Sächsische Impfkommission erweitert Impfempfehlung gegen MenACWY und Grippe Die Sächsische Impfkommission hat jetzt ihre Empfehlungen aktualisiert. Neu in der Empfehlung ist, dass eine Impfung gegen die Meningokokken Serogruppen A, C, W135 und Y auch mit einem quadrivalenten Konjugatimpfstoff durchgeführt werden kann. Ausgeweitet wurde zudem die Empfehlung zur Influenzaimpfung: Diese soll in Sachsen ab jetzt jährlich ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat erfolgen. Mit der Empfehlung, einen Konjugatimpfstoff bei vorliegender Indikation gegen die Meningokokken-Serogruppen A, C, W135 und Y zu impfen, hat die Sächsische Impfkommission jüngsten Entwicklungen Rechnung getragen: Novartis Vaccines meldete am 18. Dezember 2009, dass Menveo® (Konjugatimpfstoff gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W135 und Y) eine positive Empfehlung des Ausschusses für Humanarzneimittel (Committee for Medicinal Products for Human Use, CHMP) der Europäischen Arzneimittelbehörde (European Medicines Agency, EMEA) erhalten hat. Die EU-weite Zulassung für Menveo wird im Laufe des ersten Quartals 2010 erwartet. Nach erfolgter Zulassung wird Menveo voraussichtlich europaweit der erste verfügbare Konjugatimpfstoff sein, der Schutz gegen vier Hauptgruppen der Meningokokken-Bakterien bietet. Konjugatimpfstoffe haben im Vergleich zu Polysaccharid-Impfstoffen (PS-Impfstoffen) im Allgemeinen Vorteile: So sind sie in der Lage ein Immungedächtnis beim Geimpften auszubilden. Zudem besteht die Möglichkeit der Auffrischimpfung. Denn während es nach einer wiederholten Impfung mit PS-Impfstoff zu einer so genannten Hyporesponsiveness (verminderte Immunantwort) kommen kann, führt eine mehrmalige Impfung mit einem Konjugatimpfstoff zu einer Verstärkung der Impfantwort (Booster-Effekt). Eine Impfung mit Konjugatimpfstoff führt zudem zur Reduktion der Trägerrate und zum Aufbau einer Herdenimmunität. Ein weiterer Vorteil bei Konjugatimpfstoffen: Sie sind auch bei Säuglingen und Kleinkindern wirksam. Die quadrivalente Meningokokken-Impfung gegen die Serogruppen A, C, W135 und Y ist angezeigt bei gesundheitlich gefährdeten Personen sowie bei gefährdetem Laborpersonal. Die Impfung ist auch empfohlen für Reisende in epidemische bzw. hyperendemische Länder und vor einer Pilgerreise (insbesondere Mekkapilger, Hadj). Ebenso sollten Schüler und Jugendliche vor Langzeitaufenthalten mit epidemiologisch indiziertem Konjugatimpfstoff geimpft werden. Die postexpositionelle Impfempfehlung umfasst die Impfung von engen Kontaktpersonen eines Erkrankten mit einer impfpräventablen invasiven Meningokokken-Infektion mit konjugiertem Impfstoff. Auch die Impfempfehlung gegen Influenza stand bei der SIKO auf dem Prüfstand. Die Empfehlung der Experten wurde beträchtlich ausgedehnt. Jetzt sollen in Sachsen alle Personen ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat jährlich gegen die saisonale Virusgrippe geimpft werden. Davor galt die Empfehlung für alle Personen ab 50 Jahren. Die Bedeutung der saisonalen Influenza im Kindesalter wird vielfach unterschätzt. Es wird geschätzt, dass 15 bis 40 Prozent aller Kinder während einer Influenzasaison infiziert werden. Etwa die Hälfte der infizierten Kinder wird symptomatisch krank. Aber auch asymptomatisch Infizierte können Überträger der Infektion sein. Aufgrund höherer Kontaktraten, mangelnder Hygiene und verlängerter Erregerausscheidung fungieren Kinder als so genannte „Super spreader“ der Influenza und sind der Motor einer Epidemie. Eine Herausforderung ist derzeit noch die unzureichende humorale Immunantwort, die Standard-Influenzaimpfungen bei Kleinkindern hervorrufen. Nichtadjuvierte, inaktivierte Impfstoffe sind offenbar bei sehr jungen Kindern wenig wirksam. In Zukunft könnten gegebenenfalls adjuvierte Impfstoffe eine Lösung bieten. Eine in Finnland durchgeführte Studie lieferte kürzlich Daten zur saisonalen 1/2 Influenza-Impfung mit dem MF59-adjuvierten Impfstoff Fluad®. Durch das Adjuvanz kam es nach zweimaliger Impfung zu einer deutlich verstärkten Immunantwort. In Untersuchungen mit Personen ab 65 Jahren konnte bereits nachgewiesen werden, dass Fluad® im Vergleich zu Standardimpfstoffen zu einer überlegenen Wirksamkeit führt und zudem vor Driftvarianten schützt. Die Verträglichkeit des Impfstoffs unterschied sich sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen nicht wesentlich von der der Standardimpfstoffe. Fluad® ist bisher für Personen ab 65 Jahren zugelassen. Die SIKO empfiehlt zudem die Influenza-Impfung von Schwangeren im 2. und 3. Trimenon zum eigenen Schutz und zum Schutz des Neugeborenen. Für ältere Personen (über 50 Jahren) empfiehlt die SIKO nun auch die Impfung gegen Herpes Zoster (Gürtelrose) – die Sekundärinfektion des Varicella-Zoster-Virus. Herpes Zoster ist eine schmerzhafte Erkrankung, die chronische und schwere Kompli-kationen zur Folge haben kann. Das Erkrankungsrisiko steigt mit zunehmendem Alter. Die wichtigsten Änderungen der SIKO-Empfehlung auf einen Blick: • • • • Impfung gegen Meningokokken A, C, W135 und Y auch mit Konjugatimpfstoff Influenzaimpfung ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat Influenza-Impfung von Schwangeren im 2. und 3. Trimenon Herpes Zoster-Impfung für Personen über 50 Jahren (c) by 'medicinebook.de' URL : http://www.medicinebook.de Das Impressum finden Sie hier 2/2