Mundgesundheit in Deutschland – eine Erfolgsgeschichte „morgens aronal®, abends elmex®“ – der medizinische Doppelschutz für Zahnfleisch und Zähne wird 25 Jahre. Damals gehörte Deutschland mit zu den Weltmeistern in Sachen Karies, und auch um den Gesundheitszustand der Gingiva und des Parodonts stand es nicht zum Besten: So berichteten Patz und Naujoks 1980, dass 99,9 % der Bevölkerung kariöse Schäden aufwiesen. Selbst bei den 15- bis 24-Jährigen waren nur noch die Hälfte aller Zähne gesund; nur 45 % dieser Altersgruppen verfügten noch über alle Zähne. Eine Hamburger Untersuchung (Ahrens et al. 1988) zur Gingivalgesundheit an über 11.000 Patienten (15 - über 70 Jahre) ergab, dass lediglich 2,8 % der Probanden ein klinisch gesundes Zahnfleisch und Parodontium aufwiesen. Bei fast 90 % waren dagegen parodontaltherapeutische Maßnahmen notwendig. Zahnpflegeverhalten der Bevölkerung 1980 Auch das Zahn- und Mundpflegeverhalten war ausgesprochen ungenügend, wie eine Studie an 1200 Wehrpflichtigen zeigt (Gülzow et al. 1981). So putzten sich nur etwa 40 % der Befragten mehr als einmal täglich die Zähne; 11% sogar nur gelegentlich. In Deutschland wurden statt der eigentlich nötigen 490 Mio. Tuben Zahnpasta jährlich nur 170 Mio. Tuben gekauft; statt 300 Mio. Zahnbürsten nur 45 Mio. (Wiedemann 1986). Die Anwendung von Fluorid war noch weit entfernt von der wünschenswerten Flächendeckung. aronal® – elmex® In dieses Umfeld der noch weit suboptimalen Mundhygienegewohnheiten hinein empfahl nun die Firma GABA den medizinischen Doppelschutz für Zahnfleisch und Zähne: „morgens aronal®, abends elmex®“. Beide Produkte waren bereits seit vielen Jahren klinisch bewährte, wissenschaftlich fundierte Zahnpasten. In der nun empfohlenen Kombination sollten sie darüber hinaus zum regelmäßigen Zähneputzen motivieren. Schon lange war der Zahnfleischschutz durch Vitamin A klinisch belegt (Stutz 1944, Beyer 1972). Heute weiß man, dass Vitamin A an Wachstum, Entwicklung und Differenzierung von Epithel beteiligt ist, und dass das tägliche morgendliche Zähneputzen mit aronal® die Vitamin A-Aufnahme in Mundschleimhautzellen erhöht (Sobeck et al. 2003). Weiterhin ist selbstverständlich die Kariesprophylaxe eine wichtige Anforderung an Mundhygienemaßnahmen. In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts belegten erste Forschungsergebnisse, dass Fluoride hier wirksam sind. Auch Zahnpasten wurden in der Folge Fluoride zugesetzt, oft allerdings noch in kaum wirksamen Formulierungen. Ab Mitte der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts arbeitete die Forschungsabteilung der GABA mit der Universität Zürich an der Entwicklung von Fluoridverbindungen mit besserer Verfügbarkeit und Aktivität. Besonders effektiv waren dabei langkettige organische Amin-Hydro-Fluoride mit einer zweigeteilten Struktur aus einem ungeladenen hydrophoben Anteil und einem polaren hydrophilen Anteil. Solche Moleküle reichern sich gezielt an Oberflächen, also auch am Schmelz, an und transportieren dabei Fluorid an die Zahnoberfläche. Damit steht dieses beständig an der Zahnoberfläche zur Verfügung und verschiebt das dynamische Gleichgewicht zur Remineralisation, also zum Kariesschutz hin. Zentral hierfür ist die KalziumfluoridDeckschicht, die bei der Reaktion von Fluorid mit den Kalziumionen der obersten Schmelzschicht und des Speichels auf der Zahnoberfläche entsteht. Sie ist schwerer säurelöslich als der Schmelz und schützt ihn so vor Säureangriffen. Gleichzeitig stellt sie ein Fluoriddepot dar, das bei Säureangriffen - also im Bedarfsfall - Fluorid freisetzt. Besonders stabile Deckschichten entstehen mit Hilfe der oberflächenaktiven, leicht sauren Aminfluoride. Sie wirken durch ihren Aminteil zusätzlich antibakteriell und tragen so noch weiter zur Kariesprophylaxe bei. 1956 wurde die erste In-vitro-Studie zu den elmex® Aminfluoriden veröffentlicht; heute bestätigen mehr als 600 wissenschaftliche Arbeiten ihre hervorragende kariesprophylaktische Wirksamkeit. Bereits 1962 lagen erste positive Ergebnisse einer klinischen Kariesstudie mit der damals neu entwickelten elmex® Zahnpasta vor. Diese Studie wurde über sieben Jahre fortgeführt und ist damit die bis heute längste klinisch kontrollierte Zahnpasta-Studie überhaupt. Sie belegt eindrucksvoll den kariespräventiven Effekt der elmex® Zahnpasta (Marthaler 1968, Marthaler 1974). Darüber hinaus zeigen neuere Studien zur Fluoridaufnahme die besondere Wirksamkeit des Aminfluorids: In einem Modellversuch wurden kariesfreie Schmelzplättchen 10 Wochen lang morgens und abends mit unterschiedlichen Zahnpasten geputzt, dazwischen mit Speichelersatzlösung betropft. Während der Fluoridgehalt durch fluoridfreie Zahnpasta deutlich abnahm, erhöhte er sich sowohl durch die Natriumfluorid- als auch die Aminfluorid-haltige Zahnpasta. Aminfluorid bewirkte dabei einen wesentlich höheren Fluoridzuwachs als Natriumfluorid (Gülzow & Köhler 1998). Ähnliche Resultate ergab eine In-situ-Studie, bei der Schmelzplättchen in der Mundhöhle 4 Wochen lang zweimal täglich mit unterschiedlichen Zahnpasten geputzt wurden. Verglichen mit der fluoridfreien Zahnpasta bewirkten beide Testzahnpasten signifikant höhere Fluoridzunahmen. Auch hier führte Aminfluorid zu einer höheren Fluoridanreicherung am und im Schmelz als Natriumfluorid (Klimek et al. 1998). Der Doppelschutz Eine klinische Studie an fast 300 Doppelschutzverwendern versus eine Kontrollgruppe (Verwendung beliebiger Zahnpasten) ergab, dass die regelmäßige Anwendung von morgens aronal® und abends elmex® zu einer Kariesreduktion führt, die derjenigen bei täglich mehrfacher Anwendung von Zahnpasten mit anorganischen Fluoriden entspricht (Schiffner & Gülzow 1993), obwohl aronal® im Gegensatz zu heute damals noch kein Fluorid enthielt. Darüber hinaus zeigten die Doppelschutzanwender signifikant weniger Plaque. Auch der Papillenblutungsindex, der einen längere Zeit bestehenden Zustand dokumentiert, war in der Testgruppe signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe. Wie weit das Vitamin A hierbei direkt beteiligt ist, konnte mit den Mitteln der vorgestellten Studie nicht nachgewiesen werden. Auf jeden Fall sind die Anwender des Doppelschutzkonzeptes Personen mit deutlicher Motivation zu regelmäßiger Mundhygiene, die in der Regel zweimal täglich ihre Zähne reinigen. Damit darf dem Doppelschutzkonzept durchaus ein unterstützender Motivationseffekt unterstellt werden. Dies wurde auch in mehreren Verbraucherbefragungen gezeigt (Verbraucheranalyse 1985, Marplan 1985). Zahn- und Mundgesundheit im 21. Jahrhundert In den letzten Jahren ging die Karies bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland, wie in den meisten westlichen Staaten, deutlich zurück. Dagegen hat sich die Mundgesundheit im mittleren und höheren Lebensalter bisher noch nicht in gleichem Maße verbessert. Auch für parodontale Erkrankungen ist eine allgemeine Verbesserung bisher nicht klar festzustellen. Beispielhaft zeigten Gülzow und Farshi 2000 die deutliche Verbesserung der Zahngesundheit 3- bis 6-jähriger Kinder in Hamburg von 1977 bis 1998: Der dmft-Wert sank von 6,4 (1977) auf 1,5 (1998); dagegen stieg der Anteil Kinder mit naturgesunden Milchgebissen von 9 % (1977) auf 65 % (1998). Damit überschritt Hamburg bereits 1998 das globale WHO-Ziel für das Jahr 2000 (50 % der 5- bis 6-jährigen Kinder kariesfrei), während in anderen Bundesländern teilweise über ungünstigere Kariesbefunde im Milchgebiss berichtet wird. Für die zweite Referenzangabe der WHO (12-Jährige im Jahr 2000 maximal DMFT 2) zeigen nationale Befunde (Micheelis und Reich 1999, Pieper 2001) einen Anstieg der Anzahl 12- jähriger Kinder mit naturgesunden Gebissen von 13,2-35,7 % (1994) auf 38,2-59,4 % (2000), allerdings auch hier mit erheblichen Unterschieden zwischen den Bundesländern. Der DMFT bei 12-Jährigen sank von 2,44 (1994) auf 1,21 (2000); das ist ein Kariesrückgang von ca. 50 % innerhalb von nur 6 Jahren. Dies unterschreitet die Vorgabe der WHO eindeutig, und Deutschland hat sich in der weltweiten Skala der Kariesverbreitung vom obersten Bereich in das untere Drittel vorgearbeitet. Dementsprechend hat sich auch das Mundgesundheitsverhalten in der Bevölkerung gegenüber 1980 positiv verändert. So putzen sich nach den eigenen Angaben heute 9498 % der Bevölkerung wenigstens einmal täglich die Zähne, 61-90 % sogar zweimal täglich. Allerdings werden im Mittel jährlich lediglich 2 (statt 6-8) Zahnbürsten verbraucht. Auch der jährliche Zahnpastaverbrauch beträgt nur gut 50 % der eigentlich notwendigen Menge; und insbesondere Hilfsmittel für die Interdentalraumreinigung werden noch immer viel zu wenig eingesetzt. Sowohl Mundgesundheitsverhalten als auch Mundgesundheit in Deutschland haben sich also verbessert, sind jedoch durchaus noch optimierungsfähig (Staehle 2004, Verbraucheranalysen 1985, 2004). Ausblick Aufgrund der in den letzten Jahren erreichten Verbesserungen steckten WHO und Bundeszahnärztekammer die Mundgesundheitsziele noch einmal enger. Nach WHO sollen 2010 90 % aller 6-Jährigen ein naturgesundes Milchgebiss haben und die 12-Jährigen maximal einen DMFT-Wert von 1 aufweisen. Die Bundeszahnärztekammer sieht vor, dass 2020 80 % der 6-Jährigen ein naturgesundes Milchgebiss haben und die 12-Jährigen einen DMFT-Index von unter 1 aufweisen. Allerdings erfordern die kontinuierliche Verminderung der multikausalen Erkrankung Karies, der Erhalt eines einmal erreichten niedrigen Kariesniveaus und die Prävention plaquebedingter Entzündungserkrankungen den kontinuierlichen, lebenslangen Einsatz aller präventiven Möglichkeiten. Hierfür sind Mühe, Zeit und Kosten besser eingesetzt als für spätere kurative Maßnahmen. Prävention ist humaner und sinnvoller als die Therapie unnötig aufgetretener Schäden und erbringt eine höhere Lebensqualität. Nur gemeinsam können wir dieses Ziel erreichen, nämlich im Zusammenspiel zwischen interessierten und motivierten Verbrauchern, Zahnärzten und auch Medien, die ihre Aufklärungsaufgabe ernst nehmen und Firmen wie der GABA, die seit vielen Jahren wirksame Produkte, wie z.B. aronal® und elmex®, zur Verfügung stellen. Literatur AHRENS G, BAUCH J, BUBLITZ KA, NEUHAUS I. Köln 1988 ARENDS J, NELSON DGA, DIJKMAN AG, JONGEBLOED WL. Karger. Basel 1984 BARBAKOW F, SCHERLE W, MÜHLEMANN HR. J Dent Assoc S Afr 39, 593–600 (1984) BEYER HJ: Med. Schweiz Monatsschr Zahnheilk 83, 1233/175 (1973) BUNDESZAHNÄRZTEKAMMER. ZAhnärzt Mitt 94, 1786-1788 (2004) DÜNNINGER P, PIEPER K. Köln 1991 DUSCHNER H, UCHTMANN H. Dtsch Zahnärztl Z 40, 482-487 und 1031–1035 (1985) GÜLZOW HJ, BUSSE G. Dtsch Zahnärztl Z 25, 1126-1134 (1970) GÜLZOW HJ, LABERMEIER M, POHL U. Kariesprophylaxe 3, 41-46 (1981) GÜLZOW HJ, KÖHLER D. Oralprophylaxe 20, 143-145 (1998) GÜLZOW HJ, FARSHI H. Dtsch Zahnärztl Z 55, 770-773 (2000) HIRT C, MÜHLEMANN HR. Parodontologie 10, 44-52 (1956) KLIMEK J, GANß C, SCHWAN P, SCHMIDT R. Oralprophylaxe 20, 192-196 (1998) MARTHALER TM. Schweiz Monatsschr Zahnheilkd 78, 134-147 (1968) MICHEELIS W, REICH E. Köln 1999 Marplan 1985, 2005 (bevölkerungsrepräsentativ) MARTHALER TM. Helv Odontol Acta 18 (Suppl VIII), 35-44 (1974) NAUJOKS R. Dtsch Zahnärztl Z 38 (Sonderheft) S 61-S 64 (1983) NAUJOKS R, HÜLLEBRAND G. Zahnärztl Mitt 75, 417-419 (1985) PATZ J, NAUJOKS R. Dtsch Zahnärztl Z 35, 259-264 (1980) PIEPER K. DAJ, Bonn 2001 RÖLLA G, ÖGAARD B, DE ALMEIDA CRUZ R. Int Dent J 41, 171-174 (1991) SCHIFFNER U, GÜLZOW HJ. Oralprophylaxe 15, 146-150 (1993) SOBECK U, FISCHER A, BIESALSKI HK. Br J Nutr 90, 69-74 (2003) STAEHLE HJ. Schweiz Monatsschr Zahnmed 114, 1236-1251 (2004) STUTZ E. Schweiz Monatsschr Zahnheilkd 54, 835-889 (1944) Verbraucheranalyse 1985, 2004 (bevölkerungsrepräsentativ) WIEDEMANN W. Zahnärztl Prax 37 (1986)