“Engage and Inspire the European Youth in the Space Exploration through a Scientific Contest” Coordination and Support Action FP7- 284442 Fortschritte in der Entwicklung einer berührungslosen Handhabungsmethode für mikrobiologische Proben im All Name des Projekts Odysseus Contest Fortschritte in der Entwicklung einer berührungslosen Handhabungsmethode für mikrobiologische Proben im All Wettbewerbskategorie: i. Sonnenssystem ii. Raumflugkörper, globale Kooperation x iii. Koevolution von Leben Name des Teams: Spacejump Namen der Teammitglieder: Simon Kopf, Sara Kopf Name des Betreuers: Bernd Rohwedder Zusammenfassung Wir entwickeln eine weltraumtaugliche Labortechnik zur berührungslosen Manipulation z.B. wasserhaltiger biologischer Proben. Dazu verwenden wir die in stark inhomogenen Magnetfeldern wirkenden diamagnetischen Kräfte. Unter Schwerelosigkeitsbedingungen müssen Gravitationskräfte nicht mehr kompensiert werden. Die zwei wichtigsten in Betracht kommenden Geometrien eines Magnetfeldes wurden in Abhängigkeit eines freien Parameters physikalisch charakterisiert. Zu diesem Zwecke wurden die Magnetfelder mit Hilfe einer Hall-Sonde ausgemessen. Ein einfaches mathematisches Modell mit wenigen Einstellparametern reproduziert unsere Messdaten sehr präzise und erlaubt uns den Feldverlauf und die daraus folgenden Kräfte theoretisch zu beschreiben. 2 Fortschritte in der Entwicklung einer berührungslosen Handhabungsmethode für mikrobiologische Proben im All Odysseus Contest Einführung - Beschreibung des Problems Einleitung Verschiedene Arbeitsgruppen beschäftigen sich mit miniaturisierten biologischen Labors, so genannten "Labs-on-a-chip", wodurch auf kontrollierte Weise Probenvolumina im Mikro- bis Picoliterbereich gehandhabt werden können [1]. Dies reduziert die Menge an notwendigem biologischen Material, erhöht allerdings auch wegen des ungünstigeren Oberflächen-RauminhaltVerhältnisses die Risiken der Kontamination und des experimentell problematischen Haftens an Behälterrändern. Der von uns zurzeit untersuchte Ansatz umgeht das Problem durch den völligen Verzicht auf materielle Wände. Stattdessen stellen wir mit Hilfe von Permanentmagneten „magnetisches Reagenzgläser“ her, in denen diamagnetische Stoffe berührungslos festgehalten werden können. Das Volumen solcher diamagnetischen Reagenzgläser ist auf der Erdoberfläche wegen des störenden Einflusses der Gravitation sehr begrenzt [2]. Unter Schwerelosigkeitsbedingungen dagegen könnten auch kleine Insekten mit einfachen Dauermagneten im Raum festgehalten werden. Hypothese - Anfängliche Ideen Diamagnetismus Diamagnetisch nennt man Stoffe, die bei Annäherung eines Magneten abstoßenden Kräften unterliegen. Mit Hilfe des Feldbegriffs lässt sich dies so interpretieren, dass Diamagneten dazu neigen, Magnetfelder aus ihrem Innern zu verdrängen, sodass sie hin zur kleinsten magnetischen Feldstärke gezogen werden. Dass dies im Alltag nicht beobachtet wird, liegt an den relativ schwachen Kräften. Jedoch ist der zugrunde liegende physikalische Mechanismus fundamental, d.h. alle Stoffe weisen diese Eigenschaft auf. Bei einigen Stoffklassen wird der Diamagnetismus durch andere, entgegengesetzt wirkende Effekte verdeckt, etwa beim im Alltag wohl bekannten (aber extrem seltenen) Phänomen des Ferromagnetismus, der die starke Magnetanziehungskraft auf Eisen, Kobalt und Nickel bewirkt. Tatsache ist, dass diamagnetische Materialeigenschaften mit modernen Permanentmagneten ziemlich leicht nachzuweisen sind [3]. Besonders gut gelingt das bei Wasser. Da Lebewesen meist einen hohen Wasseranteil besitzen, werden sie von Magneten abgestoßen. In einem berühmten Experiment wurde unter Verwendung eines starken Elektromagneten ein Frosch auf diese Weise zum schweben gebracht [4]. 3 Fortschritte in der Entwicklung einer berührungslosen Handhabungsmethode für mikrobiologische Proben im All Odysseus Contest Im Weltraumlabor braucht die Schwerkraft nicht auf diese Weise aufgehoben zu werden. Durch Einsatz von Permanentmagneten ist es dort ohne jeglichen Stromverbrauch möglich, Objekte mit „diamagnetischen Pinzetten“ festzuhalten. Projektmethodik Organisatorische Grundvoraussetzungen Die Realisierbarkeit eines solchen Projekts ist mit den in Schulen zur Verfügung stehenden Mitteln auf einfache technische Aufbauten und niedrige finanzielle Unterstützung verknüpft. Bei der mathematischen Auswertung speziell der Magnetfeldparameter waren wir auf das ergänzende Wissen unseres betreuenden Lehrers angewiesen. Zum Ausmessen der Magnetfelder steht uns eine Hall-Sonde des Fachbereichs Physik zur Verfügung. Das Gießen von Bismutscheiben erfolgte im Schülerlabor des Fachbereichs Chemie. Das Material dafür erhielten wir als Spende von der Firma Haines & Maassen GmbH. Die verschiedenen Magnete erwarben wir im Internet, sonstiges Bastelmaterial in verschiedenen Baumärkten. Zur Bearbeitung der Messdaten hat sich Excel als nützlich erwiesen. Erstrebenswert wäre der Zugang zu einem Programm zur Simulation von Magnetfeldern. Physikalische und technische Grundvoraussetzungen Magnetfeldminima existieren in der Natur immer dann, wenn unterschiedlich ausgerichtete Magnetfelder aufeinander treffen. Ohne Notwendigkeit eines Rückkopplungsmechanismus [5] ist es daher möglich, diamagnetische Stoffe stabil in einem Minimum einzufangen. Problematisch auf der Erde ist natürlich, dass der Einfluss der Gravitation in der Regel überwiegt. Im nächsten Kapitel wird beschrieben, wie man trotzdem einige Grundexperimente durchführen kann, die die prinzipielle Realisierbarkeit des für den Weltraum bestimmten Projekts untermauern und dabei quantitative Daten liefern. Zunächst haben wir überlegt, wie sich mit kommerziell erhältlichen Permanentmagneten auf möglichst einfache Weise ein Magnetfeldminimum konstruieren ließe. Wir beschränkten uns dabei auf zwei Magnettypen: zylindrische und konische. Zu entgegengesetzt gerichteten Paaren kombiniert, ergeben sie stark inhomogene Magnetfelder mit einem ausgeprägten Feldminimum in der geometrischen Mitte: ×2= 4 Fortschritte in der Entwicklung einer berührungslosen Handhabungsmethode für mikrobiologische Proben im All Odysseus Contest Projektplanung Bei einem Projekt, bei dem von Anfang an klar ist, dass die letzte Phase nur in der Schwerelosigkeit geprobt werden kann, liegt es auf der Hand, jeden Schritt gut abzusichern. Anfangs wollten wir uns vor allem vergewissern, ob die Größenordnung der wirkenden Kräfte für das erwünschte Ziel ausreichend ist. Wegen ihrer Stärke konzentrierten wir uns deshalb ausschließlich auf Neodym-Eisen-Bor-Magnete. Zunächst testeten wir die Wechselwirkung unserer Magnete mit Wasser. Daraufhin kamen unsere eigens gegossenen Bismutscheiben zum Einsatz. Da dieses Metall einen ausgeprägten Diamagnetismus aufweist, ist es für Kraftmessungen besonders geeignet. Unsere erste große Sorge war, ob der Magnetfeldgradient senkrecht zur Magnetachsenrichtung ausreichen würde, um eine Probe zwischen den Magneten festzuhalten. Zu diesem Zweck konzipierten und bauten wir ein Doppelpendelgerät. Erst danach war es sinnvoll, die quantitativen Details auszuarbeiten. Hierfür sollte die Magnetfeldstärke mit guter Auflösung zu erfassen sein. Im folgenden Kapitel wird unsere experimentelle Vorgehensweise genauer beschrieben. Durchführung der Forschung Torsionspendel sind gut dazu geeignet, schwache Kräfte festzustellen, die sonst durch die Schwerkraft überlagert werden würden. Daher entschieden wir uns für diese Experimentaltechnik, um die diamagnetische Wechselwirkung zunächst einmal zu sehen. Um die Gesamtmasse des Torsionspendels gering zu halten, bestand der Torsionsbalken aus einem dünnen Holzstab, an dessen Ende ein mit Wasser gefüllter Tablettenblister senkrecht hängend befestigt war. Als Gegengewicht fungierte ein entlang des Holzstabs bewegbares Stück Gummi. Für diesen qualitativen Versuch benutzten wir als Torsionsfaden Nähgarn. Zum Einsatz kam unser Zylindermagnet mit 15mm Länge und 15mm Durchmesser. Dieser Durchmesser entsprach dem des Blisters, woraus sich eine effiziente Kraftübertragung ergab. Der Abstoßungseffekt bei Annäherung des Magneten an den Blister war sofort erkennbar In einem zweiten Versuch ersetzten wir den Blister durch die gegossene Bismutscheibe von etwa 2mm Dicke. Der Abstoßungseffekt war in diesem Fall noch markanter. Anschließend kehrten wir die Sache um und hängten den Magneten an das eine Ende des Torsionspendels. (Als Gegengewicht diente in diesem Fall der zweite, identische Magnet.) Getreu dem Prinzip von Actio und Reactio entfernte sich der Magnet sowohl vom Wasser wie vom Bismut. Nun bauten wir eine solide Holzbox, in die die zwei Magnete mit zueinander ausgerichteten gleichen Polen zur Ausbildung einer diamagnetischen Falle 5 Fortschritte in der Entwicklung einer berührungslosen Handhabungsmethode für mikrobiologische Proben im All Odysseus Contest hineingezwängt wurden. Der Abstand zwischen den Magneten ist mit zwei unabhängig voneinander einstellbaren Flügelschrauben exakt justierbar (Bild unten links). Feldminim um Zwischen den Magnetpolen erkennt man, an einem Faden hängend, eine Bismutscheibe von 4mm Durchmesser und 1mm Dicke, unser Probekörper. Das Plättchen richtete sich senkrecht zur axialen Richtung des Magnetpaares aus. Unser Interesse galt aber diesmal der Magnetfeldrichtung quer dazu und der Frage, ob das Fallenpotential auch in dieser Richtung tief genug sein würde. Zu diesem Zweck musste man eine sehr kleine und kontrollierbare Kraft auf den Probekörper ausüben. Indem wir Magnetkasten und Probekörper an einer gemeinsamen Achse aufhängten (s. Bild oben rechts), konnten wir beobachten, wir durch allmähliche Auslenkung des ersteren die Bismutscheibe bis zu einem gewissen Winkel mitgezogen wurde, bis sie schlagartig das Fallenpotential verließ. Die Auslenkungskraft ist hier durch die Schwerkraftkomponente des Probekörpers senkrecht zur Fadenrichtung gegeben. In einem weiteren Schritt wurde die Versuchsvorrichtung so ergänzt, dass mithilfe einer Hallsonde das Magnetfeld in axialer und radialer Richtung vermessen werden konnte. Dazu musste die Sonde stabil gelagert werden und die Lage des Magnetfeldsensors mit einer Gewindestange in reproduzierbaren Millimeterschritten verändert werden können: Hallsonde mit Aufbau zur radialen Messung Hallsonde mit Aufbau zur axialen Messung 6 Fortschritte in der Entwicklung einer berührungslosen Handhabungsmethode für mikrobiologische Proben im All Odysseus Contest Datenauswertung Im Pendelexperiment wurde die Magnetfalle mit einer zahnraduntersetzten Seilwinde langsam aus der Senkrechten ausgelenkt. Der Auslenkungswinkel ergab sich aus Pendellänge und eingezogener Seillänge. Durch mehrfaches Wiederholen des Versuchs bis zum Herausfallen des Bismutplättchens aus dem Fallenpotential ergab sich stets ein Grenzwinkel von ca. 2°. Für die maximale Kraft T, mit der man am Probekörper ziehen kann ohne dass es die Falle verlässt, ergibt sich daraus (vgl. Abb. 1) mit T= G ∙ sin() und einer Plättchenmasse von m=0,3mg der Wert T ≈ 0,1 mN. T G=m∙g Mit diesem Wissen konnten wir die Größenordnungen dieses Projektes besser abschätzen. Abb.1 Geometrie der Auslenkung des Bismutplättchens mit Gewichtskraft G. In diesem Versuch kamen die Zylindermagneten zum Einsatz. Der Abstand zwischen den Magnetpolen betrug d=8,6mm. In Abb. 2 werden die verwendeten Größen graphisch dargestellt. Da der Aufbau zylindersymmetrisch ist, kann die zur z-Achse senkrecht stehende („radiale“) r-Richtung beliebig gewählt werden. z L d 0 r Die magnetische Feldstärke („Flussdichte“) in z-Richtung nennen wir entsprechend B z und die in radialer Richtung Br . Abb.2 Koordinatenachsen und Bennenung Für die Feldgeometrie zylindrischer Magnete fanden wir in der Literatur nur eine Formel, die entlang der z-Achse gültig ist. Wir mussten also den Feldverlauf experimentell bestimmen. Die Hallsonde unserer Schule verfügt über zwei Sensoren, mit denen man das Magnetfeld in zwei zueinander orthogonalen Richtungen messen kann. Der Gedanke, den gesamten Feldverlauf zu vermessen, wurde bald verworfen, 7 Fortschritte in der Entwicklung einer berührungslosen Handhabungsmethode für mikrobiologische Proben im All Odysseus Contest da der Aufwand für die geringen zusätzlichen Ergebnisse zu groß gewesen wäre. Stattdessen konzentrierten wir uns auf die beiden Hauptachsen. Wir vermaßen folglich Br (r ) und Bz (z) . Hierzu bauten wir eine Halterung, die aus einer Führungsschiene und einer Metallschraube bestand, mit der die Hallsonde kontrolliert und reproduzierbar verschoben werden konnte. Das Feld wurde für die Abstände d=8,6mm, d=7,6mm und d=6,6mm vermessen. Der typische Verlauf der radialen Feldkomponente ist in Abb.3a dargestellt. Nahe des Fallenmittelpunkts ist der Verlauf linear. Nach Überschreiten eines Maximums fällt das Feld monoton ab. Durch einen Vergleich mit zwei elektrischen Dipolen entlang einer gemeinsamen Linie erkannten wir, dass die Feldstärke mit der dritten Potenz des Abstandes r abnehmen sollte. Beide Eigenschaften werden durch das Modellpotential ar (1) f (r ) a 4 1 r c 3 erfasst, da dann einerseits f r ar für kleine und andererseits f r cr für große Entfernungen gilt. Selbst im ungünstigsten Fall (d=6,6mm, Abb. 3b) reproduziert f r die Messwerte recht gut. Abbildung 4 stellt die Abhängigkeit der für uns wichtigsten Kenngröße a von d dar. (a) (b) 400 400 300 300 200 200 100 100 0 -10 0 0 10 20 30 40 50 -10 0 -100 -100 -200 -200 10 20 30 40 50 Abb.3 (a) Radialer Feldverlauf [in mT] in Abhängigkeit von der Entfernung r [in mm] für d=6,6mm (rote Kurve) und d=8,6mm (blaue Kurve). (b) Gemessene Kurve (blau) und Modellkurve gemäß Gl.1 (rot) für d=6,6mm, gleiche Einheiten wie in (a). In (b) erkennt man auch andeutungsweise die Kurve (gelb) des verbesserten Modells von Gl.4. Wir vermaßen auch das Feld eines Paares identischer Konusmagnete. Das Ergebnis ist in Abb.5 dargestellt. Da die Falleigenschaften bei ihnen schlechter sind, verwenden wir sie nicht mehr. 8 Fortschritte in der Entwicklung einer berührungslosen Handhabungsmethode für mikrobiologische Proben im All Odysseus Contest 300 250 25 200 150 20 100 15 50 10 0 -10 0 10 20 30 40 50 -50 5 -100 0 6 6,5 7 7,5 8 8,5 -150 9 Abb.4 Zusammenhang zwischen gemessenem Feldgradient a [in T/m] (Quadrate) und Abstand d [in mm]. Abb.5 Radialer Feldverlauf im Vergleich: Konusmagnete (blau), Zylindermagnete (rot) für d=8,6mm. Achsen wie in Abb.3. Der theoretische Verlauf der axialen Feldkomponente ist in Abb.6 dargestellt. Zu seiner Berechnung verwenden wir die in axialer Richtung geltende Formel [6], Q Lx B z x 2 2 R L x 2 , 2 2 R x x (2) in der R der Radius, L die Länge des Zylindermagneten (hier: L=2R=15mm), Q=1,33T die Remanenz unseres Magneten gemäß Datenblatt [6] und x der Abstand zur Polfläche ist. 600 400 200 0 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 B(z) [mT] d=8,6mm B(z) [mT] d=,6mm B(z) [mT] d=6,6mm -200 -400 -600 Abb.6 Theoretischer Feldverlauf entlang der gemeinsamen Magnetachse zweier zylindrischer Magnete mit L=2R=15mm und Remanenz Q=1,33T. Die z-Achse ist in mm angegeben, die Magnetfeldachse in mT. Unsere Messdaten bestätigen den sehr linearen Verlauf der Feldstärke und qualitativ richtig die leicht zunehmende Steigung bei Verringerung von d. Absolut sind unsere gemessenen Steigungen um bis zu 15% geringer als vorhergesagt. Wir vermuten als Hauptursache eine leichte radiale Verschiebung des Sensors während der Datenaufnahme. 9 Fortschritte in der Entwicklung einer berührungslosen Handhabungsmethode für mikrobiologische Proben im All Odysseus Contest Erörterung der Ergebnisse Dem Diamagnetismus liegt ein auf molekularer Ebene wirkender Induktionsprozess zugrunde. Materie wird dadurch proportional zur Feldstärke B eines äußeren Magnetfeldes polarisiert. Ist das Feld im Raum gleichmäßig („homogen“), so wirkt auf ein Dipol (wie bei der Kompassnadel im Erdmagnetfeld) keine Kraft sondern nur ein Drehmoment. Damit eine Kraft wirkt, muss sich das Feld im Raum von Ort zu Ort ändern. Die Kraft ist dann proportional zur Ableitung B ' des Feldes. Es gilt die Formel [2] F z V Bz B' z (3) 0 entlang z (entsprechend entlang r), wobei 0 4 10 7 Vs/(Am) die magnetische Feldkonstante ist, V das Teilchenvolumen und die „diamagnetische Suszeptibilität“, welche die magnetische Polarisierbarkeit des betrachteten Stoffes angibt. Da für Permanentmagnete das maximale B beschränkt ist, lässt sich die Kraft nur vergrößern, indem man B ' erhöht. Unsere Messungen zeigen, dass entlang z die Rückstellkraft in sehr guter Näherung einem Hookeschen Gesetz gehorcht. Entlang r ist der lineare Bereich für die Rückstellkraft sogar größer als von uns vermutet, er erstreckt sich deutlich jenseits des Magnetrandes. Dies ist vorteilhaft, da die Anwesenheit der Magnete das potentielle Probenvolumen einschränkt. Um Gl.3 verwenden zu können, ist es vorteilhaft, auch in radialer Richtung das Feld formelmäßig in den Griff zu bekommen. Herr Rohwedder wies uns darauf hin, dass durch Einführung eines weiteren Terms im Nenner von Gl.1 auch die Lage des Maximums justiert werden kann: ar . (4) g (r ) a 4 2 1 br r c Durch dieses verbesserte Modell ergibt sich die in Abb.3b gelb dargestellte Kurve, die von den Messdaten kaum noch zu unterscheiden ist. (Für die anderen d-Werte ist die Übereinstimmung sogar noch besser.) 1 Hiermit ist es nun möglich, das Kraftgesetz auszurechnen. Mit Gl. 4 und dessen Ableitung, der Dichte von Bismut und dessen diamagnetische Suszeptibilität =-1,7∙ 10 4 ergibt sich für das anfängliche Bismutplättchen mit 0,0003 g Masse das in Abb. 7 gezeigte Kraftgesetz. Es untermauert nun auch theoretisch die im ersten Experiment festgestellte Grenzkraft von etwa 0,1 mN. 10 Fortschritte in der Entwicklung einer berührungslosen Handhabungsmethode für mikrobiologische Proben im All Odysseus Contest 0,1 0,05 0 -10 0 10 20 30 40 50 -0,05 -0,1 -0,15 Abb. 10 Radiales Kraftgesetz für eine Bismutprobe von 0,0003g Masse zwischen den Magnetpolen zweier Zylindermagneten im Abstand von d=8,6mm. Die Koordinatenachse ist in mm, die Kraftachse in mN angegeben. Schlussfolgerungen Wir haben eine Technik vorgeschlagen, mit der man unter Schwerelosigkeitsbedingungen diamagnetische Stoffe berührungslos und ohne Energieeinsatz mit Permanentmagneten festhalten kann. Da zu dieser Stoffklasse auch Wasser gehört, bieten sich biologische Anwendungen an. Neben Wasser sind auch andere bedeutende Lösungsmittel diamagnetisch, die Technik könnte also auch Anwendung in der Chemie finden. Dabei ersetzen immaterielle (magnetische) Wände das übliche Reagenzglas. Kleinere Mengen nicht diamagnetischer Stoffe können durch Bindung an ein diamagnetisches Trägermaterial ebenso festgehalten werden, etwa durch Adhäsion oder Einkapselung. Wir haben eine besonders einfache Magnetfeldkonfiguration vorgeschlagen und physikalisch charakterisiert. Da diamagnetische Kräfte direkt auf die molekularen Bausteine der Materie einwirken, ist ihr Betrag wie bei der Gravitation proportional zur Masse. So ist etwa die Schwingungsfrequenz des Substrats in einer diamagnetischen Falle unabhängig von seiner Masse. Die Bestimmung dieser Frequenzen ist unser nächstes Messziel, da sich hierdurch eine unabhängige Möglichkeit ergibt, die Falle zu charakterisieren. Im Umkehrschluss lassen sich bei bekannten Fallenparametern auf diese Weise diamagnetische Suszeptibilitäten messen. Wirbelstromdämpfungseffekte konnten wir bei Bismut leicht beobachten. Für astrobiologische Anwendungen wäre die Abhängigkeit der Schwingungsdämpfung vom Salzgehalt zu studieren. Wegen der einfachen Zugänglichkeit und Handhabung ist das Konzepts als Labormittel für biologische Versuchsreihen auf der ISS besonders gut geeignet. [7]. 11 Fortschritte in der Entwicklung einer berührungslosen Handhabungsmethode für mikrobiologische Proben im All Odysseus Contest Referenzen [1] R. Daw & J. Finkelstein, eds., Nature 442(7101), 367-418 (2006). [2] H. Chetouani et al., Proc. 11th Int. Conf. Miniaturized Systems for Chemistry and Life Sciences (TAS), vol. 1, 149-151, Paris, Oct. 7-11 (2007). [3] H.-J. Schlichting, Spektrum der Wissenschaft (10), 32-33 (2009). [4] M.V. Berry & A.K. Geim, Eur. J. Phys. 18, 307-313 (1997). [5] Physik Journal 9(1), 17 (2010). [6] http://www.magnet-shop.net/ [7] http://spaceflight.nasa.gov/station/crew/exp6/spacechronicles_videos.html 12 Fortschritte in der Entwicklung einer berührungslosen Handhabungsmethode für mikrobiologische Proben im All