NORD STREAM AG REPORT KUNDE NORD STREAM AG PROJEKT NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING PROJEKT NR. P1645 TITEL ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW IMPAC DOK. NR. RPT-1645-PL-002 IMPAC REVISION 1 NORD STREAM DOK. NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 NORD STREAM REVISION B DATUM 05.11.2008 Hohe Bleichen 5 / D 20354 Hamburg Phone: + 49 (0) 40 355 440 0 Fax. + 49 (0) 40 340 500 E-mail: [email protected] URL: www.impac.de NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 3 von 49 INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS...............................................................................................................................3 1 2 3 ALLGEMEINES .............................................................................................................................5 1.1 EINLEITUNG ..................................................................................................................5 1.2 AUFGABE UND ZIEL .....................................................................................................5 PLANUNGSDATEN.......................................................................................................................6 2.1 BODENDATEN...............................................................................................................6 2.2 ROHRDATEN .................................................................................................................6 BESCHREIBUNG DES TUNNELS ...............................................................................................7 3.1 TRASSEN- UND GRADIENTENVERLAUF DES TUNNELS .........................................7 3.2 BAUABSCHNITTE DES TUNNELS ...............................................................................9 3.3 ROHRVORTRIEBSVERFAHREN ..................................................................................9 3.4 VORTRIEBSSCHILDANLAGE .....................................................................................13 3.5 STÜTZFLÜSSIGKEIT...................................................................................................14 3.6 BAUGRUBEN / SCHÄCHTE ........................................................................................17 3.6.1 Seeseitig .............................................................................................. 17 3.6.2 Landseitige Tunnelrampe..................................................................... 20 4 BAUBETRIEB, GERÄTE UND EINRICHTUNGEN ....................................................................22 5 AUSRÜSTEN DES TUNNELS FÜR DIE ROHRINSTALLATION...............................................26 6 INSTALLATION UND TESTEN DES DOPPELROHRSTRANGS ..............................................28 7 VERFÜLLEN DES TUNNELS .....................................................................................................29 8 MENGEN, TRANSPORTE...........................................................................................................31 9 BAUZEIT......................................................................................................................................34 9.1 ERSTES BAUJAHR......................................................................................................34 9.2 ZWEITES BAUJAHR ....................................................................................................35 9.3 DRITTES BAUJAHR.....................................................................................................36 10 PERSONAL .................................................................................................................................37 11 BAUKOSTEN ..............................................................................................................................38 12 RISIKOBETRACHTUNG .............................................................................................................39 13 12.1 TUNNELBAURISIKEN..................................................................................................39 12.2 ROHRINSTALLATIONSRISIKEN.................................................................................40 ANALYSE MÖGLICHER RISIKOAUSWIRKUNGEN .................................................................41 13.1 ALLGEMEINES ............................................................................................................41 13.2 BAUGRUNDRISIKO .....................................................................................................41 NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 4 von 49 14 13.3 STEINHINDERNISSE IN SCHNEIDENLAGE, BEHINDERUNG BEIM RAMMEN ......42 13.4 LIEFERPROBLEME BEI 6 KOMPLETTEN VORTRIEBSANLAGEN ..........................43 13.5 MASCHINELLE STÖRUNGEN IN DER VORTRIEBSTECHNIK .................................44 13.6 ORGANISATIONSRISIKO............................................................................................44 13.7 WETTERRISIKO ..........................................................................................................45 13.8 KOLLISIONSRISIKO FÜR DIE SEEBAUSTELLEN INFOLGE SCHIFFSTOß ............46 13.9 ROHRINSTALLATIONSRISIKO ...................................................................................46 EINFLUSS DER BAUMAßNAHMEN AUF DIE REGION ...........................................................48 14.1 LOKALE EINWIRKUNG DER BAUMASSNAHMEN AUF DEN GREIFSWALDER BODDEN.........................................................................................48 14.2 GLOBALER, GROßRÄUMIGER EINFLUSS DER BAUMASSNAHMEN.....................48 14.3 EINFLUSS DER BAUMASSNAHME TUNNELBAU AUF DIE INFRASTRUKTUR ......48 NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 5 von 49 1 ALLGEMEINES 1.1 EINLEITUNG Mit der Nord Stream Pipeline soll zukünftig Erdgas von Russland durch die Ostsee nach Deutschland transportiert werden. Jeder Strang der Doppel-Pipeline wird etwa 1.220 km lang sein. Als eine der Anlandungsmöglichkeiten ist eine Verlegung der beiden Rohre durch den Greifswalder Bodden geplant. Die Gasleitung, als Zwillings-Rohrleitung mit Einzelrohrdurchmessern von nominell 48 Zoll, kann als eine technische Möglichkeit in offener Bauweise im gebaggerten Graben verlegt werden. Der Greifswalder Bodden ist jedoch in ökologischer Hinsicht ein äußerst sensibles Meeresgebiet. Im Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) des Landes Mecklenburg-Vorpommern wird der Bodden als Fauna-Flora-Habitat (FFH)Zone zwischen Rügen im Norden und der Festlandküste bei Lubmin - mit einer Ostbegrenzung von Thiessow bis zum Peenemünder Haken - definiert. Auf der gleichen Fläche, jedoch mit einer deutlichen Erweiterung nach Osten bis zur Insel Greifswalder Oie gilt diese Meeresfläche außerdem als IBA Gebiet (International Bird Area). Weiterhin gilt der gesamte südöstliche Küstenbereich als Biosphärengebiet und der Küstenbereich Lubmin bis Ruden und nach Süden entlang des Peenemünder Hakens als Naturpark. Vor diesem Hintergrund sind für Lärm erzeugende Baumaßnahmen zur Herstellung der Baugruben im Bodden durch das Institut für angewandte Ökologie (IfAÖ) Baueinschränkungen formuliert worden, wonach bei Ausführung von Vibrations- und Rüttelarbeiten im ersten Baujahr nur in der Zeit von Anfang Mai bis Ende Dezember des Jahres gearbeitet werden kann. Für die übrigen Arbeiten im ersten Jahr gilt diese Einschränkung nicht. Ebenso nicht für die folgenden Baujahre. 1.2 AUFGABE UND ZIEL Der nachstehende Bericht beschreibt die vollständige Querung des Greifswalder Boddens von Lubmin bis Thiessow durch einen Tunnel. Die landseitige Fortführung der beiden Rohrleitungen ist technisch ähnlich wie bei der Verlegung im offenen Graben. Nach der Anbindung der beiden Tunnelleitungen mit den Offshore-Leitungsabschnitten erfolgt die seeseitige Leitungsverlegung im S-Lay Verfahren. Die gesamte Länge des Tunnels beträgt 12.600 m. Der nutzbare Mantelrohrdurchmesser wurde aus verfahrenstechnischen Gründen auf 4.000 mm festgelegt. Der Tunnel besteht aus 6 Vortriebsabschnitten, von denen jeder eine Länge von 2.100 m aufweist. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 6 von 49 2 PLANUNGSDATEN 2.1 BODENDATEN Es wird auf Grund der geologischen Vergangenheit des Boddengebietes der typische, durch Eiszeiten geprägte heterogene Baugrund unterstellt, der im wesentlichen Sand/Kies und Geschiebemergel enthält – auch mit Findlingen im Größenbereich von bis zu ca. 300 mm, seltener größere Blöcke, ist zu rechnen. Rollige Böden und Geschiebemergel als Mischboden mit durchschnittlich 20–25% sandigen Komponenten sind ein brauchbares Umfeld für den Einsatz von flüssigkeitsgestützten Vortriebsverfahren, die für den vorliegenden Fall vorgeschlagen werden. Baugrundaufschlüsse, gewonnen aus Bohrungen an den Startschachtbaugruben und in Form geophysikalischer Längsprofile, liegen vor. Aus diesen Erkundungen zeigt sich, dass die angetroffenen Bodenschichten im Prinzip den Erwartungen, basierend auf der geologischen Vorgeschichte, gerecht werden. In allen Fällen handelt es sich um rollige und bindige Böden, unterschiedlicher Lagerungsdichte, vielfach stark schluffig und um Mischböden, wie Mergel. Diese Böden sind mit dem vorgeschlagenen Verfahren der Flüssigkeitsstützung gut vereinbar. 2.2 ROHRDATEN Werkstoff Auslegungsdruck Auslegungstemperatur Arbeitsmedium Wanddicke DNV SAWL 485 I FD 170 barg (Betriebsdruck ungefähr 100 barg) -10 bis +40 °C Trockenes, süßes Erdgas (98 % Methan) Lagekategorie 2: 30,9 mm min. Lagekategorie 1: 26,8 mm min. Zusatzdruck 5% Nominaler Durchmesser 48 Zoll Innendurchmesser 1.153,2 mm (konstanter ID) Korrosionsschutzbeschichtung 3LPE, 4 mm dick, Oberfläche der Tunnelrohre aufgeraut durch PE-Granulat Betonummantelung 60 mm bis 100 mm Betonummantelung mit einer Dichte von 3.040 kg/m³ im Offshore-Abschnitt, ohne Betonummantelung im Abschnitt an Land. In dem Tunnelbereich kann auf die Betonummantelung verzichtet werden. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 7 von 49 3 BESCHREIBUNG DES TUNNELS 3.1 TRASSEN- UND GRADIENTENVERLAUF DES TUNNELS Die Tunnellösung sieht vor, unterirdisch ein Mantelrohr in Stahlbeton herzustellen, in das nach Abschluss der tunnelspezifischen Vortriebsarbeiten beide Gasleitungen als Zwillingsleitung eingezogen und durch Verfüllung des übrigen Freiraums im Vortriebsrohr gesichert werden. Die Trasse beginnt auf dem Festland bei Lubmin und verläuft geradlinig in nordöstlicher Richtung zu einem Endschacht nordöstlich der Boddenschwelle. Die Gesamtlänge beträgt 12.600 m. Die Gradiente berücksichtigt als Randbedingung, dass an jeder Stelle der Trasse eine Überdeckung über dem Mantelrohr von mindestens 7,0 m vorhanden sein soll. Dies führt für den Gradientenverlauf zu einer vergleichsweise harmonischen Bogenlinie, beginnend an Land bei Lubmin mit einer Tiefenlage von mindestens -10,0 m NN für Unterkante Mantelrohr mit einem Außendurchmesser von 5,00 m, führt auf den Tiefpunkt von mindestens -21,0 m NN am Schachtbaugruben-Standort „Ruden“ zu und endet in einer Tiefe von mindestens -17,0 m NN für die Unterkante des Rohres an der nördlichen Startbaugrube „Thiessow“, die nach der Fertigstellung der Vortriebsarbeiten zunächst Windenstandort für das Einziehen der Rohrleitungen von Land sein wird und anschließend Übergangsbaugrube zur Gasleitung, die im gebaggerten Graben verlegt werden soll. Nachfolgend sind der Tunnellängsschnitt und die Draufsicht in den Abbildungen 3-1 und 3-2 gezeigt. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 8 von 49 Abbildung 3-1 Abbildung 3-2 Tunnellängsschnitt Grundriss der Vortriebsstrecke NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 9 von 49 3.2 BAUABSCHNITTE DES TUNNELS Die vorgeschlagene Lösung sieht vor, das Stahlbeton-Mantelrohr DN 4.000 (Innendurchmesser) mit 50 cm Wanddicke als Tunnel von vier Startbaugruben aus gleichzeitig im Rohrvortriebs-verfahren herzustellen. Die Gesamtstrecke von 12.600 m Länge ist in sechs Vortriebsabschnitte von je 2.100 m Länge unterteilt. An beiden Enden der Gesamtstrecke sind Startbaugruben vorgesehen, aus denen jeweils ein 2.100 m langer Rohrvortrieb bis zum Zielschacht ausgeführt werden soll. Die landseitige Startbaugrube wird im Grundriss rechteckig ausgebildet, sie ist 13 m lang und 9 m breit. Die seeseitige Startschachtbaugrube wird kreisförmig hergestellt mit einem Innendurchmesser von 13 m. Die seeseitige Startbaugrube am nordöstlichen Ende der Tunnelstrecke dient später zur Herstellung eines Festpunktes für den Doppel-Leitungsstrang. In den Drittelpunkten der Strecke sollen jeweils zwei nebeneinander liegende Baugruben in der Vortriebsachse als Zwillingsstartbaugruben angeordnet werden. Aus diesen sollen zwei Vortriebe von 2.100 m Länge zeitgleich zu den beiden Endvortrieben ausgeführt werden. Je einer nach Norden und einer nach Süden. Die dazu erforderliche Baustelleneinrichtung soll auf neben den Baugruben aufgeständerten Plattformen installiert werden. Die Startschachtbaugruben haben die Bezeichnung „Lubmin“ für die küstenseitige Baugrube am Beginn der Strecke, „Freesendorf“ für die südliche der beiden Baugruben in den Drittelpunkten, „Ruden“ für die nördliche und „Thiessow“ für die Startschachtbaugrube am nördlichen Ende der Strecke. Die drei Zielschachtbaugruben liegen alle auf See im Bodden, werden rechteckig ausgebildet und haben Abmessungen von 7 m Länge und 9 m Breite. Wegen der geradlinigen Tunnelführung liegt die Zielbaugrube zwischen den Startbaugruben Lubmin und Freesendorf in einem Flachwasserbereich. An dieser Stelle ist das Wasser ca. 1 m tief, in 400 m Entfernung Richtung Nordwest beträgt die Wassertiefe ca. 4 m. Geplant wird eine zu baggernde Tiefe auf -3,5 m NN. Der Zufahrtsgraben soll 30 m breit auf der Sohle sein und einen Böschungswinkel von 1 : 4 haben. Alle Schächte erhalten eine Unterwasserbetonsohle mit eventueller Tiefenverankerung zur Auftriebssicherung. Die Tiefenverankerung der Startbaugrube „Thiessow“ muss zudem für die bei dem Drucktest und bei dem Betrieb der Leitungen auftretenden Ankerkräfte ausgelegt werden. 3.3 ROHRVORTRIEBSVERFAHREN Bei dem gewählten Tunnelbauverfahren werden von einer Startbaugrube aus in der gewünschten Tiefenlage nacheinander Stahlbetonrohre mit Hilfe von ölhydraulischen Vorschubpressen in den Boden gedrückt, siehe Abbildung 3.3-1 und Abbildung 3.3-2. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 10 von 49 Damit dies möglich ist, muss an der Spitze der aneinander gefügten Stahlbetonrohre der Boden abgebaut und rückwärts durch die Vortriebsrohre in die Startbaugrube transportiert werden. Die Methode dieser Bodentransporte und der nachgeschalteten Lagerung hängt unmittelbar mit dem eingesetzten Vortriebsverfahren zusammen und ist damit direkt abhängig von der Bodenart, die während des Vortriebs an der Vortriebsmaschine angetroffen wird. Abbildung 3.3-1 Prinzip eines Rohrvortriebs, mit 3 Zwischenpress-Stationen Abbildung 3.3-2 Startschacht mit hydraulischen Pressen Mit dem Rohrvortriebsverfahren können Tunnelröhren bis zu nutzbaren Durchmesserbereichen von ca. 4,2 m bis 4,5 m vorgepresst werden. Wegen der dann erforderlichen Wanddicke der Rohre von 40 cm bis 50 cm - je nach statischer Erfordernis - haben die Rohre dann einen Außendurchmesser, der zugleich der Bohrdurchmesser ist. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 11 von 49 Die Rohre haben aber dann auch so hohe Gewichte, dass sie nicht mehr von den bauüblichen Portalkränen transportiert werden können. Auch Transporte vom Herstellort zur Baustelle sind wegen der Unterfahrung von Brücken in der Regel nicht mehr möglich. Im vorliegenden Fall handelt es sich um Rohre mit einem Innendurchmesser von 4,0 m, entsprechend einem Außendurchmesser von 5,0 m. Aus Gewichts- und vortriebstechnischen Gründen innerhalb der Startbaugrube dürfen sie nur 2,60 m lang sein. Sie wiegen damit 44,0 t pro Rohr und können nur durch einen Portalkran mit 50 t Tragkraft transportiert werden. Es ist daher auch sinnvoll, die Rohre in einer Feldfabrik nahe der Startbaugrube im Bereich Lubmin herzustellen, so dass die Transportfragen hier nicht auftreten, da die Rohre durch den 50 t Portalkran bis in die Nähe der Startbaugrube transportiert werden können. Dieser Aspekt ist für die Leistungsfähigkeit der Vortriebsarbeiten von großer Bedeutung. Die Feldfabrikation sollte auf jeden Fall eine schiffbare Wasseranbindung mit Verlademöglichkeit haben und dabei nicht zu weit von den Schachtbaugruben liegen. Die Transporte werden mit hoher Frequenz durchgeführt. Täglich sind z.B. über 60 Vortriebsrohre zu den Startbaugruben zu transportieren, wenn die Vortriebe planmäßig laufen. Ein Transport über die Strasse kommt wahrscheinlich wegen der hohen Rohrgewichte (44 t pro Rohr), evtl. Brückenunterfahrten bzw. eingeschränkter Überfahrten und der hohen Transportfrequenz nicht in Frage. Alle Vortriebsrohre sind Rüttelbetonrohre, siehe dazu Abbildung 3.3-3 und Abbildung 3.3-4. Als Schalformen werden sogenannte Kernschalungen und Außenschalungen eingesetzt, beide in Stahlbauweise hergestellt und mit Schalungsrüttlern ausgerüstet. Die Stirnseiten eines Rohres werden unterschieden in das sogenannte „Spitzende“ (in Vortriebsrichtung vorne), auf das auch die erforderlichen Dichtungsringe aufgezogen werden, und das sogenannte „Manschettenende“ (in Vortriebsrichtung am rückwärtigen Rohrende), bei dem ein etwa 30 cm breiter Stahlring im Stahlbeton der Rohrwandung einbetoniert ist. Vortriebstechnisch wird bei jedem neuen Rohr jeweils das Spitzende in das Manschettenende geschoben. Eine sehr bewährte und gegen hohe Drücke bis ca. 4 bar wasserundurchlässige Dichtungskonstruktion. Für den Transport dieser Rohre auf dem Herstellplatz wird, wie erwähnt, ein Portalkran mit einer Kapazität von 50 t benötigt. Auf der Baustelle, wo die Rohre in die Startbaugrube zu transportieren sind, wird ebenfalls solch ein Portalkran benötigt. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 12 von 49 Abbildung 3.3-3 Tunnelrohre fertig zum Transport Abbildung 3.3-4 Herstellung der Tunnelrohre NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 13 von 49 3.4 VORTRIEBSSCHILDANLAGE Bei diesem vorgeschlagenen Tunnelbauverfahren wird ein Vortriebsschild eingesetzt, dessen zylindrischer Querschnitt etwa im vorderen Drittel des Schildmantels durch ein Druckschott in den vorderen Abbauraum und den rückwärtigen Schildbereich unterteilt wird. Der Abbauraum wird verfahrensgemäß mit einer Stützflüssigkeit gefüllt, die mit Hilfe von Druckluft unter den erforderlichen Stützdruck für die Stabilisierung des Bodens an der Frontseite des Vortriebsschildes - Ortsbrust - gesetzt wird, Abbildung 3.4-1. In diesem Flüssigkeitsmedium wird der Boden abgebaut, im vorliegenden Fall - und üblicherweise bei dieser Technik - durch ein langsam rotierendes Schneidrad an der Frontseite des Schildes. Die Speichen dieses Schneidrades sind an den Längskanten mit Schälmessern und entlang ihrer Achse mit Rollenmeißeln besetzt, um größere Blöcke schneiden bzw. zerdrücken zu können. Zwischen den Speichen ist bei der hier vorliegenden Schildgröße von 5.000 mm soviel Freiraum, dass Blöcke bis zu 300 mm Kantenlänge in den Abbauraum eintreten können. Bei diesem Schilddurchmesser kann vor der Ansaugöffnung der Bodenförderleitung ein Steinbrecher im Abbauraum für das Zerkleinern von Findlingen bis 300 mm vorgesehen werden. Bei größeren Blöcken wird der Vortrieb gestoppt, die Stützflüssigkeit abgepumpt und zeitgleich der Abbauraum mit Druckluft gleicher Druckhöhe gefüllt. Der Abbauraum kann dann durch Personal (2 Personen) betreten werden, um den Findling zu orten und mit Steinspaltgeräten zu spalten und weiter zu zerkleinern. Anschließend schleust das Personal aus, der Raum wird wieder mit Stützflüssigkeit gefüllt und der Vortrieb neu gestartet. Abbildung 3.4-1 Prinzip des hydraulischen Kreislaufs NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 14 von 49 Damit wird der Transport des abgebauten Bodens im Tunnel, einschließlich zerkleinerter Blöcke und Steine, hydraulisch vorgenommen. Das Transportmedium ist die Stützflüssigkeit, die im Mischungsverhältnis ein Teil Boden zu ca. 8 bis 10 Teilen Flüssigkeit in einem geschlossenen hydraulischen Kreislauf nach übertage gepumpt wird, Abbildung 3.4-1. Bei einer Vortriebslänge von 2.100 m je Vortriebsabschnitt wird der Pumpvorgang durch eine Förderpumpe im Schild und eine weitere Pumpe etwa auf der Hälfte der Vortriebsstrecke vorgenommen. 3.5 STÜTZFLÜSSIGKEIT Als Stützflüssigkeit wird im Allgemeinen Bentonit verwendet, dass zum Beispiel zur Stützung von mitteldicht gelagertem Boden in einem Verhältnis von ca. 30 bis 40 kg Bentonit zu 1 m³ Wasser angemischt und in ausreichender Menge von übertage durch eine sogenannte Speisepumpe in den hydraulischen Kreislauf gepumpt wird. Es ist bei der Ausführung zu prüfen, ob zur Anmischung Süßwasser benötigt wird – das dann vom Festland relativ regelmäßig zu den Seebaustellen gebracht werden muss, oder ob auch Ostseewasser mit seinem relativ geringen Salzgehalt verwendet werden kann. Für das Personal, für Reinigungs- und Spülzwecke wird allerdings pro Seebaustelle „Startbaugrube“ Süßwasser in überschaubarer Menge regelmäßig erforderlich. Bentonit ist ein Naturstoff, ein aus Phylliten, Talken und Glimmer durch Verwitterung entstandener Ton, in der Regel stark angereichert mit dem Mineral Montmorillonit. Diese Stoffe gehören der Glimmergruppe an und sind in der Lage, größere Mengen an Wassermolekülen einzulagern und durch ihre Bindungskräfte zu halten. Dadurch ist eine Entwässerung des einmal mit Wasser angemischten Bentonits sehr schwierig und wenn, sehr kostspielig, was die nach Gebrauch des Bentonits im Tunnelbau notwendige Entsorgung wirtschaftlich belasten kann. Die Bentonitsuspension entwickelt thixotrope Eigenschaften und verhält sich als Stützmedium auch z.B. während eines Stillstands im Vortrieb sehr zuverlässig, da sie keine Absetz- oder Entmischungstendenz zeigt. Bentonit ist kein Schadstoff. Als Fördermedium für den Boden wird es übertage in der auf einer Plattform (Pontons) neben der Startbaugrube installierten Separieranlage durch die Trennung vom Boden mittels Sieb-, Rüttel- und Multizyklontechnik wieder gewonnen und unmittelbar in den hydraulischen Kreislauf zurückgepumpt, häufig allerdings auch durch Zumischen von frischer Bentonitsuspension. Je nach Sand- und Kiesart verbleiben nach der Trennung vom Boden etwa 2 – 3 % Bentonit im Boden zurück, die mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand nicht oder nur sehr schwer herausgetrennt werden könnten. Das führt dazu, dass der in der NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 15 von 49 Separieranlage zugleich entwässerte Boden nur für Verfüllzwecke verwendet werden kann, jedoch z.B. nicht mehr für eine Betonherstellung. Es kann aber z.B. ein „Bentonit belasteter“ Sand mit Zement vermischt und als Dämmmaterial verwendet werden, das nach dem Einziehen der Gasleitung in den Tunnel planmäßig in den verbleibenden Freiraum gepumpt werden soll. Bentonit wird außerdem während des Vortriebs zur Schmierung des Rohrstrangs entlang dessen Außenfläche verwendet. In Abständen von ca. 10 m (jedes dritte Vortriebsrohr) wird die entstehende Reibung durch das Auspressen von Bentonit durch die Rohrwandung an 4 Stellen im Rohrumfang deutlich vermindert. Dehner Stationen Abbildung 3.5-1 Zwischenpress-Station Abbildung 3.5-2 Prinzip der ZwischenpressStation Die Schmieröffnungen sind mit einer Ringleitung verbunden und mit Magnetventilen ausgerüstet und werden aus dem zentralen Steuerstand aktiviert, Abbildung 3.5-3. Bei Vortriebsstreckenlängen von mehr als 150 m werden zusätzlich Zwischenpressstationen in Abständen von 100 bis 150 m in den Rohrstrang eingebaut, die das Vorschieben der vor ihnen liegenden Strangabschnitte übernehmen; Abbildung 3.5-1 und Abbildung 3.5-2. Entlang der Vortriebsrohre entsteht durch die Schmiervorgänge eine Mischung aus Bentonit und umgebendem Boden, die nicht weiter behandelt wird und die für die Stabilität der Rohre unbedenklich ist. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 16 von 49 Abbildung 3.5-3 Prinzip der Bentonitschmierung Je nach Bodenart, die während des Vortriebs angetroffen wird, reichert sich das Bentonit allmählich mit feinsten Bodenpartikeln an, die separiertechnisch nicht oder nur mit hohem Aufwand vom Bentonit getrennt werden können. Das spezifische Gewicht des frisch angesetzten Bentonits liegt bei ca. 1,03 t/m³ und erhöht sich durch Anreicherung während des Transportes in den Rohrleitungen. Bei einem Wert von z.B. 1,15 t/m³ und höher lässt die Schleppkraft des Bentonits so weit nach, dass es zu Bodenablagerungen in den Rohrleitungen und daraus resultierenden Rohrblockaden im Leitungssystem kommen kann. Daher muss das angedickte Bentonit ausgetauscht werden. Austausch bedeutet, dass bereits während des Vortriebs derartige Bentonitmengen auf eine Spezialdeponie verbracht werden müssen. Der Austausch des Bentonits ist ggf. während der Detailplanung bei Vorliegen der detaillierten Bodendaten festzulegen. Generell kann angenommen werden, dass bei überwiegend sandigem/kiesigem Boden auf einer Vortriebslänge von 2.100 m max. einmal ein Austausch vorgenommen werden muss. Bei überwiegend mergeligem Boden muss ein Austausch eventuell zweimal, bei rein bindigem Boden ohne zusätzliche zentrifugale Bodenseparierung sicher öfter – geschätzt eventuell dreimal – durchgeführt werden. Am Ende der Vortriebsarbeiten muss das gesamte Bentonit aus dem hydraulischen Förderkreislauf auf geeigneten Deponien verbracht werden, wo es entweder zwangsentwässert oder überwiegend mit anderen Böden vermischt und auf diese Weise lagerungsfähig gemacht wird. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 17 von 49 3.6 BAUGRUBEN / SCHÄCHTE 3.6.1 Seeseitig Zur Ausführung der Vortriebsarbeiten werden bei allen Startbaugruben temporär Pontons mit einer Größe von mindestens 15 x 30 m eingeschwommen und mit Hilfe eingerammter Stahlpfähle aufgeständert, so dass Einrichtungsflächen entstehen. Dort werden die Vortriebsrohre für den Vortrieb bereitgestellt und müssen für einen Portalkran erreichbar sein, der dann auch über die Startbaugrube fährt. Diese Aufstellung gilt für alle seeseitigen Baugruben und damit für die zwei Zwillingsstartbaugruben („Freesendorf“ und „Ruden“, Abbildung 3.6-1) und für die singuläre Startbaugrube „Thiessow“ am nördlichen Ende der Vortriebsstrecke (Abbildung 3.6-2). Die Startbaugrube „Thiessow“ wird später ein Festpunkt für die beiden Rohre darstellen. Dazu sind ca. 30 Stahlpfähle von etwa 30 m Länge in den Untergrund zu rammen. Die Pfählköpfe werden in die Stahlbetonsohle der Baugrube eingebunden. Es wird vorgeschlagen, in allen Baugruben Zugangsmöglichkeiten in die Tunnelröhre temporär vorzusehen, z.B. in Form von Rohrschächten, um die Ausrüstungsarbeiten in der Tunnelröhre für das Einziehen und Auflagern der Gasleitung von mehreren Stellen ebenfalls gleichzeitig ausführen zu können. Wenn diese Tätigkeiten abgeschlossen sind, werden die Öffnungen im Rohrstrang wieder geschlossen und die Zugangsschächte werden wieder abgebrochen. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 18 von 49 Abbildung 3.6-1 Zwillings-Startbaugrube mit Einrichtungspontons NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 19 von 49 Abbildung 3.6-2 Einzel-Startbaugrube im Längsschnitt NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 20 von 49 3.6.2 Landseitige Tunnelrampe Zum Vortrieb des Tunnels von der Landseite (Lubmin) und zum späteren Einziehen der Doppelrohrleitung wird zunächst ein Startschacht und später für die Rohrfertigung eine Tunnelrampe installiert. Für die Lage des Schachtes und der Tunnelrampe bieten sich zwei Optionen an, die sich hinsichtlich baulicher Ausführung und Umweltbeeinflussung unterscheiden. Option 1 Bei Option 1 befinden sich der Startschacht und die Tunnelrampe zum größten Teil im Bereich des WINGAS Gas Receiving Terminals (GRT), aber außerhalb von Graudüne und FFH-Gebiet. Da sich die Tunnelbauarbeiten über drei Jahre erstrecken, wird es zu erheblichen Überschneidungen und großen Beeinflussungen der Bauarbeiten des Gas Receiving Terminals kommen. In der Praxis bedeutet dies, dass wesentliche Arbeiten am Gas Receiving Terminal erst nach Beendigung der Tunnelbauarbeiten beginnen könnten. Neben vertraglichen Komplikationen zwischen Nord Stream und WINGAS hätte eine Entscheidung zu Gunsten von Option 1 auch erhebliche Konsequenzen für den Gesamtprojektzeitplan. Option 2 Option 2 zeigt die Tunnelrampe vollständig außerhalb des Gas Receiving Terminals. Arbeiten im Gebiet der WINGAS Anlage werden bei dieser Option nicht beeinflusst, allerdings wird die Graudüne vollständig durchschnitten (Abbildung 3.6.2-1). Außerdem ist die bauliche Ausführung des Startschachtes und der Rampe schwieriger, da Teile der Bauwerke bereits im oder sehr nahe am Wasser liegen. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 21 von 49 Abbildung 3.6.2-1 Tunnelrampe außerhalb des WINGAS GRT (Option 2) NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 22 von 49 4 BAUBETRIEB, GERÄTE UND EINRICHTUNGEN Für die Durchführung des Vortriebs sind folgende wichtige Installationen erforderlich: Vormontage von Vortriebsanlagen einschließlich kompletter maschinentechnischer Ausrüstung Montage innerhalb der Startbaugruben 2 Teleskoppressen-Vorschubanlagen z.B. in einer der Zwillingsstartbaugruben Festinstallationen auf den Pontons: Separieranlage, Druckluftanlage, Regelanlage, Generatoren zur Stromerzeugung, Bürocontainer für Bauleitung, Personal, Sanitäres etc. Alle Vortriebe werden weitestgehend vollautomatisch durchgeführt. Vor Ort im Bereich des Schildes und der Dehnerstationen befindet sich planmäßig kein Personal. Organisatorisch findet an allen sechs Abschnitten gleichzeitig Vortrieb statt. Alle Steuerangaben für die Maschinen werden von der jeweils gemeinsamen Startbaugrube aus vorgenommen. Auf diese Weise ist es möglich, bei vergleichbarer Vortriebsleistung aller Maschinen, die sechs Vortriebe innerhalb von ca. fünf Monaten fertig zustellen. Hintergrund ist generell das Ziel, den Tunnel in möglichst kurzer Bauzeit für das Einziehen der Gasleitung bereit zustellen. Die Vortriebsstrecken enden jeweils in einem gemeinsamen Zielschacht in Rechteckform mit 7 m Länge und 9 m Breite. Die Zielbaugruben sind mit 7 m nur so lang, dass in ihnen die einzelnen Schüsse der Vortriebsschildanlage nacheinander eingefahren und geborgen werden können. Es gibt verschiedene Methoden der Schildankunft am Zielschacht. Eine von ihnen ist in Abbildung 4 - 1 am Beispiel einer Schildeinfahrt in eine Zielschachtanlage bei einem Vortrieb unter der Elbe in Hamburg dargestellt. Wenn der Vortriebsstrang am Zielschacht ankommt, wird seine genaue Position an der Schachtwand von innen festgestellt. Dann wird im Schacht die sogenannte Durchfahrdichtung justiert. Anschließend wird im Schacht vor die zu durchfahrende Brillenwand ein Topf montiert und der Raum mit Bentonit gefüllt und unter den gleichen Druck gesetzt, wie im Abbauraum des Vortriebsschildes, siehe Abbildung 4 -1. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 23 von 49 Abbildung 4-1 Zielschacht mit Durchfahrdichtung Danach werden die vorher bestimmten Spundbohlen so weit hoch gezogen, dass sie noch ein statisches Fußauflager an der Brillenwand behalten. Der Schild hat damit freie Einfahrt durch die Dichtung in den Topf. Anschließend kann der Topf entleert und abgenommen werden. Der Rohrstrang wird vorgeschoben, bis der Schild von der Rohrstrangspitze abgezogen werden kann. Nach dem Ende des Vortriebs wird in allen Abschnitten der gesamte Rohrstrang nach dem Verlegen von Zwischenrohren und Ausbau aller Dehnerstationen in den Startbaugruben und Zielschächten zusammen geschoben. Danach werden alle weiteren vortriebstechnischen Ausrüstungen in den Baugruben demontiert und das Tunnelrohr durch Zusammenschieben der Rohrstränge geschlossen. Der Tunnel ist dann auf 12.600 m Länge vollständig geschlossen und durchgängig. In jeder Startbaugrube auf See wird folgendes Gerät benötigt: Schwimmendes Gerät pro Vortriebsbaustelle: 2 Schlepper, 3 – 4 Schuten, 3 – 4 Pontons 15/30 m, Schwimmramme Rüttelgerät, Transportpontons für Beton- und Stahltransporte oder NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 24 von 49 Stationäres Gerät pro Vortriebsbaustelle: 1 Portalkran mit 50 t Tragkraft, 1 Separieranlage mit 2 x 600 m³/h. Durchsatz, Generatoren für 2 x 2.000 kWh Leistung zur Stromerzeugung 1 Drucklufterzeugungsanlage (Kompressoren), 1 Regelanlage, aufbereitungsanlage, 1 Pumpenanlage sowie diverse Baucontainer 1 Bentonit- An der Startbaugrube Lubmin an Land: Stationäres Gerät: Bürocontainer für Projektleitung, 1 Container für Maschinenmeister, 1 Container für Personal des Auftraggebers, 1 Container für Subunternehmer, 2 Motorboote im Hafen für Personaltransporte zu den Seebaustellen Stationäres Gerät für Vortriebsrohrherstellung (Rohrwerk): Schalformen, Biegeanlagen für die Bewehrungskörbe, Betonmischanlage, 1 - 2 Portalkräne mit 50 t Tragkraft Alle Tunnelvortriebsanlagen sowie das Rohrvortriebsverfahren benötigen elektrische Energie für den Betrieb von Pumpen, der Schildmaschinen (speziell für Hydraulikmotoren zum Antrieb des Schneidrads), für Vortriebspressen, etc. Bei den Seebaustellen muss daher auf den installierten Plattformen mit Hilfe von leistungsfähigen Aggregaten und Generatoren Strom erzeugt werden. Diese Geräte sind in der Regel in schallgedämmten Containern untergebracht, da sie z.B. auch in Siedlungsbereichen zum Einsatz kommen. Dennoch wird es geringe Geräuschemissionen geben, hauptsächlich und permanent während der Vortriebsphase im zweiten Jahr der Bauaktivitäten, aber auch in der übrigen Zeit während der Montage- und Demontagearbeiten aller eingesetzten sonstigen Geräte (Vortriebsanlage vor den Rohrsträngen, Portalkran, Separieranlage, Pumpen, Regelanlagen, Druckluftanlage, etc.). Bei den Spundwandumschließungen und dem Einbringen der Pfähle für die OffshoreBaustellen kann es je nach Bodenart durch die Einbringmethode (rammen, rütteln oder pressen) auch zu Geräuschemissionen kommen. Die Stahlrohre zur Aufnahme der Rohrkräfte im Startschacht „Thiessow“ müssen gerammt werden, was ebenfalls mit Geräuschemissionen verbunden ist. Allerdings sind auch für diese Techniken Schalldämmungshilfen bekannt und können eingesetzt werden. Die Ausführung der Rohrvortriebe geschieht dagegen vergleichsweise geräuschlos. Die ölhydraulische Vorschubanlage, alle Rohrmontagen, das Betätigen der Zwischenpressstationen sowie die Bodentransporte bis zur Separieranlage erzeugen praktisch keinen Lärm. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 25 von 49 Lediglich der Bodenkreislauf im Bereich der Separieranlage selbst erzeugt Schallemissionen, die sich aber auch hier durch das übliche Einhausen der Anlage in Grenzen halten. Der in den Seebaugruben auszuhebende Boden wird durch Bagger, die auf den Plattformen installiert sind, ausgehoben. Üblicherweise wird sandig / kiesiger Boden zusammen mit Wasser mittels Greifer entnommen und direkt in Schuten gefüllt, in denen das mit entnommene Wasser sofort wieder ausgepumpt wird. Der so gewonnene Aushubboden wird in selbstfahrenden Schuten oder mit Schlepperhilfe zu einer geeigneten Deponiestelle transportiert und dort gegebenenfalls sortiert zwischengelagert, um ihn z.B. für die Wiederverfüllung der Baugruben einsetzen zu können. Hierbei kann es sich auch um Mischboden – Sand und Mergel – handeln. Wenn bereichsweise ausschließlich bindiger Boden – Ton, Lehm, sandarmer Mergel – anstehen sollte, wird dieser nach Ausbaggerung durch Schuten nach Lubmin verbracht, dort aber sofort auf eine geeignete Deponie weitertransportiert. Boden aus dem Vortrieb wird nach der Trennung vom Bentonit bei gleichzeitiger Entwässerung über Förderbänder direkt in die Schuten gefüllt. Hierbei tritt das Wasserproblem nicht auf. Der Boden enthält jedoch, wie beschrieben, bis zu 3 % Bentonitanteile. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 26 von 49 5 AUSRÜSTEN DES TUNNELS FÜR DIE ROHRINSTALLATION Nach tunnelbaulicher Komplettierung wird mit den Ausrüstarbeiten für das Einziehen des Doppelrohres begonnen. Aus Sicherheitsgründen sind an allen Tunnelbaustellen, die im Wasserbereich liegen, vertikale Betonschächte mit einem Innendurchmesser von ca. 1,6 m auf dem Tunnelrohr errichtet worden. Die vertikalen Betonschächte befinden sich innerhalb der noch umspundeten Baugrube und enden oberhalb des Seewasserspiegels. Die vertikalen Schächte dienen als Fluchtmöglichkeit für die während der Ausrüstungsphase in dem Tunnel arbeitenden Personen. Später bieten diese Schächte die Möglichkeit, das sektionsweise Verfüllen des Tunnels zu kontrollieren. In dem oberen Bereich des Tunnels werden zwei durchgehende Gleitschienen aus Normalstahl angebracht. Bei dem späteren Einschwimmen des Doppelrohres wird dieses mit geringen Auftriebskräften an den Gleitschienen entlang geführt. Die Gleitschienen bestehen aus handelsüblichen H - Trägern, die später im Tunnel verbleiben. Zwischen den Gleitschienen befinden sich Rohrleitungen zum späteren hydraulischen Verfüllen des Tunnels. An diversen Stellen entlang der Rohrleitungen befinden sich ferngesteuerte Ventile. Die Rohrleitung, wie auch die Ventile, verbleiben in dem Tunnel. Am landseitigen Schacht „Lubmin“ wird eine umspundete Rohrfertigungsrampe hergestellt. Die Umspundung ist etwas höher als der Ostsee-Wasserspiegel. Somit ist gewährleistet, dass auch bei einem unkontrollierten Wassereinbruch in den Tunnel keine weiteren Schäden außerhalb des Tunnelbereiches eintreten können. Der Aushub aus der Rampenbaugrube wird wie der Aushub aus dem Startschacht Lubmin und aus dem dortigen Tunnelabschnitt behandelt. Rolliger und wieder verwendbarer Boden wird auf dem für den Tunnelbau vorgesehenen Zwischenlager zur eventuellen Wiederverwendung gelagert, bindiger oder Mischboden wird auf eine Bodendeponie abgefahren. Die Rampe ist etwa 300 m lang, 20 m breit und hat eine durchgehende Betonsohle, die gegen Auftriebskräfte gesichert sein muss. Die Fertigungsrampe hat die gleiche Neigung wie der Tunnel in seinem Anfangsbereich (siehe Abbildung 3.6.2-1). Die Spundbohlen können aufgrund des wasserhaltigen und rolligen Bodens gut eingerüttelt werden. Die Rampe wird mit horizontalen und vertikalen Rollenstationen ausgerüstet, die ein gleichzeitiges Herstellen der beiden Rohrstränge ermöglichen. Ein Portalkran am oberen Ende der Rampe legt vorgefertigte Doppelrohre in die Ausrichtstation. Hier werden die Rohre zum bereits geschweißten Rohrstrang ausgerichtet. Es folgen dann die Stationen zum Schweißen, Nahttesten und Beschichten. Die beiden leicht V-förmig zulaufenden Rohrstränge werden dann durch Vertikalrollen in eine parallele Form NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 27 von 49 gebracht und dort etwa alle 50 m mit einer Stahlschelle verbunden. Die Stahlschelle ist von innen mit ca. 30 mm Gummi ausgekleidet. Die Stahlschellen verhindern, dass der Rohrstrang bei dem Einziehen in direkten Kontakt mit der inneren Tunnelwand oder mit den Gleitschienen kommt. Am landseitigen Tunneleingang „Lubmin“ befindet sich ein Wehr von etwa halber Tunneldurchmesserhöhe. Dieses Wehr verhindert, dass Wasser nach dem Fluten des Tunnels in den Bereich der Fertigungsrampe gelangt. Am seeseitigen Tunnelende „Thiessow“ wird eine Zugvorrichtung (lineare Winde) mit einer Zugkraft von etwa 200 t installiert. Die Winde befindet sich auf einem Gerüst über dem Wasserspiegel. Unter der Winde am Boden des Schachtes wird eine Umlenkrolle angebracht, die das Zugseil von der vertikalen in die horizontale Richtung umlenkt. Das Zugseil wird durch den gesamten Tunnel bis zum Wehr am landseitigen Tunnelende gezogen und mit dem Zugkopf der Doppelpipeline verbunden. Nach der Funktionsprüfung aller Systeme wird der Tunnel von dem Schacht „Thiessow“ bis zur Wehrkante an dem Tunnelende „Lubmin“ gezielt geflutet. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 28 von 49 6 INSTALLATION UND TESTEN DES DOPPELROHRSTRANGS Der Doppelrohrstrang wird auf den beiden Fertigungsstrassen produziert und Rohrlänge für Rohrlänge mit der Winde in den Tunnel gezogen. Anfänglich sollte die Möglichkeit bestehen, den Strang mit Hilfe einer weiteren kleineren Winde am Ende der Fertigungsrampe kontrolliert zu bremsen. Später werden die Reibungskräfte so groß sein, dass ein Bremsen nicht nötig sein wird. Der Doppelrohrstrang wird den Tunnelkrümmungen in der vertikalen Richtung leicht folgen können. Bei dem Einschwimmen des Doppelrohres wird Wasser verdrängt, das über das Wehr abläuft. Das verdrängte Tunnelwasser wird auf Verunreinigungen geprüft, ggf. geklärt und dann in geeigneter Weise entsorgt. Sollten sich wider Erwarten Schwierigkeiten bei dem Einziehen des Rohres ergeben, kann das Wasser aus dem Tunnel entfernt werden. Es besteht dann Zugang von den beiden Enden „Lubmin“ und „Thiessow“ sowie über die fünf Betonschächte, die in allen seeseitigen Baugruben hergestellt worden sind. Vor oder auch eventuell nach dem Einziehen des Doppelrohres in den Tunnel werden die Rohrenden der beiden im Graben zu verlegenden Rohre in speziellen Aussparungen in der Baugrubenwand „Thiessow“ abgelegt. Die Aussparungen werden dann von Tauchern wasserdicht abgedichtet. In der nachstehenden Risikobetrachtung (Kapitel 13.9) wird für einen sogenannten Worst case dargestellt, dass z.B. auf Grund von Schwierigkeiten beim Einziehen der Zwillingsleitung im schlimmsten Fall eine Verzögerung von bis zu 3 Monaten denkbar ist. Wenn das Doppelrohr bis zum Tunnelende „Thiessow“ gezogen worden ist, kann das Wasser aus dem Tunnel gepumpt werden. Der tiefste Punkt des Tunnels ist am Schacht „Ruden“. Von hier werden die letzten Restwassermengen aus dem Tunnel zu entfernen sein. Die Güte des Wassers ist zuvor zu prüfen und das Wasser ist ggf. einer Klärung zu unterziehen. Bei dem Entleeren des Tunnels legt sich das Doppelrohr mit seinen Schellen auf dem Tunnelboden ab. Die Form der Schellen gewährleistet, dass bei dem späteren Verfüllen des Tunnels beide Rohre von allen Seiten mit Verfüllmaterial umschlossen sein werden. Nach dem Entleeren des Tunnels wird die Lage des Doppelrohres kontrolliert und im Schacht „Thiessow“ werden die beiden Rohrenden mit einem Bogen verbunden. Es wird dann der Drucktest mit Wasser durchgeführt. Dabei wird sich die Doppelleitung in Axialrichtung zu beiden Enden längen. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 29 von 49 7 VERFÜLLEN DES TUNNELS Nach erfolgreichem Drucktest werden die beiden S-Bögen in dem Schacht „Thiessow“ installiert. Die S-Bögen sind nötig, um den Höhenunterschied von der Leitung im Tunnel zum gebaggerten Rohrgraben zu überwinden. Die Bögen haben einen Radius von nicht weniger als 5 x D. In den Bögen werden bei Test und Betrieb der Rohrleitungen große Kräfte auftreten, die in der Größenordnung von 2 x 1.200 t = 2.400 t liegen. Die Nähte sind sorgfältig zu prüfen, da sie erst dem Drucktest unterzogen werden können, wenn der Tunnel bereits verfüllt worden ist. Der Schacht „Thiessow“ wird dann mit ca. 1.800 m³ Stahlbeton verfüllt und stellt somit einen Festpunkt für die Pipeline dar, in dem die Kräfte aus den Bögen aufgenommen werden. Der abschließende Schritt ist die Verfüllung des Freiraums im Tunnel mit einem geeigneten Dämmermaterial. Hierzu wird der Tunnel durch Querschotts in einzelne Abschnitte unterteilt. Ein durchgehendes Entlüftungsrohr an der Decke wird vorher eingebracht. Beginnend am tiefsten Tunnelabschnitt wird mit der Verfüllung begonnen, die anschließend nach Nordosten und Südwesten Abschnitt um Abschnitt fortgesetzt wird. Das Verfüllmaterial wird von dem Schacht „Lubmin“ oder auch von den seeseitigen Baugruben eingebracht. Über die verbliebenen Betonschächte in den umspundeten Baugruben kann der Verfüllvorgang kontrolliert werden. Dies ist eine vielfach bewährte Methode, die bei mehreren vergleichbaren Aufgaben allein im Hamburger Raum angewendet wurde. So wurde z.B. ein für die Telekom zwischen Blankenese und Cranz unter der Elbe im Rohrvortrieb hergestellter 2600 m langer Kabeltunnel, der 12 Leerrohre mit Durchmesser 150 mm enthält, abschließend von Cranz aus mit einem fließfähigen Dämm-Material auf Zementbasis vollständig verfüllt. Es ist geplant, den Tunnel hydraulisch mit einem fließfähigen Material zu verfüllen. Das Verfüllmaterial hat eine Dichte, die deutlich über der von Wasser liegt. Bei dem Verfüllvorgang ist daher darauf zu achten, dass die Auftriebskräfte das Rohr in dem Verfüllmedium nicht zum Aufschwimmen bringen. Während des Abbindens des Verfüllmaterials kann Wärme entstehen, die abgeführt werden muss, um zu starke bleibende Längenänderungen der beiden Rohre und Rissbildungen in dem Verfüllmaterial zu vermeiden. Zum Abführen der Wärme aus dem Tunnel kann Wasser durch die beiden Pipeline-Rohre gepumpt werden. Nach dem Verfüllen des Tunnels werden die Betonschächte in allen seeseitigen Baugruben abgebaut und die Baugruben werden mit dem zwischengelagerten Boden verfüllt. Die Spundbohlen und Pfähle der Baugruben werden dann gezogen. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 30 von 49 Landseitig werden die Rollenstationen abgebaut und die Leitungen weiter in Richtung Empfangsstation gelegt. Aus statischen Gründen kann es nötig werden, einen Pipelineanker zwischen Tunnel und Empfangsstation zu setzen. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 31 von 49 8 MENGEN, TRANSPORTE Die nachstehenden Mengenermittlungen berücksichtigen nicht die Art des Bodens, da für die Bearbeitung dieser Studie noch nicht bekannt ist, in welchem Verhältnis während des Vortriebs entlang der Strecke von 12.600 m rollige, bindige oder Mischböden angetroffen werden. Bodenmengen aus dem Tunnelvortrieb Vortriebslänge: 12.600 m – (4 x 13 m + 3 x 7 m) (ohne die Baugruben an den Streckenenden) = 12.527 m Aushubmenge Tunnel: 2,52 m x π x 12.527 m ≈ 246.000 m³ Bei diesem Boden handelt es sich um den erwähnten mit 3 % Anteil Bentonit „belasteten“ Aushub. Dieser Boden wird direkt aus den Separieranlagen auf die Schuten gefördert, an Land gefahren, umgeschlagen und je nach Bodenart für Dämmmaterial oder Verfüllungszwecke zwischengelagert oder – wenn überwiegend bindig – auf eine Deponie gebracht. Aushub Baugruben a) Startbaugruben Freesendorf: π x 6,52 m x (14 m + 2,1 m) x 2 ≈ 4.280 m³ Ruden: π x 6,52 m x (12 m + 2,1 m) x 2 ≈ 3.750 m³ ≈ 2.140 m³ Zielschacht (2,1 kM): 7 m x 9 m x (12 m + 2,1 m) ≈ 890 m³ Zielschacht (6.3 kM): 7 m x 9 m x (18 m + 2,1 m) ≈ 1.270 m³ Zielschacht (10.5 kM): 7 m x 9 m x (17 m + 2,1 m) ≈ 1.210 m³ Gesamtaushub der Offshore-Baustellen ≈ 13.540 m³ Gesamtaushub für Rohr-Fertigungsrampe an Land ≈ 49.800 m³ Gesamtaushub für Zufahrtsgraben zwischen ≈ Lubmin und Freesendorf 25.000 m³ Thiessow: π x 6,52 m x (14 m + 2,1 m) b) Zielbaugruben NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 32 von 49 Installieren von Spundwänden und Pfählen a) Tunnelbaugruben 13 m + 13 m + 9 m + 9 m + Spundwände für alle (π x 13 m) x 5 + Tunnelbaugruben: (7 m + 7 m + 9 m + 9 m) x 3 ≈ 350 m Pfähle für Aufständerung der Bauplätze an den Baugruben: ≈ 100 Stck Pfähle für FestpunktThiessow: ≈ 30 Stck ≈ 630 m ≈ 12.600 m b) Fertigungsrampe Spundwände: Verfüllen des Tunnels Vortriebslänge: Verfüllmenge Tunnel: 2,52 m x π x 12.600 m - 2 x π x 0,62 m x 12.600 m ≈ 220.000 m³ Wiederverfüllung von Baugruben a) Startbaugruben Freesendorf: 4.280 m3 – (((π x 2,52 m x 13 m) + (π x 6,52 m x 2,1 m)) x 2) ≈ 3.210 m³ Ruden: 3.750 m3 – (((π x 2,52 m x 13 m) + (π x 6,52 m x 2,1 m)) x 2) ≈ 2.680 m³ Thiessow: 2.140 m3 – ((π x 2,52 m x 13 m) + (π x 6,52 m x 2,1 m)) ≈ 1.610 m³ NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 33 von 49 b) Zielbaugruben Zielschacht (2,1 kM): Zielschacht (6,3 kM): Zielschacht (10,5 kM): 890 m3 – ((π x 2,52 m x 7 m) + (7 m x 9 m x 2,1 m)) ≈ 620 m³ ≈ 1.000 m³ ≈ 940 m³ 1.270 m3 – ((π x 2,52 m x 7 m) + (7 m x 9 m x 2,1 m)) 1.210 m3 – ((π x 2,52 m x 7 m) + (7 m x 9 m x 2,1 m)) Gesamtmenge Wiederverfüllen der Offshore-Baustellen ≈ 10.060 m³ Fertigungsrampe an Land Wiederverfüllen ≈ 36.000 m³ De-Installieren von Spundwänden und Pfählen a) Tunnelbaugruben Spundwände für alle Tunnelbaugruben: ≈ 350 m Pfähle für Aufständerung der Bauplätze an den Baugruben: ≈ 100 Stck ≈ 630 m b) Fertigungsrampe Spundwände: Gesamte über Schuten zu transportierende Bodenmenge aus dem Aushub ≈ 285.000 m³ Gesamte über Schuten zu transportierende Bodenmenge für die Wiederverfüllung der Baugruben ≈ 11.000 m³ Bei eindeutiger Sortenreinheit kann für die Herstellung des Dämmmörtels rolliger Boden verwendet werden. Dieses wird im Übrigen von Lubmin aus über Förderleitungen direkt in den Tunnel gepumpt. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 34 von 49 9 BAUZEIT Die nachstehende Leistungsaufstellung kommt zu dem Ergebnis, dass eine Gesamtbauzeit von 3 Jahren, einschließlich Einziehen der Gasleitung und Anschluss an die im Graben verlegte Leitung, benötigt wird. Es wird die vorgegebene Einschränkung der für den Bau zur Verfügung stehenden Zeit bei Lärm erzeugenden Arbeiten auf See zugrunde gelegt (angesetzt: Anfang Mai bis Ende Dezember). Da im ersten Baujahr alle seeseitigen Baugruben an allen Standorten zeitgleich hergestellt werden sollen, darf nur über eine Zeit von 7,5 Monaten im Greifswalder Bodden gearbeitet werden. In den 2 Baujahren danach kann auf See während des ganzen Jahres gearbeitet werden. Allerdings kann von Jahresbeginn an die Bestellung der sechs Vortriebsanlagen und deren Fertigung extern beginnen, ebenso Aufbau und Einrichtung des Rohrwerks und aller Aktivitäten an Land bei Lubmin. Zur Ermittlung der Gesamtzeit werden die im folgenden beschriebenen Ansätze gewählt. 9.1 ERSTES BAUJAHR Herstellung aller seeseitigen Baugruben und der Baugrube Lubmin zeitgleich (z.B. durch mehrere Subunternehmer). Im Einzelnen: Spundwandrammung, Steifeneinbau, Aushub der Start- und Zielbaugruben, Unterwasserbetonsohlen, eventuell Tiefenverankerung in den Startbaugruben auf See, Widerlager, Ausrüstung für Vortriebsarbeiten in den Baugruben. Anlieferung der Vortriebsanlagen gegen Ende des Jahres für alle 6 Vortriebe: Vortriebsschilde, Separierstationen, Druckluft- und Regelanlagen, Baubüros, Werkstätten, Portalkräne – weitestgehend auf den Pontons vormontiert, eingeschwommen zu den Startbaugruben, dort aufgeständert, betriebsbereit fertig montiert und winterfest eingehaust. Für diese Tätigkeiten werden benötigt: 7,5 Monate Die Baugrube Lubmin an Land kann bereits im ersten Vierteljahr – also außerhalb dieses Zeitrahmens - hergestellt werden. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 35 von 49 9.2 ZWEITES BAUJAHR Die Produktion der Vortriebsrohre an Land hat bereits zu Beginn dieses Jahres begonnen. Auslieferung der Vortriebsrohre zu den Vortriebsbaugruben. Produktion der Rohre noch bis Ende Juni des Jahres. Als wesentliche Hauptleistung findet der Rohrvortrieb statt. Montage der Vortriebsschilde mit der gesamten erforderlichen Logistik, Testläufe Hydraulikanlage, Separierstation, Kompressorenstation für die Stromerzeugung erstes Vortriebsrohr legen etc. Erforderliche Zeit: 2 Monate Vortriebsstart mit einer Durchschnittsleistung von 15m/24 Std bei weitestgehend automatisierten Abläufen. Durchgehende Arbeit an 24 Stunden und 7 Tagen pro Woche. Für 2.100 m Vortrieb werden 140 Tage benötigt: 5 Monate Freifahren der Vortriebsanlage in den Zielschächten nach Vortriebsende, Herausheben und Abtransport. Montage von Spezialrohren, mit Anschlusskonstruktion für den temporären Bau von Zugangsstahlbetonschächten in die Tunnelröhre in allen Baugruben auf See, Zusammenschieben der Rohrstränge, Ausbau der Dehnerstationen und Hydraulikleitungen aller Art, Abbau von vortriebstechnischen Ausrüstungen in den Baugruben. Der Tunnel ist danach als Rohrstrang geschlossen und durchgängig. Innerhalb von: 2 Monaten Montage aller für das Einziehen der Gas-Zwillingsleitung erforderlichen Gleit- und Lagervorrichtungen in der Tunnelröhre, Ausführung von allen Zugangsschächten zeitgleich, Montage von Leitungen für Mörtelfüllung nach dem Einziehen der Gasleitung, von Entlüftungsleitungen, Montage einer Monorail - Schiene an der Decke des Tunnels für Leitungs- und evtl. Personaltransporte. Innerhalb von 3 Monaten NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 36 von 49 9.3 DRITTES BAUJAHR Bereits ab Januar/Februar können folgende Tätigkeiten ausgeführt werden: Installation der Windenanlage in der Baugrube „Thiessow“, Vorbereiten und Zusammensetzen der Rohre zur Zwillingsleitung am Lubminer Ende des Tunnelrohres, Fluten des Tunnels, Einziehen des Gasrohrstrangs bei schrittweiser Verlängerung. Diese Arbeiten können sich über 3 Monate hinziehen, anschließend Verdämmen der Freiräume im Mantelrohr, beginnend am Tiefpunkt beim Startschacht Ruden, wobei die Gesamtstrecke durch an den Zugangsschächten zu montierende aufblasbare LuftsackElemente in kontrollierbare Sektionen unterteilt werden. Parallel werden an bereits verdämmten Strecken Verfüllungsarbeiten für die dortigen Schachtbaugruben vorgenommen und die Spundbohlen gezogen, Steifen rückgebaut und abtransportiert. Geplante Fertigstellung innerhalb von 6 Monaten Insgesamt wird demnach bei organisatorisch guter Bauleistung und maschinentechnisch störungsfreiem Vortrieb, ohne leistungsmindernde Überraschungen aus dem Baugrund und witterungsbedingten längeren Bauunterbrechungen (Eisgang, Orkane, etc.) eine Gesamtbauzeit von 2 Jahren und 9 Monaten benötigt. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 37 von 49 10 PERSONAL Die nachstehende Aufstellung berücksichtigt die Besetzung der Baustellen von der Anlieferung der Vortriebsgeräte, die Vortriebsphase selbst und die Demontage aller Vortriebskomponenten bis zur Fertigstellung der zusammen geschobenen Tunnelröhre. Alle Leistungen werden im Schichtbetrieb an 7 Tagen pro Woche ausgeführt. Die Herstellung der seeseitigen Baugruben kann als Subunternehmerleistung angesehen werden, ebenso deren Wiederbeseitigung. Personalbedarf: Ein Projektleiter, zwei Sekretärinnen, zwei Kaufleute, zwei Techniker, drei Vortriebsbauleiter, zwölf Maschinenmeister, 6 x 3 Streckenleute, 4 x 9 Mann für Rohrmontage, 4 x 4 Mann für Druckluftanlage und Werkstatt, 4 x 4 Mann für Separieranlage. Außerdem werden ca. 10 Mann in der Aufbauphase des Rohrwerks und ca. 25 Mann in der Fertigungsphase der Rohre im Schichtbetrieb erforderlich sein. Für die jeweilige Wartung der Vortriebsabläufe stellt der Schildhersteller in der Regel je einen Maschinentechniker und einen Vermesser pro Vortrieb zur Verfügung. Baustelleneinrichtung in Lubmin Hier befindet sich der zentrale Sitz der Projektleitung. Benötigt wird hierfür: ein größeres Bauleitungsbüro (mit Einzelbüros, großem Besprechungsraum, Sanitäranlagen), 3 Personalcontainer (Warteräume bei Schichtwechsel), 1 Bauleitungsbüro für die Nord Stream AG, 1 Bürocontainer für Consulting Ingenieure, Bürocontainer für weitere Subunternehmer, Parkplatzanlage. Umschlagplatz am Hafen für Betonrohre und größere Materiallieferungen (Beton, Maschinenteile, Spundbohlen, Konstruktionsstahl), Pontons mit Schleppern für Transportbetonwagen, für Vortriebsrohre, Schiffe zum Personaltransport, etc. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 38 von 49 11 BAUKOSTEN In einer Kostenermittlung, basierend auf Erfahrungswerten aus unterschiedlichen Baumaßnahmen im Tief- und Tunnelbau im Rohrvortrieb, sowie aus der Produktion von großformatigen Vortriebsrohren wurde als voraussichtliche Bausumme ein Schätzpreis ermittelt von 250.000.000,- € zuzüglich Mehrwertsteuer NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 39 von 49 12 RISIKOBETRACHTUNG 12.1 TUNNELBAURISIKEN Tunnelbau ist eine elegante, aber technisch schwierige und vielfach risikobefrachtete Bauweise. Gleichgültig welche Art von Vortriebstechnik angewendet wird, können, trotz sorgfältiger Baugrunderkundung und Planung, immer Überraschungen auftreten, die das Vortriebsgeschehen nachhaltig beeinflussen. Besonders beim Tunnelbau in eiszeitlich geprägten heterogenen Böden muss mit veränderten Bodenarten, mit Geröllansammlungen, mit Blöcken unterschiedlicher Größe, mit lehmigen Tonbereichen, die vortriebstechnisch zu Verklebungen führen können etc. gerechnet werden. Aber auch maschinentechnische Ausfälle gehören zu den Risiken des modernen maschinellen Tunnelbaus. Allerdings werden üblicherweise bereits bei der Preisbildung leistungsmindernde Risiken berücksichtigt. So wurde z.B. bei der Abschätzung des Tunnelvortriebs eine durchschnittliche Vortriebsleistung von 15 m / 24 Std an 7 Tagen in der Woche angesetzt. Tatsächlich ist es bei störungsfreiem Vortrieb möglich und machbar, eine doppelt so große Vortriebsleistung zu erzielen. Dennoch wird dieser mögliche Leistungswert kalkulativ in fast allen Fällen nur zu ca. 50% angesetzt, um eine Vielzahl kleiner Zusatzleistungen im Schildbereich, aber auch kurze Vortriebsunterbrechungen pro Tag, etc. zeitlich zu berücksichtigen. Die folgende Zusammenstellung listet Risiken auf, die aus dem Tunnelbau bekannt sind. Diese Risiken sind oft, aber nicht in allen Fällen aufgetreten und können – wenn sie auftreten – die Bauzeit und die Baukosten beeinflussen (speziell die Risiken unter 1 bis 5). 1. Allgemeines Baugrundrisiko: Der Baugrund wird trotz intensiver Untersuchungen nicht vollständig über die gesamte Länge des Tunnels bekannt sein. 2. Steinhindernisse im Boden (beim Vortrieb: Schneidenlagerung vor dem Schild, bei Rammarbeiten für die Baugruben) 3. Mögliche Lieferprobleme bei 6 kompletten Vortriebsanlagen 4. Maschinelle Störungen in der Vortriebstechnik (Elektrik, Elektronik, Lagerschaden, Verstopfer in Förderleitungen, etc.) 5. Risiko der Organisationslogistik, da 6 Vortriebe gleichzeitig laufen (gesamte Verund Entsorgungssituation und Personal – Bereitstellung) 6. Wetterrisiko bei 6 Seebaustellen (Transporte, Sturm, Eisgang, etc.) 7. Kollisionsrisiko für die Seebaustellen durch Schiffe NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 40 von 49 12.2 ROHRINSTALLATIONSRISIKEN Die Herstellung der Zwillingsleitung auf der Rampe ist ein kontrollierbarer und nicht ungewöhnlicher Prozess. Die Risiken sind in erster Linie verbunden mit dem Einziehen des Doppelrohres in den Tunnel und dem Installieren der Bögen im Schacht „Thiessow“. Insbesondere sind die folgenden Risiken zu bedenken: 1. Unvorhergesehenes Verhalten der Zwillingsleitung im Tunnel. Eine Doppelleitung dieser Größe ist noch nie in einen Tunnel dieser Länge eingezogen worden. Es kann zum Überschreiten der Zugkapazität der Winde durch unvorhergesehene Reibungskräfte im Tunnel kommen. 2. Technische und zeitliche Koordinationsprobleme bei der Installation der Doppelbögen in dem Schacht „Thiessow“. Die in dem Graben Richtung Ostsee verlaufenden beiden Rohre müssen zuvor in speziellen Aussparungen in der Baugrube abgelegt worden sein. 3. Technische und zeitliche Probleme bei dem Verfüllen des Tunnels. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 41 von 49 13 ANALYSE MÖGLICHER RISIKOAUSWIRKUNGEN 13.1 ALLGEMEINES Es gibt vorstellbare Risiken, wie z.B. Wassereinbruch durch den Schild in den Tunnel. Dies ist nur bei fahrlässigem Handeln der Mannschaft möglich, z.B. Öffnen der Zugangsluke zum Abbauraum. Im Prinzip ist es nicht möglich, da die Schilde geschlossene Systeme sind. Wassereinbruch durch die Rohrfugen (es liegen keine Erfahrungen vor - übliche Fugendichtungen sind gegen 4-5 bar äußeren Wasserdruck dicht und nicht verschiebbar in den Fugen). Im Rahmen dieser Analyse wurden nur die im Tunnelbau und bei Baustellen ähnlicher Art vorkommenden Risiken betrachtet. Es wird jeweils ein sogenannter Best Case, ein realistischer sogenannter Base Case und ein sogenannter Worst Case ermittelt, wobei speziell beim Worst Case Annahmen getroffen werden müssen, die so oder besser oder schlechter auftreten können. 13.2 BAUGRUNDRISIKO In einem eiszeitlich geprägten Boden wie im Greifswalder Bodden und z.B. Bohraufschlüssen im Abstand von 200 m (z.Zt werden nur Bohrungen an den Baugrubenstandorten hergestellt, also mit Abständen von 2.100 m) kann keine zuverlässige Aussage über den pro Meter anzutreffenden Boden während des Tunnelvortriebs getroffen werden. Es werden daher Annahmen per Interpolation zwischen 2 Bohraufschlüssen getroffen und Literaturrecherchen zur Geologie durchgeführt. Wünschenswert und sicher sehr hilfreich würden geophysikalische Vorauserkundungen sein (z.B. seismische Verfahren) in Form von 2 bis 3 Längsprofilen entlang der Vortriebsstrecke. Die Kernbohrungen an den Baugrubenstandorten können dann als Referenz zur Eichung der geophysikalischen Messdaten herangezogen werden. Fazit: In einem eiszeitlich stark beeinflussten Boden, wie im Greifswalder Bodden, bleibt das Baugrundrisiko unverändert bestehen. Best Case: Die Böden lassen sich sehr gut durchfahren, keine großen Blöcke (nur < 30 cm), Leistung im Schnitt bei allen Vortrieben 20 m / Tag Die Vortriebszeit sinkt auf 105 Tage = 3,5 Monate für 2.100 m Die Bauzeit verringert sich auf 2 Jahre, 4,5 Monate Kosteneinfluss: 4 Mio € Verbilligung NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 42 von 49 Base Case: Alle Leistungswerte werden erreicht, der Vortrieb ebenfalls mit 15 m/Tag. Die Bauzeit beträgt 2,5 Jahre, die Kosten liegen bei 250 Mio. €. Worst Case: Bei 3 Vortriebsstrecken durchfahren. werden je 500 m lehmiger Tonboden Außerdem werden in den Grenzbereichen zu rolligen Böden mehrere große Blöcke angetroffen, die eine mehrfache Begehung des Abbauraumes unter Druckluft erforderlich machen. Die Vortriebsleistung sinkt in den Lehmbereichen um 50 % auf 7,5 m/Tag, die Blockzerkleinerungen erfordern eine Woche Stillstand. Die Vortriebsleistung sinkt auf 13 m/Tag auf 2100 m in 3 Abschnitten, die Bauzeit vergrößert sich, einschl. 5 Tage Blockbergung, auf 2 Jahre 7 Monate, die Kosten steigen um 1,5 Mio. €. 13.3 STEINHINDERNISSE IN SCHNEIDENLAGE, BEHINDERUNG BEIM RAMMEN Best Case: Blöcke werden selten angetroffen, wenn, dann sind sie < 30 cm und werden von der stabilen Schildschneide zur Seite gedrückt oder zerdrückt. Es gibt keinen nennenswerten Einfluss auf die Schildfahrt und damit auch nicht auf die Kosten. Bei der Herstellung der Spundwände werden Blöcke dieser Größe durchschlagen. Base Case: Selbst wenn diese Blöcke 50 cm bis 60 cm groß sind, genügt eine Begehung des Abbauraums und ein Spaltvorgang zur Zerkleinerung. Kein Einfluss auf die Vortriebszeit und auf die Kosten. Bei den Rammarbeiten muss die betroffene Bohle wieder gezogen werden und eine Spaltrammung vorgeschaltet werden. Realistisch gesehen werden die Spundbohlen solche Blöcke selten mittig treffen, wodurch es die Chance gibt, die Blöcke zur Seite zu drängen. Kein Einfluss auf die Zeit und die Kosten. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 43 von 49 Worst Case: Vortrieb: Bei 2 Vortrieben werden je ein Großfindling von ca. 2,0 m Kantenlänge in Schneidenlage angetroffen. Die Vortriebe müssen gestoppt werden. Eine mehrfache Begehung des Abbauraums unter Druckluftbedingungen ist erforderlich. In ungünstiger Lage kann der Stillstand 5 Tage dauern. Dies hat auf die Gesamtleistung keinen mindernden Einfluss, dadurch auch nicht nennenswert auf die Kosten (allenfalls Druckluftzuschläge auf den Lohn der betroffenen Mitarbeiter). Rammarbeiten: Steine dieser Größe würden sich bei der seismischen Erkundung abbilden und können dann umgangen werden. Beim Vortrieb nicht möglich. Lösung hier: Wenn feststeht, dass ein großer Stein vorliegt, muss die Rammung auf dieser Höhe abgebrochen werden und im Rahmen des Aushubs durch Schockvereisung mit Stickstoff gedichtet und anschließend zugeschweißt werden. Geschätzt: 3 Wochen Zeitverlust an dieser Stelle, ca. 100.000 € Mehrkosten für einen Fall an einer Baugrube. Bei einer anderen Baugrube ergäbe sich das gleiche Bild, allerdings kein zusätzlicher Einfluss auf die Bauzeit, da parallel gearbeitet wird. 13.4 LIEFERPROBLEME BEI 6 KOMPLETTEN VORTRIEBSANLAGEN Bei vertraglicher Festlegung der Lieferzeiten für alle Geräte sollte dieses Problem eigentlich nicht auftreten, so dass nur für den Worst Case unterstellt werden müsste, dass es beim Hersteller Maschinenausfälle oder Lieferschwierigkeiten auf dem Markt, z.B. beim Stahl, gibt. Best Case: Es gibt keine Lieferprobleme. Base Case: Auf Grund vielfacher Erfahrung mit der Auslieferung von Vortriebsanlagen und relevanten anderen Geräten wird realistisch kein Lieferproblem gesehen. Wenn sich dies im Vorfeld abzeichnen sollte, kann auf eine Liefergemeinschaft mit z.B. 2 Herstellern verhandelt werden. Worst Case: Es wird unterstellt, dass 2 Vortriebsmaschinen 3 Monate später geliefert werden – wegen Stahlknappheit, Ausfall eines Drehkarussels im Herstellerwerk, etc. Bauzeit: 3 Monate Verzögerung, Personal wird abgezogen, 2 Vortriebe laufen 3 Monate später bei sonst gleicher Leistung wie im Base Case Kosten: insgesamt ca 2,0 Mio € Mehrkosten, wobei evtuell Lieferantenhaftung in Frage käme. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 44 von 49 13.5 MASCHINELLE STÖRUNGEN IN DER VORTRIEBSTECHNIK Allgemein: Elektrische Ausfälle werden stets durch Austausch der betroffenen Gerätekomponenten schnell behoben. Solche in der Regel kurzen Ausfälle werden mit dem Ansatz der Durchschnittsleistung aufgefangen. Ebenso haben die relativ oft auftretenden Verstopfer in der Bodenförderleitung keinen zusätzlichen Einfluss auf die Vortriebsleistung. Gravierenden Einfluss kann ein Hauptlagerschaden für den Bodenabbau für das betroffene Schneidrad haben. Der Vortrieb steht für ca. einen Monat. Nach Rücksprache mit potenziellen Schildherstellern wird unter einem Hauptlagerschaden in der Regel eine starke Verschmutzung im Labyrinthdichtungssystem verstanden. Das ist ein Hinweis darauf, dass bei Weiterfahrt des Vortriebs Schmutz (also Bodenbestandteile) in den Lagerbereich gelangt ist. Die Labyrinthdichtungen werden mit einem Kontrollsystem laufend überwacht. Bei Schmutzeintrag wird der Vortrieb gestoppt, die Labyrinthsysteme werden geöffnet und die Dichtungen ausgewechselt. Best Case: Es gibt keinen Lagerschaden. Base Case: Ein Lagerschaden ist äußerst selten. Die Öldichtungen werden durch einen ständig kontrollierten Druckkreislauf überwacht. Es ist nicht realistisch, einen solchen Schaden im Base Case zu berücksichtigen. Worst Case: Es wird unterstellt, dass sich bei einer Vortriebsmaschine ein Lagerschaden im Kontrollsystem abzeichnet. Der Vortrieb wird eingestellt und alle Labyrinthdichtungen geprüft. Bauzeit: der Vortrieb steht 1 Monat Kosten: ca. 500.000,00 € 13.6 ORGANISATIONSRISIKO Bei 6 laufenden Vortriebsbaustellen, bei der gleichzeitigen Herstellung aller Baugruben, bei Transporten etc. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 45 von 49 Vortriebe: Betroffen wären alle Transporte (Rohre, Öl für die Stromaggregate, Bodenabtransporte u.a.) Baugruben: Lieferengpässe bei Spundbohlen, Transportausfälle und -verzögerungen etc. Personalbeschaffung, Personalausfälle, etc. Best Case: Keiner der vorher erwähnten Ausfälle tritt auf, bis auf kurzfristige Störungen von max. 1 Tag. Base Case: Die angesetzten Leistungen beinhalten das Überbrücken kurzfristiger Störungen im Vortrieb und bei Transporten. Lieferengpässe werden realistisch nicht gesehen. Worst Case: Die Transportkapazität ist so eng, dass jede Vortriebsbaustelle z.B. 5 x auf Vortriebsrohre warten muss und jedes Mal 1 Tag zum Stillstand kommt. Bauzeit: auf die Bauzeit hat diese Situation bei gleichzeitigen Vortrieben nur einmal einen Einfluss von 5 Tagen Stillstand. Kosten: 6 x ca. 100.000,00 € Mehrkosten 13.7 WETTERRISIKO Es ist wichtig, dass alle aufwändigen Liefer- und Ausführungsleistungen (Herstellen aller Baugruben, Lieferung aller vortriebsrelevanten Geräte) möglichst nicht im Winter stattfinden. Grundsätzlich besteht ein Risiko darin, dass an den Seebaustellen durch Stürme, Orkane und hohem Wellengang Schwierigkeiten für die täglich erforderlichen Seetransporte (Rohrlieferung, Bodenentsorgung) entstehen können, bis hin zur Einstellung dieser Transporte mit allen Folgen für die Tunnelvortriebe. Die Baugrubenumschließungen sind aus diesem Grund bereits 3,0 m über Meereshöhe geplant. Ein vollständiges Zufrieren des Greifswalder Boddens kommt zwar selten vor, wäre aber im Ereignisfall eine große Behinderung und erfordert dann den Einsatz von Eisbrechern. Für den Tunnelvortrieb bleibt festzustellen, dass alle Rohrleitungen, die im Freien liegen, stets isoliert werden und die Separierstation eingehaust ist, so dass die NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 46 von 49 Vortriebe weitergeführt werden können. In den Einhausungen kann z. B. mit Warmluftgebläsen geheizt werden. Im Übrigen sehen die derzeitigen Bauablaufpläne vor, die Vortriebe in den Sommermonaten auszuführen. Best Case: Es treten zu keiner Jahreszeit den Bauablauf behindernde wetterbedingte Ausfälle auf. Base Case: Im Herbst des ersten Baujahres und im Frühjahr des zweiten Baujahres nur tageweise Sturm, der die Transporte behindert. Gesamter Ausfall der Transporte an 5 Tagen Kosten: Keine Mehrkosten, da auf stationäre Tätigkeiten ausgewichen werden kann. Worst Case: Zusätzlich gibt es in jedem Winter des zweiten und dritten Baujahres im Bodden volle Eisbedeckung, so dass evtl. Eisbrecher eingesetzt werden müssen, um die Zufahrten zu den Baugruben offen zu halten. Starke Behinderungen über einen Zeitraum von ca. 3 Wochen. Betroffen sind im wesentlichen Personal-, Öl- und Materialtransporte für Montagearbeiten. Bauzeit: ca. 3 Wochen Ausfall Kosten: ca. 200.000,00 € Mehrkosten 13.8 KOLLISIONSRISIKO FÜR DIE SEEBAUSTELLEN INFOLGE SCHIFFSTOß Dieses Risiko kann durch Sichern der Baugruben mit Dalben oder Pfahlgruppen so stark minimiert werden, dass es im Rahmen dieser Analyse nicht in Betracht gezogen werden soll. 13.9 ROHRINSTALLATIONSRISIKO Ein Doppelrohr dieser Größe ist noch nie in einen Tunnel dieser Länge eingezogen worden. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 47 von 49 Weiterhin können unbemerkt gebliebene Hindernisse an der Tunnelinnenseite oder an den Gleitschienen das Rohr am Einziehen hindern. Auch hierdurch kann es zu Überschreitungen der Zugkapazität der Winde kommen. In diesen Fällen ist das Wasser aus dem Tunnel zu entfernen und es muss versucht werden, den Schaden zu beheben, damit anschließend der Einziehvorgang unbehindert ablaufen kann. Best Case: Es treten keinerlei Probleme bei der Rohrfertigung und bei dem Einziehen auf. Base Case: Es gibt Anfangsprobleme bei der Fertigung und bei der Koordination mit dem Einziehen des Rohres, die dann aber behoben sind. Verzögerung von 10 Tagen gegenüber Best Case. Kosten: Mehrkosten werden hier nicht berücksichtigt, da nur die reinen Tunnelbaukosten mit den Baggerkosten der Grabenverlegung verglichen werden. Worst Case: Der Rohrstrang bleibt im Tunnel stecken, der Tunnel muss entleert werden, das Problem muss behoben werden. Verzögerung von 3 Monaten gegenüber Base Case. Kosten: Mehrkosten werden hier nicht berücksichtigt, da nur die reinen Tunnelbaukosten mit den Baggerkosten der Grabenverlegung verglichen werden. NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 48 von 49 14 EINFLUSS DER BAUMAßNAHMEN AUF DIE REGION 14.1 LOKALE EINWIRKUNG DER BAUMASSNAHMEN AUF DEN GREIFSWALDER BODDEN Die wesentlichen Einflüsse im ersten Baujahr sind, neben den direkten Lärm erzeugenden Baumassnahmen für die Schachtbaugruben (Rammarbeiten), unter anderem Geräuschemissionen durch Generatoren zur Stromerzeugung, diverse Elektroantriebe und Baggergeräusche während der Aushubarbeiten etc. Im zweiten Baujahr sind es neben den Generatoren zusätzlich Geräuschemissionen der Separierstation und der Kompressorenstation. Im dritten Baujahr werden Emissionen freigesetzt beim Verfüllen der Baugruben, beim Ziehen der Spundbohlen und deren Beladung auf Pontons. 14.2 GLOBALER, GROßRÄUMIGER EINFLUSS DER BAUMASSNAHMEN Dieser Einfluss ist schwer einzuschätzen. Inwieweit die Luftverschmutzung durch die Abgase der Geräte über die Greifswalder Boddenzone hinaus auf das Hinterland einwirkt, ist vermutlich kaum messbar. Nach unserem Erachten dürfte es aus den Vortriebsarbeiten keine wesentlichen Auswirkungen geben. 14.3 EINFLUSS DER BAUMASSNAHME TUNNELBAU AUF DIE INFRASTRUKTUR Tunnelbau ist Spezialarbeit. Für bestimmte Tätigkeiten wird viel Erfahrung benötigt. Dann können die oben angeführten Leistungen auch erreicht werden. Ob erfahrenes Personal aus der Region zur Verfügung steht, muss bezweifelt werden. Für das erforderliche Personal kann daher angenommen werden: 1 Projektleiter wird von außerhalb der Region aus dem Tätigkeitsbereich der Baufirmen zu stellen sein. Vortriebsbauleiter ebenfalls, auch die Drittelsführer (Maschinenmeister) mit einer speziellen Erfahrung für Rohrvortriebe sollten diese Tätigkeiten schon mehrfach ausgeführt haben und werden daher von außerhalb kommen müssen. Für die Rohrmontage in den Startbaugruben können Schlosser aus der Region eingesetzt werden. Eventuell fehlende Erfahrung baut sich in kurzer Zeit auf. Ebenfalls können Schlosser für die Werkstatt, für Wartungsarbeiten an den Separieranlagen und bei der Drucklufterzeugung (Kompressoren) aus der Region gestellt werden. Weiteres regionales Personal kann im Rahmen von geschlossenen Subunternehmerleistungen für die Herstellung der Schachtbaugruben, für NORD STREAM AUTHORITY ENGINEERING 05.11.2008 IMPAC-DOKUMENTEN NR. RPT-1645-PL-002 REV. 1 NORD STREAM-DOKUMENT NR. G-EN-LFG-REP-103-TUNBOG12 REV. B ANLANDUNG GREIFSWALDER BODDEN - GERADER TUNNEL LUBMIN BIS THIESSOW Seite 49 von 49 Aushubarbeiten, für Verfüllungsarbeiten, für diverse Schlosserarbeiten in den Schächten, für das Betonieren der UW-Betonsohlen und Widerlager, für alle Schiffstransporte und Montagearbeiten, also für alle Tätigkeiten außerhalb des Tunnelbaus zum Einsatz kommen. Der wirtschaftliche Einfluss wird daher direkt messbar sein, mindestens über den Bauzeitraum von ca. 3 bis 4 Jahren.