Untersuchung von Luftbefeuchtern auf Verkeimung und Auswirkungen auf die Belastung der Raumluft Anke Brüggemann, Karin Petersen Investigation of Air Humidifiers for Microbial Contamination and Their Effect on Air Luftbefeuchter aus verschiedenen Museen, sowie die jeweilige Raumluft wurden hinsichtlich des Keimgehalts und Artenspektrums untersucht. Es ließ sich kein direkter Zusammenhang zwischen der Verkeimung der Luftbefeuchter und einer Zusatzbelastung in der Raumluft feststellen. Trotzdem ist es möglich, daß Toxine und MVOCs der Mikroorganismen aus den Luftbefeuchtern in die Raumluft gelangen und zu Schäden an Kunst und Kulturgut oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei Menschen führen. Microbiological contamination of humidifiers in different museums and the affect on indoor air quality were investigated, in particular, the range and quantity of micro-organisms present. There appears to be no direct connection between contamination of the humidifiers and that of the air. Nevertheless it is possible that toxins and MVOCs (microbial volatile organic compounds) from the micro-organisms in the humidifiers are present in the air, and could cause damage to the cultural heritage or health problems for people. 1. Einleitung Die Werterhaltung sensibler Güter sowie das Wohlbefinden von Menschen hängt von der Qualität der Raumluft ab. Ein wichtiges Indiz der Raumluft ist die Luftfeuchtigkeit. In geschlossenen Räumen ist die Luftfeuchtigkeit, besonders während der Wintermonate, oft zu niedrig. Für Menschen gilt eine relative Luftfeuchtigkeit von 45 bis 60% in der Raumluft als ideal. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit, d.h. über 60%, kann die Bildung von Schimmelpilzen begünstigen. Trockene Luft (unter 40 % Rel. Luftfeuchtigkeit) kann zu Schäden an Kunst und Kulturgut führen. Hiervon sind unter anderem Gemälde und antike Möbel betroffen, da sich Holz und Fassungen bei zu niedriger Luftfeuchtigkeit zusammenziehen und reißen. Des weiteren können gesundheitliche Probleme auftreten, da trockene Raumluft die Immunität des Organismus schwächen kann und er damit anfälliger für Infektionskrankheiten ist. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, werden in vielen Museen Luftbefeuchter eingesetzt. Sie sollen für eine konstante Luftfeuchtigkeit in der Raumluft garantieren und somit die Zerstörung der wertvollen Güter vermeiden. Die Luftbefeuchter bestehen zum größten Teil aus Befeuchtermatten, die entweder mit Wasser berieselt oder durch eine Wasserwanne befeuchtet werden. Sie funktionieren nach dem sogenannten Verdunsterprinzip, d. h. die trockene Luft wird über die feuchte Matte geleitet, nimmt von dort die Feuchtigkeit auf und wird dann in den Raum abgegeben. Die klimatischen Bedingungen in den Befeuchtern stellen einen idealen Lebensraum für eine Vielzahl von Organismen, unter anderem auch für Bakterien und Pilze, dar: es ist warm, feucht und organische Nährstoffe sind in Form von z. B. Staub vorhanden. Dieses Problems sind sich auch die Hersteller der Luftbefeuchter bewußt und bieten für ihre Geräte eine Vielzahl von Zusatzprodukten wie z. B. UV-Lampen, lonisierungselektroden und spezielle Luftfilter an, die eine Verkeimung der Geräte verhindern sollen. Um eine Be-siedelung von Organismen in den Wasserwannen zu unterbinden, werden von vielen Firmen chemische Wasserzusätze angeboten. Bakterien und Pilze führen zu Schäden an Kunst und Kulturgut, und können zudem zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei Restauratoren, Besuchern und anderen Museumsmitarbeitern führen. Wie stark die Luftbefeuchter verkeimen können, welche Mikroorganismen und Pilze sich in den Luftbefeuchtern aufhalten und inwieweit sich diese in der Raumluft wiederfinden, ist das Thema dieser Arbeit. Im Rahmen einer Diplomarbeit wurden in verschiedenen Städten Deutschlands, aus unterschiedlichen Museen, Proben aus dem Wasser und von den Befeuchtermatten hinsichtlich ihres Keimgehalts und ihres Artenspektrums untersucht. Um zu prüfen, inwieweit sich die Verkeimung auf die Raumluft auswirkt, wurden Luftproben von den jeweiligen Museen genommen und die Keimzahl sowie ihr Artenspektrum bestimmt. 2. Methoden 2.1. Wasserproben Von den Wasserproben wurden die Keimzahlen, d.h. die kolonienbildenden Zellen mit Hilfe eines automatischen Verdünnungssystems ermittelt. 2.2. Befeuchtermatte Um das Artenspektrum von den Befeuchtermatten zu isolieren, wurde ein Stückchen der Filterproben auf geeignete Anzuchtmedien gebracht. 2.3. Luft Für die Luftkeimmessung wurden die beiden für derartige Untersuchungen üblichen Standardmedien Malz und DG 18 (jeweils vier Parallelen) mit 50 I Raumluft beimpft. Von den jeweiligen Standorten wurde ebenfalls eine Probe der Außenluft genommen. Ein Vergleich mit der Außenluft ist in jedem Fall dringend erforderlich, da die Keimzahlen der Außenluft, und somit auch die der Innenluft, saisonal abhängig sind. Eine reine Innen-raummessung ist nicht aussagekräftig und kann deshalb nicht als alleiniges Indiz für eine Schimmelpilzbelastung geltend gemacht werden. Wichtig ist ebenfalls die Bestimmung von thermotoleranten Pilzen. Diese Pilze wachsen bei relativ hohen Temperaturen. Die durchschnittliche Körpertemperatur des Menschen liegt bei 37 °C und stellt somit keine Barriere für die thermotoleranten Pilze dar. Sie können den menschlichen Organismus besiedeln und zu einer Schwächung des Immunsystems führen. Einige sind Toxinbildner und somit potentielle Krankheitserreger. Um auch die thermotoleranten Arten zu bestimmen, wurde deshalb eine Parallele der Proben bei 37 °C im Brutschrank inkubiert. Leider werden von vielen Firmen keine Außenluftmessungen für die Auswertung von Innenraummessungen vorgenommen, ebenso wird eine Bestimmung der noch bei Körpertemperatur wachsenden Pilze unterlassen. Folglich sind die von diesen Firmen zur Verfügung gestellten Ergebnisse nicht aussagekräftig. Dieselben Mängel wies auch eine Untersuchung der Stiftung Warentest in ihrem Artikel „Gefährliche Mikroben" (Ausgabe Februar 2001) auf. Bei ihrer Untersuchung wurden Luftproben von April bis Dezember 2000 ausgewertet, ohne die jeweilige Außenluft mit einzubeziehen. Knapp die Hälfte der Wohnräume waren demnach belastet. Ein Vergleich mit den Keimzahlen der Außenluft, die je nach Jahreszeit sehr unterschiedlich ist, hätte sicherlich zu einem ganz anderen Ergebnis geführt. Von allen Proben (Wasser, Befeuchtermatte, Luft) wurden alle angezogenen Organismen (Pilze und Bakterien) isoliert. Die Pilze wurden mit einem Pilzbestimmungsschlüssel bis zu ihrer Art bestimmt. Um die Bakterien weiter zu differenzieren, wurden sie hinsichtlich ihrer Zellwandbeschaffenheit in zwei unterschiedliche Gruppen (grampositive und gramnegative) unterteilt. Dies ist eine wichtige taxonomische Eigenschaft für die Bestimmung von Bakterien. Eine weitergehende Charakterisierung der Bakterien konnte im Rahmen einer Diplomarbeit und aus finanziellen Gründen nicht durchgeführt werden. 3. Ergebnisse und Diskussion Um einen Überblick über die Verkeimung der einzelnen Gerätetypen, die unterschiedliche geographische Lage, sowie die unterschiedlichen Reinigungszeiträume der Geräte zu erhalten, stelle ich hier nur eine kleine Auswahl meiner Ergebnisse dar. 3.1. Wasserproben Die Keimzahlen in den Wasserproben variierten je nach Gerätetyp und Reinigungsintervall sehr stark. Die Keimzahlen der Pilze waren im allgemeinen sehr niedrig. Die Bakte-rienzellzahlen waren in fast allen Wasserproben sehr hoch. Zum Vergleich: In Trinkwasser soll die Kolonienzahl den Richtwert von 100 je ml nicht überschreiten. Ob die Bakterien durch die Luftbefeuchter an die Raumluft abgegeben werden können und um welche Bakterienarten es sich größtenteils handelt, ist noch unklar. Alle Geräte wurden mit Leitungswasser gespeist, welches noch einige Nährstoffe beinhaltet und somit einen Lebensraum für Mikroorganismen darstellen kann. Eine Möglichkeit, die Keimzahlen in den Wasserbehältern gering zu halten, wäre anstatt Leitungswasser destilliertes Wasser zu benutzen, da dieses nahezu frei von Nährstoffen ist. Nur bei einem einzigen Gerät konnten keine Pilze und Bakterien isoliert werden. Dieses Gerät ist mit einer UV-Lampe, lonisierungselektroden und einer Direkteinspeisung mit Leitungswasser ausgestattet. Durch diese Ausrüstung ist eine Verkeimung der Luftbefeuchter fast völlig auszuschließen. Eine UV-Lampe alleine ist nicht ausreichend, wie die extrem hohen Keimzahlen zeigen. Möglicherweise liegt es an der Anordnung dieser UV-Lampe in den Luftbefeuchtern, da sie sich nicht in unmittelbarer Nähe der Wasserwannen befindet. Chemische Wasserzusätze wurden von fast keinem Museum verwendet. Ihre Wirksamkeit ist sehr fraglich und besonders in Gebäuden mit wertvollen Gütern nicht empfehlenswert, da sie möglicherweise mit in die Raumluft gelangen können und zu Schädigungen der Objekte führen könnten. 3.2. Befeuchtermatten Die Befeuchtermatten waren zum größten Teil sehr stark verkeimt, und es konnten viele unterschiedliche Pilze und Bakterien isoliert werden. Eine Keimzahl pro Filterstück ließ sich nicht ermitteln. Hier sind wahrscheinlich technische Zusatzmittel und sorgfältige Reinigungen der Matten nötig, um eine Verkeimung zu verhindern. 3.3. Luft Die Luftkeimmessungen werden zur besseren Übersicht nur am Beispiel eines Gebäudes gezeigt. Abb. 1 Keimzahlen der Luftproben Für die Schimmelpilzbelastungen in Innenräumen gibt es bisher noch keine Richtwerte. Eine allgemeine Regel ist, daß die Keimzahlen der Innenluft nicht über denen der Außenluft liegen dürfen. Sehr wichtig ist ebenfalls die Artenzusammensetzung. Liegen die Keimzahlen in Innenräumen über denen der Außenluft, so wird von einer Belastung von Schimmelpilzen gesprochen. Bei dem beprobten Gebäude lagen die Werte in den Räumen alle unter denen der Außenluft, so daß hier von keiner Belastung ausgegangen werden konnte. Für bestimmte Pilzarten, die nachweislich gesundheitsschädigend sind (einige Aspergil-lus-Arten) liegen Richtwerte von max. 50 Keimen/m3 Luft vor. In dem beprobten Gebäude war die Keimzahl von Aspergillus fumigatus, einem thermo-toleranten Pilz, in einem Raum neun mal höher als in der Außenluft. Abb. 2 Keimzahlen thermotoleranter Arten Hier wurde der Grenzwert von 50 Keimen pro Kubikmeter Luft deutlich überschritten. Eine Gefährdung der Gesundheit kann hier nicht ausgeschlossen werden. In diesem Museum wurden insgesamt vierzehn unterschiedliche Bakterien isoliert. Bei diesen handelte es sich in der Mehrzahl um gramnegative Arten. Bisher gibt es noch keine gesetzlichen Richtwerte und nur wenige Untersuchungen über die Anzahlen und Arten von Bakterien, die sich in der Raumluft befinden dürfen. Allgemein läßt sich hier nur sagen, daß sich in gut durchlüfteten Räumen einige hundert Bakterien in einem Kubikmeter Luft befinden. Die ermittelten Keimzahlen weisen bei dem beprobten Gebäude also keine Auffälligkeiten auf. 4. Zusammenhang zwischen Luftbefeuchtern und Raumluft Anhand meiner Ergebnisse läßt sich kein direkter Zusammenhang zwischen der Verkeimung von Luftbefeuchtern und der Keimbelastung in der Raumluft erkennen, wie die folgende Tabelle zeigt. L = Luft M = Befeuchtermatte W = Wasser + = schwaches Wachstum ++ = mittelmäßiges Wachstum +++ = starkes Wachstum (+) = Wachstum nur auf einer von drei Parallelen Die Proben der Befeuchtermatten wiesen zum Teil sehr starke Verkeimungen auf, jedoch wurden nur in einzelnen Fällen Pilze, die von den Matten isoliert worden sind, auch in der Raumluft gefunden. Folgenden Ursachen könnten zu diesen Ergebnissen geführt haben: 1. Die Proben stammten aus dem Randbereich der Befeuchtermatte und standen somit nicht im direkten Kontakt mit der Raumluft. Es wäre also durchaus möglich, daß an anderer Stelle der Befeuchtermatte ein völlig anderes Artenspektrum vorherrschen könnte. 2. Nicht alle Pilze waren vermehrungsfähig. Einige waren in Biofilmen eingeschlossen und konnten nicht zum Auswachsen angeregt werden. 3. Die Befeuchtermatten haben eine wabenähnliche Struktur, so daß möglicherweise nicht alle Pilze isoliert werden konnten, da sie nicht in direktem Kontakt mit dem Nährmedium standen. Ebenso wurden nur in sehr seltenen Fällen Schimmelpilze, die aus den Wasserproben isoliert worden sind, in der dazugehörigen Raumluft gefunden, wobei es sich hierbei allerdings um zwei verschiedene Lebensräume mit ganz unterschiedlichen chemischen und physikalischen Parametern handelt. Eine Bestimmung der Bakterienarten konnte im Rahmen einer Diplomarbeit nicht durchgeführt werden. Ob nun die gleichen Arten, die sich in den Luftbefeuchtern befinden, auch in der Raumluft vorkommen und somit zu Schäden an Kunst und Kulturgut führen können, bleibt weiterhin unklar. Die Differenzierung der isolierten Bakterien durch die Gramfärbung läßt allerdings eine grobe Aussage zu: Bei allen isolierten Bakterien aus den Wasser-, Befeuchtermatten- und Luftproben handelt es sich größtenteils um gramnegative Arten. Von insgesamt 125 isolierten Bakterien waren 87% gramnegativ. Abb. 3 Differenzierung der Bakterien Es gibt sowohl unter den grampositiven als auch unter den gramnegativen Bakterien potentielle Krankheitserreger. In der Mehrzahl wurden, sowohl aus den Luftbefeuchtern wie auch aus der Raumluft, gramnegative Bakterien isoliert. Einige von ihnen sind Endo-toxinbildner. Endotoxine sind Bestandteile der Zellwand und können, auch ohne das Bak-terium selbst, in die Raumluft abgegeben werden. Sie sind gesundheitsschädlich, und ihre Einatmung kann unter anderem zu Influenza mit Fieber und Irritationen der oberen Atemwege führen. Ohne eine Artbestimmung der Bakterien kann in diesem Zusammenhang allerdings keine Aussage darüber getroffen werden, ob es sich bei den isolierten Arten um gesundheitsgefährdende Bakterien handelt oder nicht. In diesem Zusammenhang müssen noch weitere Untersuchungen erfolgen. Eine Besiedelung von Kunst- und Kulturgut durch Pilze und Bakterien ist nicht wünschenswert. Eine Zusatzbelastung durch Luftbefeuchter ist nicht auszuschließen, auch wenn die von mir erzielten Ergebnisse nicht eindeutig darauf schließen lassen. Schließlich können Toxine und MVOCs von den Mikroorganismen aus den Luftbefeuchtern an die Raumluft abgegeben werden. In weiteren Untersuchungen müßten diese Faktoren mit einbezogen werden.