Vermeidung von Energieverschwendung durch EcoSmart Stefan Bäurle, Tekelec Europe (in Zusammerarbeit mit Power Integrations) Einleitung Durch linear geregelte Netzteile und Standbyanwendungen, wie sie z.B. in TV, Videorekorder oder Fax zum Einsatz kommen, wurden laut einer vom Umweltbundesamt in Auftrag gegebenen Studie 1995 über 20 Milliarden kWh Energie in deutschen Haushalten und Büros verschwendet. Das entspricht dem 1,5-fachen Jahresverbrauch der Stadt Berlin oder 1,5% der gesamten CO2-Emission in Deutschland. Bisherige Netzteilkonzepte, die einen geringeren Leistungsverbrauch bei kleiner bzw. keiner Last aufweisen, scheiterten jedoch stets an dem zu hohen Preis. Mit der nachfolgend vorgestellten Technologie ist es nun durch einen völlig neuen Ansatz erstmals möglich, äußerst kostengünstige Stromversorgungen zu realisieren, die im Leerlauf weniger als 100mW vom Netz aufzunehmen und somit beiden Anforderungen gerecht werden. Die EcoSmart Technologie Um hohe Wirkungsgrade zu erzielen, kommen nur getaktete Stromversorgungen in Frage. Übliche Schaltnetzteilkonzepte (z.B. PWM geregelt) waren jedoch bei Ausgangsleistungen unter 5 Watt zu teuer und wurden deshalb nur bei erweiterten Anforderungen, wie z.B. Gewicht, Größe oder weltweiter Eingangsspannungsbereich, verwendet. Aus diesem Grund ist mit der TinySwitch Familie eine neue Art von hochintegrierten Reglern entwickelt worden, die nicht nur eine Kostenreduzierung des Leistungshalbleiters und der Regelung mit sich bringt, sondern wegen der einfachen Funktionsweise die Systemkosten primär getakteter Netzteile unter 10W Ausgangsleistung in Bereiche vordringen läßt, die bisher nur linear geregelten Netzteilen vorbehalten war. Bild 1. Vereinfachtes Blockdiagramm des digitalen Schaltreglers TinySwitch TinySwitch beinhaltet einen 700V Leistungs-MOSFET, Oszillator, Cycle-by-Cycle Strombegrenzung mit Ausblendung kapazitiv bedingter Stromspitzen beim Durchschalten des MOSFET, Temperaturüberwachung, Anlaufschaltung, Unterspannungsabschaltung sowie eine Enable-Logik. Bild 1 zeigt zeigt ein vereinfachtes Blockschaltbild mit allen wichtigen Funktionen. Die Taktfrequenz ist intern auf 44kHz getrimmt. Dies bietet mehrere Vorteile: Zum Einen werden bei größeren Schaltfrequenzen die kapazitiven Schaltverluste im MOSFET zum dominierenden Faktor in Netzteilen kleiner Leistung. Gleichzeitig kann anstatt der üblichen RCD-Klemmung nun auf eine einfachere RC-Beschaltung zurückgegriffen werden. Zweitens befinden sich bei 44kHz neben der Grundwelle auch noch die erste und zweite Oberwelle unter 150kHz wo die EMV-Anforderungen nicht besonders streng sind und somit einfachere EMV-Filter möglich sind. Da der Stromverbrauch des TinySwitch auf maximal 150µA abgesenkt worden ist, kann der Baustein jetzt während der ganzen Zeit über einen integrierten Längsregler direkt über den Drain-Pin versorgt werden. Es entfällt somit die Hilfswicklung am Übertrager, wie sie bei allen anderen Schaltnetzteilkonzepten notwendig ist. Der 100nF Kondensator am BypassPin dient zur Pufferung der Betriebsspannung von 5,8V. Bei jeder steigenden Flanke des internen Taktes wird der Enable-Pin abgetastet. Fließen aus dem Enable-Pin mehr als 50µA überspringt TinySwitch die Einschaltperioden solange bis nur noch 40µA fließen. Sobald diese Schwelle unterschritten ist, beginnt er wieder zu takten und es kann Energie zum Ausgang transferiert werden. Der Strom bewegt sich also ständig zwischen diesen beiden Punkten und es wird lediglich Energie übertragen, wenn sie benötigt wird. Bild 2 zeigt die Verläufe der interessantesten Signale bei kleiner Last am Ausgang. Bild 2. Signalverläufe am TinySwitch bei kleiner Last Sobald der MOSFET durchschaltet steigt der Strom in der Primärinduktivität linear an. Die Einschaltperiode wird nach dem Erreichen der Strombegrenzung beendet. Damit wird jedesmal ein gleich großes Energiepaket zur Sekundärseite übertragen, welches nur durch die Strombegrenzung und die Primärinduktivität (½ LP ILIMIT2) festgelegt ist. Es ergibt somit sich eine Begrenzung der Ausgangsleistung über den gesamten Eingangsspannungsbereich. Gleichzeitig wird dadurch der 100Hz Brumm am Ausgang (verursacht durch die Brückengleichrichtung am Eingang) unterdrückt. Überspringt TinySwitch eine Schaltperiode, wird intern die Taktfrequenz von 44kHz auf 88kHz verdoppelt. Es kann somit auf mögliche Laständerungen zweimal so schnell reagiert werden. Gleichzeitig entsteht ein Jittern der Phasenlage der in der Schaltung auftretenden Schaltfrequenz am Drain, was zur Folge hat, daß vorhandene Störenergie in einer Frequenz über ein weites Band ausgebreitet wird und sich dadurch geringere Störpegel bei Störaustrahlungsmessungen ergeben. Eine einfache Hilfsstromversorgung Abbildung 3 zeigt die vollständige Schaltung eines AC/DC-Wandlers mit weltweitem Eingangsspannungsbereich und einem 5V/700mA Ausgang. Es fällt der einfache Übertrager auf, der trotz galvanischer Trennung nur zwei Wicklungen hat und deshalb mit weniger Fertigungsschritten und somit wesentlich kostengünstiger zu fertigen ist. Eine sonst üblicherweise notwendige Hilfswicklung entfällt, da der Baustein ja über den Drain-Pin versorgt wird. Die Ausgangsspannung ist mittels der Z-Diode VR1 und dem Spannungsabfall an der Optokopplerdiode festgelegt. Der Widerstand R2 stellt den Arbeitspunkt der Z-Diode ein. Durch das RC-Glied R1 und C2 wird beim Sperren des integrierten MOSFET die Anstiegsgeschwindigkeit der Drainspannung du/dt verringert. Damit werden höherfrequente Störemissionen reduziert und die Spannung am Drain beim Sperren des MOSFET sicher unter 700V gehalten. Zusammen mit dem π-Filter (bestehend aus C1, L1 und C2) und C5 entspricht dieses Netzteil den Anforderungen bezüglich leitungsgebundenen Störungen nach EN55022, Klasse B. R1 dient zur Bedämpfung der Eigenresonanz von L1. L1 560µH D5 UG2B C6 300µF 10V R1 1.2kΩ 85-265 VAC 5V ±5% 700mA C7 100µF 10V GND RF1 33Ω Fusible L2 1µH R1 1.5kΩ 1/2W 4x 1N4006 C1 4.7µF 400V C2 4.7µF 400V D U1 TNY254 TinySwitch™ EN VR1 4V3 ±2% U2 4N35 BP R1 680Ω S C3 68pF C4 0.1µF C5 1nF Y1 Bild 3. Komplettes 3,5W Schaltnetzteil mit TinySwitch Da TinySwitch nur taktet wenn nötig, entstehen natürlich auch nur dann Schaltverluste im Netzteil. Die Verlustleistung wird also mit der Ausgangsleistung skaliert. Man erhält einen optimierten linearen Wirkungsgradverlauf über den gesamten Ausgangsleistungsbereich. In Bild 4 ist der Wirkungsgrad der obigen Schaltung einem PWM geregelten Schaltnetzteil mit konstanter Schaltfrequenz und einem linear geregeltem Netzteil gegenüber gestellt. Selbst bei einer Last von nur 100mW wird noch ein Wirkungsgrad von 60% errreicht und somit nur 170mW vom Netz aufgenommen. Bild 4. Wirkungsgradverlauf über der Last Bild 5. Anlaufverhalten Abbildung 5 illustriert eine weitere Eigenschaft der neuen EcoSmart Technologie. Da bei jeder steigenden Flanke des internen Taktes auf eine mögliche Laständerung reagiert wird, weisen Stromversorgungen mit TinySwitch eine Regelbandbreite von über 40kHz auf, oder 20-25 mal mehr als eine klassische PWM-Reglung. Es überrascht daher nicht, das beim Anlaufen des Netzteiles kein Überschwingen am Ausgang auftritt sonderen ein rechtwinkliger Übergang stattfindet. Sobald die Ausgangsspannung (nach nur 2,75msec) den Sollwert erreicht hat, arbeitet das Netzteil mit einer sichtbar kleinen Schaltfrequenz bis in diesem Beispiel nach einigen Millisekunden die konstante Last zugeschalten worden ist. Fazit Durch die neue EcoSmart Technologie können nun erstmals Stromversorgungen realisiert werden, die selbst bei kleinsten Ausgangsleistungen noch sehr hohe Wirkungsgrade aufweisen und im Leerlauf praktisch keine Energie vergeuden. Gleichzeitig werden wegen der Einfachheit des Konzeptes preislich Regionen erreicht, die bisher nur linear geregelten Netzteilen vorbehalten waren. TinySwitch stellt daher den idealen Ersatz für diese alte Technologie dar. Weitergehende Informationen sind unter www.powerint.com zu finden.