11 Zusammenfassung und Ausblick In der vorliegenden Arbeit wurde die photothermisch modulierte optische Reflexionsmikroskopie (PMOR) für Untersuchungen an Ionenstrahl-strukturierten Hableiterwafern und Halbleiterbauelementen weiterentwickelt und eingesetzt. Dabei wurden verschiedene Fragestellungen wie die Untersuchung von Implantationsprofilen in Halbleiterwafern und die Analyse von Struktur und Lage der Implantationen in Halbleiterbauelementen bearbeitet. Die Effekte wurden entweder mit der photothermisch modulierten optischen Reflexion bei optischer Anregung untersucht oder konnten basierend auf der Kombination verschiedener Anregungsmechanismen durch die Entwicklung neuartiger Messverfahren erschlossen werden. Als besonderer Vorteil der PMOR wurde die Sensitivität der Messmethode in Bezug auf die thermischen und elektronischen Materialparameter von Halbleitern ausgenutzt. Die gekoppelten Temperaturoszillationen (thermische Wellen) und Oszillationen der Ladungsträgerdichte (Plasma-Wellen), deren diffusive Ausbreitung von den thermischen und elektronischen Eigenschaften abhängt, wurden dabei durch intensitätsmodulierte Laserstrahlanregung angeregt und mittels Änderungen im optischen Reflexionsvermögen detektiert. Ortsaufgelöste Messungen ermöglichten es, Implantationsprofile in Ionenstrahlstrukturierten Halbleitern zu analysieren, wobei verschiedene Implantationseffekte wie z.B. die Existenz eines Halos und von Seitendosen nachgewiesen werden konnten, die zusätzlich zur eigentlichen fokussierten Implantation auftreten und ein mögliches Problem bei der Strukturierung von Halbleiterbauelementen darstellen können. Durch Messungen an Ionenstrahl-strukturierten Proben bei systematischer Variation der Implantationsdosen konnten darüber hinaus Abschätzungen über die Dosen im Halo und die prinzipielle Sensitivität der Messmethode gewonnen werden. Ausgehend von den ortsaufgelösten Messungen bei konstanter Anregungsfrequenz konnten an ausgezeichneten Stellen der Implantationsprofile gezielt frequenzabhängige Messung der photothermisch modulierten optischen Reflexion durchgeführt werden, die es ermöglichten quantitative Informationen über die Modifikation des Materials durch die Ionenstrahlimplantation zu gewinnen. Die quantitative Interpretation erfolgte dabei durch Anpassen theoretischer Modellkurven an die photothermischen Signale. Von entscheidender Bedeutung für die quantitative Interpretation der frequenzabhängigen Messungen war das Verständnis der photothermischen Reflexionssignale, für das eine umfassende theoretische Beschreibung der thermischen Wellen, der Plasma-Wellen und des Signalentstehungsprozess entwickelt wurde. Anhand von Simulationsrechnungen der photothermischen Reflexionssignale konnte damit der Einfluss verschiedener Materialparameter und apparativer Parameter auf die Signale untersucht werden. Zusammenfassung und Ausblick 189 Basierend auf diesen Ergebnissen wurde die Interpretation von frequenzabhängigen Messungen an unterschiedlich dotierten Wafermaterialien und bei systematischer Variation der Laserstrahlradien durchgeführt, bevor die Anwendung zur Interpretation auf die Messungen an Ionenstrahl-strukturierten Halbleiterwafern erfolgte. In allen Fällen wurde eine gute Übereinstimmung der experimentellen Ergebnisse mit den theoretischen Näherungen gefunden. Allerdings zeigte sich anhand der Simulationsrechnungen auch, dass verschiedene Parameter, wie z.B. Ladungsträgerlebensdauer τ und Oberflächenrekombinationsgeschwindigkeit s sur ähnliche Auswirkungen auf die theoretischen Modellkurven haben können, so dass in vielen Fällen keine eindeutige Trennung der verschiedenen Effekte vorgenommen werden kann. Es muss daher Aufgabe von zukünftigen Arbeiten auf diesem Gebiet sein, systematische Untersuchung über die Lösungsräume durchzuführen, die zu einer weiteren Verbesserung der quantitativen Interpretation der frequenzabhängigen Messungen führen können. Obwohl die photothermisch modulierte optische Reflexion ein hervorragendes Mittel zur Analyse thermischer und elektronischer Materialeigenschaften darstellt, zeigte es sich, dass in einigen Fällen kein ausreichender Kontrast zwischen den implantierten und nichtimplantierten Gebieten zu erzielen war. Dies Problem tauchte vor allem bei der Analyse Ionenstrahl-strukturierter Halbleiterbauelemente auf, bei denen die Schichtstruktur mit sehr geringen Schichtdicken des Ausgangsmaterials die Ausbildung der Plasma-Welle verhinderte. Um auch diese Proben hinsichtlich der Lage und Struktur der Implantation analysieren zu können, wurden in dieser Arbeit neue Messtechniken entwickelt, basierend auf der Kopplung optischer Anregung mit elektrischer Heizung der Bauelemente. Durch die Kopplung der beiden Anregungsmechanismen gelang eine Auszeichnung des Bereiches der Implantation, wodurch der Kontrast in Bezug auf die Implantationseffekte signifikant gesteigert werden konnte. Auf der Grundlage dieses Konzeptes wurden verschiedene experimentelle Konfigurationen für die Kombination intensitätsmodulierter optischer Anregung mit äußeren Spannungen entwickelt. Das einfachste Verfahren besteht in der Kombination der optischen Anregung mit einer zusätzlichen DC-Spannung und der Detektion auf der Frequenz der optischen Anregung. Die Implantationen erscheinen dabei als zusätzlicher Signalbeitrag auf dem konventionellen PMOR-Signal. Da dabei der Kontrast insbesondere bei den FIB-Implantationen immer noch gering war, wurden Doppelmodulationstechniken entwickelt, die es ermöglichen, Signale nur aus dem Bereich der Implantation zu erhalten. Eine Variante besteht darin, die elektrische Anregung auf der Frequenz der optischen Anregung und die Detektion auf einer höheren Harmonischen der Anregungsfrequenz vorzunehmen. Durch dieses Verfahren konnte die Sensitivität auf die Implantation noch einmal signifikant gesteigert werden. Um andererseits die Beiträge höherer harmonischer thermischer Wellen oder direkter elektrischer Heizung zu unterdrücken, wurden Messungen durchgeführt, bei denen die elektrische und optische Anregung auf verschiedenen Frequenzen erfolgte und die Detektion auf der Differenz- oder der Summenfrequenz vorgenommen wurde. Durch die Trennung der Anregungsfrequenzen von den Detektionsfrequenzen konnte zudem das Rauschniveau bei der Detektion reduziert werden. 190 11 Zusammenfassung und Ausblick Der besondere Vorteil der kombinierten Messmethoden zeigte sich in dieser Arbeit darin, dass die Implantation sowohl bei durchgezogenen isolierenden Linien als auch in der Anwesenheit von elektrisch leitenden Kanälen visualisiert werden konnten. Dies war mit alternativen Messmethoden wie der Thermoreflexion bei elektrischer Heizung oder der sog. OBIC-Methode (Optical Beam Induced Current) nicht möglich, da die Existenz von elektrisch leitenden Kanälen immer zu ausgeprägten Signalspots führte, neben denen die Implantationseffekte nicht mehr detektiert werden konnten. Die Thermoreflexion bei elektrischer Heizung konnte im Rahmen dieser Arbeit zur Visualisierung und Lokalisierung der sog. „Hot-Spot“, sowie zur quantitativen Untersuchung der Wärmediffusion und der gemessenen Signalamplituden, die mit den Temperaturoszillationen verknüpft sind, eingesetzt werden. Darüber hinaus konnten durch Einsatz der photomodulierten optischen Reflexion (PMOR) bei kombinierter optischer und elektrischer Anregung und der Thermoreflexion bei elektrischer Heizung komplementäre Informationen über die Position der Implantation und der elektrisch leitenden Kanäle gewonnen werden, so dass die Kombination der beiden Methoden eine vollständige Charakterisierung der Bauelemente ermöglicht. Alle systematischen Untersuchungen zu den gekoppelten Anregungs- und Doppelmodulationstechniken stehen mit der Hypothese in Einklang, dass die thermischen Effekte der photoinduzierten Ladungsträger im äußeren elektrischen Feld maßgeblich zur Signalüberhöhung bzw. zum Doppelmodulationssignal beitragen, was durch die quadratische Abhängigkeit von den zusätzlich angelegten Spannungen belegt wird. Die Annahme, dass thermische Effekte photoinduzierter Ladungsträger eine maßgebliche Rolle spielen, wird zudem noch von der Beobachtung gestützt, dass die Quellterme an den Rändern der isolierenden Linien, d.h. am sperrenden pn-Übergang anfallen. Dieses Verhalten konnte sowohl bei den Doppelmodulationsmessungen als auch bei Thermoreflexion bei elektrischer Heizung beobachtet werden. Ungeklärt sind nur Detailfragen des Signalentstehungsprozesses bei den Doppelmodulationstechniken, wie z.B. die Einflüsse der Dotierung bzw. von Inhomogenitäten der Dotierung auf die Signale, wie sie in dieser Arbeit experimentell beobachtet werden konnten, und die in weiteren Untersuchungen noch genauer geklärt und quantifiziert werden müssen. Das grundlegende Konzept der Auszeichnung der implantierten Bereiche durch äußere Spannungen kann prinzipiell auch auf andere Messmethoden angewendet werden. Hier würde es sich z.B. anbieten, die vorgestellten Verfahren auf die Scanning Thermoelastic Microscopy anzuwenden, bei der neben der elektrischen Anregung auch eine Laserstrahleinkopplung möglich ist. Dies würde zudem der fortschreitenden Miniaturisierung in der Halbleiterelektronik Rechnung zu tragen, die eine Verbesserung der Ortsauflösungen der Messmethoden notwendig macht. Eine weitere Verbesserung der Ortsauflösung des in dieser Arbeit verwendeten photothermischen Mikroskopes wäre durch einen Einsatz kurzbrennweitiger Mikroskopobjektive prinzipiell auch noch möglich, was den besonderen Vorteil der kontaktlosen Detektion der PMOR erhalten würde. Zusammenfassung und Ausblick 191 Die Untersuchungen dieser Arbeit zeigen jedoch, dass bei der photothermisch modulierten optischen Reflexion bei optischer Anregung eine maximale Fokussierung nicht unbedingt von Vorteil sein muss. Zwar verbessert sich der frequenzabhängige Kontrast bezüglich thermischer und elektronischer Materialeigenschaften, aber der Übergang zwischen der Dominanz der thermischen Welle und der Dominanz der Plasma-Welle verschiebt sich zu höheren Frequenzen, was u.a. das Signal-zu-Rausch-Verhältnis verschlechtert. Anhand der Simulationsrechnungen und der experimentellen Ergebnisse sollte das Optimum in Bezug auf die Analyse physikalischer Effekte in Silizium und Halbleiterbauelementen auf Si-Basis bei Laserstrahlradien von 5-15 µm liegen.