Atlas der bedrohten Arten von Richard Mackay 1. Auflage Atlas der bedrohten Arten – Mackay schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG Thematische Gliederung: Biodiversität Haupt Verlag 2009 Verlag C.H. Beck im Internet: www.beck.de ISBN 978 3 258 07454 2 Richard Mackay A tlas der Bedrohten A rten Richard Mackay A tlas der B edrohten A rten Übersetzt von Monika Niehaus und Coralie Wink Haupt Verlag Bern • Stuttgart • Wien Richard Mackay ist Direktor für Umweltplanung bei Mott MacDonald, einer großen britischen Beratungsfirma, die auf ökologische Fragen spezialisiert ist. Er verfügt über eine außerordentlich breite Erfahrung bei Umweltstudien verschiedenster Art. Die englische Originalausgabe erschien in 3., überarbeiteter und aktualisierter Auflage 2009 unter dem Titel The Atlas of Endagered Species Copyright © Myriad Editions Limited 2002, 2005, 2009 Myriad Editions 59 Lansdowne Place Brighton BN3 1FL, UK www.MyriadEditions.com Redaktion und Koordination: Jannet King und Candida Lacey Gestaltung und Grafiken: Corinne Pearlman und Isabelle Lewis Karten: Isabelle Lewis Zusätzliche Recherchen: Jannet King Aus dem Englischen übersetzt von Monika Niehaus, D-Düsseldorf, und Coralie Wink, D-Dossenheim Satz der deutschen Ausgabe: Die Werkstatt, D-Göttingen Umschlag der deutschen Ausgabe: pooldesign.ch Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-258-07454-2 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2009 für die deutsche Ausgabe by Haupt Berne Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. Printed and bound in Hong Kong Umschlag vorne: Tiger: © istock 376926 Koralle, Rotes Meer: © Charles Hood, WWF-UK Rhonegletscher: © Jan Ryser, CH-Langnau Kleiner Krallenklee: © Konrad Lauber, CH-Bern Umschlag hinten: www.haupt.ch Inhalt Einleitung Danksagung Kapitel 1 Aussterben ist endgültig Kapitel 2 Ökosysteme Kapitel 3 Verletzliche Regionen Kapitel 4 Bedrohte Tiere und Pflanzen 7 9 Evolution Massenaussterben Hominini (Menschen und Vormenschen) Umwelteinfluss des Menschen 12 14 16 18 Tropische Wälder Gemäßigte Wälder Grasland Feuchtgebiete Korallenriffe im Flachwasser Meere 22 24 26 28 30 32 Arktis Antarktis Australien Mittel- und Südamerika Galapagosinseln Madagaskar 36 38 40 42 44 46 Primaten Katzen Huftiere Elefanten und Nashörner Bären Nager Fledertiere (Fledermäuse und Flughunde) Delfine und Wale Reptilien und Amphibien Wirbellose Fische Pflanzen 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 Kapitel 5 Bedrohte Vögel Kapitel 6 Natur-, Tier- und Pflanzenschutz Vögel Greifvögel und Eulen Papageien und Kakadus Seevögel Zugvögel Biodiversität der Tiere Biodiversität der Pflanzen Ökologische «Hotspots» Schutz von Tierarten Schutz von Pflanzenarten Erhalt alter Haustierrassen Importhandel Exporthandel 88 90 92 94 96 98 100 102 Geschützte Ökosysteme und Biodiversität Bedrohte Arten 106 114 Quellen Register 122 126 Kapitel 7 Tabellen 76 78 80 82 84 Einleitung Anpassungen im Rahmen der Evolution haben eine Fülle von Lebewesen entstehen lassen. Von all den Arten, die jemals gelebt haben, bewohnt nur ein winziger Bruchteil heute unseren Planeten. Katastrophen in der Erdgeschichte, wie Vulkanausbrüche und Meteoriteneinschläge, löschten ganze Organismengruppen aus, und allmähliche Klimawandlungsprozesse eliminierten andere. Die evolutionären Strategien mancher Arten waren auf Dauer einfach nicht gut genug, und sie fielen Konkurrenten und Fressfeinden zum Opfer. Das Verschwinden der Dinosaurier ist ein Beispiel, das zur Bescheidenheit mahnt. Selbst eindrucksvolle Größe und Kraft konnten ihr Überleben nicht sichern. Ganz im Gegenteil: Dies führte dazu, dass diese Tiere sich nur langsam an ihre sich wandelnde Umgebung anpassen konnten und empfindlicher als Säuger auf katastrophale Ereignisse reagierten. Was uns Menschen angeht, so wächst dank Stammbaumforschung und genetischen Untersuchungen die Einsicht, wie nahe wir doch mit anderen Lebewesen, vor allem mit Schimpansen und Bonobos, verwandt sind. Die Australopithecinen, der Homo ergaster und unsere anderen Vorfahren entwickelten Werkzeuggebrauch, gesellschaftliche Organisation und Kultur deutlich über das Niveau hinaus, das man bei nichtmenschlichen Primaten findet. Wir sind zwar ebenfalls Primaten, doch die biologischen Veränderungen, die die Entwicklung dieser nichtmenschlichen Primaten begleitet haben, sind für uns ausreichend, um uns als andere «Chronospezies» zu betrachten. Einige Weltregionen sind ökologisch interessanter als andere. Lebensräume wie Korallenriffe und Regenwälder enthalten eine große Artenfülle. Andere Regionen, wie die Arktis und die Antarktis, interessieren uns, weil sie eine ganz besondere Fauna und Flora aufweisen und noch nicht stark vom Menschen beeinflusst sind. Arten auf Inseln wie Madagaskar haben sich geografisch isoliert entwickelt, und dort sind einzigartige Formen entstanden. Australien gebührt die traurige Auszeichnung, der Kontinent zu sein, auf dem die meisten Säuger aussterben. Viele andere Regionen und Ökosysteme sollten hier Erwähnung finden, doch dazu reicht der Platz nicht aus. Nur ein Bruchteil – wahrscheinlich weniger als zehn Prozent – aller heute lebenden Arten ist bisher identifiziert und klassifiziert worden. Die verbleibenden neunzig Prozent sind vorwiegend Wirbellose. Daraus ergibt sich insofern eine Anomalie, als die Länder, in denen die intensivste Forschung betrieben wird, auch diejenigen sind, die die größte Zahl an bedrohten Arten aufweisen. Das World Conservation Monitoring Centre, heute eine Unterabteilung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), ist eine Organisation, die weltweit Daten zu Naturschutzangelegenheite n sammelt. Die Weltnaturschutzunion IUCN ist die Schirmgruppe für Naturschutzorganisationen in aller Welt. Sie hat ein System entwickelt um festzustellen, ob eine Art bedroht ist, und wenn das der Fall ist, wie hoch die Gefährdung ist. Die Organisation hat diese Erkenntnisse unter dem Titel «Rote Liste bedrohter Arten» publiziert. Im System der Roten Liste wird eine Art als einzigartig und genetisch geschlossen betrachtet. Das bringt konzeptionelle Schwierigkeiten mit sich, wenn es darum geht, Arten zu definieren, die sich ungeschlechtlich fortpflanzen, beispielsweise bei Tieren, die sich durch Knospung oder bei Pflanzen, die sich durch Ausläufer vermehren. Trotz seiner Mängel ist das Artkonzept jedoch nützlich für den Naturschutz. Unterarten und isolierte Populationen von Arten werden in diesem Buch in der Regel nicht aufgeführt, wenn sie an manchen Stellen auch im Text beschrieben werden. Die Verbreitung von Lebewesen richtet sich nicht nach politischen Grenzen. Entscheidungen, die den Naturschutz betreffen, werden jedoch im Allgemeinen noch immer auf nationaler Ebene getroffen, und politische Grenzen bieten eine praktische Orientierungsmöglichkeit auf Landkarten. Das Maß der Gefährdung von Tier- und Pflanzengruppen wird in diesem Atlas durch die Zahl bedrohter Arten pro Staat repräsentiert. Das vermittelt zwangsläufig den Eindruck, dass größere Länder größere Naturschutzprobleme haben als kleinere. Um das Gleichgewicht wiederherzustellen, konzentriert sich Kapitel 6 (Natur-, Tier- und Pflanzenschutz) auf Gebiete mit der höchsten Artenvielfalt und auf solche mit den meisten endemischen Arten. Warum ist es wichtig, die Artenvielfalt (Biodiversität) auf unserer Erde zu schützen? Viele Leute sind der Ansicht, dass wir die Hüter dieses Planeten sind und die Auslöschung von Arten, wie wir sie betreiben, unmoralisch ist. Ganz abgesehen vom geistigen und ästhetischen Verlust stellt jedes Aussterben auch einen unersetzlichen Verlust an genetischer Information dar, darunter vorteilhafte Merkmale, die in Nutzpflanzen und Nutzvieh hätten eingekreuzt werden können. Chemische Naturstoffe dienen auch zur Herstellung von Pharmaka. Wenn Schlüsselarten aussterben, ist das Gleichgewicht ganzer Ökosysteme in Gefahr. Die globale Klimaerwärmung gehört zu den Bedrohungen, die im «Millenium Ecosystem Assessment» angesprochen werden, einer Studie, die im März 2005 vorgestellt wurde. Es war die erste umfassende globale Evaluation der wichtigsten Ökosysteme weltweit. Die Studie stellte fest, dass sechzig Prozent der Vorteile, die die Menschheit aus Ökosystemen zieht (die sogenannten Ökosystemdienstleistungen, wie Fischfang oder die Verhinderung von Bodenerosion), degradiert worden sind oder nicht nachhaltig genutzt werden. Der Verlust von Arten wurde als einer der Hauptfaktoren identifiziert; er beeinflusst sowohl die Nutzung natürlicher Ressourcen als auch weniger gut fassbare geistige und kulturelle Werte. Die Konsequenzen für das menschliche Wohlergehen sind schwerwiegend, doch wenn wir Ökosystemdienstleistungen in Landwirtschaft, Industrie und in unserem Lebensstil schützen, können wir den Niedergang aufhalten. Zwischenstaatliche Übereinkommen können den Schutz gemeinsamer Ressourcen, wie der Meeresfischerei, sicherstellen. Sie können auch den schädlichen Handel mit Wildtieren und -pflanzen bekämpfen, der von unserer Faszination für das Seltene und Exotische sowie von den angeblichen medizinischen Eigenschaften einiger Tiere und Pflanzen lebt. Im Jahr 1973 trat das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES in Kraft, das den internationalen Handel mit gefährdeten Wildtieren und -pflanzen regelt. Aktuellere Verträge beschäftigen sich mit Naturschutzfragen innerhalb der nationalen Jurisdiktion. Im Jahr 1992 verabschiedete die UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro («Rio-Gipfel») das «Übereinkommen über die biologische Vielfalt» (CBD), die Klimarahmenkonvention und die Rahmenprinzipien zum Schutz der Wälder. All diese Übereinkommen sind für bedrohte Arten wichtig. Obgleich die Biodiversitäts-Konvention (CBD) nochmals das Prinzip der nationalen Souveränität betonte, verpflichtete es die Staaten auch, die Artenvielfalt zu schützen, indem es beispielsweise verlangt, dass bei Infrastrukturmaßnahmen die Auswirkungen auf die Umwelt berücksichtigt werden. Die Größe der Weltbevölkerung ist für den Schutz der Biodiversität von entscheidender Bedeutung. Weniger Menschen würde es erlauben, Lebensräume zu schonen oder sie nachhaltig zu nutzen. Natürlich unterscheidet sich der Einfluss des Menschen auf die Umwelt, sein «ökologischer Fußabdruck», je nach Land beträchtlich. Die USA, in denen vier Prozent der Weltbevölkerung leben, produzieren ein Viertel aller Treibhausgase weltweit. Die USA und andere Industrienationen haben jedoch auch die meisten sauberen Technologien dieser Welt entwickelt. Umweltverschmutzung ist ein globales Thema. Kohlendioxid erwärmt den ganzen Planeten, nicht nur Ihren Hinterhof. Die globale Erwärmung wird sich stark auf bedrohte Arten auswirken. Wenn sich das Eis zurückzieht, bleiben Eisbären wie Schiffbrüchige auf Eisschollen zurück und verhungern. Pflanzen mit begrenzter Verbreitung werden die steigenden Temperaturen vielleicht nicht überleben. Küstengebiete und große Flussmündungen werden möglicherweise überflutet. Die Welt wird Arten verlieren, die sich im Lauf von Milliarden Jahren entwickelt und Gemeinschaften und Lebensräume gebildet haben, die ohne Störung durch den Menschen noch immer im ökologischen Gleichgewicht wären. Die Klimarahmenkonvention zielt auf das Zentrum von Wirtschaftssystemen. In Kyoto wurde1997 eine Übereinkunft unterzeichnet, die verbindliche Grenzen für den Beitrag von Industrieländern zur globalen Erwärmung festlegt. Das Ausmaß, in dem der Transfer von sauberer Technologie an Entwicklungsländer und «Kohlenstoffsenken» von nationalen Emissionen abgebucht werden kann, war jedoch umstritten. Gespräche im niederländischen Den Haag über Details des Kyoto-Protokolls scheiterten im November 2000 an der Kompromisslosigkeit der USA, doch im Juli 2001 stimmten 180 Länder (mit Ausnahme der USA) einer Kompromissregelung zu. Nach der Ratifizierung durch Russland trat das Kyoto-Protokoll am 16. Februar 2005 endlich in Kraft. Auf der Bali-Konferenz 2007 wurde versucht, Rahmenvorgaben für einen gemeinsamen internationalen Handlungsplan gegen die globale Erwärmung auszuarbeiten, der sich an das Kyoto-Protokoll, das 2012 ausläuft, anschließen soll. Noch ist unklar, ob der Nachfolgevertrag deutliche Emissionsreduktionen bei den Industrieländern sicherstellen und Ziele für Schwellen- und Entwicklungsländer vorgeben wird, die – und das gilt vor allem für China und Indien – dabei sind, zu bedeutenden Emittenten von Treibhausgasen zu werden. Beides ist nötig, wenn eine globale Klimakatastrophe vermieden werden soll. Richard Mackay Cambridge, im Sommer 2008