Ergänzungen Wir stellen hier einige Grundlagen aus der diskreten Mathematik zusammen, die in den Vorlesungen Mathematik für Informatiker 1 und 2 benutzt werden. I Matrizen E.1 Def. Seien m, n ∈ N. Eine Anordung reeller (oder komplexer) Zahlen aik , i = 1, 2, · · · , m; k = 1, 2, · · · , n der Form a11 a12 · · · . A= .. am1 am2 · · · a1n .. = (aik ) 1≤i≤m ( kurz : (aik )) . 1≤k≤n amn heißt (m, n)- Matrix oder m × n-Matrix (kurz: A ∈ Rm,n oder A ∈ Cm,n ). Die Zahlen aik heißen Elemente der Matrix; i bzw. k heißen Zeilenindex bzw. Spaltenindex von aik . A hat m Zeilen und n Spalten. Eine (1, m)-Matrix heißt m-dimensionaler Zeilenvektor, eine (m, 1)-Matrix heißt m-dimensionaler Spaltenvektor, eine (n, n)-Matrix heißt n-reihige (oder n-zeilige) quadratische Matrix. Zwei (m, n)-Matrizen A = (aik ) und B = (bik ) heißen gleich (in Zeichen: A = B), wenn aik = bik für 1 ≤ i ≤ m, 1 ≤ k ≤ n ist. Statt aik schreibt man auch (A)ik . E.2 Def. a) Ist A = (aik ) eine (m, n)- Matrix mit aik = 0 für 1 ≤ i ≤ m, 1 ≤ k ≤ n, so heißt A Nullmatrix (in Zeichen: A = 0 oder Ω oder Ωm,n ). b) In = (δik )1≤i,k≤n mit δik := 1 falls i = k 0 sonst 1 ( Kronecker-Symbol ) heißt (n-te) Einheitsmatrix. (Wenn keine Verwechslungen zu befürchten sind schreiben wir I statt In ). E.3 Def. Seien A = (aik ), B = (bik ) ∈ Rm,n (bzw. Cm,n ) sowie λ ∈ R (bzw. C). Dann setzen wir A + B := (aik + bik ) 1≤i≤m (Summe von A und B) 1≤k≤n und λA := (λaik ) 1≤i≤m 1≤k≤n (Produkt von λ und A). Beachte: A + B und λA sind wieder (m, n)-Matrizen. Aus den Rechenregeln in R (bzw. C) folgt unmittelbar E.4 Satz Seien A, B, C ∈ Rm,n (bzw. Cm,n ) sowie µ, λ ∈ R (bzw. C). Dann gilt (i) A + B = B + A (Kommutativgesetz) (ii) A + (B + C) = (A + B) + C (Assoziativgesetz) (iii) Zu A, B ∈ Rm,n (bzw. Cm,n ) gibt es genau ein X ∈ Rm,n (bzw. Cm,n ) mit A + X = B. Es ist X = B + (−1)A =: B + (−A) =: B − A. Insbesondere ist A + 0 = A und A − A = 0 ∀ A ∈ Rm,n (Cm,n ) (iv) λ(A + B) = λA + λB ¾ (Distributivgesetze) (v) (µ + λ)A = µA + λA (vi) λ(µA) = (λµ)A (Assoziativgesetz) bf E.5 Def. Sei A eine (m, n)-Matrix, dann heißt die (n, m)-Matrix AT = (bik ) mit bik = aki 1 ≤ i ≤ n, 1 ≤ k ≤ m, 2 die zu A transponierte Matrix. A heißt symmetrisch bzw. antisymmetrisch, falls A = AT bzw. A = −AT ist. E.6 Beispiele: (i) A = (1, 2, 3, 4) ∈ R1,4 , −A = (−1, −2, −3, −4). (Zeilenvektor) à 0 1 −1 2 B= ! ∈ R2,2 ist eine 2-zeilige, quadratische Matrix, 1 0 2 1 . B= 1 2 −2 1 4 C = 0 ∈ R3,1 2 (Spaltenvektor), C T = (4, 0, 2) ∈ R1,3 . 1 0 1 1 0 1 3,3 T (ii) A = 0 2 0 ∈ R ist symmetrisch, da A = 0 2 0 = A. 1 0 4 1 0 4 0 0 −1 0 0 1 T 0 2 B = 0 0 −2 ist antisymmetrisch, da B = 0 = 1 2 0 −1 −2 0 −B. 1 0 0 A + B = 0 2 −2 ist weder symmetrisch noch antisymmetrisch, 2 2 4 da z. B. a31 + b31 = 2 6= ± (a13 + b13 ) = 0. 3 Bem.: Als nächstes wollen wir das Produkt von zwei Matrizen erklären. E.7 Def. Sei A = (aik ) ∈ Rm,n (bzw. Cm,n ) sowie B ∈ R(n,q) (bzw. C ), dann definieren wir n,q AB := (cik ) 1≤i≤m =: C ∈ Rm,q (bzw. Cm,q ). 1≤k≤q durch n X cik := aij bjk . j=1 Das Element cik in der i-ten Zeile und k-ten Spalte von AB ergibt sich, in dem man die Elemente in der i-ten Zeile von A mit den Elementen der k-ten Spalte multipliziert und anschließend diese Produkte aufsummiert. E.8 Beispiel à A= 1 0 2 2 1 0 à ! AB = 1 0 2 2 1 0 ! 0 1 , B= 0 −1 . 2 0 à ! 0 1 4 1 . 0 −1 = 0 1 2 0 à ! 0 1 2 1 0 1 0 2 BA = = 6 AB. 0 −1 −2 −1 0 = 2 1 0 2 0 2 0 4 Beachte: (i) Die Matrixmultiplikation ist nicht kommutativ. Selbst wenn BA und AB beide definiert sind, können diese Matrizen unterschiedliche ”Größe” haben. (ii) AB ist nur dann definiert, wenn die Anzahl der Zeilen von B mit der Anzahl der Spalten von A übereinstimmt. 4 E.9 Def. Existiert zu einer (n, n)-Matrix A eine Matrix B mit AB = BA = In , so heißt A regulär, und A−1 := B heißt die zu A inverse Matrix; andernfalls heißt A singulär. E.10 Bem.: Ist A regulär, so ist auch A−1 regulär, und es gilt: (A−1 )−1 = A. II Gruppen E.11 Def. Es sei H eine Menge. (i) Unter einer Verknüpfung ◦ auf H verstehen wir eine Abbildung ◦ : H × H 3 (a, b) 7→ a ◦ b ∈ H. (ii) Eine Verknüpfung ◦ auf H heißt assoziativ, wenn für alle a, b, c ∈ H gilt (A) (a ◦ b) ◦ c = a ◦ (b ◦ c). Eine Menge H zusammen mit einer assoziativen Verknüpfung ◦ auf H heißt Halbgruppe. E.12 Def. Es sei G eine Halbgruppe bezüglich der assoziativen Verknüpfung ◦ : G × G → G. Dann heißt das Paar (G, ◦) Gruppe, wenn gilt: (G1) Es existiert ein (links-) neutrales Element e ∈ G, so dass gilt: e ◦ a = a für alle a ∈ G. (G2) Zu jedem a ∈ G existiert ein (links-) inverses Element a0 ∈ G, so dass gilt a0 ◦ a = e. Wenn die Verknüpfung kommutativ ist (d. h. a ◦ b = b ◦ a ∀ a, b ∈ G), so heißt (G, ◦) abelsche Gruppe. 5 Bem.: Wenn klar ist, um welche Verknüpfung es sich handelt, spricht man einfach von der Gruppe G anstatt (G, ◦). Für g, h ∈ G schreibt man dann auch gh := g ◦ h. E.13 Beispiele und Bem.: (i) Beispiele für Gruppen sind: (Z, +) mit e = 0 und a0 = −a (a ∈ Z), (Q, +) mit e = 0 und a0 = −a (a ∈ Q), (R, +) mit e = 0 und a0 = −a (a ∈ R), (Q \ {0}, ·) mit e = 1 und a0 = (R \ {0}, ·) mit e = 1 und a0 = 1 a 1 a (a ∈ Q \ {0}), (a ∈ R \ {0}) Dagegen sind (N0 , +), (N, +), (Z \ {0}, ·) keine Gruppen. (ii) Ist (K, +, ·) ein Körper (vgl. Definition 1.14 der Vorlesung), so gilt in K das Distributivgesetz und (K, +) und (K \ {0}, ·) sind abelsche Gruppen. (iii) Die Menge aller A ∈ Rm,n bildet bzgl. der Addition eine abelsche Gruppe mit der Nullmatrix als neutralem Element. (iv) Die Menge GL(n) = {A ∈ Rn,n |A regulär } bildet bzgl. der Multiplikation eine Gruppe mit der Einheitsmatrix als neutralem Element; diese Gruppe ist nicht abelsch. 6 III Vektorräume E.14 Def. Es sei K = R (oder K = C). Ein K-Vektorraum (oder auch: Vektorraum über K) ist ein Tripel (V, +, ·) bestehend aus einer Menge V und zwei Verknüpfungen + : V × V 3 (v, w) 7→ v + w ∈ V, · : K × V 3 (α, v) 7→ α · v ∈ V, so dass gilt: (V1) (V, +) ist eine abelsche Gruppe. (V2) Für alle v, w ∈ V und α, β ∈ K gilt (i) (α + β)v = αv + βv, (ii) α(v + w) = αv + αw, (iii) α(βv) = (αβ)v, (iv) 1 · v = v. Bemerkung: Ist V ein Vektorraum über dem Körper K, so heißen die Elemente von V Vektoren und die Elemente von K Skalare. Das neutrale Element in (V, +) ist der sogenannte Nullvektor 0 ∈ V . E.15 Beispiele: (i) Es sei K ein Körper, n ∈ N und V := K n = {(x1 , . . . , xn ) : x1 , . . . , xn ∈ K} die Menge aller geordneten n-tupel von Elementen aus K. Wir definieren für x = (x1 , . . . , xn ) ∈ V, y = (y1 , . . . , yn ) ∈ V und α ∈ K x + y := (x1 + y1 , . . . , xn + yn ), α·x := (αx1 , . . . , αxn ). 7 Zusammen mit diesen beiden Verknüpfungen + : V × V → V und · : K × V → V ist V = K n ein K-Vektorraum mit dem Nullvektor 0 = (0, . . . , 0) ∈ K n , der zu x = (x1 , . . . , xn ) ∈ V inverse (negative) Vektor ist gegeben durch −x = (−x1 , . . . , −xn ). (ii) Beispiel (i) liefert für n = 1: Jeder Körper K ist ein Vektorraum über sich selbst. (iii) Für jeden Körper K ist die Menge K[T ] aller Polynome zusammen mit der in der Vorlesung definierten Addition eine abelsche Gruppe. Für p(T ) = n X aν T ν ∈ K[T ] und α ∈ K sei ν=0 (α · p)(T ) := n X (α · aν )T ν . ν=0 Damit wird K[T ] zu einem K-Vektorraum. E.16 Def. Es sei V ein K − V R und U ⊂ V . U heißt Untervektorraum (oder auch kurz: Unterraum; in Zeichen U ⊂ V ), wenn U selbst wieder ein K-Vektorrraum ist. Determinanten E.17 Def. Sei A = (aik ) eine (n, n)-Matrix. (i) Für n = 1 ist A = (a11 ) und |A| := det A := a11 heißt Determinate von A. (ii) Bezeichnet man mit Bik , 1 ≤ i, k ≤ n, diejenige Matrix, die aus A durch Streichen der i-ten Zeile und k-ten Spalte entsteht, so heißt det A := |A| := n X i=1 8 ai1 (−1)i+1 |Bi1 | (3) Determinate von A. Aij := (−1)i+j |Bij |, 1 ≤ i, j ≤ n, heißt Adjunkte zu aij (bzgl. A). Beachte: det A ist wohldefiniert, da die wiederholte Anwendung von (3) zu einem Ausdruck führt, der nur noch Determinanten von (1, 1) Matrizen enthält. E.18 Bem. (i) Sei A = a11 a12 a21 a22 . Dann liefert (3): |A| = a11 · (−1)1+1 a22 + a12 (−1)1+2 a21 = a11 a22 − a21 a12 , d. h. (3) liefert denselben Ausdruck wie (2). (ii) Sei n = 3 und a11 a12 a13 A = a21 a22 a23 . a31 a32 a33 Dann gilt gemäß (3) |A| = ¯ ¯ a ¯ a11 ¯ 22 ¯ a32 a23 a33 ¯ ¯ ¯ ¯ a ¯ ¯ 21 ¯ − a12 ¯ ¯ ¯ a31 a23 a33 ¯ ¯ ¯ ¯ a ¯ ¯ 21 ¯ + a13 ¯ ¯ ¯ a31 a22 a32 ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ = a11 a22 a33 − a11 a32 a23 − a12 a21 a33 + a12 a31 a23 + a13 a21 a32 − a13 a31 a22 = (a11 a22 a33 + a12 a23 a31 + a13 a21 a32 ) −(a31 a22 a13 + a32 a23 a11 + a33 a21 a12 ). ......... ......... ......... 9 Für die Determinate einer (3, 3)-Matrix A gilt folgende SARRUSsche Regel: a11 a12 a13 a11 a12 a21 a22 a23 a21 a22 a31 a32 a33 a31 a32 |A| ist die Summe der 3 Produkte der Elemente ver.. . . .in. . ”Hauptdiagonalen” .......... mindert um die Summe der 3 Produkte der Elemente in ”Nebendiagonalen”. 10