Lieblicher Schlummer oder wachend im Kummer?

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Seite 12
Nr. 4 / April 2006
Schlaf und Altern
Lieblicher Schlummer oder wachend im Kummer?
Älter zu werden, bringt viele körperliche Veränderungen mit sich: die Sehkraft lässt nach,
das Haar wird grau. Und auch der Schlaf verändert sich. Es ist normal, dass die Schlafqualität
„Ältere Menschen schlafen zum einen weniger und zu veränderten Zeiten als junge, zum anderen wird ihr
Schlaf auch flacher“, erläutert Professor Dr. Jürgen Zulley, Leiter des
Schlafmedizinischen Zentrums an der
Universität Regensburg. Auch die innere Uhr meldet sich mit zunehmendem Alter zu immer früheren Schlafenszeiten. Andererseits nicken ältere
Menschen auch leicht ein, z. B. beim
Fernsehen oder bei der Zeitungslektüre. Permanente Einschlafschwierigkeiten und häufiges Einschlafen am
Tage sind allerdings auch im Alter unnormal und weisen auf behandlungsbedürftige Schlafstörungen hin.
Ursache und Wirkung
Schmerzen und Depressionen als
physische und psychische Erkrankungen gehen oftmals mit Schlafstörungen Hand in Hand. Daher ist die
Unterscheidung zwischen Ursache
und Wirkung äußerst kompliziert. Die
weit verbreitete Ansicht, ältere Menschen benötigten weniger Schlaf als
jüngere, ist falsch. Es entspricht aber
den Tatsachen, dass im Alter die
Fähigkeit abnimmt, durchgehend und
lange zu schlafen. Schlafverluste können ältere Menschen jedoch leichter
kompensieren, da sie ihren Tagesablauf im Allgemeinen freier bestimmen
und am Tage kurze Schläfchen halten
können.
Kurzschlaf am Tag
Nach neuesten Forschungsergebnissen entspricht es den natürlichen
Bedürfnissen des Körpers, mindestens
im zunehmenden Alter etwas schlechter wird. Altersbedingte Veränderungen im Schlafverhalten lassen sich oft von echten Schlafstörungen kaum unterscheiden.
einen Kurzschlaf am Tag zu halten. wachen können auch durch Depres- len durch Beratung und Therapie
Diesen „Luxus“ kann man sich gera- sionen verursacht werden, für die man wirksam behandeln.
de im Ruhestand gönnen. Während im Alter anfälliger wird. Manchmal
der Anteil des Traumschlafs – auch ist die Ursache der Depression auch
Schlaf und Schlafmittel
REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) im schlechten Schlaf zu finden. AnDer bei älteren Menschen festgegenannt – im Alter gleichbleibt, ver- haltend schlechter Schlaf kann zu stellte übermäßige Gebrauch sowohl
kürzt sich der Tiefschlaf deutlich. In Appetitlosigkeit sowie zum Verlust verschreibungspflichtiger als auch reder Nacht kommt
zeptfreier Schlafes zudem häufiger
mittel ist besorgzu Weckreaktioniserregend. Dabei
nen, sogenannten
haben Studien beArousals. In Stulegt, dass manche
dien wurde nachSchlafmittel bei älgewiesen, dass bei
teren Leuten überPersonen im Alter
haupt nicht wirken
von über 60 Jahoder Schlafstörunren nachts bis zu
gen sogar verstär150 Arousals aufken können. Chrotreten
können.
nische AtemwegsJunge Menschen
erkrankungen wie
weisen dagegen
Asthma
sowie
im Durchschnitt
Herzerkrankunfünf Arousals pro
gen und Arthritis
Nacht auf. Die Bewirken sich ebentroffenen können
falls negativ aus.
sich zwar an die
Die Betroffenen
Foto: Keystone wachen nachts wezahlreichen
Weckreaktionen Altersbedingte Schlafveränderungen sind normal, Schlafstörungen nicht. gen Schmerzen,
nicht erinnern,
Fieber, Juckreiz
fühlen sich aber am nächsten Morgen der Antriebskraft und der Lebens- oder Husten auf. Auch zahlreiche Meunausgeschlafen und haben den Ein- freude führen. Andererseits löst der dikamente können sich störend auf
druck, nachts sehr unruhig geschla- Verlust eines geliebten Menschen den Schlaf auswirken. Diese Auswirfen zu haben. Die meisten Menschen häufig Schlaflosigkeit und Depres- kungen sollten mit dem Hausarzt beim Alter über 65 Jahren wachen zu- sionen aus. In Studien wurde festge- sprochen werden, da sich die Schlafdem mindestens einmal pro Nacht we- stellt, dass 75 Prozent verwitweter qualität oftmals durch zeitliche Vergen eines erhöhten Harndrangs auf.
Personen noch einen Monat und 50 schiebungen bei der Einnahme der
Prozent noch ein Jahr nach dem Tod Medikamente oder Anpassungen in
Schlaf und Depressionen
des Ehepartners noch unter Schlaf- der Dosierung entscheidend verbesEinschlafschwierigkeiten, Schlaf- störungen leiden. Zum Glück lassen sern lässt. Viele Menschen beruhigt es
unterbrechungen und zu frühes Er- sich Depressionen in den meisten Fäl- auch, Schlaftabletten für den Be-
darfsfall zur Verfügung zu haben.
Halten die Symptome eines gestörten
Nachtschlafes über einen längeren
Zeitraum an, ist dies ein Zeichen für
eine behandlungsbedürftige Schlafkrankheit. Davon betroffene sollten
zum Hausarzt gehen und sich zu einem
schlafmedizinischen Facharzt überweisen lassen. Lautet die Diagnose
„Schlafapnoe“, besteht kein Grund
zur Sorge. Schlafapnoe ist heute sehr
gut therapierbar.
Schlafapnoe bei Senioren
Bei der Schlafapnoe kommt es
während des Schlafes immer wieder
zu Atemaussetzern. Auf Grund des
verminderten Sauerstoffgehaltes des
Blutes und des gestörten Nachtschlafes haben an Schlafapnoe erkrankte
Personen zunächst mit Symptomen zu
kämpfen, die die Alltagssituation wesentlich erschweren, wie zum Beispiel
Müdigkeit am Tage, Einschlafneigung, Schlafzwang, Kopfschmerzen,
verminderte Leistungsfähigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen bis hin zu Sexualstörungen wie
Impotenz oder Depressionen.
Nicht immer erkennen Menschen,
die unter übermäßiger Tagesmüdigkeit oder Konzentrationsstörungen
leiden, den Zusammenhang mit ihrem
schlechten Schlaf, obwohl er als
störend empfunden wird. So wird geschätzt, dass nahezu 90 Prozent aller
Schlafapnoiker nicht in Behandlung
sind. (weiterführende Informationen
über die „Initiative Gesunder Schlaf“:
www.initiative-gesunder-schlaf.de)
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