Grundlagen zu Tierhaltung, -fütterung und

Werbung
DIE LANDWIRTSCHAFT
Landwirtschaftliche Tierhaltung
Grundlagen zu
Tierhaltung,
-fütterung und
-zucht
Die Landwirtschaft
Landwirtschaftliche Tierhaltung
Inhaltsübersicht des Gesamtwerkes
Die Landwirtschaft
Lehrbuch für Landwirtschaftsschulen
Pflanzliche Erzeugung
Bodenkundliche Grundlagen – Bodenschutz – Bodenbearbeitung – Agrarmeteorologie –
­Traktoren- und Transporttechnik – Grundlagen des Pflanzenbaus – Fruchtfolgegestaltung –
Pflanzenernährung und Düngung – Grundlagen des Pflanzenschutzes – Pflanzenzüchtung
und ­Saatgutwesen – Getreide- und Maisbau – Hackfruchtbau – Ölfruchtbau – Hülsenfruchtbau – ­Feldgemüsebau – Arznei- und Gewürzpflanzenbau – Feldfutterbau – Zwischenfruchtbau – D
­ auergrünland – Futterkonservierung – Nachwachsende Rohstoffe – Ökologischer
Landbau – Naturschutz und Landschaftspflege – Feldversuchswesen – Anhang
Landwirtschaftliche Tierhaltung
Bedeutung der Veredelungswirtschaft – Grundlagen der Tierzucht – Grundlagen der Fütterung und Futtermittel – Grundlagen des landwirtschaftlichen Bauens – Rinderzucht und
-vermarktung – Rinderhaltung und -fütterung – Schweinezucht und -vermarktung – Schweinehaltung und -fütterung – Weitere Nutztiere – Tiergesundheit und Tierschutz – Anhang
Wirtschaftslehre
Verwaltung und Verwaltungsrecht – Prozessrecht – Privatrecht – Sozialversicherung in der
Landwirtschaft – Landwirtschaftliche Steuerkunde – Volkswirtschaft – Agrargeschichte –
Agrarpolitik – Marktwirtschaft – Marketing für Land- und Forstwirtschaft – Buchführung –
­Arbeitslehre – Landwirtschaftliche Betriebslehre – Anhang
Berufsausbildung und Mitarbeiterführung
Ausbildungsvoraussetzungen prüfen – Planen und Vorbereiten der Ausbildung – Rechtliche
Bestimmungen zur Ausbildung – Einstellen von Auszubildenden, Praktikanten und Mitarbeitern – Durchführen der Ausbildung – Arbeitsplatz als Lernort – Interkulturelle Kompetenzen
fördern – Ausbildung erfolgreich abschließen – Mitarbeiterführung – Arbeitsrecht – Anhang
Waldwirtschaft
Der Betriebsteil Wald – Der forstliche Standort – Baumarten – Waldschutz – Wirtschaften im
Wald – Technik der Waldbewirtschaftung – Der forstliche Betriebsleiter – Anhang
Landwirtschaftliche
Tierhaltung
Bedeutung der Veredelungswirtschaft –
Grundlagen der Tierzucht –
Grundlagen der Fütterung und Futtermittel –
Grundlagen des landwirtschaftlichen Bauens –
Rinderzucht und -vermarktung –
Rinderhaltung und -fütterung –
Schweinezucht und -vermarktung –
Schweinehaltung und -fütterung –
Weitere Nutztiere – Tiergesundheit und Tierschutz
Die Verfasser kommen aus folgenden Institutionen:
Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten / AELF
in Bamberg / Fürstenfeldbruck / Schwandorf
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft / LfL
Freising-Weihenstephan /Achselschwang / Grub / Kitzingen / München / Starnberg
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten / StMELF München
Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher
Nutztiere / FBN Dummerstorf
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen / LK NRW Münster
Landwirtschaftliches Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft,
Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg / LAZBW Aulendorf
Tiergesundheitsdienst Bayern / TGD Grub
Dreizehnte, völlig neu bearbeitete Auflage
BLV Buchverlag GmbH & Co.KG
München
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte
bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Bildnachweis
ADR: 202, 3/u, 5/o; AEL 17/1991: 77, 78; agentur walter + Jilg, Thomas/Aulendorf: 297; agentur walter/kopp:
2, 20 – 23, 29, 36, 38 + 39, 41 + 42, 47, 49, 51, 53, 55 – 65, 114, 117, 145, 152, 158, 160, 162 – 163, 165, 169,
179 – 184, 187 + 188, 191 – 195, 197 + 198, 200, 204 + 205, 270 + 271, 279 – 282, 286 – 289, 292, 296, 298 – 308,
311 + 312, 317, 322, 338 – 340, 346 – 351, 354, 362 – 364, 366 – 369, 398 – 401, 410 + 411, 413, 420; ASR: 189; Bay StmELF: 115, 4/M; Bayer, Fa.: 424; Berchtold, Josef: 50, 2/u; Bes.stat. Bergheim: 7/M; Birkenmaier,
Dr.: 45; BLV-Archiv: 28, 129, 131 – 135, 201, 421 + 422, 429, 1/1; Boehringer, Fa.: 11/ur; Bollwahn, Dr.: 11/0l,
oM, or, Ml, MM, Mr, ul, 12/ol, or, Mlu; Brem, Dr.: 35; Burkkart, Dr. M.: 396; Carometec, Fa.: 320; Damme,
Dr. Klaus: 414; DHV: 190; Drews, A.: 423; Duräumat, Fa.: 389; Farnhammer, Daniela/BLV: 17 – 19, 54, 196,
199; Fiedler, Dr. A.: 428; Freiberger, Franz: 272, 275 + 276, 278, 284 + 285; Geipel, B.: 21; Geisel, Dr.: 397; Hammerl, G.: 228; Hoffmann, Dr.: 12/ur; Hollwich, Dr. W.: 9/ul, ur, 10/ol, or, Mlo, Mro, Mlu, Mru, ul, ur; Jais,
Dr. Christina/LfL ILT: 328, 334, 341, 361, 392; Karrer, Dr./Wisconsin: 274; Krahl, H.D.: 3 – 16, 24 – 27, 30 – 33,
37, 40, 43 + 44, 46, 48, 52, 113, 119 – 128, 153 – 157, 159, 166, 168, 171 – 176, 309 + 310, 313 – 316,
425 – 427; Matzke, Dr.: 12/Mru, ul; LfL ITZ Grub: 34, 161, 167, 178, 185, 318 + 319, 324, 332; Littmann/LfL ITZ
Grub: 321, 323; LKV Bayern: 143 + 144, 148 – 151, 164, 203, 365; Lehrstuhl für Landtechnik der TUM/FreisingWeihenstephan: 66 – 76, 79 – 112, 136 – 142, 206 – 227, 229 – 269, 273, 277, 283, 325 – 327, 329 – 331, 333,
335 – 337, 342 – 345, 355 – 360, 370 – 388, 390 + 391, 393, 402 – 409, 412, 415; Luntz, Bernhard: 147, 170, 177; Mendel, Dr. Ch.: 6/o, M, u; Niebler, Dr. Th.: 130; Niedermaier, Johann: 116; Niemeyer, Dr.: 12/Mro; Richter,
Dr.: 9/or, Ml, Mr; RUW: 186; Sambraus, Dr. H.H.: 4/o; Sauer, N.: 3/M; Schäffler, Martin/LfL ITE Grub:
352 + 353; Scholler, C.: 4/u; 5/M, u; Schrag, Dr.: 9/ol; Schulze, W.: 2/o, 3/o; Schuster, Dr. H.: 290 + 291,
293 – 295, 416 – 419; Steinacke, Friedrich/AELF AN: 394 + 395; Traxinger, R.: 2/M; Verband für Fleischrinderzucht und -haltung: 118; Wagner, K: 1, 12/Mlo; Wiedenmann, F.: 146; ZDS: 7/o, u, 8/o, M, u.
Die Aufnahmen der Farbtafeln sind mit der Nr. der Tafel/Platzierung des Fotos auf der betreffenden Tafel
angegeben.
BLV Buchverlag GmbH & Co. KG
80797 München
© BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München 2014
3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes
ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die
Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Umschlagfoto: Littmann
Lektorat: Dr. Wolfgert Alsing
Layout: Anton Walter, Gundelfingen
DTP: agentur walter, Gundelfingen
Herstellung: Hermann Maxant
eBook ISBN 978-3-8354-6168-0
www.facebook.com/blvVerlag
Vorwort zur 13. Auflage
Die vorliegende 13. Auflage des Lehr- und Fachbuchs »Landwirtschaftliche Tierhaltung« ist Teil
der Lehrbuchreihe »Die Landwirtschaft«. Schon
das neue Erscheinungsbild sowie der geänderte
Buchtitel deuten darauf hin, dass diese Auflage
eine Generalüberholung erfahren hat.
Neben dem Äußeren wurde auch der Inhalt komplett neu gestaltet und überarbeitet. Ak­tuelle Entwicklungen sowohl im biologischen als auch in
technischen Bereichen kamen neu hinzu, überholte und an Bedeutung weniger wichtige ­Inhalte
dagegen wurden gestrichen. Denn klares Struk­
turieren und Straffen der Inhalte waren das vorab
festgelegte Ziel der neu eingesetzten Schriftleitung.
Der Inhalt des Buches ist komplett neu gegliedert
und in zwei große Abschnitte aufgeteilt. Im ersten
allgemeinen Teil mit vier Kapiteln werden die
Grundlagen von Zucht, Fütterung und Haltung behandelt, der zweite spezielle Teil veranschaulicht
und vertieft mit sechs Kapiteln diese Grundlagen in
ihrer praktischen Umsetzung bei den verschiedenen Tierarten.
Dabei bilden jeweils Zucht und Vermarktung sowie Fütterung und Haltung der beiden Haupttierarten Rind und Schwein ein gemeinsames Kapitel.
Pferde, Schafe, Ziegen, Gehegewild, Geflügel,
­Fische und Bienen, die im klassischen landwirtschaftlichen Betrieb eine eher untergeordnete
Rolle spielen, dafür umso mehr in Spezialbetrieben, finden sich in einem eigenen Kapitel wieder.
Im Abschlusskapitel werden der gesamte Komplex
Tierkrankheiten mit den Schwerpunkten Rinderund Schweinekrankheiten sowie der Tierschutz
dargestellt. Die ökologische Tierhaltung wird nicht
mehr separat behandelt, sondern als eine mögliche
Alternative vieler verschiedener Produktionsformen in den jeweils einschlägigen Kapiteln mit berücksichtigt.
Während der Grundlagen-Teil vor allem Basiswissen umfasst und sich daher der Zuwachs an neuen
Erkenntnissen eher in Grenzen hält, werden im
speziellen Teil wichtige neue Forschungsergebnisse
ausführlich ergänzt. Beispielhaft seien hier aus dem
Bereich Zucht die Auswirkungen der genomischen
Selektion auf die praktische Tierzucht genannt, aus
dem Bereich Tierernährung das Einbeziehen von
Umweltaspekten in die Rationsgestaltung oder aus
dem Bereich Haltung und Technik der Einsatz
elektronischer Steuerungssysteme.
Um all die Aspekte der modernen landwirtschaft­
lichen Tierhaltung umfangreich und treffend darzustellen, war es unerlässlich, auf fundiertes Fachwissen ausgewiesener Spezialisten zurückzugreifen.
Ein auf das gesamte Bundesgebiet verteiltes Autorenteam konnte dies erfolgreich umsetzen. Alle
Mitarbeiter genießen in ihrem Spezialgebiet meist
auch internationale Anerkennung. Die Vielfalt der
Spezialgebiete führte allerdings im Laufe der bisherigen Neuauflagen zu einer immer größeren Zahl
an Autoren. Im vorliegenden Lehrbuch bringen
30 Experten ihr Fachwissen ein und bieten die Gewähr dafür, dass Qualität und Niveau der Inhalte
nicht nur die Anforderungen einer Fachschule erfüllen, sondern darüber hinaus auch als Nach­
schlagewerk für Studenten, Landwirte und Berater
dienen können.
Allen, die sich an dieser Bearbeitung des Lehrbuches beteiligt haben, gebührt der uneingeschränkte
Dank der Schriftleitung und des Verlages. Besondere Anerkennung verdient die Tatsache, dass fast
alle Autoren ihre Beiträge entweder neben ihrem
beruflichen Alltag oder gar in ihrer Freizeit erledigen mussten, da fast alle noch im aktiven Berufsleben stehen. Das wiederum garantiert, dass Aktualität und Qualität des hier dokumentierten Wissens
besonders vom Erfahrungsschatz der Autoren profitieren, den sie sich in ihrer täglichen Arbeit erwerben konnten und der deshalb dem Praktiker von
besonderem Nutzen sein wird.
Nun hoffen und wünschen sich Schriftleitung und
Verlage, dass das vorliegende Buch möglichst viele
Leser ansprechen und somit viele wertvolle Hinweise zu den Fragen der landwirtschaftlichen Tierhaltung geben wird.
Die Schriftleitung
Edgar Littmann
Georg Hammerl
Dr. Friedhelm Adam
5
Verfasser der Kapitel bzw. Abschnitte
  1 Bedeutung der Veredelungswirtschaft
Georg Hammerl / LfL
  2 Grundlagen der Tierzucht
Bau und Funktion des Tierkörpers
Dr. Gerhard Wittkowski / TGD
Vererbungslehre
Dr. Kay-Uwe Götz / LfL
Bio- und Gentechnik
Dr. Georg Beck / StMELF
  3 Grundlagen der Fütterung und Futtermittel
Verdauung, Absorption, Stoffwechsel
Dr. Hubert Spiekers / LfL
Futtermittel, Bestandteile, Bewertung, Rechtliches
Dr. Bernd Losand / FBN Dummerstorf
  4 Grundlagen des landwirtschaftlichen Bauens
Planung, Baustoffe, Bauweisen
Jochen Simon / LfL
Stallklima, Fest-/Flüssigmist, Immissionsschutz
Dr. Stefan Neser / LfL
  5 Rinderzucht und -vermarktung
Zuchtbetrieb, Herdenführung, Zuchtwertschätzung
Dr. Thomas Nibler /AELF SAD
Leistungsprüfung, Tierbeurteilung, Tierzuchtrecht
Bernd Luntz / LfL
Milchmarkt
Ludwig Huber / LfL
Rindfleischmarkt
Ralf Bundschuh,
Ulrich Geuder / LfL
  6 Rinderhaltung und -fütterung
Milchviehhaltung
Dr. Bernhard Haidn,
Dr. Jan Harms / LfL
Milchviehfütterung, Fütterung der Kälber und Jungrinder
Dr. Martin Pries / LK NRW,
Dr. Thomas Jilg / LAZBW Aulendorf
Kälber und Jungrinderhaltung
Prof. Dr. Klaus Reiter / LfL
Rindermast
Dr. Hubert Schuster / LfL
Mutterkuhhaltung
Siegfried Steinberger / LfL
Ökologische Rinderhaltung und -fütterung
Werner Wolfrum /AELF BA
6   7 Schweinezucht und -vermarktung
Schweinezucht, Organisationen, Leistungsprüfung, Zuchtwertschätzung,
Zuchtprogramme
Günther Dahinten / LfL
Schweinefleischmarkt, Qualitätskriterien
Edgar Littmann / LfL
  8 Schweinehaltung und -fütterung
Haltungsverfahren für Zuchtsauen, Dr. Christina Jais / LfL
Ferkel, Jungsauen, Eber, Mastschweine,
Verfahrenstechnik der Futteraufbereitung
und Fütterung
Fütterung der Zuchtsauen, Ferkel, Jungsauen, Mastschweine
Dr. Gerhard Stalljohann / LK NRW
Management in der Ferkelerzeugung und -mast
Martin Schäffler / LfL
Ökologische Schweinehaltung und -fütterung
Werner Wolfrum /AELF BA
  9 Weitere Nutztiere
Pferde
Gerda Rosenberger /AELF FFB
Schafe, Ziegen, landwirtschaftliche Wildhaltung, ökologische Schafhaltung
Dr. Christian Mendel / LfL
Legehennen und Mastgeflügel
Dr. Klaus Damme / LfL
Fischerzeugung in Aquakultur
Dr. Helmut Wedekind / LfL
Bienen
Dr. Hubert Schuster / LfL
10 Tiergesundheit und Tierschutz
Rinderkrankheiten, Schweinekrankheiten, Tierschutz, gesetzliche Auflagen,
Organisationen
Dr. Gerhard Wittkowski / TGD
11Anhang
Georg Hammerl,
Edgar Littmann / LfL
 
7
Internationale Basiseinheiten
Größe
Formelzeichen
Einheit
Zeichen
Länge
lMeter
Maße
mKilogramm
Zeit
t
Sekunde, Minute, Stunde, Tag, Jahr
elektrische Stromstärke
Ampere
Temperatur
T, ϑ
Kelvin, Grad Celsius
Lichtstärke
I vCandela
m
kg
s, min, h, d, a
A
K, °C
cd
Wichtige Größen und deren Einheiten
mechanische und
wärmetechnische
Größen
inter-
nationale
SI-Einheit
Kraft F
N (Newton)
Umrechnung
1 N = 1 kg m/s2
1 kp = 9,81 N
Druck p
Pa (Pascal)
1 Pa = 1 N/m2 = 10 –5 bar
mechanische Spannung
(bar)
1 bar = 10 N/cm2
1 at (technische Atmosphäre) = 9,81 × 10 4 Pa
1 atm (physikalische Atmosphäre) = 760 Torr =
1,013 bar = 1,013 × 10 5 Pa
10 m WS = 736 mm HG = 736 Torr = 0,981 bar =
9,81 × 10 4 Pa
Arbeit W
J (Joule)
Energie E
Wärmemenge Q
1 J = 1 Nm = 1 WS
1 kWh = 3,6 MWs = 3,6 MJ
1 PSh = 0,736 kWh = 2,648 MJ
1 kcal = 4,19 kJ = 1,16 × 10 –3 kW
Leistung P
W (Watt)
·
Wärmestrom ϕ, Q
1 W = 1 J/s = 1 Nm/s ≈ 0,1 kpm/s
1 PS = 0,736 kW
1 kcal/s = 4,19 kW
1 kcal/h = 1,16 J/s = 1,16 × 10 –3 kW
spezifische Engerie u
J/kg
spezifische Enthalpie h
1 J/kg = 1 Nm/kg
1 kcal/kg = 4,19 kJ/kg
spezifische Wärmekapazität c
1 J/kg K = 0,239 cal/kg grd
J/(kg K)
Wärmeleitfähigkeit λ
W/(m K)
1 W/m K = 0,86 kcal/m h grd
1 cal/cm s grd = 4,19 W/cm K
Wärmeübergangskoeffizient α
W/(m2 K)
Wärmedurchgangskoeffizient k
1 W/m2 K = 0,86 kcal/m2 h grd
1 cal/cm2 s grd = 4,19 W/cm2 K
Lichtstrom ϕv
Lichtmenge Q v
Beleuchtungsstärke Ev
1 lx = 1 lm/m2
lm (Lumen)
lm × s
lx (Lux)
Vorsatzzeichen
Vielfaches
Bruchteile
Zehnerpotenz VorsatzZeichen Zehnerpotenz VorsatzZeichen
10 12
10 9
10 6
10 3
10 2
10 1
Tera-T
Giga-G
Mega-M
Kilo-k
Hekto-h
Deka-da
8 Größen und Einheiten
10 –1 Dezi-d
10 –2
Zenti-c
10 –3
Milli-m
10 –6Mikro-
μ
10 –9
Nano-n
10 –12 Piko-p
Inhaltsverzeichnis
1
Bedeutung der
­Veredelungswirtschaft
2
Grundlagen der Tierzucht
1.1Geschichtlicher
Rückblick 25
2. 1
Bau und Funktion des
­Tierkörpers 31
1.2
2.1.1
Knochen und Skelett 31
2.1.2
Muskeln und Sehnen 33
2.1.3
Haut 33
2.1.4
Blutgefäßsystem 34
2.1.4.1
Blut 34
Verbrauch an Nahrungsmitteln
tierischer Herkunft 26
1.3Verkaufserlöse
und Einkommen 27
1.4
Landschaftspflege und
­ländlicher Raum 29
2.1.4.2
Herz und Kreislauf-System 34
1.5Tierschutz,
Umweltschutz und
­Immissionsschutz 29
2.1.4.3
Milz 36
2.1.5
Atmungssystem 36
2.1.6
Verdauungssystem 37
1.6
2.1.7
Harn- und Geschlechtsorgane 40
2.1.8.
Milchdrüse 42
2.1.8.1
Aufbau, Entwicklung und ­Funktion
der Milchdrüse 42
2.1.8.2
Aufbau, Entwicklung und ­Funktion
des Rindereuters 45
2.1.9
Nervensystem 49
2.1.10
Drüsen und Sekretion 51
2.2
Grundlagen der
­Vererbung 51
2.2.1
Bestandteile der Zelle 51
2.2.2
Normale Zellteilung 52
2.2.3
Reife- oder Reduktionsteilung 54
2.2.4
Chromosomen und Gene 55
Genetische Vielfalt 30
2.3
Vererbungsgesetze 57
2.3.1
Allgemeines 57
2.3.2Uniformitätsgesetz
(1. Mendelsches Gesetz) 57
3
Grundlagen der Fütterung
und Futtermittel
3.1 Ernährungsphysiologie:
Verdauung, Absorption,
­Stoffwechsel 85
3.1.1 Allgemeines 85
3.1.2 Verdauung 86
3.1.2.1
Der Begriff »Verdaulichkeit« 88
3.1.2.2
Ermitteln der Verdaulichkeit 90
3.1.3
Bedeutung der
Energieversorgung 91
3.1.4
Verbleib der
Nahrungs­energie 92
3.1.5
Steuerung der
Futteraufnahme 94
3.2
Bestandteile des Futters 97
3.2.1
Übersicht über gängige
­Futtermittel 97
3.2.2
2.4.3Bestimmungsfaktoren
des Zuchterfolgs 64
Weender Rohnährstoffe,
Kohlenhydrate und
Detergenzienfasern 98
3.2.3
Mineralstoffe 101
2.4.4
Leistungsprüfungen 66
3.2.4
Vitamine 103
2.5
Bio- und Gentechnik
in der Tierzucht 68
3.2.5 Futter-Zusatzstoffe 106
2.3.3Spaltungsgesetz
(2. Mendelsches Gesetz) 58
2.3.4Unabhängigkeitsgesetz
(3. Mendelsches Gesetz):
Die Neukombination
der Erbfaktoren 59
2.3.5Geschlechtsvererbung
und geschlechtsgebundene
­Vererbung 60
2.3.6
2.4
Erbfehler, Letalfaktoren,
­Mutationen 61
Vererbung tierischer
­Leistungen 62
2.4.1Bestimmungsfaktoren
für die Streuung tierischer
­Leistungen 62
2.4.2Erblichkeitsanteil
(Erbgut und Umwelt) 63
2.5.1
Künstliche Besamung (KB) 68
2.5.2
Embryotransfer (ET) 70
2.5.3Spermientrennung
(Sperma-Sexing) 75
2.5.4
Klonen 76
2.5.5
Gentechnik 77
2.5.6
Umsetzung biotechnischer Verfahren
in der Tierzucht 82
2.5.7
Biopatente 83
3.3Futterbewertung
und Empfehlungen zur
­Versorgung 107
3.3.1
Energiebewertungs-Systeme 108
3.3.1.1 Wiederkäuer 109
3.3.1.2 Schweine 111
3.3.1.3 Geflügel 111
3.3.2 Andere europäische Energie­
bewertungs-Systeme 111
3.3.3 Schätzen des Energiegehaltes 113
3.3.3.1 Wiederkäuer 113
3.3.3.2 Schweine 114
3.3.4 Proteinversorgung 115
3.3.4.1
Wiederkäuer 115
3.3.4.2 Monogastriden 120
3.3.5 Mineralstoffbewertung 122
3.3.6 Ermitteln der Preiswürdigkeit 124
3.4
Futtermittel 125
3.4.1 Wasserversorgung 125
3.4.2 Grobfuttermittel 127
3.4.2.1
Grasernteprodukte 128
3.4.2.2
3.4.2.3 4
Grundlagen des landwirtschaftlichen Bauens
4.1
Anforderungen an
­Betriebsgebäude 179
4.2
Baustoffe, Bauteile und
­Bauweisen 179
Maisernteprodukte 134
4.2.1
Eigenschaften der Baustoffe 179
Grüngetreide und Getreide­
ganzpflanzensilage (GPS) 135
4.2.1.1
Wärmeschutz 180
4.2.1.2
Speichervermögen 181
3.4.2.4 Luzerne, Klee, Klee- und
Luzernegras, Gemenge 136
3.4.2.5 Futter-Stroh 138
4.2.1.4
Längenänderung 183
3.4.3 Saftfuttermittel 139
4.2.1.5
Brandschutz 184
3.4.3.1 Maiskolbenprodukte 139
4.2.1.6
Statische Eigenschaften 184
3.4.3.2
Rüben- und Rübenprodukte 140
3.4.3.3 Kartoffeln und Kartoffel­
produkte 143
4.2.2
Baustoffe 185
4.2.2.1
Beton und Stahlbeton 185
3.4.3.4 Brauerei- und Brennerei­
produkte 144
4.2.2.2
Ziegel 186
4.2.2.3
Holz 186
Nebenprodukte aus der
Stärkegewinnung, der Obstund Möhrenverarbeitung 146
4.2.2.4
Dämmstoffe 187
4.2.3
Bauteile 188
4.2.3.1
Fundamente 188
3.4.4 Kraftfuttermittel 147
4.2.3.2
Bodenplatten und Bodenbeläge 188
3.4.4.1 Einzelfuttermittel 147
4.2.3.3
Wände 189
3.4.4.2
Mischfuttermittel 161
4.2.3.4
Decken 190
3.4.5 Futterlogistik 168
4.2.3.5
Dächer 190
3.4.6
Futtermengenplanung 169
4.2.4
Bauweisen 191
3.4.7 Futtermitteluntersuchung 170
3.4.8 Futtermittelrechtliche
Vorschriften 173
4.3
Stallklima und S
­ talllüftung 192
4.3.1
Grundlagen zum Stallklima 192
4.3.1.1
Stalltemperatur und relative
­Luftfeuchte 192
4.3.1.2
Stalllüftung 193
4.3.1.3
Wärmebilanz 196
4.3.1.4
Schutz der Bauteile gegen
­Oberflächenkondensat 199
4.3.2
Lüftungssysteme 199
4.3.2.1
Freie Lüftung 200
4.3.2.2
Zwangslüftung 201
3.4.3.5
4.2.1.3Klimabedingter
­Feuchtigkeitsschutz 182
4.3.3Stallheizung
(Wärmerückgewinnung) 205
4.3.4
Belichtung und Beleuchtung 206
4.4
Emissionen und
Immissionsschutz 208
4.4.1
Entstehen von Emissionen 208
4.4.2
Immissionsschutzfachliche Aspekte
im Genehmigungsverfahren 209
4.4.3
4.4.3.1
4.4.3.2
10
Tiergesundheit und
Tierschutz
10.1
Grundlagen der
Tierheilkunde 817
Ableitung von Schutzabständen 210
10.1.1
Entstehung von Krankheiten 819
Geruchsbedingte Abstände zur
Wohnbebauung im ­baurechtlichen
Verfahren 210
10.1.2
Infektionskrankheiten 819
10.1.3
Parasitenbefall 820
10.1.4 Fütterungsbedingte
Krankheiten 821
10.1.5
Haltungs- und management­bedingte Krankheiten 821
10.1.6
Genetisch bedingte
Krankheiten 821
10.2
Abwehreinrichtungen des
­Tierkörpers 822
10.2.1
Resistenz 822
10.2.2
Immunität, aktive und passive
­Schutzimpfung, ­Inkubationszeit 822
10.3
Rinderkrankheiten 823
10.3.1
Kälberkrankheiten 823
10.3.1.1
Kälberdurchfall in den ersten
­Lebenswochen 824
10.3.1.2
Nabelentzündungen und
-abszesse 825
10.3.1.3
Lungenentzündung bei
­Saugkälbern 825
10.3.2
Erkrankungen in der ­Aufzucht
und in der Mast 825
10.3.2.1
Rindergrippe (Enzootische
­Bronchopneumonie) 825
Geruchsbedingte Abstände zur
Wohnbebauung im Verfahren
nach Bundes-Immissionsschutz-­
Gesetz 212
4.4.3.3
Ammoniakbedingte Abstände
zu empfindlichen Pflanzen und
­Ökosystemen 213
4.4.4
Emissionsminderung 214
4.5
Planung 214
4.5.1
Planungsphasen 216
4.5.1.1
Betriebswirtschaftliche Planung 216
4.5.1.2
Produktionstechnische Planung 216
4.5.1.3
Bauplanung und
Genehmigungsverfahren 218
4.5.2
Planungsgrundsätze 219
4.5.2.1
Zuordnung der Gebäude 220
4.5.2.2
Standortwahl 220
4.5.3
Baurecht 222
4.5.4
Kapitalbedarf 223
4.6
Fest- und Flüssig­
mistlagerung 225
4.6.1
Festmistlagerung 225
4.6.2
Flüssigentmistung 225
10.3.2.2 Schwanzspitzenentzündung 826
4.6.2.1
Staumistverfahren 225
4.6.2.2
Fließmistverfahren 226
10.3.3
Deckinfektionen 827
4.6.2.3
Speicherverfahren 228
10.3.4
Infektionskrankheiten 827
4.6.3
Flüssigmistlagerung 228
10.3.4.1Bovine-HerpesvirusTyp-1-Infektion (IBR/IPV) 827
4.6.3.1
Anforderungen 228
10.3.4.2 Blauzungenkrankheit 827
4.6.3.2
Lagerbehälter 229
10.3.4.3
4.6.3.3
Umweltschutz 231
Bovine Virus-Diarrhoe/
Mucosal-Disease (BVD/MD) 827
10.3.4.4 Brucellose 828
10.3.4.5 Enzootische Leukose 829
10.3.4.6
Maul- und Klauenseuche (MKS) 829
10.3.4.7 Paratuberkulose 829
10.3.4.8 Milzbrand 830
10.3.4.9 Rauschbrand 830
10.3.4.10Salmonellose 830
10.3.4.11Spongiforme Rinder Enzephalopathie (Bovine Spongiforme
Enzephalo­pathie, BSE,
»Rinderwahnsinn«) 831
10.3.4.12Bläschenartige MaulschleimhautEntzündung
(Stomatitis vesicularis) 831
10.4
Schweinekrankheiten 843
10.4.1
Erkrankungen der Ferkel 843
10.4.1.1 Missbildungen 843
10.4.1.2 Zitterkrankheit 843
10.4.1.3 Grätschen 843
10.4.1.4 Durchfall 843
10.4.1.5 Blutarmut 844
10.4.1.6 Nässendes Ekzem 844
10.4.1.7Ferkelgrippe
(Enzootische Pneumonie) 844
10.3.4.13Tollwut 831
10.4.1.8Schnüffelkrankheit
(Rhinitis atrophicans) 845
10.3.4.14Trichomonadenseuche 832
10.4.1.9 Gelenksentzündungen 845
10.3.4.15Tuberkulose (Tbc) 832
10.4.1.10Ödemkrankheit
(Coli-Enterotoxämie) 846
10.3.4.16Vibrionenseuche 832
10.3.5
Parasitäre Erkrankungen 832
10.3.5.1 Leberegelbefall 832
10.3.5.2 Lungenwurmbefall 833
10.3.5.3 Magen-Darm-Wurmbefall 834
10.3.5.4 Dassellarvenbefall 834
10.3.5.5 Räude 835
10.3.6
Stoffwechselstörungen und
­Mangel-Krankheiten 835
10.4.1.11 PMWS-Syndrom 846
10.4.1.12Gehirnhaut-Entzündung
der Ferkel 846
10.4.2
Erkrankungen der
Mastschweine 847
10.4.2.1 Dysenterie 847
10.4.2.2 Ileitis, PPE 847
10.4.2.3
10.3.6.1 Rachitis 835
Brustfell- und Lungen­entzündung
(Actinobacillus Pleuropneumonie,
APP) 847
10.3.6.2 Hirnrinden-Nekrose 836
10.4.2.4 Brüllhusten 848
10.3.6.3 Weißmuskelkrankheit 836
10.4.2.5BelastungsmyopathieSyndrom (BMS) 848
10.3.6.4 Vitamin-A-Mangel 836
10.3.7
Fruchtbarkeitsstörungen 837
10.3.8
Euterkrankheiten 837
10.3.9
Klauenkrankheiten 839
10.3.9.1 Ballenfäule 839
10.3.9.2 Klauenrehe 840
10.4.2.6 Kannibalismus 848
10.4.3
Erkrankungen der Sauen 849
10.4.3.1
Milchfieber (MMA – MastitisMetritis-Agalaktie-Komplex) 849
10.4.3.2 SMEDI (Parvovirose) 849
10.3.9.3 Klauensohlengeschwür 840
10.4.3.3Strahlenpilzerkrankung
des Gesäuges 850
10.3.9.4 Steingalle 841
10.4.4
10.3.9.5Zehenhaut-Entzündung ­
(Dermatitis digitalis,
Mortellaro) 841
10.3.9.6 Zwischenklauen-Phlegmone 841
10.3.9.7 Zwischenklauenwulst, Limax 842
10.3.9.8
Vorbeugung von Klauen­
erkrankungen 842
Infektiöse ­Schweine­krankheiten 850
10.4.4.1 Europäische Schweinepest 850
10.4.4.2 Afrikanische Schweinepest 851
10.4.4.3
Aujeszkysche Krankheit
(AK) 851
10.4.4.4
Maul- und Klauenseuche
(MKS) 851
10.4.4.5
Vesikuläre Schweinekrankheit
(SVD, Bläschenkrankheit) 852
10.4.4.6 Brucellose 852
10.4.4.7 Chlamydien-Infektion 852
10.7Gesetzliche
Bestimmungen 865
10.7.1
10.4.4.8 Leptospirose 852
10.4.4.9
Porcines Respiratorisches
und Reproduktions-Syndrom
(PRRS) 853
10.4.4.10 Rotlauf 853
10.4.4.11 Salmonellose 854
10.4.4.12 Übertragbare Magenund Darmentzündung
(TGE, ­Transmissible
Gastro-Enteritis) 854
10.4.4.13 Schweine-Influenza 854
10.4.5
Parasitäre Erkrankungen 855
10.4.5.1 Endoparasiten 855
10.4.5.2
Bekämpfung von ­Endoparasiten 855
10.4.5.3 Ektoparasiten 856
10.4.5.4 Blutparasiten 857
10.4.6
Erkrankungen der ­Gliedmaßen 857
10.4.7
Vergiftungen 857
10.5
Tierschutz 858
10.5.1
Tierschutz-Gesetz 858
Tierseuchen-Gesetz mit
­Verordnungen (VO) über
­anzeigepflichtige und
meldepflichtige Tierseuchen 865
10.7.1.1 Anzeigepflichtige Tierseuchen 866
10.7.1.2
Schutzmaßnahmen gegen
­Seuchengefahr 866
10.7.1.3
Entschädigung nach dem
­Tierseuchengesetz 866
10.7.1.4 Meldepflichtige Tierseuchen 867
10.7.1.5Schweinehaltungs-HygieneVerordnung (SchHaltHygV) 867
10.7.2
Entsorgung tierischer
­Nebenprodukte 868
10.7.3
Fleischhygiene-Recht 868
10.7.3.1 Schlachttier-Untersuchung 869
10.7.3.2
Fleischuntersuchung und
­-beurteilung 869
10.7.3.3 Zusätzliche Untersuchungen 870
10.7.3.4
Direktvermarktung von Milch
und Fleisch 870
10.7.4
Tierarzneimittel und
­Tierimpfstoffe 870
10.7.4.1
Umgang mit Tierarzneimitteln 870
10.7.4.2
Bezug und Anwendung 870
10.5.3Tierschutz-TransportVerordnung (TierSchTrV) 860
10.7.4.3
Anwendung über Futter oder
­Tränkwasser 871
10.6
10.7.4.5
10.5.2Tierschutz-NutztierhaltungsVerordnung (TierschNutztV) 859
Krankheitsvermeidung und
Bio-Sicherheit 861
10.7.4.4 Wartezeiten 871
Nachweise und Dokumentation 872
10.7.5Viehverkehrs-Verordnung
(VVVO) 872
10.6.1
Nager- und Schädlings­
bekämpfung 861
10.6.2
Reinigung und
Desinfektion 861
10.6.3
Quarantänestall / Isolierstall 862
10.6.4
Schutzimpfungen 862
10.6.5
Erreger freie Nachzucht 862
10.6.6
Weidehygiene 863
10.8.2Staatliche
Veterinärverwaltung 873
10.6.7
Klauenpflege 863
10.8.3
10.7.6
Lebensmittelsicherheit und
­Verbraucherschutz 872
10.8Organisation
der Tierärzte 873
10.8.1
Praktische Tierärzte 873
Tiergesundheitsdienste 873
11
Anhang
11.1
Verwendete und weiter­
führende Literatur 875
11.2
Gesetze –
Verordnungen –
Normen 877
11.3
Fachzeitschriften 877
11.4Internet-Adressen
(Auswahl) 878
11.5
Stichwortverzeichnis 881
1
Bedeutung der
Veredelungswirtschaft
Die landwirtschaftliche Nutztierhaltung hat in
der Landwirtschaft und in der Gesamtwirtschaft
eine große Bedeutung.
Sie erfüllt folgende Aufgaben:
Sie liefert gesunde und qualitativ hoch▶
wertige Nahrungsmittel tierischen Ursprungs,
sie ermöglicht durch die Rinder- und
▶
Schafhaltung eine Nutzung von Grünland,
durch Nutztierhaltung insgesamt die Nutzung von Nebenprodukten aus der Lebensmittelverarbeitung,
▶sie schafft und erhält durch die Nutzung
spezielle Lebensräume und Kulturlandschaften,
▶sie sichert auf ertragsarmen und benachteiligten Standorten die Funktionsfähigkeit
des ländlichen Raums,
in manchen Teilen der Erde ist sie die
▶
­wichtigste Grundlage menschlicher Existenz und Kultur,
sie ist die wichtigste Einkommensquelle
▶
der Landwirtschaft in Deutschland
Die Nutztierhaltung ist eine Veredlungswirtschaft.
Unter Einsatz von Arbeit und Kapital werden für
die menschliche Ernährung nicht verwertbare
pflanzliche Produkte, wie z. B. Gras, Ackerfutter,
Abb. 1 Weidehaltung von Rindern ist wichtig, um die
Kulturlandschaft zu erhalten und zu pflegen.
Futtergetreide, und Nebenprodukte aus der
­Lebensmittelverarbeitung, wie z. B. Extraktionsschote, Kleien und Trester, in wertvolle Nahrungsmittel veredelt.
Man spricht von Veredlung, da diese Lebensmittel in besonderem Maße den Bedarf an hoch­
wertigem Eiweiß und den meisten Vitaminen abdecken. Sie sind gut verdaulich und haben einen
hohen Energiegehalt.
Die Veredlungswirtschaft ist die Einkommensgrundlage für die meisten Landwirte. In über
70 % aller landwirtschaftlichen Betriebe wird
Tierhaltung betrieben. Etwa 50 % des Produk­
tionswerts der deutschen Landwirtschaft in
Deutschland stammen aus der Tierproduktion.
1.1Geschichtlicher
Rückblick
Alle Nutztiere stammen von wilden Tierarten ab.
Der Beginn der Haustierwerdung (Domestikation) war bei den einzelnen Tierarten unterschiedlich. Er dürfte ca. 8000 – 3000 Jahre v. Chr. anzusetzen sein.
Jahrtausende hindurch wurde die Nutztierhaltung vorwiegend zur Eigenversorgung betrieben.
Die Tiere sicherten im kalten Winter die Versorgung mit hochwertiger Nahrung und deckten den
Zugkraftbedarf der Menschen.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts trat eine starke
Intensivierung der Tierhaltung ein. Rinder und
Pferde wurden als Zugtiere von motorbetriebenen Fahrzeugen abgelöst. Die Versorgung der
Städte mit ihrer Industrie und damit eine möglichst effiziente Fleischproduktion standen zunächst im Vordergrund.
Beim Rind wurden alte Landschläge, jahrhun­
dertelang auf Zugleistung selektiert, durch Rassen abgelöst, die mehr Fleisch und Fett lieferten.
In dieser Zeit begann die systematische Zuchtarbeit durch Leistungsprüfung und das Herdbuchwesen.
Kapitel 1 – Bedeutung der Veredelungswirtschaft 25
Technische Neuerungen – Mit den Kühlmöglichkeiten in der Nachkriegszeit eroberten neue Produkte den Markt. Milch und Milchfrischprodukte
konnten haltbar gemacht und über weite Strecken
ohne Qualitätsverlust transportiert werden. Milch
wurde zum Hauptprodukt der Rinderhaltung und
zum wichtigsten tierischen Lebensmittel.
Technische Neuerungen wie Melkmaschinen,
Traktoren und Laufställe ermöglichten einen
enormen Anstieg der Produktivität in Futterbau
und Tierhaltung. In Deutschland kamen in den
30er-Jahren die ersten Melkmaschinen als Standeimeranlagen auf den Markt. Nicht einmal 60 Jahre
später wurden die ersten automatischen Melk­
systeme entwickelt und verkauft.
Bestandsgrößen – Die Bestandsgrößen wuchsen
im Zuge dieser Entwicklungen enorm an. Im
Jahr 1950 hielt z. B. ein durchschnittlicher Betrieb
4 – 5 Milchkühe, 2010 waren es 46.
Noch stärker ist die Entwicklung in der Schweinehaltung verlaufen. 1950 wurden 4,5 Mastschweine/
Betrieb gehalten. 2010 lag der durchschnittliche
Mastschweinebestand bei 545 Schweinen (Zahlen
jeweils Gesamt-Deutschland).
Leistungssteigerung – Die Fortschritte in Zucht,
Haltung und Fütterung führten auch zu einem
enormen Anstieg der Leistungen (Milch, Fleisch,
Eier) der Tiere. Die Milchleistung hat sich seit
1950 mehr als verdoppelt, in MLP-Betrieben von
2498 kg Milch auf 7200 kg Milch im Jahr 2010.
Gesetzliche Regelungen – Innerhalb der Europäischen Union wurden in den vergangenen Jahrzehnten gesetzliche Regelungen für die Tierzucht,
den Tierschutz, die Tiergesundheit und den Verbraucherschutz erlassen und harmonisiert. Auch
künftige Vorschriften zu Tier- und Umweltschutz
haben starken Einfluss auf die Art und Weise der
Tierhaltung in Europa.
1.2 Verbrauch an Nahrungsmitteln tierischer Herkunft
Der Pro-Kopf-Verbrauch an tierischen Nahrungsmitteln spiegelt zum einen die Verzehrsgewohnheiten wider. Zum anderen ist er ein
Maßstab für den Wohlstand einer Gesellschaft.
Mit zunehmendem Wohlstand werden mehr
tierische Produkte verzehrt. Der derzeit steigende Verzehr von Fleisch in den wirtschaftlich aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens
belegt diesen Trend.
26 Landwirtschaftliche Tierhaltung
Die dadurch bedingte Zunahme des Pro-KopfVerbrauchs hat jedoch ihre Grenzen, wo die Sättigung erreicht ist und die Sorge um die Gesundheit
wächst.
Verbraucher-Aspekte – Vor allem in den reichen
Ländern Mitteleuropas, dazu gehört auch Deutschland, führt ein steigendes Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher – gepaart mit geringerer
körperlicher Beanspruchung im Alltag und einem
zunehmenden Durchschnittsalter der Bevölkerung – zu einer geringeren Nachfrage nach tierischen Fetten.
Hinzu kommt eine mediale Verunsicherung der
Verbraucher hinsichtlich der gesundheitlichen
Qualität von Erzeugnissen aus der Tierhaltung,
auch wenn die objektiv messbare Qualität und
Vielfalt der Lebensmittel beständig zunimmt.
Darüber hinaus stellt der Verbraucher heute
auch die ethische Komponente der Tierhaltung
stärker in den Mittelpunkt. Haltung, Fütterung,
Zuchtmethoden sowie Tiertransporte, Schlachtung und Verarbeitung stehen in der öffentlichen
Kritik.
Vielen Verbrauchern in den Städten ist der direkte Bezug zur landwirtschaftlichen Tierhaltung
nicht mehr gegeben. Sie setzen für die Haltung
»menschliche« Ansprüche voraus, ähnlich wie für
die Haltung ihrer eigenen Heimtiere.
Dass eine artgemäße Haltung aber vor allem
­»tierische« Ansprüche erfüllen muss, und mitunter auch wirtschaftliche Kompromisse erforderlich sind, ist bei der sehr emotional geführten
­Diskussion schwer vermittelbar.
Dem Verbraucher steht heute eine breite Palette
von Nahrungsmitteln zur Verfügung, welche die
verschiedensten Ansprüche an Natürlichkeit und
Tierschutz erfüllen. Allerdings prägt bei allem
Problembewusstsein der günstigste Produktpreis
bei einem Großteil der Kunden die Kaufentscheidung.
In den letzten Jahren ging vor allem bei Rindfleisch, aber auch bei Schweinefleisch der ProKopf-Verbrauch deutlich zurück. Der Verzehr
von Schaf- und Ziegenfleisch, der insgesamt eine
untergeordnete Bedeutung hat, konnte gehalten
werden, der Verbrauch von Geflügelfleisch stieg
deutlich an.
Bei den Milcherzeugnissen sind Steigerungen bei
Käse, Sauermilch- und Milchmischprodukten zu
verzeichnen. Der Butterverbrauch hat sich stabi­
lisiert.
Erzeuger-Aspekte – Eine mögliche Steigerung des
Pro-Kopf-Verbrauchs setzt voraus, dass die Produkte qualitativ hochwertig und möglichst preiswert sind.
Tabelle 1  Pro-Kopf-Verbrauch (in kg) bei Fleisch in der Bundesrepublik Deutschland (BMELF Statistik)
Nahrungsmittel
Pro-Kopf-Verbrauch
1950196019701980199020002010
Rind- und Kalbfleisch13,519,524,0 
24,7 
22,114,012,6
Schweinefleisch
19,930,238,6 
58,2 
60,154,255,1
Geflügelfleisch 1,2 4,4 8,4  9,9 11,7
Fleisch gesamt
16,0
19,3
35,159,776,8100,5
102,190,790,1
Zahlen seit 1990 gesamte Bundesrepublik; 2010 geschätzt.
Der Tierhalter muss durch Zucht-, Fütterungsund Haltungsmaßnahmen dazu beitragen, dass
die vom Verbraucher gewünschte Qualität und
Beschaffenheit der Produkte erzeugt wird. Durch
Haltungs-, Fütterungs- und Behandlungsmethoden kann die Qualität der Produkte, ihr Absatz
und ihr Prestige beeinträchtigt werden, wenn sie
nicht vorschriftsmäßig umgesetzt werden.
Im Rahmen von Programmen zur Herkunfts- und
Qualitätssicherung (z. B. QS), aber auch durch
strenge Vorschriften im Bereich der Tierkennzeichnung und des Vieh- und Fleischverkehrs
(Viehverkehrs-Verordnung, Rindfleisch-Etikettierungs-Gesetz) soll das Vertrauen der Verbraucher zum Fleisch gestärkt werden. Regionale
­Programme haben dieselbe Zielsetzung.
Die rückläufigen Erzeugerpreise der letzten
Jahre bei tierischen Erzeugnissen haben zu keiner
nennenswerten Verbilligung der Verbraucherpreise geführt.
Verbrauchsentwicklung – In Tabelle 1 ist der
­Pro-Kopf-Verbrauch für Fleisch in Deutschland
aufgeführt. Der Pro-Kopf-Verbrauch umfasst
dabei den gesamten Nahrungsverbrauch, den
­
Verbrauch als Futter (Heimtiere) und den zur
­industriellen Verwertung sowie die Verluste.
Die Tabelle zeigt deutlich, wie der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch von einem niedrigen Ausgangswert in den Nachkriegsjahren bis 1990 stetig
­anstieg. Mit dem Auftreten von BSE veränderte
sich das Verbraucherverhalten und vor allem der
Rindfleischverzehr ging zurück. Geflügel konnte
dagegen im Verbrauch ständig zulegen.
Bei den tierischen Erzeugnissen Milch und Rindfleisch wird in Deutschland und auch in der
EU mehr produziert als verbraucht. Die in den
vergangenen Jahrzehnten oft kritisierten Überschüsse in Interventionslagern konnten aber mittlerweile weitgehend abgebaut werden.
Mit dazu beigetragen hat eine wachsende weltweite Nachfrage nach diesen Produkten, da die
Weltbevölkerung kontinuierlich wächst, und der
Wohlstand in Schwellenländern wie China es den
Menschen dort zunehmend erlaubt, diese hochwertigen Produkte zu konsumieren.
1.3Verkaufserlöse
und Einkommen
Die Bedeutung der einzelnen Tierhaltungszweige für die Landwirtschaft geht aus dem
Produktionsumfang und den Verkaufserlösen
hervor (siehe Abb. 2).
Zwar stammen über 50 % des Produktionswertes der deutschen Landwirtschaft aus
dem Pflanzenbau. Da aber davon große Mengen wieder im Betrieb verfüttert werden,
kommen fast 60 % der gesamten landwirtschaftlichen Verkaufserlöse aus der Tierhaltung.
Abb. 2  Anteile der Erzeugnisse an den Verkaufserlösen
für tierische Erzeugnisse (BMELF, Stand 2009).
Eier
2%
Rinder
18 %
Milch
37 %
Schweine
32 %
Geflügel
10 %
Schafe
1%
Kapitel 1 – Bedeutung der Veredelungswirtschaft 27
Tabelle 2  Landwirtschaftliche Betriebe mit Viehhaltung und Viehbestand nach Tierarten
in Deutschland (Stand 1.3.2010; destatis)
Viehbestand insgesamt
Rinder
Schweine
Schafe
Betriebe
Großvieh-
BetriebeTiereBetriebeTiereBetriebeTiere
einheiten
Anzahl
GV
AnzahlAnzahlAnzahl
216 099
12 988 177
Ziegen
144 850
12 534 507  60 097  27 571 352  22 273  2 088 541
Einhufer
Hühner
Sonstiges Geflügel 1)
BetriebeTiereBetriebeTiereBetriebeTiereBetriebeTiere
Anzahl AnzahlAnzahlAnzahl
  11 219   149 936  49 000   461 779  58 158
114 113 374   9 599
14 786 376
1
)  Gänse, Enten, Truthühner.
Verkaufserlöse – Der Anteil der Verkaufserlöse
aus der Tierhaltung an den gesamten landwirtschaftlichen Erlösen nahm in den vergangenen
Jahren kontinuierlich ab. Durch größere Ein­
heiten, bessere Leistungen und rationelleres Arbeiten (technischer Fortschritt) stieg die Produktivität der Tierhaltung einhergehend mit einer
stagnierenden bis abfallenden Entwicklung der
Erzeugerpreise.
Zusätzlich konnte die Tierhaltung durch die Förderung der regenerativen Energieerzeugung, vor
allen von Biogas, im Wettbewerb um Nutzfläche
nicht mithalten, und die Preise für Getreide zogen
deutlich an.
Das Rind hat in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung eine besonders wichtige Stellung:
▶Der Erlöse von Milch und Rindfleisch machen
mehr als 50 % der Gesamterlöse aus der Tierhaltung aus.
▶Für die Nutzung und bestmögliche Verwertung von Dauergrünland (ca. 30 % an der landwirtschaftlich genutzten Fläche) stellt sich die
Rinder- und speziell die Milchviehhaltung als
die wirtschaftlich beste Alternative dar.
▶In Deutschland gab es 2010 ca. 90 000 Milchvieh haltende Betriebe mit insgesamt ca. 4 Mio.
Milchkühen.
Die Schweinehaltung ist die zweitgrößte Einnahmequelle mit über 30 %. Die Schweinmast ist in
einigen Regionen Deutschlands (Münsterland)
sehr konzentriert und stößt dort zunehmend auf
Ablehnung und Kritik in der Bevölkerung aufgrund der Geruchsbelästigung. Die Ferkelerzeugung herrscht in Süddeutschland vor.
Im Jahr 2010 wurden in Deutschland ca. 60 000
Be­triebe mit 27 Mio. Schweinen gezählt, darunter
28 Landwirtschaftliche Tierhaltung
ca. 20 000 Zuchtsauenhalter mit ca. 2,3 Mio.
Zuchtsauen.
An dritter Stelle bezüglich der Verkaufserlöse
steht die Geflügelhaltung mit über 10 %. Bei diesem Tierhaltungszweig ist die Industrie ähnliche
Produktion am weitesten fortgeschritten. Die
Haltung erfolgt in großen Einheiten. Die Betriebe
sind vertraglich oft eng an einzelne Vermarkter
gebunden, welche sehr detailliert den Produktionsablauf planen und steuern.
Für viele bäuerliche Betriebe hat die Geflügel­
haltung einnahmemäßig keine oder eine untergeordnete Bedeutung. Wichtige Ausnahmen sind
z. B. Legehennenbetriebe mit Direktvermarktung
oder spezialisierte Junggeflügel- und Putenmastbetriebe.
Gemessen an den gesamten Verkaufserlösen
der Landwirtschaft spielt die Schaf- und Zie­
genhaltung wirtschaftlich eine untergeordnete
Rolle.
Die Erlöse der Schafhaltung können in der Regel
nicht die Kosten decken. Nur unter bestimmten
Voraussetzungen (günstiges unwegsames Grünland) kann die Schafhaltung gegenüber anderen
Nutztierarten wettbewerbsfähig sein.
Im Bereich der Landschaftspflege kommt der
Schafhaltung ein besonderer Stellenwert zu. Für
die Leistungen in der Landschaftspflege werden
Schafhalter gesondert entlohnt.
Die Ziegenhaltung verzeichnet aufgrund der regen Nachfrage nach Milchprodukten in den vergangenen Jahren Zuwächse.
Weitere Nutztierarten wie Kaninchen, Gänse,
Enten, Pferde, Gehegewild, Fische oder Bienen
tragen in einzelnen Fällen wesentlich zum Einkommen bäuerlicher Betriebe bei.
Wettbewerbssituation – Die Wettbewerbsfähigkeit und Einkommenssicherung in den Tierhaltungsverfahren hängt von folgenden Faktoren ab:
▶ möglichst kostengünstige Produktion,
▶ Erzeugen von Produkten möglichst hoher und
einheitlicher Qualität
▶ Markt gerechtes Anbieten (z. B. in Erzeugergemeinschaften oder/und Direktvermarktung).
Weitere Informationen hierzu bietet der Band
»Wirtschaftslehre« dieser Lehrbuchreihe.
1.4
1.5Tierschutz,
Umweltschutz und
­Immissionsschutz
Die Diskussion über die Intensivierung und
Konzentration der Tierhaltung führt immer
wieder dazu, dass Fragen des Tierschutzes
und Umweltschutzes in den Blickpunkt der
Öffentlichkeit geraten und der Gesetzgeber
immer wieder neue Regelungen trifft, welche
die Tierhaltung auf den Betrieben beeinflussen.
Tierschutz – Eine Tierhaltung kann und darf nur
betrieben werden, wenn es sich um eine tiergemäße Haltung handelt.
Landschaftspflege und
ländlicher Raum
Eine flächengebundene Tierhaltung trägt wesentlich dazu bei, dass die Kulturlandschaft
erhalten bleibt, die sich aus jahrhunderte­
langer landwirtschaftlicher Bewirtschaftung
entwickelt hat.
Besonders die Rinder- und Schafhaltung
­haben über Jahrhunderte Landschaftsbilder
geprägt, indem sie auf ertragsschwächeren
Standorten Grünland verwerteten und das
Verbuschen und Verwalden verhinderten.
Im deutschen Tierschutz-Gesetz heißt es in § 2:
»Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,
muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen e
­ rnähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen, darf
die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden
zugefügt werden, muss über die für eine an­
­
gemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforder­
lichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.«
Auf Grenzstandorten mit schwierigen klimatischen Voraussetzungen und deshalb meist geringen Erträgen ist die Rinder- und Schafhaltung oft
die einzige Möglichkeit, um diese Flächen offen
zu halten. Bei Aufgabe der Bewirtschaftung durch
die Tierhaltung kommt es sehr bald zum Verbuschen der Landschaft als Vorstufe der natürlichen
Bewaldung.
Die Landschaftspflege mit extensiven Tierhaltungsformen ist wesentlich kostengünstiger und
umweltfreundlicher umzusetzen als mit aufwendigen technischen Geräten. Extensive Tierhaltung wird in der EU besonders gefördert.
Gekoppelt mit ökologischem Landbau und regionalen Vermarktungskonzepten gelingt es häufig
sogar, »Identität stiftende Produkte« für den Verbraucher vor Ort anzubieten.
Eng mit der Pflege der Kulturlandschaft ist auch
das Erhalten des ländlichen Raums verknüpft.
Die Landwirtschaft mit ihrer Tierhaltung leistet
einen wichtigen Beitrag, um die ländliche Siedlungsstruktur zu erhalten und die Entvölkerung
bestimmter Regionen zu vermeiden.
Haltungssysteme für die Nutztiere werden deshalb ständig überprüft und aufgrund neuer Erkenntnisse über die tiergemäße Haltung angepasst. Heute gelten für alle Mitgliedsstaaten der
EU verbindliche Richtlinien, welche MindestAnforderungen für das Halten von Kälbern,
Schweinen und Geflügel vorgeben.
Mit der EU-Tierschutz-Transport-Verordnung
von 1999 ist der Schutz der Tiere beim Transport
umfassend geregelt worden.
Umweltschutz – Die Anzahl der gehaltenen Tiere
muss in einem ausgewogenen Verhältnis zur landwirtschaftlich genutzten Fläche stehen (Flächenbindung der Tierhaltung).
Die bei der Tierhaltung anfallende Gülle ist ein
preiswerter und natürlicher Dünger, wenn sie
fachgerecht (Zeitpunkt und Menge) ausgebracht
wird. Bei falschem Einsatz jedoch kann es zur
Überdüngung und dadurch zur Belastung des
Grundwassers kommen.
Die Dünge-Verordnung (DüV) regelt Art, Zeitpunkt und Menge der Ausbringung von Gülle
und Mist.
Kapitel 1 – Bedeutung der Veredelungswirtschaft 29
Die Zahl der Großvieheinheiten je ha (GV/ha)
dient als wichtiger Indikator für das Verhältnis
der Tierhaltung zur Fläche, die mit den Ausscheidungen der Tiere gedüngt werden kann. Betriebe
mit hohem Tierbesatz werden im Förderrecht,
Steuerrecht und Genehmigungsrecht benach­
teiligt.
Immissionsschutz – Die Tierhaltung verursacht
zwangsläufig auch Emissionen (Luft verunreinigende Stoffe, die in die Außenluft abgegeben werden, z. B. Ammoniak), die in Nahbereichen für
Nachbarn zu Immissionen werden können.
Die nach dem Stand der Technik unvermeidbaren
schädlichen Umwelteinwirkungen sind auf ein
Mindestmaß zu beschränken. Die gesetzlichen
Grundlagen sind im Bundes-ImmissionsschutzGesetz und den darauf aufbauenden Richtlinien
geregelt.
Bei größeren Neu-Investitionen – besonders in
der Schweine- und Geflügelhaltung, aber auch in
der Rindviehhaltung – bringen die Bestimmungen zum Immissionsschutz zum Teil erhebliche
Auflagen für die landwirtschaftlichen Betriebe
(z. B. Einhalten von Mindestabständen, aufwendige Genehmigungsverfahren).
Siehe hierzu auch Kapitel 1 im Band »Wirtschaftslehre«.
Tierschutz und Umweltschutz stellen hohe
Anforderungen an die Tierhaltung. Diese erhöhen oft die Produktionskosten und führen
zu Verzerrungen im Wettbewerb, wenn Sie
von Konkurrenten auf dem Markt nicht in gleichem Maße eingefordert werden. Je mehr
die europäischen Märkte sich den globalen
Märkten öffnen, desto schwieriger wird das
Umsetzen dieser höheren Anforderungen,
ohne die Existenz der deutschen und europäischen landwirtschaftlichen Tierhalter zu gefährden.
Um die Umweltbelastung durch Stickstoff,
Phosphat und klimaschädliche Gase (z. B.
­Methan) zu vermindern, ist es wichtig, das
Leistungsniveau der Tiere durch züchterische
30 Landwirtschaftliche Tierhaltung
Maßnahmen zu verbessern, die Haltung der
Tiere zu optimieren und eine möglichst leistungsgerechte Fütterung und gute Futterverwertung anzustreben.
Ein Beitrag der Landwirtschaft zur Erwärmung der Atmosphäre durch Ausscheidungen aus der Tierhaltung, wie z. B. Methan, ist
gegeben. Es muss deshalb ein Ziel sein, diese
Emissionen zu vermindern. Eine völlig emissionsfreie Tierhaltung ist aber auf lange Sicht
nicht möglich.
1.6
Genetische Vielfalt
Durch die Tierzucht stehen den Tierhaltern
leistungsfähige Tiere zur Verfügung. Moderne
­
Zuchtmethoden und der weltweite Vertrieb von
Spitzengenetik führen zu einer globalen Vereinheitlichung der gehaltenen landwirtschaftliche
Nutztiere.
Dies führt dazu, dass die vorhandenen kleineren
Landrassen in ihrer Bedeutung zurückgehen. Sie
haben nur regionale Verbreitung und können
­bezüglich ihres Leistungspotenzials mit den gängigen Rassen kaum mithalten.
Die Vielfalt der vorhandenen Tierrassen soll
trotzdem erhalten werden. Sie sind ein Genpool für Merkmale, welche derzeit vielleicht
keine Rolle spielen, in Zukunft aber gebraucht
werden könnten. Außerdem ist ihre Erhaltung gleichzusetzen mit der Bewahrung anderer Kulturgüter.
Dies gelingt durch Sicherung von Restbeständen und speziellen Zuchtprogrammen. Regionale Vermarktungsprogramme ermöglichen
vereinzelt sogar das wirtschaftliche Halten
dieser vom Aussterben bedrohten Rassen.
2
Grundlagen der Tierzucht
2. 1 Bau und Funktion des
Tierkörpers
In diesem Abschnitt werden Grundkenntnisse
über Bau und Funktion des Körpers dargestellt.
Wichtige Körperfunktionen, wie z. B. die Verdauungsphysiologie, finden sich zum besseren Verständnis im Kapitel »Grundlagen von Futter und
Fütterung«.
Der Körper besteht aus vielen Millionen Zellen. Diese sind zu Zellverbänden oder Geweben zusammengeschlossen.
Ein Gewebe ist ein geschlossener Verband
aus gleichartigen und gleichwertigen, spezialisierten Zellen, mit der von ihnen gebildeten
Zwischenzellmasse.
Im Körper gibt es drei Grundgewebe:
▶Das Epithelgewebe, welches als Deckepithel
alle inneren und äußeren Oberflächen bekleidet, das als Drüsenepithel die funktionellen
Anteile der Drüsen (z. B. Eutergewebe) bildet,
oder das als Sinnesepithel chemische und optische Reize aufnehmen kann (z. B. das Riech­
epithel).
▶Das Muskelgewebe, welches die Bewegungsvorgänge ermöglicht. Es werden die Skelettmuskulatur, die glatte Muskulatur (z. B. des
Magen- und Darmkanals) und die Herzmuskulatur unterschieden.
▶Das Binde- und Stützgewebe, aus dem Sehnen,
Bänder, Knorpel- und Knochengewebe gebildet werden.
Während der fetalen Entwicklung entstehen die
Organe oder Organsysteme des Körpers, wie z. B.
das Gehirn, die Leber, die Gebärmutter, das Kreislauf- und Nervensystem sowie der Bewegungs­
apparat.
Bei den Nutztieren bildet der Bewegungsapparat
mit dem Skelett- und Muskelsystem eine Brückenkonstruktion. Bei dieser bilden die Gliedma-
ßen die Stützpfeiler und die Wirbelsäule mit der
Rücken- und Halsmuskulatur den Bogen der
­Brücke.
2.1.1 Knochen und Skelett
Das Skelett ist das Knochengerüst des Körpers, bildet den passiven Bewegungsapparat
und hat einen Anteil von 20 % am Körper­
gewicht. Das Skelett schützt lebenswichtige
innere Organe, z. B. Gehirn, Rückenmark sowie die Organe der Brust- und Bauchhöhle,
indem es sie teilweise oder vollständig umschließt.
Das Skelett setzt sich aus einer großen Anzahl
verschieden geformter Knochen zusammen. Sie
bestehen zu einem Drittel aus organischer und zu
zwei Dritteln aus anorganischer Substanz, hauptsächlich Calciumphosphat.
Knochen bilden für die Skelettmuskulatur Ansatzstellen, die den Muskelkräften als Angriffspunkte dienen. Die Verbindung der Einzelknochen durch Gelenke und die Muskelkontraktion
ermöglichen die Bewegungen.
Nach ihrer Form werden lange oder Röhren­
knochen, platte und breite Knochen (z. B. Schulterblatt, Darmbein, Rippen, bestimmte Kopf­
knochen) und kurze Knochen (z. B. Wirbel)
unterschieden. Die Röhrenknochen sowie die
kurzen und platten Knochen des Rumpfs enthalten das rote Knochenmark, das das Blut bildet
(siehe Farbtafel 1 und Abb. 3, Seite 32).
Knochen verändern sich entsprechend der Belastung und Kraftrichtungen, denen sie ausgesetzt
sind. Nach Verletzungen und Brüchen hat das
Knochengewebe bis in das hohe Alter ein großes
Regenerations- und Reparationsvermögen.
Knochenverbindungen – Die Knochen sind durch
Nähte, Fugen oder Gelenke verbunden.
Gelenke sind bewegliche Verbindungen von
Knochen und bestehen aus knorpelüberzogenen
Kapitel 2 – Grundlagen der Tierzucht 31
Schwanzwirbel Kreuzbein Lendenwirbel (7)
Brustwirbel (15)
Schulterblatt
Halswirbel (7)
Stirnbein
Nasenbein
Becken
Oberschenkel
Hüftgelenk
Unterschenkel
Fersenbein
Sprunggelenk
Schiene
Afterklaue
Oberkiefer
Unterkiefer
Rippen
Kniegelenk
Fesselbein
Kronbein
Ellbogengelenk
Vorderfußwurzel-Gelenk
Röhre
Klauenbein
Oberarm
Speiche
Schneidezähne
Buggelenk
Elle
Hauer, Hakenzähne
Backenzähne
Fesselbein
Kronbein
Klauenbein
Abb. 3  Das Skelett des Schweines.
Knochenenden, die durch Bänder und eine Gelenkkapsel fest miteinander verbunden sind.
Die Gelenkschmiere, eine klare, leicht schleimige
Flüssigkeit, füllt die Gelenkkapsel aus. Knorpelflächen und Gelenkflüssigkeit setzen die Reibung
der Gelenke herab.
Wichtige Gelenke des Körpers sind das Hüft-,
Knie-, Schulter- und Buggelenk, Ellbogen-,
Sprung- und Vorderfußwurzelgelenk.
Gelenkige Verbindungen zwischen Hinterkopf
und dem 1. Halswirbel (Kopfträger, Atlas) sowie
zwischen dem 1. und 2. Halswirbel (Kopfdreher)
ermöglichen die Beweglichkeit des Kopfes. Die
übrigen Gelenke der Wirbelsäule sind straffe
­Gelenke.
Die Wirbelsäule ist ein Hauptbestandteil des tragenden Knochengerüstes. Sie besteht aus einzelnen Wirbeln, die durch Bänder und Muskeln
straff miteinander verbunden sind.
Zwischen den Wirbelkörpern sind knorpelige
Scheiben eingelagert (Bandscheiben). Oberhalb
des Wirbelkörpers liegt der knöcherne Wirbel­
bogen jeweils mit einem Dornfortsatz und zwei
Querfortsätzen.
Die Reihe der Wirbelknochen bildet ein knöchernes Rohr, in dem das Rückenmark verläuft und
das hierdurch gut geschützt wird. Vom Rückenmark treten Nerven zwischen den Wirbelkörpern
hindurch aus der Wirbelsäule heraus und verlaufen zu den Organen, den einzelnen Muskeln und
der Haut.
32 Landwirtschaftliche Tierhaltung
Nach der Lage unterscheidet man folgende
­Wirbel:
▶ Halswirbel: Der 1. Halswirbel (Atlas, Kopf­
träger) und 2. Halswirbel (Umdreher) sind abweichend gebaut, um die Kopfbewegungen zu
erlauben (Anzahl: 7).
▶ Brustwirbel: Sie sind mit den Rippen verbunden und bilden mit diesen sowie dem Brustbein den Brustkorb (Anzahl bei Pferd: 17 – 19,
­Wiederkäuer: 13, Schwein: 14 – 15, selten 13,
16 oder 17).
▶ Lendenwirbel: Diese Wirbel bilden den gefährdetsten Teil der Wirbelbrücke, weil sie die
Last des Rumpfs fast ohne jede Unterstützung
tragen müssen (Anzahl bei Pferd, Wiederkäuer und Schwein: 6, selten bei Pferd und
Schwein: 5 oder 7).
▶ Kreuzwirbel: Sie verwachsen in den ersten
Lebensjahren miteinander zum Kreuzbein
­
(Anzahl: 4 – 5).
Je nach Tierart bilden 15 – 23 Schwanzwirbel die
knöcherne Grundlage für den Schwanz.
Skelett der Gliedmaßen – Es gibt die Vorder- oder
Schultergliedmaßen und die Hinter- oder Beckengliedmaßen.
Das Skelett der Vordergliedmaßen bilden Schulterblatt, Oberarm, Elle und Speiche, Vorderfußwurzel-Knochen, Röhre, Fesselbein, Kronbein
und Klauenbein.
Das Schulterblatt wird durch Muskeln mit dem
Brustkorb verbunden.
Die Gelenke der Vordergliedmaßen sind von
oben nach unten: Bug-, Ellbogen-, Vorderfußwurzel-, Fessel-, Kron- und Klauengelenk (siehe
Abb. 3 und 4).
Die Hintergliedmaßen werden durch das Becken
gelenkig mit der Wirbelsäule verbunden. Das
­Becken setzt sich aus 2 Hüftbeinen zusammen
und wird durch ein straffes Gelenk mit dem
Kreuzbein zusammengefügt.
Die Form, Stellung und Größe der Knochen des
Beckens sind bei weiblichen Tieren für den Geburtsablauf von Bedeutung.
Das Skelett der Hintergliedmaßen bilden Hüftbein, Oberschenkelbein, Schienbein und Wadenbein, Hinterfußwurzel-Knochen, Schiene, Fesselbein, Kronbein und Klauenbein.
Das Hüftgelenk verbindet die Oberschenkel mit
dem Becken, das Kniegelenk den Ober- mit dem
Unterschenkel sowie das Sprunggelenk den Unterschenkel und die Schiene. Dann folgen wie
beim Vorderfuß Fessel-, Kron- und Klauengelenk.
Ein gesundes, stabiles Beinwerk fördert Leistung, Konstitution und Lebensdauer.
Fesselgelenk
Fesselbein
Krongelenk
Kronbein
Klauengelenk
Muskeln – Muskelgewebe besteht aus Zellen, die
sich zu lang gestreckten Fasern ausgebildet haben
(Abb. 5). Die einzelnen Fasern werden durch
­Bindegewebe zu Bündeln zusammengefasst.
K
M
B
K Kern der Muskelzelle
M glatte Muskelfasern
B Bindegewebe
Abb. 5  Bestandteile des Muskels.
Die Skelettmuskulatur ist quergestreift (mikroskopisch sichtbar), dient der Bewegung und ist
dem Willen unterworfen. Es gibt ca. 250 paarig
und unpaarig angelegte Skelettmuskeln wie z. B.
die Kaumuskeln, die Rücken- und Beinmuskeln.
Die glatte Muskulatur ist vom Willen unabhängig. Hierzu gehört z. B. die Muskulatur von Magen, Darm und Gebärmutter.
Die Herzmuskulatur ist quergestreift und vom
Willen unabhängig.
Sehnen – Sie bestehen aus straffem Bindegewebe, haben eine große Zugfestigkeit und nehmen große Kräfte auf. Sehnen bilden elastische,
hochfeste Verbindungen und können sich nicht
zusammenziehen.
Die Muskeln der Skelettmuskulatur enden häufig
sehnig und werden durch die Sehne mit dem Knochen verbunden.
Klauenbein
Abb. 4  Knochen und Gelenke des Rinderfußes.
2.1.2 Muskeln und Sehnen
Muskeln und Sehnen bilden den aktiven Bewegungsapparat. Die Muskeln besitzen die
Fähigkeit, sich auf nervöse Reize hin zusammenzuziehen und Knochen, zwischen denen
sie eingespannt sind, gegeneinander zu bewegen.
2.1.3Haut
Die Haut bietet dem Körper als äußere Hülle
mechanischen Schutz zur Außenwelt. Daneben bildet sie auch spezielle Schutzorgane,
wie z. B. Hufe, Klauen und Hörner.
Die Haut ist mit zahlreichen Blutgefäßen und
bei den meisten Tierarten mit Schweißdrüsen
ausgestattet und trägt mit dem Haarkleid zur
Wärmeregulierung des Körpers bei. Über die
Schweißdrüsen wird der Wasserhaushalt
mitgeregelt. Die Milchdrüsen sind spezialisierte Schweißdrüsen.
Kapitel 2 – Grundlagen der Tierzucht 33
In der Haut enden zahlreiche sensible Nerven, die dem Gehirn Umwelteindrücke wie
Schmerz, Temperatur, Druck- und Tastempfindungen vermitteln.
Die Haut besteht aus 3 Schichten (siehe Abb. 6):
▶ Die aus Epithelgewebe bestehende Oberhaut
stellt die äußere Schicht dar. Sie ist außen verhornt und stößt ständig abgenutzte Zellen als
Schuppen ab. In der Keimschicht der Oberhaut werden laufend neue Zellen als Ersatz für
die abgestoßenen nachgeschoben.
▶Die Lederhaut wird aus einem dichten Netz
ineinander geflochtener Bindegewebsfasern
­
gebildet.
▶Die Unterhaut besteht aus lockerem, von elastischen Fasern durchzogenem Bindegewebe,
in das Fett eingelagert werden kann.
Die Haut bildet Talg- und Schweißdrüsen. Ihre
Sekrete, aber auch spezielle Haut-Duftorgane
spielen in der Verhaltensregulation eine wesent­
liche Rolle.
Die Haare sind über ihre Haarwurzel in den Haarbälgen der Haut verankert. Die Milchdrüse der
Säugetiere ist ein spezielles Organ der Haut (siehe
Seite 47).
Haar
Oberhaut
Muskel
Lederhaut
Adern
Talgdrüse
Fettzellen
Unterhaut
Nerv mit
Tastkörper
Schweißdrüse
Abb. 6  Schematischer Aufbau der Haut.
2.1.4Blutgefäßsystem
Das Blutgefäßsystem erlaubt den An- und
Abtransport von Stoffen im Körper und ist für
die Wärmeregulation von außerordentlicher
Bedeutung. Das Herz pumpt durch rhythmische Kontraktionen das Blut durch das Blutgefäßsystem.
34 Landwirtschaftliche Tierhaltung
Das Blut dient als Transportmittel und wird
durch das Knochenmark gebildet.
Die Milz speichert die weißen und roten Blutkörperchen. Das Lymphgewebe und das
Lymphgefäßsystem dienen der Körperabwehr und als den Venen parallel geschaltetes
Abtransport- und Röhrensystem.
2.1.4.1Blut
Der Blutanteil beträgt 5 – 7 % des Körpergewichtes und besteht aus roten und weißen Blutkörperchen, Blutplättchen sowie dem Blutplasma.
Die Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) hängt von Alter, Arbeitsleistung, Höhenlage
und Ernährung ab.
Die Lebensdauer der roten Blutkörperchen beträgt 50 – 160 Tage. Sie kann durch Mangelkrankheiten, z. B. Kupfermangel beim Schwein, verkürzt werden.
Die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) üben
wichtige Abwehr- und Schutzfunktionen aus.
Das Blutplasma und die Blutplättchen sind für
die Blutgerinnung verantwortlich, die eintritt, sobald das Blut aus Gefäßen austritt. Die Blutge­
rinnungszeit beträgt beim Schaf 4 – 8, beim Rind
8 – 10, beim Schwein 10 – 15 und beim Pferd
15 – 20 Minuten.
Aufgaben des Blutes:
▶Transport von Sauerstoff und Kohlendioxid
(100 ml Blut transportieren 16 – 18 ml Sauerstoff),
▶ Transport der Nähr- und Wirkstoffe, Hormone
und Vitamine,
▶Transport der Stoffwechsel-Abbauprodukte
zu den Ausscheidungsorganen,
▶ Transport von Antikörpern, Enzymen und
Abwehrzellen,
▶ Regulation des Wasserhaushalts,
▶ Aufrechterhaltung des pH-Werts im Organismus und Regelung des osmotischen Drucks.
2.1.4.2 Herz und Kreislauf-System
Herz – Das Herz ist das Zentralorgan des Blutgefäßsystems und die Pumpe für den Bluttransport. Es ist ein Hohlmuskel, der durch
eine Scheidewand in eine rechte und linke
Hälfte mit jeweils einer Vorkammer und Kammer geteilt ist (siehe Abb. 7).
Aortenstamm
vordere Hohlvene
Lungenarterie
rechte Vorkammer
Lungenvenen
dreizipflige
KammerVorhofKlappe
rechte Kammer
linke
Vorkammer
linke Kammer
Herzscheidewand
organe, Nieren, Hintergliedmaßen, Geschlechtsorgane und den Rumpf ab.
Das venöse Blut kehrt aus diesen Organsystemen
über die hintere Hohlvene zum Herzen zurück
und mündet in die rechte Vorkammer des Herzens.
Das Blut aus Kopf und Vordergliedmaßen wird
dem Herzen über die vordere Hohlvene zugeführt, die ebenfalls in die rechte Vorkammer
­leitet.
Der kleine Kreislauf beginnt mit der Lungenarterie, die aus der rechten Herzkammer entspringt.
Sie führt sauerstoffarmes, venöses Blut.
Die Lungenarterie teilt sich in 2 Äste für die beiden Lungenflügel. Nach wiederholtem Verzweigen der Arterien umgeben diese in Form von
­Kapillaren die Lungenbläschen.
Abb. 7  Querschnitt durch das Herz des Pferdes (Schema).
Abb. 8  Schematische Darstellung des großen und
­kleinen Blutkreislaufs.
arterielles
Blut
venöses
Blut
kleiner
Kreislauf
Lunge
linke Vorkammer
rechte Vorkammer
rechte Kammer
Ao
rta
linke Kammer
Magen
Leber
großer
Kreislauf
Körpervene
Haargefäße
Körperarterie
Zwischen Kammer und Vorkammer liegen Öffnungen mit Herzklappen aus Bindegewebe, die
bei normaler Funktion den Blutfluss immer in
Richtung der Kammern lenken und den Rückfluss von Blut verhindern.
Bei den Blutgefäßen unterscheidet man die Arterien, die vom Herzen weg und mit Sauerstoff be­
ladenes (arterielles) Blut führen sowie Venen, die
zum Herzen hin und stärker mit Kohlendioxid
beladenes (venöses) Blut führen.
Die Gefäße verzweigen sich in immer feinere Gefäßzweige. Die feinsten Gefäße, die Kapillaren,
verbinden Arterien und Venen miteinander und
gewährleisten den Gas- und Stoffaustausch der
einzelnen Zellen.
Der Puls ist die durch das Zusammenziehen des
Herzmuskels erzeugte Druckwelle, die das Blut
durch das arterielle Gefäßsystem treibt. Er kann
in einigen Arterien, die unmittelbar unter der
Haut und über einer knöchernen Unterlage liegen, gefühlt werden.
Die Pulsfrequenz entspricht normalerweise der
Herzfrequenz. Sie beträgt beim Rind 60 – 70, beim
Pferd 32 – 44, und beim Schwein 60 – 80 Schläge
pro Minute.
Blutkreislauf – Hier unterscheidet man 3 Kreislauf-Systeme (siehe Abb. 8):
▶ den großen oder Körperkreislauf,
▶ den kleinen oder Lungenkreislauf sowie
▶ den Pfortader-Kreislauf.
Der große Kreislauf beginnt in der Körperschlagader (Aorta), die aus der linken Kammer des Herzens entspringt. Aus der Aorta zweigen Stämme
für die Arterien des Kopfes (Halsschlagadern),
für die Vordergliedmaßen sowie die Verdauungs-
Darm
Pfortader
Bauchspeicheldrüse
Niere
Haargefäße des Körpers (Kapillaren)
Kapitel 2 – Grundlagen der Tierzucht 35
Dort findet der Gasaustausch (O2-Aufnahme,
CO2-Abgabe) statt. Das mit Sauerstoff angereicherte Blut wird dann in den Lungenvenen der
linken Vorkammer zugeführt. Es gelangt in die
linke Kammer und von dort in den Körperkreislauf.
Die Pfortader ist eine Vene, die von den Verdauungsorganen und der Milz zur Leberpforte führt.
Sie bringt das venöse Blut aus Magen, Darm,
Bauchspeicheldrüse und Milz zur Leber und
transportiert Aminosäuren, Kohlenhydrate und
kurzkettige Fette.
Das Lymphsystem ergänzt das Blutgefäßsystem. In diesem werden vor allem Abbau- und Fremdstoffe abtransportiert (z. B.
abgestorbene weiße Blutkörperchen, Staubkörnchen). Die Hauptmenge des im Darm
resorbierten Fettes wird in den Lymphge­
fäßen abgeführt.
2.1.5Atmungssystem
Die Atmungsorgane haben die Aufgabe, dem
Organismus ständig den für den Zellstoffwechsel notwendigen Sauerstoff aus der Luft
zuzuführen und die bei der inneren Verbrennung frei werdende Kohlensäure aus dem
Körper zu entfernen.
Zum Atmungssystem gehören:
▶ Die Nase,
▶ der Atmungsrachen,
▶ der Kehlkopf,
▶ die Luftröhre,
▶die Lunge mit den Luftröhrenästen (Bronchien) und den Lungenbläschen (siehe Abb. 9).
Kehlkopf
Luftröhre
Das Lymphsystem entspringt in den hochdurchlässigen Lymphkapillaren, die in größere Gefäße
und Lymphknoten zusammenfließen und in den
Venenwinkel münden.
In den Lymphknoten wird die Lymphflüssigkeit
von schädlichen Beimengungen gereinigt. Bakterien werden ebenso wie abgestorbene weiße Blutkörperchen abgebaut.
Die Untersuchung der Lymphknoten als Abwehrzentren ist bei der tierärztlichen Diagnostik
und der amtlichen Fleischuntersuchung von Bedeutung, z. B. bei der Feststellung von Tuberkulose.
2.1.4.3Milz
Die Milz bildet im Embryonalstadium rote Blutkörperchen. Nach der Geburt eines Tieres ist sie
für die Speicherung des Blutes (bei trainierten
Sportpferden bis zu 20 %) verantwortlich, das bei
Bedarf freigesetzt werden kann. In der Milz werden die roten Blutkörperchen abgebaut.
Darüber hinaus wirkt sie als Eisenspeicher und
übt wichtige Funktionen in der Körperabwehr
durch die Bildung von Lymphozyten und Immunstoffen (γ-Globulinen) aus.
36 Landwirtschaftliche Tierhaltung
rechte Lunge
linke Lunge
Bronchie
Vene
Arterie
Bronchien
Haargefäße
Abb. 9  Atemwege mit Kehlkopf, Luftröhre und Lungen
(Mensch). Rechts: Lungenbläschen vergrößert.
Beim Einatmen wird die Luft auf dem Weg von
der Nasenhöhle bzw. dem Atmungsrachen erwärmt und gleichzeitig durch die feuchte, mit
Flimmerepithel besetzte Schleimhaut der Atemwege gereinigt, indem z. B. Staub festgehalten und
mit dem Schleim wieder nach außen befördert
wird.
Das Filtersystem der Nase und Nasennebenhöhlen wird erst in den ersten Lebensmonaten vollständig ausgebildet. Deshalb ist eine keim- und
staubarme Luft für die Vorbeuge von Atemwegserkrankungen in dieser Zeit besonders wichtig.
Durch Kehlkopf und Luftröhre gelangt die Luft
in die Lunge, die aus den beiden Lungenhälften
besteht. Die Lungenhälften gliedern sich in Lappen (Spitzen-, Herz-, Haupt- und Anhangslappen) und diese jeweils in kleinere Einheiten, die
Lungenläppchen.
Die Lunge ist ein vielkammeriges Hohlsystem,
das aus Millionen kleinster Lungenbläschen besteht. Sie ist mit Luft gefüllt und bildet eine große,
atmende Oberfläche (z. B. beim Pferd: 500 m2).
In den Lungenbläschen findet der Gasaustausch
statt (siehe kleiner Blutkreislauf Abb. 8, Seite 35).
Voraussetzung dafür ist die Lungenreife, die bei
Frühgeborenen mitunter noch nicht eingetreten
ist. Die fehlende Lungenreife verursacht die
Atemnot der Neugeborenen. Erst nach den ersten Lebenswochen erreicht die Lunge ihre volle
Funktion.
Das Stützgerüst der Lunge besteht aus elastischen
Fasern, die beim Einatmen erheblich ausgedehnt
werden können. Die Elastizität der Fasern unterstützt die Ausatmung.
Beim Ein- und Ausatmen spielen die Muskulatur
des Brustkorbs und das Zwerchfell (sehnig muskulöse Scheidewand zwischen Brust- und Bauchhöhle) eine wichtige Rolle.
Die Zahl der Atemzüge/Minute ist unterschiedlich und vom Alter, der Belastung und der Gesundheit der Tiere abhängig. Sie beträgt im Ruhezustand beim Pferd 8 – 16, beim Rind 12 – 28 und
beim Schwein 8 – 18 Atemzüge/Minute.
2.1.6Verdauungssystem
Die Aufgaben des Verdauungsapparats sind:
▶ Aufnahme der Nahrung,
▶mechanisches Zerkleinern,
▶ Aufschluss der Nahrungsbestandteile,
▶Aufnahme gelöster Stoffe über die Darmschleimhaut,
▶ Schutz der Körperinnenoberfläche vor Futterbrei, Erregern und Schadstoffen,
▶ Aufnahme der Nähr- und Wirkstoffe durch
die Körperzellen für die Erhaltung und
Leistung,
▶ Ausscheiden der unverdaulichen Bestandteile, der Stoffwechsel- und Blutabbauprodukte mit dem Kot.
Zu den Verdauungsorganen gehören
▶die Maulhöhle mit Lippen, Backen, Zähnen,
Zunge und Speicheldrüsen,
▶der Schlingrachen und die Speiseröhre,
▶der Magen (beim Wiederkäuer als Pansen,
Netz-, Blätter- und Labmagen ausgebildet),
▶der Dünndarm,
▶der Dickdarm mit After,
▶die Anhangsdrüsen des Darms, die Leber und
die Bauchspeicheldrüse.
Maulhöhle – Sie dient zusammen mit ihren Organen der Futterauswahl, dem Erfassen, dem mechanischen Zerkleinern und dem Einspeicheln
der Nahrung. Hier geschieht die Vorbereitung des
Bissens zum Abschlucken durch Kauen und Wiederkauen sowie das Überprüfen der Nahrung auf
Geschmacks-, Schmerz- und Temperaturreize
durch Sinneszellen, die vor allem in der Zunge
­sitzen.
Gründliches Kauen und gutes Einspeicheln sind
für die Ausnutzung der Nahrung sehr wichtig.
Für die Kautätigkeit sind die Zähne entscheidend.
Die Haussäugetiere wechseln die Zähne. Beim
heranwachsenden Tier werden die Milchzähne
durch die bleibenden Zähne ersetzt.
Der Zahnwechsel ist genetisch fixiert, sodass er
zur Altersbestimmung herangezogen werden
kann (siehe Abb. 10, Seite 38).
Nicht alle Zähne werden zunächst als Milchzähne
angelegt (z. B. Backenzähne).
Die Anzahl der Zähne ist tierartlich unterschiedlich (Wiederkäuer haben z. B. im Oberkiefer
keine Schneidezähne, sondern eine Kauplatte).
Speichel ist das Gemisch der Sekrete von 3 paarig
angelegten Hauptdrüsen (Ohr-, Unterkiefer- und
Unterzungen-Speicheldrüse). Speichel ist alkalisch und wird in Mengen von 20 – 80 l/Tag gebildet.
Speichel hat mehrere Funktionen:
▶ physikalisch erhöht er die Gleitfähigkeit der
Nahrung und löst Geschmacksstoffe;
▶ chemisch schließt er Nährstoffe auf, z. B. beginnt beim Schwein mit dem Einspeicheln der
Stärkeabbau durch Ptyalin;
▶ der alkalische Speichel wirkt als Puffer, besonders im Pansen der Wiederkäuer. Dadurch
wird einer Übersäuerung der Vormägen vorgebeugt.
Schlingrachen und Speiseröhre – Beim Schlucken
und dem Transport des Futters von der Maulhöhle
in den Schlingrachen muss verhindert werden,
dass Nahrungsteile in die Luftröhre gelangen.
Dies geschieht reflektorisch, indem sich das Gaumensegel hebt und dadurch den Atmungsrachen
verschließt. Zugleich legt sich der Kehldeckel
über den Kehlkopfeingang und schließt dadurch
den Zugang zur Luftröhre.
Der Futterbissen wird nach dem willkürlich eingeleiteten und unwillkürlich fortgesetzten Schluck­
akt durch die Speiseröhre in den Magen befördert.
Die Speiseröhre verläuft in ihrem Anfangsteil
über der Luftröhre. Im weiteren Verlauf kreuzen sich der Atmungs- und der Verdauungsweg
(Verengung – Vorsicht beim Einführen des
Schlundrohrs und Eingeben von Arzneimitteln!).
Magen – Er liegt als sackförmiges Organ des Verdauungskanals zwischen der Speiseröhre und dem
Kapitel 2 – Grundlagen der Tierzucht 37
1 1/2 – 1 3/4 Jahre
(2-schaufelig)
Kälbergebiss
1 Jahr
Kälbergebiss
3 – 4 Wochen
4
2 1/4 – 2 1/2 Jahre
(4-schaufelig)
2 3/4 – 3 Jahre
(6-schaufelig)
3
2
1
1
2 3
3 1/2 – 4 1/2 Jahre
(8-schaufelig)
4
Milchzähne
Abb. 10  Das Unterkiefergebiss von Rindern: 1 Zangen- oder Hauptzähne, 2 innere Mittelzähne, 3 Seitenzähne,
4 Eck­zähne. Im Oberkiefer besitzen die Wiederkäuer eine verhornte Platte. Der Zahnwechsel kann zur Altersbestimmung
genutzt werden.
Zwölffingerdarm. Er hat die Aufgabe, die zerkleinerte und eingespeichelte Nahrung vorübergehend aufzunehmen, anzusäuern und chemisch
weiter zu verdauen.
Die Muskulatur des Magens befördert den Speisebrei schubweise durch die Magenpforte, deren
Verschlussvorrichtung als Pförtner bezeichnet
wird, weiter in den Zwölffingerdarm.
Der Magensaft, eine stark saure Flüssigkeit, leitet
die chemische Verdauung ein und wird von den
Magendrüsen erzeugt. Die Magendrüsen enthalten 2 Zelltypen, die einerseits Enzyme (z. B. Pepsinogen) und andererseits Salzsäure bilden.
Die Salzsäure aktiviert Pepsinogen zum Eiweiß
spaltenden Enzym Pepsin, das bei einem pH-
Abb. 11  Weg des Futterbreis beim Wiederkäuer.
Dünndarm
Speiseröhre
Wiederkauen
Haube
Psalter
Labmagen
Pansen
38 Landwirtschaftliche Tierhaltung
Wert des Magens von 1,5 – 2,5 optimal wirksam
ist.
Der Magen der Wiederkäuer ist, verglichen
mit den einhöhligen Mägen der anderen Haussäugetiere, mehrhöhlig. Er besteht aus 3 mit
drüsenloser Schleimhaut ausgestatteten Vormägen:
▶Pansen,
▶Haube oder Netzmagen,
▶Psalter oder Blättermagen sowie dem
▶ Labmagen (Abb. 11), dem mit Drüsenschleimhaut versehenen eigentlichen
Magen.
Das Fassungsvermögen der Wiederkäuermägen
beträgt beim Rind etwa 200 l. Die Mägen fassen
beim Rind: Pansen ca. 150 l, Haube ca. 8 l, Psalter
ca. 11 l, Labmagen ca. 15 l. Der Pansen füllt die
linke Bauchhälfte fast völlig aus.
Beim Schaf fasst der Pansen ca. 12 l, die Haube ca.
1,5 l, der Psalter ca. 1 l und der Labmagen 3 – 3,5 l.
Die Nahrung wird von den Wiederkäuern zunächst nur wenig gekaut und in großen Bissen
­abgeschluckt. Durch zyklische Bewegungen der
Vormägen wird der Mageninhalt gründlich
durchmischt.
Normalerweise erfolgen 7 – 14 Pansenbewegungen in 5 Minuten.
Die Pansentätigkeit kann man in der linken Hungergrube hören oder mit der Hand fühlen.
Herunterladen