Datennetze Sommersemester 2004 Prof. Dr. Thomas Wieland Organisatorisches Ablauf 2-4 h Vorlesung pro Woche 2 h Übung (Besprechung der Übungsaufgaben) Bei entsprechenden Themen 4 h Praktikum statt Vorlesung Jede Woche ein Übungsblatt Bearbeitung auch in 2/3er-Gruppen möglich Bewertung Jede(r) muss zwei Übungsaufgaben vorrechnen/vorstellen, um zur Klausur zugelassen zu werden In zwei Gruppen, jeweils 14-tägig Auswahl auf Freiwilligenbasis, sofern Meldungen Abschließende Note durch Klausur Freiwillig: Zertifizierung zum Cisco Certified Network Associate (CCNA) durch connect-Telezentrum, Neustadt/Co. Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 2 Literatur zur Vorlesung L. Peterson, B. Davie: Computernetze. dpunkt.verlag, Heidelberg, 2000 www.dpunkt.de/lehrbuch/netze www.pearson-studium.de Seite zur Veranstaltung: J. Kurose, K. Ross: Computernetze. Pearson Education, 2002 A. Tanenbaum: ComputerNetzwerke. 3. Aufl., Pearson Education, 1999 Viele, viele Internet-Sites Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 3 Einführung Verteilte Systeme als neues Paradigma bis Mitte der achtziger Jahre zentralisierte Systeme ein Hauptrechner Vielzahl einfacher ASCII-Terminals (einfarbig) Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. http://www.columbia.edu/acis/history/carman.jpg 5 Intelligente Rechner Jeder Benutzer hat selbstständigen Rechner mit eigener Intelligenz (CPU) Geeignete Verbindung dieser Rechner ermöglicht gemeinsame Nutzung von Ressourcen Daten Geräte Programme Erhöhung der Verfügbarkeit Informationsaustausch zwischen Rechnerbenutzern besseres Preis/Leistungsverhältnis Vergleich Großrechner / (leistungsfähiger) Mikroprozessor: Leistung: 10 zu1 Preis: 1000 zu 1 Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 6 Verteilte Systeme Grundlegende Voraussetzungen: kostengünstige und leistungsfähige Prozessoren (-> PCs) schnelle Kommunikation über Hochleistungsnetze Verteilte Systeme Ansammlung unabhängiger Rechner, die dem Benutzer als Einzelcomputer erscheinen (nach Tanenbaum) System, das nicht funktioniert, weil irgendein Rechner ausgefallen ist, von dem man bisher keine Ahnung hatte, dass es ihn gibt und wofür er gebraucht wird (nach Lamport) Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 7 Wachstum des Internet Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. http://www.navigators.com/statall.gif 8 Kommerzialisierung des Internet Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. http://www.navigators.com/statdom.gif 9 Die Informationsgesellschaft Arbeitsplätze in der IuK-Branche in Deutschland 850000 800000 750000 700000 650000 1998 1999 2000 2001 Quelle: http://www.bmwi.de/Homepage/download/infogesellschaft/Fortschrittsbericht.pdf Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 10 Die Informationsgesellschaft (2) DSL-Anschlüsse je 1000 Einwohner im Jahr 2001 25 20 15 10 5 0 GB JPN I E F FIN A USA DK B D S Quelle: http://www.bmwi.de/Homepage/download/infogesellschaft/Fortschrittsbericht.pdf Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 11 Die Informationsgesellschaft (3) DSL-Anschlüsse in Deutschland 5.000.000 4.500.000 4.000.000 3.500.000 3.000.000 2.500.000 2.000.000 1.500.000 1.000.000 500.000 0 2000 2001 DTAG 2002 2003 (geschätzt) Wettbewerber Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 12 Quelle: RegTP Die Informationsgesellschaft (4) Internet-Nutzer ab 14 Jahren in Millionen in Deutschland 1998-2001 35 30 25 20 15 10 5 0 Dez 98 Jun 99 Dez 99 Jun 00 Dez 00 Jun 01 Dez 01 Quelle: http://www.bmwi.de/Homepage/download/infogesellschaft/Fortschrittsbericht.pdf Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 13 Begriffsdefinitionen Verteiltes VerteiltesSystem System Rechnernetz, Rechnernetz,das dasdem demBenutzer Benutzerwie wieein ein Einzelrechner Einzelrechnererscheint erscheint Rechnernetz Rechnernetz Verbund Verbundvoneinander voneinanderunabhängiger, unabhängiger, geographisch geographischverteilter verteilterRechner Rechner Datennetz Datennetz Verbindung Verbindungmehrerer mehrerervoneinander voneinanderunabhängiger unabhängiger Datenstationen Datenstationen(→ (→DIN DIN44302) 44302) Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 14 Fragestellungen Wie Wielässt lässtsich sichdie die Kommunikation Kommunikationzwischen zwischen Rechnersystemen Rechnersystemenkonkonzeptuell zeptuellbeschreiben? beschreiben? Welche WelcheAufgaben Aufgabenmüssen müssen dabei dabeibewältigt bewältigtwerden? werden? Welche WelcheLösungen Lösungen gibt‘s gibt‘sdafür? dafür? Protokolle Protokollespielen spielen zentrale zentraleRolle Rolle Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 15 Protokoll Kommunikationsregeln zwischen System(komponent)en ⇒ Definition der ausgetauschten Nachrichten Systeme im Wesentlichen gleichberechtigt gleiche bzw. spiegelbildliche Aufgabe horizontale Beziehung syntaktischer Aufbau Bedeutung Festlegung der Realisierung der Operationen, die zur Abwicklung der Kommunikation erforderlich sind Kapselung d.h.interne interneRealisierung Realisierungtransparent transparentfür fürNutzer Nutzer Kapselung,,d.h. der derOperationen Operationen(damit (damitbessere bessereÄnderbarkeit) Änderbarkeit) Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 16 Weitere Definitionen Protokollstapel (protocol stack) Aufbau komplexer Protokolle aus Schichten „einfacherer“ Protokolle Dienst (service) Funktionen, die Protokollschicht i-1 für unmittelbar übergeordnete Schicht i anbietet Dienstzugriffspunkt (SAP, service access point) Schnittstelle, über die Schicht i Dienste der unmittelbar untergeordneten Schicht i-1 anfordern kann eindeutig über ID ansprechbar Analogien: Telefonsystem: Vorwahl+Rufnummer bildet ID für „SAP“ Anschlussdose Post: Ort+Straße+Hausnummer bildet ID für „SAP“ Haus Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 17 Vorlesungsinhalte (1) 1. Grundlagen Netztopologien Anforderungen an ein Netz ISO/OSI-Referenzmodell für offene Systeme Architektur Aufgaben und Dienste der Schichten ISO/OSI und TCP/IP Bandbreite und Performance 2. Anwendungsschicht Internet-Anwendungen Protokolle der Anwendungsschicht SOAP als Beispiel für ein RPC-Protokoll Socket-Programmierung Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 18 Vorlesungsinhalte (2) 3. Transportschicht Struktur von TCP/IP Einfache IP-Protokolle Sender/Empfänger-Koordination Transmission Control Protocol (TCP) Überlastkontrolle 4. Vermittlungsschicht und Routing Dienstmodelle im Netz Routing-Verfahren Hierarchisches Routing und Subnetzbildung Das Internet-Protokoll IP Adressierung im Internet IP-Protokoll Version 6 Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 19 Vorlesungsinhalte (3) 5. Sicherungsschicht Rahmenbildung Fehlererkennung und Fehlerkorrektur Lokale Netze Ethernet Token Ring FDDI LAN-Architekturen im Vergleich Verbindungselemente LAN-Switches (Bridges) Zellenvermittlung (ATM) 6. Datensicherheit Verschlüsselung Sicherheit auf der Vermittlungsschicht Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 20 Übersicht Teil 1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 Einführung Netztopologien Anforderungen an ein Netz ISO/OSI-Referenzmodell ISO/OSI und TCP/IP Bandbreite und Performance Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 21 1.2 Netztopologien Komponenten Endsystem Endsystem ••mit mitder derAbwicklung Abwicklungvon vonAnwendungsAnwendungsprogrammen befasster Rechner programmen befasster Rechner ••im imengeren engerenSinn SinnSender Senderbzw. bzw.EmEmpfänger von Nachrichten pfänger von Nachrichten Übertragungsmedium Übertragungsmedium ••Verbindung Verbindungzwischen zwischenEndEnd-und und Transitsystemen Transitsystemen Transitsystem Transitsystem ••Rechner Rechnerzur zurAbwickAbwicklung von Kommunikalung von Kommunikationsaufgaben tionsaufgaben ••im imWesentlichen Wesentlichen Weiterreichen Weiterreichenvon von Nachrichten Nachrichten Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 23 Vermittelte Netze Ein Netz kann rekursiv definiert werden als ... Zwei oder mehr Knoten, die durch einen Link verbunden sind, oder Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. Zwei oder mehr Netze, die durch zwei oder mehr Knoten verbunden sind 24 B us Mit Terminierung (50 Ω) Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 25 R in g Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 26 Stern HUB Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 27 Stern-Stern Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 28 Stern-Bus Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 29 Baum Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 30 Maschennetz Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 31 1.3 Anforderungen an ein Netz Zuverlässigkeit Netz und seine Dienste sollen 99,9.. % verfügbar sein Daher: Maßnahmen zur Erhöhung der Zuverlässigkeit Hardware Stromversorgung (Unterbrechungsfreie Stromversorgung) Ausfallsichere Hardware für Netzserver (z.B. mit ausreichender Kühlung) Mehrere, redundante Verbindungen innerhalb des Netzes (z.B. durch Ringform) Software Spezialisiertes und optimiertes Betriebssystem für Hochlastnetzverteiler (Router, Switches) Stabile und fehlertolerante Systeme bei Standardhardware Stabile Anwendersoftware, aufeinander abgestimmt Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 33 Was geht schief im Netz? Ursachen Fehler auf Bitebene (elektrische Interferenzen) Fehler auf Paketebene (Überlast) Verbindungs- und Knotenausfälle Folgen Nachrichten werden verzögert zugestellt Nachrichten werden in falscher Chronologie zugestellt Dritte können mithören! Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 34 Skalierbarkeit Netz muss leicht an geänderte Bedingungen anpassbar sein Zusätzliche Teilnehmer (Knoten) Weniger Teilnehmer mehr Netzlast Veränderte Hardware Neue Anwendungen, z.B. Video-Übertragung Gestiegene Nutzungsfrequenz Schnellere oder zusätzliche Prozessoren Leitungen mit höherer Bandbreite Erforderlich: Skalierbarkeit auf allen Ebenen Leitungen und Übertragungskapazitäten Betriebssysteme der Netzkomponenten Serversoftware Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 35 Sicherheit Standort der Server sicher vor Brand/Wasserschäden, Sabotage etc. Regelmäßige Datensicherungen der Server, sichere Verwahrung der Backup-Datenträger verteilte Datenhaltung (z. B. Raid Systeme) Informationssicherheit Authentisierung (Sicherstellen der Identität eines Teilnehmers/Knotens) Abfrage von Kennwörtern, Überprüfung der Hardware-Identität Z.B. verschlüsselte Übertragung von Kennwörtern Authorisierung (Rechte der Teilnehmer für Zugriff auf Ressourcen im Netz) Verschlüsselung vertraulicher Daten Sicherstellung der unveränderten Übertragung von Daten Zugang von außen geschützt durch eine Firewall Proxy-Server für das Surfen im Netz Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 36 Geschwindigkeit Effektiver Datendurchsatz wird durch Latenz und Bandbreite der einzelnen Verbindungselemente bestimmt => alle Elemente müssen aufeinander abgestimmt sein: Anwendersoftware Worksstations am Arbeitsplatz Netzwerkkarte Verkabelung Transitstationen (Switches, Router, Gateways, Firewalls, Proxies) Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 37 1.4 ISO/OSIReferenzmodell Schichtenbildung Verwende Abstraktionen, um die Komplexität zu verbergen Abstraktion führt natürlicherweise zu Schichtenbildung Verschiedene Abstraktionen in jeder Schicht Anwendungsprogramme Anfrage/Antwort- NachrichtenstromKanal Kanal Verbindung zwischen Hosts Hardware Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 39 ISO/OSI-Referenzmodell Zielsetzung Rahmen für die Standardisierung von Kommunikationsprotokollen bezüglich ihres Verhaltens nach außen ISO = International Standardization Organization OSI = Open Systems Interconnection Schaffung der Grundlage für offene Systeme: Offenes System: Systeme, die darauf angelegt sind, mit anderen Systemen zu kommunizieren Basis ist die Erfüllung von Standards für den Datenaustausch Kompatibilität unterschiedlicher und heterogener Systeme miteinander Geschlossenes System: proprietäre Kommunikationsmechanismen inkompatibel mit anderen Systemen Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 40 Entwurfsprinzipien Reduzierung der Komplexität durch Definition einer Schichtenhierarchie unterschiedliche Abstraktionsebenen der Schichten genau definierte Funktion jeder Schicht gegenseitige Nutzung von Funktionen nur zwischen benachbarten Schichten sinnvolle Balance zwischen Trennung unterschiedlicher Funktionen und Handhabbarkeit der Architektur minimaler Informationsfluss zwischen benachbarten Schichten Kompatibilität mit international genormten Protokollen bei Definition von Funktionen Hierarchie Hierarchieaus aus77Schichten Schichten Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 41 Aufgaben der Anwendungsschicht (Schicht 7) englische Bezeichnung: Application Layer spezifischer Anwendungsprotokolle für häufig benötigte Dienste, z.B. Dateitransfer (ftp) Nutzung entfernter Rechner (telnet, rlogin) E-Mail (smtp, X.400) Verzeichnis- und Namensdienste (DNS, X.500) Elektronischer Datenaustausch (EDI) Informationsdienste (http) Identifikation und Lokalisierung von Kommunikationspartnern, Authentisierung Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 42 Aufgaben der Darstellungsschicht (Schicht 6) englische Bezeichnung: Presentation Layer gemeinsames Datenformat Zahlenformate (Byte-Ordnung), Stringdarstellung Umwandlung von lokaler in Transfersyntax (z.B. Abstract Syntax Notation (ASN.1) oder External Data Representation (XDR)) und umgekehrt Datenverschlüsselung und -kompression Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 43 Aufgaben der Sitzungsschicht (Schicht 5) englische Bezeichnung: Session Layer Dialogsteuerung während der Sitzung Halb- oder Vollduplexbetrieb Transaktionskontrolle Einstreuen von Synchronisationspunkten Wiederaufsetzen auf dem letzten gültigen Synchronisationspunkt im Fehlerfall Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 44 Aufgaben der Transportschicht (Schicht 4) englische Bezeichnung: Transport Layer Ende zu Ende-Kommunikation Kommunikation zwischen Quelle und Ziel Aufbau und Trennung von Verbindungen, Flusssteuerung Unabhängigkeit von beteiligten Subnetzen, deren Qualität und deren verwendeter Technologie Mechanismen zur Steigerung des Durchsatzes ggf. Aufbau mehrerer Verbindungen und parallele Nutzung überlappende Nutzung einer Verbindung (Multiplexing) Dienstgüte und -art Verhandlung zwischen beteiligten Parteien z.B. über Umfang der Fehlerbehandlung Form der Verbindungsnutzung (Punkt-zu-Punkt, Broadcast ...) Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 45 Aufgaben der Vermittlungsschicht (Schicht 3) englische Bezeichnung: Network Layer Steuerung des Subnetzes Leitwegbestimmung für zu übermittelnde Pakete Überlastungssteuerung Umsetzung beim Übergang zwischen heterogenen Netzen Vermeidung bzw. Auflösung von Engpässen bei hohem Verkehrsaufkommen Anpassung von Paketformaten und Adressierungsschemata statische oder dynamische Festlegung der zu verwendenden Route vor allem wichtig im Internet Segmentierung von Paketen in Rahmen (senderseitig) bzw. Zusammenfügen von Rahmen zu Paketen (empfangsseitig) Abrechnungsfunktion Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 46 Aufgaben der Sicherungsschicht (Schicht 2) englische Bezeichnung: Data Link Layer Strukturierung des Bitstroms Gesicherte Übertragung von Daten Zerlegung des Bitstroms in Blöcke (Rahmen) fester oder variabler Länge Kennzeichnung der Rahmengrenzen, z.B. durch Sondersymbole Austausch von Daten- und zugehörigen Quittungsrahmen Flusssteuerung zur Vermeidung von Datenüberflutung und verlust Fehlererkennung und -behebung Kanalzugriffsregelung konkurrierender oder gesteuerter Kanalzugriff Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 47 Aufgaben der Bitübertragungsschicht (Schicht 1) englische Bezeichnung: Physical Layer Übertragung eines „rohen“ Bitstroms über Kommunikationskanal, der zwei beteiligte Partnerinstanzen physisch miteinander verbindet ungesicherte reihenfolgeerhaltende Datenübertragung Festlegungen Betriebsart (Übertragungsrichtung, Parallelität, Synchronisation) Darstellungsform der Elementarinformation (Signalcodierung, Modulationsart, Trägerfrequenz) Übertragungsmedium (elektrische Spannung über Kabel, Lichtimpulse über Lichtwellenleiter, elektromagnetische Strahlung per Radio oder Mikrowellenübertragung) Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 48 Gruppierung der Schichten Häufig Unterscheidung zwischen netzwerk-orientierten Schichten (Schicht 1 bis 4) und anwendungs-orientierten Schichten (Schicht 5 bis 7) beziehungsweise zwischen Transitschichten (Schicht 1 bis 3) sowohl in Transit- als auch Endsystemen erforderlich Endsystemschichten (Schicht 4 bis 7) nur in Endsystemen erforderlich, nicht in Transitsystemen Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 49 Übertragung im OSI-Modell Daten SENDER Anwendungsschicht Darstellungsschicht Sitzungsschicht H7 Daten H6 H5 Transportschicht Vermittlungsschicht Sicherungsschicht Bitübertragungsschicht EMPFÄNGER H4 H3 H2 Anwendungsschicht Darstellungsschicht Daten Sitzungsschicht Daten Daten Transportschicht Daten Daten Bitstrom Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. T2 Vermittlungsschicht Sicherungsschicht Bitübertragungsschicht 50 Prinzipielle Struktur einer OSI-Nachricht Nutzdaten Header Schicht 7 Trailer Schicht 2 Header Schicht 6 Header Schicht 5 Header Schicht 4 Header Schicht 3 Header Schicht 2 Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 51 1.5 ISO/OSI und TCP/IP Internet-Architektur Definiert von der Internet Engineering Task Force (IETF) "Doppelkegel"-Design Anwendung vs. Anwendungsprotokoll (FTP, HTTP) FTP HTTP NV TFTP UDP TCP IP NET1 NET2 Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. … NETn 53 Beziehung der Schichten Anwendungsschicht Anwendungsschicht Sitzungsschicht Sitzungsschicht HostHost to HosttoHost Host--toto--Host Transport Layer Transport Layer Transportschicht Transportschicht Internet InternetLayer Layer Vermittlungsschicht Vermittlungsschicht Network NetworkAccess Access Layer Layer Sicherungsschicht Sicherungsschicht ISO/OSI TCP/IP Application ApplicationLayer Layer Darstellungsschicht Darstellungsschicht Bitübertragungsschicht Bitübertragungsschicht Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 54 Gemeinsamkeiten und Unterschiede (1) Modellarchitektur gemeinsamer Grundgedanke: Stapel unabhängiger Protokolle ISO/OSI-Modell Ungleichgewicht der Schichten Sitzungs- und Darstellungsschicht kaum genutzt Vermittlungs- und Sicherungsschicht überladen Adressierung, Flusssteuerung und Fehlerkontrolle über mehrere Schichten ver-teilt Datensicherheit und Verschlüsselung nicht berücksichtigt TCP/IP-Modell Vermischung von Sicherungs- und Bitübertragungsschicht Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 55 Gemeinsamkeiten und Unterschiede (2) Grundmodell und Protokolle ISO/OSI-Modell zunächst auf konzeptueller Ebene entwickelt, dann durch Protokolle unterlegt Definition von Zwischenschichten aufgrund von Erkenntnissen bei Entwicklung/ Einsatz von Protokollen Modell schwierig zu implementieren Erweiterungen des Modells z.T. komplexe und unhandliche Protokolle TCP/IP-Modell durch Abstraktion vorhandener Protokolle entstanden TCP/IP-Modell passt nur zu TCP/IP keine allgemeine theoretisch fundierte Architektur effiziente Implementierungen, z.B. in BSD UNIX Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 56 Gemeinsamkeiten und Unterschiede (3) Grundkonzepte ISO/OSI-Modell konzeptuelle Unterscheidung zwischen TCP/IP-Modell ⇒ Diensten: Leistungsangebot für andere Schichten Schnittstellen: Beschreibung der Zugriffsmöglichkeiten auf Leistungsangebote Protokollen: Implementierung bestimmter Dienste keine klare Unterscheidung zwischen Diensten, Schnittstellen und Protokollen Protokolle im ISO/OSI-Modell leichter austauschbar Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 57 Gemeinsamkeiten und Unterschiede (4) Kommunikationsarten ISO/OSI-Modell ursprünglich stark auf verbindungsorientierte Dienste und Protokolle ausgerichtet verbindungslose Dienste und Protokolle erst im Nachhinein berücksichtigt auf Vermittlungsschicht verbindungsorientierte und verbindungslose Kommuni-kation auf Transportschicht nur verbindungsorientierte Kommunikation TCP/IP-Modell auf Vermittlungs- (Internet-)schicht nur verbindungslose Kommunikation auf Transportschicht verbindungsorientierte und verbindungslose Kommunikation Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 58 1.6 Bandbreite und Performance Performance-Metrik Bandbreite (Datendurchsatz) Pro Zeiteinheit übermittelte Datenmenge Über eine Verbindung oder Ende-zu-Ende Notation: KB = 210 bytes Mbps = 106 bits per second Latenz (Verzögerung) Zeit, um eine Nachricht von A nach B zu senden Unidirektional oder "round-trip time" (RTT) Bestandteile Latenz = Ausbreitungsverzögerung + Übertragungsverzögerung + Wartezeit Ausbreitungsverzögerung = Entfernung/Lichtgeschwindigkeit Übertragungsverzögerung = Paketgröße/ Bandbreite Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 60 Bandbreite gegenüber Latenz Relative Bedeutung Roundtrip-Zeit überwiegt 1-byte: Latenz dominiert, 1ms statt 100ms bringt mehr als 100Mbps Bandbreite statt 1Mbps 25MB: Bandbreite dominiert, 100Mbps statt 1Mbps bringt mehr als 1ms Latenz statt 100ms Durchsatz = TransferGröße / TransferZeit TransferZeit = RTT + 1/Bandbreite x TransferGröße Unendliche Bandbreite: Transferzeit -> RTT Eine 1-MB Datei über eine 1-Gbps-Verbindung verhält sich wie ein 1-kB Paket über eine 1-Mbps-Verbindung Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 61 Produkt aus Verzögerung x Bandbreite Datenmenge, die gerade “unterwegs” oder “in der Pipeline” ist Beispiel: 100ms x 45Mbps = 560KB Verzögerung Bandbreite Datennetze, Sommerrsemester 2004 © Landes/Wieland, FH Coburg, FB Elektrotechnik / Informatik. Alle Rechte vorbehalten. 62