dem in
Hamburg nun nur noch der Freihafen ausgenommen war, entfiel die Zollgrenze am Mühlenteich.
Das Accisehäuschen wurde 1901 zusammen mit
dem Mühlengebäude abgerissen, als die →
Eppendorfer Landstraße hier wegen der Verlegung von Straßenbahnschienen verbreitert wurde.
Zur alten Mühle: siehe → Mühlen
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