Europan 7 Juryprotokoll Europan Österreich, Europan Ungarn , asoziiertes Mitglied von Europan Österreich 2.Jurierung Ort: Zeit: Stadthalle Graz 16.November 2003, 9.00 Uhr – 18.40 Uhr 1. Feststellen der Anwesenheit der Jurymitglieder (9.00 Uhr) VertreterInnen der Jury: ArchitektInnen: Rüdiger Lainer (Architekt, Vorsitzender der Jury, Wien) Regine Leibinger (Architektin, Barkow Leibinger, Berlin) Anna Popelka (Europan 6–Sieger, PPAG, Wien) Georg Poduschka (Europan 6–Sieger, PPAG, Wien) Persönlichkeiten: Jeff Derksen (Kulturtheoretiker, New York) Harun Farocki (Filmemacher, Berlin) - noch nicht anwesend Vertreter der Republik Österreich: Johann Padutsch (Stadtrat Salzburg) - noch nicht anwesend KlientInnen: Günter Schertler (Developer, Lauterach) Sabine Christian (Baudirektorin Kapfenberg) Weiters anwesend: Thomas Proksch (Ersatzmitglied, Landschaftsarchitekt, Wien) ersetzte Jeff Derksen in der 1.Jury, heute in beratender Funktion, ersetzt erst einmal den noch nicht anwesenden Harun Farocki bis zu dessen Eintreffen Internationaler Beobachter: Yuna Conan, Europan Frankreich Europan Österreich: Paul Rajakovics Bernd Knaller-Vlay (noch nicht anwesend) (Mechthild Hofer, Organisation) (VertreterInnen der Standorte): Herr Dieter Groschopf, WBSF, Standort Wien Frau Elisabeth Kroboth Bernhard, WBSF, Standort Wien Frau Alexandra Rupp-Ebenspanger, Stadtplanung (Ma21b), Standort Wien Herr Georg Sturm, Developer, Standort Salzburg 2. Begrüßung und Einführung Paul Rajakovics stellt die Anwesenden vor und gibt einen kurzen Überblick über den geplanten Tagesablauf: 09.30 –12.30 Standorte WIEN, SALZBURG 12.30 –13.30 Mittagspause 13.30 –16.00 Standort INNSBRUCK 16.00 –19.30 Standorte KREMS, GRAZ, BUDAPEST 1 Aus den in der 1.Jurierung ausgewählten Projekten sollen fünf Preisträger, fünf Ankäufe und nach Ermessen der Jury lobende Erwähnungen ermittelt werden. Es wird allerdings auch festgehalten, dass die Vergabe nicht an den Standort gebunden ist, d.h. nicht jeder Standort zwangsläufig einen Preis, bzw. Ankauf bekommen muss. Die allgemeinen Kriterien und Bestimmungen der Europan-Jurierungen werden auszugsweise aus den Europan-Statuten vorgelesen. Rüdiger Lainer, Vorsitzender der Jury, fasst den ersten Teil der Jurierung als sehr kooperativ und konstruktiv zusammen, und lädt alle Konsulenten weiter zur aktiven Beteiligung an der Diskussion ein. Rüdiger Lainer schlägt eine Jurierung im Sinne eines positiven Auswahlverfahrens vor: die einzelnen Projekte sollen sowohl auf Erfüllen der Grundkriterien (städtebauliche, architektonische, strukturelle, soziale, funktionelle,..), als auch auf ihren innovativen Ansatz und ihr Entwicklungspotential untersucht werden. So sollen nach Möglichkeit eindeutige Juryentscheidungen gefunden werden. Man einigt sich auf folgende Vorgehensweise: nach kurzer Zusammenfassung der Aufgabenstellung für den jeweiligen Standort und Vorstellung der Projekte (durch Paul Rajakovics bzw. Bernd KnallerVlay) sollen die Projekte ausführlich im einzelnen diskutiert werden. Anschließend sollen für jeden Standort bereits Vorentscheidungen getroffen werden. Vor der endgültigen Entscheidung über die Preisvergabe sollen die vorne gereihten Projekte aller Standorte noch untereinander verglichen werden. 3. Standort SALZBURG (9.30 Uhr) 9.30 Uhr Johann Padutsch schließt sich der Jury an 9.50 Uhr Harun Farocki schließt sich der Jury an, wird sein Stimmrecht nach Abschluss des Standorts Salzburg von Thomas Proksch übernehmen. 10.10 Uhr Bernd Knaller-Vlay schließt sich der Jury an. Vorstellung des Standorts und der Aufgabenstellung Vorstellung der Projekte: S001, S002, S003, S015, S018 Projekt 1: S001 O.T. Das Projekt unterscheidet sich hinsichtlich Typologie von allen anderen Beiträgen und liefert damit einen interessanten Diskussionsbeitrag: eine Großstruktur, die eine Art ‚Spiralraum’ zwischen Pflegeund Wohnbereich schafft. Das Gebäude öffnet sich stark nach außen und stellt unterschiedliche Beziehungen zum heterogenen Umfeld her. Diverse Vor- und Rücksprünge schaffen räumliche Spannung. Trotz Kompaktheit zuviel Erschließungsfläche, Qualität der Räume nicht optimal gelöst. Für die Jury entbehrt die große Geste des Gebäudes hinsichtlich seiner Nutzung einer gewissen Logik. Es entsteht der Eindruck, die Funktionen wurden der Figur im Nachhinein eingepasst. Projekt 2: S002 GENERATED GENERATION Flachbebauung, greift Prinzip der Faltung auf, spielt mit Landschaftsgedanken. Das Dach als vereinende Struktur stülpt sich als Welle über den gesamten Standort, ohne das jedoch räumlich entsprechend weiterzudenken. Im Grundriss bleibt das Projekt konventionell. Das Projekt hat Entwicklungspotential, das möglich Spannende ist praktisch aber nicht entsprechend umgesetzt, das gut Angedachte wird mit der Verteilung der Räume weder räumlich noch sozial eingelöst. Das Raumprogramm ist nur zu 2/3 erfüllt. Projekt 3: S003 PARKLIFE* Die Hecke, ein typisches suburbanes Element, ist Ausgangspunkt für Gebäudestruktur und Prinzip einer dreidimensionalen Verbindung zwischen außen und innen, öffentlich und privat. Rationaler Baukörper mit kurzen Wegen und spannenden Zwischenräumen. Sehr klare Erschließung zu den einzelnen Bereichen. Tageszentrum gut betreibbar. Wohnungen als variable Systeme. Die kollektiven Funktionen des Seniorenzentrums befinden sich alle auf der Grundebene. Zwischen ihr und den erhöhten Zugängen zu den Wohnfunktionen vermittelt eine ringförmige Erschließung,.die als eine der gesamten Anlage zur Verfügung stehende Freifläche ausgeformt ist. Das Projekt stellt eine intelligente Lösung der Vorgaben mit Antwort auf den Kontext dar. Es nimmt die heterogene Grundstruktur des Standorts auf, interpretiert den Sockel als Landschaft und schafft einen eigenständigen Zugang zur Qualität städtischer Grünräume. Das Prinzip der 2 offenen/halboffenen Räume ist gut gelöst, durch diverse Öffnungen/Perforationen schafft es eine neue, hochstehende Freiraumqualität. Das Innovative an diesem Projekt liegt für die Jury darin, dass es bestehende, „erprobte“ Elemente (städtischer Block, Hecke) aufgreift, diese Elemente transformiert und in eine neue Beziehung setzt, wodurch eine neue, zukunftsweisende Antwort auf die städtebauliche und architektonische Problemstellung („programmatische Verjüngung durch ein Seniorenzentrum“) gegeben werden kann. Projekt 4: S015 PATH 1, PATH 2, PATH 3 Eine künstliche Landschaft, die durch ein großes Dach gebildet wird, die ganze Fläche wird zum Garten, der durch unterschiedliche Pfade erschlossen wird. Überlagerung von Topographie, Landschaft und Architektur, Symbiose Vegetabiles/Minerales, auf bestechenden Bilder dargestellt. Ein interessantes Projekt, es stellt sich für die Jury allerdings die Frage, ob das Projekt städtebaulich für diesen Standort angemessen ist. Fraglich erscheint die Wegführung (zu dörflicher Charakter) und die Qualität der entstehenden Räume. Die räumliche Grosstruktur erscheint beliebig, die landschaftlich gesäumte Achse hat keinerlei erkennbaren Bezug, das System der kürzesten Verbindungen, auf das sich die Verfasser berufen, wird von der Struktur selbst verunklärt. Projekt 5: S018 TYPOLOGIE KONSTRUKTOR Schafft ähnlich wie Projekt S015 durch einen Sockel eine zweite Bezugsebene. Sehr konsequentes Projekt, das durch das Spiel zwischen Dichte (im Sockel Funktionen wie Shopping etc. verdichtet) und lockerer Einfamilienhausbebauung eine Art ‚rigider Idylle’ schafft. Der an sich interessante Ansatz eines produktiven Wechselspiel zwischen Shopping und Wohnen zur Aufhebung der Isolation wird aber letztendlich nicht eingelöst. Zweite Diskussion und Entscheidung Standort SALZBURG Die Projekte werden in einer zweiten ausführlichen Diskussion untereinander verglichen. Zwei Projekte kommen schließlich für einen Preis in Frage. Das Projekt S015 PATH 1, PATH 2, PATH 3 ist als ‚Gartenstadtmodell’ ein spannender Denkansatz für die Reorganisation eines Seniorenzentrums, v.a. betreffend Neue, integrative Wohntypologien (‚Lofttypologie’) und als ‚Implantat’ innerhalb von Lehen vorstellbar. Insgesamt wird das Projekt in der Umsetzung seinen Denkansätzen aber nicht gerecht. Das Projekt S003 PARKLIFE löst das Spiel zwischen Veränderung und Pragmatik spannend und intelligent. Es hat das Potential, im Wohnbau weiterzudenken und schafft gleichzeitig höchste Qualität hinsichtlich der gestellten Anforderungen. Es wird der Antrag gestellt, dem Projekt S003 PARKLIFE* den ersten Preis zuzuerkennen und für eine Realisierung vorzuschlagen. Der Antrag wird einstimmig (9:0) angenommen. Nachdem für die Jury einstimmig kein weiteres Projekt für einen Ankauf in Frage kommt, wird über mögliche lobende Erwähnungen diskutiert. Es wird der Antrag gestellt, dem Projekt S015 PATH 1, PATH 2, PATH 3 eine lobende Erwähnung zuzuerkennen. Der Antrag wird mit 7:2 Stimmen angenommen. Salzburgs Vetreter Georg Sturm verlässt die Sitzung. Thomas Proksch überträgt seine Stimme an Harun Farocki. 3. Standort WIEN (10.30 Uhr) VertreterInnen des WBSF: Herr Dieter Groschopf, Frau Elisabeth Kroboth-Bernhard; Vertreterin der Stadtplanung (MA21b): Frau Alexandra Rupp-Ebenspanger Vorstellung des Standorts und der Aufgabenstellung Vorstellung der Projekte: W002, W004, W011, W019, W023, W024 Projekt 1: W002 TORTOISE Das Projekt definiert vernachlässigte Zonen im öffentlichen Raum als interessante Nischen von großem Potential. Um diese Nischen gruppieren sich unterschiedlichste Milieus. Die beiden Baukörper schöpfen das mögliche Volumen ganz aus und reagieren auf die Hochspannungsleitung sehr plastisch. Die überdeutliche bauliche Manifestierung einer Schikane (Hochspannungsleitung) als 3 wesentliches Entwurfselement wird diskutiert. Die Überhöhung der Standortungunst erscheint Teilen der Jury fraglich, wobei der Kritik auch das Argument gegenübersteht, dass gerade das Reagieren auf die Hochspannungsleitung dir räumlichen Qualitäten des Entwurfs erhöht. Im Außenraum erzeugt das Wechselspiel zwischen neuem Volumen und Bestand spannende Zwischenräume. Die Volumensverdichtung ermöglicht einen raschen Zugang in einen abgeschirmten Bereich. Interessante hybride Wohnungstypologien wie ’Casco’ (Leervolumen für unterschiedlichste Wohnungstypen), oder ’open house’(flexible Grundrisse um Kernzone). Im EG soziale Nutzungen. Projekt 2: W004 FALLOW LAND Ein sehr komplexes Projekt, das die unterschiedlichsten Identitäten der Stadt Wien (kulturelle, soziale, wirtschaftliche,..) aufnimmt und in Architektur umgesetzt auf den Standort projiziert. Es entsteht ein Teppich, ein Layering unterschiedlicher Nutzbarkeiten, eine urbane Megastruktur, die soziale Bedeutung übernimmt. Im EG-Bereich sind diverse Musikprogramme untergebracht, am Dach sorgen nicht eindeutig zugeordnete Gärten, die den landwirtschaftlichen Kontext ins tägliche Stadtleben transferieren, für Veränderungen. Fünf hohe Türme übernehmen soziale Funktionen. Die strategische Organisation der Räume wird lange diskutiert. Als Schwachpunkt wird angeführt, dass die Erschließung der Platte nicht mit jener der vertikalen Türme einhergeht. In diesem Zusammenhang wird auch die Organisation der Erdgeschosszone angesprochen: sie erscheint auf den Ansichten wie ein indifferent überplatteter Bereich mit gleichförmigen Durchwegungen. Allerdings wird dieser Eindruck durch die Modelldarstellungen „korrigiert“: die Jury ortet auf diesen überplattet und offene Räume, weiters wird bemerkt, dass aufgrund der flexiblen Struktur (Stützraster in der EG-Zone) die Erdgeschosszone leicht adaptierbar ist. Insgesamt wird der Gestaltung der unterschiedlichen Zonen aber eine hohe Qualität und Sinnlichkeit zugesprochen (Vergleich mit toskanischen Städten bzw. ’venezianischen Qualitäten’). Projekt 3: W011 SUBURBANE ADAPTIONEN Mäandertypologie (2-6 Geschoße); Organisation des Bodens über unterschiedliche interessante Ausformungen (und Nutzungen), die auf die jeweiligen Gegebenheiten des Standortes reagieren. Flexible, variable Wohnungstypologie, unterschiedliche Erschließungsformen. Die Grundrisse sind trotz der sich aus der Form ergebenden hohen Anzahl an Ecken gut gelöst. Die Abtreppung des Gebäudes sieht die Jury eher als Schwäche des Projekts. Städtebaulich kein neuer Ansatz. Projekt 4: W019 SUBURBAN LANDMARK Das Projekt unterscheidet sich in seinem Umgang mit dem Standort deutlich von allen anderen Projekten (die erlaubte Bauhöhe ist allerdings auch deutlich überschritten). Ein Hochhaus (unten Shops und Büros, oben Wohnen) setzt ein starkes Zeichen und schafft eine große öffentliche Oberfläche. Positiv beurteilt wird die Qualität der Wohnungen mit einfachen, flexiblen Grundrissen. Teile der Jury sehen keine Relation zum Bestand, andere sehen diese gerade im starken Gegensatz zum Durcheinander des Standortes, in seiner Landmark-Funktion, und eben darin die Stärke des Projekts. Die städtebaulich starke Idee ist allerdings nicht wirklich überzeugend umgesetzt, das Projekt kann die geschaffene Leere/Grundfläche nicht aufnehmen und weiß somit das eigentliche Potential des Projekts nicht zu nutzen . Projekt 5: W023 (H)ILL_(B)LOCK_(S)QUARE Hügel(hill), Scheibe(block) und U-Bahndamm umschließen einen dreieckigen großen introvertierten flexiblen Freiraum (square). Im Hügel sind dreigeschoßige Wohnungen untergebracht (u.a. interessante Patio-häuser), die über Laubengänge erschlossen werden, in der Scheibe (7Geschoße) ein Funktionsmix aus Wohnen, Freizeit, etc. Auf die Jury wirkt die Welle des künstlichen Hügels erzwungen, auch die Scheibe als autonomer Solitär-Baukörper erscheint fragwürdig. Die große Verdichtung, die zur Schaffung des Platzes notwendig ist, wird durch dessen Qualität nicht gerechtfertigt. Projekt 6: W024 DIVIDED HOUSE Das zeitliche Verhalten Wiener Alltagsbenutzer wird lokalisiert. Das Einfamilienhaus mit Garten wird als destruktive Kraft innerhalb der Stadt wahrgenommen und muss daher auseinandergenommen werden. Das Haus wird über die ganze Stadt verteilt - die Stadt wird zum Haus, dessen Zimmer in ihr platziert sind. Unterschiedliche Zeit/Raum-Muster unterschiedlicher Stadtbewohner werden analysiert, auch Themen des parasitären, temporären Wohnens werden angesprochen. Die Umsetzung am Standort entspricht einem neuen Widmungssystem, einem neuen Zoning, Es entsteht eine mosaikartige Nutzungszonierung, eine Stadt mit Vermischung der Funktionen. Hauptkritikpunkt der 4 Jury: das Konzept - demnach zu Folge der Standort nicht als gesondertes, architektonisches Projekt bebaut werden dürfte, weil ja die ganze Stadt bespielt wird - wird nicht eingelöst. Das Projekt widerspricht sich auch insofern selbst, als am Ende letztlich ein Haus - wenn auch aus Versatzstücken - produziert wird. Von Teilen der Jury wird dennoch der Denkansatz gelobt. Andere finden, dass das im Projekt angesprochene Thema ‚dislozieren’ ein bekanntes sei, und durch das Projekt nicht wesentlich weiterentwickelt wurde. Zu den Projekten der zweiten Runde in Salzburg gibt es eine Stellungnahme seitens der Stadt Salzburg, welche die einzelnen Problembereiche genauer analysiert. Diese Stellungnahme ist dem Juryprotokoll als Kopie angefügt. Zweite Diskussion und Entscheidung Standort WIEN (12.00 Uhr) Die Projekte werden untereinander verglichen. Die Jury kommt zu dem Schluss, dass nur zwei Projekte für einen Preis in Frage kommen: W002 TORTOISE und W004 FALLOWLAND. In der Diskussion soll ermittelt werden, welches Projekt mehr Entwicklungspotential hat, das auch umgesetzt werden kann. Das Projekt W002 TORTOISE stellt insgesamt keinen innovativen Ansatz dar, ist aber ein sehr konsequentes und pragmatisches Projekt, das sicher leichter umsetzbar ist als FALLOWLAND, allerdings im Falle einer Realisierung auch nicht viel Spielraum offen lässt. W004 FALLOWLAND auf der anderen Seite ist ein äußerst ambitioniertes Projekt mit großem Entwicklungspotential, das einen zukunftsfähigeren Ansatz besitzt. Positiv vermerkt wird auch, dass nach Wohnungen mit Freiraum wie die vorgeschlagenen Wohnungstypen mit Garten dzt. eine große Nachfrage besteht. Im Falle einer Realisierung müsste das Projekt allerdings (v.a. im Erdgeschoßbereich) noch weiter entwickelt werden. Im Sinne der von Europan propagierten Weiterentwicklung im Wohnbau einigt sich die Jury schließlich darauf, dem Projekt FALLOWLAND den 1.Preis zuzuerkennen. Es wird der Antrag gestellt, dem Projekt W004 FALLOWLAND den ersten Preis zuzuerkennen und für eine Realisierung vorzuschlagen. Der Antrag wird mit 8:1 Stimmen angenommen. Ergänzend werden für die Weiterentwicklung des Projekts von der Jury folgende Empfehlungen definiert: 1.Die Erdgeschoss-Zone ist noch ungelöst und muss entwickelt werden 2.Die unterschiedlichen Wohnungstypologien (Einfamilienhaus, Hochhaus) müssen (auch hinsichtlich Erschließung) aufeinander abgestimmt werden 3.Es ergeht der Auftrag an Europan, an der Realisierung weiterzuarbeiten (Workshop). 4.Überarbeitung des Freiraumkonzepts hinsichtlich optimaler Nutzung des großen Potentials 5.Überprüfung der bauordnungsmäßigen Abstandsflächen Es wird der Antrag gestellt, dem Projekt W002 TORTOISE einen Ankauf zuzuerkennen. Der Antrag wird mit 7:2 Stimmen angenommen. Es wird weiters der Antrag gestellt, dem Projekt W019 SUBURBAN LANDMARK eine lobende Erwähnung zuzuerkennen. Der Antrag wird mit 5:4 Stimmen angenommen. 4. Mittagspause (12.30 Uhr) 5. Standort INNSBRUCK (13.30 Uhr) Vorstellung des Standorts und der Aufgabenstellung durch einen Vertreter des Standorts Innsbruck: Stadtrat Dr. Georg Gschnitzer, Arch. DI Erika Schmeissner-Schmid, DI. Hans Peter Sailer, Stadtplanungsamt Innsbruck, GrundstückseigentümerIn: Dkfm. Mario Stedile-Foradori, Brigitte StedileForadori Vorstellung der Projekte: I005, I011, I019, I022, I028, I029, I033, I037 durch Bernd Knaller-Vlay: Prozentueller Grünanteil und erreichte Dichte werden ergänzend verlesen. 5 Nach der Vorstellung der Projekte definiert die Jury folgende Beurteilungskriterien: 1.Wohnbau-Qualitäten hinsichtlich: -Situierung am topographisch sehr speziellen Standort -Bezug zum Flussraum -Dialog mit umgebender Bebauung -Qualität der geschaffenen Zwischenräume -Qualität der Wohnungen 2.tertiäre Nutzungen 3.Nutzen für die Öffentlichkeit (Uferstreifen, Übergang öffentlich-privat) Die erste Diskussionsrunde ist gleichzeitig die erste Ausscheidungsrunde. Es genügt eine Stimme, um ein Projekt im Bewerb zu lassen. Projekt 1: I005 LOVING THIS SPACE, AMIDST THE MOUNTAINS, BY THE RIVER Das Projekt versteht die Architektur als Teil der Landschaft, die Riegel sind der Topografie folgend verformt. Einfache Typologien (verschachtelte Modulsysteme). Die Qualität der Wohnungen überzeugt letztendlich nicht. Die Darstellung ist etwas irreführend (die Gebäude sind wie Grünflächen dargestellt). Die Jury hält den Gedanken, an gerade diesem Standort (in dieser Natur) Gebäude zur Landschaft zu machen, für den falschen städtebaulichen Ansatz. -einstimmig nach 1.Diskussion ausgeschieden Projekt 2: I011 FREIRAUM Das Projekt schlägt ein schlangenförmiges Megaobjekt vor, das über die Sill gezogen wird, und die Grenze zwischen Flussraum und städtischem Raum definiert. Die Erdgeschoße bleiben offen. In den oberen Geschoßen finden unterschiedlichste Typologien Platz, die Dachgeschoße stehen für gemeinsame Nutzungen der Bewohner zur Verfügung. Der gesamte Außenraumbereich ist öffentlich. Positiv bewertet wird die gute Dichte, sowie die Qualität der Wohnungen(alle gleichwertig und mit attraktivem Ausblick). Sehr ansprechendes, erfrischendes Projekt, das zwar einerseits eine abschließende, trennende Wirkung (’zusätzliche Gebirgskette’) impliziert, andererseits durch die riesigen Freiflächen auch eine große Öffnung bewirkt. Kritisiert wird, dass der geschaffene Freiraum nicht optimal genutzt wird und der Uferbereich kaum behandelt wurde. bleibt im Bewerb Projekt 3: I019 O.T. Sehr klassischer städtebaulicher Bebauungsplan. Das Projekt definiert ein urbanes Zentrum, von dem aus Wohnbauten strahlenförmig durch teils private, teils halböffentliche Zonen in die Landschaft Richtung Ufer übergehen. Der Uferbereich wurde ausführlich bearbeitet. Für die Jury handelt es sich beim städtebaulichen Konzept im Grunde nur um eine Weiterführung der bestehenden Zeilenbebauung, die ’perspektivisch angereichert’ wird. Die Zentrumsbildung an der vorgeschlagenen Stelle ist nicht nachvollziehbar. Kritisiert werden auch die je nach Lage sehr unterschiedlichen Wertigkeiten der (sehr konventionellen) Wohnungstypen, der gute Standort wird hinsichtlich Orientierung der Wohnungen überhaupt nicht genützt. -einstimmig nach 1.Diskussion ausgeschieden Projekt 4: I022 O.T. Das Projekt entwickelt - ausgehend von einer Zelle als Grundstruktur - unterschiedliche modulartige Wohnungstypologien, die eine kontinuierliche Gebäudestruktur mit wechselnder Dichte und unterschiedlichen Freiräumen erzeugen. Am Standort staffeln sich diese mit wachsender Dichte (bis zur Scheibe) von Ost nach West. Dabei entstehen unterschiedliche Typen von Freiräumen (Patio, Gemeinschaftshöfe,..) und Erschließungen. Das Projekt „sampelt“, d.h. es greift vorhandene Bebauungsstrukturen auf, die städtebaulich allerdings besser geordnet werden können. Das Projekt hat einen strukturell stringenten Ansatz und gibt Anlass zur Diskussion. Städtebaulich ist das Projekt für die Jury an diesem Standort allerdings fraglich, der privilegierte Ort wird nicht genutzt, es handelt sich um eine willkürlich Anordnung der Typologien, eine ‚städtebauliche Eigenfalle’. -bleibt im Bewerb Projekt 5: I028 INDIVIDUELLES KOLLEKTIV Das Projekt definiert den Baukörper selbst – eine plastisch überformte Struktur - als Medium der Verbindung zwischen Landschaft und Gebäude. Die Grenzen zwischen öffentlich und privat sollen aufgehoben werden, es gibt eine starke Durchmischung an Funktionen und Typologien. Die Jury stellt 6 fest, dass es dem expressiven, sehr formalistischen Projekt deutlich an plastischen Qualitäten mangelt. Das Projekt erzeugt auch keine neuen Typologien. -einstimmig nach 1.Diskussion ausgeschieden Projekt 6: I029 INNSCAPE Der Baugrund wird in dreidimensionale Topographien aufgelöst, die verschiedene Funktionen aufnehmen. Zwei Grundelemente, welche auf die bestehenden Elemente des Flussraums und der umliegenden Berge Bezug nehmen, bestimmen den Charakter des Projekts: vertikales Scheiben (7-8 geschoßige Scheiben, mit Ausblick) und ein horizontales Feld (Wohnen/Arbeiten mit Garten, Parken, strukturierter Grünraum, kommerzielle Nutzungen). Dem Projekt wird ein großes Ausmaß an Qualität zugesprochen. Die vorgeschlagene Überlagerung/Synthese zweier Strukturen als neues städtebauliches Prinzip ist ein interessanter Ansatz. Sehr differenzierte Bebauung, unterschiedliche Wohntypologien ermöglichen eine Vielzahl an Varianten. Wegen der nicht sehr hohen Dichte wird überlegt, ob ev. die Tiefe der Baukörper vergrößert werden kann. -bleibt im Bewerb Projekt 7: I033 SMARTIE DROPS Das Projekt schlägt sechs Blöcke in ovaler Ringform vor, die nach topographischen Vorgaben (Aussicht, etc.) situiert sind. In den Erdgeschoßen sind unterschiedliche Nutzungen untergebracht, in den Obergeschoßen Wohnen (verschiedene Erschließungstypologien). Die Feiraumlösung ist sehr gelungen (gute Orientierung nach allen Richtungen). Das städtebauliche Bezugssystem ist für die Jury aber nicht nachvollziehbar. Die Wohnqualität in diesen sehr eigenen Gebäuden wird diskutiert. Insgesamt ein interessanter Beitrag. -bleibt im Bewerb Projekt 8: I037 SHINGLEBEACH Das Projekt fällt vor allem durch seine interessante Behandlung des Freiraums auf. Durch eine Schotterzone wird der Flussraum in den Wohnbereich gezogen (‚ephemerer Charakter’). Die Wohnbebauung von wechselnder Höhe setzt sich aus sehr klaren Typologien zusammen. Für die Jury ist das Projekt städtebaulich nicht ausgearbeitet (das Konzept müsste das angrenzende Areal miteinbeziehen), auch die Qualität der Wohnbauten überzeugt nicht wirklich. -einstimmig nach 1.Diskussion ausgeschieden 6. Pause (15.10 Uhr) Zweite Diskussion und Entscheidung Standort INNSBRUCK (15.30 Uhr) 4 Projekte sind noch im Bewerb: I022 O.T., I011 FREIRAUM, I029 INNSCAPE, I033 SMARTIE DROPS Es sollen mögliche Preisträger vorbestimmt werden, die endgültige Entscheidung soll erst im Vergleich mit den Projekten aller anderen Standorte getroffen werden. Es liegt keine eindeutige Lösung vor, keines der Projekte überzeugt vollkommen. Nach Ausscheiden der Projekte I022 O.T. und I033 SMARTIE DROPS kommen schließlich nur mehr zwei Projekte (I029, I011) für einen Preis in Frage, die ausführlich diskutiert und miteinander verglichen werden. Die Stärke des Projekts I011 FREIRAUM (die ‚Schlange’) liegt in der hohen (und gleichwertigen) Wohnqualität, sowie dem großen geschaffen Freiraum. Das größere Entwicklungspotenzial besitzt aber eindeutig das Projekt I029 INNSCAPE, das einen wirklich neuen städtebaulichen Ansatz zeigt. Die Qualität des Projekts zeigt sich auch in den sehr gelungenen Wohnungsgrundrissen. Die Vertreter der Stadt schließen sich dieser Beurteilung an. In der Folge wird das einzige Manko, die mangelnde Dichte des Projektes ausführlich diskutiert. Es werden die Dichteberechnungen der von Europan durchgeführten Vorprüfung sowie die von der Stadt selbst veranlassten Bemessungen verglichen. Angesichts der daraus resultierenden Feststellung, dass die vorgeschlagene Dichte des Projektes beträchtlich von der „Zieldichte“ der Stadtplanung abweicht, erörtert die Jury die Adaptionsfähigkeit des Projektes. Teile der Jury sind der Meinung, dass das Projekt die Zieldichte erreichen könnte, wenn es sorgfältig und mit architektonischem Geschick adaptiert werde. Die Qualität der Darstellung verweist jedenfalls auf ein niveauvolles ArchitektInnenteam. Schließlich schlägt die Jury nach Anhörung der StadtrepräsentatInnen und des Grundstücksbesitzers folgende weitere Vorgehensweise im Falle der Zuerkennung des ersten Preises vor: 7 In einer Überprüfungsphase sollen die ArchitektInnen gemeinsam mit der Stadt in einem Workshop das Projekt im Sinne ihrer vorgeschlagenen Qualitäten und der Dichteanforderung überarbeiten. Um das Lösungsspektrum nicht nur auf ein Anschwellen der bestehenden, bzw. vertikalen Baukörper zu reduzieren, empfiehlt die Jury, die spezifischen Qualitäten des Projektes präzise herauszuarbeiten, Vermerkt wird, dass die besondere Beziehung zwischen den horizontalen und den vertikalen Elementen bei Wahrung der Großzügigkeit und Offenheit im Stadtraum (ZB Blickbeziehung vom anderen Innufer aus) entscheidend ist. So ist beispielsweise die Porosität der vertikalen Elemente (transparente, halböffentliche Zonen in den Scheiben) ein wesentliches Qualitätsmerkmal, das auch beibehalten werden müsste. Bei einer reinen Rationalisierung der Scheiben würden die Mängel der bestehenden Wohnhochhäuser nur wiederholt werden. Es wird der Antrag gestellt, dem Projekt I029 INNSCAPE den 1.Preis zuzuerkennen. Antrag einstimmig angenommen.(9:0) Ob das Projekt realisiert werden kann, soll nach Abwicklung des vorgeschlagenen Prozederes (Workshop ArchitektInnen/Stadt) entschieden werden. Weiters sollen die Dichtevorgaben seitens der Stadt nochmals überprüft werden. Es wird weiters der Antrag gestellt, dem Projekt I011 FREIRAUM einen Ankauf zuzuerkennen. Antrag mit 8:1 Stimmen angenommen. 7. Standort KREMS (15.50 Uhr) Vorstellung der fünf Wettbewerbsgrundstücke und der Aufgabenstellung durch Paul Rajakovics. Danach Vorstellung der Projekte: K001, K006, K013, K014, danach Diskussion. Der Vertreter der Stadt Krems Di Dr. Wolfgang Krejs ist anwesend. Projekt 1: K001 VORSTADT UND HINTERLAND Das Projekt stellt die Frage nach den unterschiedlichen Vorstadtbewohnern bzw. Qualitäten des Vostadt-Hinterlandes und schafft davon ausgehend für jeden Standort eigene (Vorstadt-)Qualitäten und Programme (Sportprogramme, Wohnen,..). Das in seiner Behandlung der Vorstadtphänomene einerseits poetische Projekt hat gleichzeitig einen sehr pragmatischen Zugang und ist gut umsetzbar. Das Thema der Vorstadt wird engagiert und ausführlich im Detail behandelt. Das Innovative am Projekt liegt für die Jury darin, dass das Thema ‚Peripherie’ auch in die Programmatik und Struktur der Architektur selbst eingeschrieben wird. Projekt 2: K006 SUBSTITUT-SYMBOLISMUS Das Projekt entwickelt paradigmatische Wohntypologien (z.B.Verlierer-Haus, Gewinner-Haus, DromoHaus,..), die populäre Muster sozialer und gesellschaftlicher Kategorisierungen diagrammatisch „extrapolieren („sozialer Entwurf“). Die fünf Grundstücke der Einzelstandorte erhalten von öffentlichem Raum umspülte „Footprints“ dieser unterschiedlichen Lebensmodell-Diagramme, sowie je ein charakteristisches Sportprogramm („territorialer Entwurf“). Im „szenischen Entwurf“ wird ein narrativer Schnitt durch das „engineering“ des sozialen und territorialen Entwurfs gelegt. In Form einer literarischen Beobachtungsinstanz (=Text) wird eine ausführliche Geschichte des fiktiven Lebens in der Siedlung erzählt, welche in ihrer Sorgfalt die im Projekt selbst angelegten, zynischen Untertöne zu gesellschaftlichen Qualifizierungen konterkariert. Nach Meinung der Jury leistet das Projekt einen wichtigen Diskursbeitrag zum Thema des Europan-Wettbewerbs bzw. zum Wohnbaudiskurs. Projekt 3: K013 LIMES URBANISMUS/ARTICULATING NEW POLARITIES Das Projekt greift das Thema „Grenzen“ auf, und bezieht sich im Entwurf auf bestehende Flurstrukturen. Für die unterschiedlichen Standorte werden unterschiedliche Typologien entwickelt. Das Projekt schafft im räumlichen Niemandsland Grenzen, sodass sich eigenständige, identitätsbildende Räume bilden. Konzeptionell ein sehr spannendes Projekt, dem es allerdings an der Konsequenz im Grundriss fehlt. Projekt 4: K014 miscZ Die Umgebung wird periskopisch über einen seriell mutierenden Grundriss reflektiert, daraus formen sich Gebäude, d.h. die Blickbeziehungen werden durch den lokalen Kontext oder neue landschaftliche Elemente, die sich aus einer Transformation von naturräumlichen Elementen ergeben, informiert, die Aussichten programmieren die Ausformungen. Das Spannende am Projekt liegt für die Jury darin, dass es durch methodisch durchgeführte Beobachtungen zu neuen Ansätzen kommt. Das dargestellte Diagramm ist in seiner Komplexität leider nicht ausreichend nachvollziehbar. 8 Zweite Diskussion und Entscheidung Standort KREMS Alle vier Projekte verbleiben nach der ersten Diskussionsrunde im Bewerb. In einer zweiten Runde werden die Projekte untereinander verglichen, anschließend wird über die einzelnen Projekte abgestimmt. Auch diese Entscheidungen gelten bis zur Gesamtbeurteilung aller Standorte vorerst als Vorauswahl. Das Projekt K001 VORSTADT UND HINTERLAND behandelt das Thema der Vorstadt / Peripherie spezifischer und ausführlicher als K013, in Bezug auf die einzelnen Standortsituationen ist es auch räumlich differenzierter als K014. Es wird der Antrag gestellt, dem Projekt K001 VORSTADT UND HINTERLAND den 1.Preis zuzuerkennen. Der Antrag wird einstimmig angenommen.(9:0) Dem Projekt K013 LIMES URBANISMUS fehlt es an entscheidenden Konsequenzen in der Umsetzung des anspruchsvollen Konzeptes. Es wird der Antrag gestellt, das Projekt auszuscheiden. Der Antrag wird einstimmig angenommen. Das ausführlich formulierte und auch sehr poetische Projekt K014 miscZ ist in seinem Ansatz einzigartig. Es wird der Antrag gestellt, dem Projekt K014 miscZ den Ankauf zuzuerkennen. Der Antrag wird einstimmig angenommen.(9:0) Das Projekt K006 6 SUBSTITUT-SYMBOLISMUS liefert einen äußerst durchdachten und spannenden Diskussionsbeitrag und überzeugt v.a. durch seine literarische und diskursive Qualität. Es wird der Antrag gestellt, dem Projekt K006 SUBSTITUT-SYMBOLISMUS eine lobende Erwähnung auszusprechen. Der Antrag wird einstimmig angenommen.(9:0) 8. Standort GRAZ (16.30 Uhr) Vorstellung des Standorts und der Aufgabenstellung und der ProjekteG009, G010, G013 durch Paul Rajakovics. Die Vertreterin der Stadt Graz DI Susanne Artès vom Amt für Stadtplanung ist anwesend. Anmerkung: ein Projekt musste wegen fehlenden Verfasserbriefs nach der 1.Runde ausgeschieden werden. (lt. Vorprüfungsbericht) Projekt 1: G009 HOFWOHNMASCHINEN Das Projekt schlägt einen neuen Wohntypus vor, die ’Wohnhofmaschine’: 3 Typologien gruppieren sich jeweils um eine Hofeinheit: HausBerg, HausAcker, HausWand. Die clusterförmige Anordnung ist im Prinzip spannend, die Jury ist allerdings nicht davon überzeugt, dassdieses Konzept an diesem Standort richtig umgesetzt bzw. platziert ist. Darüber hinaus hat das Projekt auch wenig Entwicklungspotential. In ihrer Stellungnahme gegenüber den JurorInnen kritisiert Frau Artès darüber hinaus die fehlende Umsetzbarkeit auf Grund der zu hohen Gebäudehöhen, womit der letzlich kompositorisch-typologische Aspekt der Hofeinheit – ausgedrückt in den Metaphern der Häuser – und damit ein wesentlicher Teil seiner Qualität, die Grundlage verlieren würde. Projekt 2: G010 ALLE UNTER EINEM DACH Das Projekt schafft angerartige Bereiche, deren Anordnung über Blickbeziehungen definiert wird. Eine Art Klimahülle umgibt die einzelnen Angerbereiche und schafft so die Möglichkeit einer internen strukturellen Verbindung. Die vorgegebene Gesamtstruktur ist sehr dominant, die Komplexität wirkt aber insofern zufällig, als die städtebaulich angedeuteten Beziehungen in der weiteren Ausformulierung des Projektes nicht weiter entwickelt bzw. ausformuliert wurden. Das Netzwerk als vereinendes Element hat dadurch keine strukturelle Logik, insofern scheint eine mögliche Konkretisierung der Qualitäten Projektes im Rahmen eines Bebauungsplanes besonders problematisch. 9 Projekt 3: G013 THE POSTPONED MEETING OF NEUFERT, TESSENOW AND BUSTER KEATON - SITUATIONISM 2003 Ein fiktives Treffen zwischen Neufert, Tessenow und Buster Keaton führt zu einer Neubetrachtung des Themas „Einfamilienhaus“. Mit der Kombination des Normierungsanspruchs Neuferts, der Leidenschaft Tessenows, sich mit den Qualitäten des Einfamilienhauses auseinanderzusetzen und dem Talent Buster Keatons, geordnete Dinge „interessant und intelligent“ durcheinanderzubringen, wirddie „Ware Einfamilienhaus“ in völlig neuer Weise angepriesen. Eine um das Doppelte vergrößertes, eigenschaftsloses und ökonomisches Haus dient als Basiseinheit für unterschiedliche Lebensgemeinschaften. Diese Basiseinheit wird im Bereich ihrer „Haut“ mit unorthodoxen „Wohnfeatures“ bzw. Servicemodulen ausgestattet, welche den NutzerInnen maßgeschneiderte Situationen für ihre Bedürfnisse bereit stellen: ein neuer Katalog für das Wohnen wird propagiert, den der Architekt den Bewohnern zur Auswahl anbietet. In diesem Sinne ist das Projekt auch als Weiterentwicklung der Partizipationsprojekte der 70er Jahre zu sehen, indem es auch unmittelbar die Fertigkeiten industrieller Serienproduktionen adressiert und somit die heutige Technologie in ungewohnter Weise aneignet. Als einzig kritischer Punkt wird angemerkt, dass die Konsum-Werdung individueller Bedürfnisse die Gefahr einer Kommerzialisierung in sich trägt, welche ihre Grenzen in der Praktikabilität der Fertigungsökonomie finden wird. Damit würde der Erfolg des Katalogs einher gehen mit dem Erfolg einer Werbstrategie, die genau jene Bedürfnisse bei den BeutzerInnen produziert, die auch ökonomisch sinnvoll in Bezug auf die Fertigung erscheinen. Zweifellos besticht es dennoch, wie das Projekt aus fertigen Versatzstücken etwas Neues schafft und in seiner Handhabung flexibel ist. Das Projekt ist humorvoll, konsequent, informativ und kompromisslos. Die bestechende und klare graphische Darstellung begeistert. Zweite Diskussion und Entscheidung Standort GRAZ Hauptkriterium bei der Beurteilung der Projekte: ein Bebauungsplan soll möglich sein. Das scheint bei allen drei Projekten aus verschieden Gründen schwierig. Die Jury entscheidet sich daher für das einzige in seiner Konzeption wirklich überzeugende Projekt. Es wird der Antrag gestellt, dem Projekt G013 THE POSTPONED MEETING OF NEUFERT, TESSENOW AND BUSTER KEATON - SITUATIONISME 2003 den 1.Preis zuzuerkennen. Der Antrag wird einstimmig angenommen.(9:0) Weiters wird einstimmig beschlossen, keine weiteren Preise für den Standort Graz zu vergeben. 9. Endgültige Preisvergabe für alle österreichischen Standorte (17.15) GRAZ: die vorab getroffene Entscheidung wird bestätigt: G013 THE POSTPONED MEETING OF NEUFERT, TESSENOW AND BUSTER SITUATIONISM 2003 1.Preis KEATON - KREMS: die vorab getroffenen Entscheidungen werden bestätigt: K001 VORSTADT UND HINTERLAND 1.Preis K014 miscZ Ankauf K006 6 SUBSTITUT-SYMBOLISMUS lobende Erwähnung INNSBRUCK: der 1.Preis für Projekt I029 INNSCAPE wird bestätigt, bez. Projekt I011 FREIRAUM wird ein neuerlicher Antrag gestellt:Antrag auf Ankauf: 1:8 abgelehnt, Antrag auf lobende Erwähnung: 6:3 angenommen I029 INNSCAPE 1.Preis I011 FREIRAUM lobende Erwähnung WIEN: die vorab getroffenen Entscheidungen werden bestätigt: W004 FALLOWLAND 1.Preis W002 TORTOISE Ankauf W019 SUBURBAN LANDMARK lobende Erwähnung 10 SALZBURG: die vorab getroffenen Entscheidungen werden bestätigt: S003 PARKLIFE* 1.Preis S015 PATH 1, PATH 2, PATH 3 lobende Erwähnung 10. Öffnen der Verfasserbriefe ÖSTERREICH (17.30 Uhr) GRAZ: PreisträgerIn Projekt IF043 (G013) THE POSTPONED MEETING OF NEUFERT, TESSENOW AND BUSTER KEATON - SITUATIONISM 2003 Andrea Benze, Berlin/Anuschka Kutz, London KREMS: PreisträgerIn Projekt AR047 (K001) VORSTADT UND HINTERLAND Florian Sammer, Wien/Karoline Streeruwitz, Buenos Aires Ankauf Projekt CR360(K014) miscZ Andreas Quednau/Sabine Müller, Rotterdam Lobende Erwähnung Projekt MN323(K006) SUBSTITUT-SYMBOLISMUS Wolfgang Kölbl, Wien INNSBRUCK: PreisträgerIn Projekt NI018 (I029) INNSCAPE Sascha Bradic /Ines Nizic, Wien Mitarbeiter: Gregor Hartweger, Thomas Hindelang, Daniela Hensler, Christoph Schiener, Katharina Urbanek, Nadja Hadzimujagic, Tatjana Kecman Lobende Erwähnung Projekt SC513(I011) FREIRAUM Christian Rappl /Markus Stempl/Ingo Pucci, München SALZBURG: PreisträgerIn Projekt BF820 (S003) PARKLIFE* Rolf Touzimsky/Daniela Herold, Linz Lobende Erwähnung Projekt PT237(S015) PATH 1, PATH 2, PATH 3 Nerea Calvillo/Manuel Gonzalez, Spanien/Juana Canet, London WIEN: PreisträgerIn Projekt av023 (W004) FALLOW LAND Vicente Iborra Pallarés, Alicante/Ivan Capdevila Castellanos/ Javier Lorenzo Yánez Molina, Alicante, London Ankauf Projekt PF959 (W002) TORTOISE Pia Kronberger/Kerstin Nabielek/Ralf Basel, Steyr, Rotterdam Lobende Erwähnung Projekt JK115 (W019) SUBURBAN LANDMARK Zuzana Kallusova, Banska Bystrica, (Slowakei) Es wird darauf hingewiesen, dass das Ergebnis bis zur offiziellen, europaweiten Präsentation am 8.12.2003 geheim bleiben muss. 11 11. Standort BUDAPEST (17.45 Uhr) Vorstellung des Standorts und der Aufgabenstellung durch VertreterInnen von Europan Ungarn: Architektin Judit Z. Halmágyi (stimmberechtigte RepräsentantIn Ungarns in der Jury) und Árpád Szabó Das Wettbewerbsgebiet befindet sich an der südlichen Peripherie Budapests in unmittelbarer Nähe zur Donau (von zwei Flussarmen umgeben) und wird derzeit noch landwirtschaftlich genutzt. Es schließt südlich an einen sozialen Wohnbau, eine städtische Schnellbahn führt am Standort vorbei. Das gesamte Areal wird derzeit noch landwirtschaftlich genutzt. Procedere: Kurzvorstellung der Projekte, die Meinung der Investoren und der Stadtverwaltung dazu sollen angehört werden und in die Juryentscheidung miteinfließen, die Entscheidung soll im Sinne von Europan Ungarn gemeinsam mit Judith Z. Halmágyi getroffen werden. Sie ist zusätzlich stimmberechtigt in der Jury. Projekt 1: URBAN WAVE Das Projekt greift die Nähe zum Wasser auf, indem es Wasser-Inlets in die Bebauung holt. In den stark landschaftlich beeinflussten Gebäuden befinden sich im unteren Bereich Büros und oben Wohnungen. Die Jury merkt an, dass die Umsetzung der Wasserflächen problematisch sei. Insgesamt eine sehr pragmatisches Projekt, das umsetzbar ist und bei den Investoren Anklang gefunden hat. Projekt 2: BRUTUS Das Projekt bezieht sich auf den momentanen Zustand (Landwirtschaft)des Standorts und thematisiert damit etwas sehr Ungarn-Spezifisches: der Weizen(das Getreidefeld) als alltägliche Lebensgrundlage der Ungarn. Die vorhandenen Qualitäten sollen erhalten bleiben, d.h. das Areal möglichst unverbaut bleiben. Am Verkehrsknoten wird drehscheibenartig ein kommerzielles Zentrum vorgeschlagen, während eine Reihenhaus-Wohnbebauung fingerartig in die bestehenden Felder. Für die Wohnungen stehen Prototypen aus der Architekturgeschichte zur Auswahl, deren Länge nach Bedarf frei wählbar ist. Interessante Polarisierung zwichen Kontrolle und Liberalisierung (‚everything is possible’), zwischen Verdichtung(Shopping-Center) und Suburbanität (die Reihenhäuser in den Feldern). Mit analytischem Witz wird derStand der Dinge vorführt. Im Sinne einer Bewusstmachung der Ressourcen, die bei einer derartigen Entwicklung vorhanden sind bzw. verbraucht werden, ist das Projekt sehr gelungen, indem seine Strategie gleichzeitig eine gute Analyse sozialer, kultureller und territorialer Entwicklungen aufzeigt. Projekt 3: HUNDRED % BUDAPEST Das Projekt untersucht die prozentuelle Verteilung von Dichtemodellen der Stadt Budapest und projiziert diese Logik auf den Standort: es schlägt eine teppichartige Verbauung der gesamten Fläche vor (erinnert an die ‚superdensity’ japanischer Städte), die von von speziell ausgeformten Inseln (Baukörper und Themen-Milieus, ZB Copa Cabana) markiert werdeb. Das Projekt nutzt den durch den Damm im Westen vorhandenen Niveauunterschied und erschließt die Häuser von oben. Das Projekt denkt auch über dir Ränder nach und bringt das Wasser im Rahmen von dislozierten Milieus ins Zentrum (u.a. werden Copa Cabana-Sandstrände vorgeschlagen). Letztendlich wird die totale Planung und die an Megastrukturen angelehnte Entwicklungsstrategie als wenig innovativ erachtet. (18.00 Uhr: Johann Padutsch verlässt die Sitzung, Stimmübertragung an Thomas Proksch) Judith Z. Halmágyi vermittelt der Jury, dass seitens der Investoren der Vorschlag kommt, keinen Preis zu vergeben, sondern einen Ankauf und eine lobende Erwähnung. Nachdem die Jury keinem der Projekte den ersten Rang zusprechen möchte, wird der Vorschlag angenommen. Es wird der Antrag gestellt, dem Projekt 2 (BRUTUS BUDAPEST) einen Ankauf zuzuerkennen. Antrag einstimmig (10:0) angenommen. Es wird der Antrag gestellt, dem Projekt 1 (URBAN WAVE) eine lobende Erwähnung zuzuerkennen. Mit 6:4 Stimmen angenommen. 12 12. Öffnen der Verfasserbriefe BUDAPEST(18.30 Uhr) Ankauf Projekt TR801 BRUTUS BUDAPEST “bunte kuh”, Genova/Venezia Giacomo Summa, , Paolo Carpi, Laura Lorenzo, Silvia Lupi, Vittorio Pizzigoni, Pierpaolo Tamburelli, Francesca Torzo, Andrea Zanderigo Lobende Erwähnung Projekt LU086 URBAN WAVE Michael Jeitler, Wien Mitarbeiter: Repetto Gimena, Michael Stebellehner, Laura Capitanelli, Maria Eugenia Laserna 13. Ende der Jurysitzung (18.40 Uhr) Die Jury tritt auseinander. Verfasser der Projekte der 2. Runde: Standort Salzburg Projekt RT848 (S001) OHNE TITEL Teamleader: Gamal Rasmy, Winterthur Projekt SW023 (S002) GENERATED GENERATION Teamleader, Ali Seghatoleslami, Wien Projekt FG318 (S018) TYPOLOGIE KONSTRUKTOR Teamleader: Dimitri Goldenberg, Berlin Standort Wien Projekt XP709 (W011) SUBURBANE ADAPTIONEN Teamleader: Daniel Wendler, Berlin Pojekt ZP359 (H)ILL_(B)LOCK_(S)QUARE Teamleader: Tanja Pastirova, Wien NA948 (W024) DIVIDED HOUSE Teamleader: David Campo, Madrid Standort Innsbruck Projekt MS014 (I005) LOVING THIS SPACE... Teamleader: Asa Backmann, London Projekt MM645 (I019) URBAN INTENSITY Teamleader: Markus Moessner, Innsbruck Projekt MT103 (I022) CUBES Teamleader: Martin Mutschlechner, Innsbruck Projekt KS334 (I028) INDIVIDUELLES KOLLEKTIV Teamleader: Karin Miesenberger, Wien Projekt oO000 (I033) SMARTIE DROPS Teamleader: Maria Kirchweger, Wien Projekt MA723 (I037) SHINGLE BEACH Teamleader: Markus Malin, Innsbruck 13 Standort Krems Projekt BO455 (K013) Limes Urbanismus Teamleader: Alexa Bodammer, Berlin Standort Graz Projekt BR003 (G009) HOF WOHNMASCHINEN) Teamleader: Doris Kleilein, Berlin Projekt AS162 (G010) ALLE UNTER EINEM DACH Teamleader: Markus Grabenwöger, Wien Standort Budapest Projekt AL174 HUNDRED % BUDAPEST Teamleader: Matteo Polli, Mailand 14