ErgoWMS Erstellung einer ergonomischen Lagerstrategie und -organisation durch ein Arbeitslast analysierendes Warehouse Management System Obwohl etliche Einflussgrößen auf die physische Belastung von Kommissionierern im Warehouse Management System (WMS) hinterlegt sind, werden diese Daten bisher nicht zur vollständigen und fortlaufenden Ermittlung der physischen Belastung eines Kommissionierers verwendet. In ErgoWMS sollen die vorhandenen Daten zur Belastungsberechnung verwendet werden sowie darauf aufbauend Modelle für eine ergonomische Lagerstrategie und -organisation entwickelt und implementiert werden. Ausgangssituation Die Thematik der demographischen Entwicklung der deutschen Bevölkerung rückt als ein Megatrend zunehmend in den Fokus der strategischen Unternehmensführung. Neben dem Rückgang an jungen Fachkräften gilt es auch der älter werdenden Belegschaft Rechnung zu tragen und adäquate Arbeitsplätze zur Leistungserhaltung anzubieten. Diese Entwicklung trifft ebenso den Unternehmensbereich der operativen Logistik, der bes onders durch manuelle Lasthandhabung geprägt ist. Auch dieser Bereich muss trotz seiner körperlich anspruchsvollen Arbeit zunehmend mit einer alternden Belegschaft gemeistert werden. Der starke Anstieg an Arbeitsunfähigkeitstagen der älteren Belegschaft stellt ein hohes Risiko für die Unternehmen und insbesondere KMU dar. Denn diese können mangels einer großen Personaldecke ausgefallene Beschäftigte nicht schnell ersetzen. Mit dem Anstieg des Alters der Beschäftigten nehmen vor allem die Arbeitsunfähigkeitstage, die auf Krankheiten des MuskelSkelett-Systems und Bindegewebes zurückzuführen sind, überproportional zu. Hinzu kommt, dass gerade älter werdende Beschäftigte eine Leistungsminderung in ihrer körperlichen Belastbarkeit oder in der Ausführungsmöglichkeit gewisser Tätigkeiten erfahren. Diese Umstände sind mit teuren Zusatzkosten für die Unternehmen verbunden. So sind nach einem 2008 veröffentlichten Bericht der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) aufgrund der Arbeitsunfähigkeitstage volkswirtschaftliche Pro- duktionsausfallskosten in Höhe von 43 Milliarden Euro entstanden. Bei einem einzelnen Unternehmen entstehen mit dem Ausfall eines Beschäftigten Kosten in Höhe von 320 Euro pro Tag. Problemstellung Um den volkswirtschaftlichen Schaden durch die Leistungsminderung der Mitarbeiter einzudämmen ist es erforderlich, geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Gerade der zentralen Logistikfunktion, der manuellen Kommissionierung, kann eine hohe Belastung durch Heben von Lasten zugeschrieben werden. In der manuellen Kommissionierung wird heutzutage nicht berücksichtigt, wo die Lasten in den Fachbodenregallagern oder auf Paletten verteilt und zugeordnet werden. Gleichzeitig herrschen in der operativen Logistik oft Abb. 1: Kommissionierung aus Palettenregalen Forschungsvorhaben 17445 N/1 Das IGF-Vorhaben 17445 N/1 der Forschungsvereinigung Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V. wird über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung und -entwicklung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. gewachsene Lagerstrukturen, die nur mit hohem finanziellem Aufwand konstruktiv veränderbar. sind. Dem Arbeitsprozess der Lastenhandhabung kann mit bisherigen Mitteln der Arbeitsplatzgestaltung meist nur schwer begegnet werden. Zielsetzung Ziel dieses Vorhabens ist es, zur Gesunderhaltung von Kommissionierern beizutragen und so deren Arbeits- sowie Leistungsfähigkeit zu erhalten. Zugleich sollen die Unternehmen für den demographischen Wandel in der manuellen Kommissionierung gerüstet sein, in dem bei der Auftragszuteilung die individuelle Leistungsfähigkeit (v.a. hinsichtlich Belastung bei älteren Mitarbeitern) berücksichtigt wird. Durch die Verarbeitung bestehender Daten aus dem WMS soll eine vollständige und fortlaufende Ermittlung der physischen Belastung von Kommissionierern möglich sein. Darauf aufbauend sollen Modelle zur Verbesserung der Belastungsprofile wie z. B. eine ergonomischen Lagerfachbelegung oder arbeitsorganisatorischen Methoden entwickelt werden. Lagerort der Artikel Gewicht der Artikel Physische Belastung Geschlecht Tätigkeiten Abb. 2: Einflussfaktoren auf die physische Belastung eines Kommissionierers Ansprechpartner: Vorgehensweise Analyse bestehender WMS Festlegung praxisrelevanter Kommissionierszenarien Anforderungsanalyse an die Berechnungsmethodik zu Belastungsermittlung Entwicklung kommissioniersytem- und belastungsspezifischer Berechnungsparameter Exemplarische Kopplung von Arbeitsanalyse und WMS Entwicklung eines Optimierungsalgorithmus, der eine ergonomischere Lagerfachbelegung erlaubt Bildung von neuen Organisations- und Vergütungsmodellen, die durch die transparente Belastungsanalyse ermöglicht werden Erstellung eines exemplarischen WMSZusatzmoduls, das die Belastungsermittlung durch Berechnungen mit bestehenden Daten aus dem WMS-System durchführt und geeignete arbeitsorganisatorische Modelle abbildet Projektpartner Das Projekt ErgoWMS wird in Zusammenarbeit mit folgenden Unternehmen durchgeführt: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Berlin CIM GmbH, Fürstenfeldbruck Human Solutions GmbH, Kaiserslautern Keller & Kalmbach GmbH, Unterschleißheim LCALL Logistik Consulting Algayer, München Ludwig Meister GmbH & Co. KG, Dachau QUERFOOD glutenfrei leben - Carsten Ax e.K., Putzbrunn SSI Schäfer Noell GmbH, Giebelstadt trilogIQa, München Dipl.-Wi.-Ing. Myriam Koch Tel 089 / 289-15918 [email protected] www.fml.mw.tum.de fml – Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik · Technische Universität München Boltzmannstraße 15 · 85748 Garching · Tel 089 / 289-159 21 · Fax 089 / 289-159 22