Praxishandbuch Relaunch Potenziale vorhandener Marken richtig ausschöpfen von Werner Pepels 1. Auflage Praxishandbuch Relaunch – Pepels schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG Symposion Publishing 2013 Verlag C.H. Beck im Internet: www.beck.de ISBN 978 3 86329 602 5 Leseprobe Relaunch – eine Begriffsabgrenzung Relaunch(ing) ist eine zwar oft bemühte, aber in der Regel in der Fachliteratur eher stiefmütterlich behandelte Disziplin. Dies ist zum einen damit zu erklären, dass der Relaunch im Rahmen von strategischen Überlegungen als Unterpunkt von Modellen wie dem Produktlebenszyklus oder der Portfolioanalyse behandelt wird. Dann geht es insbesondere darum zu beschreiben, wie die ertragreichen Phasen des Zyklus verlängert bzw. erneuert werden können, bevor der Rückgang des Produkts oder der Marke nicht mehr gestoppt werden kann. Zum anderen findet man Ausführungen zum Relaunch auf operativer Ebene im Bereich der Produktpolitik, wenn dargelegt wird, in welcher Intensität und Form ein Produkt konkret einer Veränderung unterzogen wird. Auch hier wird der Relaunch eher am Rande bearbeitet, quasi als eine Option. Zunächst muss der Relaunch von anderen ähnlich und häufig auch identisch verwendeten Begriffen abgegrenzt werden: Mit Produkt- und Markenrestrukturierungen sind Programme von Unternehmen gemeint, die das gesamte Produktspektrum oft aus ökonomischen Gründen auf den Prüfstand stellen und somit häufig mit einer Reduktion des angebotenen Produktspektrums einhergehen. Hier ist nicht das einzelne Produkt oder die einzelne Marke Gegenstand der Überlegungen, sondern das Programm oder Sortiment als Ganzes wird betrachtet und neu ausgerichtet. Produkt- oder Markenrevitalisierungen sind angezeigt, wenn ein Produkt quasi schon aus dem Markt ausgeschieden war, man aber der Marke ein derart hohes Potenzial einräumt, dass eine Wiederbelebung – eine Revitalisierung – erfolgsversprechend scheint. Der Unterschied zum Relaunch ist klar. Während beim Relaunch sich die Marke, das Produkt im aktiven Lebenszyklus befindet und der passende Moment abgewartet wird, um das Produkt neu zu pushen, sind Revitalisierungsbemühungen für Produkte geeignet, die den Markt verlassen haben. Marken wie Bluna, Creme 21 oder auch der VW Beetle als Nachfolger des VW Käfers sind Beispiele und werden oft auch unter der Bezeichnung Retro-Marken geführt. Schließlich muss das Facelifting vom Relaunch abgegrenzt werden. Einigkeit besteht darin, dass es sich beim Relaunch um ein umfassendes Renovierungskonzept des Produkts oder der Marken handelt und nicht nur rudimentäre Verbesserungsmaßnahmen einzelner absatzpolitischer Instrumente umfasst. Das Facelifting beschränkt sich dagegen auf kleinere Eingriffe bei der Gestaltung des Produkts oder in der werblichen Positionierung [1]. Fasst man also den Begriff Relaunch zusammen, geht es um ein Produkt- oder Markenrevival, in dem das betroffene Unternehmen die ertragreichen Phasen des Produktlebenszyklus – die Wachstums- und Reifephase – streckt bzw. dehnt [2], und um die Gesamtrentabilität des Produkts zu verbessern [3]. Der Relaunch setzt in der Regel in der Stagnations- oder Degenerationsphase eines Produkts oder einer Marke ein, wobei Letzteres fast schon zu spät sein kann, da dann der Abwärtstrend gegebenenfalls nicht mehr abzuwenden oder aufzuhalten ist [4]. Beim Relaunch werden der gesamte Marketing-Mix angesprochen und nicht nur einzelne Marketing-Instrumente. Man kann von einer »totalen Produkt-Politur« [5] sprechen, die produkt-, preis-, distributions- und kommunikationspolitische Komponenten enthält. Geht man von erweiterten MarketingInstrumenten aus, können auch Themen der Vertriebs- und der Personalpolitik mit angesprochen sein. Zudem ist es erforderlich, darauf hinzuweisen, dass Produkte und Marken im erweiterten Sinne gemeint sind, also nicht nur materielle Sachleistungen einem Relaunch unterzogen werden können, sondern auch immaterielle Dienstleistungen.