Medium: Bilanz - Schweizerischer Verband für Strukturierte Produkte

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Pressebeleg
Medium: Finanz und Wirtschaft
Datum: 13.10.2010
Autor: Andreas Stocker
Imagedelle wegen Krise
Zwei Drittel der Schweizer kennen strukturierte Produkte – Aber nur wenige investieren
Derivate sind eine Anlagekategorie, die in den letzten Jahren deutlich gewachsen ist. Sie umfasst
mittlerweile rund 5% der Schweizer Depotvermögen. Zertifikate, die zur Familie der Derivate
gehören, gewähren den Zugang zu Aktien, Obligationen und Rohstoffen. Über die Basiswerte wird
eine Struktur gestülpt, die aus Bausteinen, etwa Call- und Put-Optionen, konstruiert ist. Die
Struktur ist eine Art Verpackung und bietet z. B. Kapitalschutz, bedingten Kapitalschutz (Barriere),
Risikopuffer (Coupon, Discount) oder Hebelwirkung (Outperformance-Faktor).
Die enorme Produktvielfalt ist für eine Vielzahl von Investoren unverständlich, kein Wunder bei 31
000 kotierten Produkten an der Derivatbörse Scoach. Deshalb hat das Institut für Schweizer
Bankwesen der Universität Zürich mit Unterstützung der Bank Vontobel zum zweiten Mal nach
2008 eine Studie zum Thema «Strukturierte Produkte in der Schweiz», durchgeführt (vgl. FuW Nr.
83 vom 18. Oktober 2008). Ziel der Studie war, die private Anlegerperspektive und das
Anlegerverhalten im Schweizer Derivatmarkt zu analysieren. Das Markt- und
Sozialforschungsinstitut Link hat 1994 Personen im Alter von 18 bis 74 Jahren befragt.
Bekanntheitsgrad ist hoch
Beachtliche zwei Drittel der Befragten haben den Begriff «strukturiertes Produkt» schon einmal
gehört. Im Vergleich zur Stu- die vor zwei Jahren hat der Bekanntheitsgrad leicht zugenommen.
Das übrige Drittel gab an, weder den Begriff noch die Definition jemals gehört zu haben. Von den
Befragten sind 7% im Besitz von strukturierten Produkten, 5% besassen zu einem früheren
Zeitpunkt Zertifikate. Betrachtet man die verschiedenen Alterskategorien, sticht heraus, dass in der
Gruppe der 18 bis 29-Jährigen 61% die Anlageklasse kennen. Unter den 60 bis 74-Jährigen sind
75% mit Derivaten vertraut.
Gemäss den Experten der Universität Zürich ist der Unterschied auf die im Alter zunehmenden
Vermögenswerte und das höhere Interesse an Finanzanlagen zurückzuführen.
Kapitalschutz beliebt
Strukturierte Produkte lassen sich in drei Kategorien unterteilen: Kapitalschutz-,
Renditeoptimierungs- und Partizipationsprodukte. 34% der Befragten kennen
Kapitalschutzprodukte. Diese Instrumente kombinieren eine Obligations- (Zerobond) mit einer
Optionskomponente (Call-Option) und garantieren unabhängig von der Entwicklung des Basiswerts
eine Mindestrückzahlung (von 90 bis 100% des Einsatzes) per Ende der Laufzeit.
Diese Produktklasse gewann wegen der Finanzkrise und rasselnden Börsenkursen enorm an
Beliebtheit. Renditeoptimierungs- und Partizipationsprodukte sind den Umfrageteilnehmern jeweils
zu 31% bekannt.
Kompliziert, intransparent
Im Bezug auf die öffentliche Wahrnehmung von Derivaten ist Handlungsbedarf angesagt: Fast die
Hälfte der Produkte- kenner gab an, dass sich ihre Meinung über strukturierte Produkte in den
vergangenen zwei Jahren verschlechtert hat. Lediglich 4% haben heute eine bessere Meinung.
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Bloss 7% betrachten sie als verständlich, während 41% der Meinung sind, strukturierte Produkte
seien kompliziert. Ein Drittel der Umfrageteilnehmer bezeichnet die Anlageklasse als intransparent.
Benjamin Wilding, Projektleiter der Studie, fügt an, es sei überraschend, dass trotz aller
Bemühungen des Branchenverbands SVSP und einzelner Banken, die Anleger über die
Funktionsweise strukturierter Produkte aufzuklären, sich die Meinung der Anleger zu Derivaten
kaum verbessert habe. Zudem erstelle immer noch ein Grossteil der Banken unverständliche
Termsheets, die für einen Laien unverständlich seien. Eine Vereinfachung sei demzufolge
wünschenswert.
Geringer Anteil in Portfolios
Strukturierte Produkte machen einen kleinen Anteil im Portfolio der Anleger aus. So gaben 61%
der Besitzer an, dass ihr Wert weniger als einem Zehntel des Gesamtdepotwerts entspräche. Rund
16% investieren mehr als ein Fünftel ihres Vermögens in Derivate. Von allen Anlegern, die ein
Zertifikat besitzen, sind 37% in Kapitalschutzprodukte investiert. Das entspricht einer Zunahme von
3% im Vergleich zur Umfrage 2008. Der Anteil der Personen, welche Renditeoptimierungs- oder
Partizipationsprodukte halten (26 bzw. 18%), ist im Vergleich zur letzten Studie praktisch gleich
geblieben.
Der Anteil von Derivatbesitzern nimmt mit steigendem Vermögen markant zu. 29% aller Anleger
mit einem Investitionskapital von mehr als 1 Mio. Fr. besitzen Derivate. Das entspricht einer
Abnahme von 9% im Vergleich zur Studie 2008. In der Gruppe der befragten Personen mit einem
Vermögen von unter 100 000 Fr. finden sich lediglich 3% Struki-Besitzer.
Auf die Frage, ob strukturierte Produkte in heutige Anlageentscheide einbezogen würden,
antworteten 40%, sie könnten sich vorstellen, in solche Instrumente zu investieren. Vor zwei
Jahren waren es noch 50%. Wilding erklärt, dass interessanterweise Personen, die ein
strukturiertes Produkt besitzen, in Bezug auf die Anlagekategorie eine bessere Meinung haben, als
solche, die noch nie ein Zertifikat besassen. Durch die negativen Schlagzeilen der vergangenen
Jahre in den Medien, wurde der Ruf – teilweise ungerechtfertigt – geschädigt.
Vom Anlegerkreis, der in strukturierte Produkte investiert, vertraut ein Grossteil auf die Empfehlung
seines Anlageberaters. Fast 45% der Personen, die momentan Derivate halten, wurden von ihrem
Bankberater auf den Erwerb angesprochen und sind den Empfehlungen gefolgt.
Potenzial zur Rufverbesserung sowie zur Aufklärung der Anlegergemeinde ist zweifellos weiterhin
vorhanden. Es liegt auf der Hand, dass es ein jahrelanger Prozess ist, Investoren über die
Funktionsweise von strukturierten Produkten zu informieren. Hier sind neben den Emittenten auch
der SVSP gefragt. Er lancierte bereits verschiedene Projekte, wie die Swiss Derivative Map oder
das Buch «Die Welt der Strukturierten Produkte», das in Kooperation mit der FuW verfasst wurde
(vgl. FuW Nr. 51 vom 3. Juli).
Stabiler Ausblick
Auch wenn ein Grossteil der Umfrageteilnehmer Strukis als komplex, intransparent und riskant
bezeichnet, kann dieses Urteil relativiert werden: Der Ruf fast aller anderen Anlageklassen hat in
den vergangenen zwei Jahren durch die Finanzkrise ebenfalls gelitten.
Das Wachstum der Branche der strukturierten Produkte wird durch die derzeit geringe Attraktivität
der Festgeld- und Obligationenmärkte unterstützt. Durch die tiefen Zinssätze werden Investoren
dazu gezwungen, nach lukrativeren Anlageklassen zu suchen. Auch der einfache Zugang zu
schwer investierbaren Basiswerten wie Rohstoffe oder Währungen verspricht dem Derivatmarkt
gute Zukunftsaussichten. Vor allem Instrumente auf Edelmetalle erfreuten sich jüngst einer
enormen Beliebtheit. Richtig und dosiert eingesetzt sind strukturierte Produkte eine sinnvolle
Ergänzung für die meisten Wertschriftendepots.
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