Bezugspflege In der Psychotraumatologie Von Marcel Sachau Fliedner Krankenhaus Ratingen Anforderungen an die Bezugspflege Fliedner Krankenhaus Ratigen ● Fachwissen zum Bereich Psychotraumatologie ● Kommunikative Kompetenzen ● Handlungskompetenzen ● Weiterentwicklung der Selbstreflextion ● Fertigkeiten der Selbstfürsorge ● Fachwissen zu Traumafolgestörungen 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 2 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege ● ● Beziehungsaufbau und -gestaltung Pflegeprozess in der Bezugspflege traumatisierter Patienten 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 3 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege Beziehungsaufbau und -gestaltung 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 4 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege ● ● ● ● ● Eines der Kernthemen der professionellen Pflege In verschiedenen Pflegemodellen und -konzepten stets Mittelpunkt Pflegerisches Handeln durch bewusstes Wahrnehmen beziehungsbehindernder und -fördernder Faktoren Dies ermöglicht frühzeitiges Erkennen, um die Beziehungsqualität zum Patienten erfolgreich zu gestalten Verlässliche, beziehungsorientierte Pflege 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 5 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege ● ● ● Die Beziehung zum Patienten unterscheidet sich von der Beziehung im privaten Bereich: Distanz als emotionaler Schutz erforderlich Um Distanz zu schaffen und zu wahren erzählen Pflegende möglichst wenig persönliches ● Distanz wird durch die Anrede „Sie“ verbalisiert. ● Distanz bei distanzlosen Patienten besonders wichtig. ● Bei Verlust der nötigen Distanz in besonderen Fällen muss der Patient an andere Pflegende abgegeben werden, um Distanz wieder herzustellen. 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 6 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege → Wissen über sich selbst → Wissen über die eigenen Bedürfnisse → Wissen über die eigenen Fehler und Schwächen ● Um professionelle Nähe und Distanz zu regulieren, brauchen auch Pflegende ausreichende Selbsterfahrungen → Fähigkeiten der Selbst und Fremdwahrnehmung → Einschätzung sozialer Kompetenzen → Hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit → Ausreichend Resilienz (psychisches Immunsystem) → Umfangreiches Selbstfürsorgekonzept 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 7 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege Pflegeprozess in der Bezugspflege traumatisierter Patienten 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 8 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege ● Pflegeanamnese ● Pflegediagnostik ● Pflegeziele ● Pflegeplanung ● Pflegemaßnahmen ● Evaluation 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 9 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege Trauma-spezifische Pflegeanamnese 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 10 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege ● ● ● ● ● ● Orientierung: (zeitgleich, örtlich, räumlich, zur Person, Dissoziation?) Sehen: (Sehvermögen, Brille, Erkrankungen der Augen, verschwommen sehen usw.) Hören: (Hörvermögen, Hörgerät, Ohrgeräusche z.B Tinnitus) Ruhen und Schlafen: (Schlafenszeiten, Rituale, Ein-und Durchschlafstörungen, Ruhephasen? Wenn ja wo?, Albträume) Körperpflege: (Hautzustand, Dekubitus, Zahnprothesen, Waschfolge, duschen/baden, Pflegemittel) Sich Kleiden: (bevorzugte Kleidung, Kleidung am Wetter angepasst, Häufigkeit des Kleiderwechsels 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 11 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege ● ● Bewegen: (in Räumen, im Bett, außer Haus, Kontrakturen, Prothesen, Einschränkungen, Gehilfen.) Essen und Trinken: (bestimmte Vorbereitung der Speisen, Temperatur, Trinkmenge, Abneigung, bevorzugte Speisen, Ernährungszustand, Gewohnheiten, Kau-/ Schluckstörung) ● Ausscheidungen: (Inkontinenz, Obstipation, Durchfälle, Entzündung) ● Atmung: (rauchen, Allergie, Asthma) ● ● Sprache und Sprachvermögen: (Muttersprache, stottern, andere Sprachbarrieren) Berufliche und finanzielle Situation (Schulabschluss, Ausbildung, erlernter/ausgeübter Beruf, arbeitslos) 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 12 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege ● ● Kulturelle und religiöse Bedürfnisse: (Rituale, Seelsorge,) Freizeit und Hobby: (aktuell, vor Traumatisierung, Wünsche nach der Therapie) ● Soziale Situation: ● → Häusliche Situation (Wohnung, Haus, BeWo) ● → Familiäre Verhältnisse (Ehe, Kinder, Enkelkinder, Eltern, Großeltern, Haustiere) ● → Soziales Umfeld (Freunde, Arbeitskollegen, Bekanntenkreis) ● → Kontakte (z.B Verein, Organisationen, Internet) ● → Täterkontakt? 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 13 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege Weitere Informationssammlung ● ● Aufnahmegrund Symptomatik (somatisch und psychisch, incl. Suchtmittel, Suizidgedanken, Suizidversuche, SVV ● Bisherige Therapien ● Einstellung zur Krankheit (Krankheitseinsicht?) ● Erwartungen an den Krankenhausaufenthalt (ggf. auch vom Umfeld) 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 14 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege Trauma-spezifische Pflegediagnostik und Trauma-spezifische Pflegeziele 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 15 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege ● ● ● ● Pflegediagnosen dienen zur Erfassung und Beurteilung von Patientenreaktionen auf Gesundheits-/Krankheitsproblemen Instrument zur Darstellung pflegerischer Aufgabenstellung und Interventionsmöglichkeiten Erhebung traumaspezifischer Symptome und Komorbiditäten Pflegediagnosen unterstützen einen positiven Beziehungsprozess durch Anerkennung der Traumatisierung 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 16 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege Pflegediagnose: ● Andauerndes Gefühl von Gefahr → Pflegeziele: Pat. Fühlt sich sicher, kann Alltagssituationen angemessen Einschätzen ● Gefühl von Kontrollverlust → Pat. Erlebt sich als Steuerungsfähig ● Konzentrationsstörungen → Konzentrationsfähigkeit ist wiederhergestellt ● Ein- und Durchschlafstörungen → Pat. hat einen ausreichend erholsamen Schlaf ● Schreckaftigkeit → ● Körpermissempfindungen → 5/13/2016 Pat. fühlt sich sicher, kann äußere Reize erkennen und zuordnen Pat. erkennt, dass sein Erleben keinen aktuell bedrohlichen Hintergrund hat und kann die Zusammenhänge zwischen den Körpermissempfindungen und dem Trauma erkennen. Bezugspflege in der Psychotraumatologie 17 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege Pflegeplanung 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 18 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege Was beinhaltet die Pflegeplanung? ● Erhebung des Pflegeproblems / der Symptomatik ● Erhebung der Ressourcen (was hat bisher geholfen?) ● Definition der Pflegeziele (Nah/Fernziel) ● Definition der Maßnahmen ● Häufigkeit der anzuwendenden Maßnahmen ● Dokumentation besprochener und übereinstimmender Pflegeziele mit dem Patienten 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 19 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege Pflegemaßnahmen 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 20 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege Pflegemaßnahmen Erreichen des Ziels: ● Darstellung der pflegerischen Aufgabenstellung ● Darstellung der pflegerischen Interventionsmöglichkeiten ● Entscheidung über Häufigkeit der Interventionen ● Erarbeitung neu zu erwerbender Ressourcen und ggf. Anpassung bisheriger Ressourcen. 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 21 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege Evaluation 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 22 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege Konnten Nah und Fernziele erreicht werden? ● ● ● Welche Maßnahmen haben zum Ziel geführt? Welche hilfreichen Maßnahmen hat der Pat. Kennengelernt und kann sie adäquat anwenden (in seinen „Notfallkoffer“ aufnehmen)? Konnten Verhaltensmuster korrigiert werden und kann der Pat. Jederzeit darauf zurückgreifen? ● Ist der Pat. symptomfrei? ● Welche Symptome treten trotz der Maßnahmen weiter auf? ● Sind die Maßnahmen der Therapiephase angemessen? ● Müssten ggf. Modifikationen erarbeitet werden? ● Kann der Pat. Selbstwirksamkeit erleben? 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 23 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege Pflegeorganisation/-dokumentation ● ● ● ● Pflegeplanung ist mit dem Patienten besprochen, für ihn angemessen und nachvollziehbar Pflegeplanung ist dem Patienten zugeordnet, dokumentiert und jederzeit einsehbar Alle Pflegemitarbeiter sind angehalten, sich daran zu orientieren Bezugspflegegespräche finden ein- oder mehrmals in der Woche statt (richtet sich auch nach dem aktuellen Bedarf) ● Zeitrahmen der Gespräche sind vorgegeben ● Krisenintervention kann jederzeit erfolgen. 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 24 Fliedner Krankenhaus Ratigen Verantwortung in der Bezugspflege Pflegeprozess im multiprofessionellen Team ● Allen Teammitgliedern ist die Pflegeplanung zur Einsicht zugängig ● Regelmäßiger Austausch mit den Therapeuten ● Absprachen mit Therapeuten und Ärzten (Aufgabenbereiche sind klar definiert und nicht austauschbar) ● Gesamtüberblick des Therapieprozesses ● Frühzeitige Mitteilung über Vertretungssituation ● Teilnahme an Teamsitzungen und Supervision 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 25 Fliedner Krankenhaus Ratigen Grenzen der Bezugspflege Grenzen der Bezugspflege in der Psychotraumatologie 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 26 Fliedner Krankenhaus Ratigen Grenzen der Bezugspflege Ausgehend vom Patienten: ● Täterkontakt ● Verhalten von TäterInnen und Täterumfeld ● Patient kann nicht um Hilfe bitten (Patient möchte nicht abhängig sein und die Kontrolle behalten) ● Patient „darf“ nicht mit uns sprechen (Täterintrojekte) ● Patient geht aus dem Kontakt und bricht die Unterstützungsebene ab ● Aktuelle Gewalterfahrungen werden zeitverzögert oder gar nicht mitgeteilt 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 27 Fliedner Krankenhaus Ratigen Grenzen der Bezugspflege Ausgehend vom Pflegenden: ● ● ● Pflegekraft hält Situation nicht aus (Überforderung) Hilflosigkeit → „falsche“ Hilfsangebote (der Grund für übereilte Hilfsangebote liegt u.a in dem Gefühl der Hilflosigkeit der Pflegekraft) Rettungsphantasien , Rachegedanken (z.B zur Anzeige überreden etc. = Grenzüberschreitung ● Gegenübertragung ● Zu wenig Unterstützung für die Pflegekraft ● Nicht – Wissen und Vorurteile (häufig bei Pat. mit einer DIS) 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 28 Fliedner Krankenhaus Ratigen Gegenübertragung ● In der Arbeit mit traumatisierten Patienten ist mit Übertragungs- und Gegenübertragungsreaktionen zu rechnen 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 29 Fliedner Krankenhaus Ratigen Gegenübertragung Was ist Gegenübertragung? ● ● ● Als Gegenübertragung werden Gefühle verstanden, die im Pflegenden aus unbewussten Schichten als Reaktion auf den Patienten aufkommen Das unbewusste des Pflegenden versteht den Patienten und wird damit zum „Schlüssel“ des Verständnisses. Die Gefühle, die der Pflegende wahrnimmt, werden als vom Patienten ausgelöst interpretiert. 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 30 Fliedner Krankenhaus Ratigen Gegenübertragung Ungünstige Gegenübertragungsreaktion ● Zu große Nähe ● Zu große Distanz ● ● Schwer traumatisierte Patienten haben oft sehr hohe idealisierte Erwartungen an Helfer, die entsprechend schnell enttäuscht werden. Misstrauen bezüglich der Absichten der Helfer, ob überhaupt jemand helfen kann, der das Leiden nur begrenzt nachvollziehen kann. 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 31 Fliedner Krankenhaus Ratigen Gegenübertragung Empathiestress: Schuldgefühle: Anstrengung und Belastung die beim empathischen Anhören entstehen ● Solidarisierung mit dem Pat. Kann zu Überforderung des Pat. führen, wenn er zu Schritten gedrängt wird die er noch nicht leisten kann ● ● ● Gegen Täter, Passivität des sozialen Umfeldes oder Gesellschft Von Traumageschichte überschwemmt Von Trauma „angesteckt“, erlebt gleiche Symptome (z.B Wut, Ekel, Angst usw.) 5/13/2016 Unbewusste Selbstvorwürfe, das Trauma nicht verhindert zu haben ● Vermeidung: Wutgefühle: ● Sekundäre Überlebensschuld, d.h sich schuldig fühlen, selbst von Trauma verschont geblieben zu sein. ● ● Traumageschichte nicht hören wollen ● Patienten nicht verkraften können ● Keine Nachfragen stellen beim Patienten Bezugspflege in der Psychotraumatologie 32 Fliedner Krankenhaus Ratigen Gegenübertragung Ungünstige Gegenübertragungsreaktionen Überidentifizierung: ● Mit dem Patientenschicksal ● Übertrieben Sympathie zur Einmaligkeit des Patientenschicksals ● Für „Rettung“ des Patienten einsetzen 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 33 Fliedner Krankenhaus Ratigen Das Prinzip der „parteilichen Abstinenz“ ● ● ● ● Begriff aus der psychoanalytischen Behandlungstechnik Abstinenzhaltung (auch in der Bezugspflege) erfordert, eigene Wünsche, Bedürfnisse und Handlungsimpulse zu unterlassen Ermöglicht Fähigkeit, sich auf die Bedürfnisse und das erschütterte Selbst- und Weltverständnis des Patienten einzulassen. Parteilich meint die klare Stellungnahme und solidarische Haltung und auch verbalisierte Anerkennung der Traumatisierung. 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 34 Negative Verarbeitungsmuster/ Krisenintervention ● ● ● Fliedner Krankenhaus Ratigen Albträume Intrusionen → Wiedererinnern und Wiedererleben von traumatischen Ereignissen (z.B Gedanken, Bilder) Flashbacks → blitzartiges Wiedererleben oder Nachhallerinnerungen. „Kraftvolles Wiedererleben eines vergangenen Ereignisses oder Gefühlszustandes“. (Sinne sind beteiligt ● SVV ● Suizidalität ● Dissoziationen 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 35 Fliedner Krankenhaus Ratigen Dissoziation Definition: ● Wörtlich: Trennung/Auflösung ● Gegenteil von Assoziation (Verknüpfung / Verbindung) ● Psychologisch: „Abspaltung vom Bewusstsein“ 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 36 Fliedner Krankenhaus Ratigen Dissoziation ● Grundsätzlich kein pathologischer Prozess ● Es gibt auch immer einen aktiven Anteil ● Kein lebensbedrohlicher Zustand ● Allgemein menschliche Verarbeitungsmöglichkeit 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 37 Fliedner Krankenhaus Ratigen Dissoziation Formen von Dissoziationen, wann liegt tatsächlich eine Störung vor? 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 38 Fliedner Krankenhaus Ratigen Dissoziation ● ● ● ● ● Dissoziative Amnesie → keine Erinnerung an das traumatische Ereigniss Dissoziative Fugue → plötzliches unerwartetes weg gehen von einem Ort/Tatort, verbunden mit der Unfähigkeit sich zu erinnern Dissoziativer Stupor → willkürliche Bewegungen, Sprache sowie die normale Reaktion auf Licht, Geräusche und Berührungen sind vermindert oder fehlen ganz Dissoziativer Krampfanfall DIS → Dissoziative Identitätsstörung (meist durch Traumatisierungen bis zum 3. Lebensjahr / dadurch unkontrollierte Dissoziationen im Erwachsenen Alter) 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 39 Fliedner Krankenhaus Ratigen Dissoziation Einerseits quälende Erfahrung von Ohnmacht und ausgeliefert sein 5/13/2016 Andererseits kann es zur „schlechten Angewohnheit“ geworden sein Bezugspflege in der Psychotraumatologie 40 Fliedner Krankenhaus Ratigen Dissoziationen Dissoziative Phänomene im Alltag: ● Tagträume ● Gedankenabschweifen ● Autobahntrance → mit resultierender Amnesie 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 41 Fliedner Krankenhaus Ratigen Dissoziation !Dissoziationsstopp! 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 42 Fliedner Krankenhaus Ratigen Dissoziation ● Laut mit Namen ansprechen (nicht schreien!) ● Ort, Zeit und eigene Person benennen ● Benennen das Pat. gerade im „falschen Film“ ist ● ● ● Hilfe zur Orientierung geben → Sinnesreize setzen: z.B etwas fallen lassen, Glocke, Kälte oder Aroma öle (vorher mit Pat. Absprechen!!) Vorsicht mit Ammoniak, kann zur Schädigung der Schleimhäute führen! Ruhiger Umgang 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 43 Fliedner Krankenhaus Ratigen Dissoziation Wenn ein Patient nicht aus der Dissoziation „will“ wird man es auch nicht schaffen ! 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 44 Fliedner Krankenhaus Ratigen Dissoziation Vorgehen nach dem Dissoziationsstopp ● Realitätsprüfung (Name, Ort, Datum etc.) ● Ortswechsel durchführen ● Wahrnehmungsübungen (z.B 5,4,3,2,1 Übung) ● Evtl. erneute Realitätsprüfung ● Bewegen ● ● Stabilisierungsübungen/Ablenkung (Rechnen/Zählen, Sudoku usw.) Zum späteren Zeitpunkt Triggeridentifikation → Dissoziationstagebuch 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 45 Fliedner Krankenhaus Ratigen Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken Funktion ● Wechsel in einen anderen State, Verlassen des Traumastate – Distanzierung ● Zurückgewinnung der Eigenkontrolle durch: ● → Kontrolliertem Umgang mit traumatischem Material ● → Erlernen von Affektregulierung und- Differenzierung ● Stressreduktion ● Sicherheit aufbauen ● Ressourcen hervorheben und stärken 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 46 Fliedner Krankenhaus Ratigen Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken Wichtige Elemente der Stabilisierung ● Transparentes Behandlungs- und Beziehungsangebot ● Ansprechen von Übertragungsverzerrungen ● Wissen vermitteln (Psychoedukation) ● Vermittlung von heilsamen Kognitionen ● Vermittlung von Übungen zur Stabilisierung 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 47 Fliedner Krankenhaus Ratigen Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken Psychoedukation ● Aufklärung über: ● → die dissoziative Symptomatik ● → den Zusammenhang mit PTBS ● → mögliche Auslöser und Verstärker ● → Einflussmöglichkeiten ● Ziele: ● → Endängstigung und Beruhigung ● → mehr Selbstkontrolle durch Wissen und Einflussnahme ● → mit Selbstvertrauen raus aus der Hilflosigkeit 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 48 Fliedner Krankenhaus Ratigen Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken „Notfallkoffer“ 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 49 Fliedner Krankenhaus Ratigen Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken ● Techniken um im „Hier und Jetzt“ zu bleiben: ● → Augen scharf stellen ● → 12345/54321 Technik ● → Igelball / Kältereize ● → Angelikawurzel ● → Glocke/Knack-Frosch ● → Körper abklopfen ● → Gummiband ● → Chilli/Wasabi 5/13/2016 uvm. Bezugspflege in der Psychotraumatologie 50 Fliedner Krankenhaus Ratigen Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken ● Entspannung/Beruhigung: ● → Autogenes Training ● → PMR ● → Überkreuztechnik ● → Yoga-Atemübungen ● → Tai Chi / Chi gong ● → EFT - Entspannung ● → Lavendel / Ylang Ylang 5/13/2016 uvm. Bezugspflege in der Psychotraumatologie 51 Fliedner Krankenhaus Ratigen Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken ● Ablenkung / Distanz: ● → Rechnen / Zählen ● → Denk u. Knobelspiele ● → Malen / Zeichnen ● → „Hier und Dort“ Übung ● → ABC Spiele 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 52 Fliedner Krankenhaus Ratigen Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken ● ● Sonstige Übungen /Spannungsabbau: → Sportliche Betätigung (in der Hocke bleiben, Liegestützen usw.) ● → Liegende Acht ● → jonglieren ● → positive Dinge sammeln ● → Gedankenstopp ● → Schüttelübung ● → Fantasiesprache 5/13/2016 uvm. Bezugspflege in der Psychotraumatologie 53 Fliedner Krankenhaus Ratigen Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken ● Imagination: ● → Sicherer innerer Ort ● → Innere Helfer ● → Tresorübung ● → Innerer Garten ● → Lichtdusche ● → Schutzdecke 5/13/2016 uvm. Bezugspflege in der Psychotraumatologie 54 Fliedner Krankenhaus Ratigen Stabilisierungs-/Distanzierungstechniken ● Achtsamkeitsübungen: ● → Atem Wahrnehmen ● → Body – Scan ● → Rosinenübung/schmecken ● → Düfte wahrnehmen ● → Dinge blind erfühlen ● → Objekte beschreiben (nicht bewerten!) ● → Achtsames gehen ● → uvm. 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 55 Quelle: (Alexianer Krankenhaus , Abteilung für Psychotraumatologie/ Zusatzqualifikation: Bezugspflege in der Psychotraumatologie) Fliedner Krankenhaus Ratingen Fliedner Krankenhaus Ratigen Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit 5/13/2016 Bezugspflege in der Psychotraumatologie 57