GeschichtederMathematik,SS2016 KapitelVIII Folie149: KapitelVIII:ThemenderZahlentheorie VielederFragestellungeninderAlgebrawarenverbundenmitdem ProblemderLösungvonGleichungenmittelsWurzelausdrücken.Diese UntersuchungenhabendieBegründungunddieEntwicklungderTheorie vonGruppenundKörperninitiiert.Anderealgebraische ForschungsrichtungenwurzelninderDiophantischenAnalysisundunder Zahlentheorie,soetwainFermatsletztemSatz. EulerhatFermatsletztenSatz1738für𝑛 = 4bewiesen,erbrauchte weitere30Jahre,ihnfür𝑛 = 3zubeweisen.InseinenBriefenanGoldbach wirdersichtlich,dassesihnsehrvielAufwandkostete,denneswarnötig, neueMethodeneinzuführen. Bereitsinden1760erJahrenhabenEulerundLagrangebegonnen,bei ProblemenderZahlentheorieirrationaleundimaginäreAusdrückeder Form𝑎 + 𝑏 𝑐,𝑎, 𝑏, 𝑐 ∈ ℤ,zuverwenden.Eulerschriebindiesem ZusammenhanganLagrange,dasserbegeistertseivonLagrangesIdee, irrationaleundimaginäreZahlenbeiderUntersuchungvonrationalen Zahlenzuverwenden.IhmseienähnlicheIdeenauchbereitsgekommen, erhabegezeigt,dassdieLösungderGleichung 𝑥 - + 𝑛𝑦 - = 𝑝- + 𝑛𝑞 - 1 gleichbedeutendseimitderLösungderGleichung 1 𝑥 + 𝑦 −𝑛 = 𝑝 + 𝑞 −𝑛 VermutlichhatteEulerzuderZeitdieIdee,Ausdrückewie𝑎 + 𝑏 𝑐zu verwenden,umFermatsletztenSatzzubeweisen. Folie150: FermatsletzterSatz(um1640) FermatsletzterSatzoderdergrosseFermatscheSatzwurdevonFermat um1640formuliert,alsRandbemerkungindieArithmetikavonDiophant. ManfindetdieZitate „Cubumauteminduoscubos,autquadratoquadratuminduos quadratoquadratos,etgeneraliternullamininfinitumultraquadratum potestateminduasejusdemnominisfasestdividere:cujusrei demonstrationemmirabilemsanedetexi.Hancmarginisexiguitasnon caperet.“ „Esistjedochnichtmöglich,einenKubusin2Kuben,odereinBiquadratin 2BiquadrateundallgemeineinePotenz,höheralsdiezweite,in2 PotenzenmitebendemselbenExponentenzuzerlegen:Ichhabehierfür einenwahrhaftwunderbarenBeweisentdeckt,dochistdieserRandhier zuschmal,umihnzufassen.“Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Großer_Fermatscher_Satz Für𝑛 = 1oder𝑛 = 2gibtesunendlichvieleMöglichkeiten.Fermathat dieseBehauptungvermutlichfür𝑛 = 4und𝑛 = 3bewiesen,hinterlassen haterdieBeweisenicht.FürdenFall𝑛 = 4findensichvieleverschiedene Beweise.EulerhatdannauchdenFall𝑛 = 3beweisen.Esreicht,denSatz fürungeradePrimzahlenundfür𝑛 = 4zuzeigen,alleVielfachendieser Zahlenkannmandanndaraufzurückführen(sieheetwadieobengenannte Wikipedia-Seite).DaesunendlichvielePrimzahlengibt,sinddasjedoch immernochunendlichvielezuüberprüfendeFälle.Erst1995wurdeder Satzallgemeinbewiesen,vonAndrewWilesundRichardTaylor(der BeweisverlangtedieEntwicklungsehrtiefgehenderneuerMethoden). MehrzurGeschichtediesesSatzesimBuchvonS.Singh. Folie151: EulersAnsatz ZurErinnerung:EulerstudierteAusdrücke𝑎 + 𝑏 𝑐,𝑎, 𝑏, 𝑐ganzeZahlen,𝑐 keineQuadratzahl,möglicherweisenegativ(alsoirrationale, möglicherweisekomplexeZahlen).ErverwendetesolcheZahlenbei seinemAnsatzzumFermatsletztemSatz. DazumusstemandieseAusdrückeingewissemSinnealsganzeZahlen auffassen.WasunterscheidetdieganzenZahlenvondenrationalen Zahlen?DieganzenZahlenhabeneinereichhaltigeArithmetik.Sogibtes etwaPrimzahlenundzusammengesetzteZahlen.Jedezusammengesetzte ZahlkanneindeutigalsProduktvonPrimzahlengeschriebenwerden.(Für natürlicheZahlenwardiesesGesetzbereitsEuklidbekannt.)EineFolge diesesGesetzesist:istdasProduktzweierZahlen,dierelativprimsind, gleicheinerPotenzeinerganzenZahl,sosinddiesauchdieganzenZahlen. IstggT 𝑎, 𝑏 = 1mit𝑎, 𝑏 > 0undist𝑎𝑏 = 𝑙 9 ,soist𝑎 = 𝑡; 9 und𝑏 = 𝑡- 9 . EulerhatdieseEigenschaftenohneBeweisauchfürZahlenderGestalt𝑝 + 𝑞 −3,mit𝑝, 𝑞ganzeZahlen.MitHilfevonsolchenZahlenhaterden letztenSatzvonFermatfür𝑛 = 3bewiesen.HierdieGrundideendazu: Behauptung:𝑥 < + 𝑦 < = 𝑧 < kannnichtpositivenmitganzenZahlenerfüllt werden. 2 ZurBeweisstrategievonEuler:ergehtdavonaus,dassmanpositive ganzzahligeLösungengefundenhatundführtdieszumWiderspruch(mit HilfevonFermatsMethodedesunendlichenAbstiegs): ErfüllendieganzenZahlen𝑥, 𝑦, 𝑧dieGleichung 𝑥< + 𝑦< = 𝑧< sokannmanannehmen,dasssiepaarweiserelativprimsind.Dann müssenzweivonihnenungeradeseinunddiedrittegerade(dennsonst hättenzweivonihneneinengemeinsamenFaktor).Wirnehmenan,dass 𝑥, 𝑦ungeradesindund𝑧geradesind(sonstkönntemandieRollen vertauschenundetwadieUnmöglichkeitvon𝑥 < = 𝑧 < − 𝑦 < beweisen,falls 𝑥geradewäre).AlsAnsatzsetztman𝑥 = 𝑝 + 𝑞und𝑦 = 𝑝 − 𝑞,wobei𝑝, 𝑞 unterschiedlicheParitäthabenundwodergrösstegemeinsameTeilervon 𝑝und𝑞gleich1sei.Dannerhältman 𝑥 < + 𝑦 < = 2𝑝 𝑝- + 3𝑞 - = 𝑧 < Da𝑧geradeist,ist𝑧sicherdurch8teilbar.Ausserdemistdann𝑝gerade und𝑞ungeradeund(mit𝑧 = 8𝑧; ): 𝑝 𝑝 + 3𝑞 - = 𝑧;< 4 HierhatEulerzweiFälleunterschieden:a)𝑝istnichtteilbardurch3und b)𝑝istdurch3teilbar.HierzumFalla),dadiesgenügt,dieIdeevonEuler zuillustrieren. @ ImFalla)sind und𝑝- + 3𝑞 - relativprimunddaherbeideKubikzahlen. A EulerfaktorisiertdanndenTerm𝑝- + 3𝑞 - ,einessentiellerSchrittim Beweis: 𝑝- + 3𝑞 - = 𝑝 + 𝑞 −3 𝑝 − 𝑞 −3 = 𝑟 < @ (für𝑟 < gleich𝑧;< /( )).Darausschliesster,dassjederderimaginären A FaktoreneineKubikzahlist, < 𝑝 ± 𝑞 −3 = 𝑢 ± 𝑣 −3 fürgeeignet𝑢, 𝑣.Manfindet 𝑝 = 𝑢(𝑢 − 3𝑣)(𝑢 + 3𝑣) 𝑞 = 3𝑣(𝑢 + 𝑣)(𝑢 − 𝑣) Da𝑞ungeradeist,istauch𝑣ungeradeund𝑢gerade.Da𝑝/4eine Kubikzahlist,istauch2𝑝eineKubikzahl,d.h.2𝑢 𝑢 − 3𝑣 𝑢 + 3𝑣 = 𝑡 < für eineZahl𝑡.DadiedreiZahlen2𝑢, 𝑢 − 3𝑣, 𝑢 + 3𝑣relativprimsind,sindsie alledreiKubikzahlen,also2𝑢 = 𝑡;< ,𝑢 − 3𝑣 = 𝑓 < und𝑢 + 3𝑣 = 𝑔< (mit Zahlen𝑡; , 𝑓, 𝑔).Manfindet 𝑢 − 3𝑣 = 𝑓 < 𝑢 + 3𝑣 = 𝑔< 2𝑢 = 𝑓 < + 𝑔< = 𝑡;< Nunüberlegtmansich,dassdieZahlen𝑓, 𝑔, 𝑡; kleinersindals𝑥, 𝑦, 𝑧.Falls alsodieursprünglicheGleichung𝑥 < + 𝑦 < = 𝑧 < diepositiveganzzahlige 3 Lösung𝑥, 𝑦, 𝑧besitzt,soauchdieLösung𝑓, 𝑔, 𝑡; mitkleinerenZahlen. DamitkannmanfortfahrenundfindetimmerweiterkleinereLösungen (mitpositivenZahlen).DaesnurendlichvielepositiveZahlengibt,die kleineralseinegegebenesind,führtdieszueinemWiderspruch.Diesist eineAnwendungvonFermatsMethodedesunendlichenAbstiegs.Neu beimAnsatzvonEulerist,dasserdieTeilbarkeitsgesetzevondenganzen ZahlenaufAusdrückederForm𝑝 + 𝑞 −3erweiterte. EulersArgumentewarennichtganzpräzisundsiegingenauchvoneiner falschenAnnahmeaus,nämlichvonderAnnahme,dassmanimRing ℤ −3 derZahlenderForm𝑚 + 𝑛 −3eindeutigeFaktorisierungenhat, wasjedochnichtstimmt: 4 = 2 ⋅ 2 = (1 + −3)(1 − −3) ImRingℤderganzenZahlenhatmaneindeutigeFaktorisierungen(die Primfaktorzerlegung).Mansagt,ℤseifaktoriellodereinUFD(unique factorisationdomain)odereinZPE-Ring(„dieZerlegunginPrimelemente isteindeutig“).Wennmananstattinℤ −3 imRing𝑄( −3)derZahlen derGestalt(𝑚 + 𝑛 −3)/2,𝑚 ≡ 𝑛modulo2,arbeitet,sohatman eindeutigeFaktorisierungen.EulerumginghierFehler,daernurZahlen derGestalt𝑝 + 𝑞 −3mit𝑝 ≢ 𝑝modulo2verwendethatte. Folie152: IdeenausEulersAnsatz EulersBeweisbeinhaltetezweiwichtigeIdeen,diespäterauchandere MathematikerInnenverwendethaben.DieerstederIdeenwardie folgende:UmdenletztenSatzvonFermatzubeweisen,mussmandie Form𝑥 1 + 𝑦 1 (𝜆einePrimzahl)alsProduktvonLinearfaktorenschreiben, 𝑥 1 + 𝑦 1 = 𝑥 + 𝑦 𝑥 + 𝜁𝑦 … (𝑥 + 𝜁 1R; ) wobei𝜁 1 = 1seiund𝜁 ≠ 1. DiezweiteundwichtigereIdeewar,dassman,wennmandie EigenschaftenderganzenZahlenverstehenwollte,denBegriffderganzen Zahlerweiternmusste.Im19.JHführtedieEntwicklungdieserIdeezur ErschaffungderTheoriederganzenalgebraischenZahlenundzur BegründungihrerRechenregeln. Folie153: GermainzuFermatsletztemSatz NachEulerwarSophieGermaindienächste,dieFortschrittebeimBeweis vonFermatsletztemSatzmachte.Siebewies,dassdieVermutungfür Primzahlen𝑝gilt,fürdie2𝑝 + 1auchwiedereinePrimzahlist(daswären 4 etwa3,5,11,abernicht7).SophieGermainlasalsJugendlichedie mathematischenBücherihresVaters–ihreElternwarendagegenund versuchten,siedavonabzubringen.OffenbarbeschränktensieLichtund HeizungimZimmervonS.Germain,damitsienichtweiterlesenkonnte. Mit13lerntesieselbständigLateinundGriechischunddamitkonntesie dieArbeitenvonNewton,Euler,Gaussundandernlesen.IhrwaralsFrau einStudiumnichterlaubt.SieerhieltdieVorlesungsunterlagenvoneinem Studenten(Leblanc),derinderfranzösischenRevolutionstarb.Nach seinemTodverwendetesieseinenNamen,umLösungenvon Übungsaufgabeneinzuschicken.DadurchwurdeLagrangeaufsie aufmerksam,erlerntesiekennenundfördertesiedanach.Sieführteeinen BriefwechselmitGauss,unterdemNamenLeBlanc.Gausserfuhr1807von ihrerIdentitätundbeeindruckt„...whenawoman,becauseofhersex,our customsandprejudices,encountersinfinitelymoreobstaclesthanmenin familiarisingherselfwith[numbertheory‘s]knottyproblems,yet overcomesthesefettersandpenetratesthatwhichismosthidden,she doubtlesshasthemostnoblecourage,extraordinarytalentandsuperior genius...Thescientificnoteswithwhichyourlettersaresorichlyfilled havegivenmeathousandpleasures.Ihavestudiedthemwithattention. ...“1 EinBeitragvonGermainzumBeweisdesSatzesvonFermatistfolgender: Ist𝑝eineungeradePrimzahlZahlundexistierteineHilfs-Primzahl𝜃,so dasskeinezweibenachbarte(aufeinandernachfolgende)𝑝-ten Potenzengleich0sindmodulo𝜃undistauch𝑝keine𝑝-tePotenz modulo𝜃,somussinjederLösungderFermatschenGleichung𝑥 @ + 𝑦 @ = 𝑧 @ einederdreiZahlen𝑥, 𝑦, 𝑧durch𝑝- teilbarsein. AuchGermaingelangdieallgemeineLösungnicht,aberihreFortschritte sindwichtigeBeiträgezurZahlentheorie.[K,Seiten715,716]. Folie154: GanzalgebraischeZahlen(13.VO) DievonEulerverwendetenZahlenderForm𝑚 + 𝑛 −3sindBeispiele ganzalgebraischerZahlen.AlgebraischeZahlensindreelleoderkomplexe Zahlen,dieNullstellenvonPolynomen 𝑓 𝑥 = 𝑎U 𝑥 U + 𝑎UR; 𝑥 UR; + ⋯ + 𝑎; 𝑥 + 𝑎W mitrationalenKoeffizienten𝑎X sind,siesindalsoLösungenderGleichung 𝑓 𝑥 = 0.DiealgebraischenZahlenbildeneinenRing.JederationaleZahl istalgebraisch,da𝑞 ∈ ℚNullstellevon𝑥 − 𝑞ist.DiealgebraischenZahlen enthaltenalsodierationalenZahlenundsindeineechteTeilmengeder 1ZitiertausNickMackinnon:„SophieGermainorWasGaussafeminist?“ 5 komplexenZahlen.IsteinereelleoderkomplexeZahlnichtalgebraisch,so heisstsietranszendent.UnterdenalgebraischenZahlengibtesdie ganzalgebraischenZahlenoderganzenalgebraischenZahlen.Siesind NullstellenvonnormiertenPolynomen(𝑎U = 1)mitganzzahligen Koeffizienten(𝑎X ∈ ℤ)undbildeneinenUnterring.Zudenalgebraischen ZahlengehörendievonGaussverwendeten:𝑚 + 𝑛 −3istNullstellevon welchemPolynom(mit𝑚, 𝑛ganzeZahlen).EulerhatdieAnwendungen derüblichenRechenregelnaufsolcheZahlennichtbegründet.Dererste, derdieganzalgebraischenZahlenrigoroseinführtewarGauss,inder Arbeit„ZurTheoriederbiquadratischenReste“um1830.Gaussstelltefest, dasserzurErweiterungdesquadratischenReziprozitätsgesetzesaufGrad 4(„quadratischesBi-Reziprozitätsgesetz“)denZahlenbereicherweitern muss,dassesnichtreicht,mitdenganzenZahlenzuarbeiten.Dazuzuerst etwaszumLegendre-SymbolundzumquadratischenReziprozitätsgesetz. Folie155: Legendre-Symbol FüreinePrimzahl𝑞und𝑎 ∈ ℤistdasLegendre-Symbol Z [ definiertals0, wenn𝑎einVielfachesvon𝑞ist,+1,wenn𝑎einenquadratischenRest modulo𝑞hatund-1,wenn𝑎nichteinenquadratischenRestmodulo𝑞hat. Z Ist𝑞 = 2,soist( )entweder0oder1(denndieungeradenZahlensind [ modulo2allegleich1,alsoeineQuadratzahl,diegeradensindalle Vielfachevon2). EulernannteeineZahl𝑏 ≠ 0einenquadratischenRestbzgl.einer Primzahl𝑞,falls𝑎und𝑛(ganzeZahlen)existierenmit𝑏 = 𝑎- + 𝑛𝑞,d.h. falls𝑥 - ≡ 𝑏(mod𝑞)eineLösunghat.Beispiele:1,4,9,5 ≡ 4- und3 ≡ 6- sindquadratischeRestebezüglich11.DieZahlen2,6,7,8,10sind quadratischeNicht-Reste.DieEigenschaft,quadratischerRestbzgl.𝑞zu seinhängtnurvonderRestklassederZahlmodulo𝑞ab. Eulerbewies,dasseineungeradePrimzahl𝑞 = 2𝑚 + 1genau𝑚 quadratischeResteund𝑚nicht-quadratischeRestehat.Erbewiesauch, dassdasProduktundderQuotientvonzweiquadratischenRestenwieder einquadratischerRestist.Eulerformulierte1783vierVermutungenüber dieBedingungen,dasszweiungeradePrimzahlenquadratischeReste jeweilsbezüglichderandernZahlsind(mansagtdann,𝑝und𝑞sind @ quadratischeReziproke).Seien𝑝und𝑞Primzahlen> 2.Dannkann( ) nichtgleich0sein. [ 6 Folie156: QuadratischesReziprozitätsgesetz EulersBeschreibung,wann𝑝und𝑞,quadratischeReziprokevoneinander sind,istfolgende: 1. Ist𝑞 ≡ 1(mod4)undist𝑞einquadratischerRestbzgl.𝑝,sosind𝑝 und−𝑝beidequadratischeRestebzgl.𝑞. 2. Ist𝑞 ≡ 3(mod4)undist– 𝑞einquadratischerRestbzgl.𝑝,soist𝑝 einquadratischerRestbgzl.𝑞und−𝑝istkeiner. 3. Ist𝑞 ≡ 1(mod4)und𝑞keinquadratischerRestbzgl.𝑝,sosind𝑝 und– 𝑝beidesquadratischeNichtrestebzgl.𝑞. 4. Ist𝑞 ≡ 3(mod4)und– 𝑞keinquadratischerRestbzgl.𝑝,soist−𝑝 einquadratischerRestbzgl.𝑞und𝑝istkeiner. EulerkonntedieseBehauptungendamalsnichtbeweisen.Legendrehatdie Behauptungen1785ineinemArtikelund1798ineinemLehrbuch(Essai surlathéoriedesnombres)formuliert,jedochkeinenvollständigenBeweis geliefert.DenerstenvollständigenBeweispräsentiertGauss1801in seinenDisquisitionesarithmeticae.KurzformuliertistdieAussagedes quadratischenReziprozitätsgesetzes abcebc −1für𝑝 ≡ 𝑞 ≡ 3 mod4 @ [ = −1 d d = [ @ 1sonst(𝑝 ≡ 1 mod4 oder𝑞 ≡ 1 mod4 ) DasEulerscheKriteriumgibtan,wiemandasLegendre-Symbolberechnen kannbeiungeradenPrimzahlen.Undzwarist [R; 𝑎 ≡ 𝑎 - mod𝑞 𝑞 GausswolltedasGesetzderquadratischenReziprozitätverallgemeinern aufkubischeundquartischeReziprozitäten.Erwolltebestimmenkönnen, wannZahlenkongruentsindzudrittenoderviertenPotenzenmodulo andererZahlen.Bereits1805haterrealisiert,dassdieganzenZahlenals BereichfürsolcheUntersuchungennichtausreichen. Folie157: Gauss’scheZahlen GaussbenutztedenBereichderGauss’schenZahlen,derZahlen𝑎 + 𝑖𝑏mit ganzenZahlen𝑎, 𝑏.1832erschieneinArtikelvonGauss,indemergewisse AnalogienzwischendenganzenZahlenunddenGauss’schenZahlen aufzeigte.DieGauss’schenZahlenbildeneinenRing(inderheutigen Sprache).Gausshatbemerkt,dassesunterdenGauss’schenZahlenvier Einheitengibt(EinheitensindinvertierbareElemente,andersgesagt, TeilerdesEinselements),dieGauss’schenZahlen1, −1, 𝑖und−𝑖.Erführte dieNormeinerZahl𝑎 + 𝑖𝑏einals𝑎- + 𝑏 - (alsodasProdukt(𝑎 + 𝑖𝑏)(𝑎 − 7 𝑖𝑏)).ErnannteeineganzeZahleinePrimzahl,fallssienichtalsdas ProduktvonzweiZahlengeschriebenwerdenkann,diebeidekeine Einheitensind.AnalogdefiniertGausseineGauss’scheZahlalsprim,wenn sienichtalsProduktvonzweisolchenZahlengeschriebenwerdenkann, diebeidekeineEinheitensind. Folie158: PrimelementeundFaktorisierungen EineungeradePrimzahl𝑝kanngenaudanninderForm𝑝 = 𝑎- + 𝑏 - geschriebenwerden,wenn𝑝vonderForm4𝑛 + 1ist(𝑎, 𝑏 ∈ ℤ,𝑛 ∈ ℕ). DiessindgenaudieZahlen,diemanalsSummevonzweiQuadraten schreibenkann.AlsosindsolcheZahlen–wennmansiealsGauss’sche Zahlenauffasst–zusammengesetzt,𝑝 = (𝑎 + 𝑖𝑏)(𝑎 − 𝑖𝑏).Primzahlenvon derForm4𝑛 + 3sindauchalsGauss’scheZahlenprim.DieZahl2istals Gauss’scheZahlauchfaktorisierbar:2 = (1 + 𝑖)(1 − 𝑖).Oder(zur IllustrationvomFall4𝑛 + 1:)5 = (2 + 𝑖)(2 − 𝑖).Gausszeigt,dassdie Primzahlen,dieauchalsGauss’scheZahlenprimsindgenaudie PrimzahlenderForm4𝑛 + 3.Erzeigt,dassdieNormeinersolchenZahl𝑞 gleich𝑞 - ist.Erbeweistauch,dasseineGauss’scheZahl𝑎 + 𝑖𝑏mit𝑎𝑏 ≠ 0 primoderzusammengesetztistjenachdemobihreNormalsganzeZahl primoderzusammengesetztist(Beispiele:1 + 𝑖und4 + 3𝑖 = 𝑎; + 𝑖𝑏; 𝑎- + 𝑖𝑏- ?). NachdemGaussprimfürdieGauss’schenZahlendefinierthat(Elemente, dienichtfaktorisierbarsindmittelszweinicht-Einheiten),hater Faktorisierungenuntersucht.Erzeigt,dasssichjedesolcheZahl faktorisierenlässtmitPrimelementen.Erhatauchbewiesen,dassdiese Faktorisierungeneindeutigsind(bisaufMultiplikationmitEinheiten).Er hatdamitdieeindeutigeFaktorisierbarkeitfürdieGauss’schenZahlen gezeigt. Folie159: HöhereReziprozitäten,Restsymbole DamitkonnteGaussdannKongruenzenindenGauss’schenZahlen untersuchenunddasquartische(oderbiquadratische)Reziprozitätsgesetz studieren.Ihmwarauchbewusst,dasserfürdaskubische ReziprozitätsgesetzkomplexeZahlenderGestalt𝑎 + 𝜔𝑏benötigte,mit 𝑎, 𝑏 ∈ ℤund𝜔< = 1,𝜔 ≠ 1. Dabeiistfür𝑎 ∈ ℤund𝑞eineungeradePrimzahldas𝑛-teRestsymbol folgendermassendefiniert Z [ U =𝑎 ebc s mod𝑞 8 (mankannfür𝑞aucheinPrimelementindenGauss’schenZahlennehmen. [R; t[R; DannmussmandenExponenten ersetzendurch ,wobei𝑁𝑞die U Z Normvon𝑞ist.InderZahlentheoriedefiniertmandieseSymbolefür𝔮ein PrimidealineinemGanzheitsringeinesalgebraischenZahlkörpers,dem AnalogonderganzenZahlenindenrationalen).Das𝑛-teRestsymbolhat dieEigenschaft 1wenn ≡ 𝑏 U modulo𝑞ist(fürein𝑏 ≠ 0) 𝑎 = 𝜁𝑎 ≠ 𝑏 U + 𝑐𝑞und𝑎 ≠ 𝑑𝑞 𝑞 U 0wenn𝑎einVielfachesvon𝑞ist (füreine𝑛-teEinheitswurzel𝜁). DerEinflussvonGausswarenorm.IllustriertwirddieszumBeispieldurch dieTatsache,dassbisindie1860erganzalgebraischeZahlenalskomplexe ganzeZahlengenanntwurden,auchwennsievonderGestalt𝑎 + 𝑏√𝐷 warenmit𝐷 > 0(alsoreelleZahlen). SeineArbeitwarauchentscheidendinderVerbreitungderAuffassung, dassAusdrückederGestalt𝑎 + 𝑖𝑏auchZahlensind.Eswurdeklar,dass dieseObjekteeinererweitertenArithmetiksindunddassdieerweiterte Arithmetikbenutztwerdenkonnte,umResultateüberganzeZahlenzu erhalten,diemansonstnichtbeweisenkonnte. Folie160: AufgabenzumKapitelVIII 1. ManberechnedieLegendre-SymbolederRestklassenmodulo7,d.h. Z manberechne für𝑎 = 0,1,2, … ,6(undvergleichemitEulers ƒ AussageüberdieAnzahlderReste/Nichtreste). 2. Manrechnenach,dassdievierGauss’schenZahlen1, −1, 𝑖, −𝑖 Einheitensind(manmultiplizieresiemiteinergeeigneten Gauss’schenZahl,sodassdasResultat1ist). 3. [K,S.759,7]Manfaktorisiere3+5ialsProduktvonGauss’schen Primelementen. 4. [K,S.684,20]Manzeige,dassderAusdruck𝑥; 𝑥- + 𝑥< 𝑥A nurdrei verschiedeneWerteannimmtunterden24möglichen Permutationenvon4Elementen. 9 10 Personenverzeichnis AbuKamil(850-930) AdamRiese(1492-1559) Adrien-MarieLegendre(1752-1833) AlbertGirard(1595-1632),holländischerArmeeingenieur AlexanderderGrosse(356-323v.Chr.) Al-Karaji(953-1029) Al-Kashi(15.JH?) AlbertGirard Alexandre-ThéophileVandermonde(1753-1796) AnatoliusvonLaodicea(frühes3.JHbis282),BischofvonLaodicea,Wissenschaftler AndreiNikolajewitschKolmogorov(1903-1987) Antoniode’Mazzinghi(1353-1383) Apollonius(262-190v.Chr.) Archimedes(287-212v.Chr.) ArchytasvonTarent(5.JHv.Chr.) Aristoteles(384-322v.Chr.) ArthurCayley(1821-1895) Augustin-LouisCauchy(1789-1857) CamilleJordan(1838-1922) CarlFriedrichGauss(1777-1855) CharlesHermite(1822-1901) Cicero(106-43v.Chr.) CostaBenLuca(820-912),Arzt,Wissenschaftler,Übersetzer. ChristophKolumbus(1451-1506) 11 Diocles(240-180v.Chr.) Dionisidorus(250-190v.Chr.) DionisiusGori(16.JH?) Diophant(250?) EhrenfriedWalthervonTschirnhaus(1651-1708) Eratosthenes(276-194v.Chr.) ErlandSamuelBring(1736-1798)Historiker(Beruf)undMathematiker EtienneBézout(1730-1783) Euklid(4./3.?JHv.Chr.) ÉmilePicard(1856-1941) ÉvaristeGalois(1811-1832) Eutokios(5.-6.JH),MathematikerundPhilosoph(Kommentator) FedorEduardovichMolin(1861-1941) FelixKlein(1849-1925) FerdinandMagellan(1480-1521) Fiore(?StudentvonScipionedelFerro) FranciscusMaurolicus(1494-1575),AbtundUniversalgelehrter FrançoisDavietdeFoncenex(1734-1799) FrançoisViète(1540-1603) Georg(FerdinandGeorg)Frobenius(1849-1917) GeorgeBoole(1815-1864) GirolamoCardano(1501-1576),Arzt,Philosoph,Mathematiker HenriPoincaré(1954-1912) HeinrichWeber(1842-1913) HermannAmandusSchwarz(1843-1921) 12 HermannWeyl(1885-1955) HippasosvonMetapont(spätes6.undfrühes5.JHv.Chr.) Hippocrates(470-410v.Chr.) Hipparchus(190-120v.Chr.) HypatiavonAlexandria(355-415),Mathematikerin,Astronomin,Philosophin IsaacNewton(1642-1726) Jacques-AugusteDeThou(1553-1617),HistorikerundStaatsmann JeanBaptisteleRondd’Alembert(1717-1783) JohannesvonPalermo,MathematikerundHofphilosophvonFriedrichII. JohannesWidmann(1462-nach1498). JordanusNemorarius(1.Hälfte13.JH).MathematikerundMechaniker JosephLiouville(1809-1882) Joseph-LouisLagrange(1736-1813) Kalifal-Mamun(regierte813-833inBagdad,SohnvonHarunal-Rashid) KalifHarunal-Rashid(regierte786-809inBagdad) LuigiFerrari(1526-1565) LeonardovonPisa(Fibonacci)(1180-1240) LeonhardEuler(1707-1783) LeopoldKronecker(1823-1891) LewSemjonowitschPntrjagin(1908-1988) LucaPacioli(1445-1517),Mathematiker,Franziskaner LudwigSylow(1832-1918) MaestroGilio(14.JH?,Siena?) MichaelPsellos(1017-1078) MichaelStifel(1487-1567),Mathematiker,Theologe 13 MohammedIbn-Musaal-Khwarizmi(780-850),Mathematiker,Astronom,Geograph NiccolòTartaglia(Fontana)(1499-1557) NicolasChuquet(ca.1450-1487) NielsHenrikAbel(1802-1829) OmarKayam(11.JH?) OttoLudwigHölder(1859-1937) PaoloRuffini(1765-1822) PaulTannery(1843-1903)französischerMathematik-undWissenschaftshistoriker PawelSergejewitschAlexandrow(1896-1982) Pierre-SimonLaplace(1749-1827) Plato(429-347v.Chr.) Porphyrus(?)(234-305) Proklos(410-485) PtolemaiosI.Soter(367-283v.Chr.) Pythagoras(572-497v.Chr.) RafaelBombelli(ca.1526-1573) RenéDescartes(1596-1650) ScipionedelFerro(1456-1526) SiméonDenisPoisson(1781-1840) SimonStevin(1548-1620) Simplikios(480/90-ca.550),Philosoph SophieGermain(1776-1831) SophusLie(1842-1899) TheonvonAlexandria(335-405),Mathematiker,Astronom(letzterWissenschaftlerim Museion) 14 WaltervonDyck(1856-1934) WilliamRomanHamilton(1805-1865) WeitereLiteraturundQuellen IvorThomas,SelectionsillustratingthehistoryofGreekmathematics,1939(laut[K]) FlorianCajori,AhistoryofMathematicalNotations,VolumeI,2007(Erstausgabe:1929) Alten,DjafariNaini,Eick,Folkerts,Schlosser,Schlote,Wesemüller-Kock,Wussing,4000 JahreAlgebra.Geschichte–Kulturen–Menschen,2.Auflage,SpringerSpektrum G.Pall,Compositionofbinaryquadraticforms,BulletinoftheAMS,Vol54,No12,1948. S.Singh,FermatsletzterSatz–DieabenteuerlicheGeschichteeinesmathematischen Rätsels.dtv,München,2000. http://oe1.orf.at/artikel/364979DerFallGalois(HinweisvonN.Hammerlindl) 15