RUND UM DIE TECK 13 Freitag, 28. August 2015 Wenn das Baby schreit und schreit Schlaganfall: Zeit ist Hirn Kirchheim/Filderstadt. Je schneller, desto besser – im Fall eines Schlaganfalls gilt dieser Grundsatz ganz besonders. Denn je früher die Diagnose gestellt und der Patient behandelt werden kann, desto größer sind die Chancen, dass dauerhafte Schädigungen vermieden werden. Und helfen kann jeder, der bei den ersten Anzeichen eines Schlaganfalls sofort die Notrufnummer 112 wählt. Im Rahmen der Patienteninformationsveranstaltung „Nachgefragt“ der Kreiskliniken Esslingen greift Dr. Uwe Mauz, Chefarzt der Klinik für Neurologie an der Klinik Kirchheim, das Thema „Notfall Schlaganfall – Zeit ist Hirn“ auf. Der Vortrag findet am Donnerstag, 17. September, in den Konferenzräumen 1 – 4 der Filharmonie Filderstadt, Tübinger Straße 40, statt. Der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Nach dem Vortrag von Uwe Mauz steht der Referent den Besuchern für all ihre Fragen zur Verfügung. Weitere Informationen zum Vortrag gibt es auf www.kk-es.de im Internet.pm Sprechstunde des Sozialverbands VdK Kirchheim. Die nächste Sprechstunde des Sozialverbands VdK in sozialrechtlichen Fragen findet am Donnerstag, 3. September, in der Alleenstraße 92 in Kirchheim statt. Ein Mitglied des VdK-Ortsverbands Kirchheim steht allen Interessierten zwischen 14 und 16 Uhr zur Verfügung. Interessierte Bürger erhalten an diesem Nachmittag Auskünfte in Angelegenheiten des Behindertenrechts, des sozialen Entschädigungsrechts und der Unfallversicherung. Außerdem unterstützt der Sozialverband VdK bei der Antragstellung. Darüber hinaus findet das nächste Stammtischtreffen des VdK Kirchheim am Mittwoch, 2. September, im Café Schill in der Paradiesstraße 2 in Kirchheim statt. Auch zu dieser Veranstaltung sind Gäste willkommen. Das Treffen beginnt um 16.30 Uhr.pm Luzia Brühlmeier-Zurowski berät Mütter und Väter, die mit ihrem Latein am Ende sind Eigentlich ist Luzia BrühlmeierZurowski Hebamme. Seit sie Schrei- und Schlafberatung anbietet, rennen ihr übermüdete Väter und Mütter die Bude ein. Wochenbettbetreuung macht Zurowski deshalb kaum noch. Die Ötlingerin über weinende Babys und Eltern, die damit nicht umgehen können. Antje Dörr Die Nachfrage nach Schrei- und Schlafberatung ist enorm. Sind Eltern heute schlechter darin, ihre Kinder zu beruhigen beziehungsweise zum Schlafen zu bringen? LUZIA BRÜHLMEIER-ZUROWSKI: Nein, auf keinen Fall! Die heutige Elterngeneration gibt eben einfach zu, dass sie Hilfe und Beratung braucht. Früher hätte man das unter den Teppich gekehrt. Hinzu kommt, dass die Empfehlungen früher klarer waren: Lass das Kind auch mal schreien, stille es nur alle vier Stunden und so weiter. Kindgerecht war das nicht. Vor allem kleine Babys sollte man nicht schreien lassen. Allerdings erlebe ich heutzutage oft, dass die Eltern ins andere Extrem gehen. Ihr Ziel ist: „Mein Kind soll gar nicht weinen müssen“. Dieses Ziel können Eltern nicht erreichen, denn bis zu zwei Stunden Weinen pro Tag ist für Babys ganz normal und oft entwicklungsbedingt. Dass Babys auch mal schreien, ist doch kein Geheimnis. BRÜHLMEIER-ZUROWSKI: Das Problem ist, dass viele Eltern überinformiert sind. Jeder sagt was anderes: Die Freundinnen, die Eltern, das Internet. Bevor die Eltern zu mir kommen, waren sie in der Regel schon beim Osteopathen, haben sich naturheilkundlich informiert, irgendwelche Medikamente gegeben, Bücher gelesen – und wissen am Ende gar nicht mehr, was zu tun ist. Die Familien, die ich betreue, sind sehr feinfühlig und empathisch. Aber total verunsichert. Es ist so viel Wissen da, dass die Eltern gar nicht mehr hören, was der Bauch ihnen sagt. Manchmal schreien Babys ohne erkennbaren Grund. Für viele Eltern ist das kaum auszuhalten. Kann man etwas tun, dass das Baby weniger schreit? BRÜHLMEIER-ZUROWSKI: Die meisten Babys hören auf zu weinen, wenn man sie auf den Arm nimmt. Manche Eltern kommen zu mir und sagen: „Wir haben anfangs den Fehler gemacht, dass wir das Baby immer hochgenommen haben, wenn es weinte“. Sie haben das Gefühl, sie hätten es verwöhnt. Aber gerade die ersten Monate ist es absolut wichtig, feinfühlig auf die Bedürfnisse des Kindes zu reagieren. Wenn Eltern auf die Bedürfnisse ihrer Babys reagiert haben, gibt es eine Basis, auf der man mit kleinen Veränderungen beginnen kann. Beispielsweise kann man ab dem vierten oder fünften Monat versuchen, das Kind nicht immer sofort hochzunehmen, sondern erst einmal zu ihm zu gehen, mit ihm zu sprechen, es zu streicheln und erst dann hochzunehmen, wenn es sich nicht beruhigt, das sogenannte „gestufte Trösten“. Auf diese Weise geben die Eltern den Babys die Zeit und die Möglichkeit, dass sie es auch mal alleine schaffen, sich zu beruhigen. Es ist nicht immer auf den Arm der Eltern angewiesen. Babys haben durchaus auch eigene Fähigkeiten zur Selbstregulation mit auf den Weg gekriegt. Haben Eltern heute zu hohe Erwartungen an ihre Babys? BRÜHLMEIER-ZUROWSKI: Die Erwartungen sind relativ hoch. Das ist ein gesellschaftlicher Trend. Heute sind schon Schwangere unter Druck. Ihnen wird suggeriert: Wenn du dich für diese oder jene Untersuchung entscheidest, hast du alles im Griff. Wenn dann das Baby auf die Welt kommt und mehr schreit als erwartet, wird das für die Eltern zu einer riesigen Herausforderung und vielleicht auch schon zu einer Enttäuschung. Zum Teil werde ich schon bei zwei Wochen alten Säuglingen gefragt: „Was kann ich tun, um mein Kind zu fördern“? Gibt es heute mehr Schreibabys als früher? BRÜHLMEIER-ZUROWSKI: Ja, wenn wir ganz weit zurückgucken, Nein wenn wir die letzten Jahre betrachten. Schreibabys sind Babys, die mehr als drei Stunden pro Tag, öfter als drei Mal die Woche schreien, und das seit mehr als drei Wochen. Schreibabys lassen sich häufig auch dann nicht beruhigen, wenn man sie trägt. Insgesamt ist die letzten Jahre zu beobachten, dass die Babys unruhiger sind, deutlich mehr Aufmerksamkeit fordern und sich mit dem Schlafen deutlich schwerer tun. Früher hätte man solche Kinder auch schreien lassen. Heute bieten die Eltern viele Beruhigungshilfen und aufwendige Einschlafhilfen an. Überforderung macht sich bemerkbar, und Foto: dpa zwangsläufig steigt dann irgendwann die Frustration, wenn alles andere liegen bleibt. Zur Person Beruf. Luzia Brühlmeier-Zurowski ist Diplom-Hebamme mit langjähriger Berufserfahrung im klinischen und freiberuflichen Bereich. Sie hat eine Zusatzqualifikation für die Schrei-, Schlafund Entwicklungsberatung nach dem Modell der Münchner Sprechstunde von Professor Dr. med. M. Papousek. Die Beratung ist kostenpflichtig, kann aber in Einzelfällen von der Kasse bezahlt werden. Kontakt. Interessierte können unter der Telefonnummer 0 70 21/97 64 47 anrufen und sich unter www.kirchheimer-hebamme.de informieren. adö Endlich besser schlafen Manchmal helfen kleine Kniffe, damit Mutter, Vater und Kind nachts Ruhe bekommen – Seminar bei der Familien-Bildungsstätte Kirchheim. Endlich wieder eine Nacht durchschlafen! Diese Vorstellung ist für die meisten Eltern, die bei Luzia Brühlmeier-Zurowski aufschlagen, nur ein ferner Traum. „Den Großteil der Beratungen mache ich bei Eltern von acht bis zehn Antje Dörr Monate alten Babys, die mehrfach pro Nacht aufwachen und jedes Mal die Hilfe ihrer Eltern benötigen, um wieder in den Schlaf zu finden“, sagt die gelernte Hebamme, die wegen hoher Nachfrage hauptsächlich als Eltern-, Säuglings- und Kleinkind- beraterin unterwegs ist. Wenn die Betroffenen nicht gerade in Lorch oder Bietigheim-Bissingen wohnen, besucht sie die Familien zu Hause. Jede Beratung beginnt mit einem Erstgespräch, das rund anderthalb Stunden in Anspruch nimmt. Luzia Brühlmeier-Zurowski fragt, wie Schwangerschaft und Geburt gelaufen sind, wie es um die Partnerschaft steht und ob die jungen Eltern jemanden haben, der ihnen das Kind hin und wieder abnimmt. Die Eltern schildern ihren Alltag mit dem Kind und äußern Veränderungswünsche. Auch die „Gespenster aus dem Kinderzimmer“, wie Luzia Brühlmeier-Zurowski sie ger- ne nennt, sind Thema: Erfahrungen aus der eigenen Kindheit, die den Umgang mit dem Kind unbewusst beeinflussen können. Meistens setzt die Säuglingsberaterin bei der Einschlafsituation an. „Viele Kinder können nur auf dem Arm einschlafen, während sie gestillt werden oder die Flasche bekommen“, sagt Brühlmeier-Zurowski. Wenn sie nachts kurz aufwachten, was wegen des leichten Schlafs und der vielen Traumphasen der Babys sehr häufig geschieht, würden sie oft dasselbe Ritual einfordern, um wieder in den Schlaf zu finden. „Je nachdem, wie oft das ist, kann das für die Eltern brutal anstrengend sein“. Das erste Ziel ist deshalb meistens, dass das Kind ohne Flasche oder Brust einschläft. „Viele Eltern sagen mir vorher: Das klappt nie“, lacht Luzia Brühlmeier-Zurowski. Hinterher seien sie dann ganz erstaunt, dass das Kind sich nach drei bis vier Abenden umgestellt habe. Der nächste Schritt könne dann sein, dass man versuche, das Kind im eigenen Bett zum Schlafen zu bringen, indem man leise mit ihm spreche, die Händchen halte, und so weiter. „Wenn das Baby schreit, nimmt man es heraus und tröstet es“, sagt Brühlmeier-Zurows­ki. Sie hält nichts davon, Babys schreien zu lassen. Sobald das Kind gelernt habe, zwar mit Begleitung der Eltern, aber selbstständiger einzuschlafen, könne es sich irgendwann auch beim nächtlichen kurzen Aufwachen selbst beruhigen, ohne die Eltern zu wecken. „Und dann schläft das Baby durch – im besten Fall“, sagt BrühlmeierZurowski. Eine Durchschlaf-Garantie kann sie natürlich nicht anbieten. Besser schlafen lernen: Das klappt nur bei Babys, deren Eltern feinfühlig, verlässlich und empathisch mit ihren Bedürfnissen umgehen, sagt Luzia Brühlmeier-Zurowski. „Wenn diese Basis da ist, dann lässt sich an Schlafgewohnheiten recht schnell etwas verändern“. Die positiven Effekte reichten über die Nacht hinaus. „Wenn die Kinder besser schlafen, sind sie oft auch tagsüber verändert. Sie sind weniger quengelig und können sich besser allein beschäftigen“. Für Eltern, die Schlafproblemen vorbeugen wollen, bietet Luzia Brühlmeier-Zurowski bei der FamilienBildungsstätte Kirchheim ein Seminar an. „LaLeLu . . . Vom Schlafen, Wachen, Träumen“, heißt der Kursabend, der wegen hoher Nachfrage mittlerweile zwei Mal pro Semester stattfindet. Der Abend ist auch für werdende Eltern geeignet, die sich schon vor der Geburt ihres Kindes mit dem Thema „Babyschlaf“ beschäftigen wollen.